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Schulstreif kläglich beendet. Die Geistigen malen sich Deutschland   aus.

Kommunistische Drahtzieher in den Mauselöchern.

Der von den Kommunisten inszenierte Schulstreit an einigen Neuköllner   Schulen ist bereits wieder zusam­mengebrochen. In den Schulen in der Rütlistraße und auch in der Lessingstraße ist heute morgen der Unterricht in sämtlichen Klaffen wieder aufgenommen worden. Die Polizei hatte vor den Schulen starte Polizei patrouillen postiert, die aber in feinem Falle eingreifen brauchten. Die Eltern brachten zum größten Teil ihre Kinder zur Schule und wurden auch nicht belästigt. In der Lessingstraße blieben einige Kinder noch dem Unterricht fern und sammelten sich in einer Kneipe an der Ede der Kopf- und Lessingstraße, wo sie ein General­quartier des Streifausschusses aufmachten. Auch einige erwachsene Kommunisten beteiligten sich an diesem Streitausschuß, über den man in Neukölln bereits recht herzlich zu lachen beginnt. Die Photographen der kommunistischen   Tageszeitungen standen mit ihren Apparaten frierend vor der Schule; sie warteten aber ver­

gebens, es geschah nichts mehr. Der Schulleiter wird heute genau feststellen lassen, welche Kinder fehlen. Gegen die Eltern dieser Kinder wird mit allem Nachdruck vor. gegangen werden. In den Schulen der Rütlistraße vollzog sich der Schulbeginn heute morgen vollkommen reibungslos. Auch hier brachten die Eltern ihre Kinder bis zum Schuleingang, Von tom munistischen Streitausschüssen oder Streitposten war überhaupt nichts mehr zu sehen. Auch hier ist heute morgen in sämtlichen Klaffen der Unterricht aufgenommen worden. Es fehlen nur noch vereinzelt Kinder, die der kommunistischen   Barole auch heute noch Folge zu leisten scheinen. Gegen die Eltern

dieser Kinder werden Strafmandate erlassen.

Die Kommunisten haben mit ihrem Plan, die Schulkinder vor ihren Barteikarren zu spannen, fein Glüd gehabt. Die Mehrzahl der Eltern hat diese At'ionen abgelehnt und ihnen ist es auch zu danken, daß dieser Schulstreit so schnell zusammengebrochen ist.

Von Hans Bauer.

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Die Biterarische Welt" hat eine Umfrage an rechts| Ratholizismus, ein Kommunist den Kommunismus. Bleibt Heinrich und linksstehende Intellektuelle veranstaltet und sie gebeten, über Mann, der kluge und gute Worte an die deutschen Studenten richtet Deutschland  , wie sie es sich wünschen zu schreiben. und ein Deutschland   der Bernunft wünscht, das Milde kennt und Erstes Kriterium der Antworten: mit einer oder zwei Ausnahmen zweifelt": zweifeln" nicht im Sinn von Verzicht auf verbohrte, wird nicht zur Sache gesprochen. Die Freude am schönen Wort, an verharschte Feste- druff- Gesimung gemeint, im Simm von Tolerant­der packenden Formulierung, an der geiſtvollen Wendung ist viel sein. Das ist positiv und soll gelten. zu groß, als daß man fachlich, geradlinig, tonkret, flar, etwa gar nach der Art gewisser ungeistiger Parteibonzen, ausspräche, worauf man nun eigentlich hinauswill. Zweites Kriterium: Niemials ſtim men zwei Meinungen auch nur entfernt überein. Alle wollen was anderes, und sie sind sich nur darin einig, daß das, was sie wolien, den Anspruch auf den Namen Geistiges erheben darf.

