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Die Rhönerfolge 1920-28. Aus der Geschichie des Gegelstuges.
Dem 9. Segetftug-Weffbemerbe auf der waffertuppe in der Rhön waren in diesem Jahre schöne Erfolge beschieden. Allerdings scheini es nach den letzten Erfahrungen, als ob die vervollkommnete Technik des Fliegers maßgebender war als die weiter entwickelte Konstruktion des Flugzeuges, wenn dem so ist, so hat man damit einem Hauptzweck des motorlosen Fluges gedient: der Erforschung der atmosphärischen Strömungen. Auch in diesem Jahre wurden in der Rhön neue höchst- leistungen erzielt. Es wurde ein Streckenweltrekord von 72 Kilometern, ein Höhenflug von 725 Metern und ein Rhöndauerrekord von 8 Stunden(Weltrekord von Schulz Z2 Stunden) aufgestellt. Das find Leistungen, die man heute zwar beachtet, die uns aber lange nicht mehr so bewegen wie vor einigen Jahren die Minutenkämpfe der Segelflieger. Vor kaum zehn Jahren kämpfte man in der Rhön noch um Sekunden und Meter,— heute geht der Kampf um Stunden und Kilometer. Der Segelfug hat in den letzten Jahren eine auherordenrlich erfreuliche Entwicklmig ge- nommen. Jum erstenmal veranstaltete der damalig« Verband Deutscher Modell- und Segelflugvereine vom Juli bis September 1920 einen Segelflugwettbewerb in der Rhön . Auf der Waffertuppe wurde ein provisorisches Fliegerlager errichtet. Eine kleine Anzahl Flugbegeisterter versuchte in völliger Abgeschiedenheit unter Entbehrungen und mit dem primitivsten Flugerät ausgerüstet in die unbekannte Region der Motorlosigkeit einzudringen. Die beste Leistung erzielte Ingenieur Klemperer auf dem von ihm konstruierten und in Aachen gebauten Eindecker „Blaue Maus", in freitragender Bauart und dickem Flügelprofil. Klemperer flog 2 Minuten 22,6 Sekunden und eine Strecke von 1830 Metern. Die erste Rhön forderte bereits ihr Opfer. E. v. L ö ß l stürzte tödlich ab. Die zweite Rhön 1921 kann man als dos Revolutions- fahr des Segelfluges bezeichnen. Sie war entscheidend für die weitere Entwicklung. Damals trat die Akademische Fluggruppe Hannover unter Leitung des weit bekannt gewordenen Martens auf den Plan und brachte einen völlig neuen Flugzeuztyp, einen frei- tragenden Schirmhochdecker heraus, dessen Form heute noch die Grundlage aller erfolgreichen Segelflugzeuge bildet. Auf diesem Flugzeuge gelang ein Flug von 15 Minuten Dauer und 714 Kilo- meter Strecke. Außerhalb des Wettbewerbs flog Regierungsbau- meister Harth auf seiner Maschine 21 Minuten. Harth verwen- det« einen flügelgesteuerten Apparat mit Gitterschwanz, der später den Grundtyp für die Schulflugzeuge bildete. Im Verlauf des Wettbewerbes kam es wiederum zu einem tödlichen Absturz. Ein Jahr später folgte die„g r o ß e R h ö n 1922", bei der die Leistun- gen ungeheuer in die höhe schnellten. Die beiden Hannoveraner'
Martens und hentzen überboten sich gegenseitig auf ihren! vorjährigen weiterentwickelten Typ.> hentzen erreichte den neuen Weltrekord von 3 Stunden 10 Minuten Dauer und eine Strecke von 10 Kilometer. Man hatte nun den Wert der ärodynamischen Formgebung des Flugzeuges erkannt, während die Steuergestaltung noch etwas im Unklaren blieb. 