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Der deutsch  - polnische Friede.

Der Vorwärts" wird totgeschwiegen.

Warschau  , 23. Januar.  ( Eigenbericht.) Der sozialistische ,, Robotnit" widmet seinen Leitartikel der Be­sprechung der deutsch  - polnischen Beziehungen. Er zitiert dabei den Sonntagsartikel des Borwärts" und bedauert, daß dle polnische Presse von diesem Artikel feinerlei Renntnis genommen habe. Robotnik" stellt fest, daß leider tatsächlich in Deutschland   und in Polen   ein gegenseitiges Mißtrauen bestehe. Aber er betont, daß dieses Mißtrauen auf polnischer Seite tein aggressives sei. Nicht nur die gegenwärtige polnische Regierung, sondern überhaupt je de polnische Regierung habe den Gedanken aufgegeben, Deutschland   je zu überfallen. Die Bolitit Bolens müsse unbedingt friedlich sein. Und sie könne es auch schon aus dem Grunde sein, weil in Polen   feine Bergeltungspolitit Platz haben könne, wie sie leider in manchen Kreisen Deutschlands   bestehe. Der ..Robotnik" spricht sich für eine Besserung der deutsch  - polnischen Beziehungen aus, stellt aber fest, daß auch in Frankreich   gewisse Strömungen herrschen, die in einer deutsch  - polnischen Berständigung eine Gefahr für die französisch- polnische Freundschaft sehen. Nur die Demokratie in diesen drei Ländern wird einen Weg zur Berständigung schaffen und die bestehenden Schwierigkeiten aus dem Wege räumen tönnen.

Obstruktion gegen Kreuzerbau.

Harter Kampf im amerikanischen   Genat.

London  , 23. Januar.

Die republikanischen Führer im amerikanischen   Senat hielten gestern eine Konferenz ab, um die Mittel und Wege zu erörtern, wie die Kreuzervorlage vor Ablauf des gegenwärtigen Tagungsabschnittes im Senat verabschiedet werden fann. Für die Borlage stehen nach vertraulichen Ermittlungen 67 Stimmen zur Berfügung, dagegen zehn entschiedene Gegner der Borlage, während 18 Mitglieder des Senats als zweifelhaft gelten, in der Hauptfache unfreundlich. Senator Blane, ein raditaler Re publikaner, der einer der führenden Gegner der Kreuzervorlage ist, murde gestern daran verhindert, die Opposition gegen die Kreuzer vorlage weiter zu treiben. Blane sprach mehrere Stunden vor nahezu leerem Hause lediglich in der Absicht, die Zeit auszufüllen und die Behandlung der Kreuzervorlage zu unterbinden. Die Flottengruppe des Senats wird nunmehr energische Maßnahmen er greifen, um auf Grund der gestrigen Konferenz der republitanischen Führer die Verabschiedung der Kreuzervorlage zu sichern.

Wie aus einer Tuchhofe eine Reithofe wurde

Bor Beginn der heutigen Verhandlung im Sonnenburger Zuchthausprozeß wurde bekannt, daß einer der als Belaffungs­zeugen nach Sonnenburg transportierten Schwerverbrecher, der Mörder Alex Hoffmann, in der Nacht in einem mut­anfall seine 3elle restlos demollert habe. Zur Rede gestellt, erklärte er, daß er über die bevorstehende Ber­nehmung in diesem Prozeß so erregt sei, daß er fast vollständig die Nerven verloren habe. Auf jeden Fall hat dieser Vorgang zu verschärften Ueberwachungsmaßnahmen in der Anstalt An­laß gegeben.

Die Aussagen des Sträflings Paasch im Sonnenburger Prozeß. Sonnenburg, 23. Januar. Hose, so erflärte der Gefangene, hatte Woithe bei mir bestellt. Ich habe ihm Maß genommen und ließ sie ihm von dem Schreider Mag aus getrennten Militärmäntein anfertigen. Wir nahmen für diese Arbeiten die Mäntel vom Reichswehrministerium, sie waren durchweg neu oder wenigstens zum Teil sehr gut. Als die Hose fertig war, nahm ich sie mit zum Bahnhof, ver­steckte sie zunächst in einem Waggon und gab sie dann unterwegs Boithe, der mir später dafür eine ganze Leberwurst schenkte, die wir auf der Schneiderstube gemeinsam verzehrten. Er wollte auch noch ein Paar Schuhe haben, hat aber feine befommen. Mein Buch mit der Liste der Beamten, die Hofen bekommen hatten, und mit den eingetragenen Maßen habe ich später bei der Revision zerriffen, denn ich wollte nicht, daß es gefunden würde. Ich wollte die Beamten zuerst überhaupt schonen, besonders Naumann, der uns anständig behandelt hat. Aber ich mußte ja aussagen, meil ich sonst selbst in den Verdacht der Berleitung zum Meineid fam." Borj.: Waren Sie vielleicht auf andere Beamte schlecht zu sprechen und haben Sie sie deshalb auf die Liste gesetzt?" Zeuge Paasch: Nein, Steinbod hatte eine Liste von Beamten, die Sachen bekommen hatten, aber ich hatte immer noch gebremst. C mar für mich doch ein eigenes Gefühl, wo ich mit den Beamte. immer so gut stand, jetzt die Wahrheit zu sagen. Erst als ich naj Brandenburg   verlegt wurde, habe ich ausgesagt.

