Nr. 475- 47. Jahrgang 2. Freitag. ilO Oktober �930
Riesige Hypothekenbank-Kusionen. Fast die Halste des privaten Hypothekenkapiials unier Führung der OO-Vank.
In den etwa 40 privaten deutschen Hypotqekenbanlen erfolgt jetzt eine neue sehr weitgreifend« Konzentration. Die großen führenden Gruppen, die Gemeinschaftsgruppe deutscher Hypothekenbanken mit 8 Instituten und die Gruppe der Preußischen ZentralbodenkreZBit und Pfand- b r i e f A.-G. nehmen unter sich Verschmelzungen vor, erweitern ihren Wirkungskreis auf ander« Banken und stellen insgesamt rund 46 Proz. der von allen privaten Hypothekenbanken gewährten Hypo- theken und Kommunaldarlehen und rund 4Z Proz. aller van diesen Banken in Umlauf gesetzten Goldpfandbriefe und Kommunalobli- gationen unter einheitliche Führung. Die auf den 11. Oktober ein- berufenen Aussichtsratssitzungen der acht Mitgliedsbanken der Ge- meinfchaftsgruppe, sowie der Preußischen Zentralbodenkredit und Pfandbrief A.-G. und der Frankfurter Hypothekenbank werden die entsprechenden Beschlüsse fassen. folgende Verschmelzungen sind vorgesehen: Die Preußische Zentralbodenkredit und Pfand- bries Sl.-G. Berlin , die selbst schon ein« Verschmelzung zwischen der Preußischen Zentralbodenkred't A.-G. und der Preußischen Pfandbriefbank, der Roggenrentenbank und der Deutschen Grund- kreditbank in Gotha darstellt, wird sich weiter die Preußisch« Bodenkredit Aktienbank und die Tchle s i s che Boden- krcdit Aktenbank angliedern. In dieser neuen, jetzt größten deutschen Hypothekenbankgruppe werden dann insgesamt langfristig« gesicherte Darlehen im Betrage von 1,59 Milliarden und entsprechende Umlaufpopi«re im Betrage von 1,48 Milliarden zu- sommengefaßt sein. Hauptarbeitsgebiet ist Nord- und Ost- d e u t s ch l a n d. Ferner werden verschmolzen die Deutsche Hypotheken- bank Meiningen mit der Norddeutschen Grund- kreditbank in Weimar , bei denen insgesamt dann 516 Mil- lioncn langfrsstige Darlehen und 492 Millionen Pfandbriefe und Kommunalschuldverschreibungen vereinigt sein werden, und deren Arbeitsgebiet in Mitteldeutschland liegt. Drittens werdcn zusammengeschlossen die Frankfurter Pfandbriefbank A.-G. und die Frankfurter Hypo- theken bank unter Führung der«rsteren, womit 496 Millionen Darlehen und 398 Millionen Umlauspapier« des Rhein- Main- gebiet ? vereinigt werden. Erweitert werden die so oereinigten Gruppen noch durch die Leipziger Hypothekenbank, die Mecklenburger Hypotheken und Wechselbank(Schwerin ) und die Westdeutsche Bod«nkr«ditanstalt(Köln ). Dieser riesige Zusammenschluß wird Z.SZ Milliarden langfristige
Darlehen und 2,76 Milliarden Pfandbriefe und Aommonolschuld- verschreibungen unter eine Führung bringen. Die Führung liegt bei der G c m« i ns ch a f t s g ru p p« deutscher Hypothekenbanken, bei der sich wie gesagt jetzt 46 Proz. sämtliäser von privaten Hypothekenbanken aewährlen Darlehen und 45 Proz. der darauf äusgestellten Schuldverschreibungen befinden werden. Unabhängig bleibt insbesondere die groß« süddeutsche Gruppe mit den Zentralen in München . Man darf diesen riesigen neuen Zusammenschluß im privaten deutschen Bankkopital zurückführen aus die Bereinigung der Deutschen Bank und der Discontogesellschaft, durch die große Aktienpakete dieser Banken in einer Hand zusammen- gekommen sind. Das Uebergewicht und damit auch die personelle Führung in der neuen Riejengrupp« wird bei der Preußischen Zentralbodenkredit und Pfandbrief A.