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Beilage

Donnerstag, 21. August 1930

Leonie Rüffy- Bern:

Die republikanische Schule

Anläßlich eines Aufenthaltes in Berlin   lade ich meine kleine 7½jährige Nichte seit einem Jahre eifrige Bennälerin der Grund­schule ein, mit mir nach der Schweiz   zu reisen. Das Kind freut sich ungemein. Auf der langen Fahrt verschlingt es interessiert mit strahlenden Augen die wechselnden Landschaftsbilder.

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,, Nun sind wir gleich auf Schweizer   Gebiet," erfläre ich ihr ,, bald kommen wir nach Basel  . Siehst du dort den schönen breiten Strom? Das ist der Rhein  !"

Dpr Aband

Shalausgabe des vorwäre

Theater als Wiffenschaft

Eine neue Studienmöglichkeit

mester werden Ausschnitte aus modernen und klassischen Dramen von den Studenten inszeniert. Die Mitglieder der Arbeitsgemein­schaft betätigen sich als Regieführende, als Darstellende oder als kritisierende.

Die Theaterwissenschaft ist eine ganz junge Disziplin( ungefähr| Studierenden bilden eine Regiearbeitsgemeinschaft. In jedem Se 30 Jahre alt). Sie wurde von Dr. Mar Herrmann, ord. Pref. an der Berliner   Universität, ins Leben gerufen. Sie ist eine Zeit­forderung, denn das Theater von heute ist keineswegs elementar ( höchstens noch in Rußland  , dem Volfscharakter entsprechend). Es denziös. Männer. der Praxis, z. B. Jeßner, befürworten die Gründung wissenschaftlicher Institute in diesem Sinne lebhaft. Der fünftige Regisseur oder Dramaturg muß die Theatersprache der Vergangenheit erforschen, was nur in wissenschaftlichen Instituten möglich ist, um eventuell Dramen von gestern in seine Zeit zu übertragen.

Der Rhein  !" jubelt das Kind und flatscht in die Hände. Un. ift fompliziert, vergeistigt. Die Inszenierungen sind teilweise ten­ser deutscher Rhein  !"

Die Mitreisenden lächeln.

Der Rhein   gehört nicht nur den Deutschen  ", entgegnete ich. ,, Er hat seine Quelle in den Schweizer Alpen  , fließt zuerst durch die Schweiz  , dann erst durch Deutschland  . Er gehört auch, den Hol­ländern, weil er in Holland   in die Nordsee   mündet."

Das Kind sieht mich mißtrauisch an. Dann ruft es entrüstet: ,, Der Rhein   ist deutsch  , ist unser Rhein  ! Unser Fräulein in der Schule hat das gesagt!"

Die Passagiere lächeln. Ich schweige. Darf ich die Autorität der Lehrerin erschüttern?

Gesprächsweise äußert das Kind später einmal: Wir Deutschen." " Du bist ja gar feine Deutsche  ," sage ich ihr, dein Papa und deine Mama haben doch früher in Genf   gelebt."

,, Aber ich bin in Berlin   geboren," erwidert sie stolz, und wer in Berlin   geboren ist, der ist deutsch  !"

Das ist doch so ohne weiteres nicht immer der Fall," sage ich ihr, du hast ja nicht einmal einen deutschen   Paß."

,, Aber ich bin deutsch  , deutsch  ", ruft die Kleine hartnäckig. ,, Möchtest du denn feine Schweizerin sein?" Nein!"

" Warum denn nicht? Sieh nur, wie schön die Schweiz   ist, die herrlichen Berge, die blauen Seen!" " Ja, aber sie ist doch so klein," meint das Kind verächtlich und deutet auf ihrem Finger die Nagelgröße an Deutschland  ist viel größer, zehnmal so groß es ist das stärkste and in Europa  !"

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Woher weißt du das so genau?"

Unsere Lehrerin hat uns das gesagt!"

Während eines Besuches wird bei uns vom Kriege ge­sprochen. Alle verurteilen ihn aufs schärfste. Die Kleine fizzt mit uns, am Tische und verfolgt aufmerksam unsere Unterhaltung. Als die Gäste weggegangen sind, sagt sie zu mir:

Weißt du, Tantchen, unser Fräulein hat auch gejagt: Wir werden nie mehr Krieg führen!"

