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Mittwoch

30. Mai 1928

Unterhaltung und Wissen

Der andere Voltaire.

Zum 150. Todestage Voltaires   am 30. Mai 1928.

Es geht nicht um Voltaire, den Repräsentanten Frankreichs  , und nicht um Voltaire als Synthese des achtzehnten Jahrhunderts. Ich meine Voltaire, den Märtyrer. Voltaire, der schon als Säugling mehr litt als andere Neugeborene; Voltaire  , dessen Tod man Wochen hindurch stündlich erwartete vom Augenblick der Geburt an. Boltaire, den allzufrüh Mutterlosen, den Jesuitenschüler, der mit schief geneigtem großen Kopf auf kleinem Körper und dünnen Beinen, mit weitgeöffneten Augen immer wieder sdheu fragend vor feinen Lehrern stand, bis er ihnen durch seinen Wissensdurst läftig fiel. Boltaire, der zaghaft lächelnd an den Streichen der Mitschüler teil­nahm, nur um zu ihnen gehören zu können.

Und dann war die Stunde des kleinen Franz Maria Arouet gekommt, wenn einen Kameraden ein Strafgericht ereilte, und der demütig und zart trösten konnte. Oder wenn ein großer, lustiger Junge fich etwas zerrissen hatte und zu ungeschickt war, den Schaden zu heilen, und der blaffe, kleine Arouet für ihn dienend nähen durfte. Das Knabenleben hatte eine wunderliche Stunde der Angst und Seligkeit: als der häßliche Knabe Franz Maria vor der schönen Greifin Ninon de Lenclos   stand und sie ihn für ein kleines Kapital als Erben einsetzte, um die Schönheit seines Geiftes entfalten zu helfen.

Arouet, der Sechzehrjährige, Jurist, dann Schreiber, ohne Mög­lichkeit, seiner literarischen Arbeit zu leben, erfüllt von dem Wort des Baters: Der literarische Stand ist der Stand eines Menschen, der der Gesellschaft unnüz, seiner Familie zur Last werden und Hungers sterben wolle."

Die ersten Dichtungen Arouet  - Boltaires erscheinen. Der junge Poet wird aus Paris   verbannt. Er darf zur Aufführung seines Cedipe zurückkehren. Fügsam und still arbeitet er nach der Premiere seine Dichtung nach den Wünschen des Publikums und der Kritik um.

Jahr um Jahr war er in der Verbannung. Manche Berbannung war heiter, auf den Schlössern schöner Frauen. Aber nur die Sehn­sucht nach Heimat und Häuslichkeit ließ ihn die Nähe von Frauen lieben. Einmal nur empfand er eine rein persönliche Zuneigung: zu Susanne Livry, seiner fünstlerischen Schülerin. Er verliert sie an seinen jungen, liebenswürdigen Freund Genonville. Er bleibt mit beiden in bestem Einvernehmen. Sie waren schön und jung, und er war jung und häßlich.

Die Kavaliere Beauregard und de Rohan Chabot fießen den Dichter von einem Fest wegbitten, von ihren Dienern überfallen und mit Stöden schlagen. Der Chevalier de Rohan kommandierte von einem Wagen aus die Arbeit". Ein Sekretär Boltaires be­richtet: Der arme Geschlagene zeigte sich so oft als möglich bei Hofe und in der Stadt, aber niemand bedauerte ihn, und die er für seine Freunde hielt, haben ihm den Rücken gewendet." Die Rohans ließen ihn nach England verbannen.

In England verhöhnte das Volt den berühmten, verfemten Franzosen  . Inmitten einer ihn verspottenden Rotte steigt er unge­schickt auf einen Eckstein und besänftigt die Schreier in ihrer Mutter­Sprache:" Brave Engländer, bin ich nicht schon unglücklich genug, daß ich nicht unter euch geboren bin?"

Voltaire   schrieb 1734 die Briefe über die Engländer", in denen er das, was man in England umumwunden sagen durfte, mild und vorsichtig anzubringen suchte. Sein Verleger wurde in die Bastille gesetzt. Den Verfasser selbst sollte der Verhaftungsbefehl bei der Hochzeitsfeier des Herzogs von Richelieu   erreichen. Er war bereits nach Lothringen   geflohen. Am 10. Juni 1734 wurde in Paris  sein Buch als anstößig, der Religion, den guten Sitten und der Achtung gegen die Obrigkeit zuwiderlaufend" durch Hentershand zerrissen und verbrannt. Den reichen Ertrag der englischen Ausgabe des Werkes hatte er bereits verschenkt.