Ernst Jünger  , um mit dem Schlimmsten zu beginnen, will den heroischen Realismus. Das klingt nicht schlecht. fragt sich bloß was er damit meint. Er meint damit, daß, deutsch   sein' nur heißen fönne: im Rampfe fein". Das flingt erst recht nicht schlecht, aber was meint er nun wieder damit? Er meint damit, daß..die Ent. scheidungen gefchlagen und mit allen Mitteln ausgetragen werden müffen, gleichoiel, wie die Formulierungen sind, unter denen der Aufmarsch geschieht". Also: es gilt zu wollen, jedoch was es zu wollen gibt, darauf fommt es nicht an! Das Ganze nemni fich jung national und ist wie die Zwiebel, die immer mur Schale und nie mals Rern hat. Dann kommt der stellvertretende Kanzler des mals Kern hat. Dann kommt der stellvertretende Kanzler des Jungdeutschen Ordens zu Wort, Frizz H. Herrmann. Er nun wieder will das Leben unseres Volkes aus eigener Verantwortung dieses Boltes nach freier Selbstbestimmung desselben aufbauen", oder anders, aber nicht weniger tonfus, ausgedrückt, ein Deutschland  , in dem Volf und Staat eines find". Alfred Kantorowicz   ist fubstanz hafter und längst nicht so hoffnungslos phrasenselig wie Jünger und Herrmann, aber etwas Besseres, als auf den Propheten einer ,, jungen, mitreißenden, fundamentalen, neuen Ideologie" zu warten, ungefähr wie das Kind auf den Weihnachtsmann, weiß auch er nicht

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Aber im ganzen wird auch durch diese Umfrage nur erhärtet, intellektuellen Ratschlägen vom Halse: es fommt nichts babet heraus. mas sich schon herumgesprochen hat: Man bleibe der Politik mit sein. Geist ist etwas Wunderschönes, Erhebendes, er macht unser Das soll um Himmels willen teine geiſtfeindliche Stellungnahme Leben reicher und besser, er macht es erst lebenswert; aber er ist nicht Suppe, die man essen bann und die nährt: er ist das Salz fein Nahrungsmittel, er ist die Zutat zum Nahrungsmittel, er ist hinein. Geist ist mehr oder weniger bei allen Parteien zu finden. Jede einzelne hat ihre gescheiten Leute. Aber daraus geht ja nur hervor, daß die Tatsache des Vorhandenseins von Geist noch nicht im geringsten etwas darüber ausfagt, in welche Richtung er meist, melche Biele er sich feßt. Anders ausgedrüdt: mit dem Geist ist jegliches Gebilde sich fneten läßt. Die Intellektuellen pflegen alles anzufangen: das Gute und das Böse! Er ist Lehm, aus dem iegliches Gebilde sich fneten läßt. Die Intelleftuellen pflegen ästhetische, metaphysische Maßstäbe und solche des Temperaments an die Politik zu legen. Das ist ihr gutes Recht. Aber es ist auch tualismus sind nicht unsere. Wir machen Politik nicht für eine das gute Recht der Politiker, zu sagen: die Maßstäbe des Intellet lionen zum allergrößten Teil verhältnismäßig hausbadene Men Handvoll nervöser und anspruchsvoll Geistiger, sondern für 60 Mil­schen, denen es auf Wohnung, Kleidung, Arbeit, Brot ankommt und nicht auf schöne Redebilder und grandiose Gebärden.

Wie wünschen Sie sich Deutschland  ? Man kann sagen, wie es etwa der gemeine Mann auf der Straße sagen würde: ,, Republi­

Der zweite Hamburger   Sprengstoffanschlag zu empfehlen. Frank Thieß   will von innen her reformieren. Wie kanisch, friedfertig, sozial." Man kann aber auch, wie Ernst Jünger  ,

Die Suche nach dem Täter.

Hamburg  , 3. April.