-G. liegen, die etwas mehr als die Hälfte sämtlicher Aktiven und Passiven in der ganzen Gruppe jetzt auf sich vereinigt, und von der DD-Bank be- herrscht wird. Van den Zwölf Vorstandsmitgliedern im künftigen Gemeinschoftsrat soll sie sieben erhalten. Volkswirtschaftlich könnke aus der Zusammenfassung ein erheblicher Außen entstehen. Die be! dem Zusammenschluß»erfolgten Ab si cht« m werden auch dahin gekennzeichnet, daß man Ersparnisse erzielen, zur Senkung des Hypothek« nzinses beitragen und den Ber- kauf deutscher Pfandbriefe im Ausland fördern will. Das sind lobenswerte Ziele. Bisher hat man freilich nicht beob- achtet, daß die Zusammenschlüsse im privaten Bonkgewerb««inen sichtbaren volkswirtschaftlichen Nutzen gebrocht hab«n. Die ver. größert« Schlagkraft wirkt« sich meistens nur in der Richtung der Vergrößerung des Profits ans, ohne daß die auch bei der Rationalisierung im Vantgewerb« als volkswirtschaftliches Ziel gesetzte Preissenkung, hier die Kreditoerbilligung, erreicht worden wäre. Di« versprochene Sentnnz des Hypothekenzins«? ist also ein Zukunftswechsel, auf dessen Honorierung die OeffenUichkcit warten wird. Es wird übrigens»erficheri. daß kein« Angestellten- «ntlaffungen mit den Fusionen verknüpft sein sollen. Das wäre denkbar, da Hypothekenbankgeschäste sich weniger leicht zentralisieren lassen als die Geschäfte von Kredit- und Emissions- banken, weil die Bearbeitung von Hypothekengefchüsten an den Ort der Hypothekengewährung gebunden sind. Freilich stünde dem nichts im Wege, daß in den zusammengefaßten Spitze» und Auf- sichtsräten gespart wird. Davon war bisher besonders bei Hypothekenbanken nur sehr selten die Red«.
Die Bank von Danzig ist der Reichsbank in der Diskont- crhöhung schon gefolgt, sie hat ebenso wie das deutsche Zentral- noteninstitut den Diskont von 4 auf 5 und den Lombordsatz von 5 aus 6 Proz. erhöht. Der sogenannte P r i o a td i s k o n t, das ist der Zinssatz auf Wechsel zwischen ersten Firmen, ist um U Proz. auf 4?» Proz.«höht worden. Das ist überraschend viel, nachdem der Geldmarkt zunächst keine bedeutende Erhöhung der Tageszinsen «kennen ließ. Reichsbankpräsident Dr. Luther hat die Diskonterhöhung als vorsorgliche Maßnahme bezeichnet und damit ihren Abwehrcharakter deutlich gemacht. Ein« begrüßenswerte Folge der Diskonterhöhung sst die Verstärkung des Anreizes für das Ausland, Devisenkredit« von neuem nach Deutschland zu geben, da im Auslande die Zinssätze sich kaum erhöhen werden. Die Devisen- lag« der Reichsbant wird dadurch ebenfalls erleichtert. Ein« weiter« Meldung üb« Luchers Ausführungen im Zentralousschuß besagt. daß ein« wesentliche Verringerung der Devisenansprüche seit den, Septemberend« nicht eingetreten sei. Zvsgesamk seien bi» zum Ende September rund S0L Vllll. Gold und Devisen abgezogen worden. Das ist nicht unbeträchtlich mehr als die gute halbe Milliarde, auf die man bi, Ende September die Devisen und Soldabflüsse der Reichsbank geschätzt hat. Der Reichsbankausweis vom 7. Ottober zeigt klar die Anspannung, die das Zentrolnoteninftitut zu chrer
