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tfr. 345* 46. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Freitag, 26. Juli 4929
Morgans Elektro-Offensive. Finanzkapital und Elektrowirtschafi. Amerikanische   Riesengründungen.
Aus den Dereinigten Staaten kommen seit einigen Monaten Meldungen von riesenhaften Elektrizitätsgründungen, Gesellschaften von i50, 600, 900 und 1000 Millionen Dollar. Diese Gründungen leiten«in« Periode ein, wo das Finanzkapital sich die Herrschaft über die Elektrizitätserzeugung als wichtigste Energiequelle der Au- kunft sichern will. In Deutschland  , wo der größere Teil der Elektrizitätsversorgung in öffentlicher Hand, d. h. beim Reich, bei den Ländern, Provinzen, Kreisen, Städten usw., liegt, kann man sich von dieser neuesten amerikanischen   Spekulation größten Stiles noch kein rechtes Bild machen. In den Bereinigten Staaten ist ja bekanntlich vieles in Händen des Privatkapitals, was in Deutschland   staatlich ist, so dos Eisenbahnwesen, das Telegraphen- und Telephonwesen, der Rundfunk usw. Es h«rl schon einmal eine Zeil gegeben, vor zwei und drei Jahrzehnten, wo das Bankkapstal an der Cnt- Wicklung von Elektrizitätsgesellschaften regen Anteil nahm. Das war damals, als die elektrotechnische Industrie noch jung war und diejenigen Banken, die diese Industrie finanzierten, ein Interesie daran haben mußten, daß elektrotechnische Erzeugnisse abgesetzt wur- den. I« mehr Elektrizitätswerke entstanden, je mehr Gas in der Industrie wie im Haushast durch Elektrizität ersetzt wurde, je mehr Elektromotoren arbeiteten, je mehr Pferdebahnen und Dampfbahnen elektrifiziert wurden, um so mehr wuchs natürlich der Absatz der elektrotechnischen Industrie. Damals entstanden also, von Groß- banken finanziert, in Amerika   ebenso wie in Deutschland  , England und anderen Ländern ein« ganze Reche spezieller Gesellschaften, die nur den Aweck hatten, Elektrizitätswerk« zu gründen, Straßenbahn- gesellschaften zu organisieren usw. Als dann später die Borzüg« der Elektrizität gegenüber anderen Energieformen immer augenscheinlicher wurden, verloren diese speziellen Finanzierungsgesellschaften chren ursprünglichen Sinn. Zumeist blieben sie aber bestehen. Sie richteten entweder ihr Augen- merk auss Ausland, wo auch heute noch der Bedarf an elektrischer Energie erst geweckt werden muß, oder aber diese Gesellschaften wurden zu Kontrollgesellschaften, d. h. zur Spitze von Konzernen, in denen eine unübersehbare Menge kleiner und großer Elettrizitäts- gesellschaften zusammengefaßt sind. Meistens gehen bei der Aus- dehnung dieser Konzerne technische und finanziell« Verbindungen miteinander Hand in Hand. Man schließt nicht irgendwelche Werk« miteinander zusammen, sondern nur solche, die miteinander ver- Kunden und durch deren Zusammenarbeit einheitliche Dersorgungs- gebiete entwickelt werden konnten. Di« Fortschritte der Technik schufen hierzu die Doroussetzungea. Man lernte immer größere Stromerzeugungsmaschinen zu bauen. man lernte, den Strom durch Hochspannungsleitungen über immer größer« Entfernungen zu übertragen, man konnte zahlreiche kleine und teuer arbettende Werke stillegen; und auf diese Weise entstanden in Amerika   wie in anderen Ländern immer größere System«. Ein- zeln« dieser amerikanischen   Systeme erstrecken sich über Gebiet«, die etwa dem halben Flächen! yhast Deutschlands   entsprechen. TDa» nun jetzt in Amerika   vor sich gehl, ist nicht nur durch solch« technischen Bedürfnisse bedingt. Denn augenblicklich handest es sich bei den meisten dieser Verschmelzungen und Neugründungen nicht um die Schaffung neuer Großkraftwerke, um die Errichtung neuer Fernleitungen usw.; es handest sich viel- mehr darum, daß einzelne Finanzgruppen sich ausgedehnt« Der- sorgungsprovinzen unterordnen wollen. Man könnte vermuten, daß aus diese Weise die Stromtarif« in
