Einzelbild herunterladen
 

Beilage

Mittwoch, 2. Juli 1930

Der Abend

Shalausgabe des Vorwards

Die Landwirtschaft Groß- Berlins

Rundgang durch die städtischen Güter

Der Reichsausschuß für sozialistische Bildungsarbeit ver­anstaltet augenblicklich einen Agrarfursus mit an= schließenden Besichtigungen, die ft. a. durch die Provinz Brandenburg  , Grenzmark und Pommern   führen werden. Genosse Simon wird uns ähnlich wie im Vorjahr bei der Studienfahrt nach Dänemark   über die einzelnen Führun­gen fortlaufend berichten. Sei erster Bericht behandelt die städtischen Güter Groß- Berlins  .

-

Es regnete in Strömen, als wir durch die südlichen Vororte in unserem großen Autobus einigen der städtischen Güter zusteuerten. Der erste Besuch gilt Brusendorf, ein Gut, das erst ein Jahr im Besitz der Stadt ist. Es war völlig verlottert, verrät aber in Stall, Brennerei und im Fruchtstand bereits die neue intensive Be­wirl haftung. Es ist 1200 Morgen groß, hat etwa 100 Milchkühe,

dere Leistungen gegen früher schon erheblich gestiegen sind. Die Milch wird in die Kranken- und Pflegeanſtalten Berlins   geliefert. Die früher veraltete Brennerei ist völlig umgebaut und modernisiert, besonders interessierte die Teilnehmer die Kartoffelwäsche.

Das der Brennerei zugestandene Kontingent beträgt 120 000 Liter, der Spiritus geht an die Monopolverwaltung und findet dann technische Verwendung. Die Brennerei ist 210 Tage im Magimum im Betriebe. Auf dem Gut kommen

auf 100 Morgen 3,6 Arbeitskräfte.

Den früheren Zustand der Schnittertajerne charakterisiert, daß im Sommerhalbjahr vor dem Erwerb des Gutes durch die Stadt insgesamt 350 Schnitter einander abwechselten. Die Stadt baute auch diese absolut verwahrlosten Räume wohnlich aus, schuf Zentralheizung, ausreichende Wasch- und Badegelegenheit, einen Trockenraum, freundliche Tagesräume, luftige und saubere Schlaf­räume. Nun wechseln die Schnitter, die vom Zentralarbeitsnachweis Berlin   vermittelt werden, nicht mehr, und fühlen sich ansässig wie die ständigen Landarbeiter, die in anständigen Zweizimmerwohnun­gen mit Küche wohnen.

Das städtische Gut Boddinsfelde, das nun besucht wurde, fann als Musterbetrieb angesprochen werden. Es wurde 1908 für die Stadtgemeinde Neukölln( Rigdorf) gekauft und völlig neu auf gebaut. Schon die Leutegärten vor den Arbeiterfamilien­häusern verraten eine ältere Kultur. Das Gut ist 2600 Morgen groß, 500 Morgen find Rieselland, wieder 300 Morgen davon an Kleinbefizer verpachtet.

Das Gut zählt 140 Kühe und 16 Pferde( früher 40 Pferde). Der geringe Pferdebestand erklärt sich aus der Einführung vieler Schlepper, wie überhaupt das Gut in seiner maschinellen Ein­richtung modern und rationell eingestellt ist. Hier wie in dem später besuchten Gut Deutsch- Wusterhausen finden wir die Ein­richtung der Hängebahn, um den Mist aus dem Stall zu bringen, der denn hochgeschichtet wird, sich auf 65 Grad erhitzt, dann zusammengetreten und fonferviert wird. Bei diesem Verfahren verschwinden die Fliegen und anderes Ungeziefer, das so getötet wird. Der Jahresdurchschnitt der Milchleistung ist 4200 Liter. Be­merkenswert ist ein Silo für Aufspeicherung Wiesengras und Mais, um überreichliches Futter rechtzeitig mähen zu können. Der Bau weiterer Silos ist geplant.

von

-

und Krauter verpachtet. Die Vorteile sind, daß die Pächter feinen Dünger brauchen, daß sie schon auf ¼ Morgen, statt auf 4 Morgen eine Kuh halten können, daß sie bei der erhöhten Vieh­

Es sind dabei 30 Hauptgüter, 37 sind Nebengüter, Borwerte usw.| Felder für den Großbetrieb nicht in Frage. Sie sind darum an Bauern 10 Hauptgüter und 7 Nebengüter sind verpachtet. Der Berliner   Forst 22 000 Hektar steht unter be­sonderer Verwaltung. Der Gesamtgrundbesig Berlins  umfaßt also 51 000 Hektar.( Vergleichsweise sei angeführt, daß der Domänenbefiz ganz Preußens 260 000 Hektar umfaßt, davon liegen in Brandenburg   40 000 Heftar Staatsdomänen.)

