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Parolenschuster und Luftakrobaten.

Kommunisten über Kommunisten.

Die Rechtskommunisten haben zwar ihre Wahlparole für die offizielle KPD.  - Liste ausgegeben; sie sind aber deswegen nicht gemillt, den Offiziellen etwas zu schenken. So schreibt jegt ihre Tageszeitung, die Arbeiterpoliti?":

Die Führung der PD. hat in feiner Weise verstanden, im vergangenen Reichstag   ihre parlamentarische Arbeit mit dem außer parlamentarischen Kampf in Einflang zu bringen. Sie fonnte dies nicht, weil sie feinerlei außerparlamentarische Be megung zustande brachte. Während die Regierung Brüning in mochenlangen Berhandlungen unverhüllt die Dittatur mit Artifel 48 anfündigte, beschränkte sich die Partei auf parlamentarische Dekla­mationen und trieb gleichzeitig parlamentarischen

Kuhhandel in der Amnestiefrage.

Die Berabschiedung der Amnestie und der Amnestiebetrug sind ein klassisches Beispiel für den parlamentarischen Rreti­nismus der Führung der KPD  . Der Kampf um die Amnestie wurde nicht in den breiten proletarischen Massen geführt, sondern beschränkte sich auf die Verhandlungen zwischen den parlamentari­schen Parteien im Bierrestaurant des Reichstags.

Je mehr der Einfluß der Partei in den Massenorganisationen und Gewerkschaften abnimmt, desto lauter tönt das hohle Phatos und die leere Brahlerei der Parteiführer im Wahlkampf.

Damit hat die Arbeiterpolitik" die Ueberleitung zu den rednerischen Leistungen. Heinz Neumanns gefunden, über die sie folgendermaßen urfeilt:

3ur Prahlerei gefellt sich in dieser Rede die Naziphraseo Iogie, die mit Klassenfampf und Margismus so menig zu tun hat, wie etwa politische Ueberzeugung mit dem Abenteurer Heinz Neumann  . Diese Führung versucht den schwierigen mühevollen Kampf um die Eroberung der politischen Macht zu ersetzen mit Ber­sprechungen über das, was die KPD. tun wird, wenn sie die Macht erobert hat. Mit solchen Tiraden lassen sich wohl Versammlungs­reden ausfüllen, mit dem Kampf um die Macht hat das aber nichts mehr zu tun.

Die Parolefchusterei und Luftakrobatik der KPD.  - Führung im Wahlkampfe zeigt aber auch, daß über die Maienblüte der Wen­dung" längst wieder der Rauhreif des ultralinken Frostes gefallen ist.

Troz alledem sind die Rechtskommunisten für die offi­zielle KPD.- Lifte. Arbeiter geht hin, wählt Parolenschuster und Luftakrobaten!

Goebbels   Theater.

Er hat vor Gericht weniger Mut als am Schreibtisch.

Am Freitag sollten vor der Straffammer des Landgerichts III  abermals zwei Goebbelsprozesse zur Berhandlung fommen, Das Urteil der ersten Verhandlung sollte im Zusammenhang mit der zweiten gefällt werden; für diesen Fall lehnte jedoch der Ber­teidiger den Vorsitzenden wegen Befangenheit ab. Es wurde vertagt

Am 14. Dezember 1929 veröffentlichte Goebbels   im" Angriff" einen Artikel, der sich mit dem Young- Plan beschäftigte. Herr Goebbels   schrieb:

aus demselben

,, Sie( die Regierungsmitglieder) sind alle Holz geschnitzt: Verräter am Baterland, bezahlte Büttel der Young- Macht, Ueberläufer   nach Frankreich  . Das Ergebnis ihrer Deserteurpolitik ist das Chaos Sie merden es doch nicht von fich menden fönnen; das dentfche Bolt mürde sich selbst einen Liebesdienst erweisen, wenn es sie mit einem Fußtritt aus den Regierungsseffeln sezen würde".

Die Reichsregierung hat in Beantwortung dieser müsten Schimpffanonade Strafantrag gestellt, aber, so erflärt Herr Goeb­ bels   nunmehr vor Gericht, daß die ganze Reichsregierung, also auch Herr Moldenhauer, gar nicht gemeint gewesen wäre, sondern nur deren sozialdemokratischer Bestandteil: der Reichsfanzler Müller und die Minister Hilferding  , Severing und Wissell. Die. bürgerlichen Mitglieder der Regierung seien gewisser­maßen Steigbügelhalter der Sozialdemokraten gewesen. Herr Dr. Goebbels   ist eben vorsichtig.

tun.

