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BERLIN  

Sonnabend, 23. Juni

#Der Abend

1928

Erscheint täglich außer Sonntags. Sugleich Abendausgabe des Vorwärts". Bezugspreis beide Ausgaben 85 Pf. pro Woche, 3,60 M. pro Monat. Redaktion und Erpedition: Berlin   SW 68, Lindenstr. 3

Spätausgabe des Vorwärts

10 Pf.

Nr. 294

B145

45. Jahrgang.

66 anzeigenpreis: Die einfpaltige Nonpareillezeite 80 Pf., Reklamezeile 5 M. Ermäßigungen nach Tarif. Bosscheckkonto: Vorwärts- Verlag G. m. b. H., Berlin   Nr. 37536. Fernsprecher: Donhoff 292 bis 297

Furchtbare Granatenexplosion.

Acht Tote, vierzig Verletzte, weitere Explosionen werden erwartet.

In einem Altlager in Brügge  ( Belgien  ) brach ein Brand aus. Als der Besitzer des Lagers und sein Schwager versuchten, das Feuer zu löschen, ereignete sich eine Explosion, durch die die beiden Männer und alle aufgespeicherten Materialien weit fortgeschleudert wurden. Sämtliche in der Nachbar­schaft stehenden Häuser wurden schwer beschädigt. Acht Personen wurden getötet und bierzig verlegt, darunter mehrere sehr schwer. Die Explosion ist auf das Plazen einer Gra. nate sehr großen Kalibers, die sich in einem Altmetallhaufen befand, zurückzuführen. Man be-­fürchtet weitere Explosionen, da man vermutet, daß unter dem Altmetall noch weitere Granaten vor: handen sind.

In höchster Gefahr!

Die von Nobile getrennten Gruppen treiben ab.

Die beiden von Mobile getrennten Gruppen der Jtalia" Befa hung befinden sich zweifellos, falls fie noch am Leben sind, in größter Gefahr, da das Eis start zu treiben begonnen hat. Man hält es für wahrscheinlich, daß die drei Mann, unter denen sich der schwedische Meteorologe Malmgreen be­findet, in der Richtung nach den Sieben- Inseln abgetrieben worden sind.

lleber den zweiten von Maddalena und Penso ausgeführten Versorgungsflug zur Gruppe Nobiles wird dem ,, Corriere della Sera  " aus der Kingsbay gemeldet: Maddalena und Penso haben mit ihren Flugzeugen die Kingsbay verlassen. Sie hatten je 1700 Liter Benzin und die zum Abwurf bestimmten Materialien an Bord, darunter zwei pneumatische Faltboote neuesten Typs mit einer Tragfähigkeit für je fünf Personen. Kurz vor dem Start ließ sich die seit Mittwoch verstummte Feldradiostation Nobiles hören, die ausgezeichnete Sichtverhältnisse bestätigte. Unter Füh­rung von Maddalena erreichten beide Flugzeuge nach wenigen radiotelegraphischen Richtungsfignalen Nobiles die Schiffbrüchigen. Von der Insel Foyn brauchten sie genau 13 Minuten bis zum Stand­ort Nobiles. Diesmal konnten die einzelnen vor dem Zelt stehenden Männer besser erkannt werden. Die Schiffbrüchigen haben lange Bärte und ihre Gesichter sind von der Sonne geschwärzt. Nachdem die Radioaktumulatoren mit Hilfe von drei Fallschirmen niedergelassen waren, erfolgte der Ab­wurf des übrigen Materiais, der einem wahren Patetregen glich. Kommandant Penso versuchte inzwischen zu landen. Er stieg mehr­mals bis auf 5 meter herunter, mußte aber die Versuche aufgeben, da sich immer unüberwindbare meterhohe Eisblöcke vorfanden. Nach annähernd einstündigem Ueberfliegen der Schiffbrüchigen tehrten die beiden Piloten nach der Kingsbaŋ zurück. Sie erklärten dem Kommandanten der ,, Citta di Milano", daß nach ihrer Ansicht nur ein Eisbrecher die Nobile- Gruppe erreichen könne. Das Bad eis sei zwischen dem Nordkap   und dem Kap Platen fest. Nördlich und östlich der Insel Foyn dagegen befänden sich zahlreiche Kanäle, die auch einen Erfolg von Schlittenerpeditionen in Frage stellten. Sie bestätigten, daß Nobile mit den jetzt zur Verfügung stehenden Materialien, insbesondere den Faldbooten, sich vielleicht zur Er­reichung der Foyn- Insel entschließe, in welchem Falle die Gruppe Robile als gerettet zu betrachten wäre.

Die Zugkatastrophe in Schweden  .

Die Skupschtina in Belgrad  .

