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Garg an Garg.

102 Tote des Grubenunglücks bisher geborgen.

Aus dem Kurtschacht der Wenzeslausgrube bei Hausdorf fonnten bis 5 Uhr früh weitere acht Tote geborgen werden, fo daß jetzt insgesamt 102 Zote geborgen find. 49 Berg­leute sind noch eingeschlossen. Die Bergungsarbeiten werden ununterbrochen fortgesetzt, doch glaubt man nicht, daß es

Bierabend über Kindertod.

Man schreibt uns:

Nazi- Propaganda auf Kosten der Lübecker   Eltern.

Ein Arbeitsausschuß zur Verfolgung der Lübecker Kinder Rheingold" zu einer ,, vertraulichen" Besprechung eingeladen.( Der möglich sein wird, sie im Laufe des heutigen Tages zum Abschlußßtung" hatte für Freitag abend Vertreter der Berliner   Presse ins Borwärts" hatte eine Einladung jedoch nicht erhalten.)

zu bringen.

Neurode, 12. Juli.  ( Eigenbericht.)

Ueber dem Neuroder Revier rieselt ununterbrochen feiner Regen. Auf der Unglückszeche ruht heute alle Arbeit. 102 tote Knappen, darunter viele Partei- und Gewerkschaftsgenossen, sind im Belegschaftshause aufgebahrt. Sarg an Sarg, nachdem man gestern noch 21 der Verschütteten bergen fonnte. Seit den frühen Morgenstunden geht eine unaufhörliche Wanderung nach Mölle. Jeder will die toten Kameraden noch einmal sehen. Die gefahrengewohnten Männer schreiten schweigend, mit zudenden Lippen die Frauen, und wenn eine laut schluchzt, wird des Weinens fein Ende. Dann öffnet sich die Tür zu dem großen, hochgewölbten Raum, der die Toten aufgenommen hat. Eine Halle mit rohen Biegelwänden und 3ementstreben, rasch mit Tannengrün und schwarzem Stoff verkleidet. Unter den Füßen hat man die schwarze Erde, aus der die Bergleute Licht und Wärme holten und in der sie den Tod fanden. Vor dem Sinnbild menschlicher Qual am Kreuz leuchten mild unzählige Kerzen.

Rasch hat die öffentliche Hilfe eingesezt. Schon gestern fonnten die ersten Unterstützungen gezahlt werden. Auch derer ist dabei gedacht, die wegen des Unglüds nicht einfahren fönnen und mit ihren Familien nicht hungern sollen. Wenn das soziale Gewissen durch solch ein Unglück wach wird, dann muß unsere raftlose Arbeit dafür sorgen, daß die Flamme der Opfer bereitschaft nicht wieder verlöscht.

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Den Hauptgegenstand der Beratung des Ausschusses für den Reichshaushalt bildeten die in der Sonnabend- Sigung vom Plenum dem Ausschuß überwiesenen, das Neuroder Gruben unglüd betreffenden Anträge Breitscheid  , Perlifius und Torgler  .

In Ergänzung and Erweiterung des Antrages Dr. Breit­scheid brachte Abg. Husemann( S03.) einen Antrag ein, die Reichsregierung zu ersuchen, aus Anlaß der großen Gruben­tatastrophe Neurode eine Million Mart dem Fonds beim Oberbergami Breslau zur Verfügung zu stellen mit der Maßgabe, daß auch bei vorangegangenen und etwa nachfolgenden Einzelunfällen des niederschlesischen Berg­baues aus diefen Mitteln Beihilfen gewährt werden können. Dem Berwaltungsrat treten Bertreter des Reiches bei.

Zur Begründung führte Abg. Husemann aus, daß aus An­laß des großen Grubenunglücks des vorigen Jahres beim Oberberg­gmt Breslau ein Fonds gebildet worden sei, aus dem von Unglücks­fällen betroffene Bergarbeiterfamilien, natürlich über die gesetzliche Verpflichtungen hinaus, unterstüßt werden. Man dürfe nicht ver­gessen, daß im niederschlesischen Bergbau leider fast täglich leichtere oder schwerere Unglücksfälle vorkommen. Es gehe nicht an, nur Familien zu unterstüßen, deren Ernährer bei großen, die Welt erschütternden Unglücksfällen verletzt oder getötet werden, sondern die Not und der Kummer der Familien, deren Ernährer als einzelner verunglückt, fei genau so groß und genau so zu mildern. Die Lebenslage der schlesischen Bevölte­rung sei außerordentlich traurig, ebenso seien auch die gesetzlichen Renten sehr niedrig. Sie betragen z. B. für eine Witwe ohne Kind etwa 30 M. monatlich.