Zum ersten Male empfinde ich Sympathie für dieses Fräulein. " Das war aber schön von ihr", sage ich lobend, und weißt du auch warum nicht?"

" O ja," versichert die Kleine mit heiliger Ueberzeugung, aber ganz traurig, weil wir doch durch den Krieg schweres und ein so großes Unglück erlebt haben: un ferlieber Raiser Wilhelm mußte fliehen und uns verlassen."...

Deutsch  - franzöfifches Treffen

Man schreibt uns:

In dem durch die Gewerkschaften errichteten Wanderheim Sohlberg bei Achern  , Baden  , fand vom 28. Juli bis zum 3. Auguft eine Aussprache zwischen französischen und deut schen Vertretern der jungen Generation statt. Die Ar­beitsgemeinschaft Karlsruher Jugendbünde", ein seit 10 Jahren be stehender Ring der verschiedenen Jugendorganisationen war, zum Teil durch Vermittlung von Gen. Dr. Hans Hartmann- Elberfeld mit einem Kreis in Verbindung getreten, der sich um Jean Luchaire  , den Herausgeber der Zeitschrift Notre Temps", Paris   86, rue Claude Bernard, zusammenfindet. Mitarbeiter dieser Zeitschrift, die in einer Sondernummer schon einen ausführlichen Bericht der Tagung gebracht hat, ferner ein zum Zweck der Tagung gebildeter Kreis von Studenten und Studentinnen der Sorbonne, dazu noch Bertreter der französischen   Bewegungen, welche den ein­ladenden deutschen   Jugendverbänden entsprachen, setzten die 70 Personen zählende französische   Gruppe zusammen. Auf deutscher Seite waren es etwa ebenso viele.

Der 3wed war, eine Aussprache zwischen jungen Menschen beider Länder über die fulturelle, politische und wirtschaftliche Lage herbeizuführen. Besonderes Verdienst erwarb sich um die Verwirt­lichung des Plans der Vorsitzende der Karlsruher Arbeitsgemein. schaft, Zeichenlehrer Otto Abe 3. Neben den Angehörigen der bürgerlichen Mitte und Linke trat auf beiden Seiten eine sozia= listische Gruppe start hervor, die sich vielleicht am innigsten zusammenfand.

Der Tagungsort, von dem aus man die Bogejentette, das Straßburger Münster  , das weite Rheintal täglich vor Augen jah, eignete fich ausgezeichnet zu dieser Veranstaltung. Das Zusammen­wohnen in der Jugendherberge und in Zelten, gemeinsame Ban­derungen und eine Autofahrt nach Stuttgart   fnüpften enge persön­liche Beziehungen. Die Karlsruher   boten durch ein Streichquartett und einen Pianisten der Musikhochschule klassische deutsche Musik.

Ueber die einzelnen Aussprachegebiete wurde immer einem deutschen   ein französisches Referat zur Seite gestellt. Am 29. Juli wurde deutscherseits von Dr. Kurt Martin vom Badischen Landesmuseum über die Kunst der Gegenwart gesprochen. Das Referat über die deutsche   Architektur hielt Prof. Dr. Freese von der technischen Hochschule Dresden  , das Korreferat der Corbusier­schüler Marcel Gauthe+ ot. Besonders wichtig für die Be­urteilung der gesellschaftlichen Entwicklung beider Länder waren die Referate von Prof. Dr. Bergsträßer Heidelberg   und C. Mar drus Paris   über die soziologische Struktur Deutschlands   und Frankreichs   in der Nachkriegszeit.

Ein weiterer Tag war der Darstellung der Literatur beider Länder gewidmet: deutscherseits Dr. Adolf von Grolmann Karlsruhe, französischerseits Guy Crouzet Paris  . Ueber die geistigen und religiösen Strömungen referierte Gen, Prof. Piper. Münster   und Jaques Chabannes- Paris  . Das Referat über den politischen Willen der jungen Generation hatten einz Dähnhardt Berlin und Jean Luchaire   Paris  . lleber Ke= Ionialfragen sprach Alfred Gilbert   Paris  , der gerade von einer Studienreise durch Afrika   zurückgekehrt mar.

