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Erfolg eines Revolutionsdramas Soldaten" von Manfred Gurlitt  .

Uraufführung der Volksbühne: Die Matrosen von Cattaro"

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fich allmählich die Empörung zur Rebellion, und wir warten bangend und gebannt auf den Ausbruch der offenen Revolte. Der Jubel im Zuschauerraum fennt feine Grenzen, als auf der Bühne das Losungs­Wie sich aus fleinen Anfängen die wort zum Aufstand ertönt. Aufruhrstimmung entwickelt, wie es endlich zur Explosion tommt und die befreiende Tat die Matrosen in einen Freudentaumel wirst, das ist vom Dichter meisterhaft gesehen und vom Regisseur Günther Start herrlich gestaltet. Bei diesem Bild geht durch das Theater ein Aufatmen, ein unvergeßliches Gefühl der Erlösung, eine Wirkung, wie sie bisher nur von dem Film Panzerkreuzer Potemkin  " her erinnerlich ist. Käme es Friedrich Wolf   auf Effekthascherei an, fo würde er sein Schauspiel mit dieser grandiosen Szene schließen. Die folgenden Bilder, die den Zusammenbruch der Revolte zeichnen, müssen abfallen Die Matrosen und ihr Führer Franz Rasch nutzen ihren Sieg nicht aus, mit Reden und Verhandlungen des Matrosenrates verstreicht kostbare Zeit. Ihm sind kleinliche Fragen über den Urlaub, über die Form der Verpflegung wichtiger als rasches Handeln und Anschluß an die streifende Arbeiterschaft. 3miftigkeiten brechen aus und nach drei Tagen ist die Revolte von den schlau berechnenden Offizieren niedergeschlagen. Aber das Schau­spiel versandet trotzdem nicht. Noch einmal erhebt es sich zu einem Höhepunkt, sein Schluß bildet eine zukunftweisende Steigerung: Als Franz Rasch unter den höhnenden Worten des Offiziers: Das ist nun das Ende" abgeführt wird. ruft er: Die Kugeln, die uns niederstrecken, werden gehört werden von denen, die es dann besser machen werden als wir. Das ist nicht das Ende, Leutnant, das ist erst der Anfang."

Zum dritten Male innerhalb weniger Wochen geht ein Stück| Matrosenschinderei durch die Offiziere sehen, auch in uns verdichtet über die Bühne, das eine Matrosenrevolte der Wirklichkeit nachbildet. Alle drei sind Dokumentenstücke, ihr Inhalt stützt sich auf Akten­berichte. Ernst Tollers   Feuer aus den Kesseln!" und Theodor Pliviers Des Kaisers Kuli" beschäftigen sich mit dem Kieler Matrosenausstand aus dem Jahre 1917, Friedrich Bolts Matrosen von Cattaro" mit der Revolte der österreichischen Marine im Anfang des Jahres 1918. Die Ursachen der Unruhen find in beiden Fällen die gleichen: unwürdige Behandlung der Mannschaften durch die Offiziere, schlechte und ungerecht unterschied­liche Verpflegung, lange Dauer und zunehmende Einsicht in die Sinn­lofigkeit des Krieges. Der Hergang der Revolie mit ihrem äußeren Anlaß ist an sich in seiner spannunggeladenen Bewegtheit ein dankbarer dramatischer Stoff. Was den Dichter an der Behandlung dieses Stoffes reizt, ist nicht die Tatsache allein, daß sich in Kiel  fowohl wie in Cattaro   an den Unruhen beinahe die Revolution entzündet hätte, ihr Geschehen läßt Hintergründe aufleuchten und große Zusammenhänge flar werden. Er will sich mit den viel fältigen Beziehungen auseinandersetzen, die zur Umwertung der politischen und allgemein menschlichen Begriffe geführt haben. Damit wächst sein Werf über den dramatisierten Tatsachen ericht hinaus, und wie Toller fönnte es Friedrich Wolf   ein historisches Schauspiel nennen. Was er in den Matrosen von Cattaro" schildert ist Historie, deren Bedeutung vielleicht erst späteren Generationen auf. gehen wird. Den mitleidig geringfchäßigen Blick, mit dem unentwegte Literaten auf solche Beitstücke" herabsehen, kann ich mir nicht aneignen. Wir sind über das Vorurteil hinaus oder sollten es wenigstens sein, daß die Größe eines Schicksals mit dem äußeren Glanz seines Trägers wächst. Ein dichterisches Wert wird nicht dadurch edler, daß es gekrönte Häupter gestaltet. Die Matrosen Köbis und Reichpietsch   aus Kiel   und der Bootsmannsmaat Franz Rasch aus Cattaro   find als geschichtliche Personen für uns wichtiger als etwa Maria Stuart   oder Elisabeth von England  .

