® I o m l e aus Bielefeld vor 1000 Personen, in der NeustädterTonhalle Dr. Diederich vor 1000 Personeu, in Dreyer's VolkZ-.Zarte» im Vorort Walle Fritz Eberl vor 700 Personen;«n Vorort Woltmershausen referirte H. R 0 h d e vor200, in Hastedt Otto Kahl von 250. in VegesackW. Desching vor 700 Personen. Ueberall wurde unter großerBegeisterung eine der Feier entsprechende Resolution angenommen.In der Meyer'schen Schuhfabrik, der Schmidl'schen Lederfabrikund einer Wagenfabrik ruhte die Arbeit vollständig. ZahlreicheGenossen feierten einzeln. Heute finden in Bremen in ven neungrößten Lokalen Festlichkeiten statt; in Hastedt ein öffentlicherUMAllg,t Schleswig-Holstein. Die Vormittagsversammlung in Kielwar von 2000 Personen besucht. P f a n n k u ch aus Hamburgreferirte. Die Resolution der Berliner Gewerkschaftskommissionwurde einstimmig angenommen.— Elmshorn: morgensTheilnehmerzahl 250, nachmiltags 400. abends 1000 Personen.— Flensburg. ISvo Personen ließen die Arbeit ruhen undnahmen am Ausflug theil; die Feier am Abend war von2000 Personen besucht. Alles ist sehr gut verlausen.—Ottensen. Vor 600 Personen sprach am Morgen Grün-wald aus Hamburg. Die Resolution der Berliner Gewerk-schaftskommissiön wurde einstimmig angenommen; ebenso eineandere, wonach der von Altona aus über die Modr'sche Margarine-sabrik verhängte Boykott unterstützt werden soll.Hamburg. Die Maifeier verlief unter lebhafter Be-theiligung. Die Vormittagsversammlungen sind bedeutend stärkerbesucht gewesen, als im vorigen Jahre. Die Versammlungen imWahlkreis waren abends sehr gut besucht, ebenso im zweitenWahlkreis. Tie Stimmung unter den Genossen war eine vor-zügliche. Das Wetter war schön, aber kalt. Die Genossen deszweiten Hamburger Wablkmses versammelten sich morgens um8 Uhr auf dem Holstenplatz in der Stadt und marschirten,2000 Mann stark, in geschlossenem Zug mit Musik und Fahnen(rothe Parteifahne und Fahne des Buchdruckervereins, der Zigarren-sortirer, der Lederarbeiter) nach Gevecke(Hoheluft). Durch Eintreffenvon Fabrikpersonalen, die ebenfalls geschlossen anmarschirten,steigerte sich die ZahlderTheilnehmer an der Vormittagsfeier aufrund3000. Die Festrede hielt Weinheber. Die Arbeitsruhe warungleich gröber als im vorigen Jahre; verschiedene Gewerk-schaften hatten separate Feier» veranstaltet, die ebenfalls sehrstark besucht waren.— Vorort Barmbek: Versammlungmorgens von 300— 600, die Versammlung am Abend von 5000Personen besucht. Alles ist in bester Ordnung verlaufen.—In der Versammlung für den Distrikt Uhlenhorst warenca. 1000 Personen anwesend. Mehr faßte der Saal nicht.Hunderte mußten, ohne Einlaß zu finden, wieder umkehren.Alles ist in würdiger, begeisterter, dem Ernst des Tages enl-sprechender Weise verlaufen.Oldenburg. In Delmenhorst war die Versammlungam Abend von 500 Personen besucht; an die Versammlungschloß sich ein gemüthliches Beisammensein. Die Hauptseierwird heute abgehalten.Rheinland. Zur Einleitung der Maifeier wurde in ganzRheinland ein vom Rheinischen Agitalionskomitee heraus-gegebenes Flugblatt in einer Auflage von 250 000 Exem-plaren verbreitet.