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Beflechung bei der Reichsbahn. Die deutsch  - russischen Mennoniten.

8 Mart Monatsmiete für die Billa   des Herrn Direktors.

Bor der Sonderabteilung des Schöffengerichts Berlin­Mitte begann heute der große Bestechungsprozeß gegen den Reichsbahndirettor Wilhelm Neu­maun und dem 3ivilingenieur Dr. David kämpfer, denen nach der von der Staatsanwaltschaft erhobenen Anklage vorgeworfen wird, sich in der Zeit von 1921 bis 1926 der schweren Bestechung schuldig ge­macht zu haben.

Die Anflage fällt in den Rahmen des Reinigungsfeld. zuges, den die Reichsbahngesellschaft im vorigen Jahre gegen das Schmiergelderwesen im Eisenbahnzentralamt eingeleitet bat. Der Angeflagte N. war seit 1919 im Eisenbahnzentralamt, dem betanntlich auch Reichsbahnrat Schulze angehörte. Zu den Auf­gaben Neumanns gehörte u. a. die Vergebung von Verwertungs­arbeiten, von Altmetallen in den Eisenbahnwerkstätten. Im Jahre 1920 bewarb sich Dr. Kämpfer mit einer Empfehlung der Braun­Schweigischen Regierung um Aufträge. Er hatte in Giesmarode bei Braunschweig   Hütten und Schmelzwerte. 3u jener Zeit hatte Neumann das anertennenswerte Bestreben, gegenüber dem Hüttenverband zur Erzielung von Preisermäßigungen Konturrenz heranzuziehen. Dr. Rämpfer erhielt im Laufe der Zeit immer größere Aufträge. Es hatten sich inzwischen zwischen Neumann und Dr. Kämpfer fehr freundschaftliche Beziehungen angebahnt. Der Reichsbahndireftor erhielt Weihnachts- und Ostergeschente. In der Inflation wurden ihm Konserven und Schuhe auch für die Familienangehörigen unter günstigen Bedingungen geliefert. Er erhielt auch Einladungen und es liegen über die erheblichen Zuwendungen überschwengliche Dantesbriefe des Beamten vor. Neumann hatte neben anderen wirtschaftlichen Schwierigkeiten auch unter ungünstigen Wohnungs­verhältnissen zu leiden. Dr. Kämpfer taufte 1922 ein Grundstück in Bergstüden bei Neu- Babelsberg   und ließ darauf nach den Wünschen und Angaben Neumanns ein villenartiges Wohngebäude mit umfangreichen Gartenanlagen errichten. Im folgenden Jahre bezog Neumann diese Wohnung. Der Mietsvertrag lautete zunächst auf zehn Jahre. Aus einem Brief geht aber hervor, daß ihn und seiner Frau ein Wohnrecht auf Lebensdauer zugedacht worden war. Der Mietspreis sollte ein Hundertstel des Jahres diensteinkommens betragen. Infolge dessen zahlte Neumann zunächst 3,90 m. und schließlich 1925 8,15 M. Monatsmiete. In den Kreisen des Hüttenverbandes war es längst aufgefallen, daß der verhältnis. mäßig fleine Betrieb des Dr, Kämpfer von der Reichsbahn über mäßig bevorzugt wurde. So hat Neumann schließlich das gesamte Altblei dieser Firma zur Umarbeitung zugeteilt. Nun geriet aber Dr. Kämpfer im Sommer 1925 in Zahlungsschwierigkeiten und mußte Geschäftsaufsicht beantragen. Hauptgläubigerin war die Reichsbahn mit 450 000 m., da 400 Tonnen geliefertes Altmetall versdywunden waren. Dr. Kämpfer hat in seiner Geldnot die Metallmengen ander­meitig verwendet gehabt. Neumann mar nun in Besorgnis um feine Billa  . Er beschaffte sich 25 000 m. und kaufte die Billa   von Dr. Kämpfer zu einem Preise, der nach den Schäßungen viel zu niedrig gewesen sein soll.