Diese Ausführungen find nötig, weil es nach dem beispiellofen Erfolg der Volksbühne, den Friedrich Wolfs Schauspiel am Sonn­abend davongetragen hat, nicht an fritischen Stimmen fehlen wird, die ihm tendenziöse Mache, Effekthascherei oder andere untünstlerische Motive unterschieben werden Das Spiel packt und reißt mit. Re­nolutionäre Stimmung flammt auf, aber nicht von irgendwelchen Parteischlagworten hervorgefigelt, sondern aus Begeisterung für mahre Menschlichkeit und aus Abscheu gegen ein abgewirtschaftetes System von Unterdrückungswillen und brutalem Machthunger. Das ist ja das Wunderbare und Unvergeßliche an dieser Aufführung, daß feine hohlen Phrasen gedroschen werden, daß Tatsachen zu sprechen scheinen, daß wir von der ersten Szene an zitternden Herzens in ein Geschehen verwickelt werden, das so und nicht anders kommen kann. Wir fühlen uns mit erniedrigt, wenn wir die sinnlose

Opern- Uraufführung am Düsseldorfer   Stadttheater. Düsseldorf  , 10. November.

Das der Oper zugrunde liegende Drama des revolutionären Goethe- Zeitgenossen Reinhold Lenz   schildert das Schicksal eines hübschen Bürgermädchens, das durch seine leichtsinnige Gutwilligkeit und die lockere Moral der Söldner zur Dirne wird und im bittersten Elend dem Bater wieder begegnet. Der Bräutigam begeht seelen­ruhig Selbstmord, da er den gefährlichsten Rivalen mit in den Tod nimmt. Die fast expressionistisch zahlreiche und knappe Szenenfolge ist vom Komponisten auf zwanzig Bilder reduziert worden, von denen jedes einzelne in strenger musikalischer Form angelegt ist. Diese durch die Anlage des Stofflichen bedingte Kurzatmigkeit wird wohl stellenweise mit dramatischem Impuls überbrückt, aber nicht durch sinfonische Zwischenspiele eng aneinander geschlossen. Der Tonsprache ist Fluß nachzurühmen, wenn sie auch nicht zu eigenpersönlichem Charakter des Melodischen und Harmonischen durchdringt. Eine sehr vornehme und kulturvolle Arbeit, der man allerdings einen Schuß Blutwärme wünschen möchte. Einige Szenen lassen aber doch deutlich( im Gegensatz zum früheren Schaffen) das Abrücken vom alleinherrschenden Kunstverstand zum Gefühlsbetonten erkennen. mit sicherer Profilierung sind die Welten des Kleinbürgertums, der Offiziere und der gütig- vermittelnden Gräfin gegeneinander aus­gespielt. Außer den dramatisch- seelischen Höhepunkten lassen be­senders die Ensembles die feine und kundige Hand erkennen. Vor allem die Erkennungsszene zwischen Vater und Tochter gibt in ihren unheimlich düsteren Farben auch dem Instrumentalen günstige Gelegenheit, bestimmter in Erscheinung zu treten.

Die Wiedergabe( Regie: Dr. Friedrich Schramm, mufifa­lische Leitung: Jascha Horenstein  ) verhalf dem Wert zu sehr freundlicher Aufnahme. Das unglückliche Liebespaar wurde von Rose Landwehr und Berthold Püh gesanglich und dar­ftellerisch mit erschütternder Wahrheit durchgeführt. Carl Heinzen.

Aus den Schauspielern, die sämtlich hohes darstellerisches Können verraten, spricht echte lodernde Begeisterung. Man müßte Die Voltsbühne veranstaltete gestern vormittag im Rahmen sämtliche Namen des Programms nennen, um diesem großartigen Ensemble gerecht zu werden. Die Hauptrollen liegen in den Händen ihrer Sonntagsmittagsfonzerte eine Offene Singstunde" von Ernst Busch, Hermann Speelmanns, Erwin unter der Leitung von Prof. Frizz Jöde und unter Mitwirkung Kleist  , Hans Böhm  , Erich Thormann und Hans der Jugendmusikschule der Staatlichen Atademie für Peppler. Schon physisch ist Ernst Buschs Darstellung des Boots- Kirchen- und Schulmusik und der Volksmusikschule der mannsmaats Franz Rasch eine fast übermenschliche Leistung. Er Musikantengilde. Das völlig ausverkaufte Haus am Bülowplay be­wurde von der tiefaufgewühlten Zuschauerschaft mit seinem Gegenpol mies, daß das Interesse für diese Art des gemeinsamen Singens Hans Peppler   immer wieder vor die Rampe gerufen. immer weitere Boltskreise erfaßt.

