OrrWwtl SttAJauigaA da l�«xrW4 Kritik am Filmpublikum Von Lotar Holland
fädlape Freitag, 12. April 1929
Ende des Dramas? Von Fe Ix Scherret Roman und Film sind die Zeichen, unter denen die Gegenwart steht. Sogar die Deu schen haben ihre Problematik vergessen und schreiben jetzt gut stilisierte Gesellschaftsromane, ohne flach oder langweilig zu werden. Daneben, oder besser in der Hauptsach«, ver- fassen sie Werke, die sich mit sozialen oder echischen Fragen aus- einandersetzen. Wo ist aber dos Drama, das den Ausdruck der Zeit bedeutest? Dramatiker klagen darüber, daß ihnen Bühne und Verlag ver- schlössen bleiben, Theaterdirek oren jammern über das Fehlen guter Dramen, die.die Häuser füllen. Ein Widerspruch, der kaum zu über- brücken ist. Warum aber dieser Widerspruch? Liegt er im Publikum, in dem Drama selbst, oder haben die Autoren schuld? Die erste Boraussetzung für das Schaffen jedes Dramatikers muh die Erkenntnis sein, daß sich das moderne Publikum, verglichen mit dem der Vorkriegszeit, grundlegend gewandelt hat. Gleichgültig. ob sich bei den Expressionisten, die Menschen überschrieen oder ob sie bei Maeterlinck oder Hossmann-thal säuselten, immer wurde eine Jndividuali ät, die irgendeine Besonderheft pflegte, in den Mittel- punkt des Interesses gestellt. Sie repräsentierte aber keinen Typ mehr. Die Gegenwart hat jedoch keine Zeit für das liebevolle Ab- tasten sonderbarer Seelenlabyrinthe. Sie will sich selbst auf der Bühne sehen, sie will auch dort eine sachliche Darstellung erleben. Der Sportenthusiasmus, mag man ihn ablehnen oder onbe'en, hat auf die Lfteratur revolutionierend gewirkt, denn das Publikum bleibt ein entscheidender Faktor für jede literarische Protektion. Man wandert durch die Wälder, jagt einem Fußball nach oder paddelt auf Flüssen und Seen, außerdem befindet man sich beruf- sicherweise in durchaus sachlich funktionierenden und exakt arbeiten- den Betrieben. Man wird von dem Versenken in tiefe Gefühle oder merkwürdige Gedankengänge durch die kühle Objektivität des Lebens abgelenkt. Was soll man heute mit einer Ehekomödie im alten StU anfangen, da man nicht mehr in der Welt eines Geiyerstam oder Schnitzler lebt, da wichtigere wirtschaftliche oder polftische Fragen das rein Persönlich« in den Hintergrund gerückt haben? Gerade die Bühne mit chrer unmittelbaren Wirkung muß das gegenwärtige Leben gestalten, muß, wenn sie historisch« Stoffe behandelt, auch diese unter dem Gesichtspunkt der modernen Weltanschauung sehen. Schuld der Theaterkritik sowohl in Berlin wie in der Provinz, daß sie hauptsächlich nur auf das artistische Moment hinweist und nicht das Zeitgemäße betont. Wir befinden uns nicht mehr im Zeitalter Oskar Wildes, des Aefthetizismus und der Parole: die Kunst um der Kunst willen. Ende des Dramas? Ja, ein Ende für die nur geistreichen Dialoge/ ein Ende für die rein individuellen Problem«, aber noch nicht für das Dramal Das Theater erfreut sich kaum noch der Beliebtheit früherer Tage, aber Lampels„Revolte im Cr» ziehungsheim* oder Ferdinand Bruckners„Der- brechet, um nur Beispiele zu nennen, zeigen, daß auch das moderne Publikum die Liebe züm Theater und Drama noch nicht vettbren hat.' Weil die meiste« gespielten Dramen Abseitiges und rein Individuelles behandeln, erregen sie kein weiteres Jnteresie. Sie bleiben Angelegenheiten für bestimmte Cliquen und Snobs. Bei Lampel und Bruckner werden tatsächlich soziale Problem« unter Scheinwerferbeleuchtung