Die Angeklagten bestritten, sich der Bestechung schuldig gemacht zu haben. Reichsbahndirettor Reumann erklärte, daß die Beschente und Zuwendungen ihm lediglich aus Freundschaft gemacht morden seien und daß deren Wert auch verhältnismäßig gering gewefen fei. Ebenfo verwahrie er sich gegen die Behauptung der Antlage, daß er wegen der Wohnungsbeschaffung Dr. Kämpfer be­jonders bevorzugt habe. Die Dauer des Prozesses ist auf mehrere Wochen berechnet.

Die weltliche Schule in Berlin- Mitte.

Ju Berlin   gibt es bis jeht 52 weltliche Schulen. Sie erzichen unsere Kinder nach neuzeitlichen Grundfähen u frelen Menfdyen. In Berlin- Mitte   gibt es erst eine well­fiche Schule, die im südlichen Teil des Bezirks, in der openider Straße, ihr Heim hat. Der nördliche Teil hat noch eine welfliche Schule, so daß viele Eltern ihre Kinder in veitliegende weltliche Schulen schiden müffen oder sie in den blichen Gemeindeschulen belaffen müffen, die ja konfeffionelle Schulen find.

Ihre Herkunft und ihre Wanderungen.

in der Kulmer und Graudenzer Gegend sind von den in der

Die jetzt in Bewegung befindlichen deutsch  - russischen| polnischen Pomerellen. Vor genau 400 Jahren richteten sich sic Bauernmassen bestehen zu 90 Broz. aus Mennoniten. Zu ersten Mennonitengemeinden bei Preußisch- Holland   ein und gaben Ihrer Massenflucht hat außer wirtschaftlichen Nöten auch diesem Kreise sowie zahlreichen Orten der Umgebung ihre Namen. die Zwangsrekrutierung für die Rote Armee   beigetragen, Eine kulturelle Großtat der Einwanderer ist die Gewinnung wodurch einer der wichtigsten Grundsätze ihrer täuferischen des Werders", der Weichselniederung bei Marienwerder, durch Lehre, die Wehr- und Waffenlosigkeit, verlegt wurde. Wie alle Täufer, jo betrachten auch die Mennoniten oder Tauf- Trockenlegung und Dammarbeiten. Auch die fumpfigen Niederungen gesinnten das Jahr 1525, das Todesjahr Thomas Münzers Entwässerungstechnik erfahrenen mennonitischen   Friesländern der und der Bauernbewegung, als das Geburtsdatum ihrer Gemeinde Kultur gewonnen worden. Man zählte ihrer allein auf dem Werder und Lehre. Aber ungleich dem ftreitbaren Bauernführer und den gegen 1640 über 8000,, Seelen  ". münsterischen Wiedertäufern hat der friesische Täuferapostel Menno Simons  ( 1492 bis 1569) fich von vornherein für die Verwerfung des Schwertes, ja des bloßen Schwerttragens und gegen die Ein­mischung in staatlich- politische Dinge entschieden. Ein persönliches Erlebnis, die Niedermegelung von 300 aufständischen Läufern im holländischen Kloster Bolsward, wo sie sich im Jahre 1535 verschanzt hatten, soll für Mennos Grundsatz der absoluten Wehrlosigkeit ent­scheidend gewesen sein. Unter den Erschlagenen befand sich auch der eigene Bruder.

Mennos Lehre legt auf die Taufe und Bekenntnisformeln weniger Wert als auf den Ausbau der Gemeinde nach dem Borbild der urchriftlichen, apoftolischen Gemeindeordnung. Die Unab hängigkeit der Einzelgemeinde verlangte von Anfang an eine scharfe Trennung von Staatskirche, Staat und allen staatlich- obrigkeitlichen Aemtern. Wie das mennonitische Gemeindeprinzip die Gleichheit der Mitglieder nach innen und die Unabhängigkeit vom Staate nach außen an die Spize stellte, so schloß es jede klassenmäßige und hierarchische Abstufung aus und machte Ernst mit dem Gedanken der Brüderlichkeit wie des allgemeinen Priestertums. Die ,, wehr­und rachelose Gemeinde der Taufgesinnten"( Doopsgezinden) entstand in den nördlichen Niederlanden, wo sie noch heute mit 70 000 Mit­gliedern den relativ stärksten Anhang hat, und wo auch ein 3u­fammenhang des neueren Sozialismus mit den täuferischen ,, Vorläufern des Sozialismus" in der mennonitischen   Herkunft zahl­reicher sozialistischer Führer( Troelstra  , Hoefstra, Nieuwenhuis u. a.) erkennbar ist.