— In Elberfeld sowohl wie' inBarmen wurde der beabsichtigte Zug zum Festlokalpolizeilicherseits verboten. Die drei Versammlungen inElberfeld waren überfüllt und nahmen einen großartigenVerlauf. Die drei Versaminlungen in Barmen waren eben-falls gut besucht. In Mülheim am Rhein war die Bctheili-gung äußerst zahlreich und es herrschte große Begeisterung. AusSolingen wird uns telegraphirt, daß dort und in Ohligs,Wald, Gräfrath und Leichlingen die Arbeitsruhestärker als früher war; hier wurden nachmittags Ausflüge unter-nommen und abends fanden Versammlungen statt.— In Kölnwar die Vormiltagsversammlung doppelt so stark besucht als imvorigen Jahre. Der Versammlung am Abend wohnten 1000 Per-sonen bei. Die Begeisterung war lebhast und alles ist gut ver-laufen. Ueberwältigend war der Besuch der Festversammlung inAachen, wo G r i m p e aus Elberfeld das Referat hatte: hierwurde die Versammlung wegen Ueberfüllungdes Lokals aufgelö st. Die Meiscier wird heute, Sonntag,fortgefetzt.Westfalen. Dortmund. Der Ausflug morgens— nachHombruch— hatte 350 Theilnehmer; die Festversammlung um11 Uhr in dieser Kolonie war überfüllt. Ten Vortrag hieltLehmann. Im Zuge wurde nach Dortmund zurückmarschirt,wo abends 4 Versammlungen stattfanden— leider in kleinerenLokalen, da die uns zur Verfügung stehenden Säle schon langevorher besetzt waren. Bericht über den Verlauf der Versamm»lungen folgt noch.—Bielefeld. An der Maifeier nahmen 8000 Personentheil. Die Festrede wurde aus unbekannten Gründen verboten.Thüringen. Alten bürg. Die Volksversammlung amMorgen, wo M o h s aus Leipzig sprach, war über Erwartenzahlreich, von 600 Personen, darunter vielen Arbeiterinnenbesucht. Das Hauptkontingent der Feiernden stellten die Hut-mamer. Nachdem der Referent �/e Stunde gesprochen und derVorsitzende V o g e n i tz dem Verlangen des Ueberwachenden(Beckert, Chemnitzer Angedenkens), den Referenten gelegentlichseiner Ausiührungen über das Wahlrecht auf die Tagesordnungzu verweisen, nicht stattgegeben hatte, wurde die Versammlungaufgelöst. Nachmittags fanden Ausflüge in die Umgebung statt.Das abendliche Konzert, unter Mitwirkung des Arbeiter-Sänger-bundes, war von 1500 Personen besucht. Viele konnten wegenMangels an Platz nicht in den Saal. Vier Man» Polizeinahmen theil, wobei Beckert ganz polizeilich anstrat. Eine Acht-stunden-Fabne, die ein Arbeiter herausgehängt hatte, würbekonfiszirl. In dem Konzert am Abend erschien auch Geh. Justiz-ralh Dölitzsch, ein alter 48er.Königreich Sachsen. Leipzig. An der Vormittagsfeierin Stötteritz nahmen gegen 10 000 Personen theil. Der Verlaufder Feier war imposant. In 14 Fabriken traten 300 Tischler inden Streik, weil ihnen die Freigabe des I. Mai verweigertworden war. Durch den Ausstand ist der Fabrikantenring ge-sprengt.— Pirna. Beim Ausflug früh 300. beim Konimersabends 1500 Theilnehmer. Glänzender Verlauf der Feier.— Zwickau. Aormiltags-Versammlung mit Fräßdorf(Dresden) als Referenten gut besucht, nachmittags freie Zusammen-lunft mehrerer hundert Geuossen, abends Konzert bei Anwesenheitvon 800 Personen. Alles gut verlaufen.— Crimmitschau. ZweiVersammlungen, von 600 und 1000 Personen besucht. ReferentenSeifert aus Zwickau und W i l h. Stolle aus Gesau.Resolutionen einstimmig angenommen.