Wir schippen und schippen, was hat's für Zweck die rote Flut schwemmt doch alles weg!
Der Sowjethölle entflohen. Fünf Solowehki-Gefaagene in Finnland eingetroffen. Helfiagfors. S. Aagtist.(Ost-Expreß.) Im nordöstliche» Grenzbezirk von Finnland sind fünf Russe« über die Grenze gekommen, die angeben, aus dem Konzentrationslager entflohen zu sei», welches die Sowjetregierung auf einer der Solowetzki» Inseln eingerichtet hat. Die Flüchtlinge waren in einem äußerst elenden Zustande. Gefängnis für einen Gelehrten. Die Leningrader„Rote Zeitung." vom 23. Juli berichtet über eine Gerichtsverhandlung gegen den bekannten russischen Gelehrten Iatschewski. Das Blatt erkennt an, daß fein Laboratorium für Pflanzenkunde nicht nur ein Institut von allrussischer, sondern von Weltbedeutung ist. Seine Schuld bestand darin, daß er die An- .gestellten nicht vom Arbeitsnachweis nahm.„Ich glaubte recht zu l)andeln," sagte der Prosessor vor Gericht,„für die Arbeit in meinem Laboratorium bedarf es ganz besonderen Wissens. Auf dem Arbeitsnachweis war es mir unmöglich, die erforderlichen Arbeits» kräfte zu bekommen. In ganz Rußland gibt es vielleicht nicht mehr als 200 Menschen, die in Betracht kommen und die kenne ich alle." „Wie ist es aber mit dem niederen Personal," fragte der Gerichts- Vorsitzende.„Gehören auch diese zu den unersetzbaren Spezialisten?" Daraus der Professor:„Mir ist das Vermögen des Laboratoriums anvertraut, das einen Wert von vielen Millionen darstellt. Ich kann deshalb unmöglich den ersten besten anstellen: es müssen Menschen sein, auf die ich mich voll und ganz verlassen kann." „Das widerspricht aber dem Kollektivvertrag."„Das hat mir niemand gesagt..." Professor Iatfchewski galt mir als Leiter des Laboratoriums. Den Direktor spielte ein Kommunist Wirth, der dem berühmten Gelehrten die größte Achtung entgegenbrachte. Deshalb hatte er sich mit ihm zusammen zu verantworten. Das Gericht verurteilte den Kommunisten Wirch zu einem Verweis, Professor Jatschewski zu 6 Monaten Gefängnis. �ausschmiß wegen Erfüllung der Zeugenpflichi. Paris , S. August..(Eigenbericht.) Wieder ist in Paris ein hoher Funktionär aus dem Sowjetdienst brüst entlassen worden. Es ist der Chefbuchhalter der tcch- nischen Sektion der russischen Handelsvertretung in Paris , Fain- b e r g. Er war einer der Hauptzeugen im Litwinow -Prozeß und mit dem Bruder des Sowjettommissars, befreundet. Famberg hatte in dem Pozeß scharfe Angrisse auf Litwinow gerichtet, die ihm beim Amtsantritt des neuen Außenkommissars ein« Zitierung nach Moskau «inbrachten. Da Fainberg sich aus begreiflichen Gründen we i g e r t c, der Einladung Folge zu leisten, mußt« er von seinem Posten scheiden. �echisopposiiion in der Sowjetarmee. Moskau . S. August.