| Der Genosse aus Brafilien. Sine wahre Humoreske aus Sowjetrußland. Der selige Gogol, der berühmt« russische Satiriker, würde an dieser Geschichte seine reine Freude haben; allerdings war es dies- mal kein Revisor, der die Behörden hineinlegte, sondern ein„Welt- reisender", ein„Genosse aus Brasilien "... Er tauchte eines Tages in der Stadt Swerdlofost auf. Internationale Solidarität schlug bei den örtlichen Gewerkschasts- oerbänden lichterloh« Flammen. Man quartierte den Genossen aus Brasilien im Hotel«in, bewirtete ihn aufs best« und versorgte ihn mit dem nötigen Kleingeld. Als er plätzlich verschwand, war man ernst- lich betrübt. Der illustre Gast hatte sich aber der Hauptstadt der tatarischen autonomen Sowjetrepublik, nach Kasan , zugewandt. Ein« beson- dere Delegation des Volkskommissariats für Bildungswesen sorgte für einen würdigen Empfang: ein Zimmer in einem erstklassigen Hotel, Diners und Abendessen mit besten Weinen und ein Auto standen zu seiner Verfügung. Man zeigte ihm die Bildungsinstitute und die Altertümlichkeiten. Das Volkskommissariat für Bildungs- wsfen wurde von dem für Justiz abgelöst. Der brasilianische Genosse zeigte jedoch eine ganz eigentümliche Abneigung gegen das Justiz- , wesen; so bedurfte es großer Mühe, um ihn zur Besichtigung des Gefängnisses zu bewegen. Besonders feierlich gestaltete sich .das Abschiedsessen: es fielen rührende Worte über die Freundschaft der beiden Länder Sowjetrußland und Brasilien , und zum An- denken überreicht« man dem brasilianischen Genossen eine Uhr: der Vollzugsrat der tatarischen Republik rückt« mit 73 Rubeln heraus, das Volkskommissariat für Finanzen steuerte unter vielen Entschuldi- gungen 30 Rubel bei. Der teure Gast schien überwältigt. Die Ehre, ihn in seinen Mauern zu beherbergen, fiel nun der Stadt Petropawlost zu. Alles war zu seinem Empfang bereit, das Zimmer im Hotel, das Auto usw. Mehrere Tage widmete der . Gast der Besichtigung der Fabriken. Beim Abschied erhielt er einen � schönen Mantel und vom Bureau der Gewerkschaften 30 Rubel. Das gleiche wiederholt« sich im Zentrum der südurolischen Metallindustrie, in S l a t o u st, und in K r a s n o u f i m s k. Hier ver- ewigte sich d«r Museumsleiter mit dem brasilianischen Genossen auf einer gemeinsamen Photographie. Weiß der liebe Himmel, wieviel Volkskommissariate, städtische Vollzugzröte, Gewerkschaftsvcrbände usw. noch die Ehre gehabt häitcn, den Genossen aus Brasilien zu begrüßen, wenn die Kriminal- polizel in Krasnoufimst nicht Verdacht geschöpft hätte! Der teuere Gast aus Brasilien , der Träger wahrer internationaler proletarischer Solidarität entpuppte sich schließlich als der ganz simple Arbeiter aus Kiew Alexander Petrowitsch Serbin. 2In seine vielgeliebte Freundin Sojetschka hotte er aber eine bemerkenswerte Epistel geschrieben. Hier eine kleine Kostprobe: „Ich glaubte immer, Sojetschka, daß man das Glück nur im Gelde finden kann. Run ergibt es sich, daß ich mich geirrt habe. Stell Dir nur vor, daß ich bereits sieben Monate unterwegs bin und endlich dies Glück erlebt habe. Ich habe das erreicht, wonach ich gestredt habe— Geld, Ehre und einen Namen. O, Sojetschka, wenn Du nur wüßtest, wie man mich schätzt und ehrt. Als ich in Kasan war— das ist die Hauptstadt der tatarischen Republik — da hielt man mich für den Sohn des brasilia - nischen Konsuls in Eh ins, und ich habe tatsächlich diese Rolle meisterhaft durchgeführt. Die Volkskommissare und die Mit- alieder des allrussischen Vollzuoerats umgängelten mich, 