Die Volksbühne hat sich mit der Aufführung einen Sieg er­spielt, von dem man noch nach Jahren reden wird. Ernst Degner.

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Blutiger Sonntag.

Straßentampf in Hilden.  - Krawalle in Stuttgart.  - Ueberfall in Frankfurt  .

Hilden  ( Rhld.), 10. November.

Die gestrige erste Wiederholung der ,, Matrofen von Cattaro in der Volksbühne litt während des letzten Bildes unter starten Zwischenrufen der Zuschauer, die sich zu lauten Debatten entwickelten. Wesentlich wurde über den Metallarbeiterstreif und den Schieds­spruch debattiert. Die Vorstellung konnte aber unter großem Beijali Berjammlung eine ich were Messerstecherei mit Kommu zu Ende geführt werden. Zu Tätlichkeiten fam es nicht,

Massenverblödung.

Im weißen Röff't."

mit den Köpfen wackeln können. Das Kunstwarenhausgewerbe blüht. Sobald das Couplet ausgefäufelt ist, und die bis zum letzten Atemzug ausgepumpten, nicht laut genug zu lobenden Künstler zum letzten Male vor der Rampe paradieren, sagt man sich, daß Erik Charell  , der auf dem Programm doppelt hoch und doppelt fett gedruckte Direktor und Oberregisseur, im Laufe eines halben Jahres eine Million Berliner   vollkommen verblödet. Das ist immerhin ein psychologisches Kunststück und auch den investierten Kapitalien durchaus dienlich. Max Hochdorf  .

Die Revue, das Zeitgenre, das berechtigt war, solange die Text| sich echt national ohrfeigen, und Papptühe, die gemolken werden und dichter Wiz, Courage und den festen Handgriff für die Tagesfatire besaßen, kam herunter. Die Direttoren ängstigten sich, ihren Haus­gäften und Bilettvereinen geistige Anstrengung zuzumuten. Der Herr um Parkett, von Kapitalverdunkelungsjorgen geplagt, der Monteur aus dem zweiten Rang durcheinander gebracht, weil er sich fagte, daß er bald anstatt des Weges zur Fabrik, den Weg zum Etempelamt gehen müsse, sollte im Theater nicht verbost, sondern besänftigt werden. Das Publikum, ob Scheckbuchträger oder Reichs­versicherungskartenfleber, sollte durch Süßes, Gorgenbrechendes und Entspannendes verhätschelt werden. Leer war der Kopf, übervoll war das Herz. Also etwas Fülliges, etwas Forjches hinein in den Kopf! Etwa Gedanken über hübsche Beine, flotte Soubretten und pfiffige Tenörchen. Also den Kummer weg vom Gemüt und die Leute müssen sich munter lachen.

Eric Charell   trug dieser Vollsmoral Rechnung und machte die beunruhigenden und aufpeitschenden Terfdichter brotlos. Er ge­wöhnte ihnen die Satirifermuden, und das soziale Gewissen ab Schlager, die er für sein Großes Schauspielhaus bestellte, durften keine Funken aus dem Verstand herausschlagen. Erschlagen mußten sie alle Wut auf das Leben. Charell  . richtete sein Revue­warenhaus ein, alles gemütlich und blendend präsentiert. Sogar Schmarrn und Schund in Samt und Seide eingewickelt. Die Treffer der Revuebluffer. Um das zu leisten, sind ein sehr gerissener Re­giffeur und Deforateur notwendig. Charell   ist dieser Regisseur. Sein Meisterdekorateur ist Ernst Stern  . Sein Tertdichter ist Hans Müller  , der das Weiße Rössl", die iminer noch unsterbliche Bosse Don Blumenthal und und Kadelburg modernisiert. Benagty, Granichstaedten und Sto13 vertonen und verjazzen den Text nach Ländlern und Wiener   Walzern. Robert Gilbert   reimt die Coupleteinlagen, das Beste von den drei Akten. Was Müller aus eigener Erfindung beisteuert, etwa die Erscheinung des alten Kaisers Franz Joseph  , ist mehr als armselig. Blumenthal war ein Bojfentlassiker. Müllers Zusatz pointen  , dosiert für den 1930er Jahrgang, verpuffen fläglich.

