Die tapferen Nazis.
Im preußischen Landtag wchr'en sich die national- so-iiaiistischen Helden mi HSnoen und Kühen gegen die Aufhebung ihrer Immunität.
'\ LEX XtSBE � � KWEmhW~ Die drei zur Republik :„Ich war so gern immun, Madame!" Niederlage der Christlich-Gozialen Nationalrat fordert Gchulangleichung im Vurgenland.
Die Christlich> Soziaie Partei des PrSlat-Bundeskanzlers Dr. Seipel hat im Nationalrat zu Men hintereinander zwei schwer« Niederlagen erlitten. Am Dienstag, wie wir schon berichtet haben, wurde«in sozialdemokratischer Antrag aus Angletchung des Eherechts au das reichsdeutsche, das heißt auf Abschaffung der in Oesterreich noch geltenden gewaltigen Erschwerung der Wieder- Verheiratung„katholisch Geschiedener" angenommen, da die groß- deutschen Koalitisten die Christlichsozial«» verließen. Am Donners- tag stimmten die Großdeutschen für den sozialdemokratisch?!, Antrag, das seit 1869 geltende altöstcrreichische Reichsvolksschulgesetz aus das Burgenland auszudehnen, das heißt das dort noch herrschende ungarische Schulrecht zu beseitigen und die Simultan- schule einzuführen. Die Grohdeulschen sind, bei aller Koalition�- freundlichkeit, die ihnen wenigstens noch«in paar Mandat« auf d«r Einheitslist« verschafft, doch nur als nichtklerikal« Partei möglich und in den Fragen, wo es um cherrfchaftsanfprüche der Kirche im Staat geht, mußten sie eben Farbe beknnen. Die Sitzung nahm folgenden Verlauf: Bei der Abstimmung über das Kapitel Unterricht wurde ein sozialdemokratischer Antrag auf Verweigerung der Gleichberechtigung .akademischer Grad« des philosophischen Instituts der Salzburger katholischen Universität abgelehnt, dagegen ein großdeutscher Antrag auf Vertagung j«der Entscheidung über diese Frage bis zu ihrer gesetzlichen Regelung mit 82 Stimmen der Sozial- demokraten und Großdeutschen gegen 78 Stimmen der Christlich - sozialen und Landbündler angenommen. Ein sozialdemokratischer Antrag, der die Durchfühnmg einer seit 1926 jedes Jahr wiederholten Entschließung über die Aus- dehnung des Reichsvolksschulgesetzes auf das Burgenland verlangt, wurde in namentlicher Abstimmung mit 81 Stimmen der Sozialdemokraten und Großdeutschen gegen 76 Stimmen der Christlichsozialen und Landbündler a n g e- nommen. Die Landbündler hatten ein« neu« Entschließung ein- gebracht, in der die Ausdehnung des Reichsvolksschulgesetzes auf das Burgenland , jedoch unter Wahrung der konfessionellen Rechte in Schulfragen gefordert wird. Bei der Abstimmung kam es zu einem Zwischenfall. Es wurde zunächst über den Antrag unter vorläufiger Weglassung des Satzes„über die Wahrung kon- fessionellen Rechts" abgestimmt: es erhoben sich für den Antrag die Sozialdemokraten, die Landbündler und ein Teil der Großdeutschen. Der Präsident verkündete die Ablehnung des Antrages, wo- gegen Sozialdemokraten und Landbündler Widerspruch erhoben. Nach einer längeren Geschästsordnungsdebatt« ließ der Präsident
über den Antrag nochmals abstimmen, und diesnral erhoben sich für den Antrag die Sozialdemokraten. Landbündler und sämtliche Großdeutschen, so daß er angenommen war. Für den Satz „über die Wahrung konfessioneller Rechte" stimmten nur die Landbündler: er war somit abgelehnt. Dagegen wurde der zweite Teil der Entschließung, der die Auslegung eines Disziplinar» rechts auch für die konfessionelle Schule im Burgenland fordert, e i n st i m m i g zum Beschluß erhoben. Die Freisprechung des Mörders. Im Nationalrat bezeichnet« Abg. A u st e r l i tz, der Chef- redakteur der Wiener „Arbeiter-Zeitung ", die Freisprechung Pöffls als eine I u st i z s ch a n d e. Er fragt« nach Aufzählung früherer Urteil«, wie dem über Schattendorf und noch vorher Freisprechung jenes Rohnftock, der den Schriftsteller Bettqu«r aus„völkisch- moralischer Entrüstung" gemeuchelt hatte, ob Oesterreich dos Paradies der Mörder sein dürfe. Er kam dabei aus den Borwurf zu sprechen, den die Verteidigung Pöffls dem Er- m o r d e te n gemacht hat, daß er den bestechlichen Kollegen ruhelos verfolgt habe. Aber gerade darin habe Bruno Wolff eine sittlich« Aufgabe vollbracht„Pöffl," sagt« Austerlitz,„habe nach seiner Entlassung noch viele Berus « offen gestanden, nur zum Journalisten war«r nicht