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Zahlreiche Vogelarlcn, insbesondere die Singvögel und verschiedeue Wasser- und Raubvögel, haben sich iu Deutschland   durch unzureichenden Schuh stark vermindert. Die Vögel find gewistermahen enteignet worden, dem, die Sumpf- und Äiederungsgebiete. die dem Storch und vielen waffervogelorten Nahrung gaben, find trocken­gelegt: die Oedländereien, die den Singvögeln Ge­legenheit zum ungestörten Risten gegeben haben, wurden kolonisiert. Raubvögel, wie Bussarde. Turmfalken und Eulen. sielen als.Zagdfrevler" der Verfolgung anHeim. Rur   die GrohfiSdl« mit ihrem ausgedehnten Laubengürtel und ihrer park- und GrönflSchenkultur bieten einigermaßen einen Ausgleich gegenüber dem gönzlichen Aussterben mancher vogelarten. So hat z. B. die Schwarzdrossel in den Berliner   Gürten fich stark vermehrt. Reuerding» jedoch nicht zuletzt durch praktische und wissenschasMche Beweisfüh- rung de» öraithologeu Freiherr« h. v. Berlepsch schafft fich die Erkenntnis von der Rühtichkeit der Vögel immer breiteren Raum, wir zeige« heul« in unserem Artikel die Anlag« einer staatlichen Vogelschuhflatiou in Seebach in Thüringeu, die dem Valdschuh und der Landwirtschaft dient. Schon beim Aussteigen auf der Seinen Station Seebach  , die kurz vor Mühlhausen   im Kreis Langensalza liegt, merkt man. daß es mit diesem Ort seine besondere Art hat, dir der Groß« städter nicht gewöhnt ist. Auf den Tonnen, die die Chaussee zum Dorf hin begleiten, zirpt und zwitschert es, und auf den Tele- graphsnstangrn hüpfe« kleine Vogel herum, die hier gewifsermaßsn behördlichen� Schutz genießen. Doch den rechten Eindruck von eine« Vogelparadies erhält der Besucher erst bei Eintritt in
Futterhaus
die Vogelschutzstation des Freiherr« v. Berlepsch, der seinen ganze» Gutsbesitz seit frühester Jugend dem einen Zweck, dem Schutz der Vögel, verfügbar gemacht hat. Eine riesige Burg, seit dem 14. Jahrhundert im Besitz der Familie, die sonderbarerweise in einem Taleinschnitt steht, wurde von dem jetzigen Besitzer restauriert, wobei er von vornherein auch an die Nistgelegenheiten seiner Pfleglinge dachte. Zu diesem Zweck hat v. Berlepsch einen Niststein konstruiert,«inen aus Zement gegossenen quadratischen Stein in der Größe eines Straßenpflastersteins, der auseinander» klappbar ist und neben dem Flugloch eine Nesthöhlung birgt. Di« Hintere Hälfte des Steins wird«ingemauert, die vorder« her- ousnehmbare schließt glatt mit der Außenmauer ab und wird durch Bewurf einer Farbe unerkennbar als Niststätte. Doch finden die Vögel die kleine Fluzösfnung und nehmen diese Steine gern an. Mauerschwalben, Star« und eine Reihe Seiner Sorten von Sing» vögeln nisten in dem alten Gemäuer der Burg, auch den Turm» f a l k e n hat dieser Bogelkünstter wieder herangewöhnt. Ganz oben unter den Balken des hohen Satteldaches hangen nach innen einige hundert Vogelmstkästen an der Wand, die ihr Flugloch nach außen haben, innen aber abnehmbar sind, so daß jederzeit der Inhalt der Nester kontrolliert werden kann. In einem Winkel des Bodens ist ein Stand eingerichtet, auf dem man stundenlang den nistenden Vögeln bei ihrem Brutgeschäft und bei der Aufzucht der Jungen beobachten kann, ohne selbst gesehen zu werden. Keine Angst vor den Menschen! Di« Scheu vor den Menschen scheinen die Bogel hier ganz verloren zu