Einzelbild herunterladen
 
  

14 or

Der Appelf im Reich

Die

Soweit bis jetzt aus dem Reich Meldungen vorliegen, hat der Aufmarsch des Reichsbanners überall einen wuchtigen Verlauf genommen. Im Hamburger   Stadtgebiet stand der Sonntag im Zeichen der Bundesgründungsfeier des Reichs­banners Schwarz- Rot- Gold. Hamburg   war schon in den frühen Morgenstunden in Bewegung. Schon vor 7 Uhr marschierten in allen Stadtteilen die Formationen des Reichsbanners auf. Reichsbannerkameraden beteiligten sich stärker denn je an diesem Aufmarsch zum Generalappell. Durch die Stadtteile, be= grüßt von schwarzrotgoldenen Fahnen und Spalier bildenden Menschenmassen, marschierten die Formationen nach einem zentral gelegenen Sportplatz, auf dem dann gegen 9% Uhr vom Gauführer, dem technischen Leiter und dem Kreisführer der Appell abgenommen wurde. Vor Tausenden von Männern und Frauen waren hier 5500 uniformierte Reichsbannerleute in musterhafter Ordnung an­getreten. Nach dem Appell folgte ein Marsch durch die Stadt. An der Spitze des Zuges marschierten Gauvorstand und sozialdemokra= tische Bürgerschaftsfraktion. Der Generalappell des Reichsbanners war ein eindrucksvolles Erlebnis. Er bewies, daß die Neu­organisation des Reichsbanners in Hamburg   durch geführt ist. Auf dem Appellplatz richtete der Gauführer Stein­feld anfeuernde Worte an die Kameraden. Mit einem Hinweis auf die politische Situation ermahnte er zur Pflichterfüllung, dem Dienst an Republik   und Demokratic.

In den Nachmittagsstunden marschierte das Altonaer Reichsbanner auf. In der Nachbarstadt Hamburgs traten 1200 Männer zum Generalappell an. Auch hier zeigte sich die Disziplin und Bereitschaft der Frontkämpfer der Republik  .

In seiner Gründungsstadt Magdeburg   feierte das Reichsbanner Schwarz- Rot- Goid den Jahrestag seiner Gründung durch einen Aufmarsch seiner neuerrichteten Schutzformationen auf dem Ehrenhof des Ausstellungsgeländes und durch einen Appell vor dem Staatstheater. Auf dem Ehrenhof legte an Stelle des in Berlin   weilenden Bundesvorsitzenden und Gründers Hörfing Gau­führer Höltermann die Bedeutung des Tages dar, die in der Parole Marschfertig am 22. Februar" liegt. Er erklärte u. a.: ,, Wir sind feine politische Partei. Wir sind eine staatspolitische Ber­einigung von Männern, die sich zu jeder Stunde bereit halten, um einem Ruf der verfassungsmäßigen und verfassungstreuen Behörden zur Verstärkung und Ergänzung der staatlichen Macht mittel folgen zu können. Darüber hinaus wollen wir vorbeugend wirken durch propagandistisches Eintreten für den demokratischen Staat im Geiste der Verfassung von Weimar  ." Die Festrede hielt Oberpräsident Dr. Fald: An die Worte seines Borrebners anknüpfend, sagte er: Lassen Sie mich mit allem Nachdruck zur Bermeidung jeden Zweifels flar aussprechen, daß die preußische Schutzpolizei stark und kräftig genug ist, auch in den heutigen Zeiten Ruhe, Ordnung und Sicherheit im Lande aufrechtzuerhalten und jede gefeßmäßige Tätigteit zu schüßen. Auch gegenwärtig, wo zahlreiche Volksgenossen von der Arbeitslosigkeit schwer betroffen sind und obendrein Phantasten und Verbrecher eine maßlose Heze gegen den Staat und seine Berfassung betreiben, fann die preußische Berwaltung die öffentliche Ordnung sicherstellen, ohne daß fie der Mitwirkung irgendwelcher Verbände bedarf." Der Oberpräsident jagte dann weiter, er wolle mit seinen Worten die Arbeit des Reichs­

banners feineswegs für unnüz erklären. Der republikanische Volks­staat brauche Mitarbeiter, die es sich zur Aufgabe machen, die Ge­danken unserer Verfassung in alle Teile der Bevölkerung hinein­zutragen. In unserer jezigen Lage sei diese Arbeit des Reichs­banners nüglicher und notwendiger denn je.