geeignet! Daß muß ein Berus sein, der über de» bloßen skrupellosen Erwerb hinausgeht. Bewährt sich ein Mensch nicht in dieser Ausassung, so ist er aus dem Iourno- listenstands zu entfernen. Das Mitleid, das man deni Mörder in so reichem Maße zuteil werden ließ, hat man dem Ermordeten oersagt. Die Straflosigkeit des Mordens muß aber nun in Oester- reich aufhören!" Besonders entschieden verurteilte Austerlitz. daß von den 12 Geschworenen 19 Nichtwiener, sondern Leute vom Lande waren, denen das Verständnis für diesen ganzen Fall und seine Hintergründe bürgerlicher Wiener Preßkorruptton fehlen muß. (Man hat nämlich in Wien auch ein Landesgcricht II, dessen Gr- schworen« größtenteils vom Lande sind, vor das ober auch Straf- fachen kommen, die aiff Wiener Boden verübt worden sind.) Zum Schluß wandt« sich Austerlitz heftig gegen«ine Abschaffung der Schwurgerichte. Das sogenannte erweitert« Schöffen- gericht, wie man es in Deutschland habe, habe sich keineswegs bewährt. Di« Laien an diesem Gericht— er schilderte den Fall I a k u b o w s k i— seien nur ein« Attrappe.„Wir fordern." schloß Austerlitz,„den Justizminister dringend aus, zu sogen, was er über die Geschworenengerichtsbarkett denkt und was«r zur Behe- bung der jetzigen Uebel stände vorschlagen will."
Religion und Sozialismus. Zwei neue Zeitschr.sten. „Das Rote Blatt der kotholffchen Sozialisten", dessen Ankündi- gung bereits in der politischen Well einiges Aufsehen erregt«, ist jetzt in Köln (Ursulaplatz 16) mit seiner ersten Nummer heraus- gekommen. Es bekennt sich mit gleicher Lebhaftigkeit zu dem über- kommenen Glaubensgut der katholischen Kirche wie zu der moder- nen Lehre des' Sozialismus..Wir sind keine Auch-Katho- l i k e n," heißt es darin,.der gehört nicht zu uns, der in Glaubens- und Sittenlehren den Hirten der Kirche Anlaß zur Klage gibt." Auf der anderen Seite wird die Freiheit der Zeitschrift betont. „Keine Instanz, auch nicht die Partei, ist uns Autorität." Also, das Verhältnis des Sozia ismus und des Katholizismus zu einander soll aus dem Wege der Diskussion geklärt werden, mit dem Ziel, zu zeigen, daß zwischen beiden kein unüberbrück- barer Gegensatz besteht. Hermann Müller , Otto Braun , Wels, Severlng. Leipart u. a. kommen zu Wort mit Er- klärungen. die der Tendenz des neuen Unternehmens Verständnis- voll entgegenkommen. „Das Rote Blatt der katholischen Sozialisten" erscheint einmal im Monat. - Der Zufall will es, daß zu gleicher Zeit auch eine andere Zeit- schrist zu erscheinen beginnt, die gleichfalls die Beziehungen zwischen Sozialismus und Christentum pflegen will, jedoch nicht nach der katholischen, sondern nach der protestantischen Seite. Sie will jeden zweiten Monat erscheinen und wird von Pros. V. Georg Wünsch- Marburg redigiert.(Dettag der religiösen Sozialisten. Karlsruhe -Rüppur .) Das stattliche erste Heft nennt u. a. Prof. Dietrich. Karlsruhe , Pfarrer Fuchs- Eisenach. Lic. v. P i«- ch a r s k i- Berlin , sowie den holländischen Pfarrer Bönning und den Schweizer Ragaz als Mitarbeiter. In einem einlettenden Aufsatz umreißt der Herausgeber, Prof. Wünsch, seine Aufgabe. Er findet die Bezeichnung„relig'öse Sozia- listen" eigentlich falsch, denn er will keinen„religiösen" Sozialis- mus zum Unterschied vom„profanen"„Wir bejahen den Sozialismus der modernen Arbeiterbewegung.. innerhalb dessen wir uns nicht doktrinär festlegen', auch nicht auf den marxistischen Sozialismus" Doch sei der Marxismus und fein« Verknüpfung mit christlicher Religiosität ein besonders wich- tiges Problem, und es ließen sich da posittoc Verbindungslinien ziehen." Zum Schluß heißt es: »Wir können nur solche brauchen, die entschlossene Sozialisten und Opfer für ihre Ueberzeugung zu bringen bereit sind. Eine behagllche Zukunft in Gestatt von vor- teilhaften Pfründen können wir nicht in Aussicht stellen, wohl aber den Frieden, den der Gehorsam gegen inneres Müssen und die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft zum Opfer entschlossener Menschen bereitet— Menschen, die wissen, daß ihrer Sache die Zukunft gehört." Di« beiden neuen Zeitschriften sind bemerkenswert« Zeugnisse einer Entwicklung, die oo» weiten Parteikreisen mit Interesse und Sympathie verfolgt wird.
