Der Weihnachtsreiseverrehr. d«r schon am Donnerstag sehr leb- Haft einsetzt«, hat gestern ein« weitere Verstärkung erfahren. Zwanzig Vorzüge muhten zu den Hauptzügen eingesetzt werden. Den Anhalter Bahnhof erließen fünf Vorzüge, davon gingen zwei nach Minchen und drei nach Frankfurt a. M. Von der Stadtbahn fuhren tu westlicher Richtung zwei Züge nach Köln . einer nach Aachen und in östlicher Richtung vier Vorzüge nach Rres- lau, zwei nach Königsberg und je ein Barzug nach Schneidemühl , Küstrtn und Schwiebus . Auf dem G ö r l i tz e r Bahnhof muh- ten zwei Vorzüge nach Hirschberg und auf dem Lehrter Bahn- Hof ein Vorzug nach Hamburg eingelegt werden. Außerdem ver- üeh Berlin ein O st preuhen- Sonderzug mit dem Ziel Insterburg . Die Befetzuug der Vorzüge betrug durchschnittlich K0 proz.. die der haupljüge 00 und teilweise sogar l00 JJroz. Der stärkste Verkehr wird heute nachmittag erwartet. Schon in den Vormittags» und Mittagsstunden entwickelte sich auf den Bahnhöfen reges Leben und. Treiben. Besonder» auf dem Potsdamer und Anhalter Bahn hof herrschte ein starker Andrang. Außer den vorgesehenen Bor. und Nachzügen wurde eine Reihe von Reseroezügea bereit- gehalten, die aus den Bahnhöfen unter Dampf standen und im Be- darfsfalle sofort in Betrieb gestellt w«rden tonnten. In hervorragendem Maße wurden die Züge nach den Wintersportplätzen bevorzugt. Die günstigen Schneever- Hältnisse im Harz und in den deutschen Mittelgebirgen rechtsertigen diesen Andrang durchaus. In den Gepäckvesörderungsstellen auf den Bahnhöfen macht sich das so recht demerkbar. Rodelschlitten und Skigarnituren werden unoushörlich aufgegeben und türmen sich dort zu recht ansehnlichen Bergen. Starker Andrang herrscht« auch in den R e i s e b u r e a u s. Die Räume des Mitteleuropäischen
Reissburoaus am Potsdamer Bahnhof und in der Friedrichstraße , waren zeitweis« überfüllt. Auch für Sonntag rechnet die Reich? bahn noch mtt sehr lebhaftem Fernverkehr. Wieder ein Zugunglück in Bayern . Auf der Strecke NegenSburg- Nürnberg. Ztürnberg, 22. Dezember. Auf der Strecke Rcgeosborg— Nürnberg»it heule früh bei der Station Verahhausen ein Güterzug einem anderen in die Flanke gefahren. Personen kamen glücklicherweise nicht zu Schaden. Der vormittags» lchnellzvg Regensburg— Nürnberg mußte über Schwandsrs umgeleitet«erden. Die Reichsbahndirektiov Nürnberg meldet dazu: Am 22. Dezember um<5,40 Uhr fuhr in Station Veratzhauscn der Streck« Regencburg— Nürnberg eine Rangierabteilung des SiLer- Zuge» 8806 unter Nichtbeachtung des auf Halt stehen- den Ausfahrtssignals m das durchgehende Gleis Regens- bürg— Nürnberg und entgleiste mit der Lokomotive auf einer Weiche, die für diese verbotene Fahrt nicht gestellt war. In dem gleichen Augenblick fuhr der Güterzug 7007 Regensburg — Nürnberg , der Durchfahrt hatte, aus die entgleiste Maschine aus. Die beiden Mo- schinen des 7007 sowie drei Wagen dieses Zuges entgleisten eben- falls und wurden beschädigt. Der Hetzer des«Inen Zuges und der Zugführer des anderen wurden leicht verletzt. Der Sachschaden ist nicht unbeträchtlich. Die durchgehenden Gleise nach Nürnberg und Regensburg sind gesperrt, die Züge werden»in- parkiert. Di« Aufränmungsarbeiten sind im Gange.
