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Iman Heilbut

Quartets

Ein Berliner Roman

( 31. Fortsetzung.)

,, Gott   sei Dant", fuhr es ihr heraus. Und sie umarmte ihn vor allen Leuten und gab ihm einen Kuß auf die Backe.

,, Dante, vielen Dank..." sagte Arnold, der vor Verblüffung und vor Verlegenheit nichts anderes zu sagen mußte. Er war über und über rot.

Ich möchte Ihnen etwas sagen..." stammelte er noch ,,, bitte, kommen Sie doch mit nach drüben unter die Kolonnaden. Wie leicht fönnte mich hier einer von den Versicherungsangestellten oder der Herr mit dem weißen Spizbart sehen-"

Das Schaf", sagte Lolli heftig. Sie gingen über die Straße. ,, Er verfolgt mich mit einer merkwürdigen Erbitterung", sagte Arnold ,,, die ich mir nicht erklären kann."

Unter den Kolonnaden, der Spiegelscheibe eines Hutgeschäfts 31tgewandt, standen sie still. Sie sagten fürs erste nichts. Arnold fühlte noch immer den Kuß auf der unrafierten Bade brennen, und Lolli suchte nach einem Anfang, um ihr böses Gewissen in Worten zu erleichtern.

,, Gott   sei Dant", begann sie und sah ihn dankbar an, daß Sie meinem Aufruf an der Litfaßsäule ohne Umstände gefolgt sind."

Arnolds Geficht drehte sich langsam zu ihr hin. Es war ihm anzusehen, wie sein Gesicht diese Neuigkeit aufnahm, faute, ver­aute

,, Heißen Sie vielleicht Lolli?" fragte er unsicher. ,, Jawohl, Lotte over Lolli, mit Zunamen Weinmeister lebrigens, Sie fönnen mich nennen, wie Sie wollen."

,, Lolli", sagte Arnold, wie aus einem Traum erwachend. ,, Ja, dann haben Sie mich ja öffentlich gesucht?" Sie nickte lachend. ,, Aber marum denn, marum denn bitte, geben Sie mir doch Antwort darauf. Ich verstehe ja nichts von alledem."

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,, Weil es für mich feststand", sagte Lolli ,,, daß Sie, wenn Sie an unserem Büro ein besonderes Intereffe hatten, bestimmt nicht von bösen Absichten geleitet waren. Sie haben sich um meinetwillen in falschen Verdacht gebracht."

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,, Ja, das ist wahr", sagte Arnold. Danke schön, daß Sie daran geglaubt haben, daß ich kein Einbrecher bin, fein verkommener, unmoralischer Mensch wie der Herr mit dem Spitzbart mich zu nennen beliebte. Ich hatte an jenem Morgen eigentlich nur einen Brief für Sie abzugeben... Vielen Dank auch für den Aufruf an der Anschlagfäule. Ich habe ihn gelesen, aber ich habe keine Ahnung davon gehabt, daß er für mich bestimmt wäre. Daß ich trotzden zu Ihnen gekommen bin ich wollte Sie bitten, mit dem Herrn Dr. Cibulski zu reden, megen meiner Person, die aus unbegreif lichen Gründen ein Dorn in seinem Auge ist

Lolli strahlte.

,, Ich weiß etwas viel Besseres", sagte sie. Mit Cibulski hätte ein Versuch zur Aussprache keinen Zwed. Aber morgen kommt Hammerschlag, mein eigentlicher Chef, von seiner Ferienreise zurüd. Ich werde ihm alles erklären, und er wird die Sadje von der rich tigen Seite anpacken und im Husch wieder ins Gleis bringen. Sie werden Ihren Posten in der Versicherungsfirma wieder erhalten

,, Ach ja", sagte Arnold und machte eit fauerfüßes Gesicht. ,, Wieso? Sind Sie nicht gern in Ihrem Beruf?" fragte Lolli. Arnold verzog wieder den Mund.

Ich wollte eigentlich Philologie studieren", sagte er dann ,,, ich habe Interesse für die Sprachwissenschaft, aber nicht für die Berech nung von Achtelpromilles".