Zu Beginn der Verhandlung machte Rechtsanwalt Themal noch darauf aufmerksam, daß nach den neuerlichen Mitteilungen eines Gefangenen sich jetzt herausstelle, daß der Strafgefangene Bausch seinerzeit ungehinderten Zutritt zu dem

Zuchthauszellen in Sonnenburg

Textilarbeiteraussperrung in Sachsen  . ber dringende Berdacht besteht, daß er dort die für die Beamten aus­

Bureau des Wertmeisters Grafunder hatte, und daß gestellten Bestellzettel abgeändert bzw. verfälscht habe. Es hat sich nämlich ergeben, daß verschiedene Namen von Beamten falsch ge= Greiz  , 23. Januar. Eine Uenderung in der Streiflage im Verbandsgebiet der schrieben worden seien und daß die von den Beamten selbst aus­sächsisch- thüringischen Webereien ist nicht eingetreten. Heute gefüllten Zettel über den Bezug von Sachen durch andere von fremder werden mit Arbeitsschluß auch in Greiz  , dem Sitz des Ber- Hand geschriebene erfekt worden feien. Möglicherweise liege bandes, sämtliche Verbandsbetriebe stillgelegt, so daß dann in hier eine Urfundenfälschung des Paasch vor. Wahrschein Gera, Meerane  , Glauchau   und Greiz   die Gesamtlich ließen sich so Differenzen zwischen den eingetragenen und den arbeiterschaft ausgesperrt ist. Da der Verband im tatsächlich erhaltenen Sachen erklären. In längeren Auseinander­fegungen über die Handhabung der Bestellung durch die Beamten ganzen 161 Betriebe umfaßt und vom Streit bzw. der Aussperrung und über die Frage, ob die von der Firma Schwarzschild   verhängte nun 74 in Geca, Meerane  , Glauchau   und Greiz   sowie in 1fter- Berlaufssperre auch wohl fo genau durchgeführt worden sei, tam berg und Reichenbach   i. B. betroffen sind, werden sich noch zur Sprache, daß nach den Verträgen zwischen der Justiz­heute abend etwa die Hälfte der im Verbandsgebiet beschäf- verwaltung, und der Firma Schwarzschild   die Beamten der Straf figten 25 000 Arbeiter der Bewegung angeschloffen haben. anstalten an und für sich fein Recht zum Bezug von Sachen aus dem Altverwertungsbetrieb hatten, daß aber Direktor Lüdecke mit dem Inhaber der Firma Schwarzschild   für seine Beamten ein ent­sprechendes Abkommen getroffen hatte.

Jdiot Teddy und Schweinehund Neumann.

Erbauliche Einzelheiten erfährt man aus den Verhandlungen der Moskauer   Untersuchungskommission gegen die kommunistischen  Rechtser Galm und Hausen. Auf der Reichsfraktionsverfamm­lung der Rechten, die Ende Dezember in Berlin   stattfand, berichtete Hausen über diese Verhandlungen, wobei er folgendes ausführte:

Bela Khun, der auch der Untersuchungsfommiffion an gehörte, versuchte den Genossen Haufen zur Abgabe einer Erklärung zu bewegen, in der sie ihre Fehler anerkennen und sich der tom munistischen Disziplin unterwerfen. Im Laufe dieses Gesprächs äußerte sich Bela Khun: Daß Teddy ein 3diot ist, wissen wir, und daß Neumann ein Schweinehund ist, auch. Aber wir fönnen nicht nach dem Beschluß des Etti in Sachen Thälmann   jest gegen fie eine andere Stellung einnehmen. Ihr müßt uns durch eine Erklärung die Gelegenheit geben, ohne das Efti zu kompromittieren, gegen euren Ausschluß zu stimmen.

Ein edles Verhältnis des Vertrauens und der gegenseitigen Achtung herrscht in dieser Bartel.,

Liebesmord an einer 14jährigen.

Der Täter erschießt sich selbst.