:

Groß Berlin   hat von seiner landwirtschaftlich genutzten Fläche 12000 Heftar im Rieselfeldbetrieb. Mit Aus­nehme von drei sind alle Güter am Riefelfeldbetrieb beteiligt. Durch die Rieselfelder erhält das Land die vierfache Regenmenge des Durchschnitts in Groß- Berlin.

In den Kläranlagen bleiben wie es bei der voran­

werden konnte

-

gegangenen Besichtigung eines Riefelfeldbetriebes von uns beobachtet Schlick wird zum Teil zur Gewinnung von Mentangas benutzt. 70 Proz. der Schlidmassen zurück. Dieser Er wird aber als guter Dünger auch an die Bauern abgegeben. Die beste Pflanze für das Rieselfeld ist die Graspfanze, die viel Wasser benötigt. Man erachtet pro Hektar und Tag eine Wasser­Carolinenhof menge von 45 Kubikmeter für notwendig. Ein Gut hat erwiesen, daß die fünffache Menge, 250 Kubikmeter pro Hektar und Tag, angewendet werden fann. Die heutigen Rieselfelder Groß- Berlins würden für eine Bevölkerungszahl Groß- Berlins von 11 Millionen ausreichen.

-

Bei der Eigenart der notwendigen Abgrenzung kommen viele

haltung den Dünger auf die eigenen Naturfelder und Weiden brin­gen fönnen. Die verhältnismäßig guten Wohn- und Wirtschafts­gebäude der Rieselfelderbauern sind ein Zeugnis für diese Vorteile. Gewisse Zahlen des landwirtschaftlichen Großbetriebes der Stadt wirtschaft Berlin   müssen festgehalten werden. Berlin   zählt in seiner Land­

2000 Schweine,

3200 Schafe,

9 Brennereien mit einem Kontingent von 900 000 Lifern, 1 Fleischerei, die 25 000 Stüd Vieh im Jahre verarbeitet, 1 Sägewerk, das 12 000 kubikmeter Holz verarbeitet, u. a. eine Großmolterei in Berlin- Weißensee  , die Berlin  täglich mit 40 000 Litern bzw. 80 000 Flaschen Milch beliefert usw. Ein vorbildliches Vertrags- und Lieferungsverhältnis beſteht zum Ronjumperein, der allein 12 000 Liter Milch täglich bezieht. Berlin   bezieht ein Biertel des Gesamtbedarfes an Milch wie an Gemüse von den Berliner   Gütern.

Durch die Berliner   Landwirtschaft und die Rieselfelder werden 20000 Menschen voll beschäftigt und ernährt.

DEUTSCHLAND  

Seitdem jener unselige Henry Béraud   seine von Haß erfüllte und von Mißverständnissen strogende Artikelferie über Deutschland   im Pariser ,, Journal" veröffentlicht hat, ist viel Wasser Rhein   und Rhone   hinabgeflossen. Mittlerweile murden aber die Berichte französischer Journalisten um Objektivität bemühter und mun ist sogar in einer Reihe französischer Blätter eine Artikel­serie über Deutschland   erschienen, die vom Atem der Liebe für unser Land durchweht ist. Der Autor: Gabriel Gobron  , Professor am Lyzeum in Rethel  , ein ganz junger Mensch noch. Der geistige Extraft der Gobronschen Artikelserie ist sein Buch: Contacts avec la jeune Génération Allemande"( Berührung mit der deutschen   Generation), Editions de la Lanterne du Midi", Toulouse  ..

