Einzelbild herunterladen
 
«n die Arbeiter Deutschlands  . Fast sämmtliche Hut- arbeiter und»Arbeiterinnen Berlins   befinden sich im Ausstand. Zur Information über die Ursache dieses Kampfes ist noch folgendes zu wissen nöthig. Durch unermüdliche Tbätigkelt war es unS gelungen, fast sämmtliche unserm Berufe angehörige Arbeiter und Arbeiterinnen zu organisiren, so daß wir mit der nunmehr ver- stärkten Organisation schon vergangenen Herbst in der Lage waren, weitere Lohnreduzirungen zu verhindern. Darauf schloß sich das Unternehmerthum zu einer Koalition zusammen, um sich gegen diemaßlosen Angriffe der Arbeit- uehmer zu schützen". Wenn sich der Arbeiter Verlängerung der Arbeitszeit, Lohnabzüge ec. nicht mehr gefallen lassen will, so bedeutet das bei den Fabrikantenniaßlose Angriffe"! Der erste Angriff des Fabrikantenringes wurde gegen unsere Organisation im Februar dieses Jahres unier- uommen; die Arbeiter parirten jedoch den Angriff in jeder Weise. Ihn zu wiederholen, dazu glaubt das Unternehmerthum jetzt den geeigneten Zeitpunkt gekommen. Der Fabrikantenring halte in einer Sitzung unter nichtigen Vorwänden beschlossen, sämmtliche Arbeiter und Arbeiterinnen auf acht Tage auszusperren, und dann die Bedingung zu stellen, daß, wer arbeiten wolle, sich ver- pflichten müsse, aus der Arbeiterorganisation auszutreten. Die Konjunktur in unserer Branche ist aber genau dieselbe wie im Februar, denn wir befinde» uns in der Tamenhnt- Saison, aus die die Hälfte der Fabrikanten angewiesen ist. Wir haben den uns aufgezwungenen Kampf aufgenommen und sind gewillt, ihn so lange zu führen, bis wir aus ihm als Sieger hervorgegangen sind. In der Hoffnung, daß auch uns Eure viel- fach erprobte Solidarität zur Seite steht, zeichnet init solidarischem Gruße: Die Lohnkominisfion der ausständigen Hutarbeiter und Hutarbeiterinnen Berlins  . Zuzug von Wollhut« Arbeitern und-Arbeiterinnen nach Berlin   ist streng fernzuhalten. Alle arbeiterfreundlichen Blätter werden um Abdruck gebeten. Achtung, Metallarbeiter! Der Ausstand aus Anlaß der Maifeier dauert in den schon früher genannten Werkstätten Berlins   überall unverändert fort. Der Stand des Kampfe? ist außerordentlich günstig, Streikbrecher sind so gut wie nicht vorhanden, der Muth der Ausständigen ist un- gebeugt. Kollegen, haltet auch weiter den Zuzug fern und sorgt für materielle Unterstützung der Kämpfen- den, indem Ihr den Beschlüssen der öffentlichen Ver- sammlungen, vv Pf. wöchentlich zu opfern, aufs pünktlichste nach- kommt, dann muß der Sieg, trotz aller Kühnemänncr, unser werden. Bedenkt, was auf dem Spiel steht; wem seine Organi- sation lieb ist, der thue seine Schuldigkeit! Der Vorstand deS Berliner   Metallarbeiter-Verbandes. Achtung, Maurer! Am IS. Mai nahmen auf dem Bau der Maurermeister Nessel u. Altgeld, Mauer- und Kaiserhof- slraßen-Ecke(Eigenthümer Kommerzienralh Delbrück), die Maurer auf Versprechen des Poliers Nisch zu den Bedingungen: neun Stunden und 5S Pf. Stundenlohn die Arbeit auf. Am Sonn- abend vor Pfingsten, mittags, erklärte der Polier den Gesellen, daß, wer jetzt noch weiter arbeiten wolle, auch für die schon in dieser Woche geleistete Arbeit, sowie auf weiteres nur Pfennige Stundenlohn bekäme; wer dies nicht wolle, könne aushören. Daraus legten sämmtliche Kollegen die Arbeit sofort nieder und mußten nun nothwendiger- weise für