Gedankenarmut oder Schlimmeres?
Wie die Arbeitsuchenden um ihr Geld gebracht werden.
Aus unserem Leserkreise wird uns geschrieben:
In der Sonntagausgabe einer Berliner Tageszeitung fand ich 487 Inserate, in denen faufmännische Angestellte, männlich: und meibliche, gesucht werden. Ein geringer Bruchteil, noh nicht 8 Prozent, nennt die suchende Firma und gibt Gelegenheit zur persönlichen Vorstellung und Vorlegung von Originalzeugnissen. Der weitaus größte Teil aber besteht aus Chiffreinseraten, in denen die Einsendung von Lebenslauf und Zeugnisabschriften, vielfach auch die Beibringung eines Lichtbildes, in nicht seltenen Fällen auch die Beifügung von Rückporto verlangt wird.
Statt theoretischer Erwägungen ein Beispiel aus der Praxis: Der Verfasser dieser Ausführungen war ohne sein Verschulden arbeitslos geworden, weil die Firma, bei der er angestell: war, in Konkurs geriet. Er arbeitet in einer Branche, die besonders schlechte Konjunktur hat. Er ist 40 Jahre alt und verheiratet, gehört also nach dem Durchschnitt der heutigen Afihten schon zum alten Eisen, denn es finden sich Inserate, in denen für leitende Posten Herren von nicht mehr als 25 Jahren mit langjährigen Erfahrungen gesucht werden! Der Verfasser war also in besonders schlechter Lage, zumal er Vermögen nicht besaß, nicht einmal das letzte Gehalt ausgezahlt erhalten hatte und es nicht über sich gewann, als bisheriger Angestellter in gehobener Stel lung stempeln zu gehen. Er ging nicht zur Arbeitslosenfürsorge.
sondern zum Leihhaus.
Auf jedes nur irgendwie aussichtsreich erscheinende Angebot wurde eine Bewerbung eingereicht. Soll ich aufzählen, wel he Kosten für Papier, für Zeugnisabschriften, für Lichtbilder, fü: Porto verausgabt wurden? Auch wo es nicht verlangt wurde, wurde Rückporto beigelegt, um einige Gewähr wenigstens für die Rückfendung der Unterlagen zu haben. In dieser Weise gingen, bis zur völligen Erschöpfung und Mutlosigkeit des Bewerbers, 118 Bewerbungsbriefe hinaus. Schließlich blühte ihm das Glück: nicht auf Grund eines Bewerbungsbriefes, sondern durch Empfehlung eines Freundes fand er eine Anstellung.
Und das Schicksal seiner Bewerbungen? Bon seinen 118 Sen. dungen erhielt er neun zurück, eine davon unfrantiert und mit Strafporto belastet! Die übrigen blieben verschollen! Nicht
Die Geldsortiermaschine.
Ein vielseitiges Genie, der Kunstmaler Fredy Fa ft, führte geladenen Gästen seine neuste Erfindung vor eine elektrisch beeine elektrijch betriebene Geldfortiermaschine. Man glaubt eine riesige blinkende Milchfanne mit aufgesetztem Trichter und einem Henkel vor sich zu haben und nicht einen feinsinnig erdachten Apparat, der
in seinem Innern präzise Konstruktionen birgt, die in einer Stunde 36 000( Sechsunddreißigtausend!) verschiedene Geldmünzen sortieren können. Was die Geldsortiermaschine in acht Stunden schafft, fönnen bei gleicher täglicher Arbeitszeit sechs Personen erst in einem Vierteljahr bewältigen.
einmal Leute, die ihren Namen oder ihre Firma im Inserat ge nannt hatten, den Bewerbern also bekannt waren, hielten es für nötig, die Sachen, wenn auch mit Ablehnung oder meinetwegen anonym, zurückzusenden! Sollen wir ausrechnen, wieviel Bewerbungen auf die 487 Inserate der Zeitung verfaßt werden, welche Summe nicht nur an Arbeit, sondern an abgedarbiem Gelde entsteht? Ist das nicht beschämend im höchsten Grade? Soll man nicht fast auf den Gedanken kommen, daß gewissenlose Leute die furchtbare Arbeitslosigkeit ausnußen, indem sie für wenige Groscher ein kleines Inserat aufgeben und das Rüdporto der Bewer ber als leichten Verdienst in die Tasche stecken?