Das Spiel mtt Menschenleben. (Fortsetzung von der I.Seite.) leerung der Arbeitsräume breite Gänge vorhanden sein und diese ü, möglichst gerader Richtung zu den Türen führen sollen, ist in vielen Betrieben n> ch t z u b c m e r t e n. Di« Gänge sind im Gegenteil oft so schmal wie Schleichwege und zum Teil auch noch ver- steltt, so daß st« im Falle höchster Gefahr nur schwer passiert werden tonnen. Hinzu kommt noch, daß viele dieser Betriebsstätten vor- fchristswidrig mtt Arbeitern und Arbeiterinnen überfüllt find, so daß es bei einem Brande unweigerlich zu einer Kata- Itrophe kommen muß. Nicht besser ist«s um die Fcuerlöschgeräte bestellt, die entweder gar nicht vorhanden oder in einem solchen Zustande sind, daß sie bloß Atrappen gleichen. Die Betriebcinhaber kehren sich meist auch nicht an 4>ie Bestimmungen, die über die feuersichere Lagerung des Zelluloids, die Beseitigung und Aufbewahrung der Abfälle und des höchst explosiven Zelluloidstaubs getroffen sind. Zum Kochen, Pressen und Biegen des Zellul'oids wird fast überall noch Gas verwendet. well ja die Anlage elektrischer Einrichtungen an den Geldbeutel des Unternehmers geht. Daß in dem schon mehrfach erwähnten Erlaß nahegelegt wird, für dies« Zwecke Dampf, heißes Wasser oder Elektrizität Zu verwenden, berührt die meisten Unternehmer nicht. da sie ja größtenteils ihre eigene Haut nicht zu Markte tragen brauchen. Am unverantwortlichsten ist es jedoch, daß in diesen gefährlichen Betrieben überwiegend Jugendliche, meist sogar junge Mädchen beschäftigt werden, dl« in der Regel die sie umlauernden Gefahren unterschätzen und durch die geringste Unachtsamkeit das größte Unglück herbeiführen können. Obwohl lzunderte von er- «achsenen männlichen Facharbeitern aus diesen Branchen arbeitslos sind, hott man sie nicht in die Betriebe, und zwar lediglich deshalb, well sie nicht so billige und willige Arbeitskräfte sind wie die knapp den Kinderschuhen entwachsenen Mädchen. Noch schlimmer aber als in den Fabrikbetrieben sieht es in den Heimarbeitsstuben dieser Industrie aus. Obwohl auch dafür fett dem 4. Mai 1923 eine rcichsgefetzliche Verordnung besteht, die die zulässige Menge von Zelluloid in den Heimarbeitsräumen festsetzt, sein« Aufbewahrung, Bearbeitung und dergleichen regelt, wird hier täglich und stündlich gegen olle diese Gesetzesbestimmungen ver st atzen. Die Bewohner eines Hauses, in dem aus derartig fahrlässige Weise Zellu. loid-Heimarbeit verrichtet wird, wissen meist gar nicht, a u f welchem Pulverfaß sie sitzen. Wenn schon in den Fabrik. betrieben dt« behördliche Kontrolle sehr mangelhaft ist. so fehtt sie bei den Heimarbeitern gänzlich. Die Gewerbeaufsichtsbeamten sollten sich nur einmal von den Firmen die Adressen der Heimarbeiter geben lassen und deren Wohnungen aussuchen, dann würde sie ein Schaudern überkommen. Wegen der Unkomrollierbartett dieser Heimarbeitsstuben muß daher mit allem Nachdruck die Forderung erhoben werden, in dieser In. dustrl« die Heimarbeit streng st enszu verbieten. Diese Forderung mag manchem antisozial klingen! sie ist es aber nicht. sondern ist im Interesse der Sicherheit der Heimarbeiterschast und ihrer Mitmenschen«in dringendes Gebot der Stunde. Für die Zadrikbetrieb« der zelluloidoerarbeuenden Industrien muß auch hier die vom Holzarbetteroerbond seit Iahren erhobene Forderung ver- treten werden, die Beschäftigung von Jugendlichen streng zu untersagen. Des weiteren muß verlangt worden. daß alle Betriebe aus allen Häusern oerlegt werden, die den moder- nen bau- und feuerpolizeilichen Anforderungen nicht mehr angepaßt werden können. Die Betriebe müssen öfter kontrolliert werden. Ein« wirksame Kontrolle aber kann nur dann ausgeübt werden, wenn den Gewerbeaufsichtsbeamten sachkundige Arbeiter beigeordnet werden. Di« Arbetterschaft dieser Betriebe muß eingehend über die GesahreuderZelluloidbearbeitung und die Rettungs- Möglichkeiten bei einem Brand« unterrichtet werden. Di« dringendste Forderung ist jedoch, daß die zurzeit bestehenden gesetzlichen Be- jtimmungen endlich mit aller Schärfe durchgeführt werden. Die Arbeiter rn der Zelluloidbranche haben ein Recht darauf, angesichts der schrecklichen Katastrophe in der Schönlelnstraße, daß ihnen«in ausreichender Schutz ihres Leben» gesichert wird. Zwischen der Organisation dieser Arbeiterschaft und den Behörden sind genügend Schriftsäg« ausgetauscht worden, die in den Akten- schränken verstauben. Die beklagenswerten Opfer kapitalistischer Roffgler mahnen die Gesetzgeber gebieterisch, endlich mit dem frevel- haften Spiel mit Menschenleben in der Zelluloidindustrie Schluß zu machen. Otto Schindler.
