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Nr. 3SS» 46. Jahrgang Dienstag, 27. August 4929 Qraf SBeppelin" in£os Angeles. Weilerflug nach Xakehurst für heule früh vorgesehen.
Los Angeles  . 26. Augnst. Nachdem bei der Landung des.,G ras Zeppelin" die ersten Haltetaue um 14.16 Uhr er- griffen worden waren, ist das Luftschiff um l 4,46 Uhr am Ankermast festgemacht worden. Der Weiterflug wurde auf 11 Uhr heute abend, das hciht 8 Uhr früh MEZ. des 27. festgefetzt. Die Landung. Los Angeles  , 26. August. Einer Silberwolkc gleich näherte sich derTraf Zeppelin" kurz vor 5 Uhr amerikanischer Zeit im Licht der ersten Sonnen- strahlen vom Norden her dem Flugplatz und steuerte, immer tiefer gehend, dem A n k e r m a st zu. Um S.VS Uhr wurde das Geräusch der Motoren schwächer, offenbar, weil einige Motoren a b g e st e l l t waren. Das Luftschiff senkte sich langsam der Erde zu, und um 5. IS Uhr wurde das erste Haltetau von der Bodenmannfchast er- faßt. Damit hatte also der.Traf Zeppelin" den Kontakt mit der amerikanischen   Erde hergestellt. Der Bug des Riesen- fchiffes wurde sodann langsam dem Ankermast zugeführt. Der erste Versuch, das Schiff am Mast festzumachen, mißlang. Es wurde nochmals zurückgenommen und dann wieder langsam vor- märtsgezogen. Um S.4l> Uhr hatte derGraf Zeppelin" am Lan- dungsmast festgemacht. Wenige Minuten später verließen Lady H a y und Sir Hubert W i l k i n s als erste Passagiere die Gondel.
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Lös copz'iigm 1929 by Gustav Klepenheucr Verlag A-G Berlin  
Das Revier wird immer musterhafter' Zur heimlich fluchenden Verzweiflung seiner Untergebenen hat Lipp in einem Winkel er läßt keinen des Dorfes undurchftöbert einen Haufen gerollter Tapeten gefunden. Eine prächtige hochrot mit Gold ist darunter und in reichlicher Menge vorhanden. Ein Unteroffizier, von Beruf Tapezierer, muß sich der Sache anehmen l er kleistert drauf los, daß der Mehl- brei über den Boden trieft. Das nötige Mehl ist von der Feldküche nach Kämpfen mit dem Koch, dem immer dürstigere Rotionen zur Berfügung stehen, erbeutet worden. Mit dem goldrot tapezierten Raum im Parterre hat Lipp etwas Besonderes vor. Er macht aus ihm eine richtig- gehende, elegante Friseurstube mit großen Spiegeln, Arm- fesseln. Marmorplatten, Flakons und Aschenschalen. Es ist ja noch alles vorhanden in diesem Nest, man muß nur Macht- worte durch den Ortskommandanten sprechen lassen, der sie gerne spricht. Und wenn wirklich etwas nicht aufzutreiben ist, wie die genügende Zahl von Spucknäpfen, so fetzt man sich ins Wagerl und requiriert in der Nachbarschaft. Uebrigens hat das Wagerl, als man es nach der Somme wiedersah, eine böse Enttäuschung herangefahren. Der mäch- tige Schmalztiegel sollte eines Tages in Aktion treten. Er war da, nicht weniger als die Bibeln, und die Porzellanteller, er war wiederhost kontrolliert worden, indem man seinen Deckel losband und hineinschaute. Stets war die gelbe, glänzend starre Oberfläche unpersehrt. Aber wie man ihn nun vom Wagen hob und Fett zum Backen von Pfannkuchen entnehmen wollte, da brach man sogleich mit dem Löffel durch dünne Oberschicht ins Leere: von unten her, nach kunstvoll zerschlagenem Boden, war der ganze Innenraum ausgehöhlt worden Ergebnis gewissenloser Diebereien, wie der Stabs- arzt schäumend meinte Schamlosigkeit des Hannes, dem es an soldatischer Zucht immer mehr gebreche. Ueber diese Enttäuschung findet er sich am besten weg