Zu dem Sprengstoffanschlag auf das Warenhaus Tieh im Jungfernstieg   wird gemeldet, daß man bei der Untersuchung des Tatortes in der Hauptfache Teile aus zerfrümmerten Blech riften fand. Man neigt zu der Annahme, daß die Sprengladung in diesen Behältern untergebracht war. Bei dem verwandten Sprengstoff dürfte es sich, nach der Sprengladung zu schließen, ähn­lich wie bei dem kürzlich auf ein Geschäft der Juwelierfirma Wempe verübten Anschlag, um Schwarzpulver handeln. Beide Anschläge weisen in der Anlage und der Art der Ausführung so viele übereinstimmende Merkmale auf, daß der Schluß berechtigt erscheint, es handele sich in beiden Fällen um denselben Täter. Es muß eine ziemlich starke Ladung Sprengpulver verwendet worden sein, da die Wirkung der Explosion verheerend war. In dem Toiletteraum find alle Einrichtungsgegenstände völlig zer trümmert und durch das ganze Treppenhaus geschleudert worden. Die Heizungskörper, die Beden und Teile des Mauer werfs wurden herausgeriffen. Nicht ein Stüd im ganzen Raum blieb heil. Die Toilettenräume werden in der Hauptsache von den Besuchern des im gleichen Stockwert gelegenen Erfrischungs raums benutzt. Der Leitung des Erfrischungsraumes ist unter den Gästen niemand aufgefallen, der sich irgendwie verdächtig gemacht hätte. Nach der Explosion bemächtigte sich der zahlreichen Besucher des Warenhauses zunächst große Aufregung. Die Angestellten fuchten alle Leute mit der Bemerkung zu beruhigen, daß im Licht schacht infolge eines Dummenjungenstreiches eine Spreng tapfel explodiert sei. Dia

ist das zu machen? Vor allem muß die Kriegsgeneration von morgen dem Kriege feinen Sinn geben". Seit dazu würde es, aber daß das tommende Geschlecht teine anderen Sorgen hat, als fich den Kopf darüber zu zerbrechen, was denn nun eigentlich der höhere Sinn der finnlosen Schießerei und Berfeßerei des Welt­frieges gewesen ist, das ist nicht gerade anzunehmen. Hermann Bahr   füßelt etwas über Oesterreich  , ein Katholir empfiehlt den

" Der Bettelstudent  ."

Metropol- Theater.

Operette ist eine sterbende Theatergattung. Wäre fie's nicht, so hätten die Operettentheater nicht nötig, ihr Glüd mit alten Sachen zu versuchen. Operette beginnt eine historische Angelegenheit au merden; aber um historisch genommen zu werden, dafür ist sie wohl nicht wichtig genug. Das Operettentheater als Museum, die j Vorstellung ist doch ein bißchen fomisch. Es ist für uns herzlich gleichgültig, ob dieser alte Bettelstudent" wieder aufgeführt wird oder nicht; aber unverkennbar sind es Kräfte der gesellschaftlichen Reaktion, die hier in der Rüdtehr zum bürgerlichen Amüftertheater von einft wirksam werden.

Millöders, Bettelstudent" stammt aus der guten alten Wiener  Operettenzeit; 1882 zum ersten Male gegeben. Die Mufit, von der noch ein paar Einfälle lebendig sind wie der berühmte Walzer, der sich leitmotivisch durch die Handlung zieht, ist so sauber und solide gearbeitet, wie es damals auch in diesem bescheidenen Genre unter Mufitern üblich war. Und das Buch von Zell   und Genée   hat gute Theaterqualität. Ein Einfall von dieser Stärke und Plastik fommt in hundert Jahren nur einmal", steht im Programmheft, das mit den Worten beginnt: Die glanzvolle Wiedererwedung des Bettelstudent durch Rotters im Berliner   Metropol- Theater Das ist wohl ein wenig übertrieben. Aber den Theaterzettel schmückt Detmold  , 3. April. eine Reihe von Sängernamen, denen von der Staatsoper her ein Auf dem Besitztum des Landrats a. D. Tasche in Stapelage   gewiffer Glanz anhaftet: Pattiera, Jöten, Alpar, Schüzendorf. Wir am Südabhang des Teutoburger Waldes   entstand heute ein gefürchten, daß der Glanz der Opernstimmen sich im Dienst der waltiger Heidebrand, dem über 1000 Morgen Heide zum Operette allzu bald abmüßen wird. Opfer fielen.