— Dresden wies eineRiesendemonftralio» auf. 5700 Genossen und Genossinneu nachniedrigster Schätzung waren in den Vormittagsversammlungenanwesend, überall eine freudige, gehobene Stimmung, die ausHaltung und Miene aller Versammlungsbesucher sprach— daswar das Bild vom Vormittag. Weit höher stieg die Zahlder Demonstranten, je näher der Mittag ruckte. Viele Genossenhatten nicht zu den Versammlungen eilen können,— sie würdenauch in den überfüllten Sälen keinen Play gesunden haben. Nuntraten auch sie auf den Plan.Das war ein einziges fortgesetztes Fluthen nach ParkReisewitz, dem Ort, der den Treffpunkt der Genossen am Nach-mittag bilden sollte. Von allen Seiten strömte die Masse heran.Zu überwältigender Größe erwuchs die Demonstration amAbend. 6 Versammlungen wurden abgehalten. Ueberall warder Zudrang ein ganz außerordentlich starker; dicht gedrängtstanden ost die Besucher. Wie am Vormittag, so gedachten aucham Abend fämmtliche Redner nicht nur der Forderung des Acht-stundentages, sondern vor allem auch der Vernichtung des Land-tagswahlrechls. Brausender Zuruf und Beifall erklang unddonnerndes Echo fand der Ruf: Fort mit dem Klassengesetz iHoch das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht!Hesse«. Die Maifeier in D a r m st a d t wurde unter sehrlebhafter Betheiligung in den großen Räumen des Schützenhausesabgehalten und verlief glänzend.Bayer». Würzdur g. Unter brausendem Beifall sprachFülle über die Maifeier und den Arbeiterschutz. Es wurdeeine Resolution angenommen, worin die Sozialdemokraten Würz-burgs den Arbeitern aller Länder ihren brüderlichen Gruß ent-bieten.— München. Sämmtliche acht Versammlungendemonstrativ zahlreich besucht. Großartiger Verlauf.Württemberg. Die diesjährige Maifeier zeichnete sich denfrüheren gegenüber dadurch vortheilhaft aus, das im allgemeinendie totale Ardeitsruhe in größerem Maßstabe durchgeführt unddie meisten Feiern am I.Mai selbst abgehalten wurden. Ueberallda, wo organisirte Arbeiter sich befanden, sind Fest-lichkeiten veranstaltet worden. In Stuttgart fandvormittags eine große Versammlung statt. Landtags-Ab-geordneter Kloß referirte, und Tausende erhoben sich vonihren Plätzen als Zustimmung zur eingereichten Resolution.Mittags wurde der soeben aus der Kerkerhast zurückgekehrteGenosse Redakteur T a u f ch e r vom Hauptbahnhof abgeholt.Bei Eintreffen des Zuges erschollen aus Hunderten von KehlenHochrufe und in langem Zuge ging es dann in die Wohnungdes Befreiten, wo der Gesangverein Lassallia ihn mit einemStändchen empfing, während draußen die hundertstimmigenHochrufe die Luft durchbrausten. Nachmittags war gemein-schaftlicher Ausflug und Abends fand die Hauptfeier im Zirkus-gebäude statt, wo T a u s ch e r die Festrede hielt.—In K a n n st a d t hielt Landtags-Abgeordneter Kloß abends dieestrede.— In Degerloch vormittags Versammlung, abendsest. Feuerbach, Gaisburg, Ulm. Göppingen,(nachmitttags grobe Volksversammlung, Referent Agster-Stuttgart; abends Hauptseier), Herdenheim(morgens5 Uhr, Früdständchen des Gesangvereins vom Schloß-berg herao über die Stadt, vormittags Versammlungund abends Hauptfeier mit Festspiel), Heilbronn(gemein-schafllicher Abmarsch der Gewerkschaften vom Gewerkschaftsholelaus in das Festlokal), Tuttlingen, Backnang,Zuffenhausen, Möhringen u. a. O. wurde der I.Maigefeiert. In verschiedenen Orten wird besonderer Verhältnissewegen der Gedenktag erst an> Sonnabend und Sonntag begangen.Die Feier verlief überall sehr würdig und eindrucksvoll.Bade«. In Mannheim nahmen am Ausflug nachmit-tags nach dem Seckenheimer Schloß 400 Personen, in der Fest-Versammlung abends im Rheinpark 2500 Personen theil.