gesetzt. Das war auch der Fall bei Beäu- marchais, bei Schiller , Ibsen oder Gerhart Hauptmann . Aber das Individuelle spielte trotzdem die Hauptrolle. Die Profile der ein- zelnen Menschen waren zu charakteristisch herausgearbeitet. Man vergaß darüber die Masie, deren Chorführer diese exponierten Per- sonen eigentlich waren. Das Thema hieß: Gegensatz zwischen Individualität und Mafle Mensch, Das Drama in seiner stärksten künstlerischen Ausprägung, b« den Griechen, bei Shakespeare , Schiller und Kleist ist d«r Ausdruck für den unerschütterlichen Glauben an die Macht der großen Persön- lichkeit, sei sie moralisch gut oder böse. Schmerz darüber, daß der Held an der Durchschnittlichkeit der anderen scheitert, auch wenn er, wie Shakespeares„Richard� ein Bösewicht in Reinkultur war. Wer gestaltete aber den Mann der Masten? Jenen Namenlosen aus der Reihe der Vielen, wer dichtet das Typisch« dieses Schicksals? Wie gesagt, Ansätze sind heute schon vorhanden und die Autoren, die erschütternde Stücke schreiben können, haben auch einen Glauben: Sie beschränken sich nicht auf die Rolle eines kühl rechnenden Artisten, sie sind bis ins tiefste mit ihrem Stoff verbunden, sie glauben an das, was sie schreiben. Bielleicht liegt darin das Geheimnis ihres Erfolges. Die Menschen bei Bruckner und Lampel sind nichts weiter als Teile der Masse Mensch, Geschöpfe, die in keiner Beziehung da» Durchschnittsnioeau überragen oder überragen wollen, Eintagsfliegen, die morgen vergesten sind, die aber den anderen Eintagsfliegen gleichen, die im Parkett oder auf der Galerie fitzen. Sie werden nicht glossiert, sie haben ihre Existenzberechtigung genau so wie der strahlende Lohengrin. der ja nur in der Dichtung romantischer Geister existiert. Und bei B r u ck n e r bahnt sich auch eine neue dramatisch« Form an. nämlich die des Nebeneinander. Mit den Verbrechern laufen fünf Handlungen parallel, die sich wenig oder gar nicht ver- knoten. Aber durch die Form des Nebeneinander? wird die Well des Dramas erweitert, wird eine Ahnung dem Zuschauer vermittelt von der Größe des Lebens. Bruckner kann nur durch diese Form seine These beweisen, daß in jedem Menschen nicht nur ein Narr. sondern auch ein Verbrecher steckt. Diese Idee bildet den General- nenner, auf den selbst die entgegengesetzten Szenen ausgehen. Der moderne Mensch ist nicht mehr an einen Ort gebunden, er ist gewohnt, seinen Aufenthall ständig zu wechseln. Deshalb ent- wickelt sich das Drama zur Revue, allerdings zu einer Revue, bei der die einzelnen Bilder miteinander gedanklich und künstlerisch ver- bunden sind. Bereits bei Shakespeare in seinen großen Historien. stücken, etwa den Heinrich- oder Richard-Tragödien, findet man etwas Aehnliches. wenn auch hier die Well eng erscheint gegenüber der des modernen Dramas. Film und Roman zeigen den Menschen in seinen Beziehungen zur Umwelt. Do» Drama kann dagegen nur ein zwischenmenschliches Geschehen darstellen: die Handlung verläuft zwischen Mensch und Mensch. Milieu kann nur angedeutet werden. Ausgeschallet ist der Kampf de» Menschen mll den Dingen, die seine Geschöpfe sind. Ein Thema, das gerade heute besonders aktuell ist und das Film, Hörspiel und Erzählung künstlerisch formen können. Aber darum ist die dramatische Kunst noch nicht zu Ende. In ihr liegen andere Möglichkellen, vor allem Andeutung seelischer Vorgänge, die setzt. in der Zeit der Sachlichkeitsanbetung, genau so wichtig sind, wie sie es immer waren.
