Er. 123* 46. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Oonnersiag. 14. März 1929
Der Pensionär und Siedler, durch die behördlichen Maßnahmen zermürbt, machte vor 14 Tagen aus Verzweiflung seinem Leben ein Ende. Was wird nun aus der Familie, da die Witwe drei Monate nach dem Ableben ihres Mannes eine Gnadenpension von monatlich 4l1 Mark erhält?
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SSerlin an der JtareL Heute noch ein Schlagwort, das in naher Zukunft Wirklichkeit werden sollte. Wer kennt nicht aus eigenem Erleben oder Reiseberichten die Schönheiten einer Fahrt längs des Mittelländischen Meeres an der Rlviera, am Rande des Kanalwassers in Belgien , hoch über dem Kattcgatt in Dänemark oder auch am Ufer unserer großen Ströme, begleitet von Felsklippcn und Burgenrcsten! So etwas, im schlicht- bürgerlichen Ausmaße natürlich(gegenüber den genannten Wun- dem)— kann unsere Havel werden, wenn... Wenn zur rechten Zeit, d. h. jetzt, eingegriffen wird, um soviel für die Allgemeinheit zu reservieren, daß an den Ufern der Havel breite Alleen und Parkanlagen für den Teil der Bevölkerung zur Verfügung stehen, der dort draußen nicht wohnen kann. Und fügen wir hinzu, für den Fremden, der heute in flüchtigem Besuch die Schönheit dessSLannsees genießt und nur selten den Reiz des ganzen Wasserbeckens von Spandau bis Potsdam ahnt. Wer sich eine. Ahnung von der zukünftigen Gestaltung verschaffen will, fahre für insgesamt 40 Pfennig mit der 75 nach Spandau und zurück: der Blick auf Havel und Stösiensee ist ein Motiv, das die Stadt Berlin malen lassen sollte.— Aber bald sollte das Notwendige geschehen. Vor 40 Jahren wurde die Kolonie Grunewald geschaffen: Draht- zäune weisen heute dem Wanderer den Weg in die— Kneipe. Feuermelder„aufter föefrieb" I Zur Sicherung der Gegend am Schlesischen Bahnhof wurde Ende vorigen Jahres vor dem Hause Koppenstr. 95, dicht an der Unterführung der Eisendahn ein neuer öffentlicher Feuer- melder aufgestellt, der abends und nachts nach allen Seiten weit- hin sichtbar sein sollte. Der bisherige kleine, nicht beleuchtdar« Feuermelder steht gegenüber Ecke Madai- und Koppenstraße, ebenfalls an der Bahnhofseite, an einer Stelle, wo er schwer aufsindbar ist. Man tonnte daher die Aufstellung des neuen begrüßen. Aber, was nutzt ein Feuermelder, wenn er nicht betriebsfähig!si. Seit seiner Aufstellung prangt unter der Scheibe, die beim Melden zertrümmert werden muß, ein Zettel mit dem Aufdruck:„Außer Betrieb! Feuermeldung in der nächsten Feuerwache oder durch Fernsprecher!" Wenn wenigstens auf den kleineren Zkachbarmelder hingewiesen würde. So aber erweckt die Inschrift selbst bei Leuten, denen seine Existenz bekannt ist, den Glauben, er wäre auch„außer Betrieb". Wenn man an die vielen Wohnungen in der so dicht bevölkerten Gegend denkt, die besonders in der Koppechtrahe mit Fabrikgebäuden und Werkstätten in engster Verbindung stehen, wird man begreifen, welche großen Gefahren hier der Ausbruch eines Brandes für Menschenleben mit sich bringt und wieviel von jeder Minute abhängt, die die Feuerwehr früher bei der Brandstätte eintrifft. Also, man setze den weithin sichtbaren Feuermelder«nd- lich„in" Betrieb. Die beinahe drei Monate zur Disposition sind wirtlich schon etwas reichlich. A. H. Oirlegsbeschädigle und Straßenbahn, Wir Spandauer . insbesondere diejenigen, die die Linie 54 (Hakenfelds) in Anspruch nehmen müssen, sind die Stiefkinder des Verkehrs. Die Züge, die zwischen 6 bis 7 Uhr morgens von Haken- seid« abfahren, sind meistens schon an der Endhaltestelle besetzt, da sie nur alle 15 Mimiten und nur mit einem Beiwagen verkehren. Durch in den letzten zwei Jahren entstandene Neubauten der Char- (ottenburger Baugenossenschaft sind in diesem Stadtteil mindesten» 1000 bis 1500 neue Mieter zugezogen, die fast sämtlich ihr« Arbeitsstellen in Eharlottenburg bzw. Berlin haben und nur auf die ein« Fahrgelegenheit angewiesen sind. Es ist schon für die gesunden Fahrgäste eine Qual, in dem vollgepfropften Wagen die mehr al» eine Stunde Fahrt mitzumachen: um so schlimmer geht es uns, Kriegsbeschädigten(Beinamputierte und Versteifte), die!