Was ist die Theaterwissenschaft? Eine absolute Erklärung des Begriffes gibt es nicht. Die meisten Hochschulvertreter lassen die Wissenschaft vom Theater als solche nur soweit gelten, als sie die Geschichte des Theaters wissenschaftlich erforscht. Sobald sie versucht, Regiefragen, dramaturgische Fragen, Theaterkritik und Theatertechnik wissenschaftlich zu erörtern, müßte sie eher als Kunst angesehen werden.

In Wirklichkeit beschäftigt sich die Theaterwissenschaft, wie sie zur Zeit an wenigen deutschen   Hochschulen besteht,( Berlin  , Mün­ chen  , Frankfurt a. M., Köln   und Kiel  ) mit Theatergeschichte, Bühnen­regie, Theatertechnit, Theatersoziologie und Theaterrecht. sinn, die reich an Theatern sind. Der stud. rer. theatr. darf sich Theaterwissenschaftliche   Institute haben nur in den Städten nicht auf das wissenschaftliche Studium beschränken, er muß viel­mehr das lebendige Theater besuchen, es fennen lernen, wenn möglich, auf den Brettern arbeiten. Damit taucht sofort die Frage auf: wer fann Theaterwissenschaft studieren? Nur der, der die innere Disposition für alle Dinge um das Theater hat. Be= gabung und Theaterblut! Denn die Theaterwissenschaft muß ihm eine Leidenschaft sein, ein künstlerisches Unternehmen. Die Uni­persitäten selbst sind bemüht, sie von der Philologie ganz zu lösen. Das Ziel des Studiums ist der Beruf eines Dramaturgen, Regisseurs, Intendanten oder Theaterkrilifers.

Berlin   als das Theaterzentrum Deutschlands   hat das vollen detste aller theaterwissenschaftlichen Institute. Es steht seit 1901 selbständig da. Als Lehrende betätigen fich Professoren, die von der Philologie herkommen, und mindestens ein Mann aus der Praris. Es werden neben den Vorlesungen über Theatergeschichte Regieübungen auf der Probebühne abgehalten. Die

Karlsruhe   die Rede und warf den Kranz für die deutschen   und französischen   Gefallenen des Weltkrieges in die Flammen. Den Ab­schluß bildeten die Berichte von Prof. Dr. Mittelstraß- Karls­ruhe und Jean Luchaire   Paris   über die Lage der jungen Ge­neration in Deutschland   und Frankreich  . Filmvorführungen und Lichtbilder illustrierten manche Referate. Eine studentische Spiel­schar brachte Die Bürger von Calais" zur Aufführung.

Der Zweck dieser Tagung, Menschen der jungen Generation beider Länder durch persönliche Beziehung und freundschaftliche Aussprache in ein Verhältnis gegenseitiger Verantwortlichkeit zu bringen, ist erreicht worden. Viele der Franzosen blieben noch als

Neues ABC.

Arbeitet! brüllen sie alle und halten sich vor Lachen den Bauch, denn es gibt keine Arbeit!

Cäsar wird zitiert und Brot und Spiele, Denn Klappern gehört zum Handwerk, Es geht nichts über klassische Bildung! Fehler werden gemacht, um daraus nichts zu lernen. Groß ist deine Nachsicht, Bolt,

Hurra die einen, Hunger die andern... Ihr müßt euch entscheiden, Kämpfen müßt ihr.

Laßt euch nicht die Haut abziehen, Macht Schluß mit den Schwätzern, Narren müssen für Narren erklärt werden, Obegreift doch den Riesenschwindel! Prägt endlich eure eignen Richtlinien,

Quält euch nicht immer mit dem alten Quatsch herum! Richtet euch nicht immer nach den anderen! Stellt euch mit ein in die Kolonnen der Zukunft, Tritt gefaßt und marschiert Und stoßt

Vorwärts!

Wer kann euch aufhalten? oder Ypsilon? Niemals!

