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Holländische Wahlen.
»Merkwürdig, wo derMann hinkommt, gedeihen die Sozialdemokraten. Hollands Wahlergebnis. Sozialistischer Stimmenzuwachs.- Mandatszahl behauptet.
Amsterdam  , 4. Zuli.(Eigenbenchl.) Nach den(eisten Meldungen stell l sich das Gesamlergebni«. der Wahlen folgendermaßen: Sozialdemokralen Z4 Man- dale(24), Kommunisten 1 Mondol(1), Kommunisten(Opposition) 1 Wando»(0), Freisinnige Demokraten 7 Mandate(7), Liberale 8 Mandate(9). Bauernparlei l Mandat(1). Mittelstandsparlei l Mandat(0). Katholische Staalsparlei 30 Mandate(30), Christlich  . historische Partei ll Mandate(ll), Antirevolutionäre Partei 12 Mandate(13). 2 christliche Splitterparteien 4 Mandate(3). Die KathoNsche Doltspartci hol ihr einziges Mandat ver­loren. Als neue Parteien treten ein die kommunistische Opposition und die Mittelstand» Partei. Unsere Partei hat ihre Stimmenzahl sehr bedeutend vergrößern können und da» 24. Mandat, das ihr im Jahre 1923 nur durch eine Laune des Verteilungssystem« der Man- dal« zugesollen war. behaupten können. Die leidtragenden Parteien. Liberale und Anlirevolulionäre, umsaste« mit der Christlich  - historischen Partei die extrem konservativen Elemente. Amsterdam  . 4. Juli(Eigenbericht). Nach de? endgültigen Zählung wurden bei der Kommerwohl ins­gesamt 3380 317 Stimmen gegen 3 087 802 Im Jahre 1925 abge­geben. Davon entfielen aus die Sozialistische Arbeiterpartei  804 818 Stimmen gegen 70SSS9 Stimmen 1925. Da der Stimmen- zuwach» verschiedenen Parteien zugute kommt, die Zahl der Man-
dale jedoch mit 100 fest ist, werden die Sozialdemokralen wieder 24 Sihe haben.* In 16 von den 18 Wohlkreisen erhielten die Sozialdemo. kratic 766 464 gegen 671566 Stimmen im Jahre 192S. die Römisch-Katholische   Voikeportei 957 239 gegen 844 158, auf die Anti- revolutionären Z76 144 gegen 381 561. die Chnstlich-historischen 330 754 gegen 289 131, der Freihcitsbund 208 336 gegen 251 306 und die freisinnigen Demokraten 197 235 gegen 177 222. Di« offizielle kommunistische Richtung de Visier erhielt 35 266 gegen 34 954 St'M- men, die vor vier Jahien nich! mit eigener Liste ausgetretene Rich­tung Wijnkoop 29 150 Stimmen. Bisher fallen an die Sozialdemo- trotie 23, die Römisch-Katholijche 28. die Antirevoluiionaren 11, die Christlich.histronschen 10, den Freiheiisbund und die freisinnigen Demokraten je 6 und an die beiden kommunistischen   Richtungen je 1 von den 100 Kammersihen. Trotz der Stimmpsflicht, deren Nichterfüllung bestrost wird, haben 29 000 Wähler in Amsterdam  nicht gewählt. Jn Amsterdom selbst entsollen von 339 989 gültigen Stimmen 134 323 auf die Sozialdemokratie. 53 047 aus die Römisch-Katholisch  « tztaatspartei, 12 919 aus die Kommunistengruppe d« Visser. 8260 aus die Richtung Wiin'oop und 7430 aus die Revolu­tionäre. Sozialistische Partei...... Der sozialdemokratische Vormarsch in Amsterdam   geht besonders auf Kosten der Kommunisten. Die nächst« Gemeindewahl ist 1931.