Eine derartige Gemeinheit tann man nicht bei allen voraussetzen. Vielen wird die Arbeit zu groß sein, zumal ja heute er. fahrungsgemäß auf das fleinste Inserat Berge von Bewerbungen eingehen. Hier entscheidet aber nicht die Arbeit, die entsteht, hier sollte über der Arbeit der Rücksendung, über der Gedankenlosigkeit doch die Moral des anständigen Geschäftsmannes stehen.
Gedankenlosigkeit wird es in den meisten Fällen sein. Gedankenlosigkeit raubt aber hier dem Arbeitsuchenden nicht nur den Mut, sondern sein legtes Geld. Im ärgsten Drange der Geschäfte muß man aber Zeit finden, auch einmal an die zu denken, Erwägungen ist wahrhaftig gegeben, wenn man den Jammer und die Not ermißt, die aus der Fülle und dem Inhalt der meisten Bewerbungsschreiben sprechen. Es muß wieder Ehrensa he eine: anständigen Firma werden, gerade den Bewerbern, die man aus irgendeinem Grunde niht wählt, ihre Zeugnisse und Lichtbilder schnellstens zurüzusenden, wenn auch unter Verwendung des bei gelegten Rückportos. Wenn solches fehlt, dann soll man bedenken, daß der arme Teufel vielleicht nicht das Geld dafür gehabt hat und dann soll man das Porto zu den vielen übrigen Geschäftsunfosten schreiben. Dieser Betrag wirft dann eine Firma auch nicht um.
die man nicht anstellt oder anstellen kann, und der Anlaß zu solchen
Wer in diesem Buntte gedantenlos handelt, stößt die Stellungslofen, deren anständiger Teil schon unter der Beschäftigungslosigkeit art sich schwer leidet, noch immer weiter ins Elend.
Harry Werner.
unb Spielgeräte sind übersichtlich und zwedenprechend aufgeftel und follen nur von Kindern bis zu 14 Jahren benutzt werden Sandspielflächen von 5000 Quadratmetern aus feinstem weißen Sand geben allen Kindern eine ideale Buddelgelegenheit. Hiet tönnen Sandspiele in einem Ausmaß betrieben werden wid an dem natürlichen Sandstrand der Ost- und Nordsee . Für Er. wachsene sind zur bequemen Beaufsichtigung der Kinder vorsorgli einige Waldbänke aufgestellt worden.
Probleme im Palästina- Aufbau.
Nachdem Bandervelde am Sonntag vor einem großen Bublifum seine Palästinaeindrücke geschildert hatte, gab er noch einem fleinen Kreis von sozialistisch eingestellten Zionisten Gelegenheit, sich über gewisse Fragen zu informieren. Die Anregung ging von der Poale Zion und dem Komitee für das arbeitende Palästina aus. Die Aussprache zeigte wieder, daß der in Palästina entstehende Staat sich zu der zweiten Internationale betennt. Während des Kongresses in Brüssel wird eine internationale Be sprechung der Sozialisten über die Palästinafrage stattfinden, von deutscher Seite werden Genosse Bernstein und Löbe daran teila nehmen. In der erwähnten Versammlung wurden fulturelle und politische Fragen erörtert. Bandervelde fonnte mur erfreuliches berichten. Man kann verschieden zum Zionismus eingestellt sem; die Entwicklungen in Palästina aber kann die sozialistische Welt nur begrüßen.
100 Kraftwagenführer täglich bestraft.
Nach einer Zusammenstellung des Kraftverkehrsamtes im Polizeipräsidium Berlin find im Monat Mai gegen Kraftfahrzeugführer insgesamt 3171 Strafverfügungen erlaffen worden einschließlich der an die Amtsanwaltschaften abgegebenen Strafanzeigen. Davon entfallen auf die Uebertretung der Droichtenord. nung 613, auf vorschriftswidriges Fahren 587, Nichtbeleuchtung des Kraftfahrzeugs 249, das verbotwidrige Fahren auf gesperrten Straßen 154, Nichtbeleuchtung des hinteren Er fennungszeichens 150, Rauch belästigung 148, übermäßig schnelles Fahren 100, Fahren ohne Führerschein 86 und Jahren ohne Zulassungsbescheinigung 71 Strafverfügungen usw.
