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BERLIN  Mittwoch, 25. Juli

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1928

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Der Abend

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Spalausgabe des Vorwärts

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Nr. 348

B172 45. Jahrgang.

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Folgen eines Keßergerichts.

Lambachs Ausschluß.- Katzenjammer bei den Deutschnationalen.

Der Ausschluß Lambachs aus der Deutschnationalen Partei sieht wie eine starte Gefte aus, ist aber in Wirklichkeit mit Zähneflappern unter dem Druck der Hugenberge be­schlossen worden. Davon zeugt schon die Tatsache, daß der Ausschluß mit der verlegenden Form" der Lambach­schen Aeußerungen begründet wird, während von der Sache, nämlich von der Stellung zur Monarchie und erst recht von den tieferliegenden Gründen überhaupt teine Rede ist. Trostreich wird Lambach auch die Aussicht auf Berufung an den Parteivorstand eröffnet, die nach einer neueren Meldung von Lambach bereits eingelegt morden ist.

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Der Berufungsinstanz dürfte es faum noch möglich sein, bei ihrer Entscheidung auf formale Gefichtspunkte aus­zuweichen. Denn so einfach läßt sich die durch den Ausschluß Lambachs heraufbeschworene Parteitrise nicht mehr beilegen. Schreibt doch selbst die in letzter Zeit den Deutschnationalen recht nahegerückte DAZ.":

Die Folgen diefer turzsichtigen Entscheidung für die Deutschnationale Boltspartei find unabsehbar. Drohend erhebt fich über der Parteifrife, die eine geschichte Hand noch hätte bändigen fönnen, jeßt die Gefahr der Parteifpaltung... Mag der Beschluß fich noch so sehr auf die Einzelheiten der Lambachschen Berstöße beschränken, fo wird doch in meiten Kreisen, die bisher zur deutsch  nationalen Fahne schwörten, der Ausschluß

Cats ein Borstoß gegen den Gewerkschaftsführer aufgefaßt werden, nicht als eine Maßregelung des unzuverlässigen Monarchisten.

Nichts aber ist, gerade nach dem Wahlergebnis vom 20. Mai, für die Deutschnationale Partei gefährlicher, als wenn die Meinung Nahrung erhält, fie fei

nur eine Partei des Großbefizes, des Großfapitals.

Es wird jedoch ben Gegnern nicht schwer fallen, mit dem Hinweis Einbrud zu machen, daß ja auch für die Deutschnationalen die monarchistische Frage teine attuelle Bedeutung befigt, daß also in Birtlichkeit hier

andere Gegenfähe, polifischer und wirtschaftlicher Art, um die Entscheidung ringen.

Bei den Wahlen find den Deutschnationalen zahlreiche Klein befizer, Kleinrentner und Kleinbauern davongelaufen. Sollen ihnen jetzt

auch die Angestellten davonlaufen, weil ein Landesverband sich echt deutsch als Vereinsvorstand fühlt, statt als politische Instanz?

Die Besorgnisse des schwerkapitalistischen Blattes, die feineswegs einer feindlichen Einstellung gegen die Deutsch nationale Partei entspringen, haben ihren guten Grund. Der Deutschnationale Handlungsgehilfen- Verband ist zwar feine deutschnationale Parteiorganisation( der Name des Ver­bandes besteht schon seit 1893), aber gut zwei Drittel seiner Mitglieder dürften der Deutschnationalen Partei nahestehen. Mit seinen etwa 300 000 Mitgliedern stellt dieser Verband für das organisatorische Fundament der Rechten einen beträcht­lichen Faktor dar. Nun aber ist der DHB. feinerfeits mit einer Anzahl anderer Angestellten- und Arbeiterverbände im Deutschen   Gemertschaftsbund fartelliert, der seine Mitgliederzahl auf über eine Million angibt. Bisher tendierte der evangelische Flügel der im Gewerkschaftsbund ein geschlossenen christlichen Gewertschaften zu den Deutschnationalen, wie die Zugehörigkeit der Behrens, Meyer­Hermsdorf usw. zu deutschnationalen Fraktionen zeigt. Schen bisher ergab sich ein seltsamer und fortwährende Spanningen erzeugender Zustand daraus, daß außerdem die Führer der Rationalen  "( Gelben) Arbeitervereine auf den Bänken Der Deutschnationalen figen. Von den letzteren ist der Fall Lambach schon eifrig benutzt worden, um gegen die christ­lichen Gewerffchaftler in der eigenen Partei zu hetzen. Der Ausschluß Lambachs vergrößert die Spannung, steigert die Schwierigkeiten des Gewerkschaftsflügels in der Deutschnationalen Partei.

So erklärt sich, daß die eigenuche deutschnationale Partei­preffe den Ausschluß Lambachs bisher völlig tommen farlos bringt. Den Herrschaften ist schwül zu Mute und sie berechnen wohl, wieviel solcher Hugenbergscher Siege die Deutschnationale Volkspartei   noch verträgt.

Eine Ehrentafel für Lassalle  .

Mig Eine

HIED WOHNTE VON 1859 BIS 1863 FERDINAND LASSALLE  

SEINEM ANDENKEN DIE STADT BERLIN   1928

Diese Tafel hat die Stadt Berlin   an dem Hause Bellevuestraße 13 angebracht in Erinnerung an die Tatsache, daß der sozialistische Vorkämpfer hier längere Zeit gewohnt hat.