die geleistete Arbeit ihren versprochenen Loh» erhalten. Diese Arbeitsstätte ist deshalb zu meiden. Leider ist hierbei wieder einmal zu konstatiren, daß die Maurer, die wir leider auch Kollegen nennen müssen, durch ihr Arbeitsuchen gerade auf solchen Bauten alle Forderungen und Errungenschaften der charakterfesten Kollegen in der unverantwortlichsten Weis« illusorisch machen. Wir ermahnen alle diese Berliner   Kollegen, doch endlich einmal zu erwägen, in welch h�.,.m Maße sie sich dadurch an der doch auch in ihrem Interesse liegenden Bewegung versündigen. Die Lohnkommission der Maurer Berlins   und Umgegend. Achtung» Zimmerleutel In den Baugeschäften von F r a n s s e n in Berlin  , Lutherstraße, und H e r t l i n g in Charlotten bürg sind die Differenzen wieder beigelegt, infolge dessen kann dort gearbeitet werden. Der Zimmermeister MaiS in Schöneberg   zahlt von jetzt ab nur SSV, Pf. Stundenlohn und will noch weitere Abzüge machen; die Arbeit wird auf dem Holzplatz von Fischer und Colberg, Kottbuscr Damm fertiggestellt und ist deshalb dieser Platz vorläufig zu meiden. Die Lohnkommission. Achtung, Parqnetbodcnleger Berlin  « und Umgegend! Folgende Firmen haben bis gestern, Mittwoch, unseren Tarif bewilligt: Bangemann, Deutsch-WilmerSdorf; Deutsche   Fuß- boden-Fabrik, Martinikenfelde; Kampmeyer, Berlin  ; Kuhnert u. Kühne, Martinikenfelde; Leibe u. Comp., Berlin  ; Vesser  , Berlin  ; Rooch, Berlin  ; Schramm, Charlottenbnrg; Stelmatzek, Berlin  ; Wildt, Deutsch-Wilmersdorf. Nicht bewilligt haben die Firmen Badmeyer, Berlin  ; Ende. Berlin  ; Rosenfeld, Berlin  ; Mittag, Charlottenburg   und Bendix Söhne, Berlin  . Der Ver- trauensmann. In der Bautischleret von H a r t m a n n in Weißen. s e e, Lehderstr. 27, haben sämmtliche Kollegen die Arbeit wegen Lohn- und Arbeitsdifferenzen niedergelegt. Zuzug ist bis auf weiteres fernzuhalten. Die Ortsverwaltung des deutschen   Holz- arbeiter-Berbaudes. Der Streik der Musikinstrnmenteu-Arbeiter Berlins  dauert nnverandert fort, trotzdem das Fabrikantenorgan, die Musikinstrumenten-Ztg.", in seiner letzten Nummer das Ende des Streiks mit Bestimmtheit angekündigt. Tie Ausständigen er- klären, sich auf keinen Fall der von den Unternehmern gestellten Bedingung,bedingungslose Aufnahme der Arbeit" fügen zu wollen und zu können, nachdem sie die Hand zu einem ehren- hasten Frieden boten und sich zu Verhandlungen bereit erklärten. Wenn dieJnstrumenten-Zeitung" die Veröffentlichungen der Ardeiterpresse, speziell desVorwärts", der Unwahrheit zeihe» und diese Behauptung an dem Beispiel zu beweisen sucht, daß die Pianofortefabrikanten L. Tuysen, Ed. Westermayer, H. Hansen, von den Mechanikfabrikanten Oskar Köhler und Gustav Wiesner nicht während derDauer des gegen- wältigen Ausstandes irgend welche Forderungen der Arbeiter bewilligten, wie die Streikkommissio» be- hauptet haben soll, so weist die Kommission demgegenüber nach. daß dieJnstrumenten-Zeitung" etwas als unrichtig bezeichnet, was garnicht behauptet worden ist. Die genannten Firmen haben die Forderungen der Arbeiter schon vor Beginn des Streik? bewilligt, kamen also garnicht bei diesem Kampfe in Frage, was natürlich von der Jnstrumenten-Zeitung" verschwiegen wird. Daß diese ferner den Streik alsmuthwillig heraufbeschworen" bezeichnet, dabei aber die brutale Aussperrung der Klaviaturarbeiter und den