1922 trat unter anderen auch als ernster Konkurrent die akademische Flieger- gruppe Darmstadt auf. Im nächsten Jahre übernahm sie bereits die Führung. Außerdem flog der Holländer F o k k e r als Erster mit einem Passagier 13 Minuten lang auf seinem Doppeldecker. Diesen durchgreifenden Erfolgen des Jahres 1922 folgte eine „Experimentierperiodc". Zwar gelang es B o t f ch auf dem Darm- städter„Konsul" 1923 ein« Strecke von 19 Kilometer zurückzulegen und eine höh« von 350 Meter zu erreichen, aber schon damals machte sich die Tendenz nach neuen Möglichkeiten bemerkbar. Man stellte allerlei Theorien auf und oersuchte den Bau des Flugzeuges durch Schlag- und rotierende Flügel usw. technisch zu vervollkommnen. Der Erfolg blieb zwar aus; statt dessen konnte man aber Ersahrungen sammeln. Erst 1925 kam wieder„E l a n" in die Rhönfliegerei. Der Darm- städter Hesselbach, der augenblicklich zwecks Emführung der Segelfliegerei in Amerika weilt, stellte mit einem D.'eiswndenflug einen neuen Rekord für Zweisitzer auf: Rehring gelang aus dem Darmstädter„Konsul" ein Streckenrelord von 21 Kilometer. Das waren Erfolge, die sich sehen lassen konnten. 1926 stand die Rhön im Zeichen des„Gewittermaxe", des Max Kegel, der einen un- freiwilligen Streckenrekord von etwa 50 Kilometer aufstellte und bis in die Nähe von Koburg flog. Kegel war von einer Gewitterwolke erfaßt und mitgenommen worden. Eine besondere Leistung war u. a. auch die Ümfliegung der Milseburg von der Wasserkuppe aus und zurück. Diesen Erfolg konnte ebenfalls N e h r i n g buchen. Man ging von 1926 ab überhaupt mehr zur Forschung, zur Geländetechnik über. Dieser Weg war durchaus richtig. Das zeigte sich schon im nächsten Jahre bei dem bisher kaum für möglich ge- haltenen Flug nach dem hei de Ist ein und zurück zur Wasser- kuppe. Wiederum war Behring auf der„Darmstadt " der glücklihe Sieger. Was die Rhön 1928 brachte, haben wir anfangs schon er- wähnt. Diesmal war es der Wiener Krön selb, der mit seinem „Rhöngeist" von sich reden machte. Welch' ein Riesenweg der Ent- Wicklung von 1920 bis 1928! Damals: 2 Minuten 22,6 Sekunden, heute: 8 Stunden: damals: 1830 Meter, heul«: 72 Kilometer Entfernung: damals höhen von 12 Metern, heute von 775 Metern. Alles hat sich weiter entwickelt, hat sich oerbesseri, nur eines wurde nie wieder erreicht, und das ist der„Rhöngeist", die Begeisterung und Selbstlosigkeit zur Zeit der alten, lieben Rhön 1920.
anS Uff ws8> Nkng««? Unkt�attmig fmwueit wir mte nützet. SJte drei Räum« einer kleinen Hoswohnung umschließen den Verlag und die Druckerei, denn eine Blindendruckerei braucht ja weder Rota- tionsmaschinen noch Tiegelpressen. Eine Blindendruckpresse sieht so aus: Zwischen zwei dünne Metallplatten, auf denen im Positiv und im Negativ der gewünschte Text in Brailleschrift geprägt wurde, wird ein angefeuchtetes Blatt Papier geschoben. Dann wird durch starke Pressung der Metallplatten ein Blatt nach dem andern fertig- gestellt. Klein nur sind die Auflagen der hier hergestellten Bücher. Erstens ist das für den Ankauf dieser Bücher in Betracht kommende Publikum auch nur klein— und dann haben auch die wenigsten Blinden in ihrer Wohnung so viel Platz, um sich eine eigene Bücherei in Brailleschrift zulegen zu können. Umfaßt doch die Wiedergabe des Romans von Felix Dahn „Ein Kampf um Rani" vierzehn Bände— jeder dicker und größer als eine durchschnittliche Bibel! Der„Faust, für uns Sehend« ein dünnes Reklambändchen, ist hier«in großer Band im Folioformat und ungefähr 12 bis 14 Zentimeter dick! Und dabei sird bei diesen Werken die Seiten noch doppelseitig bedruckt, so daß wir Sehenden mit unfern„tauben" Fingerspitzen an der Aufgabe verzweifeln, aus diesem Gewirr von Vertiefungen und Höckern die Buchstaben zusammensetzen. Stellen wir uns einmal vor, wir müßten Druck auf doppelseitig bedrucktem durchscheinenden Papier entziffern! Unter diesen Um- ständen ist natürlich der Kreis der Werke, die von einer privaten Blindendruckerei