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7tr. 411* 4T. Jahrgang
*1. Beilage des Vorwärts
Mittwoch, 3. September 1930
Schlittenfahrt-1897/' Das Totenschiff mit den Lleberrefien Andrees läuft ein.
Ztomfo, 2. September.  (Eigeuberichl) (Uan unserem nach Jrotnfö entsandten Sonde rbcrichtersto tter.> Heller Sonnenschein glänzt über den Dächern von Iromsö. Die gavze Stadt ist ans den Deinen. Schon von Morgengrauen an «arten die ersten Neugierigen an» Hasen, um dieV r o t v o a g". das Schisf mit de« traurigen menschlichen Resten der Andröe. Expedition, zu empfangen, ftnrz vor 9 Ahr erschallen grghende Sireuentöne..?lagg«n senken sich zum Zeichen chrrndeo G«. denken»: longsam gleitet dieDrotvoag" in den Hosen. An Dord bat sie erschütternde Fracht: Skelette. Ausserdem zwei wichtige Dokumente de» Heldentum»: da» Logbuch und da» Tagebuch Zahlreiche Boote unrsohrcn die über Nacht berühmt gewordene ..Brotngog". Photogrophen und gilinleiite entfalten rege Tätigkert. Noch darf niemand an Bord. Dos erste, was man von den Booten aus als zur Androe-Erpedition gehörig erkennt, ist etwas Gelbes. es ist Andrees Schlitten. Spoler, gegen 19. Uhr, wird die s o r g a r t i g« H o l z k i st« mit den letzten Menschenresten der Un.- glücksexpedition von Bord g�ragen. Noch immer steht am Ufer dicht gedrängt und entblositen.Hauptes die wartende Meng« der Fischer und Arbeiter und.Handelsleute van Tromjö. Erste Untersuchung der Skelette. Der Trauerzug bewegt sich durch die schmalen Straßen von Tromsö   nach dem Spital der kleinen Stadt, wo die Leichen bis zu ihrem Weitertransport noch Schweden   aufgebahrt bleiben sollen. ?lndes beginnt P ro s« ss o r hedren mit der ersten Unter. fuchung der Skelett«. Das Skelett Andrees ist am besten erhalten, aber tatsächlich fehlt ihm der Kopf. Es scheint erwiesen zu sein, daß Andre« seine Kameraden überlebt hat. Dos Tagebuch ist insofern«ine Enttäuschung, als überhaupt mix anderthalb Seiten beschrieben sind, falls nicht noch mehrere Blätter zusammengeklebt sein sollten, was erst durch die genaueste Unter­suchung festgestellt werden kann. Es ist wohl so, daß das auf- gefunden« Tagebuch d>« Fortsetzung eines anderen, das man noch nicht besitzt, darstellt. Ausgezeichnet erholten ist indessen da? Log. buch, dessen Inhalt numnehr bekanntgegeben wird. Das Logbuch enthält Aufzeichnung!!» über eine Zeit von zwei Monaten. Die Ein- tragungen sind verschiedener-Handschrist. Die wichtigste Feststellung: Der Ballon Andrees befand sich überhaupt nur wenige Tage in der Luft. Wie man Andrce fand. Di« Berichterstatter der Weltpresi« drängen sich um Dr. Horn, den Leiter der norwegischen Eismeerexpedition. Es herrscht«n« g«. wisse Mißstimmutzg darüber, daß Dr. Horn noch am Montag abend gekabelt hatte, daß er drei Leichen an Bord derBratvaag" habe, während nunmehr feststeht, daß er, ohgesehen von der etwas besser erhaltenen Leiche Andrees, nur Skelette und Gebein- rest« mitbrachte, deren genaue Identifizierung gar nicht möglich ist. Noch weiß man nicht genoü/.wieweit dies« Borwurfe berechtigt sind, und man lauscht deshalb mit größter Spannung der V e r- l« s u n g des Homschcn Berichts über, die Auffindung der Reste der Andree�Zxpedition. Es heißt da: ,Ln tiefem Stillschweigen gingen wir auf das Lager zu, das allzu deutlich zeigt«, was vorgegangen war. Dort lag das Boot, Halb im Schnee begroben. Doneben lag ein Schlitten und auf dem Schnee einige Mgter weiter ein Stück' rotschwarzen Stoffes w't Fenstern. Bielleicht handelt es sich um ein Zeitstück. Und unter der Bergwand lag Andre« selbst. Daß es Andre« selbst war, geht au» Hein Monogramm auf dem Locket} her­vor. Er log, an die Bergwand gelehnt, wernge Meter nordöstlich vom Boot. An seinen Füßen sahen wir stark alo.etrogene Polar. schuhe  . Sonst war er gut bekleidet. Neben ihm logen Gewehr