Bruno Fiedlers Einäscherung. Unter großer Beteiligung fand gestern abend im Krematorium Baumschulenweg die Einäsche rung Bruno Fiedlers statt. Unter den Erschienenen waren Dom ADGB . Genosse Sabbath, Bürgermeister Scholz, Neutölln, und mehrere Stadträte. Das Ebert- Manz- Quartett sang das Lied vom Sohn des Boltes. Als erster sprach Lenz vom Verein der Freidenter für Feuerbestattung; als Bertreter des Metall aus. Eine Fehlsortierung soll gänzlich ausgeschlossen sein. Die arbeiterverbandes Bernhard Krüger , für die Sozialdemokratische Aufnahmefähigkeit der Maschine fann durch Auffeßen neuer Ringe Partei Gutschmidt, von der 92. Abteilung Schindler. Einige Ber vergrößert werden. Es ist dadurch möglich, bis zu 20 vertreter der Fachgruppe des Arbeitsnachweises riefen dem verstorbenen schiedene Münzsorten zu sortieren. Jedes Unternehmen, Kollegen ehrende Borte nach. Alle Redner dankten dem Berdas mit dieser Zaubermaschine arbeiten will, ist somit unabhängig storbenen für all das, was er für die Arbeiterschaft getan hat. von einem Währungswechsel und auch in der Lage, Münzen aus. ländifcher Währung sortieren zu laffen. Die Lebensdauer der Maschine soll unbegrenzt sein.
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Der Erfinder, von dem schon mehrere technische Konstruktionen zum Patent angemeldet sind, erzählte auch, was ihn zu seiner Erfindung angeregt hot; es war eine Ente! Aber eine Beitungs- ,, Ente". In einem Blatt las er eines Tages, daß die amerikanische Regierung eine sehr große Summe für die Erfindung einer Geldsortiermaschine ausgesetzt hätte. Trotzdem diese Nachricht nach wenigen Tagen widerrufen wurde, legte der Kunstmaler Binsel und Palette beiseite, um mit der Konstruktion seiner Maschine zu beginnen. Fast ein Jahr dauerte es, bis die Entwürfe fertig waren und mit dem Bau der Mashine begonnen werden konnte. Sie ist zweifellos brauchbar und für Banken und Großbetriebe von hohem Rußmert.
Volkspark Wuhlheide.
Die Arbeiten am Bolts- und Waldpark Wuhlheide sind wieder um ein bedeutendes Stück durch die Fertigstellung des neuen Kinderspiel- und Turnplages und einiger Bege und Waldteile gefördert worden. Das Bezirksamt Treptow beabsichtigt, am Sonnabend diese Teile der Deffentlichkeit zu übergeben. Ganz besonders dürfte die Freigabe des Kinderspiel- und Turnplatzes vor Beginn der großen Ferien der Schuljugend willkommen sein. Da stehen Red, Barren, Schaufelringe, Kletterstangen und Klettertaue denen zur Verfügung, die die Bege zu Kraft und Schönheit schon frühzeitig beschreiten wollen. Rundlauf, Wippe, Schwebebaum und Schaufeln forgen für Abwechslung und werden wohl baum und Schaukeln sorgen für Abwechslung und werden wohl taum unbenutzt bleiben. Vor allem aber wird die 10 Meter lange
Rutschbahn besonders freudig begrüßt werden. Sämtliche 25 Turn
Der Apparat, der, wenn man von der unpraktischen Schüttelfieb- Mitglieder des DMV.
Liste A
maschine absieht, noch keinen Vorläufer hat, besteht aus vernickeltem Rotguß, eine Metallegierung, die härter wie die der Geldmünzen agitiert zur Verbandstagswahl für die ist. Aufeinandergelegte Ringe, die der Maschine die Zylinderform geben, laufen um eine vertikal stehende Achse. In die Trichteröffnung wird das Geld beliebig viel und in beliebigen Münzgrößen hineingeworfen und der elettrische Strom durch einen Stechfontakt eingeschaltet: mit staunenswerter Geschwindigkeit fallen die sortierten Münzen durch den seitlich angebrachten Auslauf her
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Theater, Lichtspiele usw. SCALA
Mittwoch, 27.6.28
Staats- Oper
Unter d. Linden Ab.-V. 51. Anf. 19%( 7%) U.
Troubadour
Staats- Oper
Am Pl.d. Republ. Res.-S. 120 Anf. 20( 8) Uhr
Der Arzt wider Willen
Mittwoch, 27.6.28
Städtische Oper
Bismarckstr. Turnus IV Anf. 20( 8) U.
Die neugierigen Frauen
8 Uhr
Nollendorf 7360
Herb Williams der eigenartigste amerikanische Exzentrik- Star und die übrigen Varieté- Sensationen?