Boltaire tannte feine erotische Liebe. Er fannte nur den Wunsch, in seinem ungeheuren Anlehnungsbedürfnis von Frauen händen gepflegt zu werden. Die Frauen, zu denen Voltaire sich hin gezogen fühlte, maren die verleumdefen, unglücklich verheirateten, häßlichen. Eine Marquise du Chatelet, die Mathematikerin, die Interpretin Nemtons. Die elegante, verarmte. Die elegante, verarmte. Voltaire   fieß ihr nerfommenes Schloß herrichten, der Wissenschaftlerin ein Labora torium bauen. Den größten Teil des Tages und der Nacht faßen Freund und Freundin mun an ihren Schreibtischen. Schloß Cirney mar von 1734 bis 1745 trotz aller dazwischenliegenden Verbannungen nach Holland   und Lothringen   eine Art Heimat für den Ahasver Boltaire. Allmählich erfahren er und Marquis du Chatelet, daß fie non der Gattin und Freundin hintergangen werden mit dem jungen, ichönen, eleganten Gardefapitan St. Lambert. Aber als St. Lambert Boltaire begegnet, legt der Dichter feine dünnen, franken Arme, die müde find, als hätten sie alle Laft der Erde getragen, um des Neben buhlers" Hals und gibt sich selbst das Unrecht, auf das, mas nur einer glücklichen Jugend zusteht, alt und häßlich Anspruch gemacht zu

haben.

Boltaire schreibt seine Jungfrau von Orleans", die Bucelle". Er liebte die Heldin seines Wertes, er liebte alles, was in der unendlichen Traurigkeit seines Lebens wißig mirten mußte. Dann war es für ihn Genosse seiner Qual, fomisch zu sein und noch im hohen. Alter als possenhaft zu gelten. Er liebte in seiner als frevelhaft angesehenen Dichtung die beherzte Idiotin, die feige Grau­same, das Mädchen in den Manneskleidern, das aus einem Wirts­hause kommt und auf dem Scheiterhaufen endist." Er liebte in ihr mehr das Lämmchen" als den Löwen". Als das Buch erscheint, muß er die wesentlichsten Partien als fremde Einfügung hinstellen. Boltaires Henriade", 3aire" und Alzire" brachten Nichtachtung und Verbannung. Das Hochzeitspoßenspiel zur Ber: mählung des Dauphin Die Prinzessin von Navarra  " brachte die Ernennung zum Historiographen von Frankreich  , den Geffel in der französischen   Akademie, das Patent des föniglichen Kammerjunkers.

Der junge König Friedrich II.   von Preußen befiehlt dem Grafen Rothenburg in Boris, Boltaire in Frankreich   so zu brouillieren, daß ihm nichts übrig bliebe, als nach Berfin zu kommen." Er beruft Den jungen Literaten Baculard d'Arnaud  , um Boltaire zu reizen. Er läßt Boltaire das Reisegeld senden und äußert sich hierüber 3 31 feinem Bertrauten: Das heißt einen Hofnarren beer bezahlen,

Bon Jochen Klepper  .

Der Pariser Hof beurlaubte sehr fühl den Historiographen von Frankreich  , den Titularkammerjunker, das Mitglied der Akademie. Da ging er zu dem blonden König im Norden", Friedrichs Hof­narr", Friedrichs Danae". Aber der König erlebte in Voltaire   eine Enttäuschung: Voltaire   war müde, elend, wenn auch zäh, niemals gesund; seine Zähne fielen ihm jetzt aus, der fanatische Verkünder aller Schönheit wurde der Affe". Wenn es ihm gelungen war, den König und seinen Kreis durch geistigen Charme zu bezaubern, ver­fiel er danach förperlich und seelsch. Der Hof raunte: der Affe ist dauernd leidend, damit er höhere Renien erhält. Boltaire hörte ein Wort, das vom König über ihn gesagt sein sollte: Man preßt die Orange aus und wirst die Schale weg." Voltaires, fafia" ließ Friedrich am 24. Dezember 1752 auf öffentlichem Platze in Berlin  durch Hentershand verbrennen. Boltaire sandte seinen Kammer­herrnschlüssel und seinen Orden zurück mit den schmerzvollen Bersen von dem Geliebten und der Liebenden. Der Mathematiker Maupertuis   intrigierte gegen Boltaire; Maupertuis  , den Voltaire so verehrte, daß es Maupertuis läftig fiel." Boltaire mußte auf Reisen gehen. Eine Art literarischer Steckbrief Maupertuis  ' lief ihm voraus:

