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Einheitsfront der Petroleum verbrauchen­den Länder zustande zu bringen, die sich der Abhängigkeit von Rußland   wie derjenigen der Vereinigten Staaten ent­ziehen wollen. Der Sinn des Manövers geht dahin, vor dem Bölkerbund den Beweis zu erbringen, daß England im Irak  den Grundsatz der offenen Tür einhalten will. In einem Fühler der englischen Presse läßt sie den Gedanken einer Art von Petroleum Pan- Europa unter englischer Füh= ing entwickeln. Da darin bereits Namen genannt werden, ist anzunehmen, daß die Vorverhandlungen bereits bis zu einem gewissen Bunkte gediehen sind, aber es ist verfrüht, wie man es bereits in Deutschland   getan hat, auf dieses Ver­sprechen hin das Fell des Bären zu verkaufen.

Schon der wichtigste Partner in diesem Bündnis, Italien  , ist verdächtig, denn diese englisch  - britische Freundschaft stammt aus der dunklen Sphäre der Mussolini  - Bewunderung Churchills und seiner hypertoristischen Gefolgschaft. Während Italien   durch das Versprechen der Hinzuziehung italienischer Arbeit gefödert ist, soll Deutschland   durch das Angebot von Lieferungen eingefangen werden. Es ist kaum ein Zufall, daß bei der Auswahl deutscher Firmen gerade auf diejenigen Wert gelegt worden ist, die wie Krupp und Otto Wolff einige Haare in ihrer russischen Suppe gefunden haben.

Ganz tief im Hintergrunde versteckt lauert jedoch noch ein anderes Plänchen Wenn sich die englischen Brüder im Augenblick auch feindlich gegenüberstehen, sehen doch beide im amerikanischen   Delkapital den gemeinsamen Feind. Tat­sächlich besigen Persönlichkeiten wie Lord Melchett hüben wie drüben einen bestimmenden Einfluß und im entscheidenden Moment werden sich die Konkurrenten zur Durchsehung des von den englischen Betroleuminteressenten seit langem heiß ersehnten Ziels zusammenfinden: der Ausbootung des amerikanischen   Einflusses aus der Irat Petroleum Company. Das Ende dieses Doppelspiels wird wahrscheinlich darin bestehen, daß die Leute der Standard Dil aus heimlichen Förderern Sowjetrußlands zu seinen offenen Verbündeten werden.

Schiele verzichtet auf sein Mandat.

Fachminiffer von Ewigkeit zu Ewigkeit"?

Der Reichsernährungsminister Schiele, der als Spitzenkandida der Landvoll"-Liste in mehreren Wahlkreisen gleichzeitig gewähit ift, läßt jetzt erklären, daß er überhaupt tein Mandat anzunehmen gedente. Er begründet diese Ablehnung wie früher schon seine Mandatsniederlegung damit, daß er für seine Arbeit im Dienste der Landwirtschaft die Hände frei behalten müsse und sich durch teine Frattionspolitik binden lassen fönne.

Die Gefte sieht sehr herrisch aus. Indessen liegen die Gründe wahrscheinlich auf einem ganz anderen Felde. Der Mandatsverzicht des Agrarierführers läßt darauf schließen, daß er die Absicht hat, als, ach minister" in jedem Kabinett zu bleiben, das irgendwie gebildet werden könnte, daß er sich also als ebenso unentbehrlich ansieht wie der Reichswehrminister, dessen Amt seit Geßler bekanntlich eines von Ewigkeit zu Ewigkeit" geworden ist. Da Schiele neben Treviranus als besonderer Vertrauensmann des Reichspräsidenten gilt, so läßt sich aus dem Verzicht auch schließen, daß bereits feste bmachungen nach dieser Richtung getroffen find.

+ OR

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Blutige Krawalle in München  .

Sechs Schwerverletzte.

Krisenzeichen in Wien  .

Rückwirkungen des Strafella- Urteils.

mien, 22. September.  ( Eigenbericht.)

Der Ausgang des Prozesses des Bizebürgermeisters von Graz  Dr. Strafellas gegen die Wiener Arbeiterzeitung  hat inzwischen zum Rüdfritt des Handelsministers Dr. Schuster geführt, der es entgegen den Wünschen des Heeres, ministers Baugoin ablehnt, Strafella nun doch noch zum General­direktor der Bundesbahnen zu ernennen. In eingeweihten Kreifen verlautet ferner, daß am Montagnachmittag auch Baugo in seine Demiffion eingereicht haben foll.