Die Verwaltung des Fonds sei paritätisch und man sei dort in der Lage, die Verhältnisse der einzelnen Fälle genau nachzuprüfen.

Nach einer längeren Debatte, in der die Redner aller Parteien sich grundsätzlich zustimmend zu dem Antrag äußerten, erklärten die Regierungsvertreter, daß sie ohne vorherige Fühlung nahme mit Breußen große Bedenken gegen den Antrag hätten. Der Antrag fand in der vorliegenden Faffung feine Annahme, dagegen wurde er mit der vom Zentrum beantragten Aenderung, daß ein Betrag bis zur 1 Million" zur Verfügung gestellt werden jolle, mit großer Mehrheit angenommen.

Explosion auf Zeche Zollverein  .

Eine Person getötet, drei schwer verletzt. Effen, 12. Juli.

Auf der Kokerei der Zeche Zollverein  , Schacht 1 bis 2, fam es heute früh gegen 6.45 Uhr zu einer Gasexplosion, durch die vier Personen perlegt wurden. Eine Person ist an den erlittenen Brandwunden bereits gestorben, während sich die übrigen drei Berletzten außer Lebensgefahr befinden. Die Ursachen des Ausbruchs des Gases und seiner Entzündung sind noch nicht aufgeklärt. Die Untersuchung durch die Staatsanwalt­schaft und Bergbehörde ist bereits im Gange.

Massendemonstration in Bombay.

500 verletzt 30 schwer verwundet.

Bombay, 12. Juli.

Die Zahl der bei den Zusammenstößen auf dem Maidanplatz Berwundeten ist auf 500 gestiegen. 150 Berletzte befinden sich im Hospital, darunter 30 Schwerverwundete. Der Präsident des

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Die Einberufer kündigten an, daß Delegierte des Lübecker  Elternausschusses den Journalisten bisher noch nicht bekanntes Material vorlegen würden. Sie wählten für diese Besprechung die Form eines einfachen Bierabends", so heißt es wörtlich in der Einladung. Nichts kennzeichnet die Gedankenwelt dieses Arbeitsausschusses" besser als die Verirrung: eine der er schütterndsten Tragödien unserer Zeit, der Tod von 55 Kindern, soll bei einem Bierabend erörtert werden! Selbst­verständlich müssen die armen Lübecker   Eltern den Bierabend und die Reise der Delegierten nach Berlin   bezahlen.

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Was hatte die ganze Veranstaltung für einen Zweck? Neues wurde den Journalisten nicht erzählt. Alles was die Redner vor­brachten, ist der Deffentlichkeit aus den Berichten und Artikeln der Tagespresse, vor allem der sozialdemokratischen Presse, seit Wochen bekannt. Menschliche Teilnahme weckten nur die Ausführungen eines bekannt. Menschliche Teilnahme wedten nur die Ausführungen eines Ingenieurs, dessen Kind vor einer Woche an der Calmette  - ,, Fütte­rung" gestorben ist. Noch eine Woche vor dem Tod war das Kind von den untersuchenden Aerzten für gefund erklärt worden. Bei der Obduktion wurde eine generelle Tuberkulose festgestellt, die alle Organe verseucht hatte. Der Redner schilderte, wie erst durch das Eingreifen der Eltern der Skandal zutage trat, wie vertuscht wurde, wie beispielsweise von einer Hebamme auch ein zweijähriges Kind geimpft wurde und schwer erkrankte, wie dieser Fall heute noch offiziell in Abrede gestellt wird, obgleich er nachgewiesen ist usw.

Wer waren die Einberufer dieses Bierabends"? Der 1. Vorsitzende des ,, Arbeitsausschusses" ist ein Dr. med. Steintel, ein nationalsozialistischer Agitator. Der Wortführer des Lübeder Elternausschusses, ein Rechtsanwalt Bittern, ist ebenfalls Hauptagitator der dortigen Nazis. Das Ganze ist der Versuch, die Erregung der Lübecker   Eltern für die politischen Zwecke der Nazis. zu mißbrauchen. Gerade die Nazis aber sind es gewesen, die sich in der Bürgerschaft mit den Rechtsparteien zusammen­geschlossen hatten, um die Anträge der Sozialdemokraten auf Sühne des Verbrechens zu sabotieren.