und ein K o ch o p p a r a t. Es»»ar Petroleum darin. Und als wir pumpten, kam dos Petroleum in feinem Strahl aus dem Brenner hervor. Beim Oeffnen des Deiuils strömt« Go? heraus. Der Appa- rot war also in ooller Ordnung. In der«inen Tasche Andrees wurde dos Tagebuch gefunden. Etwas später wurde dann An. dr�es Kamerad gefunden. Wie bereits unmittelbar noch der Entdeckung der Ucberreste der Andrees? Spedition berichtet wurde, ist er wahrscheinlich als erster gestorben. Denn zwischen zwei Stöcken log er ausgestreckt, mit kleinen Steinen bedeckt, die seine Heiden Kameroden wahrscheinlich über ihn gestreut horten, um so ein notdürftiges Grob zu errichten. Di« Leiche war voll- kommen fest gefroren. Auch im Boote wurden Knochen. r e st e gefunden, die möglicherweis« zum dritten Leichnam gehören. Döe Heiden Leichnam« waren»»eiter nichts als .Knochenreste mit Kleidern. Die Kleider hatten die Knochen gut zusammengehalten. Sie sind gewiß in N Iahren niele Male wieder aufgetaut, so daß die Leichname der Verwesung nicht ent. gehen konnten. Es kann nicht die Rede davon sein, daß die Leich- nam« durch das Eis konserviert wurden." Das Observaiionsbuch. Auf dem gut leserlichen Observationsbuch Andre«» steht be> scheidenSchliftenfahrt 1897". Man erfährt, daß die Eisfahrt beim 88. Grad nördlicher Breite begann. Sie erstreckte sich über die Riesen st recke von 839 Kilometer. Oft scheint da» Treib- eis, das überdies zu großen Klumpen und tzügeln z'isommengepackt war, in falscher Richtung geströmt zu sein. Die Mühen ganzer Tage waren damit vergeblich. Der Ballon hat offenbar nicht viel genützt. Brauchten die drei Forscher doch anderthalb Monate bis zur Weißen Insel! Nur mit Erschütterung kann man die Seiten im Observatians- buch lesen, durch die eine leichte heitere Stimmung weht. ,M«pos Pendant le vaimge". Speisenfolg« während der Reise, heißt es«in- mal ganz fronzösisck>-var>»ehm in dem Buch, das sonst vollständig in schwedischer Sprache abgefaßt ist. Am ersten Tage gab es Borenschink-'ii mit Schokolade und Keks. Bold sollten die Mohlze-trn spärlicher werden... Und nur mit Trauer blickt man schließlich auf Aufzeichnungen im Logbuch, die von der Land Andrees zu stammen scheinen und diesem Titel folgen:Vorschläge für di« nochstc Expedition"... Menschenknochen oder Aarentnochen? Tromsoe. 2. September.  (Eigenbericht) Eine amerikanische   Iicht-Expedition, die am Dienstag von Franz-Iofef-Land an Bord derRordkop" nach Tromfo« zurückkehrte, bestärkt die bisher in der Oeffentlichkeit gehegten Zweifel, daß der norwegische Forscher Horn insgesamt drei Leichen ge f U N d e n hat. Die Amerikaner sind derBrätvaag" vor Wochen in der �Näb« bös Franz�wfef Landes begegnet. Damals wurde ihnen erklärt, daß sich nur zwei Leiche» an Bord der Bratvoog" befinden. Di« in Tromsoe   weilend» schwedisch  « Aerztekomwission, die am Dienstag die Skelette der aufgefundenen Leichen einer Untersuchung unterzogen hat, hält sich in ihren Aeuherungen über da» Ergebnis ihrer Untersuchung äußerst zurück. Es verlautet, daß sie ihren Be- richt zunächst der schwedischen Regierung zur»ertraulichen In- formation übermittelt hat und die Formulierung einer amtlichen Ver- lautbarung über den Befund in Stockholm   veranlaßt merden soll. Di« Möglichkeit, daß die von Lorn in einem Boot aufgefundenen Knochen in Wirklichkeit van Eisbären stammen, gewinnt immer mehr an Wahrscheinlichkeit.
