(21. Fortsetzung.) Die Sechsjährigen, die nicht an Blutoergijtung oder Erschöpfung starben, sind nun glücklich neun Jahre ast geworden. In der Zeitung steht eine Annonce:.Fnaben und Mädchen zwischen neun und zwölf Iahren... Arbeit für zwei Monate auf einer Farm... Bohnen pflücken.. >„Auf der Farm arbeiten die Kinder von halb sieben morgens bis zum Abend! Die unschuldigen Kleinen!' Mite Rosenfelds Stimme war so voll Bitterkeit und Schmerz. daß einige der eleganten Damen auf der Galerie nach ihren spitzen besetzten Taschentüchern griffen. „Diese Proletarier sind doch keine Menschen!" flüsterte die Frau des Richters der Gattin des Staatsanwalts zu..Lassen sich von kleinen Kindern erhalten!" „Ja", nickt« ihre Freundin.„Ich würde doch lieber sterben. als meinen kleinen Ben arbeiten lassen." „Roch einige Jahre," fuhr Mite Rosenfeld fort,„und der Prole- tarierjunge kann Messengerboy werden, chatz, Hätz und noch einmal Hätz! Und das zu einer Zeit, da sich der junge Organismus«nt- wickeln sollte, in den Iahren der Pubektät, da er besonderer Scho- nung bedarf. So, meine Herren Geschworenen , ficht das Leben des Prole- tarierkindes aus. Ich erwähne nicht die Kinder, die in Betrieben arbeiten, oder die vielleicht noch erschöpfendere Heimarbeit verrichten. Ich glaub«, die wenigen Beispiele, die ich angeführt habe, müßten jedem denkenden Menschen genügen. Und nun frage ich Sie, meine Herren Geschworenen , sind die Menschen, die dies- Bedingungen ändern, die den Kindern der Armen ein menschenwürdiges Dasein erkämpfen wollen, wirtlich Verbrecher oder verblendete Wahnsinnige? Kann man einem Mann, dessxn ganzes Leben Rechtschaffenheit, Fleiß und Hingabe war, einen Mord zutrauen, nur weil er die Ungerechtigkeit des kapitalistischen Systems erkannt hat und es ändern will? Der Herr Staatsanwalt behauptet, der Mord an Jack Füller käme in seiner Ruchlosigkeit dem Mord an einem hilflosen, ver- trauensoollen Kinde gleich. Ich bestreite diese Behauptung nicht. Aber, meine Herren Geschworenen , sind die Ausländer, die größten- teils unsere Sprache nicht beherrschen, eingeschüchtert von der Hätz und Unerbittlichkeit des amerikanischen Geschästslebens, nicht auch wie Kinder? Werden sie nicht langsam gemordert durch das schauer- lich« Antreiben in den Betrieben, durch die zu niederen Reallöhn« und— in Staaten und Städten der offenen Werkstatt, durch die von nichts eingeschränkte Willkür der Unternehmer? Lesoi Sie die Statistik der Betriebsunfälle, dann werden Sie vielleicht begreife», daß ein Mensch wie mein Klient gegen diese Morde protestiert hat. Mike Rosenfeld betrachtete die Geschworenen und fühlte ver- zweifelt, daß sein« Worte auf sie nicht den geringsten Eindruck gemocht hatten. Starr, mit feindseligen oder gelangweilten Ge sichtern saßen die Männer da. Man sah ihnen an, daß nur eines sie interessierte:„wann werden wir heimgehen können?" David Gordon saß kerzengerade auf der Anklagebank, seine Augen leuchteten, seine Wangen glühten. Er schien gänzlich ver gössen zu haben, wo er sich befand, focht gemeinsam mit dem Ge nassen und Berteidiger gegen das ungeheuerliche Unrecht, das allen Werktätigen angetan wurde. Was die Presse sorgsam verschwieg, was immer wieder vertuscht wurde, durfte nun endlich vor einer großen Zuhörerschaft ausgesprochen werden- Mike Rosenfeld schnürte etwas die Kehle zusammen, als er den Ausdruck auf David Gordons Gesicht sah. Seine Stimme war nicht ganz fest, da er zum Schluß seines Plädoyers überging. „Meine Herren Geschworenen , durch die Aussagen der Zeugen wurde Ihnen das ganze Leben meines Klienten enthüllt. Ich will Sie nicht daran erinnern, was die Entlastungszeugen gejagt haben. sondern nur daran, wis