Rückgang der Arbeitslosigkeit.
Kein Umschwung der Konjunktur.
In der Arbeitslosenversicherung ist in der Zeit vom 15. bis 31. Mai die Zahl der männlichen Hauptunterstüßungsempfänger weiter um rund 19 700 oder um 4 Proz. gesunken, während bei den Frauen wieder eine geringe 3 unahme um 7000 oder um 4,8 Proz. zu verzeichnen ist. Insgesamt ging die Zahl der Hauptunterstützungsempfänger von rund 642 200 auf 629 500, das ist um 12 700 oder um 2 Proz. zurüd. In der Krisenunterstühung haf in der gleichen Zeit die Zahl der Hauptunterstützungsempfänger sowohl bei den Männer als auch bei den Frauen weiter abgenom men; sie fant von insgesamt 142 900 auf 132 400 oder um 7,3 Proz. Die Zahl der Notftandsarbeiter hat in der Berichtszeit um 4,3 Proz. abgenommen. Sie betrug am 31. Mai rund 87 900, davon hatten vorher Arbeitslosenunterstühung 67 600, Krifenunterffüßung 20 300 erhalten. Auf 100 Hauptunterstützungsempfänger in der Arbeitslosenversicherung entfielen fomit 10,7, auf 100 Hauptunterstützungsempfänger in der Krisenunterstützung 15,4 Nofftands.
arbeiter.
Somit sind auch in der zweiten Maihälfte rund 37 000 Arbeiter und Angestellte in den normalen Produktionsprozeß eingereiht worden. Die Unfenrufe, die feit Wochen in der bürgerlichen Presse laut werden von dem Umschmung der Konjuntiur, haben sich also nicht bewahrheitet. Es ist dabei interessant, daran zu erinnern, daß die Anzahl der Arbeitslosen wohl auch heute noch im Bergeich zur Borfriegszeit eine anormale hohe ist sie betrug am 16. Mai 1178 410 aber im Verhältnis zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres, das man als die Zeit einer Hochtonjunktur zu bezeichnen pflegt, waren es immer noch rund 230000 Arbeitslose meniger. Es stehen also heute gut eine Biertelmillion mehr Arbeiter und Angestellte im Produktionsprozeß als im Vorjahre.
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Es ist sicher, daß man sich in der Schwerindustrie die größte Mühe gibt, die Konjunttur abzustoppen. Daß die Reichsbahn mit ihrem Antrage auf Erhöhung der Tariffage den Schwerindustriellen folgte, ist bei der Zusammensetzung des Berwaltungsrats der Reichsbahn nicht weiter verwunderlich. Die neue Reichsregierung wird die sehr wichtige Aufgabe haben, die systematischen Sabotageversuche gegen die Wirtschaft, die besonders von der Schmerindustrie ausgehen und ein Ausfluß der Kartellpolitik sind, scharf zu überwachen und zu durchkreuzen.
Volkskommiffars Rennstall.
Wie Gelder für obdachlose Kinder verwandt werden. Mostau, 13. Juni. Geit in der Kommunistischen Partei das Signal zu„ unerbitt licher Selbsttritit" gegeben worden ist, vergeht taum ein Tag, ohne daß die Parteiblätter Enthüllungen über Rorruption im Bartei und im Somjetftaatsapparat bringen und eine Kritik daran üben, die allerdings an Unerbittlichkeit faum etwas zu münschen übrig läßt. Die neueste Korruptionsaffäre hat sich in dem autonomen Gebiet der Baschfiren obgespielt, und im Mittelpunkt der Affäre steht der stellvertretende Boltstommiffar
Simonow. Dieser hat seit längerer Zeit im Stil eines großen
Herrn gelebt, wobei er seinen Aufwand aus öffentlichen Geldern bestritt, die er sich angeeignet hatte. Er hielt einen großen Rennstall, dessen Rassepferde mit Summen bezahlt waren, welche die Sowjetregierung für die Unterbringung und Verpflegung obdachloser Kinder angewiesen hatte. Ferner legte er eine Bienenzucht an und was die Sowjetpresse darüber berichtet, flingt geradezu grotest: in 48 Bienenförben blieben von den an
geschafften Bienen nur 15 am Leben, weil Simonow einen Boli giften als 3mter angestellt hatte, der von der Sache natürlich nichts verstand. Im Staatsdienst hatte Simonom verschiedene anrüchige und teilweise direkt verbrecherische Abenteurer untergebracht, die ihm bei seinen Schiebungen behilflich waren. Benn schon diese ganze Affäre die bitterste Stritit der Sowjet preffe herausfordert, so mird die Entrüstung noch gesteigert durch die Entscheidung des höchsten Gerichtshofs der Baschtiren, der sich damit begnügte, Simonom einen Tabel auszusprechen, worauf dieser aus dem Baschtirenlande verschwand und sich in Moskau eine Anstellung zu verschaffen wußte. Die Bramba" verlangt jetzt die sofortige Biederaufnahme des Prozeßverfahrens gegen Simonow , und zwar vor einem anderen Gericht, da das bajchtirische fich unfähig erwiesen habe, Recht und Unrecht zu unterscheiden. Wie die Bramba" dabei mitteilt, foll dieses Gericht bei der Prüfung der Affäre mit den Rennpferden es als mildernden Umstand für Simo. nom angesehen haben, daß er immerhin der Idee der Zucht guter Pferde im Baschtirenlande gedient habe".