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Der ganze Theaterzirfus ist wie ein Alpenhotel ausgestattet. Man jodelt schon vor der Garderobe. Das Programmfräulein und das Schokoladenfräulein find tirolerisch aufgetakelt. Beide flagen, daß der neue Filzhut drückt. Sie haben Kopfschmerzen. Die Zirfus mände sind ausgemalt mie zum Alpenball. Berg und Tal, auf der Felsspitze die Geiß, der Gipfelschnee brandrot im Abendglühen. Kitsch, Kitsch, Kitsch! Stimmung, Stimmung! erwidert der De­forateur So ist's auch in der Neuen Welt" in der Hajenheide, wenn der Ochse gebraten und die Rutschbahn befahren wird.

Mirzl Dreher jodelt herrlich. Der Hotelpikkolo vom Weißen Rössl  ", gespielt pon Gust! Start Gstettenbauer, dem ultigsten Kinozwerglein, trippelt und fuchtelt herum. Camilla Spira   ziert sich als Röff'swirtin in Drallheit und Drolligkeit, Mar Hansen ist ihr Ober Leopold. Er ist so nett, verführerisch, fentimental, brav, spißbübijd) und schließlich ungeheuer tomisch be soffen! Er ist die feinfte Nummer des Abends, ein volkstümlicher, nie verjagender, herrlicher Künstler. Ballburg als Berliner  Trifotagenfabrikant Giesecke routiniert und verjeitet. Arno als schöner Sigismund aus Sangershausen   zugleich ordinär und graziös. Janfuhn als Rechtsanwalt und Herzensbrecher so, wie die Backfische ihr Glück träumen. Trude Lieste und Käte Lenz Brautstandstandidatinnen bildhübsch Die Tänzerinnen Marianne Windelstern und Tamara Desni   herrlich gebaut und trainiert. Und Boys und Girls und Schuhplattler, die

als

Berliner   Volfs- Chor.

Hochschule.

Es war eine natürliche Pflicht, daß am 9. November, dem Tage des endgültigen Bruchs mit dem alten System, die Kampf­dichtung in den Konzerten besonders start betont wurde. Dr. Ernst 3ander mit seinem Berliner   Volts Chor hatte sein Konzert ,, 50 Jahre Arbeiterdichtung in Ton und Wort" genannt. Die besten Namen maren da vertreten, von denen mir ein guter Teil in der Aufführung entgingen durch die maßlose Ausdehnung der Vor­träge des Rezitators Ernst Bringolf. Der junge Vortragende, der auf sein Publikum zu wirfen weiß, ist bestimmt für, die Tendenz" vorherbestimmt, wie auch eine Szene aus Tollers   ,, Hinke­ mann  " seine schauspielerische Begabung erweist. Aber technische Ausfeilung und fünstlerisches Maßhalten tun seinem derben Alfresco- Stil noch dringend not. Die ersten Chöre, die ich noch hören fonnte, wurden von Dr. E. 3 ander klar in den Konturen, verständnisvoll und überlegen hingelegt. Ganz anders die Direktion von Klaus Bringsheim, der nicht nur im Schöpferischen, sondern auch als Interpret ein echter Neutöner ist. Da huschen Bliglichter hin und wider, da ist die ganze Atmosphäre elektrisch geladen, löst sich das Ungewisse, Verwehte, Schaurige im Fabrik­gang" genau so hinreißend, als der derbere Maffentritt im ,, Arbeiter­lied". Er ist eine ganz große Hoffnung.

Ohne Blut."

Nachtvorstellung im Theater des Westens  .

H. M.

Benn es in Berlin   nicht befannt wäre, daß Wien   eine Theater­stadt ist, wenn wir nicht so viele unserer Becliner Bühnenlieblinge von Wien   her bezogen hätten, so müßte man den Wiener Theatern vorschlagen, die Beranstalter des ,, Gastspiels Wiener Ensembles" wegen Verbreitung übler Nachrede zu verklagen. Soviel über die Aufführung der Revolution ohne Blut". Die gänzlich unwahrscheinliche Tatsache, daß eine Regie sich bei dieser Aufführung betätigt habe, versuchte der Theaterzettel den Besuchern zu juggerieren. Das Schauspiel in fünf Bildern" von Lothar Ring ist zwar feine Revolution, aber gänzlich ohne Blut und ohne dramatisches Können. Man gewann non dieser Nachtvorstellung im Theater des Westens   den Eindruck, daß ein ehrgeiziger und anscheinend auch entsprechend begüterter junger Mann sich diese Aufführung seines Wertes" stückweise zusam: nengekauft hatte. Die Bühnenbilder Felig Smetanas wären eines echten Theaterabends würdig gewesen.