Abkommen mtt Sowjetrußland »Spionage" eingeschränkt.— Deutsche Regierung gegen Gläubigerkomitee. Moskau , 22. Dezember. lieber die zwischen der deutschen Delegation und der Delegation der Sowjetunion geführten Wirtschasteoerhandlungen wurde heute das Protokoll mit acht Anlagen unterzeichnet: es bildet den Niederschlag der in den Verhandlungen erzielten Ergebnisse. Die im Bertrage vom 12. Oktober 1925 vorgesehenen Angelegenheiten wie Urheberrecht, Zolllarisabkommen. Doppelbesteuerung usw. sollen zu einem möglichst frühen Termin im Jahre 1929 behandelt werden: cm festes Programm dafür ist bereits aufgestellt. Die getrof- jenen Vereinbarungen werden alsbald in Kraft gesetzt werden. Bei der Unterzeichnung des Protokolls sind beide Delegationen von der Ueberzepgung ausgegangen, daß die Vereinbarungen zur Förderung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Ländarn beitragen werden. Der Vorsitzende der Wirtschastskommission der deutschen Dele- qotion, Generalkonsul Schlesinger, gab deulschea Pressever» trittern nach dem Abschluß der Verhandlungen Erklärungen über deren Aerlauf und Ergebnis. Auf beiden Seiten sei De- friedig un g erziell worden im Rahmen der gegenwärtigen Auf- gab«, die ausschließlich auf Erläuterung und Klarstellung von Auf- Fassungen abgestelll war, die sich au» dem Handelsvertrag ergeben hatten. Ueber zusätzliche Forderungen soll« spater verhandelt Verden . Der deutschen Regierung lag besonders daran, klarzustellen, was unter „wlrtschafkssploaage" tm sowselistlschea Linne zu v«rst«h«n sei, sowie die mtt dem Riederlassungsrecht zu- samrnenhängenden Fragen geklärt zu sehen. Zweitens gall es. dem Bertehr Zwilchen der Wirtschaftsabteilung der deutschen Botschaft und den russischen Behörden die Wege zu ebnen. Den Russen lag de- sonder» an der Klärung der Frag« des B-ilrllts deutscher Banken zum internationalen Cläubigertomitee in London . Ferner,
an der Erörterung der Lepke-Angelegenheit und der damit zusam- menhängenden Fragen. In bezug auf die Wirtschaftsspionage gab die Sowjetdeiegation folgende Erklärung ab: Obwohl der Fragen- komplex nicht Berhandlungestosf im eigentlichen Sinne sein kann, da die Regelung des Begriffes„Wirtschostsspionag-- durch Gesetze der Sowjetunion festgelegt ist, so dürfen die gegebenen Erklärungen nur als Gutachten angesehen werden.' Di« Annahme, daß die Ver- breitung von Nachrichten wirtschaftlicher Natur in der Sowetunion nur insoweit erlaubt sei. als es sich um Wiedergabs von Tat- fachen handele, die in Zellungen oder Zeitschriften veroffenllicht seien, sei irrig: auch in der Sowjetunion sind« das Injonnationsrecht sein« Grenze nur im Geschäft», und Betriebsgeheim- n i« sowie in der Anwendung unlauterer Mittel, wie Bestechung und Diebstahl, zur Erlangung von Kenntnissen im Gebiete von Geschäften und Betrieben, worunter auch die amllichen Wirtschastsplän« fielen. Nicht aber gehörten hierher Einzelheiten über Produktrons- bedingungen und Zustände der einzelnen Betrieben. Hervorgehoben werden müsse, daß Erkundigungen, die amtlichen Verfügungen, welche eine Bekanntgabe untersagen, entgegenstehen, nicht gestattet seien. In der Bankenfrag« kam zur Sprache, daß die deutsch« R«- gterung sich von neuem gegen da» Vorgehen der Lankin st ttut« gewendet habe: die Regierung der Sowjetunion behält sich vor. gelegentlich nochmals In dieser Angelegenhell vor- stellig zu werden. Zur Lep's-Angelegenhett lieh die deutsch « Rs- gierung die Erklärung abgeben, daß sie bereit sei. falls die Regierung der Sowjetunion dies wünsche, eine größere Sicher st«llung des Sowjet. Staatseigentums im Rohmen der de- stehenden Gesetze zu unterstützen. Ueber Schwierigkeiten, die sich im Lauf« der Zeit mit . Konzessionen ergeben haben, wurde eingehend gesprochen, wobei die russisch« De- legation versicherte, daß die Wirtschaftsorgane der Sowjetunion In allen Fragen, besonders in Fragen des Einkaufs und Absatzes von Waren, größte Loyalität zugesagt hätten. Etwaige Schwierigkeiten will die Sowjetregierung unmittelbar mtt den Konzessionären regeln. Endlich wurde noch über Fragen der Seeschisfahrt, über Ein- und Ausfuhroerbote dagegen nicht über Auswanderung— verhandell und ein zufriedenstellende» Ergebnis erzielt. In zweifelhaften Fällen sollen Deutsche , deren Staateangehörig- keit nicht auf den ersten Blick erkennbar ist. al. Deutsch « behandelt werden. Di« Frage der bisher deutschen Buchhändlern für ihr« in der Sowjetunion verkauften Bücher nicht ausgezahlten Valuta- guthaben soll von der Sowjetunion alsbald geregelt werden.