Während sich die oberdeutschen Täufer   den Verfolgungen im 16. und 17. Jahrhundert durch Massenflucht nach Mähren   und Ungarn   entzogen, richtete fich das Wanderziel der friesisch- nieder deutschen   Taufgesinnten nach den baltischen Ländern, zuerst nach dem Ordenslande( Herzogtum Preußen  ) und dem damals

Arbeiter Chorkonzerte.

Kritische Bemerfungen.

Als interessanteste Nummer brachte der Berliner   Lend­naŋ Chor in seinem gestrigen Herbstkonzert" die Erstauf­führung der drei elegischen Gesänge" von Erwin Lendvay. Lyrische Chorftüde nach Gedichten von Schönlant und Thieme, tiefempfun den vor allem das dritte Abtlang", meisterlich gearbeitet alle drei, wenn auch freilich nicht von starter äußerer Wirkung, alle drei, wenn auch freilich nicht von starter äußerer Wirkung, der wohl auch die Kompliziertheit des Chorsages ein wenig im Wege ist. Der Chor, der den Namen des Komponisten im Titel führt, durfte sich an die ungewöhnlich schwierige Aufgabe wagen. Ohne Zweifel zählt er heute zu den besten Männerchören der Ber­ liner   Arbeiterschaft; in der flaren Formung von Wort und Phrase, in der rhythmischen Präzision und Genauigkeit der dynamischen Abtönung darf seine Leistung vorbildlich genannt werden; und fein Zweifel, daß er vor allem der Ueberlegenheit seines jungen Chor meisters Gert Ostar Schumann, dem es an Hingabe so wenig wie an Erfahrung fehlt, den bedeutenden Aufschwung der letzten Jahre dankt. Die gelungene Veranstaltung zwischen bekannten Chormeisen gab es auch flassische Kammermusik zu hören- litt nur unter der fast unerträglichen Hige im überfüllten Saal( Saalbau Friedrichshain  ); leider machte sich auch in der Intonation der Friedrichshain  ); leider machte sich auch in der Intonation der Sänger insbesondere in der Neigung, die Tonhöhe zu drücken­die Wirkung der drückenden Temperatur auf unerwünschte Weise bemerkbar.

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Am Bußtag gab der Männerchor Friedrichshain  " einen Volksliederabend", dessen Programm wertvolle Stüde   alter und neuer Meister enthielt. Unter Mitwirkung der vereinigten Schuldhöre der 59./181. weltlichen Schule( Leitung Erich Wen­Schuldhöre der 59./181. weltlichen Schule( Leitung Erich en dicke dicke Franz Tschöpe) und der Neuköllner   Musikvereinigung 1912. Orchesterspiel in den Kreisen der Arbeiterschaft, das ist selten und jeder gute Vorsatz begrüßenswert, jeder ernsthafte Bersuch. hier um ein Gebiet des Musizierens handelt, auf dem anders als beim Chorgesang fachliche Ausbildung erforderlich ist, soll das Niveau des Konzertmäßigen erreicht werden. Mit der Duver türe zur" Zauberflöte  " hatten die Neuköllner sich eine Aufgabe ge­ftellt, die ihre Kräfte übersteigt; es wäre wohl besser, mit solchen Darbietungen nicht im Rahmen eines Konzerts vor unser Arbeiter­publikum zu treten, das teinesfalls an tünstlerisch unzureichende Leistungen gewöhnt werden darf. Schlimm wurde es, als nach dem immerhin technisch sicheren Dirigenten Walter Jubersleben der Chormeister Karl Hartung  ( zum Priestermarsch aus der Zauberflöte  ") den Tattstod ergriff; leider, wie sich zeigte, ohne " Zauberflöte  ") den Tattstock ergriff; leider, wie sich zeigte, ohne Ahnung von der Technik des Orcheſterführers. Ohne Notwendig. feit übrigens war das Stück, für Streichorchester und Klavier be­arbeitet, dem Briefterchor vorangestellt.( Nebenbet bemerft: pein liche Irrtümer wie Difis und Osiris" für O Isis und Osiris" sollten einem Programmheft des DAS. nicht unterlaufen.) Das Bild war mit einem Schlage ein anderes, und der Chormeister zeigte fich auf der Höhe seiner Aufgabe, als der tüchtige Männerchor unter feiner Leitung den ersten Gesang anftimunte.

