Wenig Hoffnung ans milderes Weiter. Aber die Schneefälle sollen aufhören.
Die Hoffnung, daß die Periode starken Froste» jetzt endlich ihr Ende erreicht hat, wird sich nach Ansicht des Amtlichen Wetterdienstes auch diesmal als trügerisch herausstellen. Leberall in Deutschland ist A e u s ch a e e gefallen. In der Berliner Innenstadt maß die Schneehöhe lZ Zentimeter, in den Außenbezirken 22 und in der weiteren Umgebung bis zu 32 Zentimeter. Die höchste Schnee- höhe im Flachlande wird au» der Gegend von Fulda in Hessen - Ifastau mit 40 Zentimeter gemeldet. In v a n z i g betrug die Schnee- höhe ZS Zentimeter. In Breslau ZZ, in Dresden 30 und in München 35 Zentimeter. Die ebenfalls fast überall aufgetretene Milderung des Frostes ist auf die starke Bewölkung zurückzuführen, die die Wärmeausstrahlung der Erdoberfläche verringert. Da in Süd- Westdeutschland klareres Weller herrscht, find auch dort die Tempe- raluren wieder mehr gesunken. München meldet l S Grad. Karlsruhe 1ö Grad, Frankfurt a.M. IS Grad Kälte. Oestlich der wefer liegen die Temperaturen erheblich höher. Am kältesten war es in diesem Teil Deutschlands in Hannover , wo 12 Grad Kälte gemessen wurden. Aussicht auf eine weitere Milderung besteht nach den Beobachtungen des Amtlichen Wetterdienstes bisher nicht. Wahrscheinlich werden die Schneefälle aufhören. Fsigen der Schneeverwehungen in Ostpreußen . In der letzten Nacht ist infolge des Schneetreibens im Zugver- kehr eine weitere Verschlechterung eingetreten. Auf folgenden Strecken mußte der Zugverkehr eingestellt werden: Lyck— Johannis- bürg, Lyck— Sensburg, Lyck— Arys, Iohannisburg— Plettowen, Treu- burg-�-Kruglanken und Treuburg— Rhein. In der Zeit vom Freitag nachmittag 4 Uhr bis Sonnabend früh 7 Uhr sind 16 Personenzüge infolge Schneeverwehungen ausgefallen. Di« verkehrenden Züge er- litten Verspätungen bis IVO Minuten. v-Zug I blieb zwischen Stallupöncn und Eydtkuhnen vier Stunden im Schnee st ecken. Die anderen D-Züge hatten ebenfalls erhebliche Verspätungen. Auf fünf Strecken sind Personenzüge liegen geblieben. Im Osten und Südosten der Provinz herrscht weiter Schneetreiben. Ltm die Kohlenbelieferung. Gegenüber allen Meldungen über«ine drohende katastro- phale Kohlennot ist festzustellen, daß zunächst davon er- freulicherweise keine Rede sein kann. Aus dem Gebiet des Mittel- deutschen Braunkohlen syndikats wird beispeilsweise mitgeteill, daß die Verladungen an Briketts hier zurzeit 80 Prozent der normalen Menge betvagen. Im ostelbischen Bezirk werden Berlin täglich SOO Ladungen gegenüber 550 bis 600 in normalen Zeiten zugeleitet. Schon dies« Ziffern beweisen, daß zu einer ve- unruhigung der Oeffentlichkeil wegen der Kohlenversorgung keine Ursache vorhanden ist. Di« Schwierigkeiten in der vergangenen Woche sind hauptsächlich darauf zurückzuführen, daß am letzten Sonntag die Betriebe wie üblich still lagen, so daß sie am Montag stark«ingefroren waren. Deshalb konnte, um nicht zu viel in Bruch zu fahren, die Förderung nur langsam wieder ausgenom- wen werden. Mit Rücksicht hierauf soll heute, am Sonntag, in den