11 Tage lang stand ein Auto zu meiner Verfügung: man nannte mich nicht etwa Schurke Serbin— keine Idee, sondern„Mister Binz"(Logis nahm ich im besten Hotel, alle umschmeichelten mich, und wie sollten sie da» auch nicht, da ich doch der Sohn eines amerikanischen Kon- suis bin und mich auf der Weltreise befinde, um die Städte der Welt kennenzulernen. Ha, ha!) Mir zu Ehren haben sie so etwas wie ein Bankett arran- giert und haben mir bei dieser Gelegenheit eine Uhr geschenkt. Ais ich abfuhr, stellten sie mir ein Kupee mit Sitzpolsterung zur Ver- fügung: in den übrigen Städten die gleichen Ehrungen. Sogar Papiere haben sie mir ausgestellt, laut denen ich nun ein brasilia - nischcr Reisender bin. So war mir das Glück hold: vielleicht bringt es mir noch eine Lebensstellung ein. Du mußt mir, meine Teuere, gratulieren, ich habe ein Buch von?30 Seiten geschrieben. Ich habe es in Druck gegeben und bin überzeugt, daß es einen hervorragenden Film abgibt. s£). Sojetschka, das wird eine Deltsensation— mit einem Schlage werde ich zur Weltberühmtheit.)" Das von der Wellberühmtheit scheint fast zu stimmen: und wenn auch das mit dem Buche richtig ist— was man wohl nicht an- nehmen darf, so wäre eine recht amüsante Lektüre zu erwarten. O, unsterblicher Gogol, wenn du noch lebtest! Die Geschichte vom„Genossen ous Brasilien " aber ist in der „Jstpcstisa" vom 22. Zuil nachzulesen.' Kusscz:.
!K'esenfon;ert mit Wettkampf? Am Sonntag, dem 10. August, konzertiert das groß« Streich- Orchester des Deutschen Musikerverbandes(60 Künstler) unter der Leitung namhaftester Dirigenten im Lunapark, Halensee . Das Konzert, welches nachmittags 4 Uhr beginnt, endet mit einem D i r i g e n t e n w« t t st r e i t. Es ist gelungen, zu diesem Wett- streit den Generalintendanten Marco G r o ß k o p f, ersten Dir!« genten der Wiener und Budapester Dolksoper, Hofrat Dr. Groß, ersten Dirigenten des Landestheaters Altenburg und des Konzert» vereins-Orchester München -Kissingen zu gewinnen. Außerdem haben sich weiterhin bekannte Berliner Dirigenten für diesen Wettstreit zur Derfügung gestellt, und zwar L. Löwenthal, Hauskapellmeister des Cafä Vaterland, Herbert Strauß , Kapellmeister im Primus- Palast, Gustav R o t h a m e l. Kapellmeister im Mercedes -Palast, und der bekannt« Komponist und Dirigent Julius Einödshofe r. Durch die Zusammenstellung des erstklassigen Konzertprogramms und durch die Mitwirkung der hervorragenden Konzertdirigenten verspricht dies Konzert ein mus italisches Ereignis ersten R o n g e s zu werden._ Otto Pilafki 70 Zahre«IL Heute feiert Genosse Otto P i l a s t i, Mitglied der 121. Abt.. Karlshorst , leinen 7 0. Geburtstag. Ein Menschenalter schon ist er für die Partei tätig In den Jahren des Sozialistengesetzes, wo es geradezu ein Wagnis war, sich als Sozialdemokrat zu betätigen, amitete er schon für die Partei. Die Karlshorster Parteigenossen haben on unserem alten, ober für unscre Idee und für das werktälige Volk ewig jungen Genossen Pilaski ein treues Borbild festen Pslichlbewußtseins. Dankbar gedenken wir feiner und übermitteln ihm die herzlichsten Glückwünscki«. Sechzig Zahre all! Ein aller Parteigenosse. Emll Mehlmann. Neukölln. Warthestr. 4, feiert am 18. August seinen 60. Geburtstag. Er ist noch als Dekateur tätig und feit Ansang der neunziger Jahre polltisch in der Sozialdemokratie und gewertschoftlich im Textilarbeiterverband organisiert und war stets ein tätiges Mitglied. Wir wünschen ihm noch viele Jahre in Gesundheit »nd aller Kampfesjrisch«.