Die Heide brennt.

Weber 1000 Morgen der Senne   vernichtet.

Das Feuer war zunächst zum Zwecke des Abbrennens von ein­zelnen Heideflächen planmäßig angelegt worden. Durch den Ostwind wurde aber das Feuer über die Schuhgräben getragen und nahm in rasender Geschwindigkeit einen etwa fünf Rilometer langen und teilweise zwei Kilometer breiten Weg. Alle Feuerwehren der Umgegend waren an der Brandstelle tätig. Unter Einsatz von Reichswehr   und der Bewohner der Umgegend gelang

es, den Brand abends zum Stillstand zu bringen.

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Die Entlassung." Theater in der Klofierfiraße.

K. P.

Nach Wedekinds ,, Bismard", Emil Ludwigs Entlassung". Nach Paul Wegener  , Hans Mühlhofer   als Bismard," Bir jahen em Stück, das uns nicht mehr geben fanm als populäre Geschichte, verwässerte Bergangenheit. Nicht geformt von einem Dichter,

Absturz französischer Militär flugzeuge. Bismards Geburtstag. Franz Sonbingers Regie fchien bie

Drei Personen getötet.

Paris  , 3. April. Nach einem Telegramm aus Lyon   fing ein französisches Militär. flugzeug Feuer, stürzte ab und wurde völlig zertrümmert. Von den Insassen war einer auf der Stelle tot, der andere wurde schwer verlegt.

Aus der Stadt Barcares, in der sich eine bedeutende Fliegerstation befindet, wird berichtet, daß ein Wasserflug. zeug aus 500 meter Höhe auf das Meer abstürzte. Die beiden Insassen fanden den Tod im Wasser.

Eine Frau wirst sich unter die Räder.

Am Mittwoch abend warf sich eine noch unbekannte Frau in jelbstmörderischer Absicht nahe dem Bahnhof Wuhlheide vor einen 3ug; sie wurde überfahren und auf der Stelle getötet. Die Unbekannte, die nach der Leichenhalle in Oberschöneweide   ge­bracht wurde, war etwa 45 Jahre alt, 1,65 Meter groß, hatte grau­meliertes Haar und trug schwarzen Mantel mit Belzbesatz, braune Strümpfe und braune Schuhe und dunfles Kleid. Bei sich hatte sie einen Bettel von einer Homburger Bersicherungsgesellschaft mit dem Nomen ,, Kaufmann Hans Kapuschinffy, Memeler Straße 70/71". In Berlin   hat dort früher ein Kaufmann dieses Namens eine Gaft­wirtschaft betrieben, er ist aber seit einiger Zeit unbekannt ver­zogen. Ob die Tote die Ehefrau ist, steht noch nicht fest.

Cosgrave wiedergewählt. Die irische Rammer wählte Cosgrave mit 80 gegen 65 Stimmen wieder zum Ministerpräsidenten des iri­ichen Freistaats, nachdem sie mit 93 gegen 54 Stimmen eine Er­nennung Devaleras und dann mit 87 gegen 13 Stimmen eine Er nennung des Arbeiterparteilers O'Connell abgelehnt hatte.

sondern erzählt von einem Gefühlsmenschen. Wir lemmen das Stüd. Der einzige Anlaß, es wieder aufzuführen, war diesmal Steifheit eines Puppenspieles anzustreben. Die erste Szene wirkte ausgeflügelt und leblos. Später erweckten gute darstellerische Leistungen einen Widerschein des Lebens. Hans Mühlhofer  war in hervorragender Maste und gab in dieser Aufführung sein Bestmögliches. Ergreifend war die schlichte Agnes Müller als Johanna. Franz Conrad Hoefer( Wilhelm II.  ) war beachtens mert als Sprecher, aber übertrieben forsch in der Mimik.