Herrn Dr. Goebbels   ist es vor allem um den Landesverrat zu Er brennt darauf, den Nachweis zu erbringen, was für aus­gemachte Schufte die Sozialdemokraten find. Er hat sich sogar Zeugen dafür bestellt, zehn an der Zahl, und Herr Goebbels   und fein Berteidiger find entrüstet, weil das Gericht meder Luft noch Ber anlaffung hat, über Dinge, die nicht unmittelbar zur Sache ge­hören, monatelang zu verhandeln. Rechtsanwalt Gol legte darauf fein Mandat nieder mit der Begründung, daß er sich in seiner Berteidigung beschränkt fühle, da Landesverräter in Deutschland  wohl straffrei blieben, diejenigen aber, die sie Landesverräter nennen, bestraft werden! Das Gericht schritt gegen diesen Sah nicht ein!

Der Staatsanwalt beantragte 6 Monate Gefängnis. Als dann der Vorsitzende zur Berhandlung der zweiten Anklage

gegen Goebbels   schreiten wollte megen Beleidigung des Ministers a. D. Grzefinsti um um das Urteil in der ersten Sache gemeinsam mit dem zweiten Urteil zu fällen, gab Rechtsanwalt Golz, der unterdes den Gerichtssaal wieder betreten hatte, die Erklärung ab, daß er das Gericht für befangen halte. Dr. Goebbels  , sagte Herr von der Golz, habe aus dem ersten Prozeß erkannt, daß die Einstellung des Gerichts sich in so hohem Maße grundsäglich von seiner Einstellung durch die Bloßlegung von Mißständen im deutschen   Baterlande und durch Erörterungen im Be­leidigungsprozeß eine Bendung im Schidsal Deutschlands   herbeizuführen, unterscheide, daß er eine Boreingenommenheit des Gerichts befürchten müsse.

Das Gericht erklärte seinerseits nach furzer Beratung diese Ablehnung des gesamten Gerichts für gefeßlich unzulässig. Rechts­anwalt Golz lehnte darauf bloß die beiden Berufsrichter ab. Auch daß sei unzulässig, erwiderte der Vorsitzende. Zu meinem großen Bedauern muß ich dann den Vorsitzenden ab ichnen, das habe ich vermeiden wollen", erklärte nun Rechts­anmalt Golz. Jegt blieb dem Gericht nichts anderes übrig, als die Beschlußrammer anzurufen, damit diese über den Ablehnungs­antrag entscheide. Die Beschlußkammer wollte sich aber in ihrer Beratung nicht stören lassen. Die Verhandlung wurde auf heute 11 Uhr vertagt. Dann fann das Theater weitergehen.

Kampf gegen Afridis. Zu einem größeren Kampf zwischen englischen Truppen und einer Abteilung Afridis fam es füdlich von Beschamar. Die Afridis ergriffen schließlich die Flucht, nachdem fie 36 Tote und zahlreiche Verwundete verloren hatten. Die Verluste der Engländer werden nicht mitgeteilt.

Zwölf Anamiten zum Tode verurteilt. Das französische   Kriegs­gericht in Hanoi   in Indochina   hat gegen die Anamiten, die des Aufstandes beschuldigt werden, das Urteil gefällt. Von den Ange­Elagten wurden 12 zum Eobe, 11 au lebenslänglicher Zwangs arbeit und 17 zu Gefängnisstrafen oder Zwangsarbeit bis zu 20. Jahren verurteilt. 114 Anamijen werden ausgewiefen.

TU · D.N

Der ſture Bock. an

WESTARD

GOT

MIT

V. P.

HUGENE RC

Man hat mich einen sturen Bod genannt" sprach Hugenberg  . Der Zustand seiner Partei bestätigt es.

Aus dem Bürgerlager.

Feine Bundesgenoffen.

Kommunisten und Christen Arm in Arm.