Von Chören und Dirigenien.
Aeue Schallplatten.
Chöre.
Es ist von einer großen schönen Leistung zu berichten: D.®.*) bringt B« ethoven» Missa folentnis. In einer Folge von elf Platten. Genauer von zehneinhalb: als Dreingabe gibt es noch den Hymnus von den Himmeln, die des Ewigen Ehre rühmen. Die Missa unter Bruno Kittels Leitung: mit dem Kittel-Chor und mit dem Philharmonischen Orchester; uni» mit ersten Gesangskräften für das Soloquartett. In der Sopranpartie wechselnd, wetteifernd Lotte Leonard mit schwebender, Emmy Land mit leuchtender Höhe. Die gesamte Wiedergabe, oft in der Philharmonie erprobt, von durchaus hohem Rang, und in einer nach dem heutigen Stand der Technik makellosen Uebertragung. Alle exorbitanten Schwierigkeiten des Chorsatzes— unser« Arbeitersänger wissen da» seit Hannooer zu schätzen— sind überwunden. Mit prachtvollem Elan schmettern sich die Chorsopran« durch die Fährnisse des Gloria: plastisch, klar, eindringlich kommt hier die große Fuge. Und die grandiose Dramatik des Credo, die unirdische Bcrklärthcll des Benedictus— in der Tot, Beethovens Bekenntnis- werk liegt hier ganz als Erlebnis bereit. Man hat nur ein wenig Geduld nötig, cinundzwonzigmal den Apparat anzukurbeln. Aber gerade Plottenschöpfungen wie diese lassen uns wünschen und wohl auch hoffen, daß die moderne Technik, bei der bekanntlich kein Ding unmöglich ist, noch Mittel finden wird, die ewige Störung des Plattenwendens und-wcchselns aus sinnreiche Art zu beseitigen. Der Philharmonische Chor singt, geführt von seinem Meister Siegfried Ochs und in seiner Bearbeitung, ältere Chorlieder vollslümlichen Charakters. Der Wahrheit die Ehre: das Stück„vom alten Fritz" ist lustig anzuhören(El.). Aber der Staats- und Domchor, unter Hugo R ü d e l, macht mit zwei frommen Chorälen seinem Namen von neuem Ehre(O.), und mit dem ausgezeichneten Synagogenchor vom Friedenstempel, Berlin , setzt Ehemla W i n a w e r, nun mit dem 92. Psalm, die iitteressant« Reihe der Platten(O.) fort, die sich mählich zu einem umfassenden Bild der jüdischen Ritiwlnnssik verdichten. Orchester. Jantscho Wladigeroff, der jung« Bulgare, von D. G. als Pianist und Komponist eingeführt, erscheint nun mit einer sehr wirkungsvollen Rhapsodie„Bordar " für großes Orchester, die von den Philharmonikern bravourös gefpiell, von Max R o t h mit Tem- perament Herausgebnacht wird; ein tänzerisch mitreißendes Stück östlich-nationaler Musik, ein wemg westeuropäisch zivilisiert, übri- gens von ganz persönlicher Haltung. Smetanas unverwüstliche, am Ends gor unsterbliche„Moldau ", schönstes Beispiel musikalischer Heimatdichtung, nicht nur der böhmischen, wird uns von der Staatskapelle unter Erich Kleiber in aller Musizier- freudigkeit oermittelt: doch mit Tempovarianten, die überraschen.
