Nr.» 45. Zahrguns"i* SonvaSend, 45. Dezember �S2S
Wade in Qermany.
&s klingelt. Eine äl�che dicke Fr<ul in einer k> unken National' tracht, bietst kleine Teppiche an. Vetworleger. Brücken. Die Ware erscheint im Halbdunkel sehr verlockend mit ihren leuchtenden Farben, Und dabei ein billiger Preis, das Stück nur 15 M. «.Echte Auslaudsware,� versichert die Fremd«. Na, man kann sich so mal die Ding« bei --«cht. ansehen. Eine Tasse warmer Sasse« und ein Butterbrak löst ver Händlerin bald die Zunge. Vorher wird ihr aber versichert, ">.{) wir für ihren Artikel keinen Gebrauch hoben. Ein minder- wertlaes Zeug, ganz locker im Gewebe. Höchst unwahrscheinlich, doh bi« Rumänen so etwas über die Grenze lassen. lind so stellt sich denn auch bei freunblichem Zureden am Kosfceti'ch der ganze Schwindel heraus: blocke in Germans . Die kleine schlesische Stadt Matscher webt diese Sachen. Ein findiger ilmernehnier in einem Vorort Berlins vertreibt sie. lim sie ober als Auslandsware an- freisen zu können, hat er eine Schar Händler aus Rumänien enga- Wert, aus einem früheren deutschästerrcichischen Dorf, die in ihrer Hcimatirocht dies« Fußvorleger verknusen müssen. Ob nicht auch gleichzeitig etwas Ausbeutungsraktik dabei im Spie! ist? Der Name des Zwischenhändlers klingt ganz tschechisch, er scheint van seinem bekannten Freund„Bota" gelernt zu haben. Denn zweifellos sind diei« fremden Menschen in' ihren Ansprüchen genügsamer und zur Ausbeutung williger als deutsche Arbeiter. Treppauf, treppab müssen sie lagsüber rennen, um das Glück zu hoben, ein paar von chren Decken loszuschlagen. Bei äußerster Einschränkung der Lebens- ooltung— es handelt sich innner um größer« Familien, die in einen- -l-auin zusommenhausen— können einige Ersparnisse zurückgelegt werden, mit denen die Händler zum Winter wieder zurück in ihr Dorf fahren. Nach der Lersicheruna der Frau ist das aber immer noch mehr, als was der Arbeüer dort erübrigen könnt«, wo der Verdienst knapp für das Brot reicht. De? chinesische Händler. Einmal ist es ein echter Ehinese. der vorspricht. Ein ganz sunges Mrschchen, mit dem man sofort Mitleid hat, weil er so weit über das Meer hinweg von seiner Wmter entfernt ist. In seinem klag- nchen Blick wohnt gleichzeitig ein Schelm, was die Kinder auch fsiort heraus gesunden hoben. Es scheint, daß er am liebsten mit >hnon spielen möchte, aber die Peitsche— im echten Sinne gemeint �-.treibt ihn. seinen Tee anzubieten. Echten chinesischen Tee. Der »ein« Händler kann nur diese drei Worte Deutsch , wenigstens stellt er sich{a. Man kauft ihm aus Mitleid schon ein Päckchen ab, das S«r nicht lo billig ist und wobei sich herausstellt, daß der Ehinese 'jhr gut das Gel!» keimt. Der Tee ist ichauderhoft und beim Aus- schütten der Tüte sieht man aus der Innenseite des Papiers«ine kleine Aufdruckszeile non inner Dresdener Tutem'abrik: Xlack« i v kterwavz'k Bei anderer Gelegenheit erfährt man. daß bei dem Verkauf dieser Waren durch Ehinesen ein noch robustere» Aus- brukuogsiystem angewandt wird als das erstbeschnebene. Die jungen Chinesen Vierden in chrcr Heimat wie Sklaven gekaust und müssen rch für Jahre hindurch dem Unternehmer verpflichten. Der Händler dieser Memchenmar« verhökert mit gutem Gewinn die Armen dann in europäische Hauptstädte, wo sie ein anderer für olle möglichen -Inen non Diensten braucht oder mißbraucht. Im Norden Berlins baule» sie enggedrängt- zusammen uird Keh«. Wen, zvenn sie.»ach .der Tagesstreife nicht mit einen, gewissen Berdienst nach Hause kommen, dano seßl«» Schläge. Eine Rückkehr in die Heimat tsl ganz ausgeschlossen. Nur selten gelingt es Aelteren von chnen. sich den, Zwang zu entziehen. So findet man denn auch ab und zu Ehineien in, Asyl für Obdackw!«. Manche Haussrau, die mit Stolz von einem chivesischen Händler ein �echtes chinesisches tiasseegeschirr" für teures Geld erworben hat. muß zu chrem großen Bedanern er- fahren, daß ihr ein Kenner nachweist, daß es ein sächsisches Fabrikol ist und nicht einmal ein gutes, das sie im Warenhaus für die Hälfte des Geldes hätte kauien können. Die chinesischen Drachen und Blumen daraus sind nicht genullt, sondern sind Abzugsbilder, wie wan mit einer Lupe sehr gut erkennen kann. Macke m Geraiany.