provo- zirenden Inhalt des Plakats vom 1. Mai vergißt, daß sie dieseFolgen wühlerischer Agitation gerecht" nennt und den Arbeitern die Lehre giebt, nicht blindlings ihrenFührern" zu folgen, ist nicht zu verwundern; ist es doch die immer wieder- kehrende Antwort der Unternehmer bei den bescheidensten Ver- suchen der Arbeiter, ihre Lage zu verbessern. Die K o m- Mission. Zur Berliner   Tabakarbeiter-Beweguug. Auf die von Herr» I. Raphaöli in den beiden letzten Nummern desVor- wärts" veröffentlichten Erklärungen haben wir folgendes zu be- merken: Wir haben nicht behauptet, daß Herr N. noch heute fabrizirt, sondern wir haben das gerade Gegentheil behauptet, nämlich: daß Herr R. keinen einzigen Arbeiter beschäftigt, daß er nur solange Arbeiter sitzen hatte, als er die jetzigen Ver- kaussräume leerstehen hatte. Eine weitereWahrheit" des Herrn R. Derselbe behauptet:Es fei unwahr, daß er die Be- zahlung deS Lohntarifs verweigert habe." Wir haben dieses doch gar nicht behauptet, sondern die Firma R. denjenigen beigesellt, die den Lohn verweigert resp.wo nicht zum tarif- mäßigen Lohn gearbeitet wird." Aus unserem Inserat geht doch dieses klar hervor, oder hat Herr R. vielleicht die Meinung, daß Zigarren, die mit 1,25, 1,50, 1,75, 2, Mark u. s. w. pro 100 Stück von ihm verkauft werden, zum tarifmäßigen Lohn hergestellt sind, wo doch schon der Minimallohn für die billigste Sorte 1,15 M. pro 100 Stück beträgt. Eine fernere Wahrheit des Herrn R. Der Herr legt uns in den Mund, daß wir behauptet hätten, für 1,75 und 2 M. verkaufe er schon einesehr anständige Z i g a r r e", die von Restanrateuren mit 5 Pfennige verkauft wird. Ferner: Herr N. schreibt, daß es unwahr sei und von Un- kenntniß der derzeitigen Verhältnisse in der Zigarrenfabrikation zeuge, daß er von Fabrikanten beziehe, welche im Zuchthaus ar- beiien lassen." Es fällt keinem vernünftigen Fabrikanten mehr ein, im Zuchthause arbeiten zu lassen, da er hierdurch nichts als Nachtheile hat." Nun vergleiche der Leser und entscheide, auf welcher Seite die Wahrheit ist. Wir sagten:Wir wissen als Fachleute, daß Zigarren, die mit 1,75 M., 2 M.:c. ec. pro 100 Stück verkauft werden, nur in Zuchthäusern, Strafanstalten, oder von solchenfreien Arbeitern", welche den Arbeitern der beiden vorhergenannten Kategorien technisch leider in nichts nachstehen, verfertigt werden können. Thatsächlich werden Gastwirthe ze. ic. durch Anpreisung dieser Maare verleitet, diese Maare ihren Kunden, die doch meist Ar- beiter sind, zum Preise von 5 Pf. pro Stück zu verkaufen." Der Leser kann doch hieraus entnehme», daß wir von einer sehr a n st ä n d i g e n Zigarre" nicht gesprochen, unsere Meinung ist doch hierüber von der des Herrn R. eine himmelweit verschiedene. Ferner ist die Behauptung: es fällt keinem ver- nünstigen Fabrikanten mehr ein. im Zuchthaus arbeiten zu lassen, eine sehr vage, wenn man die letzte Gesetzesvorlage der Regierung zur Hand nimmt, welche aus Anlaß der Ein- sührung der Tabak-Fabrikatsteuer dem Reichstage vorgelegt wurde; denn da ist auf Seite 89 zu lesen, daß allein in Preußen 3032 Arbeiter nur in Strafanstalten allein mit der Her- stellung von Zigarren beschäftigt werden; das Kompliment, welches Herr R. seinen Klassengenossen macht, wird von ihnen mit gebührender Anerkennung aufgenommen werden können; denn es würden hiernach allein in Preußen ca. 