Dienstag 1. Januar 1929
Unterhaltung unö ÄAissen
Beiloge des Vorwärts
Qeorg Jtirschfeld: OtllVSS VOV S&tVOlf»
tjttoin»etfenfiann war«in Künstler, ober er lebte eigentlich nicht in der Kunst. Dies war möglich, obwobl mo» ihn einen Ftu notiler seiner Arbeit nennen koniüe. Der gon�e Tag mar ihm in Tätigkeit eingeteilt. Um sechs Uhr weckte ihn die Mutter, dann malte er bis.halb acht Uhr. keine Minute longer. Don acht bis neun Uhr unterrichtete er an einer.Knabenschule. Nach zwanzig Minuten Essenspoule arbeitete er mit seinem Freunde Bulle kunstgewe.rblieb. Da er Bulle außerdem nach seine Theorien über Leben und Kunst entwickelte, erschien Alwin Bettermann meist erst um neun Uhr abends bei teiner Mutlsr, ah wie ein Löwe, den man endlich füttern muhte, und radierte dann noch bis Mitternacht. Es war ein ausreibendes Leben, aber Alwin Bettcrmann hatte Nerven aus Stahl. Die etwas beschränkte gute Mutter tonnte nur klage», den Zusamn'enhang nicht verstehen. Ihr Sohn, in dessen Künstlertum sie sich sonnte, wor ein Geldmcnsch. Seine Jugend hatte unter dem Druck der.Kriegszeit gestanden, der Bater, der vierzig Jahre Beamter gewesen, hatte ihm seine ganze Pedanterie hinter lassen, zugleich lebte aber agch der sentimental« Schwung der Mutter in ihm. Er verstieg sich mit seiner etwas dürren Dialektik zg end- losen Theorien und war von der Idee besessen, in kurzer Zeit ein unabhängiger Mensch zu werden. Er sah den Sinn des Lebens, wie es um ihn herum spekulierte, nur im Besitz. Ein naiver Zynismus machte im Handumdrehen aus dem kommunistisch angehauchten Künstler einen egozentrischen Kapitalistensohn. „Du läßt dir keine Zeit zum Leben', seufzte grau Bettcrmann. „Amerika ' war Alwins Antwort.—„Das bedeutet denn da» nun wieder?"—„In einem Jahr« werdet ihr mich drüben sehen, Amerika , Japan oder auch Indien . Dann bin ich kein Hungerleider mehr. sDas sagte Alwin beim vierten Knödel.) Dann mach ich keinen .Kitsch mehr. Den mache ich übrigens ganz bewußt, weil nur Kitsch Geld einbringt. In einem Jahre gehöre ich zu den höchstbczahlten Namen aus dem Geldmarkt." Er stand auf. denn er hatte schon wieder keine Zeit mehr. Seufzend ließ die Mutter ihn bei der Arbeit. Am nächsten Abend kam Alwin erst um zehn Uhr heim. Er erklärte schon in der Tür«, bevor er den Mantel auszog:.Ach muh heiraten, Mutter!" Die schlug die Hände zusammen. Noch nie hatte er von den Frauen gesprochen.„Wer Alwin? Jetzt schon— mit einem Mal? .Kannst du denn«in« Frau ernähren?" „Selbstverständlich. Verdiene genug für zwei. Hatte bloß noch keine Zeit mich umzusehen. Geld braucht sie nicht zu haben, aber hüblch muß sie fem, sehr hübsch. Das ist die Hauptsache. Weißt du keine?" Nein, die arm« Mutter wußte tatsächlich so plötzlich keine. nbwohi sie schon manch« Braut für ihren Einzigen erträumt hatte. Alwin sah sie noch abwartend mit seinen runden Fanatikeraugen an— dann schlug er. hie Tür hinter sich zu und war wieder bei semer Arbeit. � Es verging nur eine Wache, dann hatte man'eine Hausgenosim, die erste Pensionärin, die Frau Bettermann zu sich nahm. Fräulein Lotte Griebel war aus Zwickau , die Tochter einer alten Freundin, und wollte in München Maluntcrricht nehmen. Als sie eingetrössen mar, konnte die Mutter Kur diese Tatsachen mitteilen— Alwin fiel ihr schon ins Wort: ,Ast sie hübsch?"