Sohn entschuldigen und sein Unrecht in irgendeiner Form wieder­gutmachen würde. Hochachtungsvoll Frau Betty Fein, Witwe ufm. Der nächste Tag war für die Redaktion ein Tag voller Auf­regungen.

Hammerschlag tam nämlich nicht der Abrede gemäß zurück; ohne irgendein Wort der Erklärung erhalten zu haben, warteten Lolli und Dr. Cibulsti auf sein Erscheinen. Die Stunden des Vormittags vergingen. Es ließ sich schwer entscheiden, wer von beiden auf­geregter mar.

,, Ich kann mir dies Ausbleiben nicht erklären", sagte Dr. Cibulsti und rückte an feiner Brille, es muß ein Unglück geschehen sein." Und diesmal traf Dr. Cibulski mit seiner Annahme ausnahms­weise das Rechte. Ein Unglück mar geschehen, jawohl.

Als Hammerschlag mit Denise, die er soeben aus den Händen der Majorin befreit hatte, im Auto zum Westbahnhof fuhr, war es ihm eingefallen, daß die Majorin ihnen wahrscheinlich nachjagen würde, um ihre Tochter aus dem zur Abfahrt bereiten Zug noch im letzten Augenblick herauszureißen. Wenn Hammerschlag auch nicht in betreff des Ausgangs solch eines Rampfes ängstlich war, fo fürchtete er doch in jedem Fall eine besonders für Denise peinliche aufregende Szene.

Westbahnhof."

,, Was gibt's denn?" fragte Denise erschreckt.

Meine Herren", rief er ,,, wie tann man nur von der fatten nüchternen Technik sprechen? So etwas Sagenhaftes mie solch ein Flug kommt in sämtlichen griechischen Sagen zusammen nicht vor. Heute abend um acht essen wir in meiner Pension am Tier­meiner garten Abendbrot  -"

Hier schwieg er. Er hatte eine auffällige Empfindung zwischen Magen und Gedärm.

,, Was ist denn los?" schrie er. Das Flugzeug schien ihm nicht mehr zu fliegen, sondern vielmehr zu fallen. Denise flammerte sich an seinen Arm. Das Flugzeug schlug auf den Boden auf, Hammerschlag und Denise flogen von ihren Sigen hoch und stießen sich an der Decke. der Kabine die Köpfe, das Flugzeug befand sich wieder in der Luft, einigemal wiederholte sich dasselbe Manöver, und jedesmal, menn es aufgeprallt war, sausten Hammerschlag und Denise mit den Köpfen gegen die Decke.

Zum Deubel", schrie Hammerschlag aus dem Chaos seiner Empfindungen heraus ,,, bringen Sie doch das Vieh zum Stillstand." Er glaubte selber nicht, daß der Führer ihn hören konnte.

Sie wußten beide, daß in den nächsten Sekunden etwas Kata­strophales geschehen mußte. Ein auf so heftige Weise stolperndes Wesen mußte zum Schluß endgültig stürzen.

Dann geschah eine Weltumdrehung.

Es war wie ein Untergang. Denise wurde in die Ecke der Ka­bine geschleudert, sie lag eingeklemmt, denn Hammerschlag erbrüdie sie geradezu. Auch er befand sich in einer durchaus verrenften Si­tuation.

Das Flugzeug hatte sich überschlagen. Hammerschlag hatte die Empfindung von einem Trümmer­haufen, dessen zertrümmertster Teil er selber war.

( Fortsetzung folgt.)

Das neue Buch

Ein neuer Bonsels  

Er gab teine Antwort. An seinen gespannten Augenbrauen lage feines Kinderbuches ,, Mario und die Tiere" einen Roman auf­sah sie, wie intensiv er innerlich beschäftigt war. Zum Verkehrsbüro!" schrie er.