Zum Vormarsch stimmt an das alte Lied:

,, Es rettet uns fein höh'res Wesen, Rein Gott  , fein Kaiser, noch Tribun, Uns aus dem Elend zu erlösen, Können wir nur selber tun!"

Edwin Fetzen.

Gäste der Deutschen  , wanderten mit ihnen und bekamen so tiefe Einblicke in die kulturelle und politische Lage des Deutschland  , das Frieden und Verständigung mit seinem westlichen Nachbar will. Es ist sehr wesentlich, daß die akademischen Führer der fünftigen Politik beider Länder in solche gegenseitige Beziehungen kommen! Es wurde als eine dringende Notwendigkeit empfunden, daß ein solches Treffen etwa an Ostern 1931 wieder, und zwar in Frant reich veranstaltet wird.

Es war wohl ein Symbol, daß am Feuer, nachdem die Fran­zosen die erste Strophe der Marseillaise  , die Deutschen   die dritte vom Deutschland   über alles" gejungen hatten, spontan auf deutsch  und französisch die Internationale" erflang. An allen Punkten der Berhandlungen trat immer wieder der Sozialismus in den Horizont. Interessenten für das Treffen 1931 erhalten Auskunft durch:

Am vorlegten Abend hielt am Feuer Gen. Pfarrer Rappes 5. Kappes Karlsruhe( Baden  ), Erbprinzenstr. 5.

In den beiden ersten Semestern sind die Theaterwissenschaftler Hospitanten. Dann müssen sie sich die ordentliche Mitgliedschaft durch eine schriftliche Arbeit und eine mündliche Prü­fung erwerben. Die Aufnahmearbeit behandelt ein geschichtliches, ein dramaturgisches oder regiepraktisches Problem. In der münd­lichen Prüfung erwartet man von dem künftigen Mitglied deutsche Theatergeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Kenntnis vom Theaterbau, Bühnenformen, Deforations- und Beleuchtungswesen. Ein vorgelegtes Regiebuch muß es interpretieren tönnen. Mit einem solchen Wissen und Können steuert dann das ordentliche Mit­glied auf den Dr. rer. theatr. zu. Eine der jüngsten Errungen­schaften ist die Möglichkeit, in Theaterwissenschaft zu promovieren. Als mündliches Prüfungsfach hat sie sich noch nicht durchgesetzt. Das Institut mit seiner umfangreichen Bibliothet, die Theater­fammlur Louis Schneider   und die Lipperheidesche Kostümbibliothet stehen als. Studienquellen zur Verfügung.

So das vorwiegend wissenschaftliche Studium. Hand in Hand muß das Lernen am lebendigen Theater gehen. In erster Linie wird der Student häufig Aufführungen im Theater besuchen. An­gebracht wäre es, Proben anzusehen, von der Leseprobe an bis zur Generalprobe, oder an Studioaufführungen mitzuarbeiten, sei es als Regieassistent, Darstellender oder Techniker. Das wäre Sie gesamte Ausbildung des Theaterbeamten, wie ihn die Zeit for­dert. Wohlgemerkt desjenigen, der ein Talent ist. Das Genie braucht fein Studium. Das schöpft aus seiner eigenen Fülle und darf auf Bildung verzichten.

Neben Berlin   stehen München  , Frankfurt   a. M., Köln   und Kiel  . Doch hier sind die theaterwissenschaftlichen Institute den ger­manischen Seminaren angegliedert. Natürlich hat sich die äußere Verzweigung auf den inneren Charakter übertragen. Die Theater­wissenschaft hat zu dicken philologischen Anstrich.

Darum ist es eine wichtige Aufgabe der Zukunft: feine sondern reine Theater= Theaterphilologie, wissenschaft. Ihre Jünger wollen ebenbürtig neben denen stehen, die nur aus der Pragis hervorgegangen sind.

Aebermann: Die Schule- ein frevel?

Walter Borgius   will in seinem Buch Die Schule ein Frevel an der Jugend"( Verlag Radikaler Geiſt. 224 Seiten. 3,80 M.), den Nachweis führen, daß die Schule nur und nichts anderes als ein raffiniertes Herrschaftsmittel des Etaates ist, eine Erfindung der regierenden Kaste. Alle Reformen in ihr ändern an dieser Grundtatsache nichts und sind daher belanglos. Nur die völlige Beseitigung dieser finderfeindlichen Inftitution stellt die Befreiung der Jugend wieder her.