Das Zentralorgan der Chriftlich- Sozialen, die Reichspoft", erklärt, daß der Wille des Bizetanglers als Vertreter der Chriftlich- Sozialen in der Regierung respektiert werden müsse. Das andere christlich- soziale Organ, das Neuigkeits. weltblatt", das den gemäßigten Flügel der Partei verfritt, ftellt fest, daß ein schwerer konflikt zwischen zwei Ministern bestehe und damit auch für die Gesamtregierung die Gefahr einer ernsten Krise. Wenn der Bizetanzler auf der Ernennung Strafellas beharre, so werde das nicht nur den Rüdfriff des Handels­ministers zur Folge haben, sondern zweifellos auch die Stellung des kabinetts überhaupt erschüttern. Zweifellos fei ein großer Teil der Chriftlich- Sozialen Partei nach wie vor gegen die Ernennung Strafellas. Wenn, aber Vizekanzler Baugoin auf seinem Standpunkt bestehe, so werde die Partei aus Gründen der Parteidisziplin sich hinter ihn stellen. Aber es liege auf der Hand, daß es in diefem Falle zu einer Regierungsfrise bzw. zu einem Regierungs­wechsel fommen müffe.

Die dem Bundeskanzler Schober nahe ffehenden Wiener Neuesten Nachrichten" erklären, daß durch die Demission des Handelsministers die Person des Bundeskanzlers vorläufig nicht berührt werde. Sollte es aber zu einer krije im Kabinett fommen, die fich auch auf die Person des Bundeskanzlers ausdehne, so seien schwere finanzielle komplitationen zu er­warten, vor allem die Zurückziehung ausländischen Kapitals, da für das Ausland der Name Schober Ruhe und Ordnung verbürge. Jn diesem Falle sei auch die Stabilisierung der Währung in Gefahr.

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Diese Nummer der Wiener Neuesten Nachrichten" wurde- obwohl es sich um das Organ Schobers handelt auf Anordnung der Staatsanwaltschaft wegen der Anspielung auf eine Gefahr für die Währung beschlagnahmt.

Die Korruption der Bundesbahn.

Wien  , 22. September.  ( Eigenbericht.)

Das Urteil im Beleidigungsprozeß des Bizekbürgermeisters von Graz  , Strafella, gegen die Arbeiter- Zeitung  " war für den Kläger überaus ungünstig, zumal in seiner Begründung besonders die Häuserspekulationen, die Strafella während der Inflation in Deutsch  land vorgenommen hat, als inforreft und unsauber bezeichnet werden. Herr Strafella sollte auf Verlangen der Faschistenhäuptlinge als Mann der starten Hand" die oberste Leitung der Bundes­bahnen übernehmen, um das Bersonal um seine Errungenschaften zu bringen. Der Weg dazu ist ihm durch diesen Prozeß mit seinen schwer belastenden Enthüllungen über Strafellas Geschäfte verlegt und im Interesse der inneren Ruhe unseres Bruderlandes ist der Bundesregierung mur bringend zu raten, nicht etwa einen anderen starken Mann zum Generaldirektor gegen die Eisenbahner ein­zulegen.

Neben der Aufbeckung der Geschäfte des Grazer Vizebürger meisters und vielfachen Lotalbahn- ftionärs Strafella hat der Prozeß die Veröffentlichung des ministeriellen Untersuchungsberichtes

über

München  , 22. September. Am Sonntag früh 2 Uhr fam es in München   zwischen National­sozialisten und Kommunisten zu einer Schlägerei. Vier Nationalsozia­die sonderbaren Geheimfonds der Bundesbahnen listen wurden mit Schlagwaffen schwer verlegt, zwei gebracht und was da bereits feststeht oder zwangsläufig aus dem Kommunisten erhielten Messerstiche und wurden von Genossen schon zugegebenen geschlossen werden muß, ist wahrhaft er. in die Chirurgische Klinit eingeliefert. Bis jetzt sind drei Beschredend. teiligte festgenommen. Nach den bisherigen Erhebungen soll die Schlägerei darauf zurückzuführen sein, daß sich die Kommu­nisten an einem Genossen, der vor furzer Zeit zu den National fozialisten übergetreten ist, rächen wollten.