meisten Tagebaubetrieben gearbeitet werden, so daß ein Einfrieren der Betriebe verhindert wird. Di« zusätzliche Förderung de» Sonn- tags wird den Mengenausfall der vergangenen Woche wieder ausgleichen. Für die kommend« Woche ist also wieder mit normaler vriketibelieserung au» dem mitteldeutschen Brauukohlengebiet zu rechnen. Schon im gestrigen„Abend� haben wir ja die schamlose Bc- schimpfung der Erwerbslosen im mitteldeutschen Braun- kohlengebiet, die zu faul seien, die Kohlen zu verladen, durch das bekannte Scharfmacherblatt, die„Deutsche Bergwerks- Zeitung�, niedriger gehängt. Der Braunkohlenindustrie- verein in Halle berichtet jetzt über eine„Entspannung der Lage" im Bezirk des Mitteldeutschen Braunkohlensyndikots, und das Syndikat selbst führt die Schwierigkeiten in der Kohlenbeliefe- rung daraus zurück, daß am letzten Sonntag in den Gruben nicht gearbeitet worden ist. Und was hatte das Schorfmacherblatt gelogen? Es sei un- möglich, unter den Arbeitslosen Arbeiter zum Verladen der Stapel zu bekommen. Warum nun diese faustdick« Lüge? Um„die häufig gerügten Mißstände auf dem Gebiet« der Arbeitslosenfür- sorge mit aller Deutlichkeit zu beleuchten". Die unter Kohlen- knappheit leidenden Volksschichten sollten durch diese Vergiftung der öffentlichen Meinung gegen die Erwerbslosen allgemein und gegen die im mitteldeutschen Braunkohlenreoier Arbeitslosen im be- sonderen aufgehetzt werden! Beleuchtet ist hier wieder einmal mit aller Deutlichkeit das vor keiner Gemeinheit gegen die Arbeiter und die Sozialoersicherung zurückschreckende Treiben der Schärf- macherpress«. Eine Notiz in Berliner Blättern, daß Berliner Studenten als Hilfsarbeiter für die Braunkohlengruben der Niederlaujitz gesucht werden, ist i r r i g. In der Niederlausitz ist kein Mangel an Arbeitern, und die Belegschaften leisten unter schwierigen Verhältnissen das Menschenmögliche. Keine Schließung privater Badeanstalten. Die Mitteilung, daß wegen der Kälte und der Kohlenknappheit eine Schließung der Schwimm-, Wannen- und medizinischen Bäder(nicht der Brausebäder) bis zum 21. Februar(einschließlich) für nötig gehalten worden ist, bezieht sich nur auf die st ä d t i s ch e n Badeanstalten. Die privaten Bade- anstalten halten ihr« Betriebe ausrecht. Schwierigkeiten bei der GräberauShebung. In Stuttgart , Frankfurt a. it O. und andereri Städten ist der Boden durch den Frost so tiefgefroren. daß die F r i e d h o f s a r b e i t« r die Gräber nicht mehr ausheben können. Deshalb hat zum Beispiel das Stuttgarter Friedhofsamt an das Publikum dos Ersuchen gerichtet, diesem außerordentlichen Zustand Rechnung zu tragen und, soweit dies möglich und angängig ist, während der großen Kalle die Feuerbestattungzu wählen.
Mangel an(Schulen in Berlin . Bchkunddreißig neos Schulen wären nötig. Der Magistrat legt den Stadtverordneten ew« Uebersicht vor, die den nächsten Bedarf an Bauten des Schulwesens zeigt. Viele alt« Schulhäufer müssen instand gesetzt oder durch Um- und Erweiterungsbauten verbessert werden. Außerdem ist aber«im reichlich« Zahl Neubauten nötig, weil es besonders in den neu be- siedelten Äußenbezirken an Schulhäufern fehlt. Der Magistrat sagt in seiner Vorlage, daß der starke Bedarf an Schulen hauptsächlich durch den Zuzug Auswärtiger verursacht worden se« Nach den Berechnungen der Siedlungs- und Wahnungsdeputation sind i n den Jahren 1924 bis 1928 rund 103000 Haushal» tungen zugezogen. Zur Beschulung des dadurch entstandenen Kinderzuwachses wären rund 38 Schul en mit einem Kostenaufwand von rund 80 Millionen Mark nötig. Es ist natürlich nicht möglich, diesen Bedarf in kurzer Zeit zu befriedigen. Bei der ungünstigen Finanzlage Berlins reichen die Mittel nicht aus, eine so große Zahl neuer Schulbauten so rasch ausgusühren. wie die Schukerwaltnng es möchte. Aurh ohne diesen starken Zuzug hätten wir noch genug unter dem Schuleim-angel zu leiden, den der Krieg uns gebracht hat. Was in der Zeit des Krieges und dann in den Iahren der durch ihn h e rb ei g e sü h rte n Geldentwertung unterbleiben mußt«, soll jetzt mit Aufwendung von Geldmitteln, die ins Phantastische gehen, nachgeholt werden.
