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Primos Spekulantenbraut.

Primo keusch um Hand und Liebe Fräulein Castellanos wirbt.

Doch die Braut im Spielertriebe Durch Spekulationsgeschiebe Alle Chancen sich verdirbt.

Mit dem Herzog, mit dem Grafen Dunkles Börsenspiel sie treibt, Die sie in Lokalen trafen, Wo trotz aller Paragraphen Nachbörslich man schiebt, statt kneipt.

Primo, das ist nicht zu dulden, Solch ein Handel bringt Verdruß. Nächstens hat die Jungfrau Schulden, Darum mach mit deiner Hulden Vor dem Hochzeitstage Schluß.

Selbst der mächtigste Diktator Kommandiert kein Eheglück. Primo schickt die Braut dem Vater Statt der Liebe plagt ihn Kater ,, Angebot storniert zurück.

Jungfraun, laßt das Spekulieren, Und mit Herren gar noch mehr! Leicht kann man da mas verlieren Und die Hochzeit eskomptieren Im vorbörslichen Verkehr!

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Jonathan.

Gaukonferenz des ZDA.

Heute tritt in Berlin   die Gaukonferenz des 352. zusammen, mo die politische Gestaltung in Deutschland   durch die Reichstags= wahl eine Wendung nehmen wird, die für die Arbeitnehmer von größter Bedeutung sein dürfte. Die Arbeiten der gewerkschaftlichen Organisation stehen in engster Wechselbeziehung zum politischen Wollen der breiten Volkskreise, das sich im Ergebnis der Parla­mentswahl ausdrückt. Der starke Ruck nach links hat die Richtung angegeben, in der in Deutschland   in den nächsten Jahren gewirft werden soll. Bedeutungsvolle Aufgaben sind zu erledigen. Sozial­politische Gesetze sind zu schaffen, die auch für die Angestellten von größtem Nutzen sein sollen. In der Wirtschaftspolitik gilt es, dem Herrenstandpunkt und dem reaktionären Wollen der Unternehmer den starken Gegenwillen der Arbeitnehmer entgegenzustellen.

An allen diesen Aufgaben mitzuwirken, sind auch die Funt tionäre des 3dA. gewillt. Der Wirkungskreis steigert sich mit der Fülle der zu erledigenden Arbeiten, die im Interesse der Angestell­tenbewegung zu leisten find. In der Biermillionenstadt Berlin  , dem Zentrum der Arbeit, dem Brennpunkt des geistigen Lebens, treten die Delegierten zusammen, um über wichtige Fragen der Organisation zu sprechen.

Wir begrüßen die Vertreter aus Brandenburg  , Mecklenburg  und der Grenzmark herzlichst in der Reichshauptstadt. Wir hoffen, daß sie aus dem freiheitlichen Berlin   das Gefühl der engsten Ver= bundenheit mit der gesamten Arbeitnehmerschaft mitnehmen werden.

Verbot des Phosgengases.

Eine Kundgebung in Hamburg  .

Hamburg  , 8. Juni. Die Sozialdemokratische Partei  , die Demokratische Partei   und die Jugendgruppen dieser Parteien, das Friedenskartell und ver­schiedene Hamburger   Kulturorganisationen veranstalteten am Frei tagabend eine start besuchte Rundgebung zur Phosgen. fatastrophe. Die einstimmig angenommene Entschließung for­dert unter Hinweis auf die Hamburger   Ratastrophe ein inter. nationales Berbot der Kampfgafe. Die Innehaltung müsse durch internationale Kontrollinstanzen überwacht werden.

Wetterbericht aus deutschen   Reisegebieten. Herausgegeben von der Deffentlichen Wetterdienststelle Berlin  . Nordsee  . Helgoland  : veränderlich. Westerland  : meist trübe. Borkum  : meist wolkig. Bremen  : Aufheiterung. Hamburg  : gestern leichte Regenfälle.

Offfee. Travemünde  : meist trübe. Warnemünde  : öfters Regen. Saßniz: veränderlich, mit leichten Regenfällen. Swinemünde  : ver­änderlich, mit leichten Regenfällen. Stettin  : gestern leichte Regen­fälle. Kolberg  : veränderlich, leichte Regenfälle. Danzig- 3oppot: gestern Gewitter, nachts etwas Regen. Seebad Kranz: veränderlich, leichte Regenfälle.

Harz  . Schierke  : Betterbefferung. Bad Harzburg  : ziemlich heiter, milde Nacht. Bad Sachsa  : mehrfach Regen. Broden: öfters Regen.