Die Ortsgruppe Berlin- Mitte der Freien Schulgemein den hat, schreibt man uns, sich das Ziel gesezt, auch im nördlichen Teil ihres Bezirkes eine weltliche Schule zustande zu bringen. Ge­lingt das, dann haben freidenfende Eltern mehr Gelegenheit, ihre Kinder in ihrem Sinne erziehen zu lassen. Jede Mutter und jeder Bater sollte sich jetzt die Frage vorlegen: Willst du deine Rinder weiter in der tonfeffionellen Schule belaffen oder willst du dazu beitragen, daß deine Kinder und die Kinder deiner Gesinnungswürdig, unterſtüßt zu werden. Zu bedenken ist aber, daß es sich genossen die Möglichkeit erhalten, eine weltliche Schule zu besuchen? Höre nicht auf Leute, die Mißtrauen gegen die weltliche Schule zu erregen sich bemühen und sie in der Achtung der Elternschaft herab fetzen möchten. Die weltliche Schule leiftet nicht meniger als bie tonfeffionelle Schule. Gerabe von der weltlichen Schule darf man sagen, daß in ihr die Schulreform ihre Freunde und Förderer gefunden hat. Die Disziplin ist in der meltlichen Schule nicht schlechter als in der konfeffionellen. Freier Ton und findliche Fröhlichkeit dürfen nicht für Disziplinlosigkeit" gehalten werden. Die Lehrerschaft der weltlichen Schulen weiß, daß die Kinder nicht nur in der höheren Schule, sondern auch in der Boltsschule ohne Prügel erzogen werden können. Unberechtigt ist auch die Befürchtung, daß Kinder, die aus einer weltlichen Schule fommen, von Behrherren abgewiesen werden. Nur noch wenige Firmen, deren Inhaber unheilbare Reaktionäre sind, versuchen das. Firmen aber, die schon Erfahrungen mit Kindern aus weltlichen Schulen gemacht haben, wissen, daß diese Kinder in den Eignungsprüfungen die besten find. Die weltliche Schule erzieht die Kinder in natürlicher Weise zur Beobachtung, zu felbftändigem Denten und Urteilen, zu tatkräftigem Schaffen. Gerade darum nehmen piele Firmen besonders gern ihre Lehrlinge aus weltlichen Schulen. In acht Schuljahren gewinnt die weltliche Schule 1400 Stunden, die in der fonfessionellen Schule auf den Religionsunterricht perwendet werden müssen. Diese 1400 Stunden tommen den Kindern zugute, die in der meltlichen Schule für ihren Lebensweg mit den nötigen Kenntnissen und Fähigkeiten ausgerüstet werden.

Darum werbt für die weltliche Schule, für die Schule der werftätigen Bevölkerung. Meldet eure Kinder schon jegt und fofort für die weltliche Schule zur Ostereinschulung( ober zur Umschulung nach der weltlichen Schule) an. Wer Eltern von Schul. anfängern tenut, veranlaffe fte fchon jest zur Anmeldung für bie meltliche Schule. Je mehr Anmeldungen in Berlin- Mitte tommen, desto sicherer ist hier die zweite weltliche Schule durchzu fegen. Meldeschluß am 28. Nopember. Anmeldungen nehmen jezt noch entgegen: Wolf, Gormannstraße 6; Ramsch, Sw. 29, Bilienthalstraße&