Auch Hannover   stand am Sonntagmittag völlig im Banne einer gewaltigen Reichsbannerkundgebung. 2500 uniformierte Reichsbannerleute marschierten durch ein Spalier von 3ehn tausenden von Republikanern, die die Straßen um­säumten. Gleichzeitig fanden an 40 Orten des Gaues Hannover Reichsbannerappelle   statt. Soweit bisher Berichte darüber aus Celle  , Hildesheim  , Göttingen  , Uelzen  und Lüneburg   vorliegen, wurden sie alle unter außerordentlich starter Anteilnahme der Bevölkerung zu eindrucksvollen Kund­gebungen gegen den Faschismus.

In Mainz   hat der Appell Hörfings: Am 22. Februar marsch­bereit!" einen begeisterten Widerhall gefunden. Das Reichsbanner war aus dem ganzen Kreise Mainz   zusammengezogen, und gegen 3 Uhr bewegte sich ein Zug von vielen Tausenden Reichsbanner­fameraden in Uniform und Zivil durch die Straßen der Stadt zur Stadthalle, deren Riesenraum rasch überfüllt war. In der Kund­gebung gedachte in furzer begeisternder Rede Reichstagsabgeordne­ter Dr. Mierendorff der Gründung des Reichsbanners. Auch nach der Kundgebung stand die ganze Stadt noch unter dem Eindruck der Demonstration, die in vollster Ruhe verlief.

Trotz Schnee und Regen beteiligten sich an der Reichsbanner­Schutzformationen. Der lange Demonstrationszug wirkte vor allem fundgebung in 3eiß etwa 2000 Reichsbannerleute, Sportler und

durch seine straffe Disziplin.

In ganz Schleswig- Holstein   fanden am Sonntag 60 Umzüge des aufmarschbereiten Reichsbanners statt. In Kiel  beteiligten sich an der Kundgebung rund 10 000 Personen. Zu zu­sammenstößen ist es in der Provinz nicht gekommen.

Die Reichsbannerkundgebungen in München   verliefen unter großer Beteiligung der republikanischen Bevölkerung ohne jeden Zwischenfall.

In Frankfurt   a. M. beteiligten sich etwa 40 000 Personen an der Kundgebung. Neben der Versammlung in der Festhalle mußte eine Parallelversammlung im Freien abgehalten werden.

In Leipzig   vereinigten sich etwa 25 000 Republikaner vor dem Frankfurter Tor zu einer Kundgebung, die trotz verschiedener Störungsversuche von Rechts- und Linksradikalen wirkungsvoll verlief.

In Thüringen   nahmen an den Aufmärschen des Reichs­banners etwa 14 000 Mitglieder teil. Nur in Weimar   haben die Nationalsozialisten eine Gegenfundgebung riskiert. In Alten­ burg   unternahmen trotz Schneesturm und Regenwetter am Sonntagvormittag Reichsbanner und Parteischutz in einem Radius von 28 Kilometer einen Ausmarsch über die Dörfer. Unterwegs schlossen sich weitere Formationen an. Am Bestimmungs­ert Serbiz sprach nachmittags 3 Uhr Dr. Diezel Weimar, Die Veranstaltung war so stark besucht, daß die Ausmarschierten in benachbarten Gastwirtschaften untergebracht werden mußten, um anderen Besuchern Platz zu machen. Abends 6 Uhr marschierten die Kolonnen unter flingendem Spiel der Reichsbannerkapelle, mit ungeheurem Jubel empfangen, im Voltshause Altenburg   wieder ein.

Störungsversuche.

=

schen Provokateure haben gestern ein klägliches Fiasko er Die nationalsozialistischen und tommunisti­litten. Hier und da bildeten sich kleine Züge von knapp 100 Mann, gingen verhette Elemente beim An- und Abmarsch zum tät­die von der Polizei mühelos aufgelöst wurden. An einigen Stellen lichen Angriff auf Reichsbannerleute über. Die Störenfriede wurden energisch zurückgewiesen und von der ein­schreibenden Bolizei festgenommen. Am Franz- Josefs Blaß fam es zu einem Zwischenfall, der jedoch ohne ernste Folgen blieb. Die Veranstaltung selbst verlief völlig ungestört.

