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Nr. 445 46. Jahrgang

3. Beilage des Vorwärts

Wie man nicht sanieren darf.

Die Belastung der Gemeinden.

Die Vereinigung der Dezernenten der Wohlfahrts- und| hätten vom Wohlfahrtsamt 350 Fälle neu aufgenommen Jugendamter der Rheinproving hat in Form einer werden müssen. Für Bonn   lauteten die entsprechenden Ziffern Dentichrift eine Warnung an den Reichstag gerichtet, nicht durch 70 und 400, für Effen 721 und 2520, für Röln 600 und 100. die in Aussicht genommenen Leistungstürzungen in der In den Städten Aachen  , Bonn  , Dresden  , Essen, Köin, Mülheim  Arbeitslosenversicherung die gemeindliche Wohlfahrts-( Ruhr), Koblenz   und Trier   hätten auf Grund des Erlasses über pflege unerträglich zu belasten. Krisenfürsorge 1642 Fälle aus der Wohlfahrtspflege an das Arbeits­amt abgegeben werden können, dafür hätten jedoch die Wohlfahrts­ämter 5026 Fälle dom Arbeitsamt übernehmen müffen.

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Die Berlängerung der Sperrfrist so wird in der Denk­so wird in der Dent­fchrift ausgeführt bringt zweifellos die in Frage kommenden Arbeitslofen ohne Ausnahme in die gemeindliche Wohlfahrtspflege. Im Fall der berufsüblichen Arbeitslosigkeit lei bisher Krisenunterstützung gewährt worden. Obwohl der Arbeitslose nuns mehr nach der Novelle Arbeitslofenunterstügung erhalten solle, würde die Belastung der Gemeinden dennoch erheblich höher. In einer Stadt sei fie allein mit 25 000 m. jährlich aus dieser einen Aende­rung ermittelt worden. Die Aenderung der Bestimmungen über die Bartezeit merde bestimmt eine erhebliche neue Belastung der Gemeinden zur Folge haben. In einer Stadt jei ermittelt worden, daß bei der für Ledige jetzt geltenden siebentägigen Bartezeit 6,4 Proz. der Arbeitslosen Bohlfahrtsunterstügung erhalten, daß sich aber dieser Prozentsaz auf 26,2 Proz. erhöht, menn Ber­längerung auf 14 Tage erfolgt Die etwaige Berkürzung der Warte­

Wenn bei der Invalidenversicherung heute noch immer Reichszuschüsse zu den Renten gewährt werden, dann sei 25 nichts Außergewöhnliches, wenn auch dem jüngsten Zweig der Sozialversicherung, der Arbeitslosenversicherung, menigstens in der ersten Zeit des Bestehens, Reichszuschüsse gegeben werden.

Sonntag, 22. September 1929

Hugenberg   geht unter die Proleten.

Die Kommunisten bekommen Konkurrenz.

Jm Lokal- Anzeiger". zitiert ein deutschnationaler Landtags­abgeordneter einen gewissen Richard Bie, der ein Buch verbrochen hat. Aus diesem Buche werden den Lesern des Lokal- Anzeiger" u. a. folgende Säße rühmend zitiert:

Als ob das Kapital sich mit dem rein technischen und nüch ternen Borgange feiner Verzinsung begnüge. Das Kapital iſt aber fein solches Abstraftum. Hinter ihm verbergen sich Men­ichen, Gruppen, Befehlshaber, Industrieherren, Börsengenerale, Unternehmer und Führer. Nicht das bloße 3insgeschäft, sondern das ganze primitive Gefühl des Besigstandes, das Ge­jühl der Pfändergewalt und der Verachtung für die Un­terlegenen, der Reiz an der Botmäßigfeit, Unterwerfung und Dienstbarkeit des besiegten Gegners, nicht reine Handels­gefühle beherrschen das sogenannte internationale Kapital... sondern reine Wifingergefühle, Raubgefühle, Machtgefühle, Sieggefühle."

Man sieht, Hugenberg und seine Trabanten tönnen sehr starte Ausdrücke gegen die Kapitalisten gebrauchen. Freilich meint Herr Bie damit nur die ausländischen Kapitalisten. In Deutsch  land find bekanntlich die Kapitalisten wahre Musterknaben.