Betrachtet man in der Friedrichstraß« die Auslagen von einigen Kunsthandlungen, so wird man erstaunt sein, welche wunderboren Antiquitäten dort ausgestellt sind. Doch wird der Berkauser nicht den einzigartigen Gegenstand, den Damaszenerdolch, die Dose von Limoges , die kleine Branzeglocke init uralten Hieroglyphen u. a. aus dem Schaufenster nehmen, sondern den gleichen Gegenstand hinten vom Lager. Es sind höchst kuirstoolle Nachahnnmgen, um nicht von Fälschungen zu sprechen, da sie ja nicht als echt angeboten werden. Macke in Gennany. Gefährlich wird die Sache erst, wenn ein solcher Gegenstand durch Prioothände an Dritt« verschachert wird, denn wer besitzt>o viel eingehende Kenntnis von der Echtheit von Altertümeim?� Hat man doch sogar berübmte Kunstwerke in den Museen, die sich als Fälschungen, als„Macke in Gennany", gemacht in Deulschiand, herausstellen, wie die letzten Enthüllungen in der Tagespresje kundgaben. Eine ganze Industrie in Nürnberg beschäf- tigt sich damit, kunstvoll« aste Rcnaissanccmöbel u. o. herzustellen, bei denen Jahrhunderte altes Holz und alte Handwerkszeuge zur Herstellung oerwendet wird Ost werden diese Fälschungen in die Ursprungsländer der Formen erst ausgeführt, um von dort als echt in das Inland wieder eingebracht zu werden. Macke in Gerrnany. Echt, englische� Stoffe. Die sonderlmrstcn Blüten treibt die Sucht der Auslaads- Nachäfferei in der Textilbranch«. Da muh bei den Leuten, die das Geld dafür hoben, olles..echt englisch " fein, der Anzug in London gemacht, der Stoff englischer Herkunft, der Hut, die jirowatte bis zum iDiterbeinkleid. Mit heiligsten Eiden muß der Schneider versichern, daß es auch englischer«toff ist, den er oerarbeitet, was er um so glaubwürdiger macht, wenn er Ist W. für den Meter Stoff mehr ausschlägt, lind doch kam, es einem solchen Modeiex passieren. daß das gleiche Muster des Stoffes ein anderer cbenfaUs trögt, der längst nicht soviel Geld dafür ausgab, weil ihm sein Schneider ehr- lich pestanden hat, daß er seine Skosse aus Aachen oder kottbus bezieht. Mack« in Gerrnany! Es ist sogar ein offenes Geheimnis. daß englische Tuchfirmeu ihre Slosse aus Deutschland besieh an, wo sie wohlfeiler sind und meist von der gleichen Qualität. Und die Menschen, die denn einen solchen echt englischen Stöfs, gemacht in Kastbus, kaufen, verdienen es auch, daß sie betrogen werden. Ein Sprichwort sogt:»Bleibe im Lande und nähre dich redlich!� Es findet auch sen-e Anwendung aus die Ware, die man aus dem Heimallande beziehen soll und nicht aus dem Ausland. Jeder Groschen, der ins Ausland abwandert, schädigt das Volksvcrmögen und drück: sich in einer stärkeren Besteuerung des einzelnen ans.