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In den Dorfsowjets des Bezirks Saporosbie sind 95 Abgeordnete wegen völliger Untätigkeit abgesezt worden. Sie haben die Sowjets niemals besucht, und sich um ihre Amtspflicht überhaupt nicht gefümmert.
Durch Draht und Funk.
Amanullah hat dem Schah von Perfion bei einem Befuch den selben Herzogsmantel gestiftet, den er auch dem Reichskanzler a. D. Marg geschenkt hat.
Gegen die fommunistische Propaganda hat die japanische Regierung, ohne das Barlament zu befragen, ftrenge Strafbestimmun gen erlassen. Die Todesstrafe ist für organisatorische Tätigkeit vorgesehen.
Squats Staatstheater.
Lyon Feuchtwanger: Kalfutta, 4. Mai."
Lyon Feuchtwanger schreibt gefunde, dicleibige, aus rikaner lesen ihn mit Recht und mit Freude. Gedichte Feuchtwangers guter Laune entströmende Romane. Deutsche, Engländer und Ameamerikanisieren unsere Muttersprache und unsere Gedanken, die noch nicht immer von der Mondscheinromantit furiert sind. Der ganze, fräftige, gedrungene, zur Perfiflage und zum Tatsachenpathos auf gelegte Mann gefällt uns, weil er innerlich dampft. Sein Kolonial. drama ist diskutabel, und man verliert sich vor allem nicht in gefünftelte Brobleme, sobald der Borhang aufgeht.
,, Kalkutta , 4. Mai." Sybille Binder als Lady Marjorie v. Hike und Rudolf Forster als Warren Hastings .
Dieser Barren Haftings, der 1775 für das britische Imperium Indien regierte, tnebelte und auspreßte, war ein Rolonialpionier mit aufgepulverter Genialität. Doch Dschingisthan wurde der Sage nach schon mit einem getrodneten Blutklumpen in der rechten Handfläche geboren, und alle Erben dieses Geistes und dieser Courage find ähnlich infiziert, mochten sie vom Osten oder vom Besten fommen. Der britische Dichingisthan möchte feinen angeborenen Blutfleden verbergen, mit Emphase auf die Reinheit seiner Hände hin
Ein schneller Zusammenbruch.
Piscator legt feine Konzession nieder.
Ermin Biscator, der seine beiden Theater ökonomisch vermirtschaftete, flammert sich nicht mit Berbitterung an sein Amt. Er ist aufs Berliner Polizeipräsidium gegangen, und hat mitgeteilt, daß er aus der Liste der tonzessionierten Theaterdirettoren gestrichen sein will. Die Kautionssumme, die deponiert war, fann nun an die leidtragenden Schauspieler ausgezahlt werden. So kommt wenigstens etwas Gutes bei der ganzen traurigen Angelegenheit heraus.
Man bedauert es eigentlich, daß die pessimistischen Propheten recht behielten. Als Piscator so schwungvoll im Theater am Nollendorfplatz begann, füllte sich die Kaffe. 3weifellos tamen die NeuSas snobistischste Bublitum in den tapitalistischsten Mercedes . und gierigen herangelaufen. Man erlebte das seltsame Schauspiel, daß Stenr- Wagen beim Theater am Rollendorfplaz norfuhr, um dem revolutionärsten Theaterdirektor erhebliche Eintrittsgelder auf das Zahlbrett zu legen. Doch bald fam die Enttäuschung, fie fam bei den nahen Gesinnungsfreunden Biscators ebenso schnell wie bei dem zahlungskräftigen Schwarm der Neugierigen. Die revolutionäre Regie Piscators war wie ein Strohfeuer. Die Technik interessierte einen Moment, dann sah man, daß nur eine Marotte und nicht ein Mann mit blühenden und stürmischen Kunstinstinkten dahinter stedte. Man wurde müde, die Künstler Piscators ebenso sehr wie das Bublitum, das für seine Künstler die Gelder aufbringen sollte.
meisen und den englischen Kolonialhnänen beteuern, daß er mur zum Rolonialpioniers ist nicht leicht zu fassen. Nimmt man ihn fentimental, Guten gehenft und erpreßt hat. Solch fomplizierter Charafter eines so erscheint er lächerlich und fnabenhaft, nimmt man ihn als politischer Psychologe, dann bleibt irgendein moralischer Grundfag unbe friedigt, der auch dem Eroberer neuer Welten befiehlt: Du sollst nicht morden, du sollst nicht stehlen.
