Ein Schokoladen-Komplott. Wie man Direktrice wird. Frau Sch. war seit Iahrm stellvertretende Direktrice in der Schokoladenfabrik von Wesenberg Sohn. Eine ebenfalls feit vielen Iahren in derselben Fabrik beschäftigte Arbeiterin Z. konnte darauf rechnen, daß sie den Posten der stellvertretenden Direktrice bekommen würde, wenn ihr Frau Sch. nicht mehr im Weg« stände. Diese aus ihrer Stellimg und aus der Fabrik„hin aus zu- graulen", war das Bestreben des Fräulein Z. Sie verband sich zu diesem Zweck mit ihrer tn der Fabrik beschäftigten Schwester und einer dritten Arbeiterin N. Gelegenheit zu Zank und Streit gab es häufig, namentlich wegen der Verteilung der Akkord- arbeit. Bcrteilt wurde die Arbeit eigentlich nicht, sondern jede Arbeiterin verschafft« sich Arbeit, soviel sie bekommen konnte. Wer dann mit seiner Arbeit fertig war und neue nicht bekommen konnte. weil gerade kein« vorhanden war, nahm einer anderen Arbeiterin, die noch mit unve?«rbelteter War» versehen war, diese einfach weg, was natürlich nie ohne Streit abging. Das gab für die stell- vertretende Direktrice, obgleich sie an der Sache nichts ändern konnte, viel Aerger und Verdruß. Das intrigierend« Kleeblatt tat sein möglichstes, um den Aerger noch zu steigern. Schließlich kam es tatsächlich so weit, daß es F r a u S ch. tn der Fabrik nicht mehr aushielt. Sie gab die Arbeit auf, erklärte aber dem Chef gegenüber, sie tue das auf Verlangen ihres Mannes. Den wahren Grund ihres Abganges verschwieg Frau Sch, um ihre in der Fabrik als Arbeiterin beschäftigte Tochter nicht'dem Haß des komplottierenden Kleeblattes auszusetzen. Dies« Vorsicht hatte aber die beabsichtigte Wirkung nicht.„Wir haben die eine fort- gekriegt, wir werden auch die ander« fortkriegen," sagt« Fräulein Z.. die Anführerin des Komplotts. So geschah es denn auch Eines Tages nahm Fräulein Z. dem Fräulein Sch. wieder eine Kiste mit Arbeit fort. Bei dem Streit, der sich natürlich an diesen Vorgang schloß, hat Fräulein Sch ihre Gegnerin Z. mitderchandleicht berührt. Das war nun für das Kleeblatt der Anlaß, um auch „die andere fortzukriegen". Fräulein Z. ging zum Chef, klagte, sie sei von Fräulein Sch. geschlagen worden und verlang« Genugtuung. Ferner erklärten die drei Verschworenen, sie könnten nicht mehr mit Fräulein Sch. zusammenarbeiten, das sei nicht zum Aushalten usw. Der Chef hielt es nicht für nötig, zu untersuchen, ob die Klag« begründet war oder wer an dem Streit schuld hatte, sondern er entließ Fräulein Sch, weil sie ihre Mitarbeiterin geschlagen habe". Vor dem Arbeitsgericht, an das sich Fräulein Sch. wandte, wurde festgestellt, daß die Klägerin nicht geschlagen sondern ihre Widersacherin bei einer abwehrenden Bewegung nur leicht be» rührt hat. Die Firma wurd« verurteilt, die Klägerin weiterzube- schäftigen oder ihr eine Entschädigung von 150 Mark zu zahlen. Die Intrigantinnen können sagen:„Es ist erreicht!" denn der Inhaber der Firma erklärte nach der Derkündung des Urteils, daß er Fräulein Sch. nicht wieder einstellen werde, daß Fräulein Z. (den von ihr erstrebten) Posten der stellvertretenden Direktrice be- kleidet und demnächst, da sich die jetzig« Direktrice verheiratet, deren Stellung erhalten wird.— Herz, was willst du noch mehr.