#

anzulegen, war ausgezeichnet befolgt worden. Ueberall sah man| loses Anerkennen! Hinter den Absperrlinien stehen dicht unsere Zeichen, überall auch die Reichsbannerabzeichen. Nicht selten gedrängt, bis weit hinten an das Alte Museum heran unsere Ge= wurden beide zusammen getragen. Man sah aber auch die Sym- nossen. Man hört Hochrufe herüberschallen, die immer wieder bole der Sportler, der Naturfreunde und des 3d2. Von den begeistert aufgenommen werden. Ruhe tritt erst ein, als Nazis war wenig zu merken, und wenn sie da waren, verhielten Hörsing das Wort zu seiner Ansprache nimmt. sie sich sehr still. Zahlreicher, aber im Verhältnis zum ganzen durchaus verschwindend, waren Kommunist en vertreten, die wieder bei fleinem" zu gewinnen hofften; sie bildeten Diskussions­zirkel, in denen natürlich der Mund dem Verstand fortlief, sehr zur Belustigung der älteren und erfahrenen Männer und Frauen, die mit irgendeinem überlegenen humorvollen Wort die Lacher auf ihrer Seite hatten. Mit einer geradezu rührenden Geduld harrten hier vor der Freitreppe des Alten Museums   und um das Denkmal Friedrich Wilhelms III. herum die Massen, hörten sich die flar und deutlich herüberschallenden frohen und flotten Märsche der Reichsbannerkapellen und der Spielleute an, und nahmen in ernſtem Schweigen die mahnenden und ermutigenden Worte Hörsings, die durch Riesenlautsprecher gut übertragen wurden, entgegen. Als dann zum Schluß das Treugelöbnis der Reichsbanner­leute zur Republik, zum Baterland und zum Volt machtvoll her­überhallte, da entblößten sich trotz Schnee und Regen die Häupter vieler. Dann aber zeigten die lustigen Marschweisen drüben vom Schloß her an, daß sich die Kolonnen wieder in Bewegung setzen. Nunmehr fam auch in die wartenden Zivilisten" Bewegung, und wie sie gekommen, strömten die Massen auch wieder ab. Neben den Heilrufen der begeisterten Jugend auf die Republik   versuchten sich die Jünger Mostaus breitzumachen, die die Weltrevolution hoch­leben ließen. Zu irgendwelchen nennenswerten Störungen oder Zusammenstößen tam es an diesen Stellen, dant dem großen llebergewicht unserer Parteigenossen und anderer zahlreicher Republikaner, nicht.

Wieder ertönt das Bundeslied Ferdinand Freiligraths  : Schwarzrotgold". In geschlossenen Zügen, ein erhebendes Bild froher, tatbereiter Selbstdisziplin, marschieren die Reichsbanner abteilungen in ihre Bezirke zurück. Eine Kundgebung ist beendet, die dem treuen Republikaner zeigte, daß an der geschlossenen Front des Reichsbanners jeder Angriff scheitert, und die dem Gegner be­wies, daß er gegen diese Front ohne Aussicht auf Erfolg anrennt.

Blick vom Balfon des Schlosses.

Wahrhaft überwältigend war der Anblick, den die, riesige Kundgebung Don ,, o ben" gewährte. Von dem historischen Balkon des Schlosses, von dem Wilhelm der Letzte in den ver­hängnisvollen Julitagen 1914, als die deutschen   Arbeiter zum Blut­vergießen gut genug waren, und der allerhöchste Herr daher keine Barteien mehr kennen wollte, die Mobilmachung aussprach, entbot gestern der Polizeipräsident Berlins   den Forma­tionen des Reichsbanners seinen Gruß. Trotz des nebligen Wetters fann man von hier bis in die fernsten Winkel des weiten Platzes sehen; man erfennt erst jetzt, welch riesige, welch gewaltige Menschenmassen sich zusammengefunden haben. Selbst auf bem Schintelplay und am 3eughaus stehen die Menschen in dichten Gruppen. Und angesichts eines solden Massenaufmarsches besigen Hugenberg- Rebatteure die Stirn, die Lüge von dem ,, ffäglichen Aufmarsch des Reichsbanners" in die Welt zu setzen. Vor dem Schloß sehen wir die muster gültigen Reihen der Reichsbannerschuhformationen. Besonders gut sehen von hier oben die Radfahrer mit ihren blanken Rädern aus. Von unserem ,, Höhenstandpunkt" würde man jeden Fehler, jede frumme Linie genau erkennen; aber es gibt nichts zum Kritisieren, nur vorbehalt­

Insgesamt wurden annähernd 50 Personen, meist und der Politischen   Polizei übergeben. Die Mehrzahl der im Ge­Kommunisten, wegen verschiedener Delifte fest genommen wahrsam Befindlichen wird dem Schnellrichter vorgeführt werden.

SA.   als Stadipolizei.

Mißbrauch der Polizeigewalt in Braunschweig  .