lange Fahrt zu stehen. Ich fühle mich daher veranlaßt, da ich selbst Schwerkriegsbeschädigter, gleichzeitig Lorsitzender des Reichs- bundes der Kriegsbeschädigten, Ortsgruppe Spandau , bin, im Namen aller Kriegsbeschädigten aus diesem Wege die Berliner Berkehrsgesellschast einerseits und das fahrende Publikum andererseits auf die Mißstände aufmerksam zu machen. Junge Leute sitzen oder halten die Plätze für bekannte junge und jüngste Damen reserviert. Wenn uns Kriegsbeschädigten einmal ein Platz angeboten wird, geschieht das durch einen älteren Fahrgast. Es gibt aber auch noch Fahrgäste, die über ei» steifes oder künst- liches Bein st o l p e r n, noch obendrein gegen den Beschädigten aus- fallend werden, indem sie die Bemerkung fallen lassen:.Liehen Sie bitte ihre Beine ein!" Der Berkehrsgesellschast A.-G. möchte ich zurufen:„Sorgt für bessere Verkehrsmöglichkeit für den Bezirk Hakenfelde !", und den Fahrgästen:„Nehmt mehr Rücksicht auf Kriegsbeschädigte!"— Vielleicht bekräftigt die Verkehrs- A.-G. ihre in den Wagen bekanntgemachte Anordnung wegen der Freigabe von Plätzen an Schwerkriegsbeschädigte! Siedlerelend Im Jahre 1907 kauft««in Straß«nbahnbeamt«r aus seinen Ec- sparnissen an der äußersten Peripherie Groß-Berlins eine Parzelle von etwa% Morgen, auf der 1919 mit einer Beihilfe von 5000 Papiermark und Abgabe der Berliner Altwohnung eine kleine maljive Wohnlaube für die vierräpfige Familie errichtet wurde. Der Besitzer war durch Schlaganfall kränklich und bezog zuletzt eine Pension von 119 Mark monatlich: sein LOjähriger Sohn und seine 17jährige Tochter sind arbeits- l o s und erhalten keine Unterstützung. wei> die Eltern als Besitzer dieses Grundstückes sick in„guten" Derhaitnisien befinden. Im Vor- jähre verlangte die Baupolizei(Bezirksamt Lichtenberg ) die Anmeldung der Wohnlaube als Kleinhaus,„well dieselbe in der Höhe 5 Zentimeter höher ausgefallen sei", und li«ß sofort folgende Hypotheken«intragen: Grundbuch Mahlsdorf. Bd. 130, Blatt 3866. 8 066,— Mk. als Sicherheits-Hypothek f. später« Anliegertosten, 2 772,—, als weitere Abzablungs-Hypothek für weitere Anliegerbeiträge. falls nicht einer Pflasterkass« angehörig mit Raten von 30 Gin. vierteljährlich mit 3°n Zinsen. 736,—, als Abzahlungs-Hypothek für Beleuchtungskosten. Beginn der Abzahlung vom 1. 6. 28. ab mit 30.— Gm. monatlich. Jus 11594,— Mk. Da bis heute in der Straußstraße weit und breit kein Pflasterstein, kein« Straßenregulierung und keine Bs- leuchtung zu sehen sind und auch in Zukunft noch nicht daran zu denken ist, ist die vorbezeichnete Sonderabgabe unbe- recht igt und deren Erhebung durch die Stadt ungesetzlich. Der Siedler mußt« nun monatlich folgend« Zahlung leisten: 30,— Mk. Beleuchtungskosten(Raten) 5,-. Pflasterkass« 3,90„ Grundoermögenssteuer und Zuschlag 2,—, Wassergeld _ 0,60„ Schornsteinfegergebühr
Zus 41,50 Mk.
