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Nr. 210 48. Jahrgang

Die

2. Beilage des Vorwärts

Chemiekapital leidet keine Not.

12 Proz. Farbendividende.- Scharfer Abbau bei den Belegschaften.

G. Farbenindustrie A.-G. in Frankfurt   a. M. wird, wie wir bereits berichteten, auch für das Krisenjahr 1930 ihre Dividendenzahlung in Höhe von 12 Proz. beibehalten. Wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht, haben die verschiedenartigen Fabrikate des mächtigsten deutschen   Chemiekonzerns gegenüber den Kriseneinwirkungen eine bemerkenswerte Widerstandskraft gezeigt. Besonders fonjuntturempfindlich war wegen seiner Ab­hängigkeit von der Textilindustrie das Farbstoffgeschäft, aber auch auf diesem Gebiet konnten die Ausfälle zum Teil durch verstärkte Lieferungen an Spezialindustrien ausgeglichen werden, und der deutsche Anteil auf dem Weltmarkt konnte 1930 fogar einen Aufstieg verzeichnen.

Auch die Umfaßausfälle, die bei anorganischen Er­zeugnissen, den Zwischenprodukten, Lösungsmitteln und Leichtmetallen zu verzeichnen waren, fonnten zum Teil durch fabrikatorische Maß­nahmen und durch Schaffung neuer Verwendungszwecke teilweise wettgemacht werden. Bei neueingeführten Fabrikaten auf diesem Gebiet konnten sogar Umsatzsteigerungen erzielt werden. Un­verändert günstig blieb auch im Berichtsjahr der Absatz für Pharma­ zeutika   und Pflanzenschutzmittel. Dies gilt insbesondere für Spezialitäten auf diesem Gebiet, die bei den hohen Preisen besonders große Profitraten abwerfen.

Auch die phototechnischen Werkstätten haben ihren guten Stand vom Vorjahre behauptet. Nur bei den teueren Apparaten machte fich der Einfluß der Krise auf die Massenfauftraft fühlbar. Trotz der scharfen internationalen Konkurrenz haben die Kunstseidenfabriken des Chemietrusts ihren Absatz mengenmäßig auf der Höhe des Bor­

jahres halten und die verschiedenen

Preissenkungen durch Rationalisierungsmaßnahmen ausgleichen fönnen. Es zeigt sich also, daß die für die Rentabilität des Chemie­trustes entscheidenden Werke von der Wirtschaftskrise verhältnis mäßig wenig berührt worden sind. Eine Ausnahme macht nur das Stidstoffgeschäft, das schon im vorigen Jahr infolge der planlosen Ausdehnung dieser Industrie in der ganzen Welt unter allgemeiner lleberproduktion litt. Um ein gänzliches Zusammen brechen des Weltstickstoffmarktes zu verhindern, wurde im Sommer vorigen Jahres das Weltstid stofffartell gegründet, dessen Aufgabe es ist, die zwangsläufigen Folgen dieser enormen Kapital­fehlleitungen und Kapitalverwüstungen durch Produktions­drosselung zu mildern.

So günstig noch die Produktionsentwicklung bei der IG.- Farben industrie im Hinblid auf den Umfang der Wirtschaftskrise im letzten Jahr gewesen ist, Versuchsgebiete wie Kohlehydrierung und Her­stellung fünstlichen Gummis müssen in diesem Zusammenhang aus­scheiden so sehr hat die Belegschaft unter den Krisen­

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19000 Arbeitern vermieden und sogar 1000 Mann neu eingestellt werden konnten, aber diese Hilfsmaßnahmen ändern nichts an der erschütternden Tatsache, daß der niedrigste Belegschaftsstand in den eigentlichen Chemiebetrieben von 83 720 Mann im Jahre 1925 Ende 1930 noch um fast 4000 Mann unterboten wird. Es stellte sich: Gesamtbelegschaft Chemiebelegschaft 114 185