Die Vorgänge in der gestrigen ,, Besprechung" bei Freibier verdienen es, der breiten Deffentlichkeit als Beispiel von national­sozialistischer Propaganda und politischer Ahnungslosigkeit einiger unberufener Dilettanten, die behaupten ,,, linksradikal" zu sein, vor Augen geführt zu werden.

Dr. Wittern, der offenbar spürte, daß etwas in der Luft

lag, beklagte fich über die unfreundliche Begrüßung in einem Teil der Berliner   Presse( gemeint war der Abend") und erklärte pathetisch, die Veranstaltung habe mit Politit nichts zu tun. Die Lübecker   Angelegenheit dürfe nicht politisch ausgeschlachtet werden. Abg. Dr. Moses stellte darauf an den ,, Arbeitsausschuß" folgende Anfrage: Wie reimt sich diese Behauptung des Herrn Wittern mit dem Artikel zusammen, den sein Parteigenosse und 1. Vorsitzender des sog. Efternausschusses, Dr. Steintel, im Nationalsozialiſt" vom 28. Juni veröffentlicht hatte und in dem es wörtlich heißt:

Herr Dr. Moses hat sich als Beschüßer der deutschen  Bolksgesundheit aufgeworfen und die schwersten Anklagen gegen die Aerzte erhoben. Es dürfte für einen Uneingeweihten den An­schein erweden, als ob ausgerechnet jüdische Aerzte und jüdische Blätter sich schüßend vor die deutsche Volks­gesundheit stellen wollten. Was haben wir von diefer Mache zu halten? Nights! Sie ist echt jüdisch!"

Wird, fragte Dr. Moses, der ,, Arbeitsausschuß" von dieser Ber­leumdung abrücken? Wird er sofort die Erklärung abgeben, daß er mit diesem fanatischen Nazi- Mann, der das Lübecker   Unglüd zu parteipolitischer Stänkerei ausmüßt, nichts mehr zu tun haben will?

I Genosse Moses warnte den ,, Arbeitsausschuß" eindringlich, sich von den Nationalsozialisten als Vorspann für ihre Parteiagitation be­nußen zu laffen!

Und jetzt fomnit die Groteste. Die Einberufer der Versammlung neben dem Nazi- Steintel waren ein Berliner  Rechtsanwalt Dr. Kurt Beet und ein Arzt, die beide politisch ganz lints eingestellt sind. Beide brachten das Kunststück fertig, die Aeußerungen des Herrn Steintel im Nationalsozialiſt" als Privatmeinung zu erklären, gegen die nichts einzuwenden sei. Der Arzt meinte, man müsse doch froh(!) sein, wenn Nationalsozialisten sich an der Arbeit des Ausschusses beteiligen, alle Parteien müßten zusammenarbeiten.

Tiefgetränkt erhob sich auch der Naziführer Bittern und versicherte feierlid), er betätige sich seit Jahren nicht mehr politisch. Ueberhaupt habe doch die ganze Sache mit Rolitik nichts zu tun.

Zu seinem Unglück konnte ihm der anwesende Abg. Genosse Dr. Leber Lübeck die richtige Anwort geben. Herr Wittern wurde erst bei den letzten Bürgerschaftswahlen auf der national­sozialistischen Lifte als Kandidat aufgestellt, vermutlich, weil er sich nicht politisch betätigt. Es ist erstaunlich, daß Herr Wittern sich dessen nicht mehr erinnert. Genosse Leber erklärte: In Lübeck   haben bei der parlamentarischen Erörterung des Standals nur politische Gesichtspunkte entschieden. Der von den Sozialdemokraten beantragte Bericht des Untersuchungsausschusses der Bürgerschaft, der die schärffte strafrechtliche und disziplinarische Ahndung verlangt, wurde angenommen gegen die Rechtsparteien und die Nazis, die Parteigenossen der Herren Wittern und Steintel. Die Nazis stimanten für einen Minderheitsbericht, in dem jede Schuld der Aerzte in Abrebe gestellt, das Unglück auf höhere Gemalt zurückgeführt wird, und was derartige Beschönigungen mehr sind. Wenn es gelungen ist, sagte Abg. Leber, den Staatsanwalt endlich mobilzumachen, wenn das Verbrechen an den Kindern geführt wird, dann ist dies nur dem Drängen der Linksparteien zu verdanken, die sich gegen den Widerstand der Nazis durchsetzen mußten.