Diese Summe muß von seinein Ruhegehalt, das ll9 Mark be- trägt, gezahlt werden. Von dem verbleibenden Rest solle» vier Er- wachsene ihren Lebensunterhalt und ihr« Kleidung bestreiten. Jetzt ist vom F i n a nza m t O st der Einbdtswert des Grundstücke« sogar aus 7000 Mark erhöht worden. Aber die Wahnlaube ist 5 Zentimeter zu hoch gebaut und daher ist sie eben ein Kleinhaus geworden.
Wohin mit Alt-Berlin? Abbruch der Kolonnaden in der Leipziger Straße . Der Magistrat stimmte dem Bertrag init dem Preußischen Staat zu, in dem der Abbruch der Spittelkolonnaden i» der Leipziger Straße vorgesehen ist. Das Gelände, auf dem di« Kolonnaden stehen, ist Eigentum der Stadt. Die Stadt hat aber kein Recht, den Abbruch zu verlangen. Der Fiskus ist jedoch im Interesse der Neufestsetzung der Fluchttinie zwischen Spittel- markt und Dönhofsplatz mit der Niederlegung der Kolonnaden ein- »erstanden. Die Ausfuhrung der Arbeiten übernimmt der Staat, die Kosten trägt die Stadt. Die Südlolonnade wird so- fort niedergelegt, für die N o r d t o l o n n a d e ist ein Zeitraum von höchsten drei Jahren vorgesehen. Den Platz für den Wiederaufbau bestimmt der Staat. Di« Stadt ist nicht ver- pflichtet, einen ftädtijchen Platz zur Beifügung zu stellen. Wird der Aufbau durch den Staat nicht binnen drei Jahren nach Ab- schlug des Vertrages in die Wege geleitet, so ist die Stadt berechtigt, den Wiederausbau im Einvernehmen mit dem Staat vorzunehmen. Macht sie von diesem Recht keinen Gebrauch, so zahlt sie 150 000 Mark am 1. Juli 1932 zur Absindung für alle aus dem Abbruch der Kolonnoden dem Fiskus entstehenden Ansprüche. Bis jetzt besteht noch kein Plan darüber, wo dieses architektonisch so interessante Stück Alt-Verlin wieder aufgestellt werden könnte,
Oer Racheakt eines Giebzehnjahrigsn. Saarbrückener Eaudmörder in Berlin festgenommen. Ein« furchtbare Bluttat wurde am 6. d. M. im Hause Vor-- siadt 61 in Alt-Saarbrücken entdeckt. In der Bäckerei von Wilhelm B e ch st ä d t kam gegen 6 Uhr morgens ein Feuer aus. Als die Feuerwehr in die im Hinterhause gelegene Backstube ein- drang, um den Brand zu löschen, fand man den 54 Jahre alten Meister in der Mehlkammer ermordet auf. In einem Nebenraum, in dem der Meister zusammen mit seinem Lehrling schlief, war der Kasienschrank mit Gewalt aufgebrochen und um 3000 Franken und 30 M. deutsches Geld beraubt. Der 17 Jahre alte Lehrling Kurt S e i n f o t h, der aus Göttelborn stammt, war verschwunden. Gegen ihn richtete sich der Verdacht der Täterschaft. Am Mittwochmittag tauchte auf dem Lehrter Bahnhof in Berlin ein junger Mann auf, der sich anscheinend zwecklos dort umher- trieb. Später verloren die Beamten ihn aus den Augen. Schupo» beamte suchten nach ihm und entdeckten ihn in einem Leerzug, der aus einem toten Gleis stand. Cr hatte sich in einem Zlbteil zum Schlafen hingelegt. Auf der Bahnhofswache verweigerte er jede Angabe und Herkunft. Da man in ihm aber nach de? Beschreibung den siebzehnjährigen Seinsoth aus'Saar* brücken erkannt hatte, wurde er dem Polizeipräsidium ein« geliefert. Bor Kriminalrat Gennat gab er die Tat int" allen Einzelheiten zu. Cr war seit mehr als zwei Jahren bei dem Meister in Stellung. In der letzten Zeit hatte Bechftädt ihm wiederholt Vorhaltungen gemacht, weil er mit seiner Arbeit nicht zufrieden war. Am Tage vor dem Morde habe der Meister ihn sogar verprügelt. Dafür wollte er sich rächen. Ani nächsten Morgen um 5 Uhr wurde Pit der Arbeit angefangen. Als der Meister die Backstube einen Augenblick verließ, um Kaifee zu holen, legte sich Seinsoth ein Beil zurecht, knipste das Licht aus und versteckte sich hinter der Tür. Als der Meister zurückkehrte. schlug er ihn nieder und schnitt ihm die Kehle durch. Cr raubte dann das Geld, machte sich zum Weggehen fertig und steckte, ehe er das Haus verließ, alles in Brand. Ucber Trier, Frankfurt