Herr Hugenberg hat ja schon vor Wochen angekündigt, daß er unter die Proleten gehen will. Mit diesen Zitaten scheint seine proletarische Tätigkeit zu beginnen. Die Kommunisten bekommen Konkurrenz. Auf die Fortsetzung fann man gespannt sein,

Die Kopfzahl der in Fürsorge der Wohlfahrtsämter be­findlichen Arbeitslosen stieg, wie die Dentschrift feststellt, in Aachen   in der Zeit von 1927/28 von 7987 auf 12 664, in Duisburg  von 30 234 auf 47 937, in Effen von 25 186 auf 43 604, in Köln  von 14 247 auf 18 192. Unter allen in der Fürsorge der Wohlfahrts ämter befindlichen Personen waren 1928 in Aachen   56 Proz. voll­arbeitsfähige Arbeitsloje, in Duisburg   69,3 Pro3., in Köln   44 Proz. Aus diesen Zahlen, die ja nur einen Ausschnitt geben, geht flar zeit auf drei Tage für Arbeitslose mit vier und mehr familienzu hervor, daß der Versuch, auf dem Bege des Leiſtungsabbaues die Schiedsspruch für Metallformer. Berwendung von öffentlichen Geldern für Arbeitslose hintanzu- Montag Urabstimmung in den Betrieben. halten, ein Trugschluß ist. Wenn die gegenwärtigen Bestimmungen bereits ein solches Anwachsen der Wohlfahrtsunterstützungen zur Folge haben, so müßten die neuen Vorschläge zu einer Finanz­fatastrophe der Städte führen.

schlagsberechtigten Angehörigen bringe feinen Ausgleich.

Die bisherigen Erlasse zur Aenderung der Krisen fürsorge hätten für die Gemeinden keine Entlastung gebracht. In­folge des jüngsten Erlaffes habe sich die Zahl der Arbeitslosen beim Wohlfahrtsamt in Aachen   3 2 um 50 Fälle ermäßigt, tagegen

Der Streit der Reparationsarbeiter. Wie deutsche Behörden Arbeiterverträge machen.

Seit dem 2. September streifen beim Kanalbau in Lothringen  die deutschen Reparationsarbeiter. Die bestreitten Baufirmen machen die größten Anstrengungen, um die Arbeitspläge mit Streitbrechern zu besetzen. In allen Teilen des Reiches sind Berber tätig, um Streifbrecher für Lothringen   anzuwerben. Auch verschiedene Bürgermeister, von Städten und Dörfern in der Pfalz  , im Kreuznacher   Bezirk und im Saar­gebiet find den Unternehmern behilflich. Die Wohlfahrts empfänger werden von den Bürgermeistern. aufgefordert, beim Kanalbau in Lothringen   Arbeit anzunehmen! Man besorgt den Streitbrechern kostenlos die Pässe und versieht sie mit Fahr farten für die Reise zum Arbeitsplay. Bis jetzt sind etwa 900 Arbeiter als Streitbrecher angeworben worden. Ein großer Teil davon kehrte jedoch, nachdem er aufgeflärt war, wieder in die Heimat zurüd. Immerhin ist es den Unternehmern gelungen, rand 500 Arbeiter beim Randbau nis Streitbrecher zu beschäftigen. Diese Arbeiter sind mittels verfchloffener Wagen aus dem Gaargebiet nach den Bauffellen transportiert worden.

Bei der organisierten Arbeiterschaft Saarbrückens spricht man offen davon, daß die Stadt jetzt so ziemlich von allen Edenstehern und ähnlichem Gesindel befreit fci, da die Mehrzahl dieser Leute Kanalarbeiter geworden feien. Freude wird dieses Menschenmaterial den Bauunternehmern in' Lothringen   bestimmt nicht bereiten. Verschleppung

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das war von allem Anfang an das Ziel der Bauunternehmer. Bereits Anfang Mai hatten sich die Bau­arbeiterverbände an das Arbeitsministerium gewandt und darum gebeten, Berhandlungen zur Regelung der Arbeitsverhältnisse der Reparationsarbeiter einzuleiten. Nach langem Hin und Her fam es dann Ende Juli im Arbeitsministerium zwischen den Parteien zu Berhandlungen. Sie verliefen refultatios, weil der Ribau" ( Reichsverband   industrieller Bauunternehmer) absolut nicht für eine Berständigung zu haben war. Die Bertreter des Reichsverbandes erflärten fed, die Schilderung der Gewerkschaftsvertreter über die Arbeitsverhältnisse der Reparationsarbeiter fet unwahr.

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diesen Umständen blieb schließlich nichts anderes übrig, als durch eine besondere Kommission die Beschwerden der Repa rationsarbeiter an Ort und Stelle nachzu prüfen. Bevor die Kommission aber abreiste, war den Arbeitern der Geduldsjaden gerissen. Geschlossen traten die 1200 Arbeiter in den Streit.

Das ist nur zu begreiflich. Da ist zunächst die schlechte Entlohnung: 73-78 Bf. für Erdarbeiter, 99 Pf. für Fach arbeiter. Von diesem Lohn wird den Arbeitern täglich 1,50 m. für Morgenkaffee, Mittag und Abendmahlzeit abgezogen. 3 Franfen erhalten sie täglich in bar oder in Blechmarken, die nur in der Kantine umgesetzt werden können. Dafür sollen sie sich Brot, Frühstück und Vesper kaufen. Daß der Mensch auch noch andere Bedürfnisse hat, Tabak oder einmal eine Flasche Bier kaufen will, daran hat man nicht gedacht. Dazu kommt die brutale Be handlung, die schon mehrmals zu kurzen Arbeitseinstellungen geführt hat.