Nur noch 4 Tage!
4. Mai
814
814
DAS SCHUBERT SINGSDIEL
Staatl. Schiller- Theater, Charitbg. Dreimäderlhaus
20( 8) Uhr
Die beiden Seehunde
Renaissance- Theater
Steinplatz 901.
8 Uhr: Krankheit der Jugend
v. Thellmann, Jankuhn, Hesterberg, Morgan, Perry, Brandt.
S
der gewerkschaftlichen Einheitsfront, weist das parteipolitische Spaltungsmanőver der Liste B zurück.
Wetterbericht aus deutschen Reisegebieten. Herausgegeben von der Deffentlichen Wetterdienststelle Berlin . Nordsee . Westerland a. Sylt: Regen. Helgoland : ftürmisch. Borfum: stürmisch.- Bremen : bededt, nach Regen. - Hamburg : stürmisch mit Regen.
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Offfee. Travemünde : bewölft, nach Regen, stürmisch. Barne münde: Regen. Saßniz: bewölkt nach Regen. Swinemünde : bewölkt. Stettin : bewölkt. Rolberg: bewölft. Stolp : bewölft.) -Danzig - 3oppot: heiter. Seebad Kranz: wolfig. Harz . Schierke : Regen. Harzburg: bewölft, nach Regen. - Broden: Sturm und Nebel. Bad Sachsa : bewölkt. Thüringen . Erfurt : ziemlich heiter. Bad Liebenstein : bewölft. Infelsberg: woltenlos.
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Helfen. Wassertuppe/ Rhön : bewölkt. Sachfen. Dresden : wolfig. Fichielberg( Erzgeb.): bewölft mit Sturm. Schandau: heiter. Zittau : heiter. Schlesien . Breslau ; ziemlich heiter. Flinsberg : heiter. Bad Schreiberhau: wolkig. Schneefoppe: Nebel und Sturm. Bad Landeck : bewölkt. Reinerz: bewölkt. lenz: bewölkt, nach Regen. Rheingebiet. Köln : Regenfälle. Bad Aachen : Regen.- RobBad Ems: bewölkt. Wiesbaden : bewölkt, nach Regen. Frankfurt a. M.: bewölkt. Feldberg ( Taunus ): bededt.
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Bad Dürkheim : bewölkt. Baden. Karlsruhe : bewölkt. Freiburg : bewölft. Feldberg( Schwarzwald ): Nebel. Württemberg . Stuttgart : bewölkt. nach Regen. Friedrichshafen : bewölft.
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Bayern . Hof: wolfig. Fürth : ziemlich heiter, aber stürmisch. Regen. Zugipize: Rebel. Berchtesgaden : bewölkt, nach Regen. München : bewölkt. Garmisch- Partenkirchen : bewölft, nach Oberstdorf : bewölkt. Bad Tölz : bewölkt, nach Regen. Tegernsee : bewölft, nach Regen. Innsbrud: bedeckt, nach
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Wetterbericht der öffentlichen Welferdienststelle Berfin und Umgegend.( Nachdr. verb.) Teils wolfig, teils heiter, mit nur noch unbedeutenden Niederschlägen, fühl, westliche Winde. Für Deutsch land : Ueberall fühles, wechselnd wolfiges Better, strichweise noch Schauer, besonders in der östlichen Hälfte des Reiches.
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Berantwortlich für die Redaktion: Eugen Brager, Berlin : Anzeigen: Th. Glade, Berlin . Berlag: Borwärts Berlag 6. m. b. S., Berlin . Drud: Borwärts Buc bruckerei und Verlagsanstalt Paul Ginger& Co., Berlin SW 68, Lindenstraße Sietzn i Beilage.
Theater am Kottbusser Tor Volksbühne Berliner Theater Kleines Theater Berliner Prater Planetarium am 200 heater am Bülowplatz Th. am Schiffbanerdamm Charlottenstr.93/ 91.06nh.170 Täglich 8, Uhr Kastanienallee 7/9. Verlaag. Jeachimsthaler Straße 81, U. Ende 10% U. Kaiser- Tietz 7, Täglich Gastspiel d. Beutschen Th. Lotte Klinder Polnische Wirtschaft" Der Sternhimmel Der Proze
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Residenz- Theater
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14 Uhr.
Der fidele Bauer
Trabrennen Ruhleben
Donnerstag, d. 28. Juni
nachmittags 3%, Uhr