60nicht vernünftige"zweitgrößte Fabrikanten" in Strafanstalten, Zuchthäusern ec. arbeiten lassen. Mo liegt denn die Unkenntniß der derzeitigen Verhältnisse? Dieses möge auch hier wieder der Leser entscheiden. Die Konkurrenten in der Lohnkommission verzichten auf daS Nachmachen solcher Reklamekunststücke; sie wissen sich davon frei, auf etliche Monate angeblichzweitgrößter Fabrikant Berlins  " zu werden, 54 Arbeiter zu beschäftigen, um dann die- selben, wenn der Mohr seine Schuldigkeit gethan, wieder auss Pflaster zu werfen. Die Tabakarbeiter verzichten darauf,über ihre Verdienste belohnt zu werden"; damit fällt die von Herrn R. so hervorgehobeneEhrenpflicht". Wenn Herr R. mit dieser Ehrenpflicht":das Arbeiterwohl nach Kräften zu fördern". es wirklich ernst meint, so müßte er in erster Linie auf die Firmen den Druck ausüben, von denen er seine Maare bezieht, daß dieselben mindestens auskömmliche Löhne zahlen; aber dann wäre eS mit den ohen erwähnten'Sorten von Zigarre» vorbei. Dieses hielten wir zu sagen im Interesse der Wahrheit für nöthig. Die L o h n k o m m i s s i o n. Der zweite Kongreß der Transport- und Handels- Hilföarbrlter TentschlandS nahm am ersten Psingstfeiertag im Odeon in Halber st adt seinen Anfang. Infolge der Liebenswürdigkeit der Polizei konnten die Verhandlungen erst nachmittags 4 Uhr deginnen. Vertreten waren 39 Orte durch 38 Delegirte; von der Generalkommission war R ö s k e aus Hamburg   anwesend, die Handlungsgehilfen waren durch Adler und Scheurer aus Halberstadt   vertrete». Nach- dem K a ß l e r- Berlin und Stange- Leipzig zu Vorsitzen- den und Hoffmann, Pollmann, Vogt und Dörk zu Schriftführern gewählt worden, serner einem um die Bewegung der Handelshilfsarbeiter sehr verdienten, jetzt kranken Kollegen in Elbing   30 M. bewilligt waren, trat der Kongreß in die Tages- ordnung ein. Zunächst gab A l b o l d t- Berlin die Abrechnung der AgitationSkommission. Die Einnahme betrug 3854,89 M., die Ausgabe 3000,59 M., der Bestand 854,30 M. Der Referent wurde entlastet. Ueber die Thäligkeit der Agitationskommissio» in den letzten zwei Jahren berichtete H o f f m a n n- Verlin. Seit damals hat sich die Zahl der Organisationen von 12 ans 37 in 35 Orten gesteigert. Von der Generalkommission ist die Be- wegung der Transport- und Handelshilfsarbeiter lebhast unter- stützt worden, leider ist dasselbe nicht von diesen Arbeitern selbst zu sagen. Redner kritisirt die Lässigkeit der Vertrauensleute, und zwar ganz besonders in den Fälle», wo es galt, der Kom- Mission für Arbeilerstatistik durch Ermittelung durch Fragebogen die tieftraurigen Verhältnisse, beispielsweise der Kutscher, zu beweisen. Nach einer Debatte über den Bericht, worin die Thätigkeit der Agitationskommission im großen und ganzen an- erkannt wird, berichtet K a ß l e r- Berlin über den Gewerkschafts- Kongreß. Er führt dabei an, daß sein Antrag:Da die An- gestellten der Packetfahrt des Sonntags mit Bestellungen von Fachzeitungen überhäuft würden, mit der Versendung der Fachzeitungcn möglichst früh beginnen zu wollen", mit Hohnlachen empfangen und über ihn zur Tages- ordnung geschritten worden sei. und stellt eine Resolution in dem Sinne, dieses Gebahren auf das schärfste zu verurtheilen und sich nicht früher der Generalkommission zu unterstellen, bis sich die Gewerkschaften mit den Transport- und Handels- Hilfsarbeitern