die hauptsächlichst« Belastungszeugin, Fräulein Crock, über den Angeklagten sagte. Sie hat ihn von seiner Kindheit' an gekannt und hat ausdrücklich erklärt, daß sie ihn für «inen guten Menschen hält, dem kein Verbrechen zuzutrauen ist. Fräulein Crock ist eine überzeugte Quäkerin und kann daher nicht als voreingenommen betrachtet werden. Und nun noch eins: drei Männer hoben ausgesagt, daß der Schneefall um half zwölf ein setzte: als Fräulein Crock das Haus verließ, war der Boden mit Schnee bedeckt: es muß daher, mindesten« dreiviertel zwölf gewesen sein. Mein Klient kann aber von halb zwölf bis ein» ein Alibi erbringen. Es ist demnach unmöglich, daß er den Mord begangen hat. Ich bitte Sie, meine Herren Geschworenen , diese Tatsache in Betrocht zu ziehen, und ich verlange den greispruch für meinen Klienten" Während der letzten Worte hatte sich ein Gerichtsdiener Fräulein Crock genähert und ihr einen Zettel überreicht. Die alte Ouäkerin setzte ihre Brille auf, starrte mst verweinten Augen auf das Schreiben und sprang dann plötzlich von Ihrem Sitz. Ehe sie jemand daran hindern tonnte, war sie bereit» mit ihren kleinen trippelnden Schritten bis zur Richtertribüne gelaufen und rief nun otmelos: „Herr Vorsitzender , einen Augenblick. Dielleicht habe Ich un- wissentlich falsch ausgesagt, mich in der Zeit geirrt. Dielletcht schlug es, als ich erwacht«, nicht elf, sondern zwölf, und ich habe den ersten Schlag, der mich weckte, nickst gehört, nicht gezählt. Um Christi willen. Herr Vorsitzender, mein« Herren Geschworenen , prüfen Sie, verurteilen Sie keinen Unschuldigen, Ich flehe Sie an..." Im Gerichtesoal entstand Bewegung, auf der Galerie schnellten Leute von ihren Sitzen, Mike Rosenfeld war totenblaß geworden. Mamie Lolton packte ihren Mann am Arm: „Mein Gott . Martin, wenn wir das beweisen könnten!" Und»in schönes junges Mädchen mit veilchenblauen Augen biß die Zähne zusammen und murmelt« vor sich hin:«Zwölf Uhr. Er war«», war es ganz bestimmt!" Der Vorsitzende macht« im»rsten Augenblick ein tödlich«r» schrockene» Gesicht, faßte sich aber rasch und herrschte Fräulein Crock an: „Ihre Zeugenaussage ist bereits beendet. Sie hoben hier nichts mehr zu sagen. Wollen Sie sich etwa eines Meineids bezichtigen?" Die alte Ouäkerin starrte ihn verwirrt an. „Ich habe nach bestem Wissen und Gewissen die Wahrheit gesagt", ftannnett« sie.
„Was wollen Sie dann noch?" „Ich kann mich geirrt haben, ich..." ..Schweigen Sie." Der Dorsitzende erhob sich hastig und erteilt« den Geschworenen die übliche Belehrung. Frästjein Crock wankte zu ihrem Sitz zurück. An David Gordon vorbeikommend, blieb sie stehen und streckte beide Arme nach ihm aus: „David, verzeih mir, ich wollte dir nichts Böses tun..." Ihre Stimme brach. David Cordon lächelte ihr zu, sein hartes junges Gesicht wurde gütig und sanft. „Ich weiß es, liebes Fräulein Crock. Machen Sie sich um mich keinen Kummer." „Du bist unschuldig, David, ich weiß es. Gott wird dich retten." David Gordon zuckt« lächelnd die Achseln. „Ob er gegen das große Geschäft aufkommt... ob es nicht auch ihn getauft hat..." Die Geschworenen zogen sich zur Beratung zurück. Der Auge- klagte wurde abgeführt, der Gerichtssaal leerte sich. » Diana Langtrey ging in die gegenüber dem Gerichtsgebäude gelegene Teestube, bestellt« Tee und las, während sie wartete, einen Brief, den ihr ein Knabe zugesteckt hatte, als sie eben die Galerie oerlassen wollte. Der Brief trug keine Unterschrift, aber Diana wußte auch so, von wem die energischen Schristzüge und der kurze Telegrammstil stammten: „Bin da. Habe alte Crock unsicher gemacht. Muß Calmer sprechen. Verdächtige Ralph Phillips. Katholisch« Kirche St. Antonius hält sechs