Wenn die Arbeiter an die Kantine gebunden sind und nicht mehr als zwei Mart täglich dort ausgeben können, so liegt die Schuld. daran nicht so sehr an den Unternehmern, als pielmehr an den deutschen   Behörden, die beim Abschluß der Bauverträge diese Bestimmungen vereinbart haben. In diesen Verträgen ist auch festgelegt, daß die Nahrungsmittel, die in den Kantinen verbraucht werden, zum größten Teil aus Deutschland   bezogen werden müssen. Den Reparationsarbeitern tommen also nicht die etwas billigeren franzöfifchen Lebensmittelpreise zugute, sie müssen die deutschen Lebensmittelpreise und dazu den franzö fischen 3ollaufschlag zahlen. Die Mahlzeiten sind ganz unzureichend, die Arbeiter hungern einfach.

Die deutschen   Behörden haben also bei der ganzen Angelegen­heit eine recht sonderbare Rolle gespielt. Von der Kommission, die unter Führung eines Vertreters des Reichsarbeitsministeriums die Zustände an Ort und Stelle prüfen sollte, hat man nichts mehr gehört. Wir sind der Meinung, daß es für das deutsche Reich befch ä mend ist, wenn solche Zustände bei Reparationsarbeiten einreißen fönnen. Die Arbeiterschaft aber muß ein wachfames Auge auf die Werbetätigkeit der Unternehmer und ihrer Helfer richten. Anwerbungen von Arbeitern für die Reparationsarbeit in Lothringen   müssen unter allen Umständen ver Unterhindert werden.

Auf Beschluß einer Branchenversammlung der Berliner   Metall­former war das Lohnabkommen für diefe Gruppe zum 1. September gekündigt und eine Erhöhung der Löhne um 10 Pf. pro Stunde gefordert worden. Da die Verhandlungen mit den Unternehmern resultatslos verliefen, wurde der Schlichtungsausschuß angerufen. Diefer fällte am 16. September einen Schiedsspruch, monach alle Löhne ab 16. September um 4 Bf. pro Stunde und die Affordpreise um 3 Broz aufgebessert werden sollen. Das Lohnabkommen soll bis zum 31. August 1930 gelten.

Mit diesem Schiedsspruch beschäftigte sich am Freitag abend im Berliner   Gewerkschaftshaus eine gut besuchte Branchenversamm lung der Metallformer und Berufsgenossen. Nach längerer Aus­Sprache wurde beschlossen, am Montag, dem 23. September, in den Betrieben eine Urabstimmung über die Annahme oder Ab lehnung des Schiedsspruches durchzuführen.

Das Ergebnis dieser Abstimmung muß von den Vertrauens­Teuten der einzelnen Betriebe bis Montag abend 7 Uhr der Ver handlungsfommission. der Metallformer im Gewerkschaftshaus über­mittelt werden.

Berliner   Buchdrucker!

gde Montag beginnt die Urwahl.

Nach dem Beschluß des Verbandstages in Frankfurt a. M. hat der Bau Berlin   des Verbandes der deutschen   Buchdrucker drai Beisiger für den Verbandsvorstand zu wählen. In der letzten Generalversammlung der Berliner   Buchdrucker wurden für dieses verantwortungsvolle Amt neben fünf Kandidaten der Amster= damer Gewerkschaftsrichtung auch mehrere fogenannte oppo fitionelle Kandidaten vorgeschlagen. Morgen, Montag, beginnt die Urwahl in den Betrieben.

Auch

Die Berliner   Buchdrucker haben es stets abgelehnt, den Buch­druckerverband unter tommunistischen Einfluß zu stellen. diesmal ergeht an alle Berliner   Buchdrucker der Ruf, nur den Kandidaten ihre Stimmen zu geben, die es als ihre höchste Auf­gabe betrachten, an der Stärfung des Verbandes zum Wohle der gesamten deutschen   Buchdrucker mitzuarbeiten.

lezte Zeit hat Beweise genug dafür geliefert, wie die Zentrale der Können das die Kandidaten der Opposition" tun? Gerade die KPD. tommunistische Buchdrucker furzerhand beiseite schob, weil sie einfichtig genug waren, um die von Moskau   befohlene neue Linie" nicht bis zur letzten Konsequenz, d. h. bis zur Zertrümme rung des Verbandes, mitzumachen. So wurden Gabbey. Arndt, Weczoret und andere aus der KPD.   ausge=

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