(Ost-Expreß.) Im Infanterieregiment Tamostworetzk haben sich oppositionelle Strömungen so sehr bemerkbar gemacht, daß diese Vorgänge auch in- der Sowjetpresse ihren Widerhall finden. Der Unteroffizier Alexejenko und der Soldat Bereschny haben längere Zeit hindurch Agitation im Sinn der Rechts opposition unter den Sol- daten getrieben. Beide sind als„Vorkämpfer des Kulakentums" aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen worden und die kommunistische Zelle des Regiments fordert nun auch ihre Aus- stoßung aus der Armee. Das Sündenregister Bereschnys ist besonders groß. Er war früher Sekretär einer Zweiggruppe der Kommunistischen Jugendorganisatipn, hatte aber diese„ihn ver- pflichtend« Vergangenheit " als Soldat vergessen und nicht m:r die Bauernpolitik der Sowjetregierung mit den Argumenten der Rechts- opposition angegriffen, sondern auch, wie die Parteizelle erklärt, die Disziplin in der Armee zu untergraben gesucht, da er„die K a- ferne alsZuchthaus empfand". Der Unteroffizier Alexejenko, der als der weniger Äktwe bezeichnet wird, hat sich in einer hitzigen Diskussion im Soldatentreis« 1 zu der Aeußerung verstiegen, daß die Vauero im Kriegsfall sich weigern würden zu kämpfen. Im allgemeinen werden unliebsame Erscheinungen innerhalb der Roten Annee nicht zum Gegenstand von Presseerörterungen gemacht. Wenn diese Affäre jetzt ausführlich im Jentralorgan der Kommunffti» scheu Jugendorganisation behandelt wird, so berechtigt das zu der Schlußfolgerung, daß die Agitation der beiden Gemaßregelten wohl nicht nur auf die entrüstete Zurückweisung gestoßen ist, von der das Blatt schr ausführlich berichtet. Es sei in diesem Zusammenhang daran erinnert, daß vor etwa Jahresfrist auch dos Armeeblatt „Krasnaja Swesda" von„kulakffchen Strömungen' im Wehrkreise Minsk berichtet hat. Nach Loge der Dinge werden Vorkommnisse dieser Art in der Sowjetpresse immer nur'als Einzelfälle und ohne zusammenfassende Uebersicht behandelt.
Aach schlecht bewährten Mustern. Abwehrproben auch in der Tschechoslowakei . Prag , S. August(Eigenbericht). In der Tschechoslowakei sind seit zwei Tagen Luftmanöoer im Gange, die als Abwehrübungen gegen feindliche Fliegerangriff« und als Probe des Verhaltens der Zivilbevölkerung bei Gas- angriffen gedacht sind. Nach den militärischen Vorschriften müssen wahrend der Nachtübungen all« Lichter in den angegriffenen Orten gelöscht oder verdeckt werden. Bei Tage muß der Verkehr, sobald bestimmte Sirenensignale ertönen, eingestellt werden. Die Vevöl- kerung muß sich dann in den Häusern aufhalten. Zur Aufrechterhal- tung der Ordnung sorgen in den Städten oerschieden« Korporationen, darunter auch die tschechischen A rb e i t« rt u r ne r. Di« Flüge werden hauptsächlich gegen Industrie-, Verkehrs- und Miiltarzentren unternommen. Sei Tag klappt'S nicht. Olmüh. S. August. .... Kurz nach Mitternacht verkündeten Sirenen das Rahen feind- sicher Flugzeugzefchwader. Di« Stadt wurde darauf in völliges Dunkel gehüllt. Die bei den Abwehrbatterien oufgestellien Riesem schemwerfer begannen zu spielen: gleichzeitig eröffneten die Batterien das Feuer. Bombenwürfe auf die Stadt wurden durch rote Leuchtraketen markiert, die von den Flugzeugen ab- geschossen wurden. Während der Hebung, die bis 2 Uhr dauerte, war der Verkehr in der Stadt völlig eingestellt. Die«chieds- richter sind noch mit der Ausarbeitung der Ergebnisse beschäftigt. Die Organisation bei dem Rachtangriff scheint ziemlich geklappt zu haben. Dagegen hat die Bevölkerung die„Vorschriften für den passiven Widerstand" bei. einer ähntichen U ebung arniage nicht stetacht« t.
