Einzelbild herunterladen
 

Beilage

Montag, 19. Januar 1931

Jobnee niDer Abend

Das Netz der Verschwörer

Die Quellen der nationalistischen Jugendvergiftung

Shalausgabe des Vorwärts

"

genügend abgerichtet und verheyt, so werden sie unter romantischen Gesten, die an das Mittelalter erinnern, zu Eidgenossen" ge­schlagen und sind damit in eine Gemeinschaft von Revolutionären gefährlichster Sorte aufgenommen, die bei der Erfämpfung des ,, Dritten Reiches" nach allgemeiner Berabredung, sogar mit der NSDAP., das Offiziertorps stellen soll. An einen gewissen Teil der Eidgenossen werden hohe geistige Anforderungen gestellt, während fich der andere Teil mit soldatischen Dingen beschäftigt.

Die geistigen Arbeiter werden von Laß besonders genau aus­

In die Hintergründe des nationalsozialistischen Ver- an den Betrieben zu gewähren. Rehm und Korn erschienen diese gewählt, weil sie die Aufgabe haben, in der Jugend weiter zu wirken. schwörertums, das unsere Zeiten unsicher macht, leuchtet die 49 Proz. zuviel und sie nachstehende Abhandlung, die aus der Feder eines Ein­geweihten flammf.

Der Laie, auf den die rechtsstehenden Verschwörerorganisationen mit ihren hochtrabenden Namen in buntem Durcheinander einwirken, weiß häufig nicht, daß es nationalistische Vereinigungen gibt, die großen Wert auf Abstand von der NSDAP.  , die ihnen zu bürger­lich und legal ist, legen. Die Berliner SA  - Revolte fonnte Hitler seinerzeit mit zwei Reichstagskandidaturen beruhigen, wie er über­haupt Oppositionelle so lange zu schmieren pflegt, bis sie zu schweigen versprechen. Mitunter hat Hitler   mit diesem Verfahren auch keinen Erfolg; so ist z. B. Otto Straßer   mit Krach aus der Partei gegangen, obwohl Hitler ihm vorher einen gutbezahlten Stadtratsposten in Leipzig   anbot. Gegen die nationalistischen Formationen, die sich aus einem viel draufgängerischen Männerschlag zusammenseßen, ist Hitler  jedoch total machtlos. Bon ihnen geht wegen ihrer romantisch revolutionären Mystik eine Anziehungskraft auf rücksichtslose Na­turen aus, die Hitlers   Sturmabteilungen über kurz oder lang Ab­bruch hun werden.

Es ist ja heutzutage in der Jugendbewegung Mode geworden, daß alles, was in den Hirnen unreifer Knaben und Jünglinge ent­steht, gedruckt wird. So haben auch die jungen Nationalisten ihre ,, Organe". Es sind dies die ,, kommenden", deren Hauptschriftleiter der vom Rathenau  - Mord her bekannte Hans- Gerd Techow   ist, und der Junge Kämpfer", der von einem ehemaligen Arbeiter geleitet wird und an Berhegungstraft einem bolichemistischen Organ durchaus nicht nachsteht.

Werfen wir einen Blick in die Kommenden". Da finden mir den Deutschen Pfadfinderbund Westmart", bei dem es sich um Pfadfinder handelt, die aus dem durchaus zuverlässig- republikanischen ,, Deutschen Pfadfinderbund" ausschieden und sich eng mit dem rhei­nischen Stahlhelm, der wegen seiner militärischen Vorbereitungen zum Zwecke der Wiederaufrichtung der Hohenzollerndynastie be­fanntlich einige Zeit verboten werden mußte, verbündeten. Diese Betätigung geschieht unter der Maske der Pfadfinderei, um die Eltern der Jungen nicht vor den Kopf zu stoßen. Weiter entdecken wir die Geusen, einen Verein, dem angeblich nur Wandervögel an­gehören, der aber in Wirklichkeit eine nationalsozialistische 3elle in der Jugendbewegung ist. So ist z. B. ein Geuse Mitglied der gegenwärtigen nationalsozialistischen Reichstagsfraktion( Sepp Schön­felder).