die Höhe geschraubt werden können. Wahrscheinlich wird das wegen der öffentlichen Aufsichtsorgane nirgends der Fall sein, wohl aber wird es möglich sein, weitere Tarifherabsetzungen künftig zu verhindern. Außerdem aber hängt ein immer größerer Teil der Industrie von der Strombelieserung ab. Die Elektrizitätserzeugung oerdrängt auf diese Weise ständig den Anteil der direkten Kohlever- feuerung; und wie das Zechenkapital, insbesondere in Deutschland  und England, durch seine Kontrolle über den wichtigsten Energie- stoff, d. h. die Kohle, auch auf andere Industrien Einfluß genommen hat, so wird dies in absehbarer Zeit auch bei den Elektrizitätswerken der Fall fein. Die Anfänge sind berests gemacht: Errichtung von Stickstoff- und Karbidwerken, Papierfabriken usw. unter Führung des Elektrizitätskapitals. Morgans Zf�-Milliarden-Gründung. Wenn jetzt also I. P. Morgan und andere Finanzleut« gewattige Dachgesellschaften zur Kontrollierung von Elektri- zitätsgesellschaften gründen, so wollen sie damst ihren Einfluß auf das gesamt« Wirtschaftsleben verstärken. Bor einigen Iahren ent- stand in der Gegend der N i o g a r a- F ä l l e ein riesenhafter Elektrizitätstrust, der schon damals S Milliarden Kilowatt- stunden jährlich abgab, ein« Menge, die fünfmal so groß ist wie die Stromabgabe der Berliner Städtische Elektrizitätswerke. Damst nicht genug, folgte bald eine weitere Verschmelzung mst anderen Ge- sellschaften unter dem Namen North Eastern Power Com- pany(Nordöstliche Kraft-Gesellschaft). Nunmehr zündet« I. P. Morgan die Niagara-Hudson PowerEompany, die nicht nur die North-Eastern, sondern noch einige weitere Konzern« kontrolliert. Ihr Kapstal betrögt 600 Mst- lionen Dollar, d. h. rund 2¥t Milliarden Mark. Erst wenig« Monate ist e» her. daß die wichtigsten Elektrizstätsgesellschaften des Staates New Dort, ebenfalls unter Führung Morgans, in der United Corporation zusammengeschlossen worden sind. Nachdem diese Bewegung einmal eingesetzt hat, wollen ander« Gruppen nicht ins Hintertreffen geraten und organisieren ähnliche Riesenorgamfätionen, so z. B. Samuel I n s u l l mst» das Haus Stone and Webster. Schon die bisher von Samuel Jnfull beherrschten Konzern« stellten gewattige Gesellschaften dar, deren Größe in Deutschland   noch nicht erreicht ist, und die nun entstehen- den Uebertrust« kontrollieren diese Troßkonzerne, die ihrerseits «ine Reih« Unterkonzern« nebst unzähligen, in die Hundert« gehenden Ekettrizstätswerken beherrschen. Um welche Gewinnmöglichkeilen e» sich hierbei handelt. kann man daraus ersehen, daß zwei Großkonzern«, die Mibble West Utilities Company(Insull-Gruppe) sowie die North American Com- pany(die jetzt auch von Samuel Insull   beherrscht wird) im ver- gangenen Jahr Roheinnahmen von zusammen 286 Millionen Dollar (1,2 Milliarden Mark) erzietten. Wahrscheinlich werden die nächsten Monate neue Meldungen von ähnlichen riesenhaften Gründungen bringen, die Großbanken werden sich um die fettesten Bissen stresten, denn das amerikanische   Finanzkapital hat erkannt, daß derjenige, der die Elektrizitätsversorgung beherrscht, dr« Wirtschaft überhaupt beherrschen wird. In Deutsch  - land lassen sich derartige Geschäfte nicht ohne weiteres machen, und die zahllosen Anklagen gegen die großen kommunalen und staatlichen Elektrizstätsgesellschaften von privatkapitalistischer Seite haben nicht zuletzt hierin ihren eigentlichen Grund. Woraus das deutsche   Volk für die Verteidigung seiner öffentlichen Wirffchoft lernen sollte. h.