Der 28jährige Fahrbursche Nußmann unterhielt in Frant furt a. M. feit einiger Zeit mit der 14jährigen Schülerin Else Stud ein Verhältnis, das jetzt zur Kenntnis der Polizei ge­fommen war. Um einer Strafe zu entgehen, öffnete Nußmann gestern abend in Abwesenheit der Eltern des Mädchens mit einem Nachschlüssel deren Wohnung und gab auf die bereits Schlafende einen Revolverschuß ab. Das Geschoß drang dem Mädchen in die Schläfe. Der Täter brachte sich dann selbst einen schweren Ropfschuß bei. Als die Eltern zurüctehrten, fanden sie ihr Kind tot im Bett. Der schwer verletzte Nußmann ist gegen Morgen im Krankenhaus ebenfalls ge ft orben.

Die Alengste des Freigesprochenen.

Pöfft aus Wien   geflüchtet.

Der vom Wiener Schwurgericht freigesprochene Redakteur Oskar Böffl, der bekanntlich den Redakteur Bruno Wolff   ermordete, ist mit seiner Familie nach Budapest   geflüchtet.

In den Abendstunden wurde in Budapest   bekannt, daß der nach Budapest   geflüchtete Wiener   Rebatteur Böfft mit seinem Biener Rechtsbeistand ein telephonisches Gespräch geführt hatte, in dessen Berlauf ihn der Advokat davon überzeugte, daß er ruhig nach Bien zurückkehren tönne, da ihm teinerlei Leid angetan werden würde. Daraufhin ist Böffl mit seiner Gattin mit dem Wiener   Schnellzug abgereist.

Das französische   Tunnelfomitee hat mit Befriedigung von der günstigen Einstellung der englischen Bresse zu dem Plan des Tunnelbaus unter dem Vermelkanal Renntnis genommen. Das Komitee würde diesen Bau als das merivollste Werkzeug der An­näherung zwischen Frankreich   und England und als die endgültige Garantie des Friedens in Europa   begrüßen.

Die Hose des Herrn Wachtmeisters.

Der nunmehr vorgeführte Sträfling Baasch erklärte zu nächst auf Befragen des Vorsitzenden, daß er zu der Trägerfolonne des Oberwachtmeisters Naumann gehört habe, die mit dem Ab transport des Heeresgutes vom Bahnhof Sonnenburg betraut war, und daß er bei dem Wertmeister Grafunder Ralfaftor war. Die weitere Frage, ob dabei Unregelmäßigkeiten vorge fommen feien, bejahte Paasch unamwunden. Der Wacht meister Woithe zeigte mir einmal eine Rechnung der Firma

Die Zuchthauskirche in Sonnenburg

Schwarzschild über eine Tuch hose und sagte: Die Tuch hose habe ich boch hinten rum, offiziell habe ich eine Reit hose bekommen." Daraufhin habe ich bei Grafunder die Rechnung und den Preis entsprechend abändern müssen. Auf Veranlassung des Staatsanwalts mußte der Gefangene Paasch zeigen, wie der Bestell­zettel des Angeklagten Woithe zuerst und dann nach Abänderung burch den Werkmeister Grafunder aussah. Danach stand auf der Rechnung zuerst eine Tuchhose für 3,50 m., später aber nur eine Reithose für 2,50 m. Die hinterum angefertige

Die Geheimschrift des Sträflings.

Staatsanmalt: Man hat später bei Ihnen ein Buch mit Aufzeichnungen über die ganzen Borgänge in Sonnenburg beschlag nahmt. Darin ist eine Art Geheimschrift enthalten. Was heißt z. B. 3 30 3"? Paasch: Das war die Bezahlung, die ich erhalten habe, 30 3igaretten. Staatsanwalt: Was heißt ,, XIV 31 31T G"? Paasch( nach langem Zögern): Das war der Wachtmeister Uhlig, d. h. Johannisbeeren, eine 3igarrc, eine Tüte Gebäd. Bors: Hat Ihnen der Wertmeister Grafun­der gesagt, Sie sollten mit den Beamten schieben? Zeuge Paasch: Das weiß ich nicht von ihm selbst, sondern von anderen Gefangenen Verschiedene sagten auch noch von den Beamten, die sie nicht leiden fonnten: Schade, daß die keine Sachen genommen haben, die hätten wir gern mit hineingebracht." Als dann die Verteidigung darauf aufmerksam machte, daß Paasch wegen dieser Borgänge fico entí. noch wegen bandenmäßigen Diebstahls und gewerbsmäßiger Hehlerei im Rückfall verantworten müsse, machte der Borsitzende den Gefangenen darauf aufmerksam, daß er seine Aussage einschränken tönne. Baasch erklärte jedoch, er wolle meiter aussagen. Rechts­anwalt Ihemal: Sie sind einmal zusammen mit dem Gefange­nen Grüning ausgebrochen. Paasch( trozzig): Ich bin ja raus gelassen worden, die Tür war eben offen. Rechts: anwalt The mal: Sie sollen der Hauptheger sein, der den anderen Gefangenen ihre Aussage dittiert hat. Als ein Beamter bei Stein­bod in der Zelle ein paar seidene Strümpfe beschlag­nahmte, haben Sie zu Steinbod gesagt, der Beamte habe die Strümpfe gestohlen und er folle gleich sechs Baar daraus machen. Beuge Baasch: Das ist eine Lüge. Rechtsanwalt Thema 1: Sie sollen felbft größere Sendungen von Sachen teils auf eigen: Rechnung, teils für andere Gefangene versandt haben. Zeuze Baasch: Darauf verweigere ich die Aussage.