solidarisch erklärt hätten. Ueber de., letzten Passus der Resolution entspinnt sich eine heftige Debatte. Sämmtliche Redner begreifen die Erregtheit Kaßler's über die ihm zugefügte Behandlung, erklären sich jedoch gegen den Endpaffus der Resolution, worauf dies« in ihrem ersten Theil einstimmig angenommen wird. Kaßler-Berlin   hält in seinem Schlußwort seine Behauptungen aufrecht. Eine Resolution Hoff- mann-Berlin, den Antrag den Borständen der betreffenden Ge- werkschaften nochmals vorzulegen, bei Ablehnung desselben diese Gewerkschaften(es kommen hierbei speziell die Schneider in betracht) jedoch nicht mehr zu unterstützen, findet Annahme. Ein Antrag Eckardt-Hambnrg, ein Protokoll über die Verhandlunge» drucke» zu lasse», wird angenommen, desgleichen ein Antrag Königsberg  , de» Kaffen- und Rechenschaftsbericht 14 Tage vor Eröffnung des Kongresses im Fachblatt erscheinen zu lassen. Am zweiten Verhandlungstage sprach S ch n m a n n- Berlin über den gegenwärtigen Stand der Sozialreform im Handels- gewerbe. Er schilderte kurz die Ergebnisse der Verhandtungen vor der Kommission für Arbeilerstatistik. Die Delegirten Pölitz-Berlin  , Bachmann- Berlin  , Schmidt- Leipzig, Erd- inann- Königsberg, Bode- Braunschweig  (als Gast), Sieben- bürgen- Fürth und Himpel- Hamburg brachten verschiedene Mißstände zur Sprache. Ei» Antrag Berlin  , desgleichen ein Antrag Fürth   sowie eine Resolution Himpel-Hamburg, ver- einigt zu einer Protestresolution, wurden einstimmig angenommen. Ueber den Arbeitsvertrag im Bürgerlichen Gesetzbuch und die Gesinde-Ordnungen referirte Dörk- Breslau  , der die betreffen- den Bestimmungen im Entwurf des Bürgerlichen Gesetzbuchs als für die Handels-Hilfsarbeiter sehr nachtheilig erklärte. Nach der Diskussion, die sich im Sinne des Referats bewegte, wurde eine Protestresolution angenommen und damit dieser Tagesordnuugs- punkt erledigt. Neber die Arbeitseinstellungen in München   liegen uns folgende Mittheilnngen vor: Der Böttcher st rei'k dauert fort. Die Bier- und Faßfabriken bestuden sich j,, großer Roth und sind die Arbeitgeber nun bereit, mit den Streikenden zu unter- handeln. Voraussichtlich dürfte demnächst eine Einigung zu stand« kommen. Zuzug ist auch fernerhin streng fernzuhalten. DerFormer» streik ist noch nicht beendet. Das Entgegenkommen der könig  - lichen Hüttenwerke hat die Staarköpfigkeit der LandeS'schen Be- triebsleitung verstärkt und den Sieg der Arbeiter in die Ferne gerückt. Die Streikenden sind jedoch guten MutheS und fest überzeugt, daß der Lohnkamps zu ihren gunsten ausfallen muß. Der Bürsten macher st reik steht auf dem alten Fleck. Kommerzienrath Pcnsberger hat das vom hiesigen Gewerbegericht eingesetzte Einigungsamt, das er als ein Parteigericht betrachtet, abgelehnt und dürfte üch daher der Kanipf zu einer Kraftprobe entwickeln. Die streikenden Arbeiter und Arbeiterinnen verdiene» deshalb um so mehr die Sympathie weitester Kreise. In Nürnberg   und Fürth   führen sdie Buchdruckerei- b e s i tz e r. gemäß dem Ersuchen der Gehilfen, die Leipziger  Abmachungen am l. Juni ein. In Stuttgart   haben bei 25 S ch m i e d e m e i st e r n die Gesellen wegen Ablehnung ihrer Forderungen die Arbeit ein« gestellt. 