derselbe ist ein Philosoph, von zerstreutem Wesen und hastigem Gange, Augen flein   und rund, Perüde desgleichen, Nase platt, Gesicht noll, Gesichtsausdrud schlinum und selbstgefällig, trägt ständig ein Scalpell in der Tasche, um Leute von hoher Statur zu fezieren."

Am 1. Juni 1753 war Voltaire   zur Beiterreise von Frankfurt am Main   bereit. Da wurde er im Namen des Königs festgenommen, er sollte den Kammerherrnschlüssel und den Orden zurückgeben, die er nach einer flüchtigen Versöhnung wiedererhalten hatte, vor allem aber den Band der Gedichte des Königs. Er hatte ihn voraus­gesandt. Bierzehn Tage murde Voltaire   festgehalten bis zum Ein­treffen des Buches. Als er fliehen will, nimmt man ihn gefangen, sperrt ihn in einem Handelsbureau ein: Knechte und Handlungsdiener bewachen und begaffen ihn wie einen Verbrecher. Für die ent­standenen Unkosten werden ihm 190 Gulden weggenommen.

Beilage des Borwärts

Ich meinte nicht Voltaire, den Beschützer der Witwen, und nicht Voltaire, der zum Tode Verurteilte vor der Hinrichtung bewahrte und zeitlebens für sie sorgte, ich meine nicht den Dichter und Philo­fophen, den Wohltäter und Organisator der Herrschaften von Tourney, Ferney   und Délices; und nicht den großen Höfling und nicht den Pasquillanten. Ich meine Voltaire den Märtyrer, der obgleich ganz erfüllt von feinen Wunden, den Beiniger zutiefst und still verbunden, die Macht sucht, die bestimmt, daß er ihn schlägt."

Voltaire: Anekdoten.

Während der Proben von Mérope" war Voltaire   mit dem Spiel der Hauptdarstellerin Müle. Dusmesnil nicht zufrieden. Auf die Einwände des Dichters ermidert sie gereizt:

,, Man müßte den Teufel im Leibe haben, um den Ton zu treffen, den Sie verlangen."

" Freilich," erwidert Boltaire, in allen Rünften muß man den Teufel im Leibe haben, will man etwas erreichen."

Boltare, achtzig Jahre alt, wohnt den Proben seiner letzten Tragödie Irene" bei. Feurig, wie ein Jüngling, zeigt er der Clairon  , wie sie's zu machen hat.

,, Wo soll man", meint sie ,,, eine Schauspielerin finden, die die Kraft hätte, diese Verse so zu sagen? Die Anstrengung würde sie töten."

Das will ich ja gerade," ruft Boltaire aus, ich will demi Publikum diesen Dienst erweisen."

Nachdem der Arzt Poissonnier von seiner Reise nach Rußland  zurückgekehrt war, besuchte er den greifen Voltaire in seinem Schlöß­chen Ferney   und warf ihm vor, übertriebene oder ganz unrichtige Nachrichten über dieses Land verbreitet zu haben.

" Lieber Freund," sagte Boltaire, die Russen haben mir pracht­volle Pelze geschenkt, und Sie wissen ja, wie sehr ich im Winter

Sehnsucht führte ihn nach Paris  . Der Einfluß des Kardinals Tencin sollte ihm von Lyon   aus die Rückkehr ermöglichen. Collini führte ihn am Arm in das Vorzimmer des Kardinals, so schwer ver­mochte Voltaire zu laufen. Aber faum mar er bei diesem eingefriere." treten, als er schon wieder herausfam, seinen Sekretär am Arm nahm und still mit ihm zum Wagen ging; hier sagte er nach einem träume rischen Schweigen: Mein Freund, dieses Land ist nicht für mich ge schaffen."