,, Der Deutsche", das Organ der Chriftlichen Gemertschaften, führt den Wahlkampf gegen die Sozialdemokratie mit besonderer Gehässigteit Die Gemeinheit seiner Angriffe findet ihre Erklärung im schlechten Gewissen der Führer der Christ­ lichen   Gewerkschaften. Kein Tag ohne fauftdice Wahllüge gegen die Sozialdemokratie das ist der Grundsatz, nach dem das Blatt im Wahlkampf arbeitet. Um Material ist der, Dentsche" dabei nicht verlegen. Er ahmt den ,, Bölkischen Beobachter" des Herrn Hitler  nach und bezieht sein Wahi material aus der tommu nistischen Presse. Arm in Arm ziehen ,, Rote Fahne", ,, Der Deutsche" und Böifischer Beobachter" in den

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Abend besezten Hugenberg  - Leute die deutschnationale Geschäftsstelle. Am nächsten Vormittag erschien ein Stoßtrupp von Weſtarpiten, um das Büro zurüdzuerobern. Die Hugenberger aber alarmierten das Ueberfallkommando, und dies führte die Westarpiten ab. Der alte Vorstand aber hob inzwischen das Banttonto der Dresdener   deutsch­nationalen Ortsgruppe ab, und nun flagen die Hugenberger gegen die Westarpiten um das Geld. Der Kassenkampf ist in vollem Gange.

Stahlhelm für Hafenfreuz.

Er macht ganze Arbeit.

Braunschweig  , 15. August.( Eigenbericht.) Die reaktionären Parteien Braunschweigs bemühen Wahlkampf gegen die Sozialdemokratie. Benn die ,, Rote Fahne" fich, zu den Landtagswahlen, die mit der Reichstagswahl zusammen­breitet, kann man gewiß sein, ihn am nächsten Tage im Deutschen von den Deutschnationalen Hugenbergs bis zu den Demokraten zu­heute einen faustdicken Schwindel gegen die Sozialdemokratie verfallen, eine Einheitstifte aller bürgerlichen Gruppen aufgewärmt zu finden, Wir gönnen diesen, Leuten ihre Bundes ftande zu bringen. Dabei ist ohne weiteres über den Kopf der genoffen, dem ,, Deutschen  " die ,, Rote Fahne", und der ,, Roten Fahne" den Deutschen  ". Zeigt doch diese neue briderliche Liebe der Arbeiterschaft, daß hier ein gemeinsamer hak und eine Gesinnung non gleicher Qualitat am Berfe ist gegen die Sozialdemokratie, meil if die Sozialdemokratie unverrüdbar an der Berteidigung der Arbeiter­interessen festhält. Last fie gemeinsam meiterfügen-jede Büge erhält ihre Strafe, und diese Leute find schon miteinander geftraft!

Das Gesicht des Volkes.

Jn der Konservativen Bolfspartei" zu sehen. Die um Treviranus und Westarp nennen sich: Konfer pative Voltspartei. Ronservativ sind sie, und das gründlich, ob sie eine Partei sind, ist. schon meniger ficher aber daß fie mit dem Volf nichts zu tun haben, das ist ganz Graf Westarp, Graf zu Dohna, Graf zu Rangau, von Lindeiner gewiß. Bisher haben sie die folgenden Kandidaten aufgestellt: Wildau  , Don Ramete, Don Eichhorn, Don Bettow- Borbed, Ullmann, Lude, Rothe, Reichert, Fischer, Grewe, Dähnhardt. Der von Hammerstein, von Dryander, von Gierte, Trepiranus, Lambach, Adel   ist in der Majorität. Nun wird es flar, mas der Name Volkspartei bedeuten soll: fie meinen das Bolf der Grafen   und Barone  .

Raffenkampf bei Hugenberg  . Das Gericht foll helfen.

Kaffentamps, nicht Klaffentamps! Denn Klaffenkampf ist Marris mus, und Marrismus ist bekanntlich der Todfeind. Der Kaffenkampf aber fam so: der Vorstand der deutschnationalen Ortsgruppe Dresden  trat zu den Weſtarp  - Leuten über. Das war am Nachmittag. Am

Die Republik   steht fest!

Genoffe Grzesinsti bei den preußischen Polizeibeamten. Bei der gestrigen Berfassungsfeier der Republikanischen Bereinigung der Preußischen Polizeiverwaltung sprach im Saalbau Friedrichshain Staatsminister a: D. Genosse Albert Grzesinski  .

Er führte aus: ,, Die. Republit stellte dem Wort rom   ,, Stahlbad des Krieges" das Nie wieder Krieg" gegenüber. Hierin laffen wir uns durch unüberlegte Reden amtierender Minister nicht beirren. Not tut die Erziehung der Jugend zum demokratischen Staatsbewußtsein. Das ist nur möglich, wenn die Verfassung richtig angemanbt und mit sozialem Geist ausgefüllt wird. Bir dürfen die foziale Republik nicht zu einer Besisrepublik um­fälschen lassen. Es widerspricht nicht dem Geifte der Demofrafie, wenn gegen Staatsfeinde vorgegangen wird. Die Verordnung über die Sieb und Stichwaffen ist die einzige Not­verordnung des Kabinetts Brüning, die mit der Berfaffung in Ein

Metropoltheater.