haben, was seine Ursache wohl daher Hot. daß sie hier in vollständiger Ruhe und vor jeder feindlichen Belästigung nisten können. Viele alte Paare sind auch in Volieren ausge- zogen worden, besonders die Rasten, die in der Umgebung nicht heimisch waren. Zur Zeit des Dogelflugs ieuciitet nachts«ine Lampe auf der höchsten Spitze der alten Burg, um die Zugvögel in dieses Paradies zu locken. Die Mehrzahl von ihnen findet ihr naturgeschütztes Heim in dem wunderschönen Park, den der alte Herr o, Berlepsch in seinem größten Teil vor Jahren selbst gepflanzt hat. Heute schon hoben die Eichen, Rottannen und Birken eine Höh« bis zu 20 Meter erreicht, was von der Fruchtbarkeit des Tylgntndes zeugt, der früher einen See um die alte Trutz- feste gezogen hott«. Auf den, kleinen Gewässer im Park tummeln sich Wasserhühner und Wildenten. An den Bäumen bangen Hunderte von Nistkästen, jene berühmten Nistkästen der Berlepschen Art, wie sie auch im Berliner   Tiergarten aushängen, die der natürlichen Spechthöhl« nachgebildet sind. All«?lrten von Meisen nisten hier, der Baumläufer. Kleiber, Wendehals, Garten. ratschwänzchen, Trauerfliegenfänger und Kleinipecht. In Höhlen. deren Flugloch größerer Vögeln Einschlups gemährt, ist der Star und die Familie her Spechte zu Haul«, auch die seltener ge- i lederten Gäste, Wiedehovf. Schwarzspecht. Holztonb«, Blauracke. Turmfalk, Dohle und Steinkauz  , Wohl all« deutschen   Bogelarten haben in diesem Park und aus der Burg Bürgerrecht, nur der Spatz nicht, für den man Nisthöhlen aus Ton angefertigt hat, aber nur zu dem Zweck, fein« Brut ouszm,ehmen und zu txn-nichtc-.i. Im Juni sind die Vögel eifrig bei chrem Brutgeichöit. Fast jede Niststätte ist bewohnt, sie zählen nach Hunderten, die Vögel, die sich in dem Seinen Park angesiedelt haben. Ueberall ist ein Zwitschern und Piepsen, das aus den Nestern dringt. Morgens, wenn der Tag beginnt, schwillt der Gesang der Vögel zu einer viel st immigen Riesenorgel an, von dem unser alter Bogeldoktor sagt, daß er einen Eindruck vermittelt, wie er ihn an Intensität selbst nicht im Urwald bei seinen ausgedehnten Erpedittonen gehört hat. Die Stare, diese scheuen Höhlenbrüter. nisten hier schon 1� Meter über der Erde. Do» Nest des Wende- hals ist mit Jungen bevölkert, die ein eigentümliches sägendes Geräusch von sich geben, während die Alte ihren Hals wie eine Schlange gegen die Eindringlinge wendei. Vögel sind nützliche Tiere! Di« Nützlichkeit der Böge! offenbart sich später bei einem Rundgong durch die Flur und im Walde. Am Mühlenbach enk» long steht ein« Doppelreihe von hohen Pappeln, wo joder Baum i
Nistbecke eine Starhöhle trägt. Früher kannte Seebach keinen Star, jetzt bevölkern sie die Flur nach Tausenden. An einer dürren Pappel zähst man acht natürliche Spechthöhlen untereinander, die dieser fleißige Zimmermann geschlagen hat und die nun von allerhand Gevögel bewohnt werden. Da m dieinn Jahre der Maikäferflug als arge Landplag« über Thüringen   hin- gegangen ist, hat die kleine Schutzpolizei vollauf zu tun, die Baun« und Sträucher von den, gefräßigen Ungeziefer zu säubern. Die Wege sind dicht bedeckt mit den Kerbresten und Flügeln der Maikäfer. Man gelangt an das erste B o ge l s ch u tz g« h ö l z der Berlepsch«» Art. Während er den Höhlenbrütern im Wald und Garten seine nach der Natur gesormten Nisthöhlen