Weihnachts-�ausfchmiß aus der KPO. O. du fröhliche... Zugleich mtt der Moskauer Weihnachtsbotschaft, die den Aus- schlutz von Hausen und Golm oerkündet, bringt die.Flöte Fahne" die Nachricht, daß das„Pol.-Bureau" weitere acht Rechte ausgeschlossen hat. nämlich den Reichstagsobgeordncten Paul Frölich , ferner die preußischen Landtagsabgeordneten Alfred Schmidt und Rehbein sowie Jakob Walcher , Enderle. Köhler, Schreiner und Tittel. Dies ist jedoch erst der Anfang. Denn der' Ekki-Brief bedroht auch den Reichstagsabgeordneten E w e r t, das preußische Staats- ratsmitgliod Ernst Meyer, den preußischen Landtagsabgeord- neten C b e r l« i n und die ganze sogenannte Dersöhnlergruppe mtt dem Ausschluß. Ferner werden B r a n d l e r und Thal- h e i m e r als„politisch unverbesserlich" bezeichnet: auch ihr Hinaus- wurf Ist nur noch ein« Frag« von Togen. Bei diesem ganzen Treib«,, wundert man sich nur, daß es immer noch Kommunisten gibt, die hinauswerfen und andere, die hinaus- geworfen werden. Geht es so welter. dann kommt bald der Tag, an dem der letzte Kommunist flch selber aus der Partei hinauswirft.
Das Attentat in Paris . Die Polizei kam zu spät Part». 22. Dezemdee. Es hing sozusagen nur-m einem Falen. daß dos Attentat auf Fachot verh ndert wurde. Der Attentäter Georges Denott hatte sich zunächst nach 2» Man» in der Annahme begeben, daß Fachot dort Direktor einer Puloerfabrik sei. wie er irrtümlich durch«ine clsässische Zettung erfahren hall». Am 19. Dezember sandte er von L« Man» eineo Brief an drei«lsässische Autonomisten, den er lediglich mtt G. B unterzeichnet«. Er teille barin mtt, daß er b»» ab sichtig«. Fachet zu ermorden, um dadurch die elsässsschen Autonomisten zu rächen. Der Rekakteur der elsässsschen Zeitung „Die Volksstimme", der autonistisch« Generalrat Haufe, einer der
Angeklagten beim Kolmarer Prozeß, empfing am Donnerstag abend einen Brief, der ebenfalls mit G. B. unterzeichnet war und worin es unter anderem hieß:..Ich Hab« die Ehr«. Ihnen mitzuteilen, dofl man demnächst oersuchen wird, Sie in eine neue Kompiottassäre zu verwickeln. Di« Verantwortung für diese» Komplott werde>$ allein tragen. Ich werde es ausführen, well ich überzeugt bin. dadurch dem Elsaß zu dienen." Hautz überbrachte den Brief sofori der Polizei und teilt« hierbei mtt, daß er vor vier Wochen den Besuch eines unbekannten Mannes erhallen habe, der sich nach der Adresse von Fachot erkundigte. Die Polizei Lcß so- fort in L« Mans Rachforschungen anstelle»!. Die Unter- suchung war in L« Möns noch im Gange, als die Kunde von dein Attentat auf Fachot eintraf. Als Benott flch der Polizei stellte, trug er ein kleines Hand- küfferche» bei sich, in dem flch ein Rasiermesser befand, ferner ein Exemplar der„H u m a n i t 6" und der„A c t i o n Frau- y a I s«". Benott erklärt« dem Polizeikommissar nnter anderen, noch, daß er sich m der letzten Zeit mehrfach nach der Kammer b» gebe» habe, um von den elsässischen Abgeordneten dl« Adresse von Fachat zu erhallen. Einer der Abgeordneten habe ihm den Rot gegeben, sich im Justizpalast zu erkundigen. Der Untersuchungs- ri.chter nahm beretts das' erste Verhör des Atlemäters vor. B«' noit wurde ins Sontö-Gefängnis übergeführt. Die