Ist Erich Gchmidi geisteskrank? Oos Potsdamer Schwurgericht in der Irrenanstalt Göhrde. Im Laufe der weiteren Verhandlung gegen den Ajährigen Arbeiter Willi Schmidt wird die 17jährige Schwester des Angeklagten, Fabrikarbeiterin Frida Schmidt, nernonunen. S-e kannte Erich Schmidt schon seit vielen Iahren und hat mit ihm Kinos und andere Dergnügirngsstätien besucht. Auf die Frag« des Borsitzenden, Landgerichtsdrrekior Dr. Westerkamp, ob der Erich auch„hello" sei,- antwortet die Zeugin:„Ja, er war helle, aber lesen kann t e er schlech st" Nach dem Mordtaae brachte Erich ihr eine Zeitung mit und las die Berichte über ben Mord vor. Dd. bei meinte er:»Solchen Menschen müßl« man gleich den Kopf obbackem Bester ist es ja, gleich Kopf ob als lebens- länglich." Da die Zeugin mie gebannt aus ihren Bruder sieht, wird der Angeklagte anr Wunsch des Oberstaatsanwalts aus dem Saal geführt. Dom, erzähst die Zeugin: Ihr Bruder sei am Tage vor der Tat mehrer« Mole zu ihr m die Stube gekommen, um eine Zlktenmappe zu holen. Diese Akienmoppc war zwei Tage lang ver- jchwundeu. Als die Schwester danach fragte, meinte Willi patzig: „Sei ruhig, du kriegst'ne neue." In dieier Akten, nappe wurden die Gold, und Silbersäcke des ermordeten Freydanck wegge-
*-! Soldat Srchren. mein von&eotg von bet r l n g. Copyrj�fit by J. M« BpacGi Vßrlaj. Bsrlio. Viel Zeit mag vergangen sein. Ein Licht glänzt zur Seite, Pferde schnaufen dort, und eine Ziehhaanomka klingt so spät in der Nacht. Die Töne ersterben. Ich sehe jetzt den Umriß des Vordermannes. Der Wald wird dünner, dar Wald endigt. Der Weg schimmert grau, und nun ist der volle Himmel vor meinem Gesicht, ohne Sterne, neblig und ebenfalls grau wie die Erde. Die Kolonne halt und wirft sich auf den grauen Weg.. Der Vordermann entpuppt sich als Albering. Sein wachsbleiches Gesicht ruht auf dem Tornister. Unter feiner Nase ist jetzt eine Zigarre, dann fällt sein Kopf zurück, und -r schläft. Ich nehme ihm die Zigarre behutjam aus dem Munde und rauche weiter, und der Rauch zieht in Wolkchen über den stummen grauen Weg.. Neben mir lacht jemand ganz leise. Das'st Lurijebam, der tovflchiUtelnd die Spitze seines Helmes betrachtet. „Wie ein Säuger." flüstert er. Ich will nicht wiflen, was er wemt. muß auch die Zt- garre hüten... „Wie ein Baby sein Säuger", flüstert der Kamerad vor sich hin. schweigt, neigt sein Gepcht und sinkt mit der Brille mg nasse Gras. � wr,. vreanende Mühlen. Uferloses Dunkel umgibt mein Gesicht. Ieds leise Stimme, die aufklingt, ist mir fremd. Wo ist Albering? Wo Klees? Wo Pfeiffer?— Sie müssen nahe bei mir stehen. Doch'ch höre sie nicht, oder ihre Stimmen sind verändert in dieser Nacht nahe der Front. Ein schlaffer Wind bläst aus dem schwarzen Himmel her gegen meine Stoppelbacken und sprengt Tropfen au� meine Hände. Die Nacht'st vollkommen und unverrückbar wie ein Fels. Auch ich steh« wie ein solche� mü dem Fuß am Kolben meines Gewehres, das in der Pyramide lehnt. In einer Stunde werden wir im Schützenaraben fein. Noch eine Stunde Marsch durch die Wolkenlandschaft über das schwarze Land, dann erfüllen sich viele Traume, ernon klopft das Blut in meinen Adern schneller und kitzelt. Wer aus dem Wege ist, der muh ans Ziel.