Maßnahme veranlaßt hat. Die Entlastung auf den Kreditkonten war sehr gering. Zwar wurden die Lombarddarlehen vom Ende September mit 239 van 234 Mill.(neuer Bestand 60.1 Mill.) fast voll zurückgezahlt: domr zeigte aber das Wechselkonto nur«ine Verringerung um insgesamt 57L Mill. auf 2938.7 Mill., so daß von der Inanspruchnahme Ende September im Betrage von 985 Mill. (einschließlich Reichsschatzwechseln) zum 7. Oktober insgesamt nur 294,5 Mill. zurückgezahlt waren. Das vorhandene Geldbedürfnis bei der Reichsbankkundschaft zeigt sich auch bei der Berringerunz der fremden Gelder auf Girokonto um 124,7 auf 347,4 Mill. Mark. Der Umlauf an Reichsbantnoten hat sich um 243,1 auf 4591,4 Mill., derjenige an Rentenbankscheinen um 36,5 auf 406,0 Mill. verringert. Zum 7. Oktober wird ein« Abnahme der Goldbestände gegen die Vorwoche um 35,8 aus 2443,9 und der Devisenbestände um 34,7 auf 136,2 Mill. ausgewiesen. Darin sind aber die letzten 35 Goldmillionen, die nach Frankreich oersendet wurden, noch nicht enthalten, ebenso nickst ein Devisen- Posten in noch etwas größerer Höhe. Die Deckung der umlaufen- den Noten ist nach wie vor relativ groß. Trotz der geringen Reichsbankentlastung und der geringen Notenrückflüsse erhöhte sich die Deckung durch Gold allein gegen die Vorwoche von 52.2 auf 54.3 und die durch Gold und Deckungsdevisen zusammen von 55,8 auf 57,3 Prozent. Wie immer in kritischen politischen Zeiten wird es auch seht Leute geben, die wegen der Währung unruhig werden.
Nach wie vor aber besteht für keinen denkenden Men- ! ch e n dazu irgendein Anlaß. Die Diskonterhöhung ist für die Wirtschast natürlich sehr unangenehm durch die Erhöhung der Kreditzinsen. Sic ist aber eine Maßnahme, die aller Welt in Deutschland und im Auslande zeigen soll, daß die Reichsbank auf dem Posten ist, um mst allem Nachdruck die Währungs- grundlageu sicherzustellen. Ihr hundertprozentig wirksames Mittel, die Kredit ei nschränkung, hat sie dabei noch voll in Reserve. Seit der Stabilisierung ist es jetzt das d r i t t e m a l. daß die Reichsbank diese Waffen anzuwenden hat. Sie werden im Jahre 1939 ebenso wirksam sein, wie in den Jahren 1924 und 1929. Wenn die Reichsbank kein« neuen Kredite mehr gewährt hört jede Notenausgabe auf. Dos kann, besonders bei Besserung der Konjunktur sehr pein- lich sein, well«s auch kreditvcrteuernd wirkt; aber um den Wert des Geldes braucht sich wahrlich kein Mensch dann zu sorgen. Nanken vergrößern Zinsspanne. Die in der Stempelvercinigung, dem Berliner Bankenkartell, zusammengeschlossenen Privatbanken haben ans der Diskonterhöhung Folgerungen gezogen, welche die Wirkungen der Zinsverteuening durch die Reichsbank noch verschärft. Sie baben die Zins- spanne zwischen Soll- und Hobenzinsen erweitert. Es werden mit Wirkung vom 19. Oktober dt« Habenzinssätze für täglich fällig« Gelder in provisionssreier Rechnung aus 2'/- Proz. gegen bisher Proz., in provisionspflichtiger Rechnung auf 3 Proz. gegen 2l? Proz. festgesetzt. Der Zinssatz für Einlagen auf Bank-, sparkonten bleibt unverändert 4 Proz. Ent-- fprechertk» der Festlegung des Sollzinssatzes aus 1 Proz. über Reichs- bznkdisianrsatz beträgt dies« sorlan 6 gegen bisher 5 Proz.
