föellage Sonnabend, 10. November 1928.
StrAlmiD s/ol
So wurde das deutsehe Voih geschröpft:
Es»raren teure Landesväter I Mehr als 50 Millionen Mark sind alljährlich den Fürsten gezahlt worden,
weiß man nach, wie leuer die zwei Vuhend ALrsie» dem deuifchen Volke zu stehen gekommen sind? wir sprechen heule nicht von den zwei Millionen loten, von den vielen?Nillioncn Krüppeln. Witwen und Waisen, die uns das monarchische System als Ergebnis des Wellkrieges hinterlassen hat. Aber immer wieder' muh daran erinnert werden, daß jahraus jahrein viele Millionen baren Geldes an ein Geschlecht von Drohnen gezahlt worden sind, das nicht erst im November lSl« reis zum verschwinden war. Zn seiner vor kurzem im Verlag Gersbach u. Sohn. Berlin , erschienenen Schrist ..Unsere Canbesoäfct" gibt Frih Wecker einen lleberblick über die Bezüge der deutschen Jürsten. Er berechnet sie, sicher noch zu gering, aus rund 5 0 Millionen Mark. Zur Ergänzung muß hinzugesügt werden, daß die deutsche Republik ihrem Reichspräsidcnlen nur einen Bruchteil dieser Summe zahl«, hindenbnrg erhält ISO 000 Mark jährlich, davon gehen 60 000 Mark für Repräsenlationszwecke ab. Der erste Reichspräsiden», der Sozialdemokrat Eberl, begnügte sich mit einer wesentlich geringeren Summe, und von dieser hat er noch das meiste sür soziale Zwecke hingegeben. Als Wilhelm nach Holland floh, konnte er sich sofort ein fürstliches Schloß kaufen, und auch jehl ist er noch im Besitze von vielen Millionen an beweg. lichem und unbeweglichem Kapital. Eberl aber ist so aus dem Leben gegangen, wie er ins Leben getreten ist: arm wie eine Kirchenmaus... Wie verteilten sich die 30 Millionen Goldmark aus Deutschlands 22 Bundesstaaten, soweit diese Monarchien waren? Denn bekanntlich gab es damals auch schon Republiken in Deutschland , die drei chansestädte und ein von einem Statthalter verwaltetes Reichsland �lsaß-Lothringcn. 4 Königreiche. Preußen. Zkronsideikommißrente von 1820: GM. 7 719 296 Auschüsse dazu, j 10 000 000
Jivilliste 17 719 296
Als Kaiser von Deutschland erhielt Wilhelm nichts, hingegen verstand er es. eine Reihe von Ausgaben, die sonst der «rürst persönlich trüg, auf Preußen und das Reich abzuwälzen: Kgl. Theater, Schlösser in Posen, Kastel,.hannoocr, ferner Zivil- kabinctt. Der Etat sür 1914 wirft hierfür aus.. Bayern ............. Da, zu Apanagen an Familienangehörige. Sachsen Apanagen Württemberg «. Apanagen.,.
.,»»»«
3 338 477 3 400 000 1 463 734 3 778877 «29 000 2130 000 750 000
4 Könige 21057 773 6 865 734 4 407 877 2 900 000
35 231 384
6 Großhcrzoglämer. Baden.. 1 589 983 Apanagen......•» �50 000 1 739 983 Hessen mit Apanagen 1841412 Oldenburg....... w i.»• 055 000 Sachsen-Weimar .........- 1020 000 Mecklenburg-Schwerin(1908/09).... 624 9*20 Mecklcnburg-Strelitz(geschätzt)..,•• äooi"»1 6 291315 Zu beiden Mecklenburg ist die Feststellung zu machen, daß nach der mittelalterlichen Verfassung den Fürsten das ganze Land gehörte. Davon gaben sie dann etwas ab. war fideikommijsarl- iches Eigentum des Domaniums. Das Uebrige erhielten die Ritter- fchaft und die Städte. Die unmittelbaren Einkünfte der fürstlichen Hofhaltungen waren daher wechselnd. 5 Herzogtümer. Braunschweig ..........• Sachsen-Meiningen .....» Anhalt..........*.• Sachsen-Altenburg......... Die Ansprüche dieses Herzogs waren erloschen — nachdem er am 29. April 1874 ein Gesetz durch- gebracht hatte, wonach der Staat% des Kammerguts erhielt— und er 5k. Sachsen-Kaburg-Gatha»»,-••
1125 322 814 765 990 000 nichts
nichts
2 930 087