Niststein in einer Mauer offeriert, schafst er den Freibrütern durch praktische Anlagen von Hecken di« gesuchte Nistgelegenheit. Bon außenjst solch«in Feldrain oder Waldnnrd mit einem Gestrüpp von Schwarzdorn, Brombeeren oder Wildrosen umgeben, im Innern sind die Sirau- cher zu Nest verstecken umgesichossen worden. Elina bis Iis Meter Höhe werden di« Haupt schösse gekürzt, doch so. daß«in Kranz von Augen unter der Schnittfläche neu oustresbl. Es bildet sich dann ein Quirl als Spitze, der bei alljährlichem Zurück- schneiden sich dicht belaubt und dessen Inneres von den Strauch- brütern gern zum Nestbau aufgesucht wirb. Das Erperiment kann seder Laubenbesitzer in seinem Garten machen. Hier stehen hundert« solcher Quirl« an den Feldrainen entlang und fast jeder
Jack London  : �Sotf�blllt. Es ist Weedon ein Unglück passiert," entschied Weedons Frau Alle sprangen auf. während Wolfsblut   die Stufen hinoblief und sich umblickte, ob man ihm auch folge. Zum zweiten und letztenmal in seinem Leben hatte er gebellt und sich dadurch verständlich gemacht. Nach diesem Ereignis trat er den Herzen der Bewohner von Sierra Vista noch näher, und selbst der Stallknecht, dem er den Arm aufgerissen hatte, gab zu, daß, wenn er auch ein Wolf, doch ein kluges Tier sei. Richter Scott war derselben Ansicht und bewies feine Meinung von der Abstammung Wolfsdluts unter dem lauten Widerspruch der anderen Fami- lienglieder durch Maße und Beschreibungen, die er dem Kon- versationslexikon und verschiedenen naturwissenschaftlichen Werken entnommen hatte. Die Tage kamen und gingen, und nie endender Sonnen- schein überflutete das Tal von Santa Clara. Als aber die Tage kürzer wurden, und Wolfsbluts zweiter Winter im Südlande herannahte, da machte er die seltsame Entdeckung. daß Collies Zähne weniger scharf wären. Wenn sie ihn zauste, so geschah es mehr aus Neckerei und zum Scherz, ohne ihm wirtlich wehe zu tun. Er vergaß, daß sie ihm einst das Leben zur Last gemocht hatte, und wenn sie ihn spielend umkreiste, so ging er gravitätisch darauf ein und versuchte selbst mutwillig zu sein, wobei er eine höchst lächerliche Figur spielte. Eines Tages jagte sie lange auf den Wiesen, ja selbst bis in den Wald hinein, mit ihm herum. Es war an einem Nachmittage, als der Herr ausreiten wollte, und Wolfsblut wußte das. Das Pferd stand gesattelt vor der Tür, und Wolfsblut zögerte. Aber noch tiefer lag etwas in ihm, als all die Gesetze, die er gelernt, als all die Bräuche, die ihn geformt hatten, tiefer selbst die Liebe zum Herrn und als der Wille zum Leben, und als Collie in dem Augenblick des Zauderns ihn zauste und vor ihm herlief, kehrte er um und
rannte hinter ihr drein. Der Herr ritt an dem Tage allein aus, und im Walde lief Wolfsblut neben Collie her, wie einst vor vielen Iahren neben seiner Mutter Kijche Einauge im stillen Walde des Nordens gelaufen war- 5. Der schlafende Wolf. Um dieke Zeit waren die Zeitungen voll von den Toten eines Sträflings, der tollkühn aus dem Gefängnis von San Quentien entsprungen war. Er war ein wilder mordlustiger Gesell, dem schon die Natur schlimme Gaben verliehen, und den die Hand der Umstände.nicht bester gemacht hatte. So war er zur menschlichen Bestie geworden, furchtbar wie«in gewaltiges Raubtier. Die Gefängnisstrafe hatte Jim Hall nicht bessern können: Zwangsjacke, Hunger und Prügel, das