Ozean in ununterbrochener Fahrt überquert. Den weitaus schwie- rigsten Teil der Wellrundfahrt haben Sie somit bezwungen. Zugleich im Namen des Herrn Reichspräsidenten   und der Reichs- regierung spreche ich flapitän und Besatzung die h e r z l i ch st e n Glückwünsche zu dieser für unser ganzes Vaterland hoch- bedeutsamen Fahrt aus. Di« Heimat ist voller Z u v e r- ficht auf die glückliche Beendigung Ihrer Fahrt und voller Stolz auf Sie und Ihr Werk." Die Weiterfahrt. LosAngelee. 26. August. Dr. Eckeuer hat funkenlelegraphisch milgeleilt, er hoffe i u n e r. halb 30 Stunden nach der Landung in Los Angeles   den Flug fortzusetzen, wie dazu ergänzend verlautet, dürfte die Flugroute El Paso   Kansas St. Louis Chikago Eleve. la nd Lakehurst gewählt werden. Die Flugzeit Tokio   Los Angeles   wird hier mit 75 Stunden
durch Ablenkung, durch den ganzen Einsatz seiner Person für das herrlich gedeihende Wert des Reviers, dessen Höhepunkt jener komfortable Rasierraum ist, mit einem Kabinett einem Juwelen kästchen! für Offiziere und Offiziers- aspiranten. Nun sitzt also der Soldat vor blitzendem Glas, legt die zerfranste Halsbinde auf polierten Marmor und den Kopf gegen Lederpolsterung und kann im Spiegel das eigene zer- mürbte, verdrossene Gesicht und die durchlöcherte, vom Regen ausgelaugte, verschrumpelte oder verbrannte Uniform ein- gehend betrachten. Nach Vollendung des Reviers ruht Lippe endgültig aus. Um die Insassen kümmert er sich weniger denn je. Er sorgt dafür, daß ständig einer seiner Aerzte ihm diesen Dienst ab- nimmt. Er selbst ist beschäftigt mit dem eigenen Heim und mit Geselligkeit. Er hat hochnobles Quartier: ein smyrnateppich- belegtes großes Parterrezimmer mit Nippesfiguren, Kon- solen und einem Harmonium: ein Schlafkabinett: eine Dienst- botenkammer für den Burschen: eine Küche, in der eifrig ge- braten und gesotten wird. Eine Französin, junge Berg- arbeiterfrau, kocht für ihn. Sie kocht hübsch und mit der Begabung, die ihrem Volke für Speisenzubereitung eigen ist. Sie wohnt nicht in dem Haus, dessen Führung sie übernommen hat auf Geheiß des Ortskommandanten. Sie wohnt mit chrer Mutter und ihrem zweijährigen Kinde in einem alten kleinen Arbeiterbau am Rande des Ortes, zerbröckelnd, völlig verwahrlost fett Kriegs- beginn, am Zusammenfallen, ohne daß eine Granate es je beschädigt hätte. Märguerite Lacroix heißt sie, ist blond und lang, von zartem Rot überhaucht und blauäugig, und könnte ebensogut ein norddeutsches Dienstmädchen sein, hätte sie nicht ihre sehr bewegliche Miene und ihre starke Neigung zu spöttischer Schlagfertigkeit. Sie ist zustieden mit ihrem Posten: die Küche wirft Essen ab für sie und das Kind. Jeden Morgen um acht sieht Funk sie an seinem Fenster vorbeikommen. Er sitzt und arrangiert den täglichen Sani- tätsrapport, der, von Lipp unterschrieben, an den Komman- deur von Avion   abgeht mit Hilfe einer losgelassenen Or- donnonz, die keine Minute nach neun Uhr drüben einlaufen darf. Diese Dinge müssen immer noch am Schnürchen gehen wie in der Garnison zu Friedenszeiten. Funk sieht Märguerite Lacroix vorbsiwehen, sie lächelt zu ihm herein mit großem roten Mund, die blaue Schürze
Z Minuten und die Durchschnittsreisegeschwindigkcil mit 80 Meilen die Stunde errechnet. Das Echo in Paris  . Paris  , 26. August.(Eigenbericht.) Di« Ueberquerung des Stillen Ozeans durch den Zeppelin hat in Paris   ein geradezu überschwengliches Echo gefunden.. Es scheint, daß die wiederholten Glanzleistungen desGraf Zeppelin" das traditionelle Vorurteil der Franzosen gegenleichter als Luft" im allgemeinen und gegen die deutsche Luftfahtt im besonderen beseitigt haben. So schreibt derPetit P a r i s i c n", die Pazisicfahrt des Zeppelin habe definitiv bewiesen, daß bei Trans- ozeanflügen und Flügen über lange Distanz im allgemeinen dem Luftschiff der Vorrang über das Flugzeug gebührt. Paris   S o i r",L i b c r t 6" undI n t r a n s i g e a n I" widmen außer den sachlichen Leistungen des deutschen Luftschisses auch dem Führer wärmste Motte der Anerkennung.