Warren Hastings tut beides, menn auch im guten Glauben und in patriotischer Absicht. Darum soll er nach dem Bild des Dramatiters absolviert werden. Aus höherer Staatsraijon, meint der Dichter. Das geht nicht vollkommen, da das Drama nicht zur Stügung dieser These eingefädelt und abgerollt wird. Man ist sich stredenweise im unflaren darüber, ob Barren Hastings ein Schuft und Komödiant oder wirklich ein Kolonialbonze mit reinsten Händen ift. Er steht schließlich als ein Ironiter auf der Bühne, der auch nur mit der Tugend Begierspiel treibt, um sich allein, seinen Triumph, fein Ideal und feinen Traum zu rechtfertigen. Im Beichtstuhl wird fein Kolonialpionier freigesprochen. Urteilt man jedoch so meitherzig wie der Dichter, dann verdient Warren Hastings den Lorbeer. Die Lösung erfolgt nach dem Rezept: Erfolg ist alles.
Feuchtwanger will ein scharfer und faltblütiger Mathematifer der Bühne sein. Deshalb vermeidet er das lyrische Wort. Aus der Trockenheit der Ereignisse soll sich die Hitze des Dramatischen entwickeln. Er baut sein Drama logisch. Man vermißt darum das Ahnungsvolle, die künstlerische Berkürzung, schließlich auch den Schwung. Es ist ein Drama nach politischen Aften, die allzu be hutsam durchstöbert werden. Hätte der Dichter die Alten weniger gut im Gedächtnis behalten, die drei Afte seines historischen Dramas würden weniger breit geworden sein. Doch ein heller Kopf arbeitet. Das Auge und das Ohr für das Theater fehlen nicht. Nur ersetzt der Dramatiker noch zu häufig die Spißigkeit durch den Schwall der angeschwemmten und aufgeschwemmten Worte.
Auch der Regisseur Erich Engel und Rudolf Forster , der Warren Hastings , dehnen, dehnen, dehnen. Man spielt psycholegisch und mit Drückern auf die Gedanken und Pointen. Man sucht nach Charakterrollen und Stimmungsintermezzi und bürdet der Historie einen schauspielerischen Ballast auf, den sie nicht verträgt.
Alles historische Bersonal um Warren Haftings dient nur zur Marionette. Es liefert von Anfang an verholztes Redematerial. Es stürmen feine Menschen gegeneinander, es ftreiten nur im ungelöften Dialog einige Prinzipien, die zufällig in Menschenleiber hin. eingerieten. Friz Bald, Walter Frand, Paul Bildt , Sybille Binder, Hans Heinfoth, Aribert Wäscher und Lothar Müthel find an diesem ins Ewige ausgesponnenen Redeturnier beteiligt. Sie ermüden sich und das Parkett.
Sanfter englischer Ehebruchschwank. ( Deutsches Künstlertheater.)
,, Das sind ja reizende Leute...", ein Schwant, oder, mie der Berfasser Michael Arlen ihn nennt, ein Familienidyll, gehört zu der Sorte von englischer Unterhaltungsliteratur, die geeignet ist, auf sympathische Weise Langeweile zu verbreiten. Die Sache fängt mit schlimmer Aufloderung der Sitten an, um zum Schluß ohne Gefährdung der landesüblichen Moral im Sand zu verlaufen. Die reizenden Leute des Michael Arlen sind ein Ehepaar nebst verschuldetem Schwiegerpapa. Drei Akte hindurch droht ein Ehebruch. In der letzten Szene segelt die Gattin geläutert in den Hafen der gesetzmäßigen Ehe zurüd. Es ist bedauerlich, daß sich der Autor verpflichtet fühlt, bei dieser Gelegenheit auch die Zuschauer zu läutern. Er hat, um der Gerechtigkeit willen sei es ihm attestiert, mögliche Einfälle. Einfall 1: Der Mann, ein mächtiger Konzerndirettor ist mit der bevorstehenden Trübung seiner The vor allem deshalb nicht einverstanden, weil die Gattin mit seinem fähigsten Angestellten durchgegangen ist, den er nicht den schwierigen Fall lösen wird. Einfall 2: Das neue Männerentbehren fann. Der Zuschauer wartet gespannt, wie der Autor ideal der jungen Frau entpuppt sich als Sohn des Kammerdieners ihres Vaters, eine Entdeckung, die allen Beteiligten bittere Sorgen macht. Zu diesen beiden luftigen Punkten ist zu sagen: Einfall 1 ist ein Blindgänger. Der Autor löst den 3wiespalt überhaupt nich:; Einfall 2 ist von Bernhard Shaw.