Bis jet

Handgemenge im Bayreuther   Stadtrat.

Bayreuth  , 22. Geptember.

In der Sigung des Bayreuther Stadtrats, in der die neuen Gemeindesteuern beraten wurden, tam es am Montag nach erregten Auseinandersehungen zu einer Schlägerei zwischen Natio. nalsozialisten und Sozialdemokraten.

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Als der Führer der Nationalsozialisten, Abgeordneter Schomm, enflärte, daß er die Bezeichnung Rote Hunde", die er bei einer Rede auf dem Marktplatz gebraucht hatte, aufrecht erhalte, ging ein sozialdemokratisches Stadtratsmitglied auf ihn los und schlug ihn ins Gesicht. Sofort war eine ganze Reihe von nationalsozia­liftischen und fozialdemokratischen Stadtratsmitgliedern in den Rampf verwickelt und schlug aufeinander los. Der nationaljozia­listische Stadtrat Baumgärtel wurde durch einen Schlag mit

einem Wasserglas am Kopf schwer verletzt und mußte in das Kran tenhaus gebracht werden. Die Sigung mußte fofort abge brochen werden. Auch das Publikum drohie unter Gejohle in den Saal einzubrechen und fonnte nur mit Mühe von der Polizei hinaus­gebrängt werden.

Schwedische Provinziallandtagswahlen Großer Erfolg der Sozialdemokratie, schwere Niederlage der Kommunisten.

Stodholm, 22. September.  ( Eigenbericht.) Die schwedischen Landting- Wahlen führten zu einem großen Erfolg der Sozialdemokratie und einer tata. strophalen Niederlage der kommunisten. Die Sozial. demokratie gewann zu ihren bisherigen 30 Mandate und besitzt nun­mehr insgesamt 470. Die Kommunisten verloren dagegen 40 Proz. ihrer bisherigen Sitze. Auch die Freifinnige Partei büßte 40 von 156 Mandaten ein, während der Mandatsbesitz der Bauernpartei um 20 auf 183 ffieg.

Der schwedische Landting ift diejenige Körperschaft, die die Wahl der, Mitglieder zur Ersten schwedischen Kammer vornimmt.

Der Nachfolger für Genoffin Kirschmann im Candtag. Für die bisherige Bandtagsabgeordnete Frau Kirschmann( Roln- Aachen), die am Montag in Köln   gestorben ist, fommt als Nachfolger der Lehrer Hans Kappers, Aachen  , als Bertreter der Sozialdemo= fratischen Partei in Betracht.

ab=

Der Befehlshaber des Reichswehrfreises I( Ostpreußen  ), Generalleutnant von Blomberg  , ist auf zwei fommandiert, um die Heereseinrichtungen in den Bereinigten Staaten zu studieren.

Die österreichischen Bundesbahnen sind durch die Sanierungs­attion des Bölkerbundes von 1922 zu einem selbständigen Wirt­schaftsförper gemacht worden, ähnlich wie durch den Dames- Plan die Reichsbahn; aber beide unterstehen doch noch einer starten staatlichen Mitbestimmung durch Ernennung ihrer obersten Leitung, durch Tarifgenehmigung, durch sozialpolitische Gefeß­gebung usw. In der parlamentarischen Demokratie dürfen aber Ge heimfonds staatlicher Verwaltungen und logischerweise auch staat

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licher Mitbestimmung unterstehende Betriebe nur mit Genehmi gung der Boffspertretung bestehen, sonst fönnten ja gefährliche Staaten im Staate" die Folge sein. Hier aber wußte weder der National und der Bundesrat noch die Regierung etwas von den Geheimfonds, deren Zahl bereits auf vier angestiegen ist.

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Gespeist merden die Geheimfonds durch Breisnachläffe der Industrie und der Kohlenlieferanten, die natürlich Gegenleistungen dafür forderten. Es ist ein Kapitel für sich, daß die Fakturen auf höhere Beträge lauteten, als dafür wirklich bezahlt wurden. Aus diesen Geheimfonds wurden nun sehr hohe Ertrabeloh nungen an die höchsten Bahnbeamten, Postspielige Ehren­geschenke an ausscheidende Direktoren u. dgl. bezahlt, was alles vor der Deffentlichkeit des verarmten, schwer notleidenden Landes und dem schlechtbezahlten Personal geheimgehalten werden follte und alles auch verborgen geblieben ist!