die Dampfventile aufzudrehen. Allerdings scheint der Heizer «inen Nervenzusammenbruch erlitten zu haben, da man ihn später völlig zusammengebrochen auffand. Inzwischen ist einer der beiden noch nicht rekognoszierten Toten nunmehr ermittelt warben. Es handelt sich um den ins Krankenhaus von Buir schwer verletzt eingelieferten L« d e r m a n n. der sich auf der Durchreise von Marseille   nach Polen   befand. Oer amtliche Bericht. Köln  , 26. August. Ueber das Eisenbahnunglück bei Buir wird folgend« amtliche Meldung ausgegeben: v 23 sollte als erster Zug am 25. August in Bahnhof Buir wegen Brllckenumbaucs in Buir-Soindorf in das Ueberholungsglei» geleitet worden. Bei der Ad- lenkung fand die Entgleisung statt. Lokomotive, dahiner Post- sowie Packwagen und fünf v-Zugwagen stürzten um und wurden I i' weise ineinandergeschoben. Hierbei wurden der itzuck meister, die Dienstfrau und zwölf Reisende getötet. In Kranken- häufern befinden sich 21 Berletzt«, darunter der Lokomotiv  - sührer und Zugführer. Aerztliche Hilf« war sofort in reich- lichem Maße zur. Stelle, ebenso Samariter und H i l f s m a n n- s ch a f t e n. Die Alarmierung und Heranführung der Hilfszüge von Düren  , Köln  -Deutzerfeld, Köln-Betriebsbahn- Hof und Aachen   erfolgte in der vorgefchttebenen Zeit. Die Ursache der Entgleisung ist zu schnelles Durchfohren der Ab- lenkungsweiche in Buir. Dies ist mutmaßlich in erster Linie ans mangelhafte Verständigung des Lokomotivpersonals zurllckzusühren. Die Untersuchung ist im Gange. Das beteiligte Personal war nicht übermüdet. Die Aufräumungsarbeiten sind sehr schwierig. Eingleisiger Betrieb wird voraussichtlich im Laufe des 27. August wieder aufgenommen. Bis dahin wird durchgehender Verkehr durch Umleitung, Lokalvcrkehr durch Pendelzüge und durch Postautobusse zwischen Düren   und Buir aufrechterhalten.
über der flachen Brust, sehr hübsch, ein bißchen schwindsüchtig. das blonde reichliche Haar vielfältig geflochten als Krone auf dem Kopf. Da eilt sie hin, langbeinig, mit schön geformter Hüfte, dreht sich zurück und schneidet eine übermutige witzige lockend? Grimasse. Eine Viertelstunde später trägt Funk seinen Rapport nicht ungern hinüber zu Lipp, denn er weiß, daß Märguerite ihn begrüßen und jour, M'sieur" plappern wird. Es ist übrigens unzweifelhaft, daß auch der Stabsarzt sie gerne sieht. Sein Gemecker hat kavaliermäßige Untertöne. Er wirst forsche Glitzerblicke über die Hakennase. Das schwarze Spitzbärtchen läßt er in der Rasierstube sorgfättiger zurechtstutzen. Ihr entgeht natürlich nicht, wie es um ihn bestellt ist, und sie wagt sich mit bestem Instinkt bis an die Grenze des Schabernacks, den sie ihm zumuten kann. Funk steht im Zimmer, es ist schon halb neun, der Bote nach Avion muß mit dem Rapport sogleich davonrasen, sonst kommt er zu spät. Aber Lipp liegt in seinem Kabinettchen noch im Bett. Bitte, wecken Sie den Herrn Stabsarzt," raunt Funk. Er muß das da gleich unterschreiben." Märguerite legt einen Finger an ihre vollen Lippen und schleicht zur Tür. Sie pocht, sie öffnet einen Spalt und flüstert wichtig hinein:Od lUonsisur Läpp, venoz donc vitf, Monsieur le colonel est!" Funk hört unterdrücktes GefluchBluatsakra!" und das Gekrach eines Bettes, das jprungartig verlassen wird. Er ist enstetzt über die Keckheit der Französin, will hinzueilen und aufklären, aber sie huscht um den breiten Tisch herum und hält einfach mit ihrer großen Hand seinen Mund zu, mit der anderen seine Schulter fest. Sie hat erstaunliche Kräfte, diese schmale Arbeiterfrau aus dem Bergwerkbezirk. Ehe Funk sich befreit hat, poltert schon die Tür auf, und Lipp setzt sprungartig heraus und in einem Schwung zur tiefen Verbeugung an. Er hat den Militärmantel übergezogen und notdürftig zugeknöpft: aus hochgeschlagenem Kragen, der karminrot leuchtet, steigt sein unsicherer, schnell zurechtgekämmter Geier- köpf. Er ist mit nackten Beinen in die Reitstiefel gefahren. So gleicht er einigermaßen einem gerüsteten Krieger. Märguerite schüttet sich aus vor Lachen, sie krümmt sich anmutig. (Fortsetzung folgt.)