RotnAtt eitler Kecolulion. Don Gccltaci MerctttAttn Woslat „Nee, nee," sagte Calm schwer,„wenn mer kennen je- lernt hat de Leite, wirds noch schlimmer." „Nun. nun," befchwichtigte der Herzog,„es yibt vielleicht zwei Arten, einander zu kennen." Er setzte sich im Bett auf- recht und wies zum Fenster hinaus.„Da, sehen Sie mal, EÄm!" Der Sommertag neigte sich, die Sonne warf das blaue Himmelskleid ab und sank, schlicht, in roter Nacktheit. Eine goldene Brücke führte von ihr über den grünen Fluß bis gerade unter das Fenster, mattschimmernde Wellen gingen sie langsam entlang. Unter den Bäumen an den Ufern wartete schon das merkwürdige Blau des Abends, den Turm des Plötzkauer Schlosses klomm es empor, und den fernen Brocken band es mit dem Himmel zusammen. Der Tag hatte seine rauschenden Flügel schon gefaltet, ieder Boaelton war ein einzelner, hallender Ruf, die Stille schwebte kühl durchs Fenster. „Schön, nicht wahr�" fragte Alexander Carl . „O ja— noch ville scheener als wie von de Terasie.. _ jawohl." Der Herzog grübelte.„Wunderschön. wenn? da so liegt, ein Blick und weiter nichts, so, als wenns einem gar nicht gehört. Aber wenns einem gehört, da» ganze oder nur ein Stück davon, dann hat� es plötzlich so«in Gewicht, und man kanns nicht tragen..." Calm schüttelte den Kopf.„Es muß doch scheen sind, wenn eencn das allens jeheeren tut!" „Ach, Calm. Calm!" Alexander Carl lächelte tief in sich hinein.„Für einen andern vielleicht, aber nicht für Leute wie uns. Sehen Sie, wir haben beide dasselbe Unglück ge° hobt. Mir hat man's zu tragen gegeben, und Sie haben es durchaus tragen wollen. Wir hoben uns beide übernommen dabei. Was' wir tun sollten oder tun wollten, war zu groß für uns. Wir brechen darunter zusammen, wir kriegen Stirnzacken oder Kopfschmerzen, wir werden verrückt, sagen
die Leute. Nicht doch, Kügelgen, Sie brauchen nicht zu be- schwichtigen! Man hält uns doch nun beide für verrückt, und es ist noch nicht einmal heraus, ob man uns nur dafür hält — nicht wahr. Calm?" „Jo— jo." sagte Calm rasch, Erregung würgte ihn, „jo, jo. Harr Harzogi" Zum ersten Male sagte er„Harr Harzog." „Sehen Sie. Kügelgen? Sie haben doch überhaupt das besiere Teil erwählt. Sie malen das einfach, sie machen ein Bild davon, Sie machen'? zu dem, was es ia auch ist. Und wir haben fa auch ein Bild gemeint. Calm und ich. eigentlich. Aber mir hat's gehört, und er wollte«s haben, um'» besser zu machen. Nein, nein, gar nichts haben, die ganze Welt nur ehrfürchtig betrachten wie ein Bild, das im Zimmer des Himmels hängt-- gar nichts darf einem gehören, das ist das Einzige." O „So ähnlich sagt's Ehristus," sagte der fromme Kügelgen leise. „Jawohl, und er wird schon recht haben." „Awwer," wandte Ealm ein,„es is doch nich bloß an Bild. Es loofen doch oo Menschen rum dadrin, die wollen? doch besser bon." Seine Stimme brach beinahe.