Landgenossenschafien in Königsberg  . Dietrich und Klepper sprechen. Hestern wurde in Königsberg   der diesjährig« Genossen- schaftstag des Relchsverbanhe» der deutschen  landwirtschaftlichen Genossenschaften eröffnet. Reichsernährungsmini st er Dietrich verwies darauf, daß sich die Maßnahmen zollpolitischen Charakter? und der Selbst. Hilfe ergänzen müssen. Alle Staotssürsorge und oll« handelspoiiiischen Maßnahmen seien wertlos, wenn die Organisation der Landwirt, schaft nicht die Absotzprobleme, meistert, wozu ein gesundes Genossenschaftswesen gehört. Nach Dietrich sprach der Präsident der Preußenkass« Dr. K le p p e r. In der Ileberwindung der Kreditkris« sei man im letzten Lohre einen erheblichen Schritt vorwärts gekommen. Dos sei daraus zurückzuführen, daß von der Preußenkasse beherzt Zuge- griffen wurde und serner daraus, daß das Reich trotz seiner s/inanzlag« 25 Millionen für die Gevossenschaftsratlonairfierunz zur Verfügung gestellt habe. Die preußisch« Regierung werde nötigenfalls diese Summ« um den gleichen Betrog erhöhen. Nach den Begrüßungsreden gab Generalonwalt Regierungsrat G e n n e s den Jahresbericht. Danach hat sich das Genossenschosts- wesen im verflossenen Jahr günstig entwickelt. Die bedeutsomsden Folgen für dos genossenschaftliche Geld- und Kreditwesen hatten die Organisotionsänderung bei der Preußenkasse, d'r Wechsel in ihrer Leitung und die Erhöhung des Stammkapitals, durch die ein« gewaltig« Vormachtstellung de» preußischen Staates errichtet worden sei. Die von der Preußenkosse für die ostelbischen Bezirke eingerichtet« Betriebs- und Kreditkontrolle babs zu lebhaften Zluseinandersetzungen geführt, doch müsse das Recht einer solchen Kontrolle der Preußenkoste wie jedem anderen Kreditgeber elngeräumt werden. Die Kapitalneubildung habe bei den Genossenschaften im Berichtsjahr zugenommen. Wenn man von verschiedenen Seiten der Landwirtschaft den Rat gegeben bätte, die Anwendung landwirtschaftlicher Bedorfsstosse mögtichst einzuschränken, und wenn dabei das Wort Käuferstreik ge- fallen sei, so müsse dieser Gedanke zurückgewiesen werden. Das Ziel sei einerlei, ob es stch um Kartellsyndikat oder G mosten- schaften handele: zu erreichen sei die Zusammenfassung der Ware in einer Hand. Dabei sei es fraglich, ob ein Kartell in der Landwirtschaft mehr leisten könne als die Genostenschoften. ?m Geschäftsverkehr der Genossenschaften mit dem Scheuer- konzern seien Anfangserfolge zu verzeichnen. Sie reichen ober noch nicht für ein endgültiges Urteil aus. Geheimrat Dr. von Hippel gab dann einen Ueberdlick über die Wirtschaftslage in Ostpreußen  . Der Schluß der Donnerstag- Tagung brachte einen Vortrag des Verbandedirektors Schulze- Stettin über die E i e r st a n d o r d i s i e r u n g. Schulze will den kürzesten Weg der Ware vom Erzeuger zmn Produzenten ge- wahrt wissen. Er w'll aber auch den Eierhandel nicht ausschalten. Auf unmittelbare Belieserung der Verbraucher solle man sich nicht einlassen. Dagegen erscheint die Lelieferung von Ver- brau che rvereinigungen, also Konsumvereinen, die in eigenen Läden Eier absetzen, als der zweckmäßigste Weg, weil er der kürzest« Weg ist.
Londons   Siraßenbahn bleibt kommunal Privatisierung durch Arbeiterregierung verhindert. London  . 4. Juli.  (Eigenbericht.) De? Verkebrsminisier Herbert Morrison   teilt dem Unter- b?u» mit. daß die Gesetzentwürfe der konservativen Regrerung zur Reorganisation des Londoner Verkehrswesen» auf Grund«ine» Kobinettsbeschtusses der Arbesterregierung sollengelassen werden. Damit ist der Verlust der Konservativen, die kommunalen Londoner   Trambahnen unter die privatkapitalistische Leitung de» Londoner   Omnibus- und Untergrundbahnkonzerns zu stellen, gescheitert. Diese Mahnahme der Arbesterregierung ist da- durch möglich geworden, daß es der Arbeiterpartei als Opposition im letzten Parlament gelungen war. die Erledigung der Gesetz- entwürfe solange auszuhalten, daß«in« rechtzeitige Ueber- Weisung an das Oberhaus vor Auflösung de» alten Parlament, un- möglich wurde. ' Die Oebaite über die Arbeitslosigkeit. London  . 