Lady Hay rief den Umstehenden zu:Zch freue mich, wieder in Amerika   zu sein." wllkins erklätte:Es war eine pracht­volle Fahtt, ein wundervolles Erlebuis." Die Begeisterung des Publikums, das zum großen Teil die ganze Nacht hindurch auf dem Flugplatz ausgehartt hatte, kannte keine Grenzen. Schon vor der Landung hatte sich ein Z u g gebildet, der unter Vorantritt einer Musikkapelle um den Festplatz herum paradierte. Der Gouverneur von Kalifornien  , der Bürgermeister von Los Angeles   und zahlreiche Vettreter der Behörden und Körperschaften hatten vor dem Verwaltungsgebäude des Flugplatzes, wo die offizielle Begrüßung stattfinden soll, Auf- stellung genommen. Hunderte von Pressepholographcn und Kamera- leutcn versuchten die Absperrungslinicn zu durchbrechen, wurden jedoch von der glänzend disziplinietten Staatsmiliz, die einen Kardon um den eigentlichen Landungsplatz bildete, zurück- geholten. Zahlreiche buntgeschmückte Autos waren bereitgestellt, um die Passagiere und die Führer des Luftschiffes nach der Emp- fangshalle zu bringen. Im weiten Umkreis von dem Lustschiff wimmelte eine unübersehbare Menge, die immer wieder spontan in begeisterte Rufe ausbrach. Während des Landungs- Manövers umkreisten sechs Marineflugzeuge das Landungs feld. Ein kleines Luftschiff vom sogenannten.Blimp"-Typ schwebte einige Augenblicke lang gerade über dem Zeppelin und bildete einen merkwürdigen Konttast zu dem riesenhaften Weltumsegler. In- zwischen mar die Sonne über die Berge aufgestiegen und über- strahlte das unvergeßliche Bild. Oer Glückwunsch des Reiches. Anläßlich der Landung des LuftschiffesGraf Zeppelin" in Las Angeles sandte Reichsverkehrsminister Dr. Stcgerwold folgen- des Telegramm an Dr.. Eckcner:Noch Ueberwindung der größten über Asien   führenden ersten Teilstrecke haben Sie mit Ihrem Luftschiff nun auch als erstes Luftfahrzeug den nördlichen Stillen
Vierzehn Tote in Buir. Wie der pariser Expreß entgleiste.
Zu der EisenbahnkataftrophebeiBuir wird von amtlicher Seite mitgeteilt, daß sich die Zahl der Toten inzwischen auf14erhöht hat. Bon den Schwerverletz- ten ist Leopold L o w t o w ans Poitiers   gestorben. von denvierTolen.die man bei den Aufräumungsarbeilen unter den Trümmern des Zuges gefunden hat. sind bisher drei identifiziert worden, und zwar Handell es sich um den Kaufmann Atthur Meyer an» Berlin- Schöneberg  . Berchte»- gadener Str. 35, den Mollreiseuden Morris G i s h i n e. London   und den Assessor der polnischen Staotsbahn Oelzielski aus Warschan. Vicht   identifiziert ist bisher die Leiche einer Frau, deren Wäsche Monogramme trägt, die man alsE. S.",<£. ffi." oder ,.E. E." gedeutet hol. Das Chaos an der Ltnglücksstätte. Schwierige AvftäumungSarbeiten. Köln  . 26. August. Am Montag bietet die U n g ck s sie ll c, wo der v-Aug Paris   Warschau   entgleiste, fast noch das gleiche Bild wie am Un- glückstag. Die Aufröumungsarbeiten kommen bei dem furchtbaren Chaos auf der Unylücksstelle mir langsam voran. Inzwischen tonnte man die Lokomotive aufrichten, jedoch hat man in Breslau   einen großen Kran angefordert, um die Maschin« aufzugleisen. Es schwirren an der llnglücksstelle Gerüchte umher, daß sich unter den Trümmern eines Eisenbahnwagens noch ein Kind befindet. Wie Augenzeugen berichten, hat der Heizer der Loko- motive, der unverletzt blieb, durch feine Geistesgegenwart vielleicht noch größeres Unglück verhindett. Sofott nach dem Unglück hatte er sich daran gemacht, das Feuer unter dem Kessel zu l ö f ch e n und