2 in Worten zwei
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Lia
Es war ein sehr schneller Zusammenbruch. Aber man hofft, Der Regiffeur Leo Mittler versucht für den dürftigen daß Piscator gelernt hat. Er ist noch so jung. Bielleicht blüht ihm Schwant durch sorcierten Schwung Interesse zu erwecken. das Glüd, daß er bessere Stücke entdeckt, als diejenigen, die er her- Eibenschütz hat die Walze frecher Badfisch" aufgedreht: Jedes ausbrachte. Und dann: Er sollte den Dichtern das Dichten über Wort geziert, jede Geste unnatürlich. Nora Gregor legt der lassen, er sollte die Dramen nicht so zurechtbauen, wie es bei ihm Rolle der beinahe untreuen Gattin einen Schminkhauch von zur Gewohnheit geworden war. Man pflegte sich in Theaterkreisen Dämonie auf. Paul Hörbiger fann den Kammerbiener troß zu erzählen, daß Piscators Premieren eigentlich nur Proben und ehrlichen Bemühens nicht mit modernen fünstlerischen Mitteln ge Generalproben wären. Er stellte das Stück heraus, ehe er es noch stalten, als es die altmodische Rolle gestattet. An Ferdinand ganz zufammengedottert hatte, und hatte er es zusammengedoftert, a rdt erfreut ein Zug unverschämter Energie. Die lähmende dann fing er wieder von neuem an, um zu flicken oder zu vervoll- Langeweile wird insbesondere übertönt durch Julius Falkenstein ständigen. Diese Methode übte er nicht als ein Fanatiker der abso- und Johannes Riemann . Julius Faltenstein verkörpert luten Vollkommenheit, sondern nur, weil er unsicher herumtastete. beinahe rührend die Aengste des durch Schulden und Töchterlaunen Er wußte nicht, auf welcher Seite er sein Bublifum umftreicheln in die Enge getriebenen Schwiegerpapas und Johannes und umschmeicheln sollte. Er schielte zugleich nach dem Kurfürsten- Riemann spielt flott, sicher und sympathisch den Chebrecher. damm und nach dem Wedding , und beide Parteien fühlten sich Seine unbekümmerte Sorglofigkeit leuchtet erfreulich durch das schließlich enttäuscht, beide verweigerten ihm die Gefolgschaft. Düfter des Abends.
In den Bereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst, Hardenbergstraße 33, wurde eine Ausstellung photographischer Bergrößerungen fleiner und kleinster Pflanzenteile( Stengel, Im japanischen Kriegsministerium sind Nachrichten eingegangen, Knospen, Blüten, Ranten usw.) von Prof. R. Bloßfeldt eröffnet. die den Tod Tschangtsolins bestätigen. Der Eintritt während des ganzen Tages ist frei.
Ernst Degner.
Paul Caffirer, Biftoriaftr. 35, eröffnet am 16. eine Sonderausstellung Otto Burchardt& Co., Berlin . Alt chinesische Malerei" aus dem Besiz der Kunsthandlung Dr.
Die Bollsbühnen- Verlags- und Beefriebs- G. m. b. 5, Berlin , Blaz ber Republit 7, erwarb für ihren Bühnenvertrieb Das Feit von Michael Golb, cin Schauspiel aus der megifanifchen Revolution in einem Prolog nnd drei Aufzügen, deutsch von Hermynia zur Mühlen .
VATER/ MUTTER/ KINDER
DIE ERNÄHRUNG
Ein Besuch bringt wertvolle Belehrung fürs ganze Leben
Täglich: 9 bis 8 Uhr( Einlaß bis 7 Uhr). Sonnabend und Sonntag: 9 bis 9 Uhr( Einlaß bis 8 Uhr).- Eintritt: 1.50 MX., Jugendliche 0.75 Mk. Famillenkarten für 2 Erwachsene und 2 Jugendliche oder 3 Erwachsene nur 3.50 Mk., Zusatz- Kinderkarte 0.25 Mk.