Unser Bild zeigt die Skupschtina in Belgrad  , das Parlamentsgebäude Jugoslawiens  , in dem vor einigen Tagen ein Attentat auf den Kroatenführer Paul Raditsch verübt wurde. Die Skupschtina ist in einer früheren Reithalle untergebracht; seit etwa zwanzig Jahren wird in Belgrad   an einem neuen Parlamentsgebäude gebaut.- Links oben der schwerverletzte Bauernführer Stephan Raditsch, rechts sein Neffe, der getötete Kroatenführer Paul Raditsch.

Ueberfall im Stadtbahnzug.

Tatfräftiges Eingreifen eines Arbeiters.- Täter verhaftet.

Ein frecher Ueberfall wurde in der vergangenen Nacht in einem Stadtbahnzuge verübt. Durch die Geistesgegenwart eines Arbeiters fonnte der Täter verhaftet werden. Eine 40 Jahre alte Schneiderin Klara Klemte aus der Schumannstraße 1 hatte in Westend   einen Zug in Richtung Friedrichstraße   beſtiegen und in einem Nichtraucherabteil Platz ge­nommen. Hinter dem Bahnhof Beusselstraße tam plötzlich aus einem Nebenabteil ein junger Bursche herein, packte die Frau am Halse, würgte sie und schlug auf sie ein. Die Angefallene rief laut um Hilfe. Ein Arbeiter Bereitschaft aus

Funktionärkonferenz

morgen, Sonntag, den 24. Juni vorm. 11 Uhr pünktl., Germania  - Säle Chausseestr. 110 Der belgische Sozialistenführer

Stoholm, 23. Juni. Emile Vandervelde  

Gegen 11 Uhr abends waren 14 von den 16 Todes opfern

spricht über den

der Auguststraße, der in dem durch eine verschlossene Tür ab­getrennten Raucherabteil nebenan saß, hörte die Rufe und zog, da sich die Tür nicht öffnen ließ, turz entschlossen die Notbremse. Als der Zug daraufhin die Fahrt verlangsamte, stieg er auf das Trittbrett hinaus und ging auf diesem entlang zum Nebenabteil. Er sah den Burschen mit der Frau beschäftigt und öffnete die Abteiltür, um ihr zu Hilfe zu kommen. Der Strolch hatte mittlerweile aber den Arbeiter auch bemerkt, ergriff die Flucht und sprang auf der entgegengesetzten Seite zum Wagen hinaus auf die offene Strecke. Sein Versuch, in der Dunkelheit zu entkommen, scheiterte. Stredenarbeiter, die gerade an dieser Stelle tätig waren, hatten die Vorgänge beobachtet und eröffneten auf den Flüchtenden ein Bombardement mit Steinen. Sie trafen ihn so, daß er zu Boden fiel und festgenommen werden konnte.

Auf dem Polizeiamt Charlottenburg  , wohin man den Ver

hafteten brachte, wurde er festgestellt als ein 25 Jahre alter Otto

Rowalewski, der aus Angerburg  ( Ostpreußen  ) stammt. Bis zum gestrigen Freitag war Komalewski in der Maschinenfabrik von Löwe in Arbeit, gab seine Stelle dann aber freiwillig auf. Er behauptet, daß er mit der Schneiderin nur schön tun" wollte. Das ist aber offenbar eine Ausrede, es tam ihm vermutlich auf einen Raub an. Die Ueberfallene hat keinen erheblichen Körper­schaden davongetragen und geraubt ist ihr auch nichts. Kowalewski

der Eisenbahnkatastrophe identifiziert. Unter den Todesopfern be- Internationalen Sozialistenkongreß wurde dem Raubdezernat der Kriminalpolizei eingeliefert.

findet sich kein Ausländer. Der Zustand zweier von den Ber­letzten wird als besorgniserregend angefehen. Das Unglück dürfte darauf zurückzuführen sein, daß der Führer der Hilfslokomotive ein Signal des Stationsvorstehers falsch verstanden hat. Der Führer der Hilfslokomotive wurde schwer verletzt. Der Führer und die beiden Heizer der Schnellzugslokomotive wurden getötet. Unter den Opfern befindet sich auch der Führer der schwedischen Bauernpartel

in Brüssel  

Es sprechen

Die Rede wird übersetzt von Frau Toni Sender, M. d. R. sowie der Sekretär der Soz. Jugendinternationale Ollen h'auer. Auch Nicht. funktionäre haben Zutritt. Parteimitgliedsbuch dient als Ausweis.

außerdem die Reichstagsabgeordneten Dr. Breitscheid und Künstler,

Der Bezirksvorstand Berlin  

der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  

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An die Unrechte fam in der vergangenen Nacht ein junger Bursche, ein 24 Jahre alter Handlungsgehilfe Johannes L. aus der Achenbachstraße. In der Nähe der Freiarchenbrüde im Tiergarten belästigte er eine heimgehende Studentin und versuchte, fie in Gebüsche zu ziehen. Die Dame setzte sich aber fräftig zur Behr, schlug auf den Burschen ein und hielt ihn