In Verlag genommen werden können, sehr be- schränkt. Der Geschmack der Blinden spielt auch eine große Rolle, denn hier kann man sich wirklich nur das geliebtcste und das not- wendigste Buch anschaffen. Und es ist für den literarischen Ge- schmack der Blinden ein sehr gutes Zeichen, daß hier neben dem „Faust" und Kürschners Fremdwörterbuch die nalurgeschichtlichen Blärchen von Ewald stehen. Stolz führt mich die Inhaberin von Regal zu Regal. Alles ist peinlich geordnet, und mit einem Griff findet Frl. R. jeden gesuchten Gegenstand. Di« Bücher und Pakete find sauber verpackt, und überall bezeichnet ein Blatt Karton mit einer Aufschrift in Brailleschrift den Inhalt. Ich habe noch nie einen so gut gehaltenen Lagerraum gesehen. Und dann kommen wir uns näher und Fräulein R. erzählt mir doch ihr Leben. Und ihr Gesicht leuchtet, als sie nach und noch vor mir ihr Werk, ihr Geschäft erklärt. Ich, die Sehende, fühle mich beschämt von der Freudigkeit und dem Optimismus dieser Blinden, die trotz ihrer Blindheit den Weg fand, noch ärmeren zu helfen und zu nützen: Was sie gelernt, gab sie getreulich weiter, unterrichtete Erblindete und Taubstummblinde, und ich weiß, wenn ich sie ansehe, daß nicht die Kenntnis der Brailleschrift das wertvollste war, was sie ihren Schülern gab... Diese Druckerei ist, mag sie neben blinden auch hier unjz da einen sehenden Menschen beschäf- tigen, doch echter Blindenbetrieb, und ein Betlieb, der den blinden Schicksalsgefährten dient.
Petroleumlampen aus der Gaffe. Was es in Verlin noch gibt. In hochpolitischen Dingen spricht man manchmal von einem Treppenwitz der Weltgeschichte. Es gibt aber auch weniger welt- erschütternde und bedeutsame Ding«, die auch recht spaßig sind und die Lacher recht tüchtig beschäftigen können. Groß-Berlin nennt man gerne eine Lichtstadt und bekanntlich soll der Beweis für dieses strahlende Licht der„Bewag" und der übrigen Elektrizitätswerke im Herbste in einer vielversprechenden Lichtwoche durch ein einzig großes Groß-Berliner Lichtmecr erbracht werden. Alles soll angestrahlt werden, staatliche und städtische Ge- bäude, ganze Straßenzllge, historische und sonst bedeutende Häuser und Zeitgenossen. Sachlich und persönlich. Und wenn dann die Knotenpunkte Groß-Berlins in diese Flut von tausend- und aber tausendkerzigem Lichte getaucht sind, brennen draußen an der Pe- ripherie der Weltstadt, im 16. Verwaltungsbezirk Cöpenick, vier einsame Petroleumlampen auf der Gasse, damit der gemächliche Bürger nicht fehlgehe und womöglich zu seinem leiblichen Schaden im Straßengraben ende. Vier lustig blakende Petroleumlampen— letzte Reste aus der Zeit, wo es noch Laternenanzünder gab, die abends mit ihren langen Stecken und der Feuerbüchse von Laternenpsahl zu Laternenpsahl eilten... ein Bild von längst entschwundenem Ehedem. Und diese vier Uebcrreste aus Großvaters Jugendjahren haben das bahnbrechende Zeitalter von Gas und Elektrizität über- dauert, sie sind heute noch in der Lichtstadt Berlin in lichtspendender Tätigkeit, diese Fanale an den allerdunkelsten Stellen, wo auch die Weltstadt Berlin an die Gegend grenzt, wo die Welt mit Brettern vernagelt ist. Wann werden auch diese vier amtlich be- treuten Tranfunzeln, die ebenso getreulich in der amtlichen Statistik aufgeführt»erden, in den wohlverdienten Ruhestand ver- setzt werden? Niemand wird bezweifeln, daß sie in der„Lichtstadt" Berlin schon längst die Uebemlterungsgrcnze überschritten haben. 