Die Zäit geht hin, wir warten wohl auf einen Defehl— es herrscht immer Mangel an Befehlen. Neben mir wird ein Gesprach laut,«ine klagende Stimme sagt: „Immer wieder muß ich von neuem damit loslatschen!" „Auf deinen Elbkähnen?" summt eine freundliche Baß - stimme. „Ja— jeden Tag laufe ich zu ihm und bettle: mach' sie mir fertig!— Du mußt sie mal genau ansehen: vorn rennt es raus— hinten rennt es rein, nämlich wenn es regnet." „Das gibt's," summt der Kessel. „Aber— kann ich Heren, schnauzt mich der Kerl an. komm morgen wieder!— So tagein, tagaus. Das ist doch widerlich!" „Mußt ihm Geld geben." „Geld geben?!— Woher soll ich das nehmen. Loh- gerber?— Sog doch selbst, wenn ich nun mal ein starker Zigarettenraucher bin!" Lohgerber aber spuckt aus und meint: „Er ist— was er ist, und bleibt— was er bleibt." Ich denke: Lohgerber und sein Freund haben sich ge- funden. der eine faßt vielleicht des anderen Koppelschloß. damit sie zusammenbleiben in dieser Finsternis, die sogar den Klang der Stimmen verändert. In bezug auf den Schuster aber sind sie uneinig und verstummen. Em schweres Schweigen bannt all die unsichtbaren Soldaten, die in Füh» lung mit ihrem Gewehr stehen. Ich höre Tropfen auf einen Zweig schlagen, nahe hinter meiner Schulter. Die klagende Stimme vor mir fährt fort: „Es wird regnen, und dann schwappt es mir bis an die Knie." „Es näßt ja schon," brodelt der Baß, fallt wieder in Summen und singt: „Dies ist eine ruhige Front. Aber das günstigste Ab- lösung«wetter ist Nässe. „Sieh mal den vielen Draht über uns— hier muß irgendetwas in der Nabe fein," flüstert der erste mit per- anderter Stimme, die stoßweise und erregt, fast lustig klingt — vielleicht ist es auch ein dritter, der loricht—-„meinst du nicht, daß etwas in der?tähe fein muh?" Der Kessel tutet: „Mühle." „Wo ist die Mühle, du?" .„Hier bei den Bäumen." „Wo sind denn Bäume, Mensch?"
schleppt. Die sodann als Zeugin aufgerufene Mutter des Ange« klagten verweigert die Aussage. Daraus wird ein berüchtigter Sit tlich kei t s v« rb re che r als Zeug« vorgeführt. Eine» Tages sagte Erich:„Ich habe den Willi nur reingeritten, da er zu feige zum Zustechen war." Kriminalpolizeirot G e n n a t- Berlin hotte seinerzeit die Oberleitung der Ermittlungen und hatte Erich und Willi Schmidt vernommen. Der gewiegte Kriininalrat war sehr er- staunt, als es später hieß, haß Erich geisteskrank sei. Nichts ließ bei seinen Vernehmungen darauf'schließen, daß es sich um einen Geisteskranken handle. Im Gegenteil, seine Verteidigung war äußerst sachgemäß. Am Nachmittag des Freitags beschloß das Gericht, Sonnabend vormittag um Uli Uhr den Hauptbelastungszeugen Erich Schmidt in der Irrenanstalt in Göhrde» zu vernehmen. Etwa 35 Prozeß- beteiligte und die Presse werden sich in zwei Wagen nach Göhrde» begeben.■
Die ,/Köfe Kahne" verleumdet. Llad vergleicht sich schließlich kleinlaut. Es hat immerhin etwas Versöhnliches an sich, wenn Menschen ihren Irrtum einsehen und die Konsequenzen daraus ziehen. Noch besser ist es natürlich, wenn«ine Zeitung, die ernst genommen wer- den will und sich Arbeiterblatt nennt, sich zuerst von der Richtigkeit der ihr gewordenen Information überzeugt und erst dann scharf vani Leder zieht. Insbesondere wenn es sich um Berleumdungen gegen Arbeiterorganisationen handelt. Diesmal war es der Arbeitersamariter-Bund, der esder,MoteilFahns"angeton hott«. In einer Notiz, über- schrieben„Der gefchä-tstüchtige Zlrbeitersamariter Bund" hatte die „Rate Fahne" in ihrer Nummer vom 15. Juli der Berliner Kolonnen lettung„kapitalistische Geschäftstüchtigkeit" vorgeworfen. Es hieß da, daß sie bei dem Slhiedsoersahren gegen ausgeschlossene Mitglieder Gebühren erhebe, die dreifach und vierfach die Unkosten decken. Auch vom„glatten Schwindel" war da die Rede und von dergleichen mehr. Vor dem Amtsgericht Berlin- Mitte war der früher« Redakteur Steinickc, der veranlwortlich für den Artikel ein- zustehen hatte, nicht erschienen: inseinerBertretungabcrRechts-- anmalt Dr. Löwenrhal. Sämtliche Mitglieder der Berliner Kolonnen- leiiung wohnten der Gerichtsverhandlung als Nebenkläger bei und waren vom Iustizrat Dr. Cohn vertreten. Der Vorsitzende schlug einen Vergleich vor und Rechtsanwall Dr. Löwenthal, der es gar nicht versuchte, einen Wahrheitsbeweis zu führen, da ein solcher von vornherein aussichtslos war, ging auf folgenden Vergleich ein. Der Beklimte erklärt: „Ich habe mich nach Rücksprache vor dem Richter und nach Bor - sage der Belege davon überzeugt, daß dem Vorstand des Arbeiter- famariter-Bunoes E. A. der irrtümlich in der„Roten Fahne" anqe- deutete Vorwurf nicht gemacht werden kann. Ich bedauere die Schärfe der Form desselben und daß er über die Maße dessen hin- ausgegangen ist, was zur Wahrung der Interessen, die lediglich beabsichtigt waren, crsorderllch war. Ich übernehme die Gerichtskosten und zahle zur Abgeltung sämtlicher außergerichtlichen Kosten... 200 Mark."