Aehnlich wie in Anhalt sind für Koburg am 4. September 1907 dir Domänen halb geteilt und ebenso in Gotha seit 19. Juli 1495. 7 Fürstentümer. Schroarzburg-Sairderhausen.-.- Außerdem erhielt der Fürst noch einen wechselnden Teil des Reinertrages der Domänen. Schwar.zburg.Rudosttadt............ Schaumburg-Lippe . Der Fürst verfügte über alle Einnahmen der Dama- Nen. Nach der Verfassung vom 17. November 1868 hatte er an die Landeskasse einiges' zu zahlen. 1914 etwa 217198. Danach berechnen sich seine Einkünfte aus den Schaumburger Bergwerken allein auf.....-- Lippe-Detmold. Der Fürst hatte Anspruch auf vollen Reinertrag der Damänen bis...........--- 500 000 Außerdem vom Ueberfchuß die Hälfte, 1914., 19500 Reuß ältere Linie »»»»,»»»•■•*»«
515 034
336 667
599 142
519500 nichts
Durch Gesetz vom 28. März 1867 waren die Domänen unbeschränktes Eigentum des Fürsten . Reuß jüngere Linie .............. Durch Gesetz vom 23. April 1880 waren die Domänen unbeschränktes Eigentum des Fürsten , nachdem dieser 1 Millionen Entschädigung an den Staat gezahlt hat. Wakdeck.................. Der Fürst van Waldeck hatte längst die Verwaltung seines Landes an Preußen abgetreten, dafür durch Gel. vom 2. März 1887 sich den vollen Reinertrag des Domaniums ausgemacht.
nichts
nichts
1970 343
Gesamtübersicht: 4 Königreiche........ 6 Großherzogtümer,..., 5 Herzogtümer 7 Fürstentümer 22 Monarchen
,»« »»» »»»
35 231 384 6 291 315 2 930087 1 970 343
46 423 129
Als Geldeinkünfte aus Staatsmitteln müssen aber noch folgende Zahlen in Ansatz gebracht werden— mindestens volle Steuer- und Abgabenfreiheit der 22Monar- chcn und volle Portofreiheit.......... 2 000 000 Die Einkünfte der Monarchen von Altenburg, Koburg-Gotha , Waldcck, der beiden Reuß, bei denen es lediglich ein anderer Rechnungsmodus war, der ihre Einkünfte als„private" erscheinen ließ, durchschnittlich ä 400 000 GM................. 2000 000 Rund mindestens 50 000 000 Wenn man diese Zahlen in bezug auf die Kapfquate der Ein-' wohnerzahl betrachtet, so ergibt sich eine prozentuale Erhöhung nach den kleineren Monarchien hin.
In Preußen auf den.Kopf 14 RM., in Bayern und Sachsen beinahe 1 RM., in Württemberg schon etwas darüber, in Hessen 1,50 RM. Riesenhaft wird das aber erst bei den herzögen und Fürsten . In Braunfchweig beträgt die Kopfquote schon 2,25 RM., in Anhalt beinahe 3, in Lippe und Schwarzburg über 3, in Sondershausen über 5 und in Schaumburg gar über 11 RM. Aus diesen Gehältern für das Regieren waren diese Landes- Väter sehr wohlhabend. Bei den Mecklenburgern, denen eigentlich dos ganze Land gehörte, ist das schwer entwirrbar. Wilhelm, der anscheinend billigste, war der größte Grundbesitzer Preußens und bezog außer der Zioilliste van 17,7 Millionen aus Etatstiteln 3,3 Millionen allein, weitere 3,5 Millionen aus Pacht- und Grund- vertrag. Auch eine Meng« weiterer Kosten, wie die seiner Pacht „hahenzollern", der Reisen im Interesse seiner„Politik" bürdete er dem Reiche auf. Deutschland marschierte nicht nur mit der absoluten Zahl der Zivillisten an der Spitze Europas , sondern auch mit der Kopfquote. Der Zar erhielt pro„Untertan" Vs M., Oesterreich%, England 14, Norwegen 14, Schweden und Dänemark M, Besgicn Vs, Deutschland aber%(0,77 M). Zum Vergleich: in der ältesten Republik Europas , der Schweiz , erhält der Bundespräsident 27 000 Franken, nur 2000 Franken mehr wie jeder Bundesrat. Der Präsident von USA-Amerika erhält 75 000 Dollar(315 000 M.). Er übt hoheitsrechte über 110 Millionen, also ungefähr über soviel wie Deutschland und das frühere habsburgerreich zusammen umfaßten. Deren Monarchen erhielten aber zusammen 70 Millionen, also 219mal so viel pro Kops, wobei die Mehrtosten pro Kopf für alle Minister usw. nicht in Anschlag gebracht sind. hier entsteht von selbst die Frage: haben die 23 Monarchen Deutschlands und Oesterreichs nun wirklich 219mal soviel für den Bürger geleistet wie der Präsident der Bereinigten Staaten?