Ein harmloser Wanderer. Geht mit zehn Solchen spazieren. Als«inen Rowdyübel st er Sorte bezeichnete der Staars- onwalt den neunzehnjährigenTataren" Lxrbert S ch l a s a ch. der am 3. Mai festgenommen wurde, weil er sich im Besitz van W ästen kesand. Nicht weniger als zehn Dolche, einige Guinmifchläuche. «inen Totschläger und ein Seitengemehr wurden bei dem Angeklagten gefunden, der Mitglied des wiedererstandenen Wandcrvcreins ,.N e u- T a t a r e n b l Ii t" ist. Etwa ZV Mitglieder desS ü d r i n g", des Spitzeuverbandes einiger Ganovenvereine des Berliner   Südostens, die bezeichnender- weif« die NamenT a t a rc n b l u t", Zigeunerblut usw sichren, unternahmen damals einenAusflug" nach Erkner  . Mit einigen Mitgliedern derAntifaschistischen jungen G a r d e", nist der der.Südring" in bitterer Fehde lebte, kam es schon in Neukölln zu einer Schlägerei, bei der dieAntifa" unterlao. Aus Rache machten die Besiegten der Polizei davon Mitteilung, daß derSiidring", der seine Wanderung sortgesetzt hatte, bewaffnet sei. Eine Polizeistreife, die sich nicht stark genug fühlte, Um selbst einzuschreiten, alarmierte das Ilobersallkannnanda, bei dessen Ein treffen die Rowdys nach allen Richtungen flohen. Lediglich zwei .Wanderer" wurden festgenommen, von denen der eine nach seine, Entlassung nicht wieder ermittelt werden konnte. Bei dem zweiten. dem Angeklagten, wurden die erwähnten Waffen gefunden. Vor de, Polizei bekundet« er, daß derSüdring" wegen der dauernden Ueberfäll« durch dieAntifa" stets solche Waffen mitgeführt habe Er selbst Hab« allerdings keins der Mordwcrkzeuge besessen, die ihm olle zugesteckt worden seien. Vor Gericht erklärt« er dagegen, daß die Dolche zum Br o t s ch n e i d c n bestimmt waren. Auf den Verhalt des Vorsitzenden, ob man auch mit dem Revolver, der von einem Passanten auf der Straße gefunden und abgeliefert wurde,Brot schneiden" wallte, blieb der Angeklagte iKe Antwort schuldig. Dos Gericht, dos das neue Gesetz über das Tragen von Wassen noch nicht anwenden konnte, verurteilte den Rowdy zu drei Wochen Last. In der Begnindunz führte der Vorsitzende aus. daß leider die neuen Strafbestimimmgen für diesen Fall noch nicht angewendet werden könnten und man die Straftat nur mit der längst überholten Laftstrafe sühnen könne.
John oder Jack? Ist btr festgenommene Diamond der richtige? Aachen  , 2. September. Di« Aachener Polizei ist noch immer damit beschäftig!, festzustellen, ob es sich bei dem nerhafteten Diamond totsächlich um den berüchtigten New-Porkcr Verbrecher Jack Diamond Handel,. da inzwischen auch hier neu« Vermutungen aufgetaucht sind, daß der Festgenommene doch nicht der überall gesuchte Jack ist. TJer- schieden« Zeitimgsn'eldungen. wonach der verhaftete John Diomon? eingestanden hoben fall, Jack Diamond zu sein, werden ausdrücklich von her Aoäiener Polizei bestritten. Bei der Festnahme hotte Diamond einen P a ß bei sich, der auf den Namen John(nicht Jack, Diamond loütek« und.von dem deutschen Konsul in New?)ark mit einem Einreisevisum versehen mar. Diamond hehauptet. nicht mi dem angeblichen König der New-Porker Unterwelt identisch zu sein. Auf Beronlassung des Berliner   Polizeipräsidiums wurden von der Aachener Kriminalpolizei die Fingerabdrücke des Verhafteten angefordert, um an Land der internationalen Ver- brecherolben feststellen zu können, ob es sich hei dem Fest­genommenen tatsächlich um den gesuchten Bankräuber Diamond handelt Sprechcher für proletarische Feierstunden. Donnerstag, den 4. September, 75; Uhr, pünktlich. Uebungsstunde im Gesongfaoi der Sophienschiil«, Weinmeisterstratze 16/17.