Thüringen  . Oberhof  : Wetterbesserung. Eisenach  : Wetterbeffe­rung und Erwärmung.

Sachsen  . Dresden  : nachts Aufheiterung. Fichtelberg( Erzgeb.): veränderlich. Schlesien  . Breslau  : öfter etwas Regen. Flinsberg  : teils heiter, teils wolfig. Schreiberhau  : Wetterbesserung. Schneefoppe: geſtern mehrfach Niederschläge. Bad Reinerz  : teils.heiter, teils mollig, milde Nacht. Bad Landeck  : teils heiter, teils wolkig, milde Nacht. Rheingebiet. Bad Aachen  : öfters Regen. Wiesbaden  : teils heiter, teils wolkig. Frankfurt   a. M.: mehrfach leichte Regen. Feld­berg( Taunus  ): nachts Trübung.

Baden. Karlsruhe  : gestern etwas Regen. Baden- Baden  : öfters Regen. Freiburg  : öfters Regen. Feldberg( Schwarzwald  ): nachts Trübung.

Bayern  . München  : gestern mehrfach Regen. Garmisch  - Parten firchen: gestern marm. Zugspize: Schneehöhe 240 Zentimeter. Berchtesgaden  : gestern warm. Oberstdorf  : meist wolkig. Bad Tölz  : gestern warm, öfters Regen. Tegernsee  : mehrfach Regen. Desterreich. Wien  : nachts etwas Regen.

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Wetterbericht der öffentlichen Wetterdienststelle Berlin   und Um­gegend.( Nachdr. verb.) Wolkig und ziemlich warm mit etwas Gewitterneigung, südwestliche Winde.  -Für Deutschland  : Ueberall ziemlich warm, in der westlichen Hälfte vielfach Gewitterneigung.

Zum Gedächtnis Hermann Effigs

Theater am Schiffbauerdamm: Der Kuhhandel".

Bor zehn Jahren ist Hermann Essig   zu früh, als Vierzigjähriger,| so wuchtiger Gestalter verfannt wurde und in Armut sterben mußte. gestorben. Seine dramatischen Werke sind weniger bekannt, als sie es verdienen. Als fünf Jahre nach seinem Tode die Junge Bühne" sein reifstes Drama, den Ueberteufel", in einer herrlichen Auf­führung unter Jeßner herausbrachte, war alles erschüttert, daß ein

Fränze Roloff   und Viktor Schwannecke.

Wenig Erfreuliches aus den Opernhäusern.

" Madame Butterfly  " in der Städtischen Oper.

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Trotz rührender Einzelheiten der Handlung, trotz außerordent­lichen artistischne Qualitäten der Partitur: Madame Butterfly  , unter den befannten Opern Puccinis die schwächste, als Ganzes nicht mehr leicht zu ertragen, noch schwerer ganz ernst zu nehmen er= scheint nun als Neuheit in der Städtischen Oper. Die Auf­führung, nicht gerade an dem höchsten Maßstab gemeffen, an den wir in diesem Hause alljährlich während der Wintermonate gewöhnt werden, kann sich sehen und hören lassen. Violetta de Stro33i und José Riva 3, beide geben in den Hauptrollen ftimmlich- gefanglich sehr Schönes. Das Orchester, ein wenig laut stellenweise, gibt wieder, was es an Wärme und Intensität des Ausdrucks von Georg Sebastian, dem Dirigenten, empfängt. Alles, was auf der Bühne geschieht, macht den Eindruck sauberer Arbeit. Sehr fein abgestimmt ist der dekorative Rahmen, den Emil Preetorius   geschaffen hat. Doch wichtiger als die Frage nach dem Wie ist diesmal die nach dem Warum der Aufführung.

Lustspiele werden schneller alt als Tragödien. Das trifft cuch auf Hermann Effigs frische, in flottestem Tempo abrollende Luft­spiele Frauenmut" und" Der Kuhhandel" zu. Der Handlungslern des Kuhhandels insbesondere ist uns heute ziemlich fremd. Ein Pfarrer, dem mehr an seinem Portemonnaie als am Wort Gottes liegt, hat in seinem Anwesen zwar einen Ruhstall, aber feine Ruh. Das wurmt ihm mächtig, und er scheut teine Mühe, die juristischen Unterlagen für sein vermeintliches Recht auf eine Milchkuh herbei­zuschaffen. Wirklich findet er auch ein verstaubtes Aftenstück, das seinen Anspruch verbrieft. Er glaubt, vor dem Gemeinderat neben dem materiellen auch den moralischen Sieg davonzutragen. Der frei­geistige Uhrmacher des Dorfes aber ist gründlicher als der Pfarrer. Er hat sich ein späteres Schriftstück verschafft, nach dem das Recht der Pfarrei auf die Kuh für immer abgelöst ist. Die Habsucht des Geistlichen bleibt unerschütterlich. Er läßt sich vom gutmütigen Gemeindevorstand eine Ruh schenken.