4. Juli. In der Aussprache über die Thronrede sprach am Donnerstag zunächst der sozialistische Abg. M o» l e y. Als den Sinn der letzten Wahlen bezeichnet« er die Uebertragung eine» Mandat» an das Parlament, den größten und entichlostensten Versuch zur Lösung der Arbeitslosenfroge zu machen. Di« Regierung werde daher olle sich bietenden Möglichkeiten, und Hilfsquellen ausnützen, um dies« olles überragend« Ausgabe zu lösen. Zunächst sollten wenigstens 150 000 Arbeiter Beschäftigung finden. Weitere Arbeitsbeschafsungspläne würden folgen, j« nach der Möglichkeit. Mittel dafür bereitzustellen. Der frühere Kriegsminister Sir Worthinzton Evans(Kons.) versichert« dem Arbei'lsminister Thomas seiner vollen Unter» stützung. meinte aber, daß sich die Aktivität von Thoma? prok- tisch in genau dergleichen Richtung bewege wie die der vorigen Re- gierung. Am dringendsten seien oerminderte Herstellung». kosten der Industrie. Abg. Lawther(Arb.) vertrot die Ansicht, daß die Dermin. derung der Arbeitszeit im Bergbau mehr Arbeitsgelegenheit schaff« als sonst irgendeine Maßnahme. Arbeitsminister Thomas kündigte an, daß die Prüfung de» Planes für den Bau ei!??» Tunnels unter dem Aermel« k a n a l weit fortgeschritten sei und der mit dieser Arbeit betraut« Slusschuß seinen Bericht noch vor Ende de» Jahr«? abzuschließen h-sf-. Der ungedeckte Teil de» Arbeitsipsenversiche- rungsfonds Hot noch Mitteilungen der Arbeitsministerin Bondfield 36 620 000 Pfund erreicht. Die Wiederanknüpfung mit Rußland  . London  , 4. Juli.  (Eigenbericht.) Aus«in« Frage im Unterhau« erwidert« Außenminister Henderson, daß die Regierung hinsichtlich der Wicderausnahm« der Beziehungen zu Sowjetrußland mit den Dominien m Der- bindung stehe. Die» sei notwendig, da die konservotiv« Regierung auf der letzten Weltreichskonferenz oersichert habe, daß keinerlei Verhandlungen über die Wiederaufnahme der Beziehungen ohne Unterrichtung der Dominien ausgenommen würden. Der Außenminister lehnt« jedoch ab, darüber Auskunst zu geben, ob es sich um eine blcß/�Verstondigung der Dominien oder die Einholung ihre» Einverstandniss»» handele. Die südafrikanisch« R?. gierung hat inzwischen da» Außenamt verständigt, daß Südafrika  keine Einwendung gegen die Wiederaufnahm« der englisch  - russischen Beziehungen zu machen gedenk«.
Das Aitentai auf Fachoi. Oer Prozeß gegen Oenoit. Pari», 4. Juli.  (Eigenbericht.) Bor den Poriser Geschworenen   steht der Elsäfler George» Benoit, der am 21. Dezember vorigen Jahre» ein Revolver- attentat aus den Kolmarer Generalstaateanmolt Fachst verübt hat. Die auf 6 Tage berechnete Verhandlung wird Gelegenheit zur Er- örterung des«lsässischen Problems bieten. Die Verteidiger Benoits, drei kommunistische Rechtsanwälte, haben bereit» die Autonomisten R a s s 6 und R i ck l i n verteidigt. Unter den 21 geladenen Zeugen sind fast all« Führer der Autonomisten, so Dr. Ricklin, die Abg. Stürmet und Do hl et sowie Senator Müller. Der Ange- Nagt« schildert« die Vorgeschichte seine» Verbrechen», für da» ihn die medizinischen Sachverständigen ol» voll verantwortlich erklären. Benoit erklärte, er bedauere heute sein« Tat, und e» sei ihm «ine große Eemissensberuhigung, daß Fachst wieder geheilt sei. Benoit sagte weiter: Ich habe die elsässisch« Politik verfolgt: ich jagt« mir, die Elsässer wissen nicht mehr, wa» s i« w o l l e n. Ich habe damals die Auffassungen der Autonomisten nicht geteilt, aber allmählich habe ich«ingesehen, worum es sich handelt, besonder, nach dem Kolmarer Prozeß, in dem ich eine fürchterliche Ungerechtigkeit erblickte. Männer wie Dr. Ricklin. die nichts anderes verkroch«» hatten, als für das Elsaß zu leiden, wurden ihrem Heim entrissen. Ich habe in Fachst den ver- antwortlichen Urheber dieser Leiden erblickt. Benoit erklärt« serner, daß all« Tatsachen, die«r im Elsaß   erlebte, nicht nur der Autono- mistenprozeß in Kolmor, sondern auch dl« verbole elsässischer Zeitungen und der von der Sammer be- schlössen« Mandalsvcrlust der elsästischen Abgeordneten ihn zu seinem Vorgehen veranlaßt hätten. Benoit vertrat den Standpunkt, daß alle», wa» elsässisch venkt, autonomistische Ziele verfolgt; er wiederholte, die Ver, Weigerung der Autonomie habe all« die«lsässischen Uebel hervorgerufen, die ihn schließlich zu seiner Tat veranlaßt hätten.