Raubüberfall auf eine Kontoristin. Im Hause ihrer Firma in der Eichhornstroßs i wurde gestern nachmittag die 25 Jahre alte Kontoristin Erika Lehmann aus der Schlesiichen Straße oiigeiallen und ihrer Aktentasche beraubt. Da« Mädchen hatte, den Auttrag gehabt,, vom Postamt Geld abzuheben und tot die.350 M..'j» ihre Äktentasche.� Unterwegs bemerkte sie, daß sie von einem jungen Burschen verfolgt wurde und eilt« noch Hause. Der Verfolger hotte sie aber am Hausflur ein. versetzte ihr einen Stoß und entriß ihr die Tasche. Aus ihr« Hilferufe nahmen Pasianten alsbald die Verfolgung auf, stellten den Räuber nach kurzer Jagd, der jetzt seine Beute wieder hcrousgob. Auf dem?si. Polizeirevier wurde er als ein 18 Jahre alter Gustav B. seitgestellt, der arbeitslos ist und behauptet, de« Raul» aus Not verübt zu haben. Er wurde dem Raubdezernat ein- geliefert.
„Maulwurf!" „Ich sehe sie'wirklich nicht!" „An meiner Hand entlang sehen." „Ich sehe deine Hand nicht, laß mich deinen Art* fühlen—" die Stimme wird wieder leidvoll und jammert: „Das ist doch jjar nicht dein Arm!.— Wessen Arm ist denn das?!— So iag' doch etwas, Lohgerber!!" Doch Lohgerber lacht: „Setz dir'ne pfundlederne Brille auf. Karlchen." In bezug auf die Mühle sind sich die beiden nicht einig. Sie schweigen. Ich höre den Wind in Bäume fallen» die über unseren Helmen sind. Dem Aweiien Zug da vorn mag die Zeit zu lang ge- worden sein. Sie zünden sich Zigaretten an, und man sieht einen Augenblick mehrere beleuchtete Gesichter. Weil die Front nicht fern ist, halten sie die Zigaretten in der hohlen Hand. „Raucken tun sie wie Asphalteimer, die vom zweiten," beginnt wieder die Baßstimme. Karlchen erklärt: „Wenn sie das Geld dazu haben, verdenke ich es ihnen durchaus, nicht. Es sind manche Kapitalisten darunter." „Bis der Panie aufmuckt, und wir etwas Hartes m die Fresse kriegen,' surrt Lohgerber , der volle Kessel. Darauf herrscht wieder Schweigen, lieber dos Rauchen besteht größte Uneinigkeit, denn Lohgerber priemt, das keuch- tet nicht. Er zischt, als habe er seinen Baß verschluckt: „Arschlöcher sind die vom zweiten, das sieht man im Dunkeln." Bei nächtlichen Märschen sollte nicht gesprochen wer- den, es kommt nichts als Zank dabei heraus. * I Endlich ist ein Befehl da. Es heißt:„Gewehr in die Hand!" und weiter geht es. Mann hinter Mamr. Wir durchqueren einen Obstgarten, überschreiten einen schmalen Gartensteg und erreichen aufatmend eine Straße, die das letzte Tageslicht aufgesogen zu haben scheint, und die mitten hineinführt in das schwarze Land. Nach rechts hinüber steigen in Abständen von Minuten Leuchtkugeln auf. j3ie schweben lautlos und sanft empor. Beleuchten ein Stück Ebene grell und ein Stück Wolke matt und sinken wieder. Es ist, als spiele dort eine unsichtbare Hand ein geruh- sames Spiel mit Lichtern, abwechselnd mit weißblauen und weißgelben, die anmutig aufflieLen, einen Augenblick groß- leuchtend stehen, um dann ins Land wie In Samt zu ver- sinken. (Fortsetzung folgt.)