Am Freitag abend hatte sich bei einer nationalsozialistischen niften zugetragen, bei der es fünf Verletzte gab. Troz Polizei. verbotes persammelten sich die Kommunisten am Sonntag zu einer Protestfundgebung. Die Aufforderung der Polizei, aus­einanderzugehen, wurde nicht befolgt. Die Beamten wurden von der Menge angegriffen und machten von der Schießwaffe Gebrauch. Zwei Männer und eine Frau wurden schwer verletzt ins Kranken­haus eingeliefert. Polizeifommissar Buzz erhielt einen Stich in den Leib und mußte ins Krankenhaus geschafft werden. Zwei weitere Beamte wurden ebenfalls erheblich verletzt. Als die Hildener   Polizei befürchten mußte, den Demonstranten zu unter­liegen, wurde das Düsseldorfer   Ueberfallkommando alarmiert.

Im Sankt Josephs- Krankenhaus find am Montag früh 3 wei Schwerverlegte gestorben. Der Zustand des Polizei­tommiffars Buz und eines völlig unbeteiligten Mädchens, bas schwere Kopfwunden davongetragen hat, hat sich etwas gebessert.

Krawalle in Stuttgart  .

Stuttgart  , 10. November.( Eigenbericht.) Zu kommunistischen Unruhen fam es in Stuttgart   am Sonnabend in den späten Abendstunden. Als Ersatz für die von der Polizei verbotene Feier der russischen Revolution veranstalteten die Kommunisten von den verschiedenen Stadtteilen aus Umzüge, die auf dem Marktplatz zusammentreffen sollten. Der Marktplay und die ihn umgebenden Straßen mußten von der Polizei mehrmals geräumt werden. Da um diese Zeit gerade Geschäftsschluß war, tam es wiederholt zu Verkehrsstörungen und zur Beunruhigung unbeteiligter Bevölkerungsfreife, wodurch das Borgehen der Polizei sehr erschwert wurde. Die Demonstranten leisteten teilweise ge maltsamen Widerstand, weshalb zur Räumung des Markt­plates auch berittene Polizei eingesetzt wurde. Die Unruhen dauerten bis Mitternacht und es fam zu einer Reihe von Berhaftungen. Hafenfreuzler im Kampf mit der Polizei.

Leipzig  , 10. November.

Das Polizeipräsidium Leipzig   teilt mit: Ein 3wischenfall er­eignete sich am 9. November gegen 14½ Uhr am Markt. Hier wurden etwa 200 Teilnehmer eines nach Norden marschierenden nationalsozialistischen 3uges von zwei Polizeibeamten zum Auseinandergehen aufgefordert, weil der Umzug gegen die bestehende Bannmeilenverordnung verstieße. Dieser Ausforderung kamen die Marschierenden jedoch nicht nach, vielmehr bedrohten sie die Polizeibeamten, so daß diese sich mit dem Gummifnüppel Bewegungsfreiheit zu machen versuchten. Als einige Teilnehmer die Gummiknüppel festzuhalten versuchten, zog en die Polizeibeamten die Pistole, worauf sich die Beteiligten nach der Hainstraße zu entfernten. Mit Hilfe herbeieilender Polizei­beamter, die von einer Zivilperson benachrichtigt worden waren, erfolgte anschließend die Zuführung des Führers nach dem Bolizeipräsidium.

Ueberfall in Frankfurt  .

Frankfurt   a. M., 10. November.( Eigenbericht.) Etma 100 Nationalsozialisten überfielen Mit glieder der sozialistischen Arbeiterjugend in Frankfurt  , die von einer Revolutionsfeier heimfehrten. Auch gegen Mädchen im Alter von 14 und 15 Jahren wurden Fußtritte ausgeteilt. An der Frankfurter  Hauptmache fam es am Sonntagmittag zu einem ernsteren Zwischen­fall. Der Führer der Frankfurter Sozialistischen Arbeiterjugend, der Schriftsetzer Ernst Langendorff wurde von etwa 10 Nazirowdys umringt und angepackt. Als er sich losreißen wollte, wurde er von hinten zu Boden gerissen. Die Nazis traten darauf den Genossen 2. so heftig ins Gesicht, daß er das Be­wußtsein verlor. Auch dem wehrlos am Boden liegenden verfeßten die Bestien noch mehrere Fußtritte ins Gesicht, so daß L.. das Nasenbein brach. Die Polizei befreite 2. aus der Mitte des Spakenkreuzgesindels und verhaftete erfreulicherweise die beiden Hauptschuldigen. Genoffe Langendorff mußte fich einer Operation unterziehen.