Die Rentabilität der U- Bahn.
Von Dr.- Ing. W. Majerczik, Vorstandsmitglied der BVG.
Ende vorigen Jahres wurden gewisse finanzielle Verlegenheiten Berlins offenbar. Es waren schwebende Schulden entstanden, die zwar feineswegs eine übertriebene Höhe erreicht hatten, die aber im Augenblick unbequem geworden waren. Ein Teil der schwebenden Schulden war für den Bau neuer Untergrundbahn linien aufgenommen worden. Bekanntlich tam seit den Jahren 1926/1927, was ein wesentliches Verdienst unserer Stadt verordnetenfrattion ist, der Ausbau des U- Bahnnetzes in ein lebhafteres Tempo als dies früher der Fall war. Ende 1928, also vor Begründung der BBG., besaß die U- Bahn eine Streckenlänge von rund 55 Kilometern, Ende 1930 wird die Gesamtlänge des Netzes auf rund 80 Kilometer gestiegen sein. Natürlich erforderten diese umfangreichen Bauten große Kapitalien. Man fann die Anlagekosten der U- Bahnlinien, die in den letzten Jahren fertiggestellt wurden bzw. noch in Ausführung begriffen find, auf insgesamt etwa 350 Millionen Mart veranschlagen.
Im Zusammenhang mit der eingangs erwähnten finanziellen Berlegenheit der Stadt ist in der Deffentlichkeit vielfach die Frage erörtert worden, wie es denn mit der Rentabilität der U- Bahn bestellt sei. Ohne mit dem schweren Apparat einer um ftändlichen Ertragsberechnung anzurüden, fann man durch die folgenden einfachen Ueberlegungen einen ungefähren Einblick in die Sachlage gewinnen. Im Jahre 1929 wurden
277,3 millionen Personen auf der U- Bahn befördert. In dieser Zahl find nicht bloß alle Fahrgäste( Erwachsene und Schüler) eingeschlossen, die die Reise auf der U- Bahn angetreten haben, sondern es sind auch alle diejenigen mitgezählt, die auf Grund eines Umsteigefahrscheins von der Straßenbahn, dem Omnibus und der Reichsbahn( Stadt-, Ring- und Vorortbahnen) zugekommen sind. Auch die Fahrten auf Monatstarten sind schäßungsweise( nach Zählungen) mitgerechnet. Die Gesamtzahl von 277,3 Millionen Fahrgästen auf die gesamte Streckenlänge gleichmäßig verteilt, ergibt im Jahre 1929 auf jeden Kilometer Stredenlänge eine Verkehrsleistung von durchschnittlich rund 5 Millionen Personen. Dieser Wert ist in der folgenden Rechnung beibehalten worden, obgleich mit Beginn des Jahres 1930 ein gewisser, hoffentlich nur vorübergehender Verkehrsrückgang eingetreten ist.
Was bringt der Einzelfahrgast an Einnahmen?
Die Einnahme, die der einzelne Fahrgast erbrachte, mar im Jahre 1929 für die U- Bahn anteilig rund 13 Pf. Die Einnahme ist anteilig genannt, weil sie den lebersteigeverkehr hin und her zwischen U- Bahn einerseits, Straßenbahn, Omnibus und Reichs bahn andererseits mit berücksichtigt. Auch der verminderte Preis der Schülerfahrscheine und der Monatskarten ist in die anteilige Einnahme eingerechnet. Zu Beginn des Jahres 1930 ist bekanntlich höht worden, auch die Preise der Monatsfarten wurden erhöht. der Preis des Umsteigefahrscheins der BVG. von 20 auf 25 Pf. erFür 1930 ist nach den bisherigen Erfahrungen der Monate Januar und Februar mit einer anteiligen Einnahme der U, Bahn Don etwa 17,6 Pf. je Fahrgast zu rechnen. Soweit die Einnahmen.
Was kostet der einzelne Fahrgast?