Die Großchemie sieht gut. Keine Krisenausswirkungen beim Farbentrust. Die I. G. Farbcnindustrie A.-G. in Frankfurt a. M. l>it jetzt ihren Bericht für das dritte Vierteljahr für 1939 ver- öfientlicht. So dürftig dieser Bericht, der wieder die einfachsten ziffernmäßigen Angaben über Ilmsang der Produktion und Entwick- lung der Belegschaft vermissen läßt, auch ist, zeigt er doch, daß der Chemietrust bisher überraschend gut das Krisenjahr über- wunden hat. So haben sich die günstigen Absatzverhältnisse für die Haupt- betriebe der Farbswfs-Fabrikation und Färberciprodukl«, die im ersten Halbjahr 1939 festzustellen war, auch in den Berichtsmonaten auf der Höhe gehalten. Auch die pharmazeutischen Abte?- lungcn haben günstig gearbeitet und der Auslandsabsatz für diese Fabrikate könnte in der Berichtszcit sogar noch erweltcrt werdcn. Auch der Absatz von Pflanzenschutzmitteln macht« trotz der schweren internationalen Agrarkrise weitere Fortschritte. Die von uns kllr.zlich vertretene Ansicht, daß die Kunst- seidenkrise ihren Tiefpunkt bereits überschritten haben dürste, wird durch die Mitteilungen der I. G. Farbenindustrie bestätigt. Dawzch. konnten di- Sunstseidcnsabüken des Chemietrusts- in, den vergangenen drei Monaten ihre Le ist ün g s f ä hl g k c i t tfv l l ausnützen. Der Umsatz blieb hinter den Verkäusen des vorigen Jahres nicht zurück und besonders für die Acctat-Kunstscidc herrschte bei durchaus festen Preisen eine starke Nachfrage. Bemerkenswert ist auch, daß die p h o t o ss r o p h> s ch c n Abteilungen, bei denen die geschwächte Masseickauflraft in erster Linie hätte fühlbar werden müssen, trotz der Krise keinen Umsatzrückgang auf» weisen, was auch für die Kinofilmabteilungen zutrifft. Noch dem Bericht sind in dem am 9. August gegründeten inter - nationalen Stick st ofssyndikat 98 Proz. der europäischen, und nach Beitritt Chiles rund 80 Proz. der Wclttabri» k a t i o n vereinigt. Der Absatz an Stickstassdünger Hot sich gehoben. Die Zusammenarbeit in der Kohlehydrierung(Verflüssi- giing) mit der Standard Oil.Companie hat nach dem Bericht große Fortschritte gemacht. Alle großen Oelraffinerien in den Bereinigten Staaten mit einer Gesamtleistungssähizkeit von täglich 3 Millionen Barrels haben sich der Hydro-Patents-Toinpanie angeschlossen. Die im August bei der Standard Oil in Betrieb genommenen Anlagen zur Hydrierung von Erdöl hätten die Erwartungen übertroffen. Die JG.- Farben macht Gchallplaiien. Der JG.-Farl-eii Äonzern, der u. o. auch starke Zelluloih- interessen hat— er beherrscht die Deutsch « Celluloid- Fabrik in Eilenburg —, hat sich vor einiger Zeit für ein Verfahren inter- essiert, unzerbrechlich« Schal.! platten herzustellen. Eng- lisch« Firmen, die sich mit dem gleichen Problem befaßten, haben wenig erfolgreich gearbeitet. Wie sitzt bekannt wird, sollen dagegen
Wer viel laufen muss, weiß es zu schätzen, wenn er ei- nengutsitzendenSchuh trägt, der seine Form behält, sich nicht austritt und preiswert ist— Alle diese Ansprüche erfulltinvolIemMaße
r/ Unsere Preise S 12.5° 15.50 1Ö.50 21.- 24-