Eine Aufführung, bei der man sich nicht so recht erwärmen fonnte. Berade genießbar. Der tragische Sturz eines Großen, nicht durch die Ballung seelischer Spannungen, nicht von der tiefen Einsamkeit, die den gestrigen Riesen von den rührigen Zwergen der Gegenwart trennt, hergeleitet, sondern ein politischer Sturz aus papiernen Aften erzählt. Keine Tiefe, nur Oberfläche und flüchtige Konturen. Ein impressionistischer Schattenviß. v. S.-M.

Ein Periskop für Luftschiffe. Die Luftschiffabteilung der ameri­fanischen Armee erprobte fürzlich in Langley Field eine Borrich tung, um bei starter Bewölkung die Vorgänge auf der Erde beob achten zu können, ohne daß das Luftschiff von unten gefehen würde. Das Luftschiff flog nämlich über den Wolfen und ließ an einem Stabel eine Kabine herab, die bis unter die Wolfen reichte, und von der aus ein Beobachter durch ein Telephon die Nachrichten nach oben weitergab. Diese Borrichtung fann auch zum Abwerfen von Bomben und für Lichtbildaufnahmen benutzt werden.

Mahagonny  " bei Re nhardt. Brecht- Weills Oper Aufstieg und Fall der Stadt Mabaronnu ist von War Reimbardt angenommen worden. Die erste Aufführung findet im Herbit 1930 ftatt.

Zugunsten des Desterreichischen Hilfsvereins findet am 6. April mittags um 1, 12 Ubr, in der Stomödie eine Wohltätigkeitsmatinee tatt. 11. a. bat Kammerfänger Richard Tauber   seine Mitwirtung als sicher

in Aussicht gestellt.

Der Sturm, Kurfürstendamm 173, zeigt im April abftrafte Malereien

auf Samt( Bebange, Wandteppiche. Centrepieces) von Lena Billico/ London  Die Ausstellung ist täglich von 10-18 Uhr geöffnet.

,, eine symbolistische Haltung" befürworten, die jede Tat, jeden Gedanken und jedes Gefühl als das Symbol eines einheitlichen und unveränderlichen Seins begreift, dem es unmöglich ist, sich seiner eigenen Gefeßmäßigkeit zu entziehen". Die erste Formulierung hat den Vorteil, daß sich unter ihr etwas denten läßt, die zweite wiederum fann von sich sagen, daß ihr ein intellektuelles Niveau zu eigen ist.

Bücherfriedhöfe.

3ff ein Erweiterungsbau der Staatsbibliothef wirklich nötig? hiesigen Staatsbibliothet nicht mehr bezweifeln läßt, daß ihre Bücher­Man schreibt uns: Wenn sich auch nach den Mitteilungen der fäle so überfüllt sind, daß sie in absehbarer Zeit teine neuen Zugänge mehr aufzunehmen vermögen, so erscheint aus dieser Bedrängnis doch auch ein anderer Ausweg möglich, als der gewünschte Aufbau zweier neuer Stodwerke, der bei der heutigen Finanzlage des Reiches ja ohnehin untunlich ist. Von diesem Ausweg soll hier die Rede sein. Wie in jeder Bibliothet befinden sich auch in der hiesigen zahllose Bücher, die niemals mehr in die Hand genommen werden, die vera gilben und verstauben, ohne daß man sie eines Blides würdigt. Im Hinblick auf diese vielen toten Bücher, deren Zahl bei großen Biblio thefen, wie etwa der Berliner   Staatsbibliother, in die Hunderttausende geht, bezeichnete der englische Minister Churchill   in einer Rede einst die Bibliotheken als große Bücherfriedhöfe.