Das Ende eines Schmutzblaffes. Krise auch im Landbund.

( Berichte auf der 2. Seite)

Reichswehr   beim Stahlhelm. Realtionäres Reiterfest in Wilsnad.

Ein Leser schreibt uns: Anläßlich eines Besuches in Wilsnad wohnte ich hier einem Reiterfest des Stahlhelm bei, dessen Berlauf recht interessant war. Es war angekündigt als Reiterfest bes Reitervereins Legde Lennewitz  ", die Leitung hatte Oberleutnant Kamloh Grube. Zu dem Feste hatte man allenthalben fchwarzweißrot geflaggt, nur vom Rathaus wehte eine ein­same schwarzrotgoldene Flagge. Fast alle Reiter waren in Stahl helm uniform erschienen, Stahlhelmleute zu Fuß ver­sahen den Ordnungsdienst, sämtliche Verkäufer von Eintrittskarten trugen das Stahlhelmabzeichen. Nach einigen nationalisti fchen Begrüßungsreden ging es durch die Stadt zum Brint, wo auf dem Blaz vor dem Schüßenhaus die Reiterspiele stattfanden. Hier trat die Reichswehr   in die Erscheinung, vertreten durch zwei Offiziere und achtzehn Reiter vom Reiterregi. ment 4 in Berleberg. Offensichtlich nahm die Reichswehr  keinen Anstoß daran, daß vom Schützenhaus die schwarzweiß­rote Fahne wehte und daß der ganze Jeftplay mit schwarz weißroten Fähnchen abgestedt war. Bielmehr führte die Reichswehr   auf diesem Festplatz unter Leitung ihrer Offiziere Schul­reiten und Springen vor. Die Besten wurden durch den Stahlhelm­mann Oberleutnant Kamloh Grube ausgezeichnet.

Die ganze Beranstaltung zeigt, daß die angebliche Trennung der Beziehungen zwischen Reichswehr   und Rechtsverbänden in den ostelbischen Bezirken immer noch auf dem Papier steht. Der Reichs­wehrminister Groener sollte hier einmal nach dem rechten sehen.

Feuer bei der AEG.

Eine Tischlerei zum zweiten Male niedergebrannt.

In der Fabrittischlerei der Transformatorenwerte der AEG. in der Wilhelminenhofstraße 83-85 zu Oberschöne weide brach heute vormittag Feuer aus, das bald größeren Um fang annahm.

Aus einem Spänebunter und Exhaustor schlugen plög­

lich meter hohe Stichflammen heraus. In wenigen Minuten stand ein Teil des Erdgeschosses mit großen Holzvorräten und der Maschineneinrichtung in hellen Flammen. Die Belegschaft fonnte fich rechtzeitig in Sicherheit bringen, so daß Menschen nicht zu Schaden gekommen sind. Drei Züge der alarmierten Feuer­wehr fonnten im Verein mit der Fabrikfeuerwehr den Brandherd durch starkes Wassergeben aus mehreren Schlauch. leitungen   nach zweistündiger Tätigkeit einfreifen und nieder. fämpfen. Die von dem Brand betroffene Tischlerei wurde vor einiger Zeit schon einmal bei einem Großfeuer schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Explosion in einer Druckerei.

Ein Arbeiter lebensgefährlich verlegt.

Im Maschinenhaus der Druckerei von Paß u. Garleb in der Bülowstraße 66, in der bis vor einiger Zeit die inzwischen ein­gegangene Tägliche Rundschau" hergestellt wurde, ereignete fich heute mittag ein schweres Explosionsunglüd.

Der Maschinenarbeiter August Pagode war gegen 11 Uhr mit der Inbetriebsetzung des Dieselmotors beschäftigt. Aus bisher noch völlig ungeklärter Ursache explodierte plöglich die Anlasser. flasche des Dieselmotors, die mit Breßluft angefüllt war und unter einem Druck von etwa 60 Atmosphären stand. Die Folgen waren geradezu verheerend. Das Maschinenhaus wurde schwer beschädigt und ein Teil der Decke zum Einsturg

gebracht.

Auf den Alarm rückten Fahrzeuge der Feuerwehr und des städtischen Rettungsamtes an. Außer Pagode, der lebens. gefährliche Verbrennungen erlitten hatte, und dem ein Arm abgerissen wurde, ist niemand verletzt worden. P. wurde in das Elisabeth- Krantenhaus gebracht.

Flugzeugabsturz in Holland  .

Eine Dame getötet, eine schwer verletzt.

Als am Dienstag na hmittag ein Foffer- Berkehrsflugzeug der Königlichen Luftfahrtgesellschaft mit fünf Damen als Fahr­gästen zu einem Rundflug über Rotterdam   aufsteigen wollte, berührte das Flugzeug infolge des heftigen Windes den Maft eines in der Nähe liegenden Shiffes. Der Apparat stürzte ins Wasser, hielt sich jedoch, auf den Flügeln treibend, auf der Wasseroberfläche. Es gelang, die Infaffen aus ihrer gefährlichen Lage zu befreien. Jedoch war eine Dame infolge des S getötet worden, eine andere schwerverlekt u dritte leichtverletzt, während die beiden anderen Fah Bilot unverlegt blieben,