Asghanengefandtschast für Amanullah . Eine hoffnungsfrohe Ankündigung. Die afghanische Gesandtschaft in Berlin setzt sich durch die Der- ösfenttichung folgender Erklärung offen für Amonullah«in: „Nachdem König' Amanullcrt� zugunsten seines Bruders Jvayat- ullah abgedankt hatte, hat er jetzt offiziell seine Abdankung wider- rufen. Sämtliche Gouverneure der Provinzen, z. B. von Mesare, Scherif , Herat und Kandahar haben ihre Treue und Anhänglichkeit bekundet. Es werden in Kandahar mit allem Eifer und unter persönlicher Leitung des Königs Amanullah Vor- bcreitungen für die Wiedereroberung Kabuls und die Niederwerfung Vacha Salus(Chabibullah) getroffen. Die Anhängerschar Vacha Salus ist im Schwinden begriffen. Die Geistlichkeit, die zu Anfang das Zeiche» zum Aufruhr gegeben hatte, hat ihren Fehler eingesehen und ist bestrebt, ihn wieder gut zu machen." Marschbereit für Amanullah . London . 23. Januar.(Eigenbericht.) Die Sirdare(Führer) des Stammes der I a m s k h e d i und der Firoxtoi, deren Gebiet zwischen Herst und Kabul liegt. haben ihre Stammesgenossen versammelt und Amanullah verständigt, daß st« bereit seien, vom Westen her auf Kabul zu mar- schieren, wenn er den Zeitpunkt für gekommen erachte. Englische Fliegerbomben auf eigene Truppen. London . 23. Januar.(Eigenbericht.) Aus P e f h a w a r kommt die Meldung, daß brttische Militär- flugzeuge bei Hebungen im Bombenwerfen an der indisch- afghanischen Grenze drei Offiziere und acht Soldaten eines«in- geborenen indischen Kavallerieregiments getötet haben. Das Unglück wird auf ein« Verwechslung der weihen Uniformen mit den weißen Landungszeichen zurückgeführt. Der sozialistisch«„Daily Herald" fordert sofortige Ausklärung dieses Borfalls und stellt die Frage, wie brttische Aeroplane gerade im gegenwärtigen Augenblick dazu kommen, an der a f g h a n i s ch e n Grenze Uebungen mit Bomben abzuhalten.
Arbeiierbläiter in Kasernen. Verbot in Belgien unzulässig. Brüssel , 23. Januar. (Eigenbericht.) Im Senat antwortete der Kriegsminister auf die Beschwerde eines Sozialisten, er werde dafür sorgen, daß in Zukunft kein Offizier den Soldaten das Lesen sozialistischer Zeitungen in der Kaserne verbieten wird. Aussperrerverfolgung in Be'gien. Brüssel , 23 Januar.(Eigenbericht.) Die Kamnvr hotte über einen wohl einzigartigen Fall zu beschließen. Ein liberaler Abgeordneter wird von der Staatsanwalt- schaff beschuldigt, sich der Verletzung des Koalitions- rechts schuldig gemacht zu haben, indem er als Unternehmer die frei organisierten Arbetter aussperrte. Aus diesem Grunde soll seine Immunität ausgehoben werden. D'e Kaminer ernannte zur Prüfung des Falles ein« Kommission. Es ist mit Be- stimmtheit anzunehmen, daß dem Perlangen der Staatsanwaltschaft stattgegeben wird._ Zur Durchführung des Alkoholoerbots hat der Senat in Washington zu den 13'� Millionen Dollar de« Boranschlagz mit 50 gegen 27 Stimmen weitere 24 Millionen Dollar bewilligt. Das Abgeordnetenhaus mußte noch zustimmen. Der Schotzsekretär hat sich gegen die Bewilligung ausgesprochen.