Uhr Abendandachten ab. Schöner stiller Ort. Mach kein« Dummheiten." Rur der letzte Satz verursacht« Diana Langtrey Kopfzerbrechen: „Illegale Alkoholvertäufer gesellschaftssähig." Was bedeutet« das? War es sine Chiffre? Das Mädchen preßte beide Hände gegen den müden Kopf und seufzt«: wenn Brian nur nicht immer von den anderen ebensoviel Verstand und Scharf- sinn oerlangen würde, wie er selbst besitzt. Ralph Phillips— er hatte also schon von Calmer» Aussage gehört— verdächtigte Phillips. Diana Langtrey schüttelte unwill- kürlich den Kopf: sie verdächtigte einen anderen. Freilich tonnte sie ihren Verdacht durch keinen einzigen Beweis erhärten, fühlte ihn Nur rein intuitiv— und Brian O'Keefe, der stets nüchtern und logisch dachte, wird diese IntUMon ntchä öTwrfetnftn;■»'
Mike Rosenfeld stand mit den Bostons mst» den Halls vor dem Gerichtsgebäude. „Was wohl geschehen ist, um Fräulein Crock plötzlich unsicher zu machen?" fragte Mamie Bolton. Mike Rosenfeld zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Aber die Tatsache, daß sie ihre Aussag« nicht mehr aufrechterhält, dürste ausnahmsweise«ine Revision des Pro- zesses ermöglichen." „Gott sei Dank!" „Auch eine Revision dürfte nichts nützen. David kann froh sein, wenn er mit zwanzig Iahren Zuchthaus wegkommt", meinte Ben Holl düster. Die Leutb begannen in den Gerichtssaal zurückzuströmen. Alle sahen aufgeregt aus. Wie wird das Urteil lauten? Calvin Füller nahm als einer der ersten seinen Platz wieder ein. Er war blaß und das unruhige Zwinkern seiner Augen verriet groß« Nervosität. Rur als er Diana Langtreys Blick begegnete, die ihm von der Galerie herab zuwinkte, lächelt« er und feine Züge hellten sich auf. Der Angeklagte wurde in den Saal zurückgeführt. Er war ruhig und gelassen, weit ruhiger als alle übrigen, sowohl Freunde als auch Feinde. Die Tür zum Berawngszimmer der Geschworenen össnete sich, einzeln, langsam und feierlich traten die Männer heraus und schritten an ihre Plätze. Der Gerichtshof erhob sich, um die Urteilsverkündigung anzu» hören. Der Obmann der Geschworenen räusperte sich, dann tönte seine Stimme durch den Saal: „David Gordon ist von uns einstimmig des Mordes an Jack Füller schuldig befunden worden... zum Tod durch den elektrischen Stuhl verurteilt..." Totenstille herrschte im Saal. Der früh« Winterabend war bereits hereingebrochen. Das elektrische Licht schien mit einemmal trüber zu brennen. Der elektrische Stuhl in Columbus warf seinen ungeheuren Schatten über den ganzen Saal und erfüllte ihn mit Nacht und Grauen. Schnee. „Schnee, alles dreht sich hier um die Zeit, da der Schneesall eingesetzt hat", sprach Brian O'Keefe und zündete sich«ine Zigarette an. Das Fullersviller Verteidigungskomitee, bestehend aus Mike Rosenfeld, Mamie und Martin Bolton, Ben Hall und seiner Frau. Iänos Komor und Mario Benito, haste sich an einem sicheren Orte versammelt. Auch zwei„unossizielle" Mitglieder hatten sich ein- gesunden: Brian O'Keefe und John Calmer. „Die alte Crock hat ihre Aussage zurückgezogen", sagte Ianos Komor.„Und da eigentlich sie die einzige wichtige Belastungs- zeugin ist, müßte dem Antrag auf Revision stattgegeben werden." „Müßte, müßte!" höhnte Jane Hall.„Denkt doch an Sacco und Vanzetti." „Ich weiß nicht," warf der etwas schwerfällige Martin Bolton «in, der unter den Genossen, dafür berühmt war, daß er am Feier- abend etwa zwanzig Zeitungen las und stets über alles informiert war,„ich weiß nicht, ob das Gericht nicht dennoch einen zweiten derartigen Fall vermeiden möchte.— zumindest in den nächsten sechs Monaten. Wenn wir einwandfrei beweisen könnten, wer den Mord begangen hat �7."(Fortsetzung folgt.)
Rätsel- Ecke des„Abend".
Silbenrätsel.