Aber es wurden

375 000 Schilling an den feudalen Jodeiflub gezahlt mas zur Förderung des Fremdenverkehrs geschehen sein soll. In Wirklichkeit aber schenkte man diese 220 000 Mt. dem Jockeiklub für Pferderennen und Hasardspiel, weil der Präsident des Industriellenverbandes das gewünscht hatte. Und wenn ein solcher Herr wünscht, kann die Bundesbahnleitung nicht umhin! Weitere Großbeträge sind einzelnen Bundesministerien für be­stimmte Ressortaufgaben zugewendet worden, was an sich weniger verwerflich sein könnte, aber ein sonderbares Licht auf den ganzen Staatshaushalt wirft und jedenfalls dem Budgetrecht der Volksvertretung eine Nase dreht. Hübsch ist auch die Zahlung von 2000 Schilling an die Frau des christlichnationalen Ministers Schmitz für einen Wohltätigkeitstee. Aber das Tollste ist doch, daß

man den ausländischen Kohlenlieferanten zuliebe weitere Elektrifizierung der Bundesbahnen jabotierte. Deutschösterreich hat sehr wenig Steinkohle, aber große Braun­fohlenlager in der Steiermark   und in Oberösterreich  . Die Bundes­bahn fauft aber meist böhmische Brauntohle, weil die inländische angeblich ungeeignet ist. Dabei hat die Braunkohlentechnik im Krieg und seither längst gelernt, auch minderwertige Produkte zu ner werten. Deutschösterreich aber besitzt gewaltige Wasserträfte in den Alpen  , deren Verwertung zum elektrischen Bahnbetrieb unser Genosse Dr. Ellenbogen zwar schon vor 30 Jahren ge­fordert hat, die aber erst in der Steinkohlennot nach dem Verlust der großen Reviere in den Sudetenländern( jetzt Tschechoslowakei  ) in Angriff genommen wurde. Bis heute aber ist erst ein geringer Teil der Bundesbahnen elektrisch, zumeist fährt man mit Dampf­lokomotiven. Der Kohlenverbrauch auf den vielfach gebirgigen, sehr steigungsreichen Streden ist enorm. Aber jeder, der schon in der Tschechoslowakei   oder Deutschösterreich mit der Bahn gefahren iſt, weiß, welcher Rußregen mit grobem, augengefährdendem Kohlen­hagel dazwischen in die offenen Fenster fegt, begleitet von einem gräulichen, start schwefligen Rauch. In den vielen Tunnels erreicht dieses Bergnügen seine Höhe. Will man sich aber waschen, so findet man im Baschraum zwar häufiger Baffer aber niemals Seife und Handtuch Das wird nämlich, nach Aussage hoher Eisenbahner, fofort gestohlen; ein Beweis für die Maffenarmut dieser Nach­barländer. Die Elektrifizierung aber, die den Geftant, Rauch, Kohlenregen, Funfenflug abschafft, wird nicht fortgeführt, dem Rohlenbergbau zu Gefallen. Wenn das noch in der Tschechoslowakei  staatliches Interesse sein mag in Deutschösterreich dient es nur ausländischem Profit.

Dabei sind die Tarife der Bundesbahn sehr hody, fie belasten die Wirtschaft und den Verkehr und tragen zu der allgemeinen Deroute bei. Die Elektrifizierung schafft Arbeit, erspart Auslands. zahlungen, würde billigere Tarife gestatten. Es ist

ein Verbrechen am Lande,

sie nicht mit aller Kraft fortzuführen. Auch dieses Geheimfonds. fapitel ist ein Beweis dafür, wie nur das Licht der vollen Deffent­fidhfeit Fäulnisbatterien tötet und wie sie im Dunkel des Geheim­niffes gedeihen. Die Sozialdemokratie und ihr Zentralorgan haben sich durch die Aufdeckung dieses Standals wieder ein großes Ver. dienst um die junge Republik   erworben.

Widersprüche im Bombenprozeß.

von Salomon schwer belastet.- Frau von Dergen freigelaffen.

Altona  , 22. September.

Frau von Derzen, die am Freitag verhaftet wurde, ist am Sonnabend dem zuständigen Richter vorgeführt und von diesem wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Der für heute geplante Teil der Beweisaufnahme soll zur Feststellung der den Angeklagten von Salomon und Weschte zur Last gelegten wiffent­lichen Falscheide dienen.