Aushebung einer Kriegsmaßnahme. Im befehlen Gebiet. Koblenz , 23. Januar. Die seit längerer Zeit zwischen dem Reichskommissar für die be- setzten rheinischen Gebiete und dem französischen Oberkommando schwebenden Verhandlungen über die Ordonnanz 64(m i l i l ä- rische Bestandsausnahmen) haben zu dem Ergebnis ge- führt, daß die von den Besatzungsbehörden jährlich angeord- neten Vorführungen und Musterungen von Pferden und Kraftfahrzeugen künftig unterbleiben.
Kampf um die Ausfchußvorsihenden. Die Linke siegt in den beiden wichtigsten Kommissionen. Paris , 23. Januar,(Eigenbericht.) Am Mittwoch fanden die Wahlen der Kommissions- Vorsitzenden statt, wobei die Linke ihre im vorigen Jahr er- rungene Position durchaus zu behaupten vermochte. Paul Bon- c o u r wurde einstimmig zum Vorsitzenden der Kommission für a u s- w ä r t i g e Angelegenheiten gewählt. Vorsitzender der Finanz- kommission wurde der Radikale M a l v y mit 24: 17 Stimmen.(Im Deutschen Reichstag fällt der Vorsitz in den einzelnen Kommissionen den Parteien nach einem bestimmten Turnus und entsprechend ihrer Stärke zu, ostne daß es zu Abstimmungen kommt. Red)
Arbeiterpariei und Tunnelprojekt. Wirtschaft Hot Vorrang über Strategie. London , 23. Januar. (Eigenbericht.) Die Unterhaussrattion der Arbeiterpartei beschäftigt« sich am Mittwoch mit dem Plan der Errichtung eines Tunnels
unter dem Aermeltanal und beschloß, das sofortige Studium des Projektes zu fordern. Die Resolution betont, daß militärische Gesichtspunkte keineswegs den Vorrang vor wirtschaftlichen und politischen Erwägungen beanspruchen dürften.
Wilhelminisches. Die monarchistisch« Privatorganisation Hermines von Doorn hat im Kriegerveretnehaus in Berlin eine Geburtstagsfeier sür Wilhelm veranstaltet. Präsentiermarsch— Generalleutnant a. D. van Waechter— Kürassiermarsch— Prinz Eitel Friedrich mtt An- hang— dankende Antwort Wilhelms auf getätigten Glückwunsch stehend angehört— drei Hurras. Jin Mittelpunkt stand eine«rgrcisend« Szene: der kaiiersich« Gesandte a. D. Kracker von Schwartzenfeld sang unter lebhaftem Beifall mit Begleitung von Pianist P o< z k y das Lied der Heimattreue, den Archibald Douglas : Ich Hab es getragen sieben Jahr und ich kann es nicht tragen mehr... ich will hintreten vor sein Gesicht in dieser Knechtegestalt. er kann meine Bitte versagen nicht, denn ich bin ja worden so alt... Wilhelm als Btttsteller, bei wein und wofür, noch dazu in Knechtsgestalt? Preußenlied— Everking-Rede— Kavallerieretrat«— Abtritt von Eitel Friedrich und Anhang— Petersburger Morsch.
Der Landeshauplmano.Slellvertreter des Burgenland «». Genosse Ludwig Leser , ist aus einer Werbe- und Bortragsteffe durch das Deutsche Reich. Er wird folgend« Städte dabei besuchen: München , Berlin , Dan.zig, Königsberg , Hamburg , Duisburg , Essen, Köln , Koblenz , Frankfurt a. M., Darmstadt , Wiesbaden , Stuttgart . Dresden . Empfänge bei den Behörden und Magistraten. Besichtigungen. öffentliche und Rundfunkoorträge sind vorgesehen.