'(Rn größerer Garagenbrand beschäftigte die Lichtenberger Feuerwehr in der dritten Morgenstund« auf dem Grundstück Müggelstraße 20 in Lichtenberg . Die Garage brannte aus. ein Lastauto wurde«in Raub der Flammen. Der Schaden beträgt über 10 000 Mark und ist durch Versicherung nicht gedeckt._ Aach dreißig Jahren. Ein Wort zu Theodor Fontanes Todestag. In diesen Togen haben sich die Gedanken vieler Verehrer Theodor Fontanes nach seiner Grabstätte aus dem Kirchhof der Französischen Gememde gewandt, wo der trefflich« Mann seit 30 Iahren den ewigen Schlaf schläft. Wohl selten hat ein Dichter und Schriftsteller nach seinem Tode ein« solche Wirkung ausgeübt wie Fontane. In der Mark und in Berlin wur- zelte feine dichterische Kraft und die Prosawerke, Romane wie Wanderungen, sprechen zu uns zwar von vergangenen Dingen, aber in einer so künstlerischen Form, daß sie uns stets von neuem fesseln. Jetzt, wo Fontanes Werk« bald Allgemeingut werden, dürft« ein« neu« Welle der Anerkemiung und Bewunderung durch die Schar seiner Leser gehen. Noch immer ist die L« k t ü r e seiner„W a n- derungen" die beste Vorbereitung für die Wochen- endwanderung, und es ist gerade von hohem Interesse, die künstlerisch abgeklärte Schilderung des damaligen, mit dem Eindruck des heute vielfach so aufgeblähten Kulturfortschritts der märkischer
Großfeuerin Grünau . Garagenbrand in Lichtenberg . • Durch«in Großfeuer wurde in der vergangenen Nacht auf dem Güterbahnhof Grünau ein großes Holzlager vernichtet. Auf der westlichen Seite des Güterbahnhofes befindet sich der Holzplatz der Firma Oswald Reibiger aus Lohns- darf. In einem offenen etwa 40 Meter langen und 30 Meter breiten Schuppe» lagerten große Brettervorrät« und Baumaterialien. Gegen%2 Uhr bemerkten dort Dahnangestellte einen starken Feuer- schein. Als man herbeieilt«, stand bereits ein Teil des umfang- reichen Schuppens in Flammen. Auf den Alarm rückten die Wehren von Niederschöneweide , Adlershof . Grünau , Bohnsdorf und Altglienicke an die Brandstelle. Aus«cht Schlauchleitungen mußte stundenlang Wasser gegeben werden. Zum Glück konnte ein lieber- greifen des Feuer» auf mehrere benachbarte Gebäude verhindert werden. Der Schaden ist sehr hoch: die Entstehungsursache konnte noch nicht ermittelt werden, man vermutet, daß Brandstiftung vorliegt.
65 Krokodile im Aquarium. Das Berliner Aquarium beherbergt gegenwärtig zehn K r o k o d i l a r t e n, die sich untereinander namentlich durch die Länge oder die Breite der Schnauze unterscheiden. Di« natürlich auch dazu gehörigen A l,I i g a t o r e n, die im wesentlichen ameri- kanisch sind, zeichnen sich dadurch aus, daß der vierte Unterzahn nicht, wie bei den eigentlichen Krokodilen, äußerlich sichtbar am Oberkiefer vorbei, sondern In ein« chöhle eingreift. Besonders auf» fallend ist das sehr langschnvuzige westafrikanische Spitzschneuz-
oder Panzer krokodil, da?«in Gegenstück zu dem dort eben» falls beheimateten mopstöpfigen Stumpsschnanzkrokodil bildet. Die Tiere bevölkern in etwa 05 Stücken je noch der Größe die beiden Abteilungen der Mittelhall« und«in Terrarium neben der Z i« r f i s ch a b t« i l u n g. In diesem wachsen die Kleinsten so weit heran, daß sie von ihren älteren Genosien nicht» mehr zu befürchten brauchen. Der sehr raschwüchfige dreitschnauzig« amerikanische Alll- gator braucht etwa 0 Jahre, um M Meter lang zu werden, ober auch hos Wachstum der anderen Arten geht viel schneller vor sich. als gewöhnlich angenommen wird.