—Freiburg i. B. Unter großer Begeisterung ging die Feierhier vor sich. Die Zahl der Theilnehmer betrug 300. Die Arbeits-ruhe war größer als im vorigen Jahre. Festredner war E ck-stein aus Zwickau i. S.***Ueber die Maifeier in Oesterreich liegt unS folgende Privatdepesche vor:Die Maifeier war in ganz Oesterreich umfangreicher, groß-artiger als je. In Wien war die Betheiligung massenhafter,aber weniger erregt als im Vorjahr. Der Zug in den Praterging in gewohnter Ordnung vor sich. Dort fand ein peinlicherZwischenfall statt. Um das boykottirte Lokal von Swoboda zuräumen, drangen Arbeiter ein. Die Wirthin provozirte durchhöhnende Reden die Menge, die draußen sich sammelte undmeist nicht aus Genossen, sondern aus dem gewöhnlichenPraterpublikum bestand. Diese begannen Steine gegen dieFenster zu werfen. Die Polizei schritt mit blanker Waffe einund wurde mit Steinen und Biergläsern beworfen. Nachdemviele Säbelhiebe ausgetheilt, viele Personen niedergeritten wordenwaren, versuchten Pernerstorfer, Adler und Schuhmeier vergebensdie Polizei zu beruhigen, aber es gelang ihnen, einen große»Theil der Menge wegzuführen. Als nun aber Polizeiverstärkungeintraf, obgleich das schlimmste vorbei war und daS aufgeboteneMilitär, Uhlanen und bosnische Infanterie keinen Anlaß halteneinzugreifen, begann die Polizei rücksichtslos einzuhauen und dieLokale von ganz unbetheiliglen Personen gewaltsam zu räumen.Die Polizei meldet 27 Berwundungen, darunter von 16 Po-lizisten, und 50 Verhaftungen. In Wirklichkeit ist die Zahl derVerwundungen weit zahlreicher.Der Zwischenfall ist politisch bedeutungslos und wurdedurch das Eingreifen der übereifrigen Polizei aufgebauscht. Erumfaßte thalsächlich nicht einnml den zwanzigsten Theil desFestplatzes. Der Abmarsch am Abend und die Rückkehr in dieStadt verliefen in vollster Ruhe.Die Abendblätter vom 1. Mai und die Morgenblätter vom2. Mai erschienen nicht wegen der vollständigen Arbeitsruhe derSchriftsetzer und Buchdrucker. 43 Versammlungen, 25 politischeund 24 gewerkschaftliche, die sich eines ausgezeichneten Besucheserfreuten, fanden am Vormittage statt.In Ungarn verbot die Regierung alle Veranstaltungenzur Maifeier. Berichte aus Ungarn liegen noch nicht vor, blosaus Preßburg wird unterm 30. v. M. gemeldet: Da seitensder Behörden die Maifeier verboten wurde, beschlossen dieArbeiter, morgen Mittag nach der österreichischen Landes-grenze zu marschiren und eine große Versammlung abzuhalten.Die Maifeier in der Schweiz war stärker und eindrucks-voller als in den Vorjahren, wenn auch das Wetter außer-ordentlich ungünstig war. Es regnete den ganzen Tag. In fastallen Versammlungen wurde einstimmig die folgende Resolutionangeiiommen:Die heutige Versammlung erklärt aus Anlaß des Arbeiter-Weltfeiertages: 1. Wir hallen unverbrüchlich fest an unseremBegehren»ach Einführung des gesetzlichen Slchtstunden-tages. 