Besondere Beachtung verdient der sogenannte Arbeitsring Junge Front", der seine Gedanken nicht nur in den Rom Es menden", sondern auch im Jungen Kämpfer" publiziert. handelt sich hier zweifellos um einen Einbruchsversuch der verschwörerischen Jugend in die staatserhaltende republikanische Jugend. Der Arbeitsring Junge Front" entstand seinerzeit unter der Initiative Karl D. Paetels, der vor Techow die Schriftleitung der ..Rommenden" inne hatte. Angeblich sollte es sich um einen neutralen Kreis handeln, der den Zweck hatte, Jugendliche aller Richtungen zur Aussprache zufammenzuführen. Die nationalistischen Elemente über wogen jedoch und trachteten danach, die sich harmlos nähernden Andersdenkenden durch geschickt geführte Debatten und demagogische Mittel in Zweifel zu bringen, um sie sich gefügig zu machen.

Dieser Plan ist Baetel und seinen Kumpañen jedoch nur teil­weise gelungen. Immerhin hat diese Vorarbeit Baetel Gelegenheit gegeben, ein neues Gebilde zu gründen, das sich ,, Gruppe sozialrevo­Tutionärer Nationalisten" nennt, also schon ein deutlicheres Firmen­schild trägt. Hier hat Baetet alle diejenigen gesammelt, die als Bolichewisten mit nationalem Borzeichen

zu werten sind. Es sind wurzellose junge Leute, die von Natur aus radauluftig sind und ihre Raufbedürfnisse am besten in Kriegen befriedigen zu können glauben. Deshalb sind sie national". Im übrigen find sie wegen ihrer schlechten Position fozialistisch" und stellen nun unter der geschäftigen Leitung" Paetels( denn Baetel ist lange nicht der Kopf der ganzen Clique, sondern nur der Dampf­macher) phantastische Pläne zur Errichtung eines nationalboliche mistischen Staates auf, in denen Rätediktatur, Heidentum, nationales Volksheer und andere entgegengesetzte Begriffe durcheinander geworfen werden.

Im übrigen steht diese GSRN. in guten Beziehungen zu allen politischen Organisationen. Sie hat sich überall Gewährsmänner gesichert, durch die sie mancherlei erfährt, vornehmlich aus gegne­rischen Lagern. Die GSRN. wird im großen ganzen trotz ihrer bolschewistischen Anwandlungen in Rationalistentreifen zur Sipp­schaft gezählt. Man läßt Paetel ruhig gewähren, weil man ihn nicht sehr ernst nimmt. In der GSRN. finden wir Mitglieder der verschiedensten nationalistischen Formationen; sie ist also eine Dach organisation.

Auch der Freikorps- Roßbach spult in diejen Reihen noch um­her. Noch hat er sich nicht in sein Schicksal gefügt, das ihn zur allgemeinen Berachtung bestimmte, sondern er hofft immer noch auf bessere Zeiten. Unter einem fünstlerischen Vorwande zieht er mit seiner Ekkehard- Jugend im Lande umher und führt Laienspiele und Bolkstänze auf. Seine scheinbar harmlose Truppe besteht aus Leuten, die an Roßbachs große Sendung" glauben und daher uns entwegt seine Stange halten.

"

Die Jugend des Werwolf", diefes fich etwas zurückhaltenden, aber durch seine Zucht und Strenge befannien Wehrverbandes, nennt sich Wehrjugendbund Hermann Löns  ".

gingen samt ihrem Anhang zur PD. Die ,, kommenden werden von Ernst Jünger   und Werner herausgegeben. Damit geben diese beiden die Richtung an für die ganze nationalistische Jugend, die an den kommenden" beteiligt ist. Laß ist Führer zweier Bünde  , der Eidgenossen" und der Freischar Schill", deren Schirmherr wiederum Ernst Sünger ist. Getreu den Redensarten des Protektors wird in diesen beiden Bünden der Krieg mit allen feinen gräßlichen Erscheinungen am meisten verherrlicht und jeder Friedliebende degeneriert oder wei­bisch genannt. Die Freischar Schill besteht nur aus Jungen. Werner La ß, ihr Führer, der im Herbst 1929 im Zusammenhang mit den Bombenattentaten verhaftet morden mar, aber wieder entlassen werden mußte, ist derjenige, der zuerst die Notwendigkeit aussprach, Jungen eines bestimmten rabiaten Typs anzuloden und abzurichten, um sie später als Stoßtrupps des Umsturzes zu ver­wenden. Er ist also der