Braunschweig  , 23. Februar.( Eigenbericht.) wüsten Exzessen geendet. Der Naziminister Franzen hat vor Der Hitler Rummel in Braunschweig   hat mit dem Hotel, in dem Hitler abgestiegen war, die Polizei ver­Führern die Weisung, daß sie allein für die Ordnung und trieben und durch SA.   Leute ersetzt. Er gab den SA  .. für die Räumung der Straßen zu forgen hätten. In­folgedessen tam es dort wiederholt zu Zusammenstößen, in denen Bassanten mit Gummitnüppeln und anderen Hiebwaffen zusammengeschlagen wurden. Zahlreiche Passanten sind verletzt.

Auf das Ortsbüro des Reichsbanners wurde ein An griff der Nazis versucht, der jedoch durch eine Schufowache vereitelt wurde. Als später einige Reichsbannerfameraden in einem Trupp von etwa acht Mann nach Hause gingen, wurden sie von einer Nazihorde überfallen und blutig ge­schlagen. Ein 56jähriger Reichsbannerkamerad erlitt schwere Ver­lehungen. Bei einer ganzen Reihe von Nazis wurden Schuß= waffen festgestellt. Ein Trupp drang in ein Café ein, fing eine Schlägerei an und schlug das sämtliche Mobiliar in Trümmer. Auch Polizeibeamte sind durch Messerstiche usw. ver­legt worden.

Saalschlacht auf Rügen  .

Die Nazis als Mefferhelden. Zahlreiche Verletzte. Binz  ( Rügen  ), 23. Februar.( Eigenbericht.) In einer öffentlichen Volksversammlung der Natioalfozialisti­schen Arbeiterpartei kam es in der Nacht vom Sonntag zum Mon­fag zu schweren Zusammenftößen zwischen Reichebanner und Nationalsozialisten. Der Referent der NSDAP.  , Lauterbach, crging sich in Provokationen gegen führende Sozialdemokraten des Bezirks. Als der Kreisvorsitzende der Partei den Referenten aufforderte, die

Provokationen zu unterlassen, ertönte der Befehl: SA  , Seat räumen!" Sofort griffen die Nazis zu den Stühlen, schlugen sie in Stüde   und fielen über die Reichsbanner­tameraden her. Die Reichsbannerleute verließen auf Anordnung der Landjägerei den Saal. Bon den Nationalsozialisten wurde das gesamte Inventar des Saales durch die Fenster gegen die draußenstehende Menge geworfen, die ihrerseits die Trümmer in den Saal zurückschleuderte. Die gesamte Ein­richtung wurde völlig zerstört. Ein Reichsbanner­mann erlitt am Kopf eine so schwere Stich verletzung, daß er ins Krankenhaus eingeliefert werden mußte, wo er lebensgefähr­lich verletzt darniederliegt. Außerdem wurden weitere drei Reichsbannerkameraden erheblich verlegt. Nazis mußten acht ihrer Anhänger mit Tragbahren abtranspor­fieren, da diese von der wütenden Menge fürchterlich zugerichtet norden waren.

Die

Landesverrat unterm Hafenkreuz. Sozialdemokratie brandmarkt die Schädlinge an der Saar  . Saarbrücken  , 23. Februar.( Eigenbericht.)

-

Die deutsche   Sozialdemokratie an der Saar   nahm gestern auf einem Parteitag einstimmig eine Entschließung an, worin sie sich aufs neue zu einer aufrichtigen deutsch  - französischen Ver­ständigungspolitit bekennt. Eine alsbaldige Lösung der Saarfrage- so wird in der Entschließung ausgeführt sei eine unerläßliche Bedingung der europäischen Einigung. Die Lösung könne nur erfolgen durch restlose terri­teriale Rüd gliederung der Saar   nach Deutschland  unter Ausbalancierung der wirtschaftlichen Belange. Die Bereini­gung der Saarfrage müsse zu einer engeren europäischen   Zu­

sammenarbeit werden. Jeder Versuch einer rechtsradikalen Saar­versackungspolitik als Opfer für nationalsozialistische und deutsch­nationale Aufrüftungs- und Militärbündnispläne müsse aufs schärfste bekämpft werden.

-

Die Sozialdemokratie an der Saar   so wird in der Ent­schließung mit besonderm Nachdruck hervorgehoben sagt der hoch­Nationalsozialisten den schärfsten Kampf an und stellt vor und landesverräterischen Grenzlandpolitit der der ganzen deutschen   Deffentlichkeit das große Schuldkonto dieser Bewegung fest, die durch ihre Innen- und Außenpolitik die Rück­gliederung der Saar   erschwert und sich im Grenzland selber als Schlupfwinkel der charatterlosesten Elemente des Saarſeparatismus erwiesen hat.

die verheerende Katastrophenpolitit der Nationalsozialisten, Der Parteitag war eine einzige flammende Kampfansage gegen besonders in den deutschen   Grenzlanden.