2. Wir verlangen die sofortige Revision desFabrikgesetzes, das namentlich nach folgenden Richtungenhin verbessert werden soll:») Herabsetzung der Arbeits-zeit im Sinne der Forderung des Achtstundentages. Biszur allgemeinen Durchführung desselben verlangen wir unterallen Umständen, daß der elfstündige Maximalarbeitstag überallaus zehn Stunden herabgesetzt werde, b) Ausdehnung des Ge-setzes auf alle Betriebe. 3. Wir sprechen den dringenden Wunschans, daß die Kranken- und Unfallversicherung so rasch wiemöglich ein- und durchgeführt werbe unter Berücksichtigung derPostulate, welche die Arbeiterschaft seit Jahren vertritt undwie sie neuerdings von unserer Seite am 6. April diesesJahres auf dem schweizerischen Brbeitertag in Winterthur näherformulirt worden sind? Wir sind berechtigt, zu verlangen:n) Daß das im Fabrikhaftpflichtgesetz Art. 6 aufgestellte Maximumentweder ganz beseitigt oder wesentlich erhöht und die aufgestellteVeijährungsfrist auf zwei Jahre verlängert werde, b) Daß demHaflpflichtgefetz unbedingt alle Gewerbe, in denen mit Dampf,Wasser, Gas, Petroleum, Elektrizität oder anderen Motoren be-lriebene Maschinen zur Verwendung kommen, ohne Rücksichtauf die Arbeiterzahl, serner alle Bangewerbe, sowiealle Straßen- und Forstarbeitcn, im Dienste von Kan-tone», Gemeinden und Korporationen unterstellt werden.In Zürich sprachen am Vormittag Lang und ein italienischerGenosse, am Nachmittag Seidel, der am Abend noch bei densozialistischen Abstinenten eine» besonderen Vortrag hielt. ImKasino Außersihl führte am Abend der dramatische Klub desdeutschen Vereins„Eintracht" Hauptmany's„W eber" auf.—In Winterthur wurden die beiden großen Maschinen-sabriken mit 3600 Arbeiten: zu Mittag gesperrt, da die großeMehrheit derselbe» sich unterschristlich für Ardeitsruhe er-klärte. Am Demonstrationszuge durch die Stadt, dervon zwei Musikkapellen begleitet war, betheiligten sich 2000 Per-sonen. Die Festhalle, wo die Versammlung stattfand, war vollbesetzt und wurde die Festrede des Genossen A l b i s s e r mit Be-geisterung aufgenomme». Die Resolution fand einstimmige Annahme.— In S t. G a l l e n redete» Greulich und Decurlius, in ChurPfarrer Pfluger, in Aarau Fürholz.— Tie Tessiner Re-g i e r u n g hat auf den 1. Mai in der S t a a t s d r n ck e r e iden N e u n st u n d e n t a g eingeführt, was ein Bravo! verdient.Aus Jtalie« liegt die Meldung vor, daß m ven meistenOrten, so in Rom und Mailand keine Zeitungen erschienen.weil die Buchdrucker strenge Arbeitsruhe beachteten. Auch sonstwurde vielfach nicht gearbeitet, so in Turin die Baumwollen-arbeiter. Nach allen Berichten ist die Maiseier viel glänzenderverlaufen als irgend je vorher.Aus Belgien wird gemeldet, daß in Brüssel der Demon-strationszug nach vielen Tausenden zählte; in Le Chatelet, woviele Tausende feierten, kam es zu Konflikten mit der Polizei.Im ganzen Lande wurde der Weltseiertag der Arbeit festlich be-gangen.»Aus B e l g r a d(Serbien) wird uns telegraphirt:„DieArbeiter Serbiens feiern den 1. Mai und senden dendeutschen Klassengenossen brüderlichen Händedruck und die Ver-sicherung der Solidarität. Es lebe der 