Kaum hatten die Münchcner Arbeiter und Soldaten die Kasernen gestürmt, da kam ans der Masse die Parole:„Aus zum Franzi!" Der Franzi mar die Militärarrestanstalt. Em- mal wallte man die Gefangenen befreien, dann aber gedacht« auch ja mancher seine Rechnung mit den Gefangenenaufsehern zu-che- gleichen. Man hatte so allerlei„Freundlichkeiten" dort erlebt beim Abbrummen diverser Mittelarreststrasen. Der Eingang zur Arrestanstalt war erstürmt. Ein Feldwebel, den Revolver, in der Hand, steht hinter der aufgebrochenen Tür. Er wird niedergeschlagen. Dann beginnt ein crusgeregtes Suchen nach den Zellenschlüsseln. Sie such nirgends zu finden. Auch die Aufscher sind verschwunden, spurlos verjchwnnden. Wie nun die (Zesangenen aus den Zellen bringen? Rasch sst hilse geschassen. Die Gewehrkolben müssen als Zellenschlüssel dienen. Schwer« Schläge wuchten gegen die Zellentüren und bringen den Häftlingen die Freiheit. Zwei Tage später wurde es ofsenbar, wo die Aufseher an jenem kritischen Tage waren. Sie hatten richtig vermutet,.daß man sie verprügeln wolle uich zu ihrer Rettung folgeichen Plan durchgeführt Alle legten ihr« Dienstmützen, Leibriemen und Seiten- gewehre ab, so daß sie sich in nichts von den Militärhäsllingen unterschieden. Der Feldwebel sperrte jeden Winzeln in«in« Zell « und vers chloß sie wieder. Dami waren die Stürmenden gekommen, hatten die Zellen aufgeschlagen, die häsllmge befreit und damit auch — die Aufseher. ii- Wenige Tage nach dem Umsturz würde im Vorzimmer des neuen bayerischen Ministerpräsidenten Kurt E i s n« r«in« Dame „aus der Umgebung Seiner Majestät" angemeldet. Man lieh sie eintreten. Der Sekretär des Ministers wollte wissen, was die Ab- gesandte des letzten bayerischen Königs wünsche. Und da erfuhr«r denn, daß Ludwig III. vor ein paar Tagen München so in aller Eil« habe verlassen müssen, daß nicht einmal Zeit gewesen sei, auch nur die allernötigste Leibwäsche mitzunehmen. Die Dame war nun da, um zu fragen, ob es nicht möglich wäre, für S. Majestät einige Leibwäsche aus dem Wittclsbacher Palais abzuholen. Der letzte Bayern -Ludwig war ja als geiziger Knicker be- könnt. Aber daß er jetzt, wo es um feinen Thron ging, Sorg« um seine Unterhosen hatte, schien dem Sekretär doch etwas unkönig- lich. Er verbiß sich das Lachen und ging, dem Ministerpräsidenten das sonderbare Verlangen vorzutragen. Kurt Eisner war kein Unmensch, und der abgesetzte Wittelsbacher durfte sich seine Unter- Hosen abholen lassen. Ein in den Diensten der Wittelsbacher ergrauter Ministerial- bot« hatte das ganze Gespräch mit angehört. Als die Abgesandte des Königs das Vorzimmer verlassen hatte, gab der Alte dem Sekrptär gegenüber seinem Mitgefühl mit soigender Bemerkung Ausdruck:„Ja mei, unser Kim d« hat an Angst aussteh' müass'.i. Dös glaub' i scho, daß der a neui U n t e r h o s'n braucht. � .* Spartakus hatte die Münchener Zeitungen besetzt. Im„Boye- rischen Kurier", dem Blatt der Münchener Klerikalen, residierte der Anarchist Erich Mühsam und schrieb slammend-revolutianäre und antikirchliche Aufsätze. Ein Teil der Manuskripte war schon im Satz. Da kam der Ministerpräsident Kurt E i s n e r und verlangt». daß Mühsam mit seinen Leuten Redaktion und Druckerei zu räumen habe. Nach einer wenig freundlichen Auseinandersetzung erklärte Mühsam schließlich, er weiche der Gewalt und dann zog er ab. Al« Eisner in der Setzerei und im Maschinensaal anordnet«.