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ROMAN
llno sprach die Vermutung aus, daß die Autoren solcher Romane die schlechteste Seite des Ledens nur in der Hoff- nung zeigen, daß man das Leben schöner gestalten könnte. Ader sie War selbst nicht sehr überzeugt davon, und so ergab sie sich, wenn er sie aiischnanzte:Zlch Quatsch! Die Kerle wollen ja bloß mal zeigen, wie originell sie sind, ganz zu schweigen davon, daß sie so reden, als wären sie uns anderen Sterblichen himmelhoch überlegen. Lies dos Zeug nicht! Lies lieber einen anständigen Autor wie Loward Paneock Binch; wenn bei dem irgendeine Dome verführt wird oder sonst was Aehnliches passiert, so zeigt er das wirklich nur, weil dann ein solcher Schurke auch jedesmal«in Zltheist ist oder irgendwas, und die Dinge merden immer in einex netten, feinen, onstandig-n Art geschildert. Donnerwetter nochmal. Ja und noch was. Ich Hab' dich unlängst?u Frau Sanderson sagen hären, daß man deiner Ansicht nach alle Kinder sexuell aufklären nuißte. Mein Gott! Ich weiß wirk- l-ch nicht, wo in diese unsittlichen Ideen her hast? Bon mir gewiß nickst. Hrd ich kann dir sagen, mein Kind wird durch solches Zeug niemals verdorben- werden. Ja, meine Gnädige, und wenn's auch hundertmal auf der Schule ge- lehrt wird.* Da Uiia jeden Streit zu vermeiden wünschte, hielt sie sich an Bücher, die das Laben einschließt ick) Büros und Familienhotels und schwitzender Ehegatten nur von der guten Seite schilderten. Doch hin und wieder stieg chr ein Zweifel auf, und sinnend sah sie auf einen Stoß schwarzer Baumwollsocken mit weißen Füßen, die ihrem Mann ge- hörten, und fragte sich, ob das Leben wirtlich auf Panama  und Pemberton nnd Schwirtz beschränkt sein müsse. .hält man sich cherrn Schwirtz' Anforderungen Romanen gegenüber vor Augen, so könnte man sich eigentlich di« ent- setzlichsto Szene aus Uuas Leben kaum vorstellen, wenn man nicht annehmen müßte, daß in Wirklichkeit auch anders Frauen solchen Scheußlichkeiten ausgesetzt sind, oder daß d,«
Statistik über Geschlechtskrankheiten in.Fäuslichkeiten, die auch uns bekannt find, richtig sst... Una hott« Ursache anzunehmen, daß chr Mann krank sei. Sie ging heimlich zu einem alten Hausarzt, und dort wurde ibr zumindest der be- scheidcne Trost zuteil, daß sie einer 2lnsteckung entgangen war. Obwohl ich es", meinte der Doktor,nicht für ratsam hoste, ein Kind von ihm zu bekommen."* Ich werde keins bekommen!" sagte sie entschlossen. Sie wußte, wie man das verhindern konnte. Der prak­tische Herr Schwirtz hotte dafür gesorgt. Merkwürdigerweise hatte er nichts gegen Geburtenbeschränkung, obwohl sie von eben jenen Leuten besprochen wurde, die diese sensations- lustigen, realistischen Romane schrieben. Sie bemühte sich aufrichtig und ernstlich, gerecht zu sein. Sie»versuchte immer wieder, daran zu denken, wie gut sie sich bei einigen dieser geselligen Zusammenkünfte unterhalten hatte Theater und spätes Abendessen mit zwei Leuten, die eben aus Südamerika   zurückgekommen waren. Aber es gab fo viele..Abers"! Das Leben war nichts als ein alles auslöschendes Aber. Ihre schlimmsten Augenblick« waren die. in denen sie ent- deckt«, daß auch sie nachlässig wurde und sich während des An- und Auskleidens in einem Aufzug vor ihm zeigte, der schlampig und unwürdig war; daß sie seine Taktlosigkeiten angenommen hatte. In diese