1. Mar! Hoch die inter-nationale Sozialdemokratie!"Aus Bulgarien telegraphiren uns die Genossen von Sofia:„Die manisesmenden Arbeiter Sofias senden der gesammtenArbeiterschaft aller Länder ihren brüderlichen Gruß. Hoch lebedie internationale Solidarität."NolikisiHe Aebevfltszk.Berlin, 2. Mai,.Der Reichstag erledigte am Frei tag die zweite Be-rathung des Börsengesetzes, das mit dem Verbot des Getreide-Terminhandels angenommen wurde. Da Zentrum undNationalliberale lieber einmüthig den Agrariern nachgaben,als sich abermals spalten und die agrarische Opposition inihren eigenen Lagern nähren wollten, so war die Mehrheit fürdas Verbot sehr bedeutend. Am Sonnab end bildete den erstenGegenstand die Interpellation betr. die Konvertirung derReichsanleihen. Der Regierungsvertreter, Gras Posadowsky,äußerte Bedenken, den Zinsfuß auf 3 pCt. herabzusetzen,da die Einzelstaaten vorangehen müßten und das Reicherst seit einem Jahre Geld zu 3 pCt. erhalte. Inder Besprechung platzten die verschiedenen bürgerlichenInteressengruppen auseinander. Mehrere konservative Rednererklärten: Die Konvertirung soll der Landwirthschaft zueiner billigeren Produktion verhelfen. Der ZcntrumsmannRiNtelen aber erwiderte und der Antisemit Gräfe wieder-holte nachher: Die Konvertirung würde die Renten derWittwen-, der Waisen-, der katholischen Stiftungen, derHundertmark-Kapitalisten verkürzen und die Lebensversichc-rungen schädigen; außerdem würden für die Herabsetzung derKapitalsrente jedenfalls dieSozialdemokraten stimmen und dasmüsse die Konservativen warnen. Er veranlagte damitBebel zu einer sehr instruktiven Darlegung. Dieser zeigte,daß die Sozialdemokratie gegenwärtig nur das uothwendigeSinken des Zinsfußes durch Ueberflüssigwerden von Kapital,durch die Verminderung des Geldbed arfs infolge des Wechsel-und Checkverkehrs u. s. w. konstatiren kann und fragte, wo-durch denn die Kapitalisten ein Recht auf einen bestimmtenZinsfuß hätten, wieviele Wittwen ferner Renten bezögenund einer wieviel größeren Zahl das Reich seine indirektenSteuern auferlege. Das Interesse der Arbeiterklasse heische dasEintreten für die Konversion. Bebel's Rede fand links lebhaftenBeifall. Für die Konversion sprach auch Barth: DerStaat mache mit dem Unterlassen der Konversion denStaatsgläubigern ein Geschenk. Nachdem noch Dr. Schädlerseinen Frattionsgenossen Rintelen treffend widerlegt, Freiherrv. Langen(Antisemit) schon Gesagtes wiederholt und Gallernamens der deutschen Volkspartei im Interesse der Steuer-zahler die Konversion befürwortet hatte, war das Interessedes Hauses erschöpft und dasselbe vertagte sich alsbald.Moutag: Rest von heute(zuerst Interpellation betreffenddie Verhaftung B u e b's); zweite Berathung des Margarine-gesetzes.