neuen

Eine notwendige Zwischenbemerfung: Ein Franzose, der poli­tisch rechts steht, wird über Deutschland   nicht gerade sehr liebevoll schreiben. Das liegt im Wesen der Sache, das liegt im Wesen der nationalistischen Politif. Gobron ist ausgesprochen lints, ausgesprochen Pazifist. Er ist nach Deutschland   mit dem Wunsch( und wohl auch schon mit dem Vorurteil) gefommen, hier ein ausgesprochen friedfertiges Volk zu finden, und er sieht seinen Wunsch erfüllt, sein Vorurteil bestätigt. Man fann im Grunde über jedes Land sowohl eine Rechts, als auch eine Linksreportage an. Man sieht am Ende nur das, was man, unbewußt, sehen will. Die Sachlichkeit der Reportage hat ihre Grenze an der persönlichen Leidenschaft ihres Verfassers. Gobrons Buch ist sehr leidenschaftlich. Es hat die Absicht, dem Frieden zu dienen, es mill zeigen, daß Deutschland   gar nicht der gepanzerte Bopanz ist, als den ihn die französischen   Militaristen in eindeutiger Absicht gern an die Wand malen. Das Buch spricht auch vom Jungdo, vom Stahlhelm, vom Typ Ludendorff  , von der Reaktion auf den Universitäten aber im ganzen überwiegt das Lob des linken Deutschland  . Ein Lob, das im übrigen nicht geredet, sondern mit viel Faften, viel Zahlen belegt wird. Um das Buch ist in Frankreich   eine heftige Diskussion entbrannt, sie wird auch wieder verebben aber die Materialsammlung als solche bildet in der französischen   Deutschland­literatur ein Dokument von bleibendem Wert.

Ein Heugebläse, das ein Fuder Heu in 5 Minuten ablädt und das Heu bis auf 500 Meter Entfernung einlagert, ist schon seit Jahren im Gebrauch. Der Maschinenpart entspricht in jeder Beschreiben. Es tomant immer auf den Standpunkt des Betrachters ziehung den Anforderungen moderner Betriebsführung.- und Mähmaschinen, Düngerstreuer, Kartoffelmaschinen( für die Ernte ist eine einwandfreie Maschine noch nicht erfunden, die billigste Ernteart ist auch hier noch das Hacken durch Menschenkräfte), Kalk­streuer usw. sind Zeugen rationeller Bewirtschaftung. Neu mar vielen Teilnehmern auch die Einrichtung der hier vorhandenen Kartoffelüberwinterungsteller für Saatgut. Schweinezucht und Mast wird auf diesem Gut nicht getrieben. Wir besuchten die Wohnungen eines Landarbeiters und des Gutsgärtners: 2 3immer, Küche, Nebengelaß. Die Räume der Melker sahen etwas wüst aus. Es erklärt sich das durch die Frühmorgenarbeit und notwendige Mittagsruhe. Ein Melker hat 20 Kühe zu melfen.

Auf der Fahrt zum Gut Deutsch- Wusterhausen erläuterte der Güterdirektor vom Damm des Klärbeckens aus Geschichte, Anlage, Struktur, Ertragsmöglichkeiten usw. der Berliner   Riesel felder. Naturland der verpachteten Flächen bringt 15 bis 17 m. Bacht, die Rieselfelder im Durchschnitt pro Morgen 63 M. Je nach der Bodenart bewegen sich aber auch hier die Pachtpreise zwischen 15 bis 120 M. auf den Groß- Berliner Gütern.

Auf den meisten, immer einen Morgen großen Rieselfeldern fann ein achtmaliger Schnitt erfolgen.

-

-

Gobron war mehrfach in Deutschland   und erfreulicherweise nicht bloß in Berlin  . Köln  , Bremen  , Hamburg  , Eisenach  , Weimar  , Heidelberg  , Lübeck  , Dresden  , Frankfurt  , Leipzig   das sah er sich auch alles an. Das Buch ist indes nicht geographisch, sondern mehr soziologisch gegliedert; Gobron ist mehr Wissenschaftier als Reiseplauderer, versteht indes gewandt zu schreiben seine lothrin­gischen Romane, Dichtungswerte find preisgekrönt. Gobron sieht, daß alles ungeheuer fompliziert ist. Er schildert, wie sich alles in Meinungen zerfleischt, in Bünden, Vereinen, Parteien zerorganisiert.

Auf der weiteren Fahrt war interessant zu beobachten, daß die großen Kartoffelfelder- Benuzung der Kartoffelle geschäftigt fich Gobrondas bringt wohl sein Beruf mit sich maschinenicht eine einzige Fehlstelle aufwiesen.