Dazu als Kehrseite(der zweiten Smetana -Platte), ein slawischer Tanz von Dworak. Und deutsche Tänze von Mozart, reizvolle klein« Sachen, bilden eine Platte mit der Ouvertüre zu„Jdomeneo", der Mozartoper, die keiner von uns gehört hat; auch dies«(D. G.) von Kleiber dirigiert. Der Klang könnte nicht besser sein. Je mozartischer, je durchsichtiger, das heißt durchhöriger das Orchester, um so geeigneter für die Platte. An sinnlicher Fülle vermag sie mit dem spätromantischen großen Orchester doch nicht— noch nicht — zu konkurrieren. Es sollten mehr Mozartplatten gemacht werden. Es braucht nicht gleich ein„Zyklus" zu werden: aber die paar letzten Symphonien, die sozusagen zur allgemeinen Bildung gehören, würde sich's gewiß lohnen, zu reproduzieren. Einstweilen dirigiert Artur Bodanzky die„Fledermaus"-Ouvertüre von Johann Strauß (P.) mit Operettcnfchmiß und Opernkultur, keiner könnte es besser machen. Opern- und Konzertsänger. Ein Sänger, hier unbekannten Namens, mit großer, wohl- lautender Baritonstimm« begabt, Josef Lindlar, wird von P. als Hans Sachs in der Schlußszene der„Meistersinger" vorteilhast präsentiert. Meta Seinemeyer braucht nicht mehr vorgestellt zu werden, sie singt Isoldes Liebestod so schön(P.), daß man ihr wohl auch noch die paar Takt« Nachspiel hätte konzedieren sollen, die der Kapellmeister Dr. Weißmonn sich, das heißt ihr hat weg- streichen lassen. Schlechthin Vollkommenes gibt Emmi Leisner als„Rhcingold"-Erda und in Brengänes Nachtgesang(D. G.). Aber Maria I e r i tz a, durchaus keine Wagnersängerin, wie sie als Elsa und al» Elisabeth(im Gebet) zeigt, deckt mit ihrem berühmten Namen eine Leistung, deren Unrühmlichkeit, was Intonation, Bs- Handlung des Wortes und der musikalischen Phrase betrifft, nicht leicht zu überhören ist(EL). Dagegen wundert uns nicht, daß Elisabeth Rethberg in zwei italienisch gesungenen Aida-Arien als Verdi-Spezialiftin von Rang besteht(El.). Maria O l s z e w s k a, als Dalila um einen Gvad verführerischer denn als Carmen, erfreut immer wieder durch die naturhafte Fülle ihrer Altstimme(El). Welch ein Stimm- und Gesangsphänomen aber dieser Tenor Ben- jamino Giglis. den wir nun in Bruchstücken aus Boitos„Mesisto- fela" zu hören Gelegenheit haben(El.). Doch was singt(— und schämt sich nicht—) unser Operetten-Caruso, der nllbeliebt« Richard Taub er? Er singt, behüt' uns Gott,„Behüt' dich Gott " aus Neßlers„Trompeter von Säckingen". Das heißt wahrlich, die Be- liebtheit auf die Spitze treiben. Welch erhabenes Kunstwerk, ver» glichen mit dieser schludrig- sentimentalen Opemsudelei, ist doch des Franzosen Thomas in unserm Land gar so gering geachtete „Mignon", aus der Tcnia B e l m a s von der Pariser Oper zwei dankbar« Nummern in Erinnerung bringt(D. G.). Aber da ist endlich die Koloratursopranistin Elisabeth Gero mit gefälligen Lc- langlosigkciten von Delibes und Arditi, aber mit Kopftönen, hohen Staccati, die hart ans Unglaubhafte grenzen(P.). KUuz Pringsheim.