Bibliothek direktor, der geigentlich äußerte, daß der größte Teil des Wenn man nun auch nicht so weit geht, wie jener süddeutsche Inhalts aller Bibliotheken ruhig verbrannt werden könnte, ohne daß Kultur und Wissenschaft dadurch Schaden litten, so darf man sich doch fragen, wozu die vielen längst überholten wissenschaftlichen Werfe und Abhandlungen aus allen Gebieten, für die fein Antiquar auch nur einen Pfennig mehr zahlen würde, weil sie nicht mehr verlangt werden, in den Bibliotheken aufgeftapelt bleiben, um neuen Zu­gängen den Platz zu versperren. Zu diesen wissenschaftlichen Bücher­leichen lommen selbstrebend auch die ebenso zahlreichen Erzeugnisse der schönen Literatur, die heute tein Mensch mehr lieft.

Hier ließe sich der Hebel ansehen. Man brauch die überflüssig gewordenen Bücher nach dem süddeutschen Rezept ja nicht gerade zu verbrennen, man fann sich ihrer auch auf andere Weise entledigen. Aus den Benußer und Ausleihregifter läßt sich ohne sonderliche Mühe feststellen, wenn die Staubschicht es nicht schon verrät, welche

Bücher so gut wie nie, und welche niemals mehr verlangt werden. Alle die theologischen Erbauungsschriften und Bänkereien verflossener Beiten, alle die vielbändigen juristischen Abhandlungen und Spitz­findigkeiten, die hundert und mehr Jahre alt sind und um die fich heute tein Teufel mehr fümmert, alle die historischen Untersuchungen, die im Intereffe eines mehr oder minder hohen Auftraggebers oder um das eigene Fortkommen zu fördern, die Geschichte fälschten, dann aber auch alle Erzeugniffe jener bettelhaften Buchmacherei, die im Mantel ernsthafter Forschung aus zehn vorhandenen Büchern eine effte ,, wiffenschaftliche Neuerscheinung" zurechtschneidert alle diese Bücher und mit ihnen noch Tausende und aber Tausende andere ließen sich in einem gemieteten Magazin mit weit weniger Roften, als ein Neubau fie erfordern würde, unterbringen und für kommende Geschlechter fonfervieren. Auf Jahre hinaus wäre dann Raum für neue Zugänge gewonnen, bis auch für diese Neulinge, früher oder später, die Zeit kommt, in der sie auf dem großen Friedhof zur Ruhe eingesenkt werden. Würde dann wirklich einmal von einem fleißigen Forscher vorübergehend ein solches Buch aus seinem Todesschlaf. ermedt, so ließe es sich, wenn auch vielleicht mit einer kurzen Berd zögerung, aus entfernteren Magazinen ebenfo leicht besorgen wie aus den Beständen des Bibliothekgebäudes felbst.

Die Bibliographie des amtlichen Schriftfums. Zu unserer Noriz in der Abenbausgabe vom 20 März Ein Verzeichn's amtlicher Schriften" wird uns mitgeteilt, daß in Deutschland   bereits seit über zwei Jahren, also geraume Zeit vor der angekündigten Ber­öffentlichung der Preußischen Staatsbibliother, eina Bibliogra phie des amtlichen Schrifttums erscheint. Das Reichs­minifterium des Innern gibt diese seit Jamuar 1928 unter dem Titel Monatliches Verzeichnis der reichsdeutschen amtlichen Druckschriften" heraus. In ihr wird regelmäßig über die neu er­Schienenen Beröffentlichungen jäm.licher Behörden des Reiches, der Länder und der Städte berichtet. Dieses Verzeichnis, das den An­[ pruch erheben darf, die erste und die offizielle Bibliographie der deutschen   amtlichen Druckschriften zu sein, und das durch seine monatliche Erscheinungsweise vor den Halbjahrsheften der Preußi­schen Staatsbiblio her den Vorzug der größeren Atualität befie wird von der Deutschen Bücherei in Leipzig   bearbeitet.

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