—.F) ja, ich finde sogar sehr." —„Gut gewachsen?"—„Wie eine Tanne."—„Gut. bis 7 Uhr 30 male ich, werde sie mir dann ansehen."—„Wenn Fräulein Lotte dann schon ausgestanden ist, lieber Junge." Er fing sie ab, al» sie in die Badestubc lief. Abends um eis Uhr trai er an das Bett semer Mutter und erklärte der Schlaftrunkenen mit dumpf entschlossener Miene:„Ich heirate Lotte Griebel!"— „Aber Alwin, mein Gott — du kennst sie ja noch gar nicht!"„Doch, habe sogar ihre Stimme gehört. Pardong! hat sie gerufen. Sage mal: Spricht sie sächsisch?"—„Ein bißchen."—„Na, darüber kommt man hinweg."—„Aber ich bitte dich, schon Schiller sagt:„Drum prüfe, wer sich ewig bindet!"—„Mir egal, was Schiller sogt. Das Mädel ist hübsch, hat Interesse für Kunst. Gute Familie. Wenn sie dumm ist um so bester." Er ging wieder in sein Arbeitszimmer, kam aber noch einmal zurück:„Morgen ist Feiertag. Da werde ich mich mit Lotte Griebel bejchäjligen" Die Beschäftigung bestand aus einem Dortrag über moderne .Kunst, den er dem jungen Mädchen während des Frühstücks hielt. Lotte kam nicht zu Worte und was sie selbst in München sucht«, schien überslüstig zu sein. Mit halb andächtiger, halb verwunderter Miene horte sie zu. In ihren braunen Augen konnte Alwins Mütter lesen, daß der junge Mann sie mehr erschreckte als entzückte. Er entsprach gewiß nicht ihrem Geschmack, aber sie war aus Zwickau und die großstädtisch selbstbewußte Ersahrung imponierte ihr. Kaum hatte Lotte Griebel den letzten Schluck Kaffee getrunken, als Zllwin sie schon in die Pinakothek trieb. Sie genierte sich aus der Straße, denn sie war sehr schlank und elegant und�säußcrlich) ätherisch, während?llwin Bettennann ein korpulenter Stöpsel mit grimmigen Bugen war. Erst am nächsten Abend komiie die Mutter ihn wieder er- wischen:„Nun? Bist du von Lottchen Griebel zurückgekommen?"— „Im Gegenteil. Habe schon mit ihr geredet." Frau Bettermann mich zurück:„Wahrhaftig??!"—.Am Rübens-Saal. Sie ist nicht abgeneigt. Aber si« meint, man soll sich erst mehr kennenlernen." —„Das mein« ich auch, weiß Gott !" Sie gingen miteinander. Wer es blieb dabei: er nahm sie in Beschlag und sah doch an ihr vorbei— er redete und si« hörte zu. Oft hotte Frau Bettermann den Eindruck, daß Lottchen sich tödlich langweile. Dies steigerte sich, als die muntere Sächsin in München auftauchte. Sie wußte, wc sie war. Si? sreut« sich mit hellem Lachen auf den Fasching. Da wurde Alwin plötzlich bös«: ,Ach tanze nicht!" —„Ader ich," antwortete Lottchen schnippisch. Frau Dettermann geriet in schwere Sorg«. Schließlich konnte sie nicht anders— sie mußte chren Träumer festhalten: ,T)öre. Alwin, du ardeitast dich ja zuschanden— alles für die Zukunft dieses Mädchens. Wer ich weiß nicht, ob sie wirklich die Rechte ist für dich.'„Was soll das heißen?'„Gestern hat si« zum drttteimial den Besuch eines jungen Mannes bekommen."„Dabei ist doch nichts! Die Mädels sind setzt so."—„Wer sie gilt doch sozusagen als deine Braus."—.Ach habe gestern wieder mit ihr geredet. Weil si« Im Fasching tanzen will. Bis Neujahr soll sie sich entscheiden. In der Silvesternacht soll sie mir sagen, ob wir heiraten»der nicht!" „Alwin, wie du mit dem armen Mädel umspringst! Ich hatte mir da»«cht gefallen lassen."»Lu. Jetzt ist man praktischer, Mutter.'