=

-

Das Gut Deutsch Wusterhausen ist 3600 Morgen groß, 600 Morgen sind Dedland, etwa 2800 Morgen Riefelfelder, 1800 Morgen sind davon verpachtet, 150 Morgen sind Koppeln. Das Gut zählt 140 Milchkühe und 250 Stück Jungvieh. Ein Bulle Gewicht 21 Zentner ein jüngerer Bulle, dessen Mutter die beste Kuh mit 8600 Liter Jahresleistung war( ohne zu präparieren). 21 Zuchtjauen, etwa 80 Schweine( die bis zu 2 Zentnern gemästet werden), waren interessante Schauobjekte und Zeugen intensiver Bewirtschaftung. Gefüttert wird im Sommer mit Gras, im Winter und art Regentagen mit Kraftfutter. Etwa 200 Stück des Jungviehs meidete auf den Koppeln. In den Ställen steht das Vieh auf dem jogenannten Kurz stand, dem Schwarzburger Aufstand". Die Molkerei erscheint blizsauber, fie verarbeitet 1800 Liter des Gutes täglich, die Milch geht in eigenen Wagen direkt als Frisch milch jeden Morgen nach Königswusterhausen  , und wird zum Preise von 34 Pf. abgesetzt. Weil auf einwandfreie Qualitätsmilch gehalten wird, sind die Gestehungskosten immerhin höher als beim Bauern. Das Gut ist im wesentlichen auf Frühfartoffelerzeugung und Milchwirtschaft eingestellt. Die Fortschritte, die erzielt wurden, lassen sich daran erkennen, daß der durchschnittliche Milch­ertrag von 1923 2200 Liter auf 4400 Liter an­gestiegen ist, die Fettprozente sich in der gleichen 3eit von 3 auf, 4 bis 50 erhöhten. Groß- Berlin besitzt 67 Einzelguter mit einer Gejan: tfläche von 29.000 hektar.

Mit den Problemen der Jugend, der Pädagogik, be­am meisten. Einleitend wischt er da den ,, Süddeutschen Monatsheften" eins aus, die sich in außerordentlicher Ausführlichkeit mit einigen in Frankreich   nur wenig verbreiteten Schulbüchern, die im Haßgeist geschrieben sein mögen, beschäftigen, während doch die überwälti­gende Mehrzahl der französischen   Schulbücher gerade in dieser deutschpolitischen Hinsicht absolut einwandfrei sei das stimmt auch!, während ferner die 120000 freisinnigen Lehrer der französischen   Volksschulen die eifrigsten Aktiv­Pazifisten seien mas gleichfalls objektiv und subjektiv richtig ist. Auf diese Weise könnten natürlich auch franzöſiſche Natonalisten die deutsche Pädagogik als haßlüsterne Institution beschimpfen, etwas ließe sich immer finden.

-

-

-

Begeisterte

Max Simon  , M. d. L.

mit verliebten Augen gesehen

unsere Kleinen in Frankreich  . Eine ganze Klasse erhebt sich, wie ich gehen will, und eines der fleinen Mädchen bittet mich, den jungent französischen   Kameraden den Gruß der jungen Berlinerinnen zu übermitteln. Und ich habe versprochen, die für mich so ehrenvolle Verpflichtung nicht zu vergessen. Ich entledige mich ihrer hiermit mit dem größten Vergnügen."

Nach der Schule die Jugendbewegung. Der Aufsatz über dieses Thema wird mit einer Betrachtung über die Arbeiter jugend eingeleitet. Gobron beschreibt die Bersammlungen, notiert die systematische Vorbereitungsarbeit der Referenten, freut sich über die so regen, sich anschließenden Debatten, bewundert den Ernst, mit dem sie ausgetragen werden. Dann brechen wieder Gobrons Minder­wertigkeitsgefühle durch: wie blöd benehmen sie sich dagegen m ,, Frankreich  ," man muß es vor Gobron in Frankreich  Schutz nehmen. Er sieht alles zu einseitg national resp. international und überhaupt nicht Klassen- regional, überhaupt nicht marristisch. Natürlich wird in Deutschland   mehr über alles diskutiert, weil ja auch die Dinge der Praxis dringender nach Umgestaltung und Bes wältigung verlangen als in einem ruftifalen Lande, in dem im ganzen genommen die wirtschaftliche Not doch nicht so groß ist! Deutschland   hat mehr Industrie. mehr Arbeiterschaft, ist an sich ein Land der Sehnsüchte und Theorien erklärlich, daß auch in der Jungarbeiterschaft die Zahl der marristisch orientierten Debatter weit größer ist als in dem geistig fertigeren und praktisch doch nicht so zerwirtschafteten, weil so acerreichen Frankreich  .