Bittoria und ihr Hufar."

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Großer Abend im Metropoltheater. Eine Operette nach Bor­triegsmifter von Emmerich Földes, Musik von Baul Abraham Am Schluß des zweiten Aftes. herrscht die übliche. Tragit vor. Trogdem ist das Publikum begeistert. Es bereitet bem Berfaller und dem Komponisten Ovationen Dgn

fleinen Linksparteien hinweg verfügt worden. Infolgedessen macht sich gegen diese Einheitsliste ein wachfender Widerstand der Volks. nationalen, des Landbunds, der Demokraten und der Braunschweiger Belfen bemerfbar, die ihre Bertreter beauftragt haben, stärkere Be­rücffchtigung auf der Kandidatenliste au fordern, anderenfalls aber die Beteiligung an der Einheitslifte abzulehnen:

Gestoßenen Pfeffer ins Gesicht.

Ganoventrics als Kampfmittel der Nazis.

Am Donnerstagabend murde Otto Straßer  , der Führer der revolutionären Nationalsozialisten in Brandenburg  a. d. H. von einer Rotte von zehn bis zwölf Hitler- Leuten plötzlich überfallen, die ihm und einem Begleiter das Gesicht mit ge­stoßenem meißen   Pfeffer überschütteten und Angriff vorgingen. sodann mit Messern, Stöden und Fauftschlägen zum

Straßer erhielt Berlegungen am Kopf und am Unterarm, mit einigen Brellungen davonfam. Es müssen ausgediente schwere sowie einen Bluterguß in der rechten Hand, während sein Begleiter Jungen gemesen sein, die gegen die feindlichen Brüder mit Pfeffer gearbeitet haben ganz wie gelernte Straßenräuber!

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Von den Bürgerparteien.

Das Wahlabkommen zwischen Staatspartei und Bolts partei in Baden   und Württemberg   ist endgültig ab­geschlossen worden.

fandidaten Staatssekretär Schmid( Schweineschmid) aufgestellt. Die Deutsche   Bolkspartei hat in Düsseldorf  - Oft als Spizen­

Oberpräsident a. D. von Batodi ist aus der Deutschnationalen  Bolkspartei ausgetreten.

flang steht. Recht und Freiheit für alle Staatsbürger ist der Sinn der Demokratie. Weil sich die Mehrheit des Boltes hierzu bekennt, steht der Staat und steht die Republik  ."

Darbietungen des Schuhpolizeiorchesters unter Leitung von Polizeiobermeister Hahn umrahmten die Feier.

Das Hakenkreuzlicht von Sonneberg  .

Ein Schüler Frids.

Weimar  , 15. August.( Eigenbericht.) Der in Preußen davongejagte Regierungsrat Dr. Fabricius sollte bekanntlich auf Betreiben der Nazis in Sonneberg  Bürgermeister werben. Als das nicht glückte, hat man ihn dort als juristischen Hilfsarbeiter angestellt. Jetzt fällen bie bürgerlichen Barteien Sonnebergs in der Deffentlichkeit ein vernichtendes Urteil über Fabricius. Man wirft ihm vor, er habe das Vertrauen der Bürgerlichen in unverantwortlicher Beise mißbraucht, sie in der Deffentlichkeit herabgesezt und das ihm bewiesene Wohlwollen mit Undant gelohnt. Fabricius zeige. einen völligen Mangel an fommunaler Berwaltungspragis und habe gesetzliche Bestimmungen gröblich mißachtet. Seine juristische Quali­fitation lasse recht große 3weifel aufkommen, um die Stadt Sonne­ berg   und ihre große Not fümmere er sich gar nicht. Er verbreite in der Deffentlichkeit han ebüchene Unrichtigteiten. um auf diesem nicht jedem geläufigen Wege seine parteipolitische Agi tation zugfräftig zu machen. Er folge blindwütend nur seinem brutalen inneren Drange, jezt vor der Reichstagswahl sich möglichst interessant zu machen und womöglich gar ais Severing- Hilfe

bing- Martyrer zu fandidieren.