Ein Jahr danach ist Voltaire der Besitzer des Landhauses Délices am Genfer See: Das ist höchst amüsant und man muß sich ami­sieren. Das Wasser, die Blumen, die Gebüsche find so tröstlich, was die Menschen nicht immer find." In faft frankhafter Angst fauste er die Herrschaften von Tournay   und Ferney  , die in zwei anderen Territorien liegen: Man muß zwei bis drei Schlupflöcher unter der Erde haben gegen die Hunde, die einen verfolgen." Der Patriará von Tourney, Fernen und Délices begehrt noch einmal müde ab­mehrend auf: Ich bin ja gar kein Freund vom Märtyrertum." Worte aus den Romanen dieses letzten Lebensabschnittes find sämtlich ein Resumé" Man muß nur den Garten bauen Und Ich mag gern mit Kindern spielen." Und: Es ist wohl eine Schande, daß ich in meinem Alter noch so lebhaft empfinde. Ich bin ein alter franker Mann. Entschuldigen Sie meine Traurigkeit." Und: Man sieht, mie die klugen und glücklichen Menschen die Schwachen in Fesseln schlagen und die Unglücklichen vernichten. Und gleichwohl sind doch die Glücklichen selbst ebenso nur ein Spielball des Glücks wie die Sklaven, die sie beherrschen."

In Ferney   suchte er die Berührung mit Rousseau  . Seinem Brief: Das Landhaus Délices wird erst dann seinen Namen mit vollem Rechte führen, wenn es Rouffcau bismeilen in fich schließen darf," steht als Abschluß auch diefer feelischen Tragödie Rousseaus Wort gegenüber: Unter dem Schein, an Gott zu glauben, hat er doch nur an den Teufel geglaubt. Boltaires Gott   ist ein bösartiges, schadenfrohes Wesen."

Die nahen und die fernen Berwandten des großen Corneille fuchen unter Offenheiten und Lügen zu erreichen, daß Voltaire fie erhält. Freier der jungen Marie Corneille kommen, werden seine Freunde, denen er Güter und Renten schenkt, Marie Corneille und ihr Bräutigam sollen Lernen in der Welt zu lieben und glücklich zu sein".

In der Einsamkeit noch der Vermählung der Marie Corneille bat Boltaire den jungen Schriftsteller de la Harpe zu sich, der sein Schönheitsideal war. Er meilte lange Zeit in fernen und stabl Boltaire gemeinsam mit deffen Richte Denise die neuesten und noch unveröffentlichten Manuskripte. Boltaire bat mir um die Abreise der beiden und setzte ihnen eine hohe Rente aus. Als die Ein nahmen aus seinen zu Mustergütern gestalteten Besiktümern groß genug waren, verschenkte er seine Dichtungen an junge Schauspieler, Dichter und Buchhändler.

Grimm erzählt in einem seiner Briefe:

Seit Herr von Boliaire in Paris   ist, haben schon, ich weiß nicht wieviele, Briefter sich eingebildet, durch eine Befehrung desm großen Mannes Ruhm und Reichtum erlangen zu können. Einem tiefer Herren gelingt es, bis zum Kranten vorzubringen. Er wirst sich vor seinem Bette auf die Kinie:

Im Namen Gottes, hören Sie mich an; ich werde Ihr Sünden­bock sein, alle Ihre Verfehlungen werde ich auf mich laben; aber beichten Sie sofort; ziltre, mein Sohn, versäume nicht den einzigen Augenblick, den die Gnade Dir gewährt usw."

Boltaire, in seine Kissen vergraben, hört ihm gutgelaunt zu. Ber   schickt Sie, Herr Abbé?"

,, Wer?

Gott   selbst."

Und Ihr Beglaubigungsschreiben?!"

Diese einfache Frage versetzt den braven Gottesmann in solche Berwirrung, daß Boltaire ihm mit einigen Späßen über die pein­liche Situation hinweghelfen muß.

Die Vitrine.

Wissen Sie, was eine Bitrine ist? Sicherlich! Auch über ihren 3wed find Sie orientiert?

Niemand wird daran zu zmeifeln wagen.

Und dennoch spricht man ganz bestimmt feine Beleidigung aus, menn man behauptet, daß dieses nügliche Gerät noch längst nicht in der ganzen Fülle feiner Geltung erkannt ist.