pariser Wui aus LtGA. Wenn man zahlen muß.... Pari», 4. Juli.  (Eigenbericht.) Der nordomerjfanischeUnabhängigteitstag' wurde wie olljähr­lich festlich begangen. Zahlreich« Gebäude sind beflaggt. Die Feiern vor dem Grabmal de» unbekannten Soldaten und dem Grabmal de» Generals L a s a y e t t e. des.Helden beider Welten', können jedoch nicht über die stets steigende Bitterkeit der französischen  ösfent.'ichen Meinung gegen Amerika   hinwegtäuschen. Nicht wenige Blätter machen au» ihrem wahren Gefühl keinen Hehl. So schreibt Libertc", daß die amerikanisch« Freiheitsbewegung damit de- gönnen habe, daß englische Teetedunge in da» Meer geworfen
s wurden, und warnt die Amerikaner, sie möchten sich vorsehen, daß nich» eines Tages ihre Touristenautos in der Seine verschwanden.Dos ist eine alte Geschichte so schreibt da» Blatt, die ganze Welt weiß, daß man nur von der Freiheit redet, wenn man selber in Fesseln geschlagen ist: aber die Geschichte beginnt im-mer von neuem." DerParis Midi' schlägt eine wichtigeVerbesserung de» heutigen Festprogramm; vor. nämlich als Mittelpunkt ein Frühstück. da» ausschließlich aus den Konserven der amerikanischen  Kriegsvorröte zusammengcjctzt ist und on dessen Endenatür- lich jedem seine Rechnung präsentiert" wird.
Gozialistenverfolgung in polen  . Or. Orobner in Festungshast. Das Bezirksgericht in Bromberg   verurteilte den ehemaligen Führer der Unabhängigen Sozialistischen Partei Dr. Drob n er- Krakau, weil er zu Gewalimoßnahmen aufgerufen haben soll, zu einem Jahr Festung mit Anrechnung der Uirtersuchungshaft. Der verautwortliche Redakteur de» deutschen sozialdemokrati- schenV o l t s w i ll Joseph H e l m r i ch, ist wegen«ine? Ar­tikel? über einen polnischen Schuloisitatar zu einer Geldstrafe von 1000 Zloty sowie Zahlung van 800 Zloty Buße verurteilt wanden. Gegen da? Urteil wird Revision eingelegt. Fast-100 Hinrichtungen im Jahr? Nach derGazeta Administracji", dem offiziellen Organ der polnischen Polizeibehörden, sind im ersten Jahrzehnt de» neupolmschcn Staates 9 52 Hinrichtungen vollzogen worden.
Kurzer Prozeß in Mexiko  . Banditen werden gehängt. Die 2 3 B a n d i t e n, die vor einigen Tagen die Ortschaft Tato- tonilko überfallen und sieben Einwohner niedergeschossen hoben, wurden von den Bundestruppen gefangengenommen und hinge- richtet. Ihr« Leichname wurden an Telegraphen stanzen ausgehängt. Ferner wurde der Geistliche P c d r u e z o,«in be- kannte? Führer der kathoiischen Rebellion in den Bundesstaaten Jolliseo und Guanojuato bei Arondas. vom Bundesmilitär gesangen. genommen. Do? Kriegsgericht verurteilt« ihn zum Tod«. Da» Urteil wurde sofort durch Erschießen v o i l st r« ck t. Pedrueza war der Häuptling jener Bande, die im Jahre 1927 einen Personenzug zwischen Guadalajar und Mexiko  -City überfiel und 60 Reisend« ermordete.
Die Vorarbeiten sür die verwollungsreforw In Preußen werden in den zuständigen M'nilierien unter Führung des Innenministerium» weiiergeführt. Don dem Ergebnis dieser Beratungen wird«» abhängen, wann die Staatsregierung den Entwurf über die Ber- waltungsrejorm dem Staatsrat und dem Landtag vorlegen wird.