Der Lübecker   Naziführer Dr. Bittern war auf den Mund ge= schlagen. Er stammelte, er sei über das Verhalten seiner Partei­genoffen im Lübecker   Parlament nicht näher unterrichtet, der Vertreter der Partei in der Bürgerschaft sei ein Arzt, für dessen Verhalten man ihn nicht verantwortlich machen könne usw.

So endete dieser Bierabend" mit einem Hereinfall für die Ein­berufer, den sie redlich verdient haben. Den bedauernswerten Eltern in Lübeck   wurde der denkbar schlechteste Dienst erwiesen. Bielleicht tommen fie doch noch zur Besinnung und schütteln diese gemischte Gesellschaft ab.

Nazis schießen abermals.

Wieder ein Arbeiter schwer verletzt.

Braunschweig  , 12. Juli.  ( Eigenbericht.) In Schöningen   wurde im Anschluß an eine nationalsozialistische Bersammlung eine Gegenfundgebung der Kommunisten veranstaltet. Beide Parteien stießen zusammen; es tam zu einer Schlägerei, an der Hunderte von Personen teilnahmen. Im Verlauf wurde von Nationalsozialisten scharf geschossen; der Arbeiter Körber erhielt einen Lungenschuß und liegt hoffnungslos darnieder.

In einer öffentlichen Versammlung in Holzminden   erklärte ein Führer der Boltsnationalen Reichsvereinigung( Jungdeutscher Orden  ), daß die Reichsvereinigung sich aus taktischen Gründen bei den sächsischen Wahlen beteiligt hätte, eine solche Beteiligung aber bei den bevorstehenden Wahlen in Braunschweig   nicht beabsichtige. Den Nationalsozialismus müffe die Reichsvereinigung auf das schärfste ablehnen.

Schnellarbeit gegen Arbeiter.

Parlamentarischer Fleiß, wenn es sich um Abbau handelt.

Freitag einen Reford in Dauerjigungen geleistet. Die lohn zusteht. Der Sozialpolitische Ausschuß des Reichstags hat am| meindearbeiter richtet, denen heute tarifvertraglich Kranken­Ausschußmitglieder haben in Ausschußsigungen am Morgen und am Abend einschließlich der Plenarjigungen 13 Stunden getagt! Aber trotz langer Redekämpfe ſtehen sich in den großen Fragen des

Abbaues der Krankenversicherung

der Bürgerblod einerseits, Sozialdemokraten und Kom­munisten andererseits geschlossen gegenüber. Die Sozial­demokratie hatte u. a. eine Erhöhung der Grundlohnes, auf dem die Barleistungen aufgebaut sind, von 10 auf 12 Mart beantragt, während nach der Regierungsvorlage eine Senfung von 10 auf 9 Mart verlangt wird.

Abg. Litte( Soz.) begründete eingehend den sozialdemokrati­schen Standpunkt, die Säße im Einklang mit der Lohnentwicklung zu halten..

Die Abstimmung brachte Ablehnung der beiderseitigen Nationalkongreffes, Modi, ist wegen der Kundgebung zu 4 Monaten Abänderungsvorschläge. Es bleibt also bei dem heutigen Grundlohn

schweren Kerkers verurteilt worden.

England stimmt grundsäßlich zu.

Rumänien   über Briands Memorandum begeistert. Paris  , 12. Juli.  ( Eigenbericht)

Die rumänische Antwort, die am Freitag von Außenminister Mironescu am Quai d'Orsay übergeben worden ist, bringt eine ,, enthusiastische Zustimmung" zu dem Europapakt, bemerkt aber, daß der neue Bund die unbedingte Wahrung der Ber­träge und der Grenzen, die Unabhängigkeit und die Gleichheit der

Staaten gewährleisten müsse.

Am Freitag hatte Briand   eine Unterredung mit dem erg: lischen Botschafter Lord Tyrell, in der es ihm gelungen sein soll, durchzusetzen, daß die englische Regierung nicht, wie fie ursprüng lich beabsichtigt hatte, nur mit einer furzen Empfangsbestäti gung auf das Europamemorandum antworte, sondern zum mindesten ihre prizipielle Zustimmung zu dem Batt gebanten äußere.