Das gefährlichste Uebel ist die Gewohnheit. In Beziehung zum Film macht sie aus den selbstbewußten, in allen Logen des Lebens so gern ihre eigene Meinung vor sich hinpflanzenden Staats- und Weltbürgern unserer Zeil die kritiklose, unfreie, betrogene Herde der togtäglichen Kinobesucher, die sich dem Filnikausmann wie den sich hinter chm versteckenden Interessenten verschiedenster Art blind verschrieben hat. Eine natürliche Förderung erhielt diese unselig« Situation aller- dings durch die allgemeine Struktur des heutigen Films. Wer ein Lichtspielhaus betritt, tut es mit dem Vorsatz, sich frei den Er- lebnissen auszuliefern, die hier seiner harren. Man sucht in ihm keine Art geistiger Weiterbildung, wie sie etwa zum Besuch einer ernsthasten Thealeraufführung veranlassen könnte und es auch in der vergangenen Kulturepoche, dem bürgerlichen Bildungsideal«nt- sprechend, im wesentlichen tat. Man steht dem Film elementarer gegenüber und sucht nur das primitiv« momentane Erlebnis, ohne geistige Vorbereitung, ohne sekundär« Absichten. Und das mft Recht. Denn der Film ist und bleibt in seiner heurigen Struktur für die brelle Masse des Volkes— bis zu den sogenannten„Gebildeten" hinauf— ein bloßes Schaustück; er ist heut« noch kein Kunst- werk im strengen traditionellen Sinne, das von einem durch geistige Schulung einer künsllerischen Entwicklungvpoch« errungenen kunst- verständigen Standpunkt betrachtet werden will und kann. Er Ist ein Mittel der reinen Unterhallung und geistigen Zerstreuung(im Gegensatz zur Sprechbühne, die«ine geistig« Konzentration voraus- setzt). Geben wir es zu: jeder von uns geht ins Kino, wenn er den Wunsch verspürt, für zwei Stunden den Alllag zu vergessen und sich in eine bunt« Bildwelt fortzuträumen. Ein« umso stärker« Waffe muß die Unterhaltungstinematographie folglich in diesem labilen, ungerichteten Zustand für diejenigen darstellen, die sich ihrer aus geschäftlichen oder irgendwelchen tiefer zielenden Interessen be- mächtigt' haben. � Umso kritischer müßt« sich aber auch aus gleichem Grund« die Oeffentlichkeit den Werken des Blocks der Filmindustrie gegen- überstellen. Doch das Gegenteil ist der Fall: in den Begriff und die Tatsache des Kinos, die mll Recht zur Alllagsgewohnheit ge- hören, hat das Publikum die Filme, deren Inholt und Art der Vorführung, vollkommen kritiklos als nicht zu ändernde Gegebenheiten mll einbeschlossen und sich damll zum unfreien, un» selbständigen Kunden des Fabrikanten gemacht, dessen Bs- einflüssungen es im Durchschnitt widerspruchslos erliegt. Diese Gewohnheit bewirkt es in der Praxis, daß dos Publikum
Entsprechend dey Entschlüssen der Internationalen Washingtoner Wellfunkkonferenz stn November 1327, welche für den Rundfunk nur noch die Wellenbänder von 230 bis 545 und 1300 bis 1875 als Wellenlängen bestimmte, wurden auf der Brüsseler Tagung des Wellfunkvereins im Oktober 1328 die Wellen für die europäischen Sender neu verteill und zum großen Teil mehr oder weniger ver- ändert. Diese Aenderung trat am 13. Januar in Kraft, nachdem der Deutschlandsender schon vorher seine Wellenlänge von 1250 auf 1043 Meter erhöht hatte. Fast durchweg hat man den Hauptsendern Einzel- wellen, die von keinem anderen Sender benutzt werden, und den Zwischen sendern Gemeinschaftswellen, die sie noch mit anderen schwachen und weit entfernten Sendern gemeinsam haben, gegeben. Die Wellenänderungen betragen bei den Haupt. sendern fast durchweg nur wenige Meter, während bei einzelnen der kleinen Sender wie z B. Danzig, Dresden , Aachen eine von. der alten wesentlich verschiedene neue Wellenlänge genommen wurde. Der Wellenabstand zwischen zwei benachbarten Wellen wurde bei den Wellen über 300 Meter von 10 auf 3 Kilohertz herabgesetzt. da die Zahl der europäischen Sender inzwischen weiter zugenommen hat. Weiter soll die Bezeichnung der Wellen nicht mehr