80 neue Leuchisäulen für Berlin . Die vor einigen Monaten an verschiedenen besonders gefähr- beten Brennpunkten des Berliner Verkehrs aufgestellten neuen Licht säulen haben sich— nach den bisher gemachten Er- fahrungen— gut bewährt, da Unfälle an den betreffenden Verkehrsinseln kaum noch zu verzeichnen waren. Als Modell für diese leuchtenden Verkehrszeichen hat man bekanntlich die sogenannte Essener Leuchtsäule gewählt. Das Berliner Modell ist nur insoweit verändert worden, als statt der bisher 8 gelben Längsflächen 6 etwas breitere gewählt worden sind, so-daß eine noch größere Leuchtkraft erzielt wird. Jetzt werden durch die Stadt 80 neue Säulen an ver- schiedeuen wichtigen Straßenkreuzungen und Plätzen aufgestellt werden. Die Arbeiten dürsten sich eine Zeitlang hinziehen, zumal der elektrische Anschluß der Säule größere Bauarbeiten erfordert. Die ersten dieser 80 neuen Säulen sind u. a. bereits am großen Stern, an deck Einmündungen der Charlottenburger Chaussee sowie Hofjägerallee aufgestellt worden. Für die Ausstellung sind besonder« kleine Rettungsinseln gebaut worden, die auch gleichzeitig das Uebcrqueren der Straß« für die Fußgänger erleichtern.
Frösche verursachen einen Kahnunfall. Im Spreewald hat sich letzthin ein Kahnunfall ereignet, der eines drolligen Einschlages nicht entbehrt. Drei Berliner Damen und«in Herr fuhren am frühen Nachmittag durch die schmalen Kanäle Lübbenaus, als plötzlich zwei niedliche Frösche in den Kahn sprangen. Entsetzt sprangen die Dainen, die bisher auf einer Bank gesessen hatten, wie sie in den Spreewaldkähnen üblich sind, und flüchteten in namenloser Angst vor diesen Schrecknissen unserer märkischen Fauna auch in diesem Fall zu dem Herrn, der am Kahn- ende das Ruder führte. Durch diese Mehrbelastung— die ältere Dame konnte man kaum als Anhängerin der schlanken Linie be- zeichnen— versank das Heck, der Kahck füllte sich in wenigen Augenblicken mit Wasser und ging unter. Das„Schwergewicht" stürzte ins Wasser und bohrte sich tief in den Schlamm ein. Nur dem Umstand, daß die Gewässer an der Unfallstelle nicht besonders tief sind und der Umsicht und Geschicklichkeit des Kahnsührers, der sofort die Damen an Land brachte, ist es zuzuschreiben, daß die Folgen dieser Spreewoldfahrt nur in schlammigen Kleidern und einem Weinkrampf der älteren Dam« bestanden.
Ein Platzkonzert veranstaltet die Gesvngsgemeinschaft Rosebe.'y d Arguto am Dienstag, dem 21. August, von 19?* bis 2014 Uhr auf dem Hohenstoufenplatz.
Oer„schnelle Hirsch". Aus dem Leben eines Laufjungen. Eine Geschichte, die an den ersten Teil des Romans von Lernt Berg,„Onkel Eharleys Junge", erinnert, spielte sich vor dem Berliner Arbeitsgericht ab. Fritz Hirsch war fanatischer Anhänger des Laufsports. Er war zwar erst 17 Jahre, aber doch schon Inhaber zahlreicher erster Preise im Schnelläufen. Bei ihm und seinen Vereinskameraden steht es fest, daß nur er im Jahre 1932 Deutschland auf der Olympiade würdig vertreten könne. Dann wird es bestimmt nicht wieder vor- kommen, daß sich die„deutsche Männerkrast" hinter„Weiberröcken" verstecken muß. Aber das ist Zukunftsmusik. Zurzeit betätigt sich Fritz, der den Beinamen„der schnelle Hirsch" führt, als Lausbursche. Das heißt, er hatte diesen Posten acht Tage lang bekleidet, dann aber ist er ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist auf die Straße gesetzt worden. Und das war so gekommen: Am ersten Tage seiner Tätigkeit hatte Fritz eine Ehre darin erblickt, die bestehenden Schnelligkeitsrekorde der vereinigten Ber - liner Laufburschen zu brechen. Das war ihm auch restlos geglückt. Sein Chef stellte mit Genugtuung fest, daß Fritz sogar schneller sei