Haft", schrie er dem Chauffeur zu, wir fahren nicht zum Deutsche Verlags- Anstalt   Stuttgart  - Berlin  ). Waldemar Bonsels   Mario und Gisela"( Roman. 247 Seiten. Waldemar Bonsels   wollte auf der märchenhaften Grund­bauen. Aber die Stoffe Märchen und Wirklichkeit haften nicht aneinander; der Neubau ,, Mario und Gisela" ist ein unerfreu­liches, brüchiges Gebilde geworden. Die Gestalten des Romans find im günstigsten Fall förperlose Schatten, von einer oder zwei Eigenschaften angedeutet; manchmal sind sie überhaupt nicht mehr als das gedruckte Wort. Das Liebespaar, das dem Roman den Titel gab, bleibt eine unwahrhaftige Konstruktion. Mario, Waldkind, den sein Schicksal in ein Schloß verschlagen hat, in dem er den Ton angibt, tönnte die Hauptperson eines Groschenferienromans sein; nur die Handlung um ihn bedürfte dazu einiger folportagehafter Aus­schmückung. Mario schläft unappetitlicherweise auf nackten Tier­fellen, haust in einem primitiven Raum, den er mit Vorliebe durch das Fenster verläßt, befleidet sich nur mit Hemd und Hose. Es ist nicht wahrscheinlich, daß er sich regelmäßig wäscht oder die Wäsche wechselt. Aber wie ein ftrahlender Cherub, dem die Herzen aller Geschöpfe zufliegen, vor dem sich die ganze Natur neigt, schreitet diefes Wunderwert Bonfelsschen Geistes durch 247 Seiten fürchter­lich verballhornter Sprache, neben der siebzehnjährigen modernen Großstädterin, die Johannistäfer für junge Maitäfer hält und glaubt, daß die Mäuse Eier legen.

Er wollte nicht vom Westbahnhof aus Wien   verlassen, nichts­destoweniger wollte er zum vorgesetzten Termin in Berlin   erscheinen. Der Wagen fuhr die Mariahilferstraße hinunter.

Jan Verkehrsbüro fragte er nach dem nächsten planmäßigen Flugzeug nach Berlin  . Wenn sie wie die Teufel fausten, fonnten sie es noch erreichen.

Dreiviertel Stunde später saßen sie beide in der Flugzeug tabine und sahen die Donau   von oben.

,, Schau, das ist der Steffert", sagte Denise und deutete nach einem Kirchturm, der aus dieser Perspektive gar nicht überwältigend aussah.

,, Ja", knurrte Hammerschlag behaglich, wenn die Majorin uns auf diesem Wege einholen will, muß sie sich in eine Berche ver­

mandeln."

Nach zweieinhalb Stunden ruhigen Flugs, der manchmal über Bolten führte, landeten sie in Brag

Eineinhalb Stunden später sahen sie das Stadtbild von

Dresden  .

Der Aeroplan faufte in fühner Linie abwärts. Hammerschlag war begeistert.

Trotzdem ist diese Gisela die einzige Gestalt des Romans, die Existenzberechtigung hat: eine andere Gefährtin hat dieser Mario nicht verdient. Trude E. Schulz.

WAS DER TAG BRINGT.

Petroleum? Erdöl!

Gelehrtenstreit.

,, Ach so", sagte Lolli und sah ihn nachdenklich an. ,, Aber das sind augenblicklich Fragen zweiten Grades", lachte er ,,, die Hauptsache ist, daß idy mun wieder nach Hause zurückgehen Erdöl   mit Naphtha( russ. Neft  ), in den Bereinigten Staaten trägt chemischer Prozesse aus den Blättern des Maulbeerbaumes Seide

tann, um mich erst einmal ordentlich auszuschlafen."

Nun erklären Sie mir noch", fragte Lolli, weshalb Sie eigentlich geflohen sind? Ihre Unschuld hätte sich doch am Ende, durch das völlige Fehlen von pofitiven Beweisen, von selber er geben." Wegen des Briefes für Sie", sagte Arnold, den ich damals bei dem Verhör in der Brusttasche bei mir trug. Ich wollte sicht, daß man ihn fände und läse."

Lolli fah ihn. Dann bat sie ihn, um eine bestimmte Nach mittagsstunde des folgenden Tages ins Redaktionsbüro zu kommen. Ich werde dann bereits mit Hammerschlag gesprochen haben", versicherte sie ihm.