Die Charattere erscheinen überdeutlich gezeichnet, das ganze Lustspiel daher roh und grob gezimmert. Aufgabe der Inszenierung ist es, diesen störenden Eindruck zu vermeiden. Hermann Essigs geniale Gestaltungskraft zeigt sich bei all seinen Werken gerade darin, daß er seine Figuren sich frei, nach ihrem ureigenen Triebe, ausleben läßt. Er reißt den Schleier von ihrer Seele und zeigt den Menschen, wie sie handeln würden, wenn sie ohne Hemmungen durch Aeußer­lichkeiten, allein ihrem Wollen folgen würden. Damit öffnet uns der Dichter die Augen über uns selbst und unsere Umwelt. Kein Regisseur hat es daher bei Hermann Essigs Werken nötig, von sich aus zu unterstreichen. Jedes Mehr ist vom Uebel. Dagegen hat Bittor Schwannede in der gestrigen Erstaufführung im Theater am Schiffbauerdamm schwer gesündigt. Er will fomische Wirkungen um jeden Preis. Er figelt Gelächter heraus, und er schreitet nicht ein; wenn der Pfarrer( Adolf Man 3) seine Charakterfehler so über­deutlich darstellt, daß man am Berstand des Geistlichen zweifelt, oder wenn die Pfarrersfrau( Ilse Baerwa Id) statt spießig zu sein, findisch wird. Friedrich Gna ß( Uhrmacher) ist der Theaterintrigant, wie man ihn vor 20 Jahren aufgefaßt hat. Die billige Drastik, die grobe Konik der Inszenierung schadet dem Ganzen. An diesem Ein­druck können famos aufgefaßte Nebenrollen( Dora Gerson  , José Almas, Fränze Roloff   und Sigmund Nunberg) nicht viel ändern. Der Beifall des Publikums ist start und äußerst herzlich, mit ein Verdienst der großartigen Bühnenbilder des Edward Suhr. Ernst Degner.

Zehntes Sinfoniekonzert der Staatsoper.

Legtes Sinfoniekonzert der Staatsoper Unter den Linden. Zu­gleich unwiderruflich letzter Abend im Mozart- Zyklus. Wie der sich so durch die Saison sickert, mündet er schließlich in das muntere Geplätscher einer Wiener   Plauderstunde. Wien  , wie es tanzt und marschiert, wie es immer fröhlich und guter Dinge ist, Wien  , wie es nie gewesen ist, doch noch immer in der Borstellung argloser Menschen lebt: ein sanft vertrotteltes Phäafenländchen.

Das Konzertprogramm, das gute Namen zieren, besteht fast nur aus niedlichen Zutaten. Aber wenn manches in dieser Konzert­saison der Staatsoper improvisiert wirfte, dieses Programm, bis zu den letzten beiden schwachen Straußwalzern, stand von Anfang das in fünf Jahren Erich Kleiber   hier geschaffen hat. an fest, wir zweifeln nicht daran. Es ist das einzige Stück Tradition,

Klaus Pringsheim  .

Ein Sommernachtstraum."

Freilichttheater Jungfernheide.

Während Theseus   und Hippolyta   ernstlich daran denken, in den Stand der heiligen Ehe zu treten, während sich die anderen Liebes­paare allmählich finden und Titania zu ihrem Oberon zurückkehrt, erst ganz sacht und dann immer ent­