Es wird oersucht, das jetzige Regierungssystem in Finnland in den Augen der internationalen Demokratie wieÄer ehrlich zu machen, wobei damit gearbeitet wird, daß ihr Ministerpräsident Soinhufvud ein Mann des unbedingten Rechtes sei und Lappo- Männer der Regierung nicht angehören. Demgegenüber steht fest, daß der verfassungswidrig auf- tretenden Lappo-Bewegung zwei Ministersitze angeboten waren und sie nur deshalb nicht direkt in der Regierung vertreten ist, weil sie auf d r e i Ministersitzen bestand. Es steht weiter fest und das gegen- über den Regierungsberichten, daß die Teilnehmer des Banernausmarsches in hessiugfors zum größten Teil mit Pistolen und Handgranaten bewaffnet waren, nur haben sie diese Mordwerkzeuge nicht sichtbar getragen. Der roh- gewaltsame Charakter dieser Bewegung hat sich ja in dem Menschenraub gezeigt, der„am. hellen Tage im Parlament an den verfassungsmäßig unverletzlichen Personen von rechtmäßig gewählten Volksvertretern, in der Verjagung unbeliebter Männer über die russische Grenze, an der Z« r st ö r u n g von Zeitungsbetrieben und Arbeiterheimen, in den Autozwangs- fahrten von gewaltsam verschleppten Arbeiterführern gezeigt. Die Angehörigen der Lappo-Bewegung gehören zum großen Teil auch den: S ch u tz k o r p s an, das aus der Zeit der Russen- abwehr stammt, aber längst eine reaktionäre, arbeiterfeindliche Organisation geworden ist: dem Schußkorp, gehören auch verschiedene Regierungsmönuer an— da sieht man ihre Verbindung mit Lappo. Erfährt man noch, daß noch unter der früherem Regierung die Leiter von Polizei und Militär sich geweigert haben, die ihnen unterstellte Macht gegen den Lappo-Ausmarsch einzusetzen, der ein- gestandenermaßen das Parlament terrorisieren sollte
und dies auch getan hat, so. ist zweifelsfrei dargetan, was der jetzige Zustand in der Republik Finnland ist: Lappo herrscht! Gchieles deutfch-finnischer Llttfitg. Neue Proteste— merkwürdige Annonce«. Stach dem Industrie- und Handelstag und im Reichsvcrband der deutschen Industrie haben auch die Hauptgemeinschast des deutschen Einzelhandels und der Reichsvcrband des deutschen Groß- und Ueberseehandels gegen die. von agrarischen Inter- essenten gefordert« Kündigung des deutsch -finnischen Handelsvertrages unh die das deutsche Handelsvertragzsystem sowie den deut schen Export so schwer gefährdenden Privatverhandlungen zwischen deutschen und finnischen Interessenten protestiert. Merk- würdigerweise hört man jetzt, daß diese Prioawerhandlungen, die im Auslande Unsäglichen Schaden anrichten, noch immer nicht abgebrochen seien, sondern sogar von Schiele persönlich weiter- gefördert werden' sollen. Wann wirb hier Klarheit geschaffen werden?.....'... Ausgerechnet die„Kölnische Zeitung ", die nicht scharf genug gegen den deutsch -finnischen Unfug protestieren kann und jeden Tag Alarmberichte aus Holland bringt, druckt in ihrem An- zeigenteil eine Annonce der agrarischen handelspolitischen Scharf- macher mit folgendem Inhalt ab: Holland rüstet zum Kampf gegen deutsche Ware! Von der Nadel bis zum Traktor soll alles Deuffche boykottiert werden. Deutsche , haltet zusammen! Vergeltet Gleiches mit Gleichem! Deutsches Geld nur noch für deutsche Butter, deutschen Käse, beut- sches Obst und Gemüse, deutsche Eier ist jetzt Pflicht der Selbst« erhaltung." Als ob Schiele ein holländischer Minister, als ob die holländisch« Regierung den deutsch -finnischen Unfug ongerichtet hätte. Dos Ausland muß eine schöne Vorstellung von den Ab- sichten der deutschen Industrie durch solche Scharfmacherannonce erhalten.
Trennung von Schule und Kirche. Dänemark führt sie durch. Kopenhagen , 5. August(Eigenbericht). 'Die Organssation der dänischen Volksschullehrer beschloß, von der Regierung die Aushebung der kirchlichen Schulaufficht und deren Ersetzung durch eine pädagogische Aufficht zu fordern. Der dänische Unterrichtsminsster wird dem Parlament im Herbst ein« entsprechend« Gesetzesvorlag« unterbreiten.