daß die Zeitung so, wie sie vor der Sparta kusbesetzung innbrochen worden war, fertiggestellt uird gedruckt werden sollt«, erfuhr er, Mühsam habe den Betrieb„s a z i a l ss i e r't"! Und zwar so: er hatte, um die frommen„christlichen" Arbeiter zu gewinnen, sie zu Besitzern des Betriebs erklärt, worauf diese begeistert eingegangen waren. Kurt Eisner machte den Buchdruckern nun klar, daß alle Anordnungen Mühsams ungültig feien. Da fragt ihn einer von ihnen:„Aba, Herr Ministerpräsident, wos is'n nacha mit da So- zialisterung?" * Dliermotrojc L o tte r hatte seinen gegenrevolutionären Putsch unternommen, mit dem er die Regierung Eisner stür.zen wollte. Polizeipräsident S t a i m« r ist bereits von ihm verhaftet und in seinem Arbeitszimmer festgehalten worden. Fechenbach, der Sekretär Eisners , kommt ins Polizeipräsidium, um Staimer zu befreien, wird aber auch festgenommen und mit Statiner zusammen der Obhut eines Kammandos junger Matrosen übergeben, die mit aufgepflanztem Seitengewehr jeden Fluchtbersuch unmögsich machen. Das alles spielt sich im Arbeitszimmer des Polizeipräsidenten ab. Plätzlich wird die Tür weit aufgerissen. Ein Wachtmeister der revolutionären Militärpolizei kommt mit einem großen Schlüssel- bund bewaffnet herein. Er ist mst den Festgenommenen gut be- könnt, läßt sich aber nichts anmerken. Ganz dienstlich fragt er: „Wo sind die zwei Burschen?" Der Führer des Matrosenkomman- dos macht entsprechende Meldung. Darauf der Wachtmeister von der Militärpolizei zu den Verhasteten:„Marsch! Ihr kommi vorläufig in Polizeiarrest!" Und fort war er auch schon mit den beiden Arrestanten, die er zwei Minuten später durch eine Hintertür aus dem Polizeipräsidium entläßt. * Nach der Ermordung Kurt E i s n e r s richtete sich die ganz« Wut der politisch aktiven Arbesterschaft in München gezen die reaktionäre Presse, die durch ihr« hetz« die Mordatmosphäre ye- schaffen hatte. In der Druckerei des katholischen Arbeitervereins war das Hauptquartier der Spartakusleute. Natürlich gab es manche Neugierige, die sich gern einmal so ei»„Rates" Haupt- quartier aus der Näh« betrachtet hätten. Zu ihnen geHärte auch ein Dr. 1., der sich sonst den Teufel um Politik kümmert«, aber doch sür's Leben gern einmal„dabei gewesen" sein wollte. Er hatte Glück. Der Führer der„raten" Besatzung in der Druckerei war ein alter Schulkamerad van ihm. Zu dem ließ er sich führen und machte sich furchtbar wichtig. Mit allen, die im Haus« waren, freundete er sich an und tat, als gehöre er dazu. Da schreckt ihn plötzlich etwas Unvorhergesehenes auf. Ein« Ordonnanz meldet:„Die R. S. kommt!" Di« R. S. war die Re- publikanisiche Schulst ruppe. Und sie kam in solcher Uebermacht, daß Widerstand sinnlos gewesen wäre. Außerdem war der Führer der„roten" Besatzung nicht da. Eh« man sich noch überlegen kann, was zn geschehen Hab«, dringen die ersten Soldaten schon mst vor- gehaltener Wafte ein. Di« gesamte„rote" Besatzung wird festze- nommen: auch dem neugierigen Dr. X. droht das gleiche Schicksal. Da greift er, einer plötzlichen Eingebung folgend, nach ein paar herumstehenden Maßkrüzen, krumpelt seinen Filzhuf zu einem kleinen Ballon und steckt ihn in die Tasche. Dann geht er eilig der Tür zu. Einer van der Schutztrupp« tritt ihm in den Weg: „halt! Niemand verläßt das Haus!" Dar Berzweiflung fast weinend, legitimiert sitz Dr. T., die Maßkrüge vorzeigend, mit der Bemerkung: „I Hab' ja blaß's Bier'bracht..." Darauf kam er unbchelllgt durch die Absperrung auf die Straße....!. Fix.