Im Anschluß hieran tam es zu einem 3mischenfall. Deri Vertreter der Anklage beantragte, die angeklagten Beamten darauf hinzuweisen, daß sie sich evtl. auch wegen bandenmäßigen Diebstahls und wegen gewerbsmäßiger Hehlerei zu verantwortet hätten. Darauf erflärte R.-A. Themal sehr erregt, daß, wenn die Staats anwaltschaft nach den ganzen Ermittlungen erst jezt in der Berhand­lung auf diesen Gedanken fomme, der Prozeß sofort vertagt werden müffe, denn dann würde den Angeklagten nicht mehr Ber gehen, sondern Verbrechen vorgeworfen. Dieser ne Gesichtspunkt blieb vorläufig unerledigt.

Kameradschaftsehe.

Der bekannte Schriftsteller und Arzt Dr. Mar Hobann sprach gestern in einer Sonderveranstaltung der Ortsgruppe Berlin   des Algemeinen Verbandes der deutschen   Bantangestell­ten über das Thema Kameradschaftsehe". Infolge der Umwälzung der Wirtschaft nach dem Kriege und der steigenden Anzahl berufs. tätiger Frauen gewinnt das Problem der Berbindung von Beruf und Ehe ständig an Bedeutung und Interesse. Das bemies auch die starte Anteilnahme, mit der die überfüllte Bersammlung den Aus. führungen des Referenten folgte, der in flarer Weise die sozialen und wirtschaftlichen Grundlagen flarlegte, ohne dabei ethische und moralische Berte außer acht zu laffen. Der Allgemeine Verband der Deutschen Banlangestellten wird dem durchaus harmonisch verlaufenen Abend weitere aufklärende Vorträge folgen lassen. So ist für den Monat Februar bereits die Genoffin Professor Dr. Anna Siemsen, Jena  , als Referentin für das Thema Die moderne Frau in der modernen Literatur" gewonnen. Näheres wird noch bekanntgegeben.

" Berfplitterer" und" Renegaten".

In Leipzig   erlitten die Kommunisten eine empfindliche Nieder­lage bei den Wahlen der Delegierten zum Berbandstag der 3immerer. Die Amsterdamer Richtung erhielt drei Mandate, die fommunistische nur eins. Das Wahlergebnis hat bei den Kommu nißten große Enttäuschung hervorgerufen. Sie wälzen die Schuld jezt auf die 3ersplitterer und bezeichnen ihre Führer als Renegaten.

Ein seltsames Oberhaupt. 112 Ordnungsstrafen eines Bürgermeisters.

In der letzten Gemeinderatsfizung von Grünberg  ( Oberhessen  ) gab Beigeordneter Keller die Gründe der vorläufigen Amisenthebung des Bürgermeisters Jödel   befannt. Danach hat der Bürger­meister im Jahre 1926 in 41 Fällen Ordnungsstrafen in Höhe von 350 Mart, im Jahre 1927 in 61 Fällen mit 768 Mart und im Jahre 1928 in zehn Fällen mit 140 Mart erhalten. Das Kreisamt Gießen  , bas Oberversicherungsamt Darmstadt, das Finanzamt Grünberg   und mahnungen teine Antworten auf ihre Anfragen bei der der Amtsanwalt in Alsfeld   erhielten troß mehrfacher ahnungen teine Antworten auf ihre Anfragen bei der Bürgermeisterei Grünberg  

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in Baris eingetroffen. Es handelt sich um den stellvertretenden Der erste Teilnehmer an der Sachverständigenfommission ist Gouverneur ber Banf von Japan  , Kingo Mori, der die letzten Tage in Berlin   verbracht hat. Der zweite japanische Sachverstän bige, Talaschi Adi, ist augenblicklich noch in Berlin  , wird aber in wenigen Tagen ebenfalls in Paris   erwartet.