Ende 1928 Ende 1929

Ende 1930

·

4

154 600 131 750 114 197

97 750 79 963

Trotz der Scheu der IG.- Farbenverwaltung, der Deffentlichkeit Angaben über die Entwicklung der Umsätze zu machen, so zeigen diese Belegschaftsziffern deutlich, in welchem Umfang die Arbeits­und Schicht gestiegen sind. leistungen je Mann Dies geht besonders aus der Gegenüberstellung mit dem Jahre 1925 hervor, wo in den Chemiebetrieben 83 720 gegen 79 963 Mam im Jahre 1930 beschäftigt wurden, obwohl vor fünf Jahren nicht nur eine ganze Anzahl von Fabrikationsabteilungen erst in ihren An­fängen entwickelt waren, sondern zum Teil überhaupt noch nicht existierten.

Das Kennzeichen der Bilanz ist, wie schon in früheren Jahren, wieder ihre völlige undurchsichtigteit. So wird in der Gewinn- und Verlustrechnung der gesamte Rohertrag mit 217,4 gegen 256,4 Millionen Mark nur in einem einzigen Posten aus­gewiesen, nachdem sämtliche Unfosten vorweg abgezogen wurden. Die Abschreibungen, die von 70,4 auf 56,4 Millionen herabgesetzt worden sind, bleiben angesichts der Tatsache, daß die Neuanlagen von 120 auf 50 Millionen Mart gefunten sind, sehr hoch. Der Konzern hat, wie wir bereits im Vorbericht erwähnten, im vergangenen Jahr 85,6 Millionen Mart eigene Aftien aufge­wurden etwa 50 Millionen Mark aufgetauft. nommen. Während ein Teilbetrag durch Austauschaktionen einfam, Da der niedrigste Kurs für IG.- Farbenaftien 114 Proz. betrug, und die Gesellschaft nicht allein zu dieſem billigsten Kurse faufen, sondern im übrigen die Aktien auch noch mit einem träftigen Auf­gelde bezahlen mußte, sind zu diesem Zwede ganz beträchtliche Summen beansprucht worden. Diese Attion hat aber die finanzielle Flüssigkeit des Unternehmens in feiner Weise beeinträchtigt. So find die Bankguthaben noch von 136,8 auf 139,3 millionen geffiegen, während andererseits die Bankschulden bis auf 12,2 Mil lionen Mark zurückgezahlt wurden. Forderungen werden mit 442,2 gegen 297,3 Millionen Mart Berbindlichkeiten ausgewiesen. 3u dieser verstärkten finanziellen Flüssigkeit dürfte die starke Senfung der Vorräte von rund 358 auf 307 Millionen Mart nicht un­wesentlich beigetragen haben. Die Zahlung der 12prozentigen Dividende erfordert diesmal 85,6 gegen 95,9 Millionen Mart. Der

Donnerstag, 7. Mai 1931

von 54 527 Mart. Das ist gerade doppelt so viel als bei den Bädereien.

Auch in der Fleischerei gibt es starte Unterschiede in den einzelnen Landesteilen bzw. in den einzelnen Städten. So beträgt der Umsatz je Betrieb in Stettin   fast 168 000 Mart, in Berlin   aber mur 149 000 Mart. Besonders niedrig liegen die Durchschnittsverdienste in Aachen   mit noch nicht ganz 50 000 Mark. Auf je 10 000 Einwohner entfallen 14 Betriebe( in der Bäckerei 16). Insgesamt ergibt sich für die Fleischerei ein Jahresumsah

von fast 4500 Millionen Mark.

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Die besonderen Verhältnisse im Fleischergewerbe merden am deuts lichsten, wenn man überlegt, daß es im Bäckergewerbe über 57 200 Betriebe 57,21 Proz. mit einem jährlichen Gesamtumjaz von bis 20 000 Mark gibt, die am Gesamtumsatz mit 24,03 Proz. beteiligt sind. Im Fleischergewerbe gibt es etwa 31600 Betriebe= 38,51 Proz. mit einem Umsatz bis 20 000 Marf. Sic find am Gesamtumfaß nur mit 6,17 Broz. beteiligt. Das Bäder­gewerbe meist weiter 62 Betriebe 0,06 Proz. mit einem Umsatz von über 1 Million Mark auf, auf die vom Gesamtumsatz 4,99 Proz. entfallen. Im Fleischergewerbe sind es 254 Betriebe 0,31 Proz. mit einem Anteil am Gesamtumsatz von 11,85 Proz Aus diesen Feststellungen geht der 3wang zur unratio nellen Produktion hervor. Allerdings muß man berücksich tigen, daß in den Zwergbetrieben die Familienangehörigen mit­helfen, daß im Betrieb Produktion und Verkauf vereinigt und der Handel ausgeschaltet ist und daß Unkosten für Warenversand bzw. Verluste für Warenschwund bei längerer Lagerung faum ent­stehen. Erfahrungsgemäß spielt in diesen Betrieben auch das Loh tonto feine allzu große Rolle.

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Jm Bädergewerbe beschäftigen 37 000 40 Proz. aller Betriebe keine Gehilfen.

Also zwei Fünftel des ganzen Gewerbes fönnen unmöglich von hohen Gesellenlöhnen und überhöhten sozialen Abgaben sprechen. Das Bild wird ergänzt, wenn man erfährt, daß es weiter über 17 500 Be­triebe gibt, in denen Familienangehörige mitarbeiten. Aehnlich liegen die Verhältnisse im Fleischergewerbe.

Die Unwirtschaftlichteit in diesen Betrieben hat zu einer unrationellen Verdienst spanne geführt. Wenn es Sinn der Krise in einer fapitalistischen Wirtschaft ist, unwirtschaftliche Ver­hältnisse zu bereinigen, dann muß die gegenwärtige Krise zum Drud auf die Verdienstspanne führen. Darum spielt die Verdienst spanne im Kampf um den Brotpreis auch eine solche Rolle. Die Bäder versuchen, die Verdienstspanne der Hochkonjunkturzeit zu behaupten. Sie sind der Meinung, das ließe sich durch Breisfeſt­fegung machen. Sie berücksichtigen nicht, daß der Umsatz eine Frage des Preises ist und daß zu guter Letzt der Umsatz auch über die Höhe der Verdienstspannen entscheidet.

Sofina und Bewag.

einflüssen zu leiden gehabt. 3war teilt der Geschäftsbericht mit, daß Konzern spart also infolge der Aktienauffäufe rund 10 Mil Goll Heinemann in Berlin   die Betriebsführung haben?

durch die Einführung der Kurzarbeit die Entlassung von 8000 bis lionen Mart bei gleich hoher Dividende,

Das Bäcker- und Fleischergewerbe.

Die kleinen und teuer arbeitenden Betriebe sind in der Mehrzahl.

Der Kampf um den Brotpreis hat in der Deffentlichkeit| denken, daß allein 9380 Betriebe einen Umsag von bis 5000 Mart aufs neue auf die Verhältnisse in den Bäckereien und Fleischereien und fast 48 000 Betriebe einen Umsatz von 5000 bis 20 000 Mart nur 1700 Betriebe einen aufmerksam gemacht. Man wird sich wieder einmal bewußt, daß haben, während Umsatz von bas Nahrungsmittelgewerbe zu teuer arbeitet, nicht weil der Lohn zu 100 000 bis 500 000 Mart, 93 Betriebe einen solchen von Million hoch oder die soziale Belastung zu start ist, sondern weil es sich bis 1 Million und 62 Betriebe einen Umfaß von über 1 Million nachweisen. bei unseren Bädereien und Fleischereien

in der Ueberzahl um Zwergbetriebe handelf. Der zu geringe Umsatz, der meistens auf den einzelnen Betrieb entfällt, bedingt eine Ueberhöhung