Das Land der Katastrophen. Sozialdemokratische Anfrage über das Grubenunglück bei Aachen  .

Die sozialdemokratische Fraktion hat im Preußischen Landtag folgende große Anfrage zu der neuesten Grubentata­strophe bei Aachen   eingebracht:

Das Aachener Steinkohlenrevier ist wiederum von einem großen Grubenunglüd heimgesucht worden. Am Sonn­abend, dem 21. Februar 1931, ereignete fich auf der 600- Meter­Sohle der Grube Eschweiler  - Reserve bei Rothberg eine Gruben­explosion, durch die nach den letzten Meldungen 32 Bergarbeiter getötet und 9 verletzt worden sind. Durch dieses Unglück ist erneut die dortige Bergarbeiterschaft schwer betroffen worden, und die Familien der Getöteten und Verletzten in große Not geraten. Es muß außerordentlich befremden, daß das Aachener Revier fo schnell hintereinander durch solche großen Grubenunglüde heimgesucht wurde. Wir fragen das Staatsministerium: 1. Ist es in der Lage, mitzuteilen, ob die Explosion durch Entzündung von Schlagwettern oder durch Kohlenstaub erfolgt ist? 2. Was ge­denkt das Staatsministerium zu tun, um solche Katastrophen in Zukunft unmöglich zu machen? 3. Ist das Staats­ministerium bereit, eine Hilfsaktion für die von dem Unglück Betroffenen in die Wege zu leiten?

*

Zu Beginn der heutigen Landtagssigung gedachte Präfi­dent Bartels, während sich die Abgeordneten von ihren Bläßen er hoben, des Ablebens des volksparteilichen Vizepräsidenten Dr. Wiemer, der dem Landtag 30 Jahre angehörte. Im Anschluß daran gedachte der Präsident der Opfer der neuen furcht­Opfern die herzliche Anteilnahme des Landtags aus. Der Präsident baren Grubentatastrophe bei Aachen   und sprach den sprach die Erwartung aus, daß die Ursache der Katastrophe festgestellt werden kann, um durch vorsorglichen Schuß die Bergarbeiterschaft künftig vor solchen Unglücksfällen zu bewahren.

Hierauf erhob sich der Handelsminister Dr. Schreiber, um sich der Erklärung des Präsidenten anzuschließen. Trotz aller Bemü­hung um die Grubensicherheit zeige doch die letzte Katastrophe, wie weit man noch von dem Ziele eines sicheren Bergarbeiterschutzes entfernt ist. Die Staatsregierung werde alles tun, um den Ver­letzten und Hinterbliebenen zu helfen.

Nach dem bis jetzt vorliegenden

Resultat der amflichen Ermittlung sind durch die Explosion auf der Grube Eschweiler  - Reserve 32 Berg­Unglücksstelle ist am Sonntag von dem Unfallausschuß der Gruben­leute getötet worden. Neun sind verlegt, darunter zwei schwer. Die sicherheitskommission befahren worden. Inwieweit Schlagwetter die Explosionsursache find, muß noch festgestellt werden; jedenfalls aber hat Kohlenstaub an der Fortpflanzung mitgewirkt. Zündungsursache kommen weder Maschinen, noch Sicherheitslampen in Frage. Bermutlich ist die Explosion durch Sprengstoffe eingeleitet worden. Die Untersuchung ist im Gange.

Als

Der Minister sprach schließlich den Rettungsleuten, die das Menschenmöglichste getan haben, den Dank der Regie­rung aus.

Als Abg. Otter( S03.) die Verbindung der Beratung mit der sozialdemokratischen Großen Anfrage beantragte, entwickelt sich eine lange Geschäftsordnungsdebatte, weil Abg. Sobotta( Komm.) beantragt, den Bergetat von der Tagesordnung abzuseßen und dafür die Ministererklärung sofort zu besprechen. Auf Antrag des Abg. Riedel( Staatsp.) wird aber beschlossen, die Regierungserklärung zusammen mit dem Bergetat zu

handeln.

ver­

Hierauf beantragen die Kommunisten Verlängerung der Rede­zeit, die vom Aeltestenrat auf 1% Stunden festgesetzt wird. Es tommt in der Aussprache hierüber wiederholt zu lärmenden Auf­tritten, wobei die Kommunisten die Mehrheit des Hauses und die Sozialdemokraten als Mörderbande beschimpfen. Da sich Deutsch­nationale, Volkspartei, Zentrum und Sozialdemokraten für eine erlängerung der Redezeit um eine halbe Stunde aus­sprechen, unterbricht der Präsident die Sizung. Inzwischen wird der Weltestenrat über die Verlängerung der Redezeit beschließen.