Ferngas im Westen. Zuröckhaliung in Köln- Aachen fordert- Frankfurt  wartet ab. Die sicher hochgespannten Erwartungen der Ruhr- g a»- A.- G. in Essen   für den schnellen Eintritt der von ihr so sehr herbeigewünschten Ferngaslieferungen für Köln   und auch für Süd- weftdeuffchland dürsten zunächst etwas enttäuscht werden. Di« Kölner Stadtverordneten haben mit Rücksicht auf die Bedenken, über die wir schon berichteten, die Beschlußfassung über den Lorschlag der Kölner Stadtverwaltung  »ertagt. Aber nicht nur m Köln   wurde Kritik an den von den beiden Ruhrgesellschaften angebotenen Vertrögen geübt, sondern auch in Aachen  , und zwar mit Recht. Die Ruhrgesellschaften haben zwar ihre eigenen Ab­sichten mst dem Hinweis darauf populär zu machen versucht, daß auch dem Aachener Steinkohlengebiet durch die Kölner   Verträge g«. halfen werden würde, e, steht aber fest, daß keinerlei Versprechen dem Aachener Gebiet für die mengenmäßige Beteiligung gemacht worden sind, und daß infolgedessen die sogenannte Hilfe für das Aachener Gebiet die wir übrigens nicht hoch einschätze» können bis jetzt nur ein« Attrappe ist. Wenn deshalb die Bergarbeiterverdönd« in diesen Punkten Klarheit fordern, so ist das, ohne daß wir uns damit für die Verträge aus- sprechen, nur zu berechtigt. Aus Frankfurt   liegt ein« Meldung vor, daß die beteiligten Stellen der Stadt Frankfurt   zu der durch die Verständigung zwischen der Ruhrgas-A.-G. und der Ferngas-Saar G.m.b.H. geschaffenen Lag« bisher noch keine Stellung genommen haben, und daß ein« solche Stellungnahme auch nicht zu erwarten ist, bevor man mit der Stadt Mannheim  , bekanntlich mit Frankfurt   die Gründerin der Südwestdeutschen Gas A.-G-, Besprechungen aufgenommen hat. Seit 1925 fast verdoppelte Maschinenausfuhr Di« Außenhandelsbilanz für deutsche Maschinen hat sich fest 1928 in recht erfveulicher Weis« entwickelt. Iif26, 1927 und 1928 stieg der Auslandsabsatz der deutschen   Maschinenindustrie jeweils um 60 Millionen. 110 Millionen und 190 Millionen Mark. Die Zu- nahm« hat sich in den drei Iahren mehr al» verdreifacht. In der ersten Hälfte des Jahres 1929 ist gegenüber der gleichen Zell   von 1928 eine weitere Exportsteigerung um rund 120 Millionen zu verzeichnen, so daß sich di« Zunahm« gegenüber 1926 im laufen­den Jahre vervierfochen wird. Seit 192S stieg der Maschinen- erport von 665 aus 729, dann auf 839 und im Jahre 1928 auf 10 22 Millionen Mark, und die Entwicklung im ersten Halb-
jähr 1929 mit einem Export von rund 600 Millionen läßt für das ganz« Jahr 1929 gegenüber 1925 fast eine ver- doppelung erwarten. Auf der anderen Seite ist die ausländische Maschinen- einfuhr nach Deutschland   von 1925 bis 1928 zwar von 86 auf 78, dann auf 144 und schließlich auf 166 Millionen gestiegen, das Tempo der Einfuhrmehrung ist aber sehr viel geringer als das Tempo des Mehrexports. Im ersten Halbjahr 1329 ist der ausländische Ma- schinenimport gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahres von 85,0 auf 74,5 Millionen gesunken. Dieser absolute Rückgang wird also für 1929 insgesamt noch ein« schnellere Verbesserung des deutschen Maschinenaußenhandels bringen als in den drei Iahren vorher. Für 1929 wird der deutsche   Maschinenaußenhandel voraussichtlich mit weit mehr als 1 Milliarde Mark für Deutschland aktiv sein._ preußische Siedlungsbilanz 1928* Nach den Feststellungen des Preußischen stattstischen Landesamts hat sich im Jahr« 1928 der Landoorrat in der Hand der gemeinnützigen Siedwngsuntern eh münzen um 8 Proz. von 91 800 auf 99 100 Hektar erhöht. Neu erworben wurden rund 65 400 Hektar, das sind etwa 4 Proz. weniger als im Jahre 1927. Im ganzen wurden 3555 Stellen auf rund 45 000 Hektar durch Vermittlung der gemeinnützigen Siedlungsunternehmungen neu gegründet. Das fft gegenüber 1927 ein« Vermehrung der Stellenzahl um 35 Proz. und«ne Vermehrung der Fläche um ebenfalls 35 Proz. Das Hauptgewicht wurde aus die Schaffung von Bauern st ellen gelegt. Mittelbauernstellen von 5 10 bzw. 10 20 Hektar wurden gegen das Lorjahr um 52 bzw. 48 Proz., Großbouernstellen von 2050 bzw. 50100 Hektar wurden um 46 bzw. 17 Proz. gegenüber dem Vorjahr vermehrt. Angesiedelt wurden 1928 im ganzen 15 077 Personen, davon 3555 Neusiedler und 11 521 Familienangehörige. Die Siedlerfamilie zähst im Durchschnitt 4,1 Köpfe.' Von den 3555 Neusiedlern gehörten vor ihrer Ansiedlung 3090 oder 87 Proz. im Hauptberus der Land- oder Forstwirffchaft oder verwandten Erwerbszweigen an. Zur Anlegersiedlung sind 1928 insgesamt rund 5900 Hektar oerwendet worden. vom Schwedischen   Sugellagertrost. Der Gesamtverkauf der Schwedischen   Kugellager-Gesellschast Göteborg   in den Iahren 1924 bis 1928 ist von 77 Millionen Kronen 1924 bis auf 167 Millionen Kronen 1928 gestiegen. Dementsprechend ist auch der Netto- gewinn von 7,05 Millionen auf 20,06 Millionen Kronen ge­wachsen. Im laufenden Jahr ist der Verkauf, so weit ersichtlich ist, um 15 Proz. im Vergleich mst 1928 gestiegen.