Dvn Juan aus Hollywood . (Kapital) Völker Europas , wahret eure heiligsten Güter, die Amerikaner kommen! So ähnlich möchte man diesen neuen Film begrüßen, der mit Don Juan aber auch gar nichts Zu tun hat. Was Alan Crosland aus dem Don-Juan-Stoff gemacht hat. das läßt sich nur als eine große Maschin« deklarieren, ein Theater- und Effekt- stück, das alle Kinoreize in sich vereinigen und vor ollem dem Haupt- darsteller John Barrimore eine Bombenroll« verschafsen muh. Zu Anfang verlegt man sich auf die Psychologie. Man will es erklären, wie dieser bedauernswerte Don Juan zu seiner«eltbe- konnten Perirrung gekommen ist. Sein Vater(auch dieser von dem großen John gespielt) wurde von seiner wunderschönen Frau be- trogen, und so erzog er seinen Sohn zur Verachtung der Frau. Wenn man den inzwischen herangewachsenen Don Juan nachher in Rom am Werke sieht, dann glaubt man wirklich, daß die väterliche Erziehung angeschlagen hat. denn er schickt da olle Frauen nach Haus, damit ihre Männer nichts merken. Damit Gelegenheit geboten wird. eine ganze Schreckenskammer aufzuziehen, wird Don Juan mit den Vorgias in Verbindung gebracht. Lucrezia oerliebt sich in ihn. Aber er macht sich nicht? aus ihr. sondern verfällt einem jungen an- schuldigen Mädchen, die ihm den Respekt vor der Frau beibringt und ihm zur Dollbringung der größten Heldentaten Veranlassung gibt. Statt eine» Liebhabers sehen wir«inen Prohibitions-Don-Iuan, einen Ritter ohne Furcht und Tadel, einen Preissechter mit zwei goldenen Medaillen, der den Ehctondidaten sein« Geliebten noch einem beispiellosen Duell ersticht und nach emer sabelhasten Flucht aus dem Gefängnis gerade zur rechten Zeit kommt, um die Geliebte von den Foltern des Rades und dem Gisttod« zu retten. Eine rasende Flucht mit heroischen Kämpfen. Dann geht die Sonne auf. Die Lieb« hat Don Juan bekehrt. Wir aber schütteln die Köpfe und vermerken kühl, daß ein großer Aufwand nutzlos vertan ist. und«in Jugendschmöker im Stil« Karl Mays geplündert wurde, nur um den berühmten John in all seinen bravourösen Leistungen zu zeigen. Zu schauen gibt es natür- lich genug, sogar einen Nackttanz beinahe im Stil« Alexanders lV und ein paar sehr schöne Frauen. D.
Oer angeklebte Filmschluß. ,(primus-polast) j Mit den Kriegsgreueln Hot die Filmindustrie groß« Geschäfte und klein« Geschäftchen gemacht. Es gibt bekanntlich einen Welt- krieg mit einem ersten und zweiten Teil und es gibt verfilmte See- schlachten: nun kommt der Abwechslung halb« mal wieder ein Fliegersilm an die Reihe. Man hat die allerbesten Geschästsabsichten, man nimmt Rücksicht auf jedwede Kundschaft, man ist halb pazi- sistisch. halb nationalistisch. Das Manuskript erzählt von dem Leben und Treiben der britischen Jagdstaffel, deren überlegenster Feind ein deutscher Fliegerhauptmann,„Der einsame Adler" ist. Das Leben der Jagd- stafsel ist bewundernswert echt geschildert. Die Flieger klagen sich selbst des Mordes an und ertränken alle Gesühlsregungen im Alkohol, sie betrauern ihren toten Kameraden und begrüßen den Ersatzmann mit ausgelassener Fveude,' sie weinen über die Feinde, die sie abschießen und find dabei stolz über ihre eigenen Sieg«. In ihnen lebt die ganz« Zwiespältigkeit des in den Krieg gezerrten