Kreiiod eines Operndirigenten. Hans Levy-Oiehm von der Städtischen Oper. In seiner Wohnung in der Kantstraße 123 wurde der 22 Jahr« alte Kapellmeister der Städtischen Oper Hans Leoy- Diehm von eigener Hand erschossen aufgesunden. Der fugend« lichc Kapellmeister, dem ein« groß« Karriere prophezeit wurde, hat weder Bekannten noch Freunden gegenüber Selbstmordgedanken geäußert. Di« Charlottenburger Kriminalpolizei hat einen ver» siegelten A b f ch i e d s b r i e f des Toten in Verwahrung genommen, der der morgen aus Rorschach eintreffenden'Mutter übergeben wird. Wie wir weiter erfahren, muß Levy-Diehm den Freitod i n geistiger Umnachtung gesucht haben: Die Leiche lag auf dem Bette ausgestreckt, von brennenden Kerzen umgeben, als hätte der Künstler selbst feine Bahr« zurüsten wollen. Sei»« Ko«»gen sagen, daß er noch am Abend vor der Todesnacht in. froher Stimmung unter ihnen geweilt Hobe: gang plötzlich muß den jungen Menschen, dessen Nerven durch Ueberanstrengung gereizt waren, der Wahn angefallen hoben. Hans Levy-Diehm galt als außerordentlich begabter Künstler. Schweizer von Geburt, machte«r seine Lehrzeit bei Hugo Röhr in München durch. 1927 zog ihn Bruno Walter zur Städtischen Oper nach Berlin . Hier zeigte er sein starkes Können, und allgemein sagte man ihm ein« große Zukunft voraus.
Oer Raubmord an dem Kaffenboien. Ein Verdächtige? erneut verhaftet. In den Mittagsstunden des 23. Februar 1927 wurde, wie damals ausführlich berichtet, am Ruinen berg bei Potsdam ein schweres Verbrechen verübt. Das Opfer war der 17 H Jahre alte Kassenbote der städtischen Gasanstalt, Bernhard Hammer- m e i st e r. Der junge Mann, der seit«inigen Wochen bei dem Gas- merk beschäftigt war, hatte den Auftrag erhalten, von der Happtkasse Am Wen Markt 4000 Mark Lohngelder abzuheben. Er wurde in den Anlagen an der Ehousie« Potsdam— Bornstedt ermordet mit) beraubt aufgefunden. Viele Zeugen wurden vernommen, uni die Bluttat aufzuklären und mehrere von ihnen behaupteten, daß«in gewisser Erich K u tz b a ch kurz vor der Auffindung des Ermordeten mit diesem noch zusammen gewesen sei. Der Verdacht der Täterschaft lenkte sich auf Butzbach , um so mehr, als er sich in der Folgezeit durch größere Geld ausgaben hervortat. Er wurde festgenommen, erklärt« aber, daß das Geld aus Rennwetten stamme und bestritt heftig das ihm zur Last gelegte Verbrechen. Da ihm die Tat nicht nachzuweisen war. so mußte Kutzbach wieder aus freien Fuß gesetzt werden. An
Tvowah einee KevoluUon. Von Gevltari Mecrma-fttt Mosfae
Trosegk reckte sich auf: er war untersetzt, eigentlich unedel von Statur, dennoch wirkte er jetzt groß.„Ich sage Ihnen: das Heil kommt von uns Landjunkern, die Pflüge zu führen und Pferde einzureiten verstehen. Wir werden die Zeit schon reparieren. Aber diese Schwachfinnigen, diese mann- lichen Tratschweiber, diese Kinder: zum Kotzen! Schön: Ich stehe nicht für verwaschene Ideen. Ich stehe für mich. Das heißt: für Menschen, die noch Blut und Knochen haben, die mähen und hauen und hassen können. Das ist das System, für das ich stehe. Das System der Kraft. Und denken Sie daran, daß ich im Kampf dafür über alles weggehe: über alle und jeden, rücksichtslos, über jeden!" Kügelgens Malerauge verliebte sich in das Bild dieses mittelalterlichen Menschen. Er hörte kaum auf seine Worte, er begriff ihn vom Auge aus. Er stellte in Gedanken die knochige, herbe, leidenschaftsjähe Herzogin neben ihn— und verstand noch mehr, verstand alles. „Verzeihen Sie den Ausdruck," sagte Trosegk ruhiger. „Also der langen Rede kurzer Sinn: Seine Durchlaucht kann froh fem. daß ich ihm die Verantwortung abnehme, die er nicht tragen kann. Uebersetzen Sie ihm meine Worte ins Hofdeutsch und veranlassen Sie ihn, zu gehen." Kügelgen zuckte die Achseln.