Arnold nahm ihre Hände und preßte sie. Sie sind mir gar nicht so sehr zu Dant verpflichtet, als Sie glauben", sagte Lolli ,,, im Gegenteil, ich bin tief in Ihrer Schuld." Er verstand das nicht. Aber er fragte nicht weiter. Als er sich verabschiedete, machte seine Hand eine Bewegung zum Kopf, als ob er den Hut ziehen wollte. Beide lachten, denn er trug teine Kopfbedeckung.

,, Auf Wiedersehen, Herr Arnold Fein", rief Lolli vergnügt. Erleichterten Herzens ging Arnold nach Hause. An der Wohnungstür war die Kette vorgelegt, er mußte flingeln.

Seine Mutter öffnete vorsichtig. Mit großen Augen betrachtete fie ihren heimgekehrten Sohn.

,, Guten Tag, Mutter", sagte Arnold, es ist alles in Ordnung. Weißt du's noch nicht?" Er ging an ihr vorbei in die Stube und streckte sich aus. Sie haben mich durch einen Anschlag an der Litfaßfaule aufgefordert, zurückzukehren, meine Unschuld ist er­miajen..."

Arnold atmeta bereits gleichmäßig, atmete tief. ,, Und wer ist der Schuldige?" fragte seine Mutter scharf. Schlafen..." gab Arnold furz zur Antwort. Und indem er dies lallte, schlief er schon. Am späten Abend wurde er geweckt. Die Witwe Fein wollte näheres missen. Als sie erfuhr, Arnold wäre auf den folgenden Nachmittag in das Büro der Zeitschrift bestellt, setzte sie fich fofort an den Tisch und schrieb einen Brief. Sie gab ihrer Entrüstung darüber Ausdruck, daß Dr. Cibulsti ihren Arnold auch nur für einen Augenblick hatte verdächtigen fönnen. Die Ehrlichkeit, schrieb Frau Fein, stünde ihrem Sohn im Gesicht geschrieben.( Daß sie selber das bis jetzt übersehen hatte, fiel ihr nicht auf.) Sie sprach in ihrem Brief die Erwartung aus, daß Herr Dr. Cibuifti fidh bei ihrem

Die Namengebung sowohl des Erdöls als der aus ihm erzeugten Produkte ist sehr zerfahren. In Amerita spricht man von Petroleum, wenn man rohes Erdöl meint. In Rußland   bezeichnet man das diesen Namen das Schwerbenzin. In England sind Dil und Mineraloil die hauptsächlichen Bezeichnungen für Erdöl  , während man unter Petroleum dort meist Benzin versteht. Aehnlich ist es in Frankreich  : auch dort gebraucht man das Wort pétrole für Benzin und bezeichnet das Erdöl   mit naphte, huile de naphte, jedoch wiederum auch mit pétrole. Der polnische( galizische) Name für Erdöl   ist Ropa  , Ropianta( Erdteer), der rumänische- pacura ( Teer). In Deutschland   sagt man, wie in Amerika  , Petroleum für Erdöl, gebraucht auch die Bezeichnung Rohöl. Es empfiehlt sich, um das Ausgangsmaterial eindeutig zu kennzeichnen, lediglich den Namen Erdöl   zu gebrauchen, da unter Rohöl auch die künstlich aus Schiefer, Braunkohle, Torf, Steinkohle erzeugten Produkte Rohöle sind und endlich auch die synthetischen Dele nach dem Ber­fahren von Bergius und 3. G. Farben so benannt werden können. Diebe von einst.

Im alten Aegypten gab es professionelle Diebe, die ihr ,, Ge­werbe" mit Einwilligung der Behörden betrieben. Sie hatten einen staatlich angestellten Vorsteher, der die Namen aller derjenigen auf­schrieb, die in Zukunft das Diebeshandwerk betreiben wollten. Stahlen die Diebe etwas, so mußten sie ihre Beute dem Vorsteher sofort vor­zeigen. Der Bestohlene hatte dann bei diesem ein Verzeichnis aller abhanden gefommenen Sachen einzureichen und den Ort, Tag, sowie die genaue Stunde des Diebstahls anzugeben. Auf diese gewiß sehr eigenartige Weise wurde alles gestohlene Gut leicht wieder aufge­funden und der Bestohlene konnte sein Eigentum, nachdem er den vierten Teil des Wertes an den Vorsteher bezahlt hatte, bald wieder zurückerhalten.