Erfinder der verschwörerischen Jugendabrichtung! Ihm kommt seine außerordentliche Rednergabe und seine Anziehungs­fraft auf radaulustige Elemente zugute. An Demagogie ist er Goebbels   gleichwertig, wenn nicht überlegen. Hat er mit seinen Gefolgschaftsführern", deren jede Landschaft einen besitzt, die Jungen

Vor einigen Monaten hat Laß sogar Paetel, der sich in die Eid­genoffenarbeit irgendwie einmischen wollte, wegen dessen Mangel an prattisch politischem Wissen zum Teufel gejagt. So hat Laß die Eid­genossen zu einer gemissen Intelligenzschicht gemacht, der es bestimmt nicht passieren tönnte, die ,, neue Kulturepoche des 20. Jahrhunderts" mit der Aufführung von Schillers Räubern" beginnen zu lassen, wie es die NSDAP  . seinerzeit im Wallner- Theater machte. Werner Laß   steht der Schriftleiter der Kommenden", Hans Gerd Techow  , als persönlicher Kanzler zur Seite. Techom hat es auch übernommen,

"

in der Studentenschaft für umstürzlerische Ideen zu werben und hat es sogar in einem feudalen Korps, der Deutsch  - Akademischen Gildenschaft, bis zum ersten Chargierten gebracht, wo er seinen Ein­fluß natürlich weidgerecht ausnutzt. Die einzige Schwierigkeit, die fich Techom bei seiner Bühlarbeit selber bereitet, ist seine grenzen­lose Eitelkeit, für die er aber als frankhafte Erscheinung nicht ver­antwortlich gemacht werden kann. Da er aus sehr reicher Familie. stammt, ist es ihm möglich, seiner verschwörerischen Tätigkeit seine ganze Zeit zu widmen.

Die dunklen Hintermänner aller dieser nationalistischen Verbände befinden sich natürlich in den Kreisen, die auch seinerzeit die Butschbataillone finanzierten. Die ganze Clique ist um so ge­fährlicher, als sie geschmeidig und schier unfaßbar ist.

Spanische Landstrassen

Aber nicht vom Auto aus gesehen

Wie endlose, weiße Bänder ziehen sich die spanischen   Land­straßen, Carreteras genannt, durchs weite Land. Wer jemals im Sommer auf ihnen tippelte, der weiß, was fengende Hize und quälender Durst bedeuten, der lernt sie verfluchen. Nach allen Seiten erstrecken sie sich, ziehen über Gebirge und durch Täler, durchschneiden Dörfer und Städte, durchqueren ausgetrocknete Bäche und überbrücken Flüsse, in denen schmutziggelbe Wassermassen sich hinwälzen. Und sie winden fich für den Wanderer der befte Fall- in unzähligen Bogen, den zerflüfteten Formen des Strandes folgend, am Meere dahin. Hier herrscht eine üppige Begetation. Bom Meere weht eine frische Prise ins Land, die unerträgliche Hitze des Tages etwas mildernd. Kommen Küfte und Straße dicht zu­sammen, dann wirfst du rasch einmal die Kleider ab, springst ins Wasser und befreist deinen Körper in den falzigen Fluten vom Schweiß und vom Staub der Landstraße.

Aber abseits vom Meere, im Innern des Landes, da wird es oft schlimmer. Glutheiß glast die Sonne herab, wie ein glühender Odem haucht der Wind dich an, und häufig ist weit und breit kein Baum, tein Strauch, der dir fühlen Schatten spenden fönnte. Schatten, Schatten! das ist der eine große Wunsch, den du in diesen südspanischen Sonnentagen in dir trägst. Wasser. der andere. Trinken möchtest du in einem fort. Wasser! Immer quält dich der Durst. An einem Brunnen oder in einem Hause plumpft du unerhörter Genuß, schier unbezahlbare Wohl­einen Liter Wasser mit Leichtigkeit in dich hinein. Doch tat! kannst du gleich darauf warten: wenige Minuten und das Wasser bricht dir als Schweiß aus allen Poren, um in fleinen Bächlein den Körper hinunterzurinnen. Und von neuem beginnt der Durst.