Nun zu den Ausgaben. Diese bestehen erstens in dem Rapitaldienst, d. i. die Verzinsung und Tilgung des Anlage fapitals, und zweitens in den Betriebskosten, das sind die eigentlichen Ausgaben für die Beförderung, also die Ausgaben für Gehälter, Löhne, elektrischen Strom, Unterhaltung, Erneuerung usw. Die Verzinsung und Tilgung zusammen sind bei der heutigen Lage des Kapitalmarktes mit etwa 9 Proz. anzusetzen. 9 Pro 3. Don 2,40 m. ergeben 21,6 Pf. Kapitaldienst je Fahr gast. An Betriebskosten sind bei dem heutigen Stande der Preise und bei einer Berkehrsleistung von 5 Millionen Personen je Streckentilometer rund 13 Bf. für den Fahrgast zu rechnen. Man kann somit folgende Gewinn- und Verlustrechnung aufmachen:
Einnahmen je Fahrgast
Ausgaben je Fahrgast: Kapitaldienst. 21,6 Pf. Betriebskosten 13,0
Zuschuß je Fahrgast**
. 17,6 Pf.
•
•
zufammen 34,6 17,0 f
99
Die Rechnung ergibt demnach immer unter der Voraus feßzung einer jährlichen Verkehrsleistung von durchschnittlich 5 Mil lionen Personen je Stredentilometer-, daß für jeden auf der U- Bahn beförderten Fahrgast heute zin Zuschuß von rund 17 Pf. zu leisten ist. Für das ganze Kilometer Streckenlänge bedeutet das einen Zuschuß von jährlich 850 000 M. oder für eine Linie, wie z. B. Gesundbrunnen- Neukölln, die rund 10 Kilometer lang ist, einen jährlichen Zuschuß von etwa 8,5 Millionen Mark.
Die Anlage to sten für einen Kilometer Untergrundbahn betragen nach dem heutigen Preisstande etwa 12 Millionen Mart. Auch diese Zahl ist ein durchschnittlicher Wert aus teils Uebrigens ersieht man aus der obigen kleinen Gewinn- und teueren, feils billigeren Streckenteilen. Der Preis von 12 Millionen Verlustrechnung gleich, worauf die Notwendigkeit der ZuschußMark umfaßt die vollständige betriebsfertige Herstellung der leistung zurückzuführen ist. Die Betriebskosten von 13 Pf. allein Tunnels und Bahnhöfe mit allem Zubehör, als da sind Gleiskörper, fann die U- Bahn aus der Einnahme von 17,6 Pf. durchaus decken. rollendes Material, Abstellgleise usw. Dividiert man das Anlage- Sie fann über die Betriebskosten hinaus noch 4,6 Pf. je Fahrgast tapital von 12 Millionen Mart durch 5 Millionen Personen, so als Beitrag zu dem Kapitaldienst leisten. Sie kann aber den resterhält man das auf einen Fahrgast entfallende Anlichen Kapitaldienst von 17 Bf. je Fahrgast nicht mehr erwirtschaften. lagefapital zu 2,40 M. Die Untersuchung der Rentabilität In Kapitalprozenten ausgedrückt heißt das: Die U- Bahn kann ihr fpist fich jetzt auf die Frage zu: Wieviel bringt der einzelne Fuhr Anlagekapital aus eigener Kraft nur zu etwa 2 Pro3. verzinjen. gast der Bahn an Einnahmen? Wieviel toffet eine Beförderung Die restlichen 7 Proz. des Kapitaldienstes müssen von anderer Seite an Ausgaben? her gezahlt werden. Wer aber soll diese andere Seite sein?
Theater, Lichtspiele usw.
Montag, 10. 3. Staats- Oper
Unter d. Linden Teil- Ab. D. Mo No. 7 Jahres- Ab.- V. No. 67
20 Uhr
Tosca
Montag, 10. 3. Städt. Oper
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Staats- Oper Staatl. Schausph.
am Gendarmenmarkt
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Staatl. Schiller- Theater, Charlibg.
20 Uhr
Boubouroche- George Dandin
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Winter
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8 Uhr
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Amnestie Der Kaiser
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von Arthur Schnitzler Regie: Victor Barnowsky Komödienhaus
Täglich 8 Uhr Der Lügner und die fonne
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Schauspiel v. Carl V.Amerika Kleines Theat. Mar. Finkelnburg von Bernard Shaw Regle: Günth. Stark Reg.: Max Reinhardt Merkur 1624
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Der Kandidat Lvovski, Braut von Carl Sternheim Regie: Hans Heinrich . Morgen 71 Uhr zum ersten Mal
Direktion Dr. Robert Klein Deutsches
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U- Bahnen find notwendig für den Maffenverkehr.