Rekorde bei der Reichsbank. Oer Zeitpunkt zur Kreditverbilligung kommt. Als die Reichsbank Ende Mai und Ansang Juni zum Teil nicht ganz unverschuldet sehr große Schwierigkeiten hatte, haben wir den vorübergehenden Charakter dieser Schwierig- leiten, die Herr Hugenberg zu seinen schandvollen Attacken auf die Währung mißbrauchte, immer stark unterstrichen und von einem günstigen Ausgang der Pariser Verhandlungen nicht nur eine sehr schnelle Heilung der Schwierigkeiten der Reichsbank, son- dern des Geldmarktes überhaupt vorausgesagt. Für die Reichs- bank hat die Entwicklung uns in erstaunlichem Maß« Recht gegeben, wofür der neueste Reichsbankausweis zum 23. Juli wieder ein deutlicher Beweis ist. Da aber die Vorgänge bei der Reichsbank immer nur Ausdruck der Vorgänge auf dem Geldmarkt sind, berechtigt die Reichsbank-Entwicklung auch für den Geldmarkt zum stärksten Optimius. In der Woche zum 23. Juli hat die Reichsbank Ent- lastungsretorde aufzuweisen, die für die dritte Monatswoche bisher unerhört waren. Die Wechselbestände sind um 269,1 auf 2130,8 Millionen, die Bestände an Lombard-Darlehen um 120,2 aus 53,2 Millionen und die Bestände an Reichsschatzwechseln um 12,2 auf 2,6 Millionen gesunken. Die ersten drei Wochen des Monats Juli haben insgesamt für die Reichsbank aus den wichtigsten Kredit- kanten eine Entlastung von über 1 Milliarde Mark gebracht, das sind 400 Millionen mehr als die Reichsbank zum End« Juni, dem Halbjahrsschluß, an Belastung auf sich nehmen mußte. Diese Entlastung um über 1 Milliarde Mark ist für die Sommer- monate, wie der Vergleich mit früheren Iahren zeigt, etwas Un- erhörtes, und der Ausnahmecharakter einer solchen Ent- lastung kann nicht anders erklärt werden als d'-rck die Aus- nahmebslastung durch die von der Ungewißheit des Aus- gangs der Pariser Verbandlungen von AprU bis Ende Juni herbei- geführte unsichere Wirtschafts- und Gekdmarktsituation. Um so deut­licher muß das autz.-ordentlich schnelle Tempo der Wiederherstellung normaler Verhältnisse erkannt werden. Die Normalisierung der Geldmarktverhättniss«, soweit sie bei der Reichsbank zum Ausdruck kommt, ergibt sich auch aus der vollständig veränderten Lage der Gold- und Devisen- b e st ä n d e bei der Reichsbank. In der Woche zum 23. Juli haben sich die Goldbestände wieder um 49,1 auf 2085,3 Millionen erhöht. und die Bestände an deckungsfähigen Devisen sind um 11,1 auf 340,8 Millionen zurückgegangen. Bis zum 7. Mai, wo die be- ginnenden Schwierigkeiten der Reichsbank eklatant wurden, hatte die Reichsbank fast 1075 Millionen Mark an Gold und Auslands- devisen abgeben müssen. Eine Diskonterhöhung wurde Ende Mai nötig, und im ersten Iuni  -Drittel sogar eine künstliche Rationierung der Kredite, weil die Deckung der umlaufenden Noten das gesetzlich vorgeschrieben« Verhältnis«m 40 Prozent unterschritten hatte. Seit dem 7. Mai ist der bis dahin seit Jahresbeginn eingetretene Gold- und Devisenverlust mit mehr als 600 Millionen Mark wieder aufgeholt worden. Das Deckungsverhältnis der Noten ist sehr günstig geworden. In der Woche zum 23. Juli stieg die reine Golddeckung von 46,8 auf 51,0, die Gold- und De- Visendeckung von 54,9 auf 59,3 Prozent; sie liegt damit wieder 50 Prozent über der gesetzlichen Vorschrift. Diese Besserung ist in einem Zeitraum von rund 6 Wochen zu verzeichnen gewesen. Das deutsche Wirtschäflsleben