Eine Bitrine, ist nicht nur ein Glasfchrant, fostbaren Gegen ständen zum Schutze vor Staub und frevlerischem Zugriff bestimmt. Es gibt eine auf der Welt, die Sinnbild der tapitalistischen Kultur und ihres Verhältnisses zu allen Bölkern ist, die nicht mit weißer Haut begabt.

Sie steht in Melbourne   in Australien  . In einem herrlichen Museum. Und sie steht einstweilen noch leer.

Doch steht sie nicht allein. Ihr gegenüber, gleichfalls aus schönem Kristallglanz mit blank polierter Messingfassung, leistet ihr Gesellschaft. lind zeigt dem neugierigen Besucher zugleich ein Stoff­präparat: den Körper des letzten der Hunderttausende von Tasma niern, die der weißen Kultur zum Opfer fielen und teils an Alkohol, teils an Kugel und Blei, teils an den anderen Seuchen starben, die die Eroberer ihres herrlichen Landes dereinst als europäische Ge schenke mitgebracht.

rang für immer aus den Händen gefallen ist!

So arbeitet kapitalistische Kultur und Gemütstiefe vor. Gie baut Särge denen, die noch im Lichte wandeln und die längst auf der Liste auszustopfender Kuriositäten für Museumszwecke stehen, bevor sie den Fremden, die ihnen ihr Land stahlen, ausgedient haben.

Der ausgestopfte Tasmanier im Museum zu Melbourne   starrt, jolange das Licht flutet, in den leeren Raum der benachbarten Bi­Den Dreiundachtzigjährigen zmang seine diebische Nichte, ihrer trine, eben der, die Sinnbild europäischer Gemütstiefe ist. Auch sie gesellschaftlichen Stellung megen nach Paris   zu kommen. Bei der gesellschaftlichen Stellung megen nach Paris   zu kommen. Bei der soll eines Tages einen ausgestopften Gast bekommen und als glä­Einfahrt nach einer durchgearbeiteten Reise umringten die Leute von jerner Sarg den Lezien eines Boltes beherbergen. Sie ist vor­Paris den Patriarchen von Fernen um der Seltsamfeit seines Aufbereitet, dem letzten eingeborenen Australier, wenn ihm der Bumme­zuges willen. Der elegante häßliche Boltaire war seiner Zeit ent fremdet. Die Menschen suchten ihn um seiner Wunderlichkeit millen. Er empfing fie unentwegt. Die Beine schwollen ihm an von vielen Stehen. Zwei Wochen nach seiner Ankunft überfiel ihn beim Diffieren im Bett ein heftiger Blutfturz. Er brauchte höchste Ruhe: statt dessen war 3ank und Geschrei in seinem Krankenzimmer. Man fonnte sich über die Wahl des Modearztes nicht einig werden. Den Aerzten erschien als Rettung die Rückkehr nach Ferney  . Benife, die Richte, hielt ihn durch falsche Meldungen über eine Umstimmung bei Hofe feft. Sie nahm ihm seine einzige Stüße, den Freund und Sekretär. Boltaire sehnte sich hilflos nach ihm. Er nahm unentwegt Opium. Aus den Dämmerzuständen schreckte er durch die 3mangs vorstellungen auf, ein neues Wert beginnen zu müffen. Die legte Delung lehnte er ob. Boltaire mußte heimlich beerdigt werden, ehe das Bischöfliche Berbot ber Bestattung eintraf. Der Leichnam Boltaires wurde mährend her großen Renoufion nam Grabstätte zu Grabftätte gebracht. Die Geiftlichkeit Gieß Staft auf seine Gebeine jhütten, bomit fie gang bertigt mirhem.

In der Heimat sagt man, Kolonialpolitik sei Dienst an der Menschheit und zivilisatorische Aufgabe der weißen Rasse. Ihr Re­fultat, ihr vorausgesehenes Resultat aber find ausgestopfte Menschenleiber für Museen!

Und so rasend ist das Tempo der zivilisatorischen Erfolge an den armen Urnölfern der folonialen Gebiete, daß man vorsorglich. wie es den Bertretern und Verfündern tapitalistischer Kultur ge ziemt Bitrinen bereitstellt, um das mumifizierte Resultat una mittelbar nach der Bollendung den Augen der Gaffer zur Schaut stellen zu tönnen.

Wirklich, diese Ritrine zu Melbourne   ist ein Symbol von nicht mehr zu überbietender Gindringlighteita