als die Straßenbahn, ja, beinahe ebenso schnell wie die Polizei. Mit weniger Genugtuung stellte Fritz dagegen am Abend fest, daß die Ueberanstrengung in seinem Berus ihm den Sieg in einem Abendsportfest seines Vereins gekostet hatte. Er, der als Favorit in de» Kampf ging, kam schwer geschlagen heraus, er hatte sich nicht einmal placieren können.' Infolgedessen stellte sich Fritz nun wieder um und lief weniger schnell im Dienst, als abends aus dem Sportplatz. Jetzt stellte Fritz mit Genugtuung fest, daß er nach wie vor der schnelle Hirsch, der ungekrönte König unter den Schnelläufern war, wohingegen nun sein Chef mit weniger Genug- tuung feststellte, daß er zu einem„Lauf"-Burschen weniger geeignet sei. Der Chef stellte fest, daß Fritz für die gleiche Leistung, die er am ersten Tage in 8 Stunden bewältigt hatte, nun 40 Stunden be- nötigte. Er sah hierin einen schlechten Willen von Fritz und entließ ihn' dann fristlos.— Fritz aber lief im schnellsten Tempo aufs
Als fröhliche Wochenplauderei schildert Charlie R ö l l i n g h o f f einen Besuch der heimischen Massenplätze. Vom Kurfürstendamm - bummel mit seinem bunten Gemisch aller möglichen und unmöglichen Existenzen geht's nach dem Rummelplatz, wo sich Alt und Jung vergnllgungsdurstig in die Wogen kindlichen Vergnügens stürzt. Auch die Rennbahn und ihre Typen, sowie den Zoo als sonntägliches Familienidyll streift er mit Humor. Die Unterhaltungsmusik des Nachmittags, ausgeführt von den Gloria-Palast-Symphonikern brachte ein buntes gefälliges Programm. In einer interessanten Reiseschilderung machte uns hierauf Hermann R ö ß l e r mit Nor- wegen und seinen Menschen bekannt. Norwegen ist nach seiner Schilderung ein Bauernland, das sich auch im Stadtbild bemerkbar macht. Neben modernen Großstadtteilen finden sich da und dort uralte Bauernhäuser. Oslo , als Mittelpunkt des geistigen Lebens, hat indes internationalen Einschlag. Eine Fahrt durch Norwegens Nord- und Südgebiet bietet eine Fülle interessanter Naturschönheiten. Einsame, kahle Bergdörfer, deren Bewohner in zähem Kampf dem kümmerlichen Boden ihr bißchen Nahrung abringen, wechseln ab mit lieblichen Talmulden und dem interessanten phantastisch-schönen Gebiet der Fjorde und der Mitternachtssonne. Die hellhaarige nord- ländischc Rasse ist stark untermischt init einem dunkelhaarigen jüd- lichen Typ, Nachkommen venezianischer Borfahren, die vor Jahr- Hunderten als Schiffer in die südlichen Losoten verschlagen wurden. Der Abend brachte Kurt G ö tz' amüsante Komödie„Jngeborg", die Geschichte vom fröhlichen Ehedreieck. Lothar Müthel gab der tragikomischen Gestalt des Verführers, der ständig zwischen Liebe und Hemmungen bammelt, prächtige Züge. Trude Hesterberg als lockende Circe, Alfred Braun als der zu hörnende Gemahl, boten ebensalls gute Leistungen. El.
Arbeitsgericht und schon nach 3 Tagen mußte auch sein Ehef hier erscheinen. Und vor den Schranken des Gerichts bewies Fritz, daß er nicht nur ein Meist er im Laufen, sondern ein mindestens ebenso großer Meister im Reden war. Er überzeugte die Richter und auch seinen Widersacher, daß kein Läufer jeden Tag einen neuen Rekord ausstellen könne. Man darf nicht täglich eine Spitzenleistung verlangen, sondern. man muß zufrieden sein, wenn jeden Tag eine.gute Durchschnittsleistung, zustande kommt. Daß sich dcr Chef dieser Logik nicht verschließen konnte, schloß er mit Fritz einen Vergleich ab. Fritz wird wieder bei ihm laufen, zwar nicht im Tempo des ersten Tages, ober auch nicht in dem der folgenden. Man einigte sich auf ein Durchschnittstempo.