nach der Wellenlänge, sondern nach derFrequenz in Kilohertz erfolgen. Das gibt uns Veranlassung kurz die Begriffe„Wellenlänge" und„Frequenz" zu erklären. Die Wellenlänge einer Radio- welle ist der Quotient aus Geschwindigkeit der elektrischen Welle— dies ist eine feststehende Zahl von 300 000 Kilometer in der Sekunde— und Schwingungszahl der Welle in der Sekunde, Frequenz genannt. Letztere wird in Hertz oder besser der 1000 mal so großen Einheit— das Kilohertz(kHz) ausgedrückt. Die Schwingungszahl oder Frequenz einer Welle ist das, was man messen kann, während die Wellenlänge nichts weiter als ein er- rechnxter elektrischer Begriff ist. So hat die neue Welle des Langen- berger Senders z. B. die Frequenz von 050 Kilohertz. Daraus er- gibt sich eine Wellenlänge von 300 000: 650— 462,2 Meter. Der Frequenzabstand zwischen zwei benachbarten Wellen soll nun, damit kcine gegenseitige Störung inT Empfang eintritt, mindestens 3 oder 10 Kilohertz betragen. Es ist dabei zu beachten, daß entsprechend den mathematischen Beziehungen die Wellenläng« sich nicht im gleichen Verhältnis wie die Frequenz ändert. So entspricht z. B. einer Frequenzänderung von 10 innerhalb der Wellen von 200 bis 300 Meter ein Unterschied in den Wellenlängen von nur 3 Meter, während bei den Wellen zwischen 1400 und 1500 Meter dieselbe Freouenzänderung von 10 erst bei einer Wellenänderung von etwa 70 Meter erreicht wird, um dann bei noch längeren Wellen weiter Zuzunehmen. Es ist deshalb technisch durchaus richtig, wenn man in Zukunft die verschiedenen Wellen mit ihrer Frequenz bezeichnet. Man hat damit soiort«in Urteil, ob mit e'ner benachbarten Welle die G-iahr einer Störung vorhanden ist oder nicht. Wenn auch durch die neue Wellenverteilung manches besser geworden ist, so ist die Wurzel des U e b e l s doch nur te.ilweise beseitigt. Die Zusammenarbeit der ein-elnen Staaten und Nationen läßt noch viel zu wünschen übrig und die Zahl der Sender
für sein Geld keine Qualttätsforderung an die Werke der Produzenten stellt, sondern rm Gegentell von sich, dem Kunden selbst, verlangt, sich unter allen Umständen für das Geld zu amüsieren. Gleich- gültig, was man ihm vorsetze. Und sei es nur, um nach zwer Stun- den die armselige Genugtuung zu haben, wenigstens im Kino ge- wefen zu sein Es ist wahr: der technische Zauber des sich be- wegenden Bildes lockt heute noch wie vor 30 Jahren jedermann an— aber man vergißt dabei, daß ein Film mehr ist als die Wundertüte, die man sich aus Unterhallung auf dem Jahrmarkt bereits in der Absicht, sich spaßeshalber freiwillig bluffen zu lassen, kauft Wrr nehmen unsere Unterhaltung zu wenig ernst. Denn in jedem Fall stellt der Film ein suggestiv wirkendes geistiges Wert dar. das als solches ein« geistige Kraft,«ine irgendwie beschaffene Tendenz auf die Zuschauer ausströmt. Wir brauchen nicht an die Hetzfilme, die zur Zeit des Krieges im Ausland gezeigt wurden, zurückdenken, die Militär- Hymnen der vergangenen Saison liegen uns näher. Aber?o offen- sichtlich wie in diesen Werken braucht die Tendenz nicht ausge- sprachen zu sein. Beim intensiveren Betrachten des Durchschnitts der übrigen Filme hätte jeder Kinobesucher eine bewußt« und be- zweckte Ablenkung des allgemeinen Interesses von dem �wahren sozialen Sachverhalt der Wirklichkeit in den Filmen, angefangen von„ffubinke" über die„Weber" bis zu den heutigen Kokotten- schmarren, aus diesen Werken des Filmtapitalismus herauslesen können... und müssen. Wer tat es? Kaum jemand. Denn jeder- mann geht ja ins Kino, um sich zu amüsieren: sich auch dann zu amüsieren, wenn er selbst, sein Stand, seine Sorgen, da- Elend allgemeiner sozialer Gebrechen im Film zum Profit der Filmcliqu« und zur Genugtuung der gesicherten Volkskasten unterhaltsam paro- diert wird. Und doch— die Tatsache, daß der Film in der Gesavitheit seiner Werke, wie all« anderen