war nicht die richtige Behandlung für ihn gewesen. So übel mar er von jeher behandelt worden, als er noch ein kleines Bübchen in einem der Winkelgäßchcn von San Franziska gewesen war, wo er weicher Ton war, aus dem man alles Mögliche hätte formen können. Im dritten Jahre seiner Haft war in dem Gefängnis ein Wärter, der fast ebenso schlimm, wie Jim Hall selber, war. Dieser verleumdete und verfolgte ihn. Allein der trug ein Bund Schlüssel und hatte einen Revolver, und Jim Hall hatte nichts als seine nackten Hände und die Zähne, und so geschah es, daß er eines Tages über den Wärter herfiel und ihn wie ein wildes Tier bearbeitete. Darauf sperrte man Jim Hall in die Zelle der unoer- besserlichen Verbrecher ein. Dort blieb er drei Jahre. Diese Zelle war ganz aus Eisen, die Wand«, die Decke und der Fußboden. Nie verließ er dieselbe, nie sah er Himmel und Sonnenschein, lebendig war er in der eisernen Gruft be- sraben. Kein menschliches Antlitz sah er, mit keinem mensch- üfien Wesen sprach er: sein Esten wurde ihm hinein- eschoben. Manchmal brüllte und schrie er gan.;e Tage und lachte lang in seiner Wut gegen die Welt und di« Menschen, manchmal verharrte er ganze Wochen und Monate in starrem Schweigen, und in einer Nacht war er entflohen. Man hatte behauptet, daß das eine Unmöglichkeit sei, den-
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noch war die Zelle leer, nur der Leichnam eines Gefangen- wärters lag darin, und noch zwei Leichen bezeichneten den Weg, den er bis zur Außenmauer eingeschlagen hatte- Die Waffen der Erschlagenen hatte er an sich genommen und war in die Berge entflohen. Ein hoher Preis wurde auf seinen Kopf gesetzt, und habsüchtige Farmer verfolgten ihn mit Flinten, um mit dem Blutgeld eine Hypothek zu tilgen oder einen Sohn zur Uni« versität zu schicken. Ebenso ergriffen patriotische Bürger die Büchsen, um den bestellten Wächtern des Gesetzes zu helfen. die mit Telephon, Telegraph und Extrazug ihn Tag und Nackzt verfolgten. Manchmal traf man auf ihn, und dann gab es«inen verzweifelten Kampf, dessen Bericht die ruhigen Bürger am Morgen darauf beim Frühstück lasen. Die Toten und Der- mundeten wurden in die nächste Stadt geschafft, und ihre
Stelle durch frische Leute besetzt. Plötzlich verschwand Jim Hall: man hatte seine Spur verloren. In entlegenen Tälern hatten harmlose Viehzüchter sich über ihre Idenität auszu» weisen, und einigemal« wurden Jim Halls sterbliche Reste in den Bergen von Leuten entdeckt, die das Dlutgeld ein- ziehen wollten. Unterdessen las man in Sierra Dista die Zeitungen weniger aus Neugier als aus Angst. Besonders die Frauen taten das. Richter Scott lachte sie aus und nahm die Sache leicht, hatte aber wenig Grund dazu, denn Jim Hall war im letzten Jahr seines Richteramtes verurteilt worden, und im offenen Gerichtshof hatte er vor den Bersammelten laut ge­schworen, daß er sich an dem Richter, der ihn verurteilt hatte, rächen wolle. Von alledem wußte Wolfsblut nichts. Allein zwischen ihm und Alkce, der Gattin des Herrn, schwebte ein Ge- heimnis. In der Nacht, wenn jedermann in Sierra Vista zu Bett gegangen war, stand sie auf und ließ Wolfsblnt ins Haus ein. Da er aber kein Haushund war und nicht im Flur schlafen durfte, so schlüpfte sie an jedem Morgen früh hinab und ließ ihn hinaus, ehe die Familie auf war. (Fortsetzung jolgt.)