Revolverschüffe im Gerichissaal. Das Notizbuch als Better.• Trotz seiner 72 Jahre scheint der Schneider Okto S ch i w e ck aus der Usedomstraße 13 a noch reichlich fem- peramenlvoll zu sein. Er eröffnete gestern im Amtsgericht in der Reuen Friedrichstraße auf seine von ihm geschiedene Frau und deren Begleiter ein wahre» Schnellfeuer. Rur einem glücklichen Zufall war e» zu danken, daß niemand verletzt wurde. Der Revolverheld lebte mit seiner 56 Jahre alten Ehefrau Maria in Unfrieden, bis die Ehe kürzlich geschieden wurde. Im Gefolge dieses Scheidungsprozesses kam es zu einer Privat klage, die die Besitzverhältnisse von Möbeln usw. klar- stellen sollte. Gestern stand hierfür im Zimmer 158 im 1. Stock des Amtsgerichts in der Neuen Friedrichstraße die Verhandlung an. Der Schneider war zuerst da. Kurz vor 1 Uhr erschien auch die Frau. Da sie den gewalttätigen Charakter ihres früheren Mannes kannte, so hatte sie zu ihrem Schutze den Dreher Heinrich Jung- Hans aus der Prinz-Eugen-Straß« 22 mitgebracht. Kaum hatten die beiden das Zimmer betreten, da zog Schiweck einen Revol- ver und eröffnete ein Schnellfeuer. Cr gab nicht weniger als fünf Schüsse ob. Die Kugeln flogen der Frau und dem Dreher um die Ohren und«ine traf den Mann an der linken Brustseit«. Zum Glück trug der Dreher in der Jackentasche ein dickes Notizbuch, an dem das Geschoß sich abplattete und weiter keinen Schaden anrichtete. Der rabiat« Schneider wurde von Gerichtsbeamten sofort entwaffnet und der Kriminalpolizei «ingeliefert. Er erklärte, daß er seiner Frau einen„Denkzettel" habe verabreichen wollen. Er wird wegen versuchten Totschlages dem Untersuchungsrichter vorgeführt werden. Di« Frau ist unver- letzt davongekommen._ Ein interessantes Klugzeugmodell. Wir kürzlich bereits berichtet, unternimmt augenblicklich Ober- ingenieur Zaschka Versuche mit einem neuen Hubschraubenflugzeug- modell auf dem Tempelhofer Flughafen. Die Maschine wird äugen- blicklich bis zum Sonntag, dem 19. August, öffen.lich ausgestellt im Wasfcnsaal des Restaurants zum Krokodil am Oranienburger Tor. Es wird hier jedem Besucher Gelegenheit gc- geben, diese neuartige interessante Konstruktion aus der Nähe-u besichtigen und durch Vortrüo«, die der Konstruk.eur selbst hält. Er- läuterungen zu bekommen. Die ausgestellte Maschine trägt auf einem zirka 5 Meter langen Stahlrumpf eine 7 Meter groß« freitragende Tragfläche, die durch einen 300 Kubikzentimeter DKW.-Motor in Rotation versetzt wird. Gleichzeitig werden zwei je 6,5 KRo schwere Kreisel, welch« im Flächengestell eingebaut sind, mit 4200 Umdrehun- gen angetrieben. Die Kreisel stabilisieren dos Flugzeug automatisch und wirken gleichzeitig als' Kraf.speicher für den Gleitflug. Am Rumpfeirde sitzt die Vortriebsschraube, deren Luftstroin auf eine Fläche fällt, welch« als Reaktions- und Seitensteuer wirkt. Es wäre wünschenswert, wenn es nunmehr Zaschka durch die Ausstellung gelingen würde, das Interesse der in Frage kommenden' Kreise zu wecken, damit ihm die Finanzierung glückt für den Bap einer bemannten Maschine, die er dann noch bis zur Internatio- nalen Luftfahrtausstellung im Oktober vollenden könnte. Wir betrachten es als eine Sache des Reichsverkehrsministeriums, die Mi.tel für«ine derartige Erfindung zu bewilligen, zumal an- erkannte Wissenschaftler und Praktiker die Erfindung aussichtsreich begutachteten..__. �._______