Tüchtiger Durchschnitt: mehr läßt sich dem Bolks chor Osten"( Leitung Wilhelm Knöchel) nicht nachrühenen, das er­mies fein gestriges Konzert in der Stadthalle; als Hauptnummer tam Robert Schumann   Der Rose Pilgerfahrt" für Soloftimmen, Chor und Orchester, zur Aufführung; unter Mitwirtung des Groß­Berliner Konzertorchefters und eines der Aufgabe entsprechenden Soliftenquartetts. Es läßt sich nicht behaupten, daß dieses blaffe Wert der bürgerlichen Romantit in der Belt des heutigen Arbeiters starken Widerball zu weden vermag, und es fragt sich, ob es Sadje unserer Arbeiterdöre ist, solche Stonzerte zu veranstalten, deren Brogramm wesentlich auf Orchester und Gesangssolisten gestellt ist. Im ersten Teil gab es außer drei Boltsüebern für gemischten Char noch eine Orchester- Duvertüre von Mendelssohn, Sologefänge von Hugo Bolf und gar eine Opernarie von Meyerbeer  . Dagegen muß -in solchem Rahmen entschiedenster Einspruch erhoben werden. Mag das Publikum der großen bürgerlichen Konzerte derlei von ihren großen Lieblingen dankbar hinnehmen. Aber wir wollen in unferen Arbeiterfonzerten nicht bahin gelangen, mit unzulänglichen

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Das gesamte russische Mennonitentum hat sich im 18. und 19. Jahrhundert aus den oft- und westpreußischen Kolonien refru­tiert, nachdem diesen hier infolge natürlicher Bermeherung und von der preußischen Regierung angeordneten Beschränkung im Land­erwerb der Lebensspielraum zu inapp geworden war. Im Jahre 1788 zogen auf Einladung Katharinas II. von Marienburg  aus die ersten 200 Mennoniten nach den im Gouvernement 3 etata­rinoflam angewiesenen Dedländereien. Bis zum Jahre 1860 hat die russische   Regierung den oft- und westpreußischen Pionieren immer neues Land zur Urbarmachung und Besiedlung angeboten. Unbe streitbar ist ihr Verdienst, aus Sumpfland und Steppe blühende Kulturgebiete geschaffen zu haben. Der Mittel- und Kleinbesitz herrschte in den mennonitischen   Kolonien, die sich bis Russisch­Turkestan erstreckten und vor dem Kriege 120 000 Einwohner um faßten, durchaus vor. Es gab natürlich auch Großbauern; man darf aber nicht vergessen, daß der Großbauer nur nomineller Be= liger und nur Rugnießer des Familienbefizes war. Das fogenannte persönlich- tommunale" Prinzip der mennonitischen   Ge­meinde- und Familienverfassung schließt eine gleiche Erbteilung der Kinder aus und führte zur Bildung von Großfamilien, deren einzelne oft ein ganzes Dorf für sich bewohnen.

Die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in Breußen( 1868) und Rußland  ( 1881) zwang damals schon Tausende von Mennoniten der strengeren ,, Obfervanz" zur Auswanderung nach den Vereinigten. Staaten und Kanada  , troß der für die waffenfeindlichen Seftierer vorgesehenen Milderungen( Beschäftigung in der Krankenpflege usw.). Von den rund 500 000 Mennoniten der Welt wohnen gegen­wärtig rund 250 000 in den Bereinigten Staaten, 90 000 in Kanada  , 80 000 in Rußland  , 70 000, wie schon erwähnt, in Holland   und nur 18 000 in Deutschland  .

H. D.  

Mitteln die schlechtesten Sitten des bürgerlichen Konzertlebens zu fopieren: Besser weniger Konzerte als solche, von denen die Idee der Arbeiterchorbewegung mehr Schaden als Nußen hat. Klaus Pringsheim  .

In schöner, stiller Besinnlichkeit feierten die Arbeiter Sänger gestern überall durch stimmungsvolle Gefänge den Tag ihrer Toten. In der Hochschule für Musik tonzertierte der Männerchor, Solidarität" und brachte unter Führung feines bewährten Dirigenten Emil Thilo eine Reihe wahrhaft schöner gesanglicher Darbietungen. Hegars Totenvoll", der Stim­mung des Tages angepaßt, die Lendvanschen Chöre und das Ri­tornell von Schumann   ragten ganz besonders aus dem gut get wählten Programm hervor. Der Chor, der durchweg über gutes Stimmaterial verfügt, hat außerdem einige ganz besonders schöne Tenöre unter seinen Sängern. Einen Kunstgenuß bot der Gesang des Baritonisten Lint, der in Arien von Haydn  , Schubert­Liedern und Löweschen Balladen Proben fultiviertester Gesangs­funft bot.