20 Meister haben bewilligt. Ter schweizerische Typographenbund lehnte auf seiner zu Pfingsten abgehaltenen 37. Generalversammlung die Schaffung eines schweizerischen Normaltarifs ab, beschloß dagegen die Vor- nähme einer einheitlichen Tarifrevision zwecks Einführung des Neunstundentages und die einheitliche Agitation unter den nicht organisirten Gehilfen feiten? des Zentralkomitees. Das Zentral- komitee wurde noch beauftragt, Verträge mit Sanatorien, Bade- und Kurorten abzuschließen, um für Bundesmitglieder möglichst billige Preise zu erzielen, ferner an den Bundesrath eine Eingabe zu richten um Erlaß hygienischer Vorschriften für Buchdruckercien. Von besonderem Interesse ist die An- nähme einer Motion, wonach der Typographenbund seinen Wiedereintritt in den schweizerischen Gewerk- schaftsbund in Aussicht stellt; den Mitgliedern des Ver- bandes ist eS fernerhin verboten, geheim in gesperrten Druckereien zu kouditioniren. Zum Vorort auf das Jahr 1897 wurde St. Gallen  , zum Sitz der Revisionskommission S o l o t h u r u und zum Ort für die nächste Generalversammlung C h u r be- stimmt. Der Wiederanschluß an den schweizerischen Gewerk- schaftsbund wurde von der gesammten Arbeiterschaft freudig be- grüßt. Nim sind auch die Buchdrucker wieder in Reih und Glied. GewerkschaftSpreffe. DaS österreichische Fachorgan der S ch n e i d e r heißt jetztDie B e k leid u n gs in d u st r i e"; eS erscheint alle 14 Tage und kostet für Deutschland   viertel- jährlich 85 Pf. Redaktion und Expedition sind in Wie» VII/S, Schottenfeldgasse 78. Die Schneider Londons geben seit kurzem ein eigenes FachorganT h e I o u r n e y m a n" heraus. Es ist zu beziehen durch Otto Matthias, London   VV., 20a Little Pnltney Str. Echo. In Brünn   haben die Bäckermeister die Forderungen der Gesellen theilweise bewilligt. Die Militärverwaltung hatte im Fall eines Slreiks die Vorkehrungen getroffen, daß sofort Militär- bäcker in die Stellen der Ausständigen eintreten konnten. Sämmtliche Tischler in Königsberg a. d. Eger(Böhmen) befinden sich im Ausstand. Es wird gebeten, den Zuzug fern- zuhalten. Unterstützungen sind zu richten an Karl Götze daselbst. Oepepchen und letzte Llnchviitzke». Berlin  , 27. Mai.  (W. T. B.) Nach amtlichen Meldungen ans Kapstadt   hat Hauptmann v. Estorff die Hottentotten in zwei Gefechten am 18. und 19. April bei Siegseld, nahe Gobabis, in die Flucht geschlagen. Aachen  , 27. Mai.  (W. T. B.) Der Gegenstand der Be- ralhung in der heutigen Sitzung deS Internationalen Bergarbeiter-Kongresses war die Ueberproduk- t i o n. Die Resolution der deutschen Delegirte», betreffend das Verbot aller Ueberstnnden, welche direkt oder indirekt die Pro- duktion vermehren, wurde mit allen gegen 16 000 Stimmen angenommen. In den Bezirken, welche durch diese 16 000 Stimmen vertreten sind, ist die Ueberproduktion bereits abgeschafft. Die Resolution der französischen   und belgischen Delegirten, die Kohlenproduklion zu beschränken und mit dem Bedarf ins Verhältniß zu bringen, wurde einstimmig angenommen. Der Tagespräsident Calvignac, französischer Telegirter, hatte zeitweise den" Vorsitz niedergelegt, weil während der Sitzung in- folge eines Mißverständnisses erregte Szenen vorkamen. Karlsruhe  , 27. Mai.  (W. T. B.) Der ziveiten Kammer ist heute die Nothstandsvorlage zur Abhilfe der Hochwasserschäden vom März d. I. in Form eines Nachtragsetats zum Budget des Innern zugegangen. Tie Vorlage fordert als Staatsbeihilfe für Gemeinden 400 000 M., zur Abstellung von Hochwasserschäden und zu Straßenbauten 900 000 M. und zur Ausführung von Wasserbauten 2 Millionen Mark, insgesammt also 3 300 000 M. Wie», 27. Mai.  (W. T. B.) Abgeordnetenhaus. Zum Schluß tritt das Haus in die Verhandlung über den Dringlichkeits- antrag Kaizl, Pernerstorffer und Genossen betreffend den Zu- fammenstoß zivischen den streikende» Arbeitern und der Gen- darmerie in Dörfel ein. Abg. Kaizl wirft de» Behörde» Parteinahme für die Unternehmer vor und bemängelt daS erlassene BersammlnngS- verbot sowie die Ausnahmebestimmungen als ungesetzlich, indem er erklärt, die Staatsgrundgesetze scheinen für den Reichenberger Bezirkshauptmann nicht zu bestehen. Eine rechtzeitige Requisition des Militärs hätte dem Blutvergießen vorbeugen können. Ministerpräsident Badeni   erklärt, der Vorwurf, die Behörden seien nicht präventiv vorgegangen, sei ganz unzutreffend, ebenso, daß die Requisition des Militärs besser vorgebeugt hätte. Der Ministerpräsident weist auf grund der amtlichen Darstellung nach, daß die Gendarmerie erst nach wieder­holter, in deutscher   und czechischer Sprache ergangener Auf- forderung zum Auseinandergehe» und erst, als die exzedirende Menge die Gendarmerie durch Steinwürfe bedrohte und hinter täusern feste Stellung nahm, angegriffen und geschossen habe. either herrsche Ruhe. Eine strasrechtliche Untersuchung gegen die Exzedenlen sei iin Gange, ebenso eine Untersuchung darüber. ob der Waffeugebrauch seitens der Gendarmerie nothwendig war. Vor Abschluß der beiden Untersuchungen sei eine Aeußerung der Regierung unthunlich. Der Vorwurf der Parteinahme für die Unternehmer könne gegen die Behörden unmöglich erhoben werden, da diese nur die Fabrik und die nichtstreikendcn Arbeiter schützte und die ge- fährderte Ordnung und Ruhe aufrecht zu erhalten sich bestreble. Auch in entgengesetztem Sinne seien Borwürfe gegen die Re- gierung laut geworden: dies beweist, daß das Vorgehen der Re- gierung ohne Parteilichkeit die richtige Mitte halte. Das Versammlungsverbol nach dem Exzeß sei eine leichlbegreifliche Vorsichtsmaßregel zur Vermeidung sortgesetzter Beunruhignngeil und»euer Zwischenfälle geivese». Der Ministerpräsident sichert eine eingehende und objektive Untersuchung zu. Abg. Pernerstorffer erklärt gegenüber den Ausführungen deS Minsters, Böhmen   sei das klassische Land der Handschellen und Folter. Wegen der Unterstützung des bornirten norddeutschen Unternehmerthnms wurden Menschenleben geopfert. Der Minister- Präsident protestirt unter stürmischem Widerspruch der äußersten Linken gegen die Beleidigung des ganzen Standes der böhmischen Fabrikanten. Schließlich wurde bei der Abstimmung die Dringlich- keit abgelehnt. Rom  , 27. Mai.  (W. T. B.) DieAgenzia Stefan!" meldet ans Canea: Heute Vormittag kamen neuerliche, jedoch weniger belangreiche Ruhestörungen in der Stadt und Umgegend vor. In der Bevölkerung, welche sich seit drei Tagen in den Häusern eingeschlossen hält, dauert die Panik fort. Die Verbindungen mit den umliegenden Ortschaften sind unterbrochen. Man glaubt, daß daselbst ganze muselmanische und christliche Familien ermordet worden sind. Von der Garnison   in Vamos fehlt jede Nachricht. VerantworUicher Redakteur: August Jacobey, Berlin  . Für den Jnseratentheil verantwortlich: Th. Glocke in Berlin  . Druck und Verlag von Max Babing i» Berlin  . Hierzu 1 Beilage