—Taö Herrenhaus hat am Sonnabend nach kaum zwei-stllnviger Beralhung das Lehrerbesoldungs-Gesetz auch in zweilerLesung abgelehnr und damit endgillig aus der Welt geschafft.Um wenigstens noch eine Kommisstonsberatdung zu erinöghchenund der Vorlage ein ehrenvolles Begräbniß zu bereiten, hatteGraf von Z i e t e n- S ch>v e r i n den Antrag gestellt, dems 1 des Gesetzes folgende Fassung zu geben:„Die Mittel zurErrichtung. Unterhaltung unv, Erweiterung der öffentlichen Volks-schulen werden von den Gemeinden, und im Falledes nachgewiesenen Unvermögens ergänzungsweise von,Staate aufgebracht. Die aus besonderen Rechtstitelnbernhenden Verpflichtungen Dritter bleiben bestehen. DerStaat gewährleistet demnach den Bolksschullehrern einfestes, den Lotalverhältnissen angemessenes Einkommen. Bis zumErlasse eines allgemeinen Volksschulgesetzes dürfen den jetztSchulunlerhaltungs- Verpflichteten für diese Zwecke neue Lastennicht auferlegt werden, vielmehr sind die auf grund dieses Ge-setzes sich ergebenden Mehrauswendungen aus der Staatskasse zuleisten und jährlich durch den Slaalshaushalts-Etat zu bewilligen."Aber auch die Hoffnung, daß durch diesen Antrag eine Ver-ständigung zwischen dem Hause und der Regierung ermöglichtwürde, sollte sich nicht erfüllen. Schon nach den ersten Redenkonnte kein Zweifel mehr an dem Mißerfolg bestehen.Der Kultusminister Dr. Bosse versuchte es noch einmalmit einem Appell; er erinnerte an die umfangreichenArbeiten der Regierung und des Abgeordnetenhauses und an dieVerantwortung, die das Hans sich durch seine Abstimmung aus-erlege. Sein Kollege, der Finanzminister Dr. Miquel zeigtesich sehr resignrrt, er wußte, daß alles Reden nichts helfen unddaß nicht einmal eine Kommissionsberathung zu stände kommenwürde. Er begnügt« sich deshalb damit, seinem Bedauern überdas Scheitern des Entwurfs Ausdruck zu geben und das Ab-geordnetenhans, das in dieser Frage eine entgegenkommendeHaltung gezeigt hatte, zn lobe». Uebrigens verließenbeide Minister noch vor Schluß der Debatte„wegenanderweitiger dringender Amtsgeschäfte" das Haus, ein Zeichen,daß auch der letzte Hoffnungsschimmer geschwunden war. In derDebatte wurden keine neuen Gesichtspunkte zu tage gefördert;sämmtliche Redner sprachen sich auch heute wieder gegen dasGesetz ans, das schließlich, ebenso wie ver Antrag Zielen, inallen Theilen abgelehnt wurde. Die nächste Sitzung findet voraus-sichtlich am 13. Mai statt.—Vom Zeuguißzwang. Genosse Wiertelarz wurde amMittwoch morgen in der Disziplinar-Untersnchungssache gegen„einen unbekannten städtischen Beamten" abermals vernommen.Wiertelarz legte diesmal Zeugnis ab und erklärte, daß er wederden Verfasser der betreffenden Notiz kenne, noch den eventuellenGewährsmann angeben könne.—Professor Geffckeu ist in München in der Nacht vom Frei-tag in seiner Wohnung in der Seitzstr. 3 infolge eines Zimmer-brandes. welcher durch die Explosion einer Petroleumlampe her-vorgerufen worden war, e r st i ck t. Professor Geffcken hatvielfach sich als politischer Schriftsteller bethäligt. Ader dieserThätigkeit halber würde er kaum ein dauerndes Andenke» sicherrungen haben, wenn er nicht als Freund des verstorbenen KaisersFriedrich sich den Haß des Fürsten Bismarck zugezogen hätte unddann nach dem Tode des Kaisers wegen Veröffentlichung von dessenTagebüchern in Untersuchungshast gezogen und 39 Tage in Moabiteingekerkert wäre, bis die Ablehnung der Anklage durch denSlrassenat des Reichsgerichts seine Freilassung erforderlichmachte. Geffcken war nicht liberal, sondern konservativ undkirchlich orthodox. Daß er trotzdem von dem Kaiser Friedrichmit der Abfassung seiner Erlaffe zur Thronbesteigung im März