Ein Glas für Farbenblinde.

Farbenblindheit ist ein Leiden, das dem Betroffenen manchen Beruf versperren fann. Am häufigsten ist die Rot- Grün- Blindheit, die sich darin äußert, daß die von ihr befallenen Bersonen Rot und Grün unter sich und mit grauen, gelben und braunen Farbtönen verwechseln. Dem Farbenblinden erscheinen die Dinge etwa fo, mie eine gewöhnliche Photographie, die aus Hell und Dunkel besteht. Ein Fachmann hat mun eine Linse hergestellt, deren Glas chemisch so zusammengesetzt ist, daß der Farbenblinde beim Durchschauen Orange und Geld deutli als etwas Besonderes" erkennt, das er nun wenigstens von Grün und Rot unterscheiden fann, wenn auch Grün und Rot selbst untereinander wohl noch verwechselt werden tönnen.

Bor etwa 100 Jahren erschien in einem Berliner   Blatt die Arbeit eines Gelehrten über die Frage, ob es möglich sei, ohne Butun des Seidenwurmes durch Anwendung technischer und zu gewinnen. In einem anderen Blatte wurde daraufhin ironisch die Frage aufgeworfen, ob es nicht möglich sei, ohne Zutun der Schafe, durch Anwendung technischer und chemischer Prozesse, aus Gras und Kräutern Wolle zu erzeugen. Schade, daß die beiden Artikelschreiber nicht heute noch leben, damit sie sehen könnten, daß ihre damaligen Utopien" heute längst in die Pragis umgesetzt sind ( Baumwolle und Kunstseide!).

Rheumatismus und Wetter.

Rheumatismustrante stellen häufig durch Beobachtungen am eigenen Körper fest, daß der Grad ihrer Beschwerden sehr stark vom Wetter abhängt. Bon medizinischer Seite wurden diese Beobachtungen häufig als Einbildung gekennzeichnet. Erst jetzt haben einige ameri­fanische Mediziner in einem bekannten amerikanischen   Medizinalorgan in genauen Untersuchungen nachgewiesen, daß tatsächlich die rheu­matischen Beschwerden sehr stark von der Witterung beeinflußt werden. In rund drei Vierteln aller Fälle laufen die Beschwerden parallel mit dem Luftdruck, etwa ein Sechstel der Patienten wird im umgekehrten Sinne beeinflußt und nur ganz wenige Rheuma­tismuskranke bleiben den Witterungseinflüssen indifferent. Das Geheimnis der alten Mauern.

In Rothenburg ob der Tauber  , in dem weniger bekannten idyllischen Zons   am Rhein und an vielen anderen Orten hat man Gelegenheit, die unerhörte Festigkeit alten Gemäuers zu studieren. Woran liegt das und wie fommt es, daß viel später erbaute Schlös­ser, Kirchen, Häuser und Mauern viel schneller vom Zahn der 3: it zermalmt werden? Der Fachmann wird die Ursache natürlich sofort in Bindungsmitteln der Steine, im Mörtel, fuchen und ist damit auf dem richtigen Wege, aber ein Rätsel wird es auch ihm sein, wie unsere Vorväter dem Mörtel die große Stärke und Festigkeit ver­liehen.

Dies tam daher, weil es den Maurern des Mittelalters in ver­schiedenen Staaten bei Todesstrafe verboten war, Kalt für Baus 3wede zu verwenden, der nicht mindestens sieben Jahre in einer Grube eingefumpft gelegen hatte. Wollte jemand bauen, so mußte er infolge des Gefezes den dazu nötigen Kalt entweder sieben Jahre vorher löschen lassen oder ihn von einem Maurer nehmen, der ihn schon sieben Jahre liegen hatte. Im allgemeinen verfügte jeter Maurer damals über mindestens sieben gefüllte Gruben. Durch das lange Liegen darin wurde der Kalt bedeutend haltbarer als der später in Gebrauch tommende frisch gelöschte und verwendete Rait,