Arten der freien geistigen Schöpfun- gen. die Sittengeschichte seiner Hersteller dokumentiert, läßt leider nicht die Kehrselt« verleugnen: daß das Volk derartige Werke annimmt und nichts tut, um das Handwerk den Kauf- leuten und ihren Interessenten zu legen. Es darf sich nicht um eines verlogenen Vergnügens willen zur Blindheit zwingen. Es muß als Klasse, als der Kern des heutigen Staatsgefüges das Selbst- bewußtsein haben, an den Werken, die ihm„von oben herab", von der Minderheit eines unkontrollierten Kapttals, zur Unterhaltung geboten werden. Kritik zu üben: ob die Unterhaltung nicht tenden- ziöser Betrug Ist
ist viel zu groß, solange wir noch nicht alle Zwischensender mit dem Hauptsender im Gleichwellenfunk gemeinsam auf einer Welle laufen lassen können. Der erste größere praktische Versuch in dieser Hin- sicht wird jetzt von der Deutschen R e i ch s p o st mit den Sendern Stettin . Magdeburg und Berlin -Osten gemacht, die schon seit einigen Wochen versuchsweise auf der gleichen Welle laufen. Wenn sich dieser Gleichwellenrundfunk bewährt, so. ist dann die Möglichkeit gegeben, die Nebensender eines Hauptsenders alle auf einer Welle evtl. sogar auf der gleichen wie der Hauptsender laufen zu lassen. Dann wäre wohl endlich die zu starke Belegung des dem Rundfunk zur Verfügung stehenden Wellenbandes dauernd behoben. Die internationale gegenseitige Verständigung über den Bau neuer Sender usw. ist leider heute noch recht gering, sonst könnte nicht solcher Unfug wie z. B. die Verstärkung des Kattowitzer Sender« durch die polnischen Nationalisten auf eine Stärke von 10 Kilowatt geschehen. Das hatte zur Folg«, daß Deutschland in Gleiwitz sogar einen Sender von 12 Kilowatt baute, nach dem Motto,„haust du meinen Juden, hau ich deinen Juden". Eine solche S�undfunkpolitik ist n a t i o n a l i st i s ch e r Wahnsinn. Wenn auch dank einem Frequenzunterschied von 180 Kilohertz eine gegenseitige Beeinflussung bei einem nur einigermaßen selektiven Apparat nicht zu befürchten ist, so findet doch zweifellos eine starke Beeinflussung bei Detektorempfang statt. Aus alle Fälle ist es aber nötig, in einem Gebiet, das industriell zusammengehört, zwei starke Sender zu haben. Hätte nicht jeder Sender auch die Wünsche der nationalen Minderheiten in seinem Programm entsprechend berück- sichtigen können? Ganz allgemein ist überhaupt der Rundfunk ein neues wert- volles Mittel zur Verständigung der Völker untereinander. Die Radiowellen kennen nicht nur keine Landesgrenzen, sondern können auch von jedem Empfänger aufgenommen werden. Keine Polizei- macht der Welt ist in der Lage, einen Hörer zu hindern, den Sender, den er wünscht, zu empfangen. Große starke Sender können über Länder hinweg gehört werden. Man kann mit ihnen wirkl'ch einen „Ru.f an alle" richten, dessen Empfang nur durch absichtliches Dazwischenfunken gestört werden kann. Aber gerade diese völker- umfassende und verbindende Möglichkeit des Rundfunk legt auch den Völkern die Verpflichtung auf. nicht durch zu viele und zu starke Sender de« Empfang der anderen zu stören. Sonst kann es der aridere ebenso machen und beide baben den Schoden . Nur eine ge- wissenhafte Verständigung kann hier zum Ziele führen. Wir sehen es als einen Forti-britt an, daß die Welle des Aachener Senders auf 455 Meter heraufgesetzt morden, so daß er wohl jetzt den Empfang de« Hamburger Senders am Niederrhein nicht mehr stören wird. Allerdings bedauern wir. daß Hamburg und Toulouse einen viel zu geringen oder richtiger keinen Unterschied in der Frequenz haben so daß sich ihr Empfang gegenseitig stört. Auch Frankfurt a. M und K a t t o- w i tz laufen fast auf der gleichen Welle. Die jetzige Verteilung der Rundfuntwellen ist also ncih lange nickt vollkommen und muß immer noch weiter in friedlicher, gegenseitiger Verständigung ver- bessert werde«. Ingenieur Xeumsnn