Bolens Beileid. Der polnische Handelsminister Kwiatkowski, hat dem Reichswirtschaftsminister das Beileid der polnischen Bergwerks: verwaltung anläßlich des Grubemunglücs ausgesprochen.

von 10 Mart.

Die Verschlechterung im Entwurf, wonach Krankengeld erst vom vierten Werktag en gezahlt wird, wurde gegen Sozial­demokraten und Kommunisten angenommen. Die geradezu volts­feindlichen Regierungsvorschläge,

den Kranken eine Kostenbeteiligung von 50 Pf. an den Arznei-, Heil- und. Stärkungsmitteln und eine Krankenscheingebühr von 1 Mart aufzuzwingen,

entfesselte heftige Auseinandersetzungen. Die Sozialdemokraten Die Sozialdemokraten 2itte, Jäder und Frau Schroeder wiesen darauf hin, daß mit dieser Regelung die Inanspruchnahme des Arztes, bie Abgabe heit bireft gefährdet wird. Auch aus den bürgerlichen Bar­notwendiger Heilmittel in Frage gestellt und die Boltsgefund teien erfolgte Widerspruch. Dennoch wurde von den bürgerlichen Parteien befchloffen, in beiden Fällen 50 Pf. Gebühr zu erheben! Ebenso wurde gegen den Widerstand der Sozialdemokraten beschlossen, das Krankengeld ruhen zu lassen, wenn während der Krankheit irgendwelche Fortzahlung des Lohnes erfolgt.

Dennoch wurde auch dieser brutale Eingriff in das geltende Arbeitsrecht und die Tarifverträge vorgenommen.

Teistung der Kassen gemacht. Abg. Frau Schroeder( S03.) er Die Familienhilfe wird in dem Entwurf zur Pflicht. läuterte die sozialdemokratischen Anträge. Darin wird für die Familienhilfe die Erfassung aller Kinder( auch der unehelichen und der Stieftinder), die Gleichstellung der Lebensgefährtin mit der Ehegattin und die Einbeziehung aller Angehörigen in die häus­liche Gemeinschaft gefordert.

Die Regierungsparteien brachten zum Regierungs­entwurf Verschlechterungsanträge bezüglich der Leistungen; vor allem, daß die

Krankenhauspflege als Pflichtleistung wegfallen soll.

Es gelang, den die Kinder betreffenden sozialdemokratischen Antrag zur Annahme zu bringen, im übrigen wurde die unzu­reichende Regierungsvorlage mit den Verschlechterungen angenom­men, die von den bürgerlichen Barteien beantragt waren. Die Beratungen gehen Sonnabend früh weiter.

Bluff, Lüge, Jlloyalität. Protest der Linksparteien gegen Tardieus Parlamentsschluß. Paris  , 12. Juli.  ( Eigenbericht.)

Die plötzliche Beendigung der Parlamentsfeffion durch den um feine Eristenz bangenden Ministerpräsidenten Tardieu hat die drei großen Lintsparteien, die Sozialisten, die Radikalen und die Republikaner   zu einem gemeinsamen scharfen Pro­test gegen diese Berhöhnung des parlamentarischen Systems ver­anlagt. Das erste Resultat des verzweifelten Streiches Tardieus wehr zusammenzuſchweißen. mar also, die gesamte Lintsopposition wieder zu geeinter Ab= dem in die Ferien flüchtenden Ministerpräsidenten, daß er nicht nur Die Linkspresse bescheinigt heute feine wiederholten feierlichen Busagen aufs schmählichste mißachtet, sondern auch reichlich drei Viertel seines mit großem Reklameauf wand in der Regierungserklärung verfündetem Programms auf der. Strede gelassen habe. Er habe zwar seine Existenz für die Ferien­Abg. Aufhäuser( S03.) hatte dazu ausgeführt, daß sich zeit gesichert, schreibt der sozialistische Populaire", aber er habe diese soziale Härte besonders gegen die Handlungsgehilfen, sich dafür mit dem Vorwurf des Bluffs, der Lüge und der aber auch gegen weit über eine Million Staats- und Ge-| Jlloyalität belastet.

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