Madame Butterfly, als gangbare Gebrauchsoper manchem Theaterbetrieb nützlich, gehört seit Jahren zum Repertoirebestand fängt es an zu regnen der Staatsoper. Warum nur wird sie in der Stadtoper neu herschiedener. Die Vorstellung muß abgebrochen werden. Schließlich ausgebracht? Das Berliner   Opernleben hat feinen Gewinn von ist dies die Gefahr, die über jeder Freilichtaufführung schwebt. dieser ,, Novität", die nur für das Haus eine ist. Aber welches In­Man spielt am Nachmittag, und die schönsten Szenen des Som­teresse hat das Haus? Gilt es, ein junges Talent in dieser be- mernachtstraumes" sind von Shakespeare   in die Nacht verlegt. Der stimmten Rolle herauszustellen? Regisseur Emil Lind weiß sich zu helfen, indem er einen großen Mond aus Pappe aufzieht und außerdem ein Schild mit der Auf­schrift ,, Nacht" einmal über die Vorbühne tragen läßt. Das ist ein guter Einfall, doch diese Stilisierung will sich nicht recht mit dem Naturalismus der umgebenden Natur vertragen, ganz abgesehen davon sinkt der Stimmungsgehalt der Szenen, ihre Lyrik wird durch die Sonne herabgedrückt. Es wird überhaupt nicht auf einer Waldbühne gespielt, sondern auf einer halbkreisförmigen Borbühne, die durch eine Waldkulisse abgeschlossen ist. Auf diesem großen, ohne Dekoration, so fann das Scheinwerferlicht den einzelnen Dar­freien Platz verlieren sich aber die Menschen. Spielt man im Theater steller hervorheben oder eine Gruppe zu einer Einheit zusammen­schließen. Dies ist hier unmöglich. Jedes Ensemblespiel ist im Reim erstickt. Stehen hingegen die Menschen dichter zusammen, dann bleibt die Fläche unbelebt. Außerdem wirken in dem großen Raum die Besten immer winzig. Keine Freilichtbühne hat bisher dieses fünstlerische Problem lösen können und es ist scheinbar nicht zu lösen.

Aber keine Rede davon; Violitto de Strozzi, ist ja nur Aushilfsgaft; vom Staat ausgeglichen, wie der Regiffeur Karl Holy. Auch in der Rolle des Konsuls übrigens, für die im Ensemble eine erste Kraft zur Verfügung steht, erscheint als Gast deffen Bekanntschaft zu machen, wir gewiß nicht bedauern: Hans Reinmar  , Sänger Don Stimme, Figur und Intelligenz. Eine zusammengeborgte Vor­stellung also, wie sie hier leider keine Seltenheit. Doch warum just dieses Werk, das neu gestellt werden mußte? Antwort ist die falsche Repertoirepolitit, die in diesem Theater gemacht wird, Ant­wort ist der Geist des Deutschen Opernhauses, dem von je der Un­geift provinzieller Mittelmäßigkeit im Gemäuer sigt. Man will eine Kassenoper" gewinnen, und Madame Butterfly  " ist dafür bekannt. daß sie eine ist. Das ist es, was man will, nicht nötig hat, zu wollen. Ohne als Kaffenopern gestempelt zu sein, sind es zwei Dutzend Opern im Haufe der Städtischen Oper durch den außer­ordentlichen Rang ihrer Wiedergabe geworden. Wo sind sie ge= ordentlichen Rang ihrer Wiedergabe geworden. Wo sind sie ge­Slieben? Charlottenburg   den Charlottenburgern. Unter neun Vor­stellungen, die der zu: Stunde aushängende Wochenspielplan an­zeigt, ist eine, die aus dem Arbeitsertrag der letzten drei Jahre, also der Städtischen Oper, stammt sind sieben aus der Erbschaft des Deutschen Opernhauses. Dazu, im selben Geist als achte: Madame Butterfly  . Mit drei Aushilfsgästen!

DER SONNTAG DER

SOMMER- AUSSTELLUNG AM KAISERDAMM

Von 9 bis 9 Uhr geöffnet( Einlaß bis 8 Uhr) Eintrittspreis 1.50 M., Jugendliche 0.75 M., Familienkarten( für 2 Erwachs. und 2 Jugendl  . oder 3 Erwachs.) 3,50 M., Kinder- Zusatzkarte 0.25 M. Bei schönem Weiter: KONZERT in den Funkturmgärten

Die Aufführung war von der Bühnengenossenschaft für engage­mentslose Schauspieler veranstaltet. Merkwürdigerweise befand sich unter ihnen auch Paul Hu dels. Man spielt gut und ordentlich. Am besten gelangen die Rüpelszenen. ―t.

Eine Erffaufführung der Tanzpantomimen Der Dämon" von Baul Hindemith, Dgelala" von Erwin Schulboff und Le Boeuf sur le Toit von Darius Milhaud   findet Sonntag, 11, Uhr, im Neuen Theater am 300 statt.

ERNÄHRUNG"