zeigt in den letzten Mo- naten wieder aufwärts. Die Annahme des Young-Plans wird die letzten Hindernisse einer besseren Wirtschaftsentwicklung, für di« selbst die als Schwarzmalerin bekannte Diskonto-Gesellfchaft jetzt hellere Töne entdeckt hat, beseitigen. Der englische   Finanzminister Snowden glaubt, daß die Bant von England keine Diskont- erhöhung nötig haben werde. In New Dork haben sich die Geld- marktoerhältnisse erheblich gebessert. Wir glauben, daß der Zeit- punkt naht, wo di« Reichsbank von sich aus es wagen sollte, die aufwärts zeigenden Wirtschaft simpulse durch Ver- bllligung des Kredits zu stärken. Wir glauben das um so mehr, als die offiziellen Zinssätze des Geldmarktes durch das Bantinteresse an größeren Zinsgewinnen heute höher ist als er zu sein brauchte. Ltnveränderi starker Güterverkehr. Auch in der Woche zum 13. Juli fft der Güterverkehr der Reichsbahn auf sehr beträchtlicher Höhe geblieben; di« arbests- tägliche Wagengestellung hat sich gegenüber der Vorwoche von 156 200 auf 157 400 Wagen erhöht(im Vorjahr 148 400 bzw. 151 600). In den Monaten seit Mai ist das Niveau des gesamten Güterverkehrs der Reichsbahn nicht unerheblich höher als im Vorjahr. Eine Addition der Gesamtziffern vom 28. April bis zum 13. Juli d. I. zeigt eine Wagengeftellung von 10,05 Millionen gegenüber 9,57 Millionen in der gleichen Zeit des Vorjahres, oder ein« Steigerung der Wagenge st ellung um genau 5 Proz. Da spätestens bis 11. Mai die Verkehrs- Verluste durch die Katastrophen kätte bereits aufgeholl waren, kann die 5proz. Steigerung für die letzten 2X Monate als K o n j u n k- tursymptom fast voll in Rechnung gesetzt werden.
Gegen Abzahlungskäuser. di«.unbekannt wohin" verziehen möchten, um die Restschulden auf diese Weife loszuwerden, hat die Hauptgemeinschaft des Deutschen Einzelhandels den Reichsinnen- minister angerufen. Dieser hat mitgeteill, daß die Eisenacher   Paß- und Fremdenpolizeikonfereuz von 1928 den Wünschen der k cedit- gewährenden Geschäfte schon dadurch Rechnung getragen habe, daß die Meldeämter der Zuzugsorte denjenigen der Abzugsorte erforder- lichenfalls entsprechende Mitteilung machen sollen. Das Schuldig- bleiben oder Verschwinden ist wieder ein bißchen schwerer gemacht, was im allgemeinen nichts schaden kann. Konzentration auch in der amerikanischen   ZIgarettenlndustri«. Seit dem Krieg« ist in Amerika  , wie auch in anderen Kultur- ländern. eine gewaltige Steigerung des Zigarettenverbrauchs zu verzeichnen; andere Tabakwaren, vor allem Zigarren, tonnten mit dieser Steigerung nicht Schritt halten. Dabei ist die Zigaretten- Produktion in den Vereinigten Staaten   weitgehend konzentriert. Etwa 80 Proz. der Gesamtproduktion wird oon vier großen Firmen, von denen drei eng miteinander verbunden sind, bestritten: von Reynolds Tobacco Company  , American Tobacco Company, Ligget und Myers Company und P. Lorillard Company. Diese Firmen fabrizierest je eine Marke, und zwar Camei. Lucky Strlke, Ehester- field und Old Gold. Die ersten drei Gesellschaften bilden eine Inter­essengemeinschaft, während Lorillard außerhalb jeder Bindung steht litt» eine rührige Propogandatätigkeit entfaltet. Diese Konkurrenz sowie verschiedene englische   Pläne, auf dem amerikanischen   Markt Fuß zu fassen, habe» diegroßen Drei" zu einer Preissenkung veranlaßt(um etwa 1 Dollar pro 1000 Stück).