Martonetteutrogödien mischte sich auch der tiefe Schmerz, ihr Leben als verdorben ansehen zu müssen ihren eingeborenen Anspruch auf Sauberkest, für«in Linsen- gericht verkaust zu haben. Und während sie dahinging in dem Dunkel ihrer ängstlich ringenden Seele, stumm und blind, verstört und doch heldenhaft, vermachte sie kaum mehr zu unterscheiden zwischen Schmutz und dem großen Treu- bruch. so eisig und dicht war der Nebel, der sie umgab- S>e dachte oft an Selbstmord, doch ihre Auflehnung mar zu langsam und widerwillig, um je die Krisis des Selbst- mordes zu erreichen. Und der gesunde Menschenverstand, den sie sich bewahrt hatte, klammerte sich an die Möglichkeit, daß. so unglaublich es auch scheinen mochte, eines Tages doch wieder eine Hoffnung auftauchen könnte. Noch öfter freilich dachte sie an Scheidung. Daran hafte sie sogar schon am zweiten Tag nach ihrer Hochzeit zu denken angefangen. Sie vermutete, daß es nicht schwer sein würde, auf gesetz- mäßigem Wege die Scheidung zu erlangen. So oft Herr Schwirtz von einer Reis« zurückkam, entfernt« er so. daß sie>
es sehen konnte, ein Paket Briefe in billigen, auffallenden. rosa- oder lavendelfarbenen Umschlägen aus seinem Koffer Sie verschmähte es, sie zu lesen, aber sie stellte sich vor, daß sie fiir einen Richter nicht ohne Interesse wären. 2. War Herr Schwirtz fort, so war Una verhältnismäßig glücklich. Totsächlich genoß sie dann eine Zeil so heiterer Ruhe, wie seit ihrer Mädchcnzeit nicht mehr: und in langen Stunden des Denkens und Lesens und Sich-Bemühens, an das Leben zu glauben, wurde das unbedeutende, gute klein? Ding allmählich eine wohlüberlegte, reise Frau. Frau Lawrence hatte den Arzt geheiratet und war nach Ohio   gegangen. Sie fuhren viel im Auto, schrieb sie, lasen einander vor und erwarteten ein Kind. Una versuchte, sich mit ihnen zu freuen. Mit Herrn und Frau Sessians mar Una ganz außer Knntakt gekommen, doch hatte sie nach ihrer Heirat Mamie Magen aufgesucht, die es nun weiter gebracht hafte und ernstere Ansichten hotte als je, und eine Wohnung in Green- wich Village besaß: auch Iennie Cassavant besuchte sie, di? einst im Heim gelebt hatte, und sich nun kümmerlich auf de? Bühne fortbrachte: und die lockenhaarige Rose Larsen, die einen jungen Rechtsanwast geheiratet hatte. Una hotte dos Gefühl, als wären alle auffallend liebenswürdig zu ihr, und mied sie darum aus Stolz und Zlerger. Sie hätte gerne ge mußt, mos die redselige Frau Lawrence ihnen allen von Herrn Schwirtz erzähst hatte. Oft stellte sie sich Szenen vor, in denen sie ihren guten, vernünftigen Gatten in beredieu und stolzen Worten vor ihnen allen verteidigte. Dann wieder sehnte sie sich noch Gesellschaft und gab zu. sie habe sich nur eingebildet, daß man ihr mit hochmütigem Mitleid begegnet war. Und doch konnte sie nicht zurückgehen zu ihnen und um Freundschaft betteln. Auch fürchtete sie, obwohl sie sich diesen Grund nie ein- gestand, daß ihr Mann, wenn sie den Verkehr aufrecht hielte. fragen würde:Warum rückst du denn nie heraus mit deinen wunderbaren Freundinnen? Schämst dich meiner wohl, was?" So kam es allmählich, daß sie den Vorkehr aufgab, und wenn sie das Alleinsein manchmal nicht mehr ertragen konnte, mußte sie mit den Frauen in der Familienpevsiou varlieb nehmen, denen sie im Korridor, im Cafä und un Salon" begegnete., (Fortsetzung folgt.]