Oemifsions-Aekord des tschechischen JinanzminisierS. Prag . 5. August.(Eigenbericht.) Ein eigenartiges Jubiläum hat dieser Tage, wie das tschechtsch-sozialdemokratisch«„Praoo Ltdu" berichtet, der Finanz- minister Dr. Englisch jeiern können: Es war seine 3 0. De- Mission. Woche für Woche sendet er dem Mmsterpräsidenten sein Demissionsgesuch. Alle Gesuche werden stillschweigend ins Archiv gelegt. Sowie Englssch in einem Koalitionsblatt kritisiert wird oder einen Streit mit seinen Ministerkollegen hat, demissioniert er. Deshalb nimmt man seine Demissonsgesuche nicht mehr ernst. Man steht dem 31. Demissionsgesuch des Herrn Englisch entgegen.___ Aus der Kemal-Oiktatur. Arbeiterverfolgung wegen Antimilitarismus. Angara, S. August.(Eigenbericht.) In Konstantinopel sind dieser Tage wieder fünf Tabakarbeiter d-?r staatlichen Fabrik in Dschubali verhaftet worden, und es wird ihnen ein Hochvorratsprozeß angehängt werden. -. Die Arbeiter sollen»ersucht haben, zum 1. August eine anti- militaristische Kundgebung der Konstantinopeler Tabakarbeiter zu organisieren. Der Inhaber eiy-s K°ffc«usscha?rt» au Bord eines--
Schiffes der staatlichen Handelsmarine hat angeblich als B e r- bindungsmann zwischen den Verhafteten und ihren Hintermännern fungiert und aus S in y r n a antimilitaristische Aufrufe besorgt, die bei den Verhafteten gefunden worden sein sollen. Die offiziöse Presse bezeichnet die Verhafteten als Kommunisten. de umstürzlerssche Propaganda getrieben haben. In der Türkei wird nämlich jeder, der sich mit dem gegenwärtigen Regime nicht einverstanden zeigt, sofort zum Kommunisten gestempelt und als solcher mit allen Mitteln verfolgt. Nach unseren Informationen sind die Verhafteten politisch nicht festgelegt. Niederlage der Kurde«,. Teheran . 5. August.' Die Kurden haben, einem amtlichen Kommunique des Krieg»' Ministeriums zufolge, an der persisch-türtischen Grenze eine s ch w e r e Niederlage durch die türkischen Truppen erlitten. Der Führer der Aufständischen, S i m k o> wurde getötet: er hat 1921 ein« Anzahl hoher ausländischer Missionare gefangen ge- nommen und 1922 die Provinz Kurdistan gcbrandschatzt. Pogromland Rumänien . Aombenwerfer verhastet und ausgerückt. Bukarest , 4. August.(Eigenbericht.) In der Nacht zum Sonnabend wurde in dem in der Bukowina gelegenen Badeorte Dorna-Watra gegen das Wohnhaus eines jüdi- scheu Einwohners eine Bombe geworfen, die jedoch nicht explodierte. Unter, dem Verdacht der Täterschaft verhastete die Gendarmerie den Führer der Nationalsozialisten in der Bukowina. Danila. der jedoch nach kurzer Hast entflohen ist. In seinem Gepäck fand die Polizei eine Granate französischer Herkunst. Die Regierung ordnet« daraufhin die sofortige Verhaftung zahlreicher National- sozialisten an und scheint im Begriff zu sein, gegen die Unruhestifter vorzugehen. Der Generalinspektor der rumämschen Sicherhcits» poli-ei hat sich an den Tatort begeben. vi«, große deutsche Sprachinsel Gotlschee im sloweiüschen Krain feierte ihren KOOjährigen Bestand. Auch die Gesandten des Deutschen 'Reichest»ich.DwtstMtexreichs Ovaren bei dem. ZM anwesend.