„Ihre Gründen würden Seine Durchlaucht nicht überzeugen. Herr Baron . Seine Durchlaucht oerstehen mchr von Ideen als von Ackern." Trosegk schlug plötzlich mit der Faust auf den Tisch. .„Herrgott noch mal. seien wir doch ehrlich! Seine Durch- laucht verstehen überhaupt nichts! Seine Durchlaucht sind ein Schwachko�if! Das ist ja nichts Neues, das weiß jedes Ktlld und Sie auch. Ich habe keine Lust, mich von einem Schwachkopf daran hindern zu lassen, ihm sein Herzogtum zu retten!" Trosegk setzte sich, wiederum sofort ruhig.„Sie sind Seiner Durchlaucht dirett unterstellt. Ich kann Ihnen also
der Fundstell« am Ruinenberg , der damals Spuren eines heftigen Kampfes aufwies, wurde jetzt nochmals ein L o kxa.l t e r m i n ab- gehalten. Im Anschluß hieran wurde Kutzbach erneut in Gewahrsam genommen. Kutzbach, der kurze Zeit nach dem Morde auf großem Fuße lebte, gab an, daß er bei Rennwetten größere Gewinne erzielt habe. Jetzt ist nun festgestellt worden, daß er zwar ab und zu kleinere Gewinn« aus füdfranzöstschen Rennen heimgebracht hat. daß aber diese Veranstaltungen erst stattgesunden hatten, nachdem er den großen Aufwand trieb. Di« Quelle mußte somit anderswo zu suchen sein. Außerdem waren seine Einsätze nicht groß genug, um Ausgaben wie die seinen zu rechtfertigen. Als bei der gestrigen Vernehmung Kutzbach diese Einzelheiten vorgehalten wurden, geriet er sichtlich in Derlegenhell und wußte nichts zu erwidern. Zurzell des Mordes war der Verhaftete ohne Erwerb.
nichts befehlen. Aber Sie sind dem Herzog mehr als Kammerherr. Sie sind auch sein F�und, nicht wahr? Nun gut, so sage ich Ihnen, daß Sie ein schlechter Freund sind, Herr von Kügelgen!" „Ich begreife nicht.. „Sie werden gleich begreifen, wenn ich Ihnen sage: ob der Herzojj hierbleibt oder nicht— ich lasse schießen! Ich lasse gerade schießen, wenn er hierbleibt!" „Das Militär untersteht nur den direkten Befehlen des Herzogs."» Trosegk lächelle.„Das Anhalt-Ternburgische— gewiß. Diese fünfzig Pappsoldaten kommen sowieso nicht in Frage." Er wies auf einen Brief, der mit den Insignien des preußi- schen Königs geschmückt war und hob ihn hoch.„Aber das preußische!" „Kommt preußisches Militär...?!" Kügelgen schwindelte es, ihm graute fast vor der Zielsicherheit des Mannes da vor ihm. „Jawohl, es kommt preußisches Militär! Nun über- legen Sie bitte, Herr von Kügelgen, welche Auswirkungen die zu erwartenden Vorgänge auf den Gesundheitszustand Seiner Durchlaucht— Ihres Freundes, haben werden, haben müssen. Es wäre das Ende, nicht wahr?" KügelAen fiel auf einen Stuhl, wischte sich den Schweiß von der Stirne, starrte.„Es wäre das Ende," wiederholte er leise und weh. Trosegks Stimme war fast warm.„Sehen Sie, Herr von Kügelgen, Sie müssen sich entscheiden. Entweder Sie sind der Freund des Herzogs, oder Sie schwärmen für das Volk. Ueberhaupt: entweder Freundschaft oder Humanität. Das schließt sich immer aus. Das mag traurig sein, aber es ist so. Entweder opfert man viele für einen, das ist Freundschaft. Oder man opfert den einzelnen für viele, das ist Humanität." Er trat nahe an Kügelgen heran.„Freund- schast ist Mannessache. Sie gehört in unsere Zell , in unsere Sphäre, in die Well, die wir vertreten. Diese weibische Zell hat keinen Platz dafür. Sie sind Aristokrat, Herr von Kügel- gen. Sie gehören in unsere Zeit. Handeln Sie danach." Kügelgen starrte noch immer vor sich hin. Er dachte an Schüsse— wie sie die Stille des Tales, das Alexander Carl so liebte, zertrümmern würden. Vlut würde den Waldboden flecken— es war März, es gab noch kein Laub, das den erschreckt aufgerissenen Augen da oben die roten Lachen würde verbergen können. Es würde das Ende sein... Er erhob sich.„Würde Ihre Durchlaucht die Herzogin bereits heute mitreisen?"