„Das muß doch jehn, 5)arr Harzog, een Ma muß es doch jehn!" „Aber doch nicht durch uns. Calm!" Er sann eine Meile. „Eines kann man vielleicht: die andern, die alles für sich haben wollen, nur für sich, und alles böser machen dadurch, unschädlich zu machen. Er lächelte listig.„Einen von denen mache ich heute noch unschädlich." Sie schwiegen der merkwürdigen Aeußerung nach, bis die Sonne gelunken war. Das Land lag als blaues Gewebe unter der roten Amvel. „Sehen Sie," flüsterte Alexander Carl ,„wenn man den Leuten da unten, die uns hassen, doch einfach sagen könnte. daß man zu schlapp ist! Daß man kein Held ist, kein Fürst, wie sie ibn sich denken, kein böser Mensch, sondern einfach jemand, dem zuviel zugemutet wird! Warum geht, das eigentlich nicht? Warum darf das nicht sein? Warum muß man immer lügen? Wenn man hingeht und den Leuten das jagt, dann können sie uns doch nicht hassen?" ..Ach, Harr Harzog. denn lachen je eenen äwen aus!" Kügelgen trat ängstlich hinzu Aber Calm hatte es nicht laut, hatte es traurig gesagt, sein: Augen waren feucht. „Sie können uns gar nicht so auslachen, wie wir uns einmal selber auslachen— wenn wir uns nur erst richtig sehen... und vor allen Dingen können sie nicht so herzlich
über uns lachen und so froh, wie wir es dann können." Es wurde empfindlich kühl. Kügelgen wollte das Fenster schließen. „Lassen Sie's auf? Kügelgen! Es kommt nicht mehr darauf an.— Sehen Sie, Ealm, wie schön es ist! Und denken Sie daran, wie wir's geliebt haben, beide, vielleicht die Menschen und ich die Bäume und das Wasser, es ist ja gleich, und wie es uns erdrückt hat." Er legte sich matt in die Kiffen zurück. Sein Gesicsit war plötzlich rot, er begann zu fiebern. Kügelgen legte besorgt die Hand auf seine Stirn. gab Calm einen Wink, zu gehen. „Adieu, Herr Calm! Sie hassen mich also nicht mehr?" „Nee. nee. Ha'rr 5)arzoq— janz jewih niche... Un jloowen Sc miche: wenn Sie dän Eenen nich mehr können unschädlich machen, denn versprech ich Sie, denn mache ichsk So lange läwe iche!" „Nicht wieder übelnehmen, Ealm!" drohte Alexander Earl sehr matt. Aber Calm schüttelte den wirrhaarigen Kopf und ging. „Grüßen Sie Ihre Enkelin von mir!" rief er ihm leise nach. Slls Ealm in den Schloßhof trat, fuhr gerade der Wagen des Brofeffors Niemann wieder ein. Der Professor kam zu spät. In dieser Sommernacht des Jahres IKüZ starb Alexander Carl , der letzte Herzog von Anhalt-Bsrnburg. in Kügelgens Armen eines friedlichen Todes. Er hatte fein Berjprechen wahrgemocht, so gut er konnte. Anhalt-Bcrnburg, das ver- tragsgemäß an Anhalt-Deffan fallen und aufhören muhte, ein.Herzogtum zu fein, brauchte keinen Minister mehr. 17. Das Märchen vom kurzsichtigen Engel. Beim Hofböttchermeister Kniephacke wurde das Haus- tor geöffnet. Die Klingel an der oberen Leiste kreischte aus- dauernd, als zetere die Tür mit schriller Altweib erstimme über die Störung ihrer Sonntagsruhe. Frau Luise Kniephacke kam aus der Küche. Sie riegelte den engen, dunklen Korridor mit der langsam ins Ungeheure wachsenden Fülle ihres Leibes vollkommen ab. Wortlos er- staunt sah sie den Ankömmling an. Die Dreizehnjährige, deren derbes, jedoch gar nicht dickes FigÜrchcn sich angesichts der Masse da vor ibr umsonst zu vergrößern trachtete, hielt es für notwendig, sich vorzustellen.„Ich bin nämlich die Tochter von Herrn Dsllendahl." (Fortsetzung folgt.)