-

-

-

In den frühen Morgenstunden ist das Wandern noch am gün­stigsten. Vorm Sonnenaufgang ist es angenehm fühl und du kommst rasch voran. Die Straße ist schon überall belebt mit schwere bepadten Maultieren und vor allem mit den typischen, spanischen, hohen zweirädrigen Karren, den Carretas  . Die Bauern fahren frühzeitig damit aufs Feld, oder sie bringen ihre Erzeugnisse in die Städte. Es ist geradezu erstaunlich, welche un­geheuren Ladungen sie auf solch einem madligen Gefährt unter­bringen. Vor dem Karren, in zwei Deichseln gespannt, trottet ein langohriger, struppiger Esel oder ein Maultier oder auch, vor­einander gehend, beide. Bei schweren und beschwerlichen Fuhren ist sogar oft ein Pferd, dann das Maultier und ganz vorn der Esel eingespannt, und so, wie die Orgelpfeifen, ziehen sie in langer Reihe ihre schwere Last. Es ist auch durchaus keine Seltenheit, Carretas  mit 5 und 6 vorgespannten 3ugtieren zu begegnen. Immer ist der kleine Esel das Leittier, gelenft und ange­trieben nicht durch Zügel, sondern durch Zurufe und Steinwürfe. Die Carreta ist meist mit einem Plan bespannt, unter dem der Rutscher liegt. Er liegt fast immer, in den tomischsten Stel lungen, bald auf dem Bauche, bald auf dem Rücken, die Beine gegen die Decke gestenmt. So döft er vor sich hin, die unvermeidliche, selbstgewickelte Zigarette zwischen den Lippen, die schwarze Basten­müze teck in die Stirn gezogen. Wenn es ihm gar zu langsam geht, erwacht er aus seiner Lethargie, spornt mit einem zornigen: Arre burro! Arre mula!"( Borwärts Efel! Borwärts Maultier!) oder mit einigen gut nach dem Kopf des Leitesels gezielten Steinen die Tiere zu vorübergehend schnellerer Gangart an. Dann versinkt er wieder im Halbschlaf, aus dem ihn erst der nächste Wutausbruch reißt.

-

Da Autos, die einen Handwerksburschen mitnehmen, immer hin nicht allzu häufig sind, so bist du oft froh, wenn du eingeladen wirst, ein Stück auf einer Carreta mitzufahren. Es rumpelt zwar erbärmlich und geht nur langsam vorwärts, aber du sparst doch dabei deine Kräfte und Stiefelfohlen, brauchst ein Weilchen den drückenden Rucksack nicht zu schleppen und liegst unter dem Plan im Schatten. Liegst nun ebenfalls auf dem Bauche zwischen Körben und Säden, hältst die Zigarette, die dir der Kutscher sofort gedreht und angeboten hat, zwischen den Lippen und kauderwelschst in deinem schlechten Spanisch mit ihm über dies und das.

Der Straßer Kreis, der die NSDAP  . verließ, hat selbst­redend auch seine eigene Jugend. Dort hat es Richard Schapte unter­nommen, die sogenannte Nationalrevolutionäre Arbeiter und Bauernjugend" aufzuziehen, obwohl ihm jedes Organisationstalent und jede Führerqualität fehlt, so daß sein" Bund" wohl faum über einige infantile Trabanten hinausgelangen wird. Uebrigens hat sich ber Straßer- Kreis inzwischen schon wieder gespalten. Unter An­führung des ehemaligen Organisationsleiters der NSDAP  . für Brandenburg  , Rehm, und des ehemaligen Schulungsleiters der Berliner   Hitler- Jugend  , Korn, die beide seinerzeit mit Straßer  gingen, find einige Anhänger Straßers rebellisch gemorden, weil Schon nach wenigen Kilometern ist aber meist so eine Fahrt Straßer, Major Buchruder und Mosfatowski dafür eintraten, in zu Ende, der Wagen muß seitwärts abbiegen. Mit einem herzlichen hrem neuen Staat dem Unternehmertam 49 Broz. Beteiligung| 2dios trennst du dich von deinem Gönner und tippelst nun wieder

allein weiter. Je höher die Sonne steigt, je mehr die Hitze zu­nimmt, desto leerer und einsamer wird es um dich. Allein bist du bald auf der Straße, in deren zollhohe Staubdecke dein Fuß bei jedem Schritte weich einfintt. Ein vorüberrasendes Auto wühlt den Staub zu dicken undurchsichtigen Wolfen auf, die sich dam langsam, langsam, auf alles niederlassen. Du siehst weiß aus wie ein Müller, hast den Mund und die Nase voll Staub, schluckst und spust und schneuzt dich, um diesen etligen Geschmack wieder herauszubringen.