Neun Monate Gefänguis für de» Faustschläger. Der Arbeiter.H., dessen Faustschlag den Bahnschoffner D aus Anlaß der geraubten" Krawäikenklamwer so unglücklich zu Boden streckte, daß er an den Folgen des Falles starb, wurde botst Landgericht III wegen Körperverletzung zu 9 Monaten Ge- f ä n g n i s verurteilt. Nach Verbüßung von dre'i Monaten fall ihm auf den Rest eine Bewährungsfrist zugebilligt werden. Ski-Schausprmgen des Reichsbanners. Heute nachmittag 3 Uhr veranstaltet die Reichsbanner« Wintersportobteilung an der Sprungschanze Onkel Toms Hütte(Grunewald )«in Schauspringen mit Platzkonzert. Es springen u. a. der frühere norddeutsche Skimeister Waller Wagner-Braunlage und der elfjährige Karlheinz Wagncr-Braunlage sowie Pospieschil-Berlin . Alle Republikaner sind eingeladen.
„Ihre Durchlaucht wird noch verschiedenes anzuordnen haben. Es wird ein längerer Aufenthalt Im Preußischen nötig sein. Sie käme morgen nach." Kügelgen stand auf, ein weniges erleichtert. Es war besser so— ohne Friederike.„Ich will es versuchen." Trosegk geleitete den Kammerherrn durchs nächste Zimmer.„Ich danke Ihnen, Herr von Kügelgen." Er rief den Schreiber zu sich herein. Sein noch vor Erregung blasses Gesicht zeigte ein überlegenes, befriedigtes Lächeln. Er setzte sich an den Schreibtisch, überflog den mit den preußi- schen Insignien geschmückten Bogen und instruierte in läsii- gem Ton den sich langsam vorbereitenden Schreiber. „Die preußische Negierung teilt mir mit, daß sie un- serem Ersuchen um militärischen Schutz gern entspreche— allerdings nur für den Fall, daß die Person des Herzogs selbst durch die Anführer in Gefahr gerät. Dieser Fall ist bereits eingetreten. Seine Durchlaucht muß leider noch im Laufe des heutigen Tages Bernburg verlosten, um sich vor den Anarchisten in Sicherheit zu bringen, und wird sich in Quedlinburg unter preußischen Schutz begeben. Damit stehen die in Halberstadt einquartierten Kürassiere unter dem Be- fehl de» Rittmeisters Trützschler von Falkenstein im Bedarfs- fall zur Verfügung des Ministeriums. Schreiben Sie also..." Er diktierte. Briefe nach Berlin . Quedlinburg , Halber- stadt. Eine Stunde verging. Ab und on stand er auf. trat ans Fenster, sah in den Schloßhof. „Weiter. Zunächst einen Brief an den Landtagsabge- ordneten Advokat Oehlke. Streng geheim. Sie werden ver- anlassen, daß dem Herrn Oehlke das Schreiben nach vor der Landtagssitzung, die in zwei Stunden beginnt, vollkommen unauffällig übermlltell wird." Wieder sah er in den Hof. Er atmete auf: drunten wurde ein Reisewagen angeschirrt. Hastig diktierte er den Brief an Oehlke zu End«, ent* nahm einem Geheimfach eine unterschriflssernge Vollmacht und stand nach elligem Weg im Gemach des Herzogs. Mit Kügelgen und Alexander Carl war auch Friederike im Zimmer— sie war gekommen, um sich zu verabschieden. Der Herzog lächelte müde.„Also Sie sind mich los, Trosegk!" Troseak verneigte sich.„Wenn es nicht im Interesse Eurer Höhest läge..." Alexander Carl winkte ab.„Weiß schon. Ihretwegen wäre ich aber nicht gefahren," sagte er kindisch trotzend. Er wies auf seine Stirn:„Nur deswegen reisen wir. nicht wahr, Kügelgen?"___(Fortsetzung folgt)