Der Gedanke ist naheliegend, die Ueberschüsse des Ober* flächenvertebrs, d. h. der Straßenbahn und des Omnibuffes, zur Deckung des Fehlbetrages bei der U- Bahn mit heranzuziehen. Aber ein derartiger Ausweg wäre nur eine Zwischenlösung. Straßenbahn und Omnibus haben in Berlin noch so große Aufgaben zu erfüllen, daß diesen Betriebsteilen ihre Finanzkraft für thre eigenen Zwecke gesichert bleiben muß. Wenn aber die U- Bahn aus den Erträgnissen des Oberflächenverkehrs nichts beziehen soll, so bleibt als letzte Möglichkeit nur noch übrig, die Zuschußleistungen an die U- Bahn auf die allgemeine Stadtverwaltung zu überwälzen. Diese Lösung hat nichts Befremdliches an sich, sie ist sogar das einzig natürliche Verfahren.
U- Bahnen sind unterirdische Straßen, die not wendigerweise zur Bewältigung des Massene verkehrs der Weltstadt gebaut werden müssen.
Ebensowenig wie man der Straßenbahn oder dem Omnibus to mutet, die von ihnen befahrenen Straßen aus eigenen Mitteln her. zustellen und zu verzinsen, ebensowenig kann man die Schnellbahn mit dem Kapitaldienst für ihre unterirdische Straße belaften, zumal diese Straße sehr viel kostspieliger ist als die Oberflächenstraße.
In anderen Städten ist man auf Grund derselben Sachlage zu ganz ähnlichen Schlußfolgerungen gekommen. In Paris 3. B. werden die U- Bahnen auf Kosten der Stadtverwaltung gebaut. Die Bariser Untergrundbahn- Gesellschaft erstellt und betreibt aus eigenen Mitteln nur die Bahnanlage im engeren Sinne des Wortes, also den Gleiskörper, das rollende material, die Stromzuführungseinrichtungen usw. Auch in Berlin wird man schließlich zu einer den wirklichen Tatsachen entsprechenden Lösung der U- BahnFinanzierung kommen müssen. Das erfordert das Interesse unseres gesamten oberirdischen wie unterirdischen Verkehrs.
Außerordentliche Stadtverordnetenfißung Dienstag, 11. März 1930. Beginn der Beratungen um 18 Uhr.
Berliner Schulpolitif. Die Deutsche Hochschule für Politit, Schinkelplay 6, veranstaltet im Rahmen ihres Staatsbürgerkundlichen Seminars am Montag, 10. März, 19 Uhr, einen schulpolitischen Vortragsabend. Es sprechen StadtSchulrat Nydahl über Groß- Berliner Schulpolitik, Magistratsoberschulrat Henn über Berlin und feine höhere Schule", Magistratsschulrat Dr. Kalischer über„ Die Neugestaltung der Berliner Lehrerfortbildung". Gafttarten im Sekretariat der Hoch schule.
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Zwei Erfindungen, zwölf Berufe und ihre Arbeiterschaft lautet das Thema des Rundfunkvortrages, den der Genosse Wilhelm Landa vom Verbande der Lithographen, Steindrucker und verwandte Berufe am Dienstag, dem 11. März, um 19 Uhr halten wird.
Nacht- Wohltätigkeitsvorstellung der Internationalen Artiffenloge. loge. Bugunsten der Wohltätigkeitsfonds der Internationalen Artiſtenloge findet am Sonnabend, dem 15. März 1930, im Wintergarten eine Nachtvorstellung statt, in der ein großes internationales Varieté programm geboten wird. Die Vorstellung beginnt um 23% Uhr. Alle Eintrittskarten find numeriert und im Vorverkauf im Büro der Internationalen Artistenloge, Berlin NW. 7, Friedrichstr. 74a( gegenüber dem Central- Hotel) erhältlich.
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Berantwortl, für die Redaktion: Wolfgang Schwarz, Berlin ; Anzeigen: Th. Glode, Berlin . Berlag: Borwärts Berlag G. m b. H., Berlin . Drud: Borwärts Bud bruderet und Berlagsanstalt Baul Ginger& Co.. Berlin SW 68, Lindenstraße 3. Sierzu 1 Beilage.
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