Siloester«mvde bei Bull« gefeiert. Dieser vermögend« Jung- geselle hatte für«in« unterhaltende Nacht gesorgt. Wer Alwin Bettermann fichlte sich nicht wohl. Der Tanz drohte, und er glaubte, daß sein, eigenes Vergnügen jedem anderen genügte— so blieb er in einer Eck« und trank und snnpelt« Fach. Zugleich bemühte er sich mit Polizisteniniene, Lotte nicht aus den Augen zu lasten. Sie flog ihm natürlich davon. Sie gab sich dem besten Tänzer hin, als ob ihr Verlobter gar nicht vorhanden wäre. Eine gewisse Herausforderung war ihr anzumerken— ihr Lachen klang ver- zweifelt. Schnell hatte sie einen Schwips und nun gab es kein Halten mehr. Mt gespannter Miene saß Alwin in seiner Ecke. Eben fing«r noch einmal von der„kalten Nadel" zu reden an, da fah er. wie Lotte von dem langen Schlözer stürmisch geküßt wurde. Er erhob sich und ging auf sie zu:„Weißt du noch, was du mir bis Neujahr zu sagen hast?' Si« blitzte ihn an: AVuvcchl, das weiß ich." Dann brach si« in Tränen aus. Er kehrte mit hochgezogenen Schultern scheinbar gleichgültig an seinen Platz zurück.
Lotte saß mit dem langen Schlözer auf einem Diwan.—„Du wirst doch noch nicht heiraten?" sagte der Bildhauer.„Ist doch llnsinn!"—„Aber er ist ein guter und kluger Mensch! Jawohl, ein sehr kluger Mensch. Und er verdient auch viel!"—„Genieße doch erst mal dein Leben!"—„Ich bin arm und auf der Lunge Hab' ich's auch— aber das weiß er nicht."„Ich bab' es auch auf der Lunge. Wir paffen zusammen." Ilnd sie küßten sich wieder. Alwin Bettcrmann hatte es gesehen. Aber es irritierte ihn nicht mehr, denn er war an«inen alten.Kunsthändler geraten, der ihm große Komplimente megen seiner Holzschnitte mochte und ihn als ständigen Mitarbeiter verpflichtete. Nun vergaß er Lotte und wurde vorzüglicher Laune. Darüber kam Mitternacht heran. Bulle, der Gastgeber, hielt eine große Rede. Mon griff nach den Sekt- gläsern. Doch kurz vor Zwölf lieh. Alwin seinen Kunsthändler, Loite ihren Bildhauer stehen— sie marschierten mit schimmernden Augen aufeinander zu.„Nun?" fragte Alwin.,—„Nim?" fragte Lotte. Beide schwankten«in wenig.—„Das Reden ist an dir!" sagte der Jüngling.„Selbstverständlich," entgegnete das Mädchen. — „Also?"— ,Ach will nicht!"—„Und ich— ich will auch nicht!" —„Na, Gott sei Dank!"— Die letzten Wort« kamen beiden wie aus einem Mund«. „Prosit Neujahr!" tobte es durch das Atelier.
ouo stielen: Sin t isi da!
Eines Tages erhalte ich eine Kart«:„Lieber Bruder! Gestern haben wir«in Kind bekommen. Komm' es anschauen. Du wirst entzückt sein...!' Diese Kart« ist von»reiner Schwester. Sie wohnt vier Bahnstunden weit weg in einer kleinen Stadt. Also kaufe ich ein paar Kinderbücher und bummle an einem Sonnatgvormtttag los,«er Stunden lang mit der Bahn durch ein« vier Stunden lange Landschaft mm Wald und Wiesen und Häusern mit braunen Dächern. Und wie ich am Nachmittag ankomm«, gehe ich schnurstracks hinauf, denk« mir: Na. zu esten werden si« dir schon etwas geben, Wie ich die Tür auftnache, kommt mir jemand auf den Fuß- spitzen entgegen, den Finger auf de» Mund und macht:„Pscht! Pscht! Es schläft!' In der Kinderswbe sind rine Mast« Leute. versammelt. Sie sitzen um einen Asch und um ein nagelneues Kinderbett herum, werfen freudige Blicke aufeinander und rühren sich nicht Das sind die neugebackenen Väter und Mütter und Großmütter und Groß- väter und Onkeln und Tanten und sonst derlei Verwandt«. Mein Erscheinen löst ungeheuer ängstlich« Blick« aus das Kind aus, da» bis aus ein winziges, rosiges Etwas mm Fleisch, irgendeine Backe wahr- schenkich, um und um'in Tücher gewickett ist' Kaum mache ich den ersten zögernden Schritt ins Zimmer hinein, zischeln alle gättg lerse wie.