Die Urheber fuchten fie damals im Kreise der Kommuniffen. Von Salomon holte sich dann von dem inzwischen gleichfalls ein getroffenen Bürgermeister genauere Informationen. Der Zeuge glaubt nicht, daß von Salomon damals die Zusammenhänge ge­fannt haben fönnte, dazu erschien er ihm zu unbefangen.

Redakteur Kühl ist seit dem 1. März 1929 bei der Landvoll­zeitung in Jhehoe beschäftigt. Nebenbei ist er auch Versammlungs­redner. In der Landvolkbewegung herrschten nach seiner Dar­

tlagten Beschte vor dem Amtsgericht in Thehoe vernommen. Gegen- ftellung auch Meinungsverschiedenheiten. Es gab eine gemäßigte

Amtsgerichtsrat Gerdes hat vor etwa einem Jahr den Ange­stand der Bernehmung war ein Teil des jetzigen Strafperfahrens, für den Weschte damals erst als 3euge in Frage fam, und zwar um den Anschlag in Beidenfleth   gegen das Haus des Amis vorstehers Ahlstedt. Die Bernehmung ist nur ganz furz gewesen. Weschte erklärte, er wiffe von der ganzen Sache überhaupt nichts. Beschte erklärte, er wisse von der ganzen Sache überhaupt nichts. Er ist darauf hingewiesen worden, wie es allgemein vorgeschrieben ist, daß er im Falle eigener Strafjälligkeit zur Ausfageverweigerung berechtigt sei. Weschte hat den Umständen entsprechend noch ge­nügend Zeit gehabt, fich zu überlegen, ob er mit gutem Gewissen schwören könne oder nicht. Jedenfalls ist es nach Ansicht des Zeugen ausgeschloffen, daß er durch eine angebliche Plöglichkeit, mit der ihm der Eid abverlangt wurde, überrascht worden wäre. Weschke hat im Gegenteil ganz sicher und bestimmt ausgesagt und nach Fertige stellung des Protokolls seine Aussage freiwillig be. chmoren. Die ganze Aussage besteht nur aus den Borten: Ich weiß nicht, wer der Täter ist. Ich selbst bin es nicht gewesen.

Die Zeugenvernehmung wird sodann fortgesezt. 3euge Wolters wohnt in demselben Hause in Izehoe, wie Bruno von Salomon  . Der Garten des Hauses stößt an den des Bandrats amtes. Nach der Explosion eilte der Zeuge auf den Balkon. Auch von Salomon jah aus seinem Fenster und fragte ihn: Was ist tas gewesen?" Von Salomon schien genau so wenig zu wissen wie ter Jeuge. Sie begaben sich dann zusammen nach dem Landrats amt und unterhielten fich über das Altentat.

und eine raditalere Richtung. Stühl gehörte zu der ersteren, Don Hamtens geführten, während die Gruppe Heim attiver" vorging. Die Angeklagten tennt der Zeuge fast alle. Von Salomon mar gleichzeitig mit ihm in die Redaktion einge­treten. Am Tage der Explosion mar der Zeuge als Berichterstatter in Husum  . Er weiß von einer Beteiligung Salomons nichts, hält fie auch für ausgeschlossen.

R... Dr. Luetgebrune: Halten Sie es für möglich, daß von Salomon gerade megen seiner Eigenschaft als Redafteur nicht ins Bertrauen gezogen wurde bei der Planung der Anschläge?

Zeuge Kühl: Es wäre Jrrsinn gewesen, ihn einzuweihen. Inzwischen ist bekannt geworden, daß

die Berhaftung der Frau von Derßen auf Betreiben ihres früheren Berliner   Rechtsbeistandes,

des ebenfalls als Zeugen vernommenen Rotors Dr. Conrad, erfolgt ist.

Der Zeuge Brasch tennt von Salomon, Hamfens und Weschte. Bei dem Bauernprozeß von zehoe follte Brasch Material für die in der Landvolkzeitung erhobenen Anschuldigungen gegen einen Staatsanwalt besorgen. Brasch hatte damals von Salomon in Hamburg   fennengelernt, Bon den Bombenattentaten sei bei dieser Zusammenfunft nicht gesprochen worden. An der Unterhaltung waren damals etwa zwölf Perfonen beteiligt, u. a,