Weiß, mit dicker Staubschicht bedeckt, unter der alle natürliche Farbe schwindet, find auch die spärlichen Gewächse, die den Straßen­rand ,, zieren": Disteln, Aleobüsche und dichtverwachsene, mit fpigen Stacheln versehene Kattusheden. Auf den neuvor­gerichteten, mit einer asphaltartigen Masse überzogenen Straßen ist es besser, die Staubplage ist nahezu beseitigt. Doch in der Mittags­sonne wird die Asphaltdecke weich und breiig und fängt an zu stinken. Du läufft wie auf Gummi, hinterläßt tiefeingeprägt den Abdruc deiner Stiefel und hast bei jedem Schrit das Gefühl, als müßtest du fleben bleiben.

Die Size ist jetzt drückend geworden, die Luft flimmert und gleißt über der erhißten Erde wie über einem offenen Feuer. Der Schweiß rinnt in Strömen. Jetzt mußt du dir unter allen Um­ständen einen vor den Sonnenstrahlen geschützten Plaz suchen, auf dem du die Mittagsstunden verbringen fannst. Aber wo? Rings nur fahle Steppe oder Getreide- und Weinfelder. Einige Oliven und Mandelbäume geben nur spärlichen Schatten, durch ihre schmalen Blätter sucht überall die Sonne ihren Weg zum ausgetrockneten Boden.

Da ist unter der Straße ein enger, fleiner Tunnel gebaut. Im Winter, wenn es wochenlang regnet, haben hier die Wassermassen ihren Durchfluß. Jetzt ist jedoch von Wasser nichts zu spüren. Du friechst hinein, um der peinigenden Hitze zu ent­gehen. Schatten ist freilich in dem Loch, und einige Grad kühler als draußen ist es hier auch, aber außerdem findest du auch Unrat in Menge, es stinkt nach allem Möglichen, und allerlei Viehzeug mußt du erst verscheuchen. Nachdem du dir etwas Platz geschaffen hast, machst du es dir ,, bequem", ziehst dich möglichst aus, legst dich auf deine Decke, schiebst den Rucksack unter den Kopf und ver suchst zu schlafen. Es bleibt aber gewöhnlich beim Versuch. Denn schon furren Schwärme von Fliegen herbei, die glauben, auf deinem schwitzenden Körper ihr Gastmahl halten zu können. Du schlägst verzweifelt um dich, doch für jedes erlegte Insert schwirren ein Dugend neue heran, um dir die Mittagsruhe möglichst unterhaltsam zu gestalten. In stumpfem Dahindösen und gelegent­lichen Fliegenjagden vergehen langsam die Stunden. Währenddessen stellst du Betrachtungen über das schöne Spanien  " an und kannst dich nicht entsinnen, jemals in den vielen Reisebüchern etwas von dem Leben, wie du es jetzt täglich führst, gelesen zu haben.

Auf der Decke zeichnen sich deine Körperumrisse ab, es ist vom Schweiß, der auch hier nicht versiegt. Du langst zur Feld. flasche, willst trinken und deine ausgedörrte Kehle anfeuchten, doch das Wasser erfrischt nicht mehr. Es ist warm und schal und hat einen unangenehmen Geschmack.

Nach einiger Zeit hältst du es nicht mehr aus in diesem stin=. tenden Loch, ziehst dich an und wanderst wieder weiter, trotzdem es draußen immer noch wie in einem Backofen glüht. Nach einiger Zeit siehst du von weitem ein fleines Häuschen. Es ist die Woh­ming eines Peones caminero, eines Straßenwächters. Diese Häuschen, die sich an den Hauptstraßen alle 5 bis 10 Kilometer befinden, sind für den Fußwanderer die Tankstellen" zwischen den einzelnen Orten, die in schwach besiedelten Gegenden ja mitunter eine Tagereise und noch mehr voneinander entfernt liegen.

Du beschleunigst deinen Schritt, bis du das Haus erreicht hast, und trittst ein sofern dich nicht ein bissiger Köter an diesem Vor­haben hindert. Drinnen bittest du um Wasser und gießt dir aus dem dargereichten, didbauchigen Tonkrug das fühle, edle Naß in langen, durftigen Zügen in den Magen. Füllst noch deine Flasche und marschierst dann erfrischt weiter auf einer der Straßen, die wie endlose, weiße Bänder das Land durchziehen Rudolf Schneider.