<mf'«in Konnngndo:„Psssststl" Das Paket stößt einen Schrei aus und fängt zu wimmern an. „O je, a je, o je," sagte ein« Tante,„jetzt hat er es aufgeweckt das Butzi. Ononoiwnonona____ Onvmmonono, ist schon wieder gut, mein süßes, süßes, süßes..." damit beugt sie sich über das Paket und macht ein über olle Maßen liebliches Gesicht gegen die Bocke hin. .Und die andern wollen nicht zurückbleiben und beugen sich auch über. das Paket und stoßen allerhand Liebeslaute aus. �Lütütütütütü gaga," macht die eine,„blumblunchlumdlum" die andere— es ist furchtbar anzuhören. Und das kleine Dingsda macht erschrocken die Augen auf, starrt in den Wold von großen, liebesverzerrten Gc- fichtern über ihm, die sich schrecklich bewegen, und beginnt furchtbar zu heulen.... Armes, kleines Ding! Sokang« du so«in kleinwinziges Etwas birst, das nichts braucht als Milch, Lust und Ruh«, kümmern sich alle um dich und sind nicht wegzubringen van dem herzigen Spielzeug. Wenn du aber' erwachsen wirst und si« brauchen könntest, sind sie weg, vcrschwmrdcn. nicht zu Haus«. Denn dann ist irgendwo«in anderes winziges Etwas, auf das sich ihre alternd« Liebe gestürzt hat..... So geht es mir. Di« Bilderbücher unterm Arm stehe ich da in einer Eck«, horch«
auf meinen knurrenden Mögen und denke wehmütig on ein Esten, dos nicht da ist Wa? bin ich gegen dieses kleine Kind? Nichts. Gar nichts. Ein lästiger Endringling, um den sich niemaird kümmert. Aus der Kinderstube geworfen— dort dürfen jetzt nur die Mütter und die Großmutter sitzen— hocken si« alle nun um den Kaffeetisch herum und plaudern... über das Kind! „Gott fei dank, es ist ein Mädel!"(Wenn es ein Bub geworden wäre, hieße es:„Selbstverständlich ein Buh!") „Also hob' ich mir gleich gedacht, daß es ein Möderl wird." ,Ach auch. Hab' ich's nicht immer gesagt?" „Und wie kräftig es ist!" „Und doch zart dabei." „Und blaue Augen hat es— aber da» kann sich noch ändern." „Die Nase hat es vom Großvater. Und wie genau. Wenn man es nur ansieht gleich fällt es einem auf." »Aachen tut es wie der Onkel." „Wie süß es locht!" »So herzig." »Zu mir geht es sehr gern, das Hab ich schon bemerkt" »Zu mir auch" »H «. h«... wenn e» bei dir ist, passiert immer etwas." »Ha, ha, das ist so lustig." .Ah, es ist sehr gescheit und so Leb." „Oh, es ist sehr gescheit und soooooooo lieb." „Hoffentlich kriegt es einmal«inen guten Mann." »Nur einen Beamten. Wegen der Pension." »Natürlich, wenn' er früher stirbt, hat sie wenigstens etwa» davon." „Ja. ja..." Ich habe genug. Schieb« meine Kinderbücher wieder in die Tasche, drücke mich von meiner Ecke aus, an der Wand entlang, zur Tür, ohne Abschied, ohne Gruß. Es merkt's jo niemand. Dann stürze ich über die Stusen hinunter ins Freie, wo es eine bessere Luft und keine Verwandten um neugeborene Kinder herum gibt Vor der Abfahrt des Zuges ist gerade noch Zeit, ein Paar Würstchen zu essen. Nach drei Wochen erhalte ich eine Karte:»Lieber Brudcrl Ich weiß nicht, ob ich dir schon geschrieben habe, daß wir ein Kind bekommen haben? So muß ich rein darauf vergessen haben. Komm' es anzusehen, du wirst entzückt sein! Wir sind olle ganz weg daoan.. lind all« Verwandten, höre ich, sind ganz böse auf mich, weil ich nicht komme, das Kind anzuschauen. Sie sagen, das fei wirklich ew« Rücksichtslosigkeit...