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Borgius ist in seinem Gedanfengang fonfequent. Die primitiven Menschen hatten feine Schule, und sie brauchten sie nicht, weil sie feinen Staat hatten. Die Kinder wuchsen unter Liebe und in Freiheit auf und waren glücklich. Dann schufen die Menschen sicherlich in ihrer Unvernunft den Staat und in dem Staat Schulen und machten dadurch die Kinder zu unglücklichen Knechten und Sklaven. Zur Stüßung dieser Theorie werden eine große An­zahl von Beispielen aus der Geschichte vieler Völker angeführt, und die Schriften namhafter Pädagogen mit passenden Säßen aus ihren Werken herangeholt. Alles, was an und in der heutigen Schule beklagenswert ist und darüber haben andere Menschen ja auch bereits Bände geschrieben wird so zurechtgebogen, daß es in das große Schema paßt. Wer wie Borgius die Staaten für eine gewollte Fehlentwicklung hält, wird ihm zustimmen und vielleicht auch seine Schlußfolgerungen fich zu eigen machen. Aber jeder, der nicht alle Menschen, die sich staatlich organisierten, für Dummföpfe oder für Frevler hält, wird die merkwürdige Logit des Buches nicht zu seiner eigenen machen können.

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Von dieser grundsätzlichen Ablehming abgesehen, bleibt an dem Buch von Borgius   anerkennenswert, daß es mit Eifer den Finger auf alle Schäden legt, die der gegenwärtigen Schule noch anhaften. Das Prüfungs- und Berechtigungswesen ist sicher­lich entartet. Daß die Prügelstrafe noch in deutschen   Schulstuben eine Rolle spielt, ist mehr als beflagenswert. Bon Selbstverwaltung und jugendlicher Gemeinschaftserziehung finden wir oft faum füm­merliche Ansätze. Unendlich viel wird noch ins Kinderhirn gestapelt, das man nur als Ballast aus vergangenen Tagen bezeichnen tann. Borgius   ist hier den Lehrern und Eltern ein herber, aber sehr ernst zu nehmender Mahner.

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Jedoch seine Schlußfolgerung- Abschaffung jeder Schule im heutigen Sinne ist mir zu billig, vor allem, weil er uns mit der Ausführung auf den St. Nimmerleinstag vertröstet. Wer so ablehnend wie Borgius sich dem gesellschaftlich Gewordenen gegenüberstellt, muß sich irgendwo in Menschenferne ein einsames Plätzchen suchen; denn nur dort kann er ganz unbehelligt seinem individuellen Glück leben. Wir andern aber, die wir in Menschen­gemeinschaft leben wollen, werden dazu der Ordnung in irgendeiner Form bedürfen, einer Ordnung, die für das Einzelwesen selbstverständlich eine Freiheitsbeschränkung bedeutet. So wird auch Schule eine Freiheitsbeschränkung für alle Beteiligten sein, aber damit noch kein Frevel.

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Heute schon den Kindern zu helfen ist auch eine Aufgabe, eine wichtigere mahrscheinlich als die, deren Lösung Bors gius in Angriff nehmen will. Ein Frevler ist der, der Schäden im Schulwejen erfennt und nicht sofort an ihrer Beseitigung mit allen Kräften beitet. Jedes modern geleitete anderziehungsheim; all die neuen Schulen, die versuchen in redlicher Versuchsarbeit einen Mißstand nach dem andern abzustellen; jeder Schut­meister, ter sich bemüht, seinen Schülern das Recht ihres Kinder­alle tums zurückzugeben; jede Kinderfreundegruppe, dürfen sie sich mit Recht neben Borgius   stellen und jagen: Das taten mir, mas tatest du? Und wenn die Tat auch nur ein, Komprom. mar, ein Anfang, eine Kleinigkeit, so ist sie doch schließlich mehr wert, als eine Konstruktionszeichnung für das Jahr 3000.