zwei Aerzte, die Fachot behandeln, haben«in Bulletin veröffentlicht, worin sie erklären, daß sein Zustand besriedi' g e n d sei. Immerhin könne etwas Bestimmtes über den Ausgang noch nicht gesagt werden. Wenn er bis Dienstag abend durchhalt«. könne man hoffen, ihn zu retten. Facha» selbst hat den behan- delnden Aerzten erklärt:„Ich Hab« auch Wedizlnstudien getrieben und ich weih, daß«in« Kugel in den Bauch den Friedhof in vier Tagen bedeutet. Das hat im übrigen keine Bedeutung. denn ich habe meine Rolle ausgespielt. Wenn ich durch meinen Tod dazu bettrogen werde, die Mißstimmung zwischen Frankreich und dem Elsaß in gewissen, Maße zu besettigen, so werde ich PI'1 dem Gefühl sterben, meinem Vaterland« bis zum letzten Augenbl'ü gedient zu haben. Ich bin übrigens überzeugt, daß der gegen n'ich ausgeführte Anschlag der autonomistischen Sache nicht dienen wird."_ Oer falsche Nechisanwali. Lleber ein anonymes SS reiben gesioipert. Da» Große Schösfeagerlchl Berlio-Rlitlr yattc sich mit einem falschen Rcchtranwalt, dem„Syndiku/ Maximilian Knöchel, zu beschäftigen. Die Anklagt lautet ans sortgcsehten Betrug im Rücksalle. Knöchel ist mehrfach vorbestraft und ist sett langen Jahre* unter der Maske eines Rechtsanwalts gegangen. iJjr war mtt dem A b i t u r i u m vom. Gymnasium abgegangen uiü> dann Supernumerar bei einer kirchlichen Verwollung, chatte sich«'* großes juristisches Wissen angeeignet und gab sich schlfe» lich als„Or. für." und„Rechtsanwatt" aus. In dieser Eigenschast war er während des Krieges lange Jahre bei einem großen 2»' dustriewerk in Berlin als Syndikus in Stellung und wurdr sogar wegen Unentbchrllchkeit reklamiert. 2" einer anderen Stellung verübt« er neu« Betrügereien und war bi° Oktober 1927 im Gefängnis. Dann bewarb er sich wieder oll Rechtsanuxill und pr. zur. et rar. pol. um eine Stellung bsi einet* oberschlesifchen Hüttenwerk. Er wurde auch aus Grund seiner gut«' Zeugnisse als Syndikus angestellt und arbeitete zunächst zrü größten Zufriedenheit. Räch sechs Wochen aber erhiell die Hüttenverwaltung durch anonymes Schreibe n Kenittrns davon, daß ihr Syndil*' «in« dunkle Vergangenheit habe, und unter falsck-er Flagge i«# „Rechtsanwalt" Knöchel wurde nun an fge sondert, sein« Besiallungr Urkunde als Nechtsanwall vorzuweisen Er erklärte, daß er sei"' Papier « in seiner noch nicht ausgegebenen Wohnung m Bcri'* habe und sie von dort holen wolle, reist« ab und kehrte nalür!:� nicht wieder zurück. Außerdem ist K. noch w mehrerer. Fällen rc«�* Betrüge» gegenüber der Reichsbahn und dem Konsulat in Hollos angeklagt. In einem Fall» wurde er als ongebltcker Rechtsanrv� Knöchel, dem da» Geld g«stohlen worden sei, tm Haag mtt ein«*' Reiseoorschuß vom deutschen Konsntat versehen, tm anderen Fv� war er tn einem Abteil 2 Klasse auf der Rückfahrt nach Der!'" ohne Fahrkarte getroffen worden. Knöchel Ist bis auf den Fahl' kartenbetrug geständig. Hier behauptet«r. daß er seme Fahrkor� verloren Hab«. Aus Antrag von Rechtsanwatt Dr. Reiwold ist der Angetla)!' auf seinen Getsteszustand untersucht worden. Obermsdlzinalrat Bürger verneint« jedoch das Vorliegen de, ß 51 und bezeichne Knöchel lediglich als einen psychopathischen Phantasten.