Wissen Sie was von Birmingham ? Gewiß, von der Schule her: Birmingham — große Industriestadt in England. Stimmt: in Mittel England. Aber wissen Sie auch, daß Birmingham eine Million Einwohner l)at, daß es so groß ist wie Hamburg , und daß es die Industrie Estens, Bochums und Dortmunds in seinem Stadt bczirk— in einer einzigen Stadt— vereinigt? Und wissen Sie, daß Birmingham der stärkste Eckpfeiler des großen britischen In- hustriereviers'ist? Dieses Induftrieremer hat mer Angelpunfte — ein Viereck ist es—, feine Eckpfeiler heißen eben: Birmingham — dann Manchester — weiter: Slieffiew— und zuletzt: Leicestor. Der Hafen dieses bodenziUernden Induftriereviors ist Liverpool . Schiffbare Kanäle durchschneiden die hämmernde und gualineirde, die schöpferisch zeugende und proletarisch leidende Riesenwerkstätte: diese Brust Old-EnglaNds. Kanäle von London nach Birmingham , nach Manchester und Liverpool —, Kanäle, die sich über das ganze In- dustriereoier verästeln: dieses Kanalsystem ist das Blutsystem des eisernen und wollenen Revier»—, ist fem belebendes Geöder. Das Herz des britischen Industriekörpers aber ist und bleibt Birmingham Birmingham : ein« Million Menschen. Manchester : drei Berkel Million Menschen. Sheffield :«ine halbe Million Menschen. Lei- cester: eine Diertelmillion Menschen. Birmingham : Hgchöfen, Eisen, Stahl, Maschinen— und Möbel: Möbel aus Holz und aus Eisen. Manchester : Baumwolle. Sheffield : Feinstahl, Messer, Scheren, chirurgische Instrumente. Üeicester: Schuhe und Strümpfe. Das Industrierevier Britanniens: Mittel-England! Berge und Hügel, Kohle, Eisen, Wolle. Flüsse. Kanäle, Boche und Lauhwäl- der. Herrenhäuser in alten Parks, Herrenhäuser mit Rennpferden und bildschönen Matressen—, Proletenkasernen in den Städten, eng und düster: Arbeit. Arbeit, Arbeit— immer das schöpferische Gehämmer und Gezwitscher, das Sausen der Webstühle und der Tanz der Spindein. Und über diese Riesenwerkstätte fruchtbarster Arbeit
hin ziehen die ozeongeborenen silbernen Wolken: ballig und schnör- kelschön—, immer der Wind von West, her von der großen Nebel- und Wolkenmutter: von der weiten See Atlantik . Schneit es im Jndustrierevier, dann schneit es schwarz. Regnet es, es regnet immer: Ruß und Asch«! Ist Nebel, dann ist er dick zum Schneiden — nicht anders wie in London — wie gefrorener grauer Staub aus der Wüste Gobi ist der Nebel. Weiter. Wissen Sie, wer ich bin? Ein deutscher Schreiner — in Birmingham . lind wissen Sie, wie alt ich bin? Sebenund- zwanzig. Und wissen Sic auch, daß ich«ine Braut habe? Elinor heißt sie, und sie ist schön. Wissen Sie auch, daß ich ein Kind habe? Elliot heißt es. Und wissen Sie, wie die Mutter meines Kindes heißt? Dumm« Fragen—, natürlich wissen Sie das, mein« Braut Elmor ist die Mutter meines Kindes Ellioi. Warum wir nicht hei- raten?— Wozu?— Uns bindet die, Lieb«. Gewiß, übers Jahr wollen wir doch die Ringe wechseln, vor dem Ehe-Beamten des Rathauses von Birmingham —, zwei Ringe um drei lherzen. O, wie schön ist unser Kind: der blonde Elliot. Seine Haare sind Flachs, von den Feldern des keltischen Wales . Und wissen Sie, wo ich in Birmingham arbeite? Hser: in der Sazialen Möbelfabrik— Abteilung Höh! Die andere Seite unserer Mödelsabrik arbeitet in Eisen. Eisenmöbel. Holzmöbel. Tttr Schreiner suhlt sich wohl im Holz— und der Schreiner bin eben ich: Deutscher, siebenundzwanzig Jahre. Birmingham ! Wissen Sie, was unsere Soziale Möbelfabrik bedeutet? Selbst- hilse. Selbschilfc des britischen Industrie-Prolctanals Es gibt Konsumvereine. Es gibt soziale Kleider und Schuhocrsorgung. Warum sollte es nicht auch soziale Möbelversorgung geben? Junge Menschen wollen doch heiraten—, natürlich: ich selber heirate dem- nächst mein« Elinor—, kommen Sie zur Hochzeit? Es gibt gebraten« Makrelen, australische Hammelkoteletts, Pliunpudding und