-

,, Was mich auch frappiert, das ist die Rückkehr zum ein­fachen Leben. Alle Sonn- und Feiertage verlassen die Volks­massen die Städte, ihre Kneipen und Kinos und führen ein natür­liches Leben. Frische Luft, Sonne, Volkssang, Boltstänge, Lagern im Wald, einfache und ge= junde Nahrung, fein Alkohol, fein Tabak( für die Deutschen  !). Der deutsche Sozialist hat sich die Einrichtung der Sonntagsbillets zum reduzierten Preis erkämpft: eines Sonntags legte ich 180 Kilometer für vier Mark zurück." Dann ist ganz allgemein die Rede von den Wandervögeln, schließlich auch von den Anhängern der Radikultur ,, nach allem, was ich in dieser Hinsicht gesehen habe, scheint es mir nicht, daß die Nacktkulturisten der freien Liebe huldigen, im Gegenteil, sie respektieren das Ideal der Keuschheit". Schade, Gobron ist sonst so vernünftig, aber wenit er über Geschlechtliches schreibt, kommt er nicht aus seiner Ober­lehrerhaut heraus. Der neudeutsche Typ würde in der Frau nicht die Geliebte von morgen, sondern die Schwester, die Kameradin sehen. Und in seiner Gesamtheit wäre das deutsche Volt weniger lasterhaft als das französische was muß der arme Gobroit

bei sich zu Hause erlebt haben, daß er so ungerecht sein kann! Diese seine ungerechte Einstellung kommt auch wieder zum Aus­druck, wenn er den deutschen   und den französischen   Arbeiter, die deutsche und die französische   Wißbegier miteinander vergleicht. Ich fennzeichne den Berliner   Arbeiter durch drei Details: fein Badezimmer, seinen Blumenbalton, seine Bücher. Ich definiere den französischen   Arbeiter( es gibt erfreulicherweise Aus­nahmen) durch die Alkoholika, die er zu sich nimmt.. Man hat mir in Berlin   eine Menge von Autodidakten gezeigt, die französisch gelernt haben, um unsere Autoren in der Ursprache zu lesen. Flaubert, Zola und unsere großen sozialistischen   Theoretiker sind von der Mehrheit der deutschen   Arbeiterjugend gekannt. Kennt ein französischer Arbeiter Goethe und Schiller auch nur dem Namen nach?" Kurz und gut: das französische   Proletariat sei dem deutschen  in intelleftueller Hinsicht unterlegen. Klassischster Beweis: die Güte der deutschen   proletarischen Literatur-: alles Feststellungen,

in denen sich Richtiges mit Falschem mischt, aber es ist schließlich beffer, es bläst einer die Internationale mit ein paar falschen Tönen, als unentwegt Militärmärsche richtig.

Das Lob der deutschen   Arbeiterschaft steigert sich zu Hymnen bei der Schilderung der Besichtigung einiger ihrer Institutionen: Bolks.

Gobron bemüht sich also, das Gute zu finden. Begeisterte Worte äußert er über einen Besuch in der 10. Gemeindeschule in Berlin  . Sie sei laique( freireligiös), geradezu pofitivistisch". Es gäbe da feinen Direktor, die Lehrer würden alles selbst leiten. Die Lehrer hätten eine herrliche Freiheit, sie seien an teine Zeit, an fein Programm gebunden. Besonders auffällig: die Mischhaus Bremen  , Gewerkschaftshaus Hamburg, Konsumverein Lübeck  . erziehung. Es ist eine den Deutschen   kostbare Idee, die Ge­schlechter nicht zu trennen, wie wir das immer in Frankreich   tun." und denn gibt Gobron eine genaue Schilderung des fehr legeren, dabei pädagogisch ganz einwandfreien Unterrichts, der die Kinder spielend lernen läßt und der erfreulicherweise mehr Kunde gäbe von der Kultur der Völker als von ihren Kriegen. Und jetzt eine brüderliche Botschaft der Kinder der 10. Volksschule in Berlin   für

Aber das beglückendste Erlebnis für Gobron ist trotzdem nicht die Kenntnis dessen, was 3ielwille, Gemeinschaftsfinn und Organisations. talent der Arbeiterschaft hier schufen, sondern das schöne Gefühl, in den breiten, sozial meist unterdrückten deutschen   Volksmassen immer wieder ehrlichsten Friedenswillen gefunden zu haben. In diesem wesentlichsten Punkt irrt Gobron nicht. Wir grüßen ihn und wünschen seinem Buch in Frankreich   viel Erfolg! Erich Gottgetreu  .