Gegenden pt vergleichen. Man nehm« nur das KapVe! vom Scha» mützelfee, wo in wenigen Figuren ganze Menschenschicksale darge» stellt werden, Leute, die mit dem kargen märkischen Boden kämpfen — und man vergleiche damit die heutig« Eleganz: Ostende ist bei» nahe nichts dagegen. Dieles hat sich ja in Berlins Umgebung und auch tn der weiteren Mark geändert, aber die großen Züge der Natur sind doch noch erhalten geblieben und ihnen hat Fon, tane«in unvergängliches Denkmal gesetzt: dem wald - umgebenen See, d«r blauen Havel , d«n baumbestandenen Kuppen, die wir gern als B«rge ausgeben— dem weit übersehbaren Luch, aber auch den wogenden Feldern und üppigen Wiesen. Sein Werk wird so lange dauern, wie es wandersrohe Menschen gibt, die de? Steinstadt mit ihrem Getös« gern für kur-e Zeit den Rücken kehren
Massengräber im Tornado-Gebiei. Massenelend der Aermsten. Die Zahl der Opfer der Tornadokalastrophe In F l o r i d a wächst täglich. Vis zum Donnerstag waren S 0 0 Tote und 1500 Der» letzte gezählt, wieviele Tote noch unter den Trümmern der yäuser begraben liegen, ist nicht abzusehen. Die Sturmflut des O k e e ch o b e e s e e s hat ein Gebiet von 65 Ouadratmellen, iu dem 5 Städte und zahlreiche Vesilzungen liegen, in dem blühende Farmen gestanden haben, in einen einzigen Morast verwandelt. Der verwesungsgestank von Menschenleichen und Tier» kadavern sowie von vazähligcn Schlangen- vnd Fischkadavera erfüllt die Luft und ist die ständige Gefahr für den Ausbrnch von Epidemien. Zahlose hungernde Kinder irren ohne jede Ve Neidung zwischen den Trümmersiällen nmher und Gistschlangea greifen die Scharen der au» dem Unglücksgebiet den Sammellagera Zustrebenden an. Mit Hilfe von Dampfschaufeln und Baggern werden in fieberhafter Eile Massengräber ausgeworfen, in denen die Leichen der Verunglückten beerdigt werden: zumeist handelt es sich um arme Negerarbeiter. Wo der Boden in grundlosen Schlamm verwandelt wurde, werden die Leichen mit Rohöl begossen und verbrannt. Die Negerslüchllinge rotten flch zusammen und stürmen die Depots vom Roten Kreuz. E, Ist daher in mehreren Abschnitten der Belagerungszustand ver» hängt worden.__ i Oer Där ist los! Gestern vormittag wurde im Madrider Zoologischen G a r t e n«in mit der Reinigung eines Eisbärenkäsigs beschäftigter Angestellter von dem Eisbären überfallen und durch Bisse und Tatzenschläg« schwer verletzt. Auf dl« Schmerzens. schreie des Opfers eilten andere Angestellte herbei, denen es gelang, den Eisbären zurückzutreiben und ihren bewußtlosen Kol» legen fortzutragen, da sie aber in ihrer Eil« vergessen hatten, kne Tür des Käfigs zu schließen, en t k a m der Bär in den Garten, wo er unter den Besuchern Schrecken verbreitete. Schließlich eilten sämtliche Wärter herbei und und erlegten den Bären mit R c» volverschüssen. An dem Kadaver wurden etwa 20 tödliche Wunden gezählt. Der verletzte Angestellte dürste kaum mit dem Leben davonkommen. Es handelt sich übrigens hier um denselben Bären, der bereits im vergangenen Jahre in seinem Käsig einen Angestellten getötet hatte.,.
Endlich Straßenbahn nach Lichtenrade . Dl« Bauarbeiten zur Der» längerung der Straßenbahn über Mariendors hinaus noch Lichtenrade stehen vrr der Beendigung, so daß voraussichtlich L n fa ng O kt ob e r die Straßenbahnlinie 99. die jetzt in Marien- darf, Lichtenrader Ehausie«(an der Trabrennbahn),- endet, bi» Lichtenrade durchgeführt werden kann. Damit erhält Lichtenrade , das btsher auf die Eisenbahn und die Omnibuslinie 3? nach Marien- darf angewiesen war, endlich die langersehnt« Straßenbahn» Verbindung._ Wetterbericht der SffenMchen Wetterdienststelle Berlin und Um» xegend. lRachdr. verb.) Weiter trocken und ziemlich kühl, vorüber- gehend stärker bewölkt, nordwestliche Winde. — Für Deutschland : Im östklchen Küstengebiet wolkig und vereinzelt etwas Regen, überall Ich kül■
ziemlich kühl. „Bvtt und Zeil", unsere illustrierte Wochenschrist, liegt de? heutigen Poftauslage bei.
(Qr die Zelt vom 21. bis 24. September
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P R O G R A für die Zeit vom 21. bis 24. September
771 m
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Rheinstraße 14 Dn* Dorf der Sünde. Ein Kunstwerk von überwäl.ifjender Schönheit Null Uhr. 6 spannende Akte Odeon, Potsdamer Str. 75 Helmkehr. 10 ergreifende Akte mit Lars Hanaoa, Theodor Loes Turmstraße 12 Unter der Laterne(Trink, trink, Brüderlein trink) mit Llrsl Arno, Paul Hcldemann Alexanderstraße 39-40 (Bassagei Don Juan In der MSdchenschnle mit Reinhold Scbfiazel Der mann ohne Deruf mit Ruth Weyer, Alfons Prytand Schlüter-Theater Schlütcrstr. 17. W. 7,9.15. Stg. ah 4 Li Soax(;chmufzi(fet Celd) mit Anna l*Iay Wang Die Yacht der 7 Sünden mit Br. Helm Amor Uhlandsir.«1 S.IZ, 7.1«, 9,Ji Uhr San*(SchmuMges Geld) mit Anna May Weng.