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Gefährdung der Staatssicherheit".

Mecklenburger Justiz unter der Rechtsregierung.

Der Fememordprozeß Edermann wird in Mecklenburg­Schwerin unter Ausschluß der Deffentlichkeit geführt. Grund: Gefährdung der Staatssicherheit.

Wer glaubt an diesen Grund? Die Schwarze Reichs­mehr" ist weltbekannt, im offiziellen Sprachgebrauch wird das Wort hemmungslos angewandt es gibt nichts mehr zu vertuschen, von einer Gefährdung der Staatssicherheit ist feine Rede mehr.

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Daß die Deffentlichkeit ausgeschlossen werden würde, fonnte die Telegraphen- Union bereits nach der Festsetzung des Verhandlungstermins mitteilen. Das Gericht hat den Beschluß zur Ausschließung der Deffentlichkeit unmittelbar nach dem Antrag verkündet, ohne zu beraten. Die Beratung ist also vorweggenommen worden.

Alles spricht für ein politisches Motiv. Es ist sehr durch­sichtig. Herr Eckermann wird begnadigt werden, wie das Urteil auch ausfällt, weil die Begnadigung der Fememörder der Kaufpreis für die Unterstützung der Mecklenburg­Schweriner Rechtsregierung durch die Nationalsozialisten ist. Eine öffentliche Verhandlung, die die besondere Roheit der Femeverbrecher vor der Mecklenburger Deffentlichkeit auf­zeigen müßte, würde dies politische Handelsgeschäft in ganz besonderer Beleuchtung zeigen.

Gefährdung der Staatssicherheit? Nein, nur Gefährdung der Sicherheit der Mecklenburger Rechtstoalition!

Was die Deffentlichkeit nicht erfahren soll. Ueber den Fememord an Beyer, der die Grundlage der An­flage gegen Eckermann ist, gibt Gumbels Buch Berräter verfallen der Feme  " folgende Darstellung:

Drei Tage lang wurde in Mubseffeln, hinter hermetisch abge schlossenen Türen, unter Altoholdrud tonferiert. Scholer, von Pannwiß und der Oberleutnant& G. a. D. Edermann schlugen vor, Beyer im Offizierstafino des Reichswehr  - Artillerie­Regiments bei einer Sauferei durch vergifteten Wein umzubringen, die Leiche sachgemäß zu zerflückeln und die einzelnen Teile in den nahen Ostdorfer See zu werfen. Otto Studen, ein Offiziers­stellvertreter der Schwarzen Reichswehr, der in ihr zum Ober­leutnant befördert war, wehrte sich heftig gegen die Uebernahme der ,, Schlächterarbeit". Leutnant a. D. Erich Franz  , ein ehemaliger österreichischer Offizier, der das Gift besorgen follte, holte sich bei dem völkischen Arzt Dr. Rohardt eine schroffe Abfuhr. Darauf beschloß man, den ganzen Plan fallen zu lassen und Beyer zu er­schießen. Mit dieser Aufgabe wurde der Feldwebel Boldt von der Schwarzen Reichswehr betraut.

Am 14. Dezember erschien Boldt in der Kaserne und erzählte dem Beyer, daß er auf dem Gute seiner Mutter Arbeit für ihn als

Rutscher habe.

Am Abend des 15. Dezember fuhren die beiden von Schwerin  ab. In Bad Kleinen   verließen sie zu später Nachtstunde den Zug. Auf dem Wege nach dem Dorf Mecklenburg  , in deffen Umgebung das imaginäre Gut liegen sollte, nahe der Chauffee, ließ Boldt sein ahmungsloses Opfer vorangehen, angeblich um etwas an seiner Kleidung in Ordnung zu bringen. Dann hob er die Pistole, die er schon lange in der tiefen Dunkelheit für den anderen nicht er­fennbarentsichert in der Hand getragen hatte, und stredte den Beyer auf zehn Schritt Distanz durch zwei Schüsse in den Hintertopf zu Boden.

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Auch der Stahlhelm hat verhandelt. #Eine Widerlegung seiner Erflärungen.

Der Stahlhelm hat seine Beteiligung an den Berhandlungen mit französischen   Politikern dementiert. Demgegenüber gibt Albrecht Freiherr v. 2amezan folgende Erklärung ab:

,, Durch meine Vermittlung hat vor der Pariser   Reise des Herrn Arnold Rechberg im Frühjahr dieses Jahres in meiner Gegen wart eine Besprechung zwischen den Herren Seldte  , Düfter­berg und mehreren anderen Stahlhelmführern einerseits und Herrn Arnold Rechberg andererseits stattgefunden. Herr Arnold Rechberg   hat dabei die internationale Lage geschildert und die Be tingungen umrissen, welche realen Verständigungsverhandlungen mit den beiden Westmächten Frankreich   und England oder gegebenenfalls mit Frankreich   allein zugrunde gelegt werden sollten. Es wurde schließlich verabredet, Herr Rechberg möchte zunächst in Paris   fondieren und dabei französischen Staatsmännern gegenüber vertraulich seine Unterredung mit den Stahlhelm­führern erwähnen und dazu bemerken, daß diese in den umrissenen Bedingungen eine Berhandlungs­bafis fähen."

Kapitän Ehrhardt- für Verständigungspolitik.

Kapitän Ehrhardt teilt mit: 3ch dente gar nicht daran, meine Unterredungen mit französischen   Politikern im Hause Rechbergs in Abrede zu stellen oder sie gar dadurch zu beschönigen, daß ich dem Auswärtigen Amt   gewissermaßen Meldung erstattet hätte. Ich kann mich unterhalten, mit wem ich will, ohne jemanden davon zu unter­richten. Ich bin der Ansicht, daß Deutschland   versuchen muß, fich 3unächst mit seinem größten Gläubiger Frankreich  , der jederzeit mit Waffengewalt seine Forderungen eintreiben kann, ehrlich, ohne Hintergedanken, zu verständigen. Die kleineren müssen dann zwangs läufig folgen. Ob das Herr Stresemann   macht oder Herr Rech berg oder sonst jemand, ist mir gleich. Hauptsache ist, daß jemand den großen Wurf wagt. Für mich geht es nur um Deutsch­ land  , um feine Person."

Mit dieser Erklärung distanziert sich Ehrhardt vom Hugenberg  - Block. Der Hugenberg- Blod verfolgt reaktionäre und putschistische innenpolitische Tendenzen, die er unter außen politischer Demagogie verbirgt. Ehrhardt verfolgt die gleichen innenpolitischen Tendenzen, aber ohne außenpolitische Mastierung.

Die Hakenkreuzler im Sportpalast.

,, Er gab fein Ja den Dawes- Ketten." Nachdem Hugenberg   und Seldte fich am Dienstag im Sport­palast produziert hatten, sprach gestern der Berliner   Nationalsozialist Goebbels  . Er will tatsächlich Ernst machen: Er verlangt, daß alle Berantwortlichen für die Abkommen von Versailles  , von Lon­ion, von Locarno   und vom Haag hinter schwedische Gardinen kom­men. Dennoch hat er vor Hindenburg   etwas Angst. Um sich um den erwünschten§ 4 des Volksbegehrens zu drücken, versteckt er sich hinter billigem Antisemitismus und ruft unter stürmischem Jubel: " Wenn sich die jüdische Journaille hinter dem breiten Rüden Herrn von Hindenburgs versteckt, so werben wir sie hervortoden und auch dorthin bringen, wo sie hingehört."

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Mussolinis Rache.

30 Jahre Zuchthaus für Cefare Roffi.

Der vor ungefähr einem Jahre an der italienisch- schweizerischen Grenze bei Campione   verhaftete politische Flüchtling und frühere pressechef Mussolinis, Cefare Roffi, ist heute nach furzem Prozeß vom Ausnahmegericht zum Schuße des Staates zu 30 Jahren 3uchthaus, lebenslänglicher Entziehung der bürgerlichen Ehrenrechte und drei Jahren scharfer Ueberwachung verurteilt worden. Das Urteil entspricht dem Strafantrag des Staats­anwalts, während der Untersuchungsausschuß die Todesstrafe gefordert hatte.

Rom  , 27. September. lösen Umstände, unter denen Rossi auf Schweizer  Boden bei Lugano   durch italienische Spizel und Poli giften auf italienisches Gebiet gelockt oder vielmehr ver­ichleppt worden ist. Seine Verhaftung erfolgte in Campione  , einer italienischen Enklave mitten im Schweizer Bundesgebiet am Südufer des Luganosees. Selbst wenn er freiwillig nach Campione   gegangen wäre, was sicher nicht der Fall war, so fonnte er von dort nach Italien  nur über Schweizer   Gewässer gebracht werden, eine Handlung, die eine eklatante Verlegung der Schweizer  Souveränität darstellte. Die Berner   Regierung hat zwar damals gegen diesen Völkerrechtsbruch protestiert, aber Italien  hat sich über diesen berechtigten Einspruch der fleinen Schweiz  einfach hinweggesetzt. Mussolini   dachte natürlich nicht daran, diese tostbare Beute preiszugeben, an der er seine Rache würde befriedigen können. Bei aller Würdigung der schwieri­gen Lage der Eidgenossenschaft   gegenüber dem übermächtigen Italien   meinen mir, daß die Bundesregierung dennoch die Pflicht gehabt hätte, die Sache nicht auf sich beruhen zu lassen, sondern nötigenfalls beim Haager Gerichtshof die Herausgabe des widerrechtlich entführten Cesare Rossi   zu fordern, nicht Rossi, sondern dem Souveränitätsprinzip zuliebe.

Als Beweismittel für fein Komploff gegen das faschistische Regime und das Leben Mussolinis dienten Briefe, die Roffi aus seiner Ber­bannung in Frankreich   an die Adresse von Antifaschiffen in Italien  geschickt hatte, die aber stets von der römischen Polizei abgefangen wurden. Als einziger 3euge ist im Prozeß der Generaldirek for der italienischen   Polizei, Bocchini, aufgetreten. Entlastungs­3eugen wurden nicht vernommen. Der Berteidiger, Strafrechtslehrer Manaffero, plädierte erfolglos für ein mildes Urteil.

Cefare Roffi, langjähriger Bertrauter und Pressechef Mussolinis, war sicherlich feine sympathische Erscheinung. Daß er Italien   unter Mitnahme äußerst tompromittierender Doku­mente für den ,, Duce" verließ, aus denen sich die direkte Mit­schuld des Diktators an der Ermordung Matteottis flar ergab, geschah nicht etwa aus Reue, sondern wegen per­sönlicher Zerwürfnisse mit seinem Chef. Seine Enthüllungen haben gewiß der antifaschistischen Bewegung viel genußt, aber die italienischen   Sozialdemokraten im Auslande haben stets jede Verbindung mit dem ehemaligen helfershelfer Mussolinis abgelehnt. Etwas anderes ist allerdings die Frage der standa

Mit 30 Jahren Zuchthaus   soll nun Noffi seinen persön lichen Verrat an Mussolini   büßen. Vielleicht fühlt sich der Diktator durch dieses grausame Urteil befriedigt. Aber die Enthüllungen Rossis, deren Echtheit nie bestritten werden fonnte, sind durch lein Racheurteil aus der Welt zu schaffen. Der faschistische Staat wird bestimmt teine 30 Jahre dauern, s aber noch in 300 Jahren pied der Name Mussolinis in Ver­bindung mit dem Mord an Matteotti und mit vielen anderen Berbrechen förtleben.

Die Tagung der Städte.

Die Arbeiterschaft und die Kommunen.

Frankfurt   a. M., 27. September.  ( Eigenbericht.)|| den Gemeinden zu großem Dant verpflichtet sein, be= Der Städtetag trat nach der Begrüßungsansprache von Innen- jonders die deutsche Industrie, die den Gemeinden so große Lasten minister Grzesinski   in die Aussprache ein. In der Diskussion aufgezwungen habe. erflärte Görlinger Köln, der Ausbau der Selbstverwaltung dürfe teine Machterweiterung für die Oberbürgermeister bedeuten, fondern eine stärkere Mitarbeit der gewählten Bertreter der Be­völferung.

Die sozialistische Arbeiterschaft sei seit zehn Jahren die stärkste Stütze der Kommunen

und der stärkste Motor der kommunalen Entwicklung. Großes fei von den Gemeinden geleistet worden, aber noch größere Aufgaben harrten ihrer Erfüllung. Wenn sich die Gemeinden nicht mit aller Kraft der Opfer der Wirtschaft und der Inflation in der groß­zügigsten Weise angenommen hätten, wäre es dem Staat niemals möglich gewesen, so unerschüttert aus all den Krisen der Vergangen heit hervorzugehen. Deshalb müßte vor allem die Wirtschaft

Am interessantesten an der ganzen Versammlung war ein Transparent, das an der Wand hing. Man las die Verse:

Bor Young fann Euch nur Hitler retten, Er gab fein Ja den Dames- Retten.

Ber gab eigentlich ein Ja den Dames- Retten"? 48 deutsch­nationale Abgeordnete, Gefolgsmänner also des Herrn Hugenberg, mit dem Hitler heute in Boltsbegehren macht!

Eine verträgliche nette Stumpanei, diese verschiedenen Herren Eine verträgliche nette Stumpanei, diese verschiedenen Herren Boltsbebegehrler!

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Aber dieselbe Industrie, die nie Geld besitzen wolle, habe genügend Mittel, den Stahlhelm und die Nationalsozialisten zu finanzieren.

Die gefunde Entwicklung der Kommunen sei die Borbedingung für den Aufstieg der Arbeiterklasse.

An der Diskussion beteiligten sich noch Falt Köln  , Dr. Mönnig Köln, Dr. Caspari Berlin  , Frau Rosental= Berlin  , Stadtverordneter Langemark Stralsund und Stadtver­ordneter Kitscher Berlin, die jeweils den Standpunkt ihrer politischen Fraktion zu der tommunalen Selbstverwal­tung und der Finanzlage sowie der vom Vorstand hierzu vor­gelegten Entschließungen darlegten. Diese Entschließungen wurden unter Ablehnung aller Abänderungsanträge angenommen.

Die polnische Verfassungsfrise. Pilsudffi Regierung holt sich einen neuen Korb. Warschau  , 27. September.  ( Eigenbericht.)

Im Mittelpunkt des politischen Interesses steht hier zurzeit die von dem Führer des Regierungsblocks Oberst Slawet angeregte Ronferenz der Fraktionsporsigenden über die Frage der Verfassungsänderung. Bisher haben die Na­

tionaldemokraten, sowie der deutsche und der jüdische Minderheiten­block eine Teilnahme an der Konferenz abgelehnt. Die Einige Nationalsozialisten mußten megen Randalierens trainer, die Weißrussen und die Kommunisten sind zwangsgestellt werden.

Don Glawet überhaupt nicht erst eingeladen worden. Sie sind nach seiner Ansicht als staatsverneinende Ele=

Tollers Festhaltung ein Mißverständnis! mente" nicht berufen, an einer Debatte über Verfassungs- Reform­

Landung nach langem Verhör gestattet.

New York  , 27. September.

Dem Schriftsteller Ernst Toller  , der, wie gemeldet, gestern von der Einwanderungsbehörde festgehalten wurde, ist heute nach furzem Berhör die Einreise ins Gebiet der Ver­ einigten Staaten   und ein Aufenthalt von drei Monaten gestattet worden, ohne daß Bürgschaftsstellung verlangt wurde. Toller, der zu einer Vortragsreise nach den Vereinigten Staaten   gekommen ist, ist nach der Erklärung der Einwanderungsbehörde vorläufig fest­gehalten worden, weil er unter die Kategorie der Ausländer falle, die eine Freiheitsstrafe haben verbüßen müssen. Die Ein­wanderungsbehörde ist aber dann zu dem Befund gekommen, daß das Vergehen, für das Toller eine fünfjährige Freiheitsstrafe er­halten hat, politischer Natur war.

fragen teilzunehmen.

Die sozialistische Sejmfraktion hat die Einladung Slamets noch nicht beantwortet. Aber auch sie dürfte sich voraus­sichtlich negativ entscheiden.

Zwischenfall auf der U- Bahn. Falsches Gerücht über einen schweren Unfall.

Auf dem Bahnhof Friedrichstadt   der Untergrundbahn stürzte gestern nacht ein betruniener Mann auf das Gleis. Ein einfahren­der Zug wurde vom Führer rechtzeitig angehalten. Vor Schreck fielen jedoch einige Frauen in Ohnmacht. Es entstand ein Auflauf- und infolgedessen das Gerücht von einem schweren Unfall, das sich jedoch erfreulicherweise nicht bestätigte.