Aus den Silben a a a a an ant bahn be bes bra büf da da da del den don dres e e ein el en er eu fel ga g« g«l go gru grund gu ham her j i t» ki lau len li mi mi mu, na na n« ne net ni ni no nuch ral sa san ser s«r si sta stein te ter ti ti tri un vo wald wat weiß sind 24 Wörter zu bilden, deren Anfangsbuchstaben und die dritten Buchstaben von oben nach unten gelesen ein Zitat von Spinoza ergeben.— Di« Wörter bedeuten: 1. Männlicher Vorname: 2. Dinosauriergattung: 3. Deutscher Physiker: 4. Ver- band»materlal: L. Staat in Afrika : 6. Weiblicher Vorname: 7. Sumpfhühner: 8. Blum«: 9. Musikinstrument: 10. Verkehrs- mittel; 11. Vorort von Berlin : 12. Weiblicher Vorname: 13. Japanisch« Hasenstadt: 14. Kunstrichtung: 15. Nebenfluß der Elbe: 16. Dienstgrad: 17. Stadt in Italien : 1». Deutsche Stadt: 19. Bibl. Person: 20. Staat in Südamerika : 21. Gartenhaus; 22. Haremswächter: 23. WWrind: 24. Kaffeehaus in Frankreich . — kr.— Kreuzworträtsel. Wagerecht: 1. Orientalischer Name: 4. altes Gewicht:
6. Schlingpflanze: 7 Getränk: 9. Behörde: H. Schicksal: 13. Planet: 14. eiförmig: 15 lüssigkeit: 17 Widerhall: 19 on: 21. Teil einer Pflanz«: 22. Teil de» Drama»: 23. Le- bensbund— Senkrecht: 1. Vogel: S- Fluß: 2 männl Vorname: 4 weibl Vorname: 5. Handlung: 8. männl. Vor- nam«: 10. Küstenstadt von Florida : 11 männl. Vorname: 12 Sonnengott: 16 Tier: 17. biblische Person: 18. geographischer Begriff: 20. Wasseransammlung,(ch--- 1 Buchstabe.)
19.
Marchen�eswltz
Oiamanträtfel. Die Buchstaben find so zu ordnen, daß die wogerechten Reihen folgendes ergeben: 1. Konsonant: 2. Altes Maß: , 3. Deutscher Hasen: 4. Ruhe- zustand eines Volkes: 6. Meeres- tiere: 7. Mathematisch« Linie: 8. Siedlung: 9. Konsonant. Die mittelste wagerechte und die mittelste senkrechte Reihe nennen gleichlautend«inen lintsrheini- fchen Badeort. � er. Kopfwechsel. Im Rheinland ist B—«ine große Stadt, die reiche Industrie, viel« Arbeiter hat. Die F— dagegen brauchen andere Kraft: da wird in Ackerbau und Viehzucht geschafft. Zu Festlichkeiten sind hübsch« C— sehr begehrt. und C— man auch gerne als Oper hört. Ganz ohne Kopf! Mit den Leuten ist's schlecht bestellt. E» mangelt ihnen Haus und Hof und Gut und Geld. sb. (Auflösung der Rätsel nächsten Mittwoch.)
Auflösung der Rätsel aus voriger Nummer. Silbenrätsel: 1. Aorschach: 2. Cssipow: 3. Ztata: 4. Cherusker : 5. Suarez: 6. Bober: 7. Annunzio: 8. 7lationalii.it: 9. Ileroberg: 10. Crato. 11. Rübezahl : 12. Siegfried.— Reichs- banner Schwarz-Rot�lold. Kreuzworträtsel. Wogerecht: 1. Macdonaid: 6. Helot: 8 Rat: 10. Zoo: 12. Art: 13. Spa: 14. USA : 15. Eta: 17. Ems: 19, Tprz 21. Moral; 22. Henderson.— Senkrecht: 1. Metz : 2 Der: 3. Olaf: 4. Not: S. Dort: 7. Roste: 9. Drama: 11. Opa: 12. As«: 15. Elch: 16. Lore: 18. Sohn: 19. Tod: 20. rar. Pöfselsprung: Ein ungestörtes Glück verlangen, heißt Mondenlicht mit Netzeic fangen, den Sonnenstrahl mit Ketten fesseln, und Rosen fordern von den Nesseln.(Otto von Leixmr.) Ergänzungsrätsel: 1. See: 2. All: 3. Amt; 4. Rot; 5. vilz: S. Ruß: 7. Obst: S. Land: g. Last: 10. Cid: 11. Mord.— SaarprpbUm.- Fullrätfal: J. llngermünd»: 2. Mangtlholz: 3. Orang- Uiang: 4. Eilongebot: 5. Wertangabe: 6. Platzangst; 7.«lutorange: 8. Chorgesang. Buchstabenrätsel: I. Sur: 2. As«: 3. Rot: 4. Co{; 5. Co»; 6.(Eoa; 7. Snu; 8. Ida: 9. Cta; 10 Jlot.— ftori Legten. Geographisch« s: 1. Dresden : 2. Aachen :- 3. Sagau: 4. Rottbor: s. Osfenbach: 6. Ihorn: 7. Essen: 8. Werder ; 9. Im't-r. bürg; 10. fiberfdbt 11. Aaumdurg.— Da» rate Wien .
V