Menschen. Einer der britischen Flieger nennt sich in bitterem Hohn„Der fliegende königliche Leichnam", er tut, als ob er wunder wie am Leben hänge und opfert sein Leben doch für einen Neu- ling, einen Kameraden aus Amerika . In diese packende Milieu- schilderung platzt auf einmal die Unterzeichnung des Waffenstill- standes--- und ungeschlagen und unbesiegt kehrt der Deutsche in sein« Heimat zurück. So kommt der Film um jedwede zu Ende geführte Handlung, der Schluß wirkt nicht nur angeklebt, er wirkt direkt wie ein Täuschungsversuch. Bei den energischen Kriegs- gegnern wird dieser Film keine Befürwortung finden; gewiß schlägt er pazifistisch« Töne an, aber bei der heutigen Tages vorherrschenden Gehirnoerkleisterung sind ganz andere Argumente nötig, um zur Kriegsgegnerschoft zu erziehen. E m o r y Johnson erweist sich als Regisseur von Können, und der Photograph Arthur Todd versteht sich auf Auf- regungen besonderer Art. Di« Darsteller der britischen Flieger Raim. Keane, Nigel Barrie und Donald Stuart sind sehr gut. während der»eiche Oskar Ma ri on als einsamer Adler zu markiert schneidig wirkt.— R-
Sprech- und Tonfilme. (Glorio-palafl.) Das Deutsche Lichtspielsyndikat Hot die Presse zu einer Dar- führung von Sprech- und Tonfilmen— System Küchenmeister— eingeladen. Es handelt sich um die Feststellung, wie weit man es bisher gebracht Hot. Das Ergebnis ist— hoffnungsvoll. Wir dürfen nun hoffen, daß dem Film, der Filmkunst, an deren Zu- kunft wir glauben, der Abweg erspart bleibe, vor dem gestern Victor Mendel im„Vorwärts" gewarnt hat. Gezeigt wird eine Soloszene mit Paul Graetz als einzigem Spieler und Sprecher. Mussk bloß, bis auf ein paar Takte Grammophon, die zur Hand» lung gehören. Also das Beispiel, gewiß nicht sehr glücklich gewählt, gibt von den etwaigen Zukunstsmöglichkeiten des akustisch-optischen Films nur eine bescheidene Vorstellung: sie genügt, daß wir ihn in dieser Form ablehnen. Die Menschenstimme klingt hölzern, hart, grob, ausdruckslos, unwirklich, sie kommt von irgendwo her, nur nicht aus dem Mund, den wir aus der Leinwand sich bewegen sehen. So sprechend, so lebendig die Gebärden des ausgezeichneten Mimikers, der Paul Graetz auch hier, als Darsteller seines dreifach gespaltenen Ichs wieder ist: alles Leben wird durch die Wort- Prothesen getötet, die laut, fremd und beziehungslos einhertönen. Lorher: ein paar Musiknummern. Man sieht die Musik spie- len, die man hört. Nun ja. Akustisch können diese Aufnahmen es kaum mit mittelmäßigen Schallplatten aufnehmen. Aber bei den vorgeführten Tanzgirls wird der Borteil evident, den vielleicht der Film von der Möglichkeit hoben könnte, gleichzeitig Bild und Musik, bewegtes Bild und bewegende Musik, aufzunehmen und festzulegen. Die gestrigen Versuche haben davon leider nichts gezeigt._»■ P. Lei dem.Zefi»er»«Nsbilhae". da? om t. September in Treptow Natt. findet, werden u. a mitwirien: der Sprech- und BewegmigSchor der Boltt- bühiik. der Friedrich-Hegar-Ebor, der Junge Cbor, der Bertiner Sängerchor und der Voltschor des Südosten«, serner drei VolkStanzkreiie und mehrere namhajtc Bühnen- und Kabaretlkräste. Außerdem werden den Besuchern«In Feuerwerk und ewe Freioerlosung von mehreren tausend Theaterkarten und Büchern geboten. Emlatzkarten 0,76 M. vo» Materprogramm der.lvaaderratlea". i..Der Zug der Zeit--, polit.-satir. Revue, v-lsaßt von Dr. Fritz Berg und Leo Freund. 2..Ratten» gtst». Heitere« von Leo Heller , Karl Schnog und Friedrich Wendel. Regte: Ernst Raden, Bühnenbild: Gotthard Illing. Musik: Klau» Slauberg. Uraufführungen am 21. und 2S. September im Sallnertheater in Berlin .