Im Schöneberger Rathaus hatte die Arbeitsgemein schaft Liedertafel Berlin- West, Schöneberger Männer­chor Freundschaft" unter Mitwirkung des Berliner   Bokal­terzetts Elifabeth Böhm( Alt), Cecilie Kurth( Mezzo) und Doro­thea Rint( Sopran) eine musikalische Veranstaltung. Beet­hovens Die Himmel rühmen" bot einen stimmungsvollen Auf­taft, dann folgte Kuhlaus Abendlied  ", die Abendfeier" von Attenhofen   und eine Reihe schöner Volkslieber, unter denen Tießens Herrlicher Baital" ganz besonders gefiel. Das Votal­terzett erfreute durch launige Boltsliedchen, die in dem gut abfchat­tierten Stimmaterial außerordentlich wirkungsvoll flangen. Das pollbesuchte Haus spendete den fünstlerisch wertvollen Darbietungen herzlichen, wohlverdienten Beifall. In der Aula des Realgymna fiums Lichterfelde fonzertierte der BoIfschor Lichterfelde  . Der Gemischte Chor brachte mit viel Laune und hübschem Bortrag chor sang Berners Heideröslein und Das stille Tal", außerdem Schubertsche und Silchersche Bolkslieder zu Gehör, der Frauen­

mit Klavierbegleitung die Barcarole aus Hoffmanns Erzählungen  ". Eine Serenade von Metra und die Ouvertüre zu Bar und Wiedergabe. Auch in Mahlsdorf   hatte der Arbeiter­Zimmermann" fanden durch ein gutes Orchester eine ausgezeichnete männerchor Freiheit", Mahlsdorf Raulsdorf- Biesborf, eine Ichöne und eindrucksvolle Feierstunde veranstaltet.

" Pariser Blut" im Rose: Theater.

Julius Wilhelm  , der Dichter des neuen Singspiels oder Rammeroperette", wie sein verstorbener Kompanist Heinrich Reinhardt  , der Borläufer der Lehar, Dstar Straus, Leo Fall  , es genannt wiffen wollte, meint, daß so manche entzüdende Ein­gebung in dem Werte vielleicht ein Wint zur Schaffung des ein­fachen, volkstümlichen Singspiels" sein dürfte. Ich glaube taum daran. Denn gerade die deutschen   Terdichter haben immer wieder entweder durch ihre sentimentale Kitschigkeit oder aber plumpe Eindeutigkeit die Weiterentwidlung jener reizenden, ursprünglich französischen Kammeroperette verhindert, die mir so oft in der Lüßowstraße mit innigem Behagen genossen. Auch Pariser Blut" frankt daran, weniger am zweiten, als am ersten.

Die niedliche, melodiöse, allerdings fehr erinnerungs­reiche Musit schmeichelt sich warm und unaufdringlich in Ohr und Herz ein, ist aber nicht start genug, um die tertliche Deladeng mett zumachen. Die Bühnenbilder von Walter Fischer waren naturgemäß nicht schwelgerisch, aber der Grundton war durchweg gut. So auch die Leitung des tüchtigen Kammerorchesterchens durch Mag Schmidt, die kluge, in den Mitteln sparsame Regie von Baul Rose und die Darstellung, die in der ausgezeichneten, liebenswerten Verkörperung der Juonne durch Traute Rose und des jungen Malers burch Karl Güllich ihren Höhepunkt hatte. Ranisch, Fr. von Robybanfta und Hans Rose   seien daneben nicht vergessen.

H. M.

Bollsbühne B. Ueber Das fünstlerische und architektonische Gesicht tieuzeitlicher Schulbauten spricht auf Einladung der Boltsbühne E. V. Etadtbaurat Bruno Laut am Sonnabend, dem 30. Nopember, 20 Uhr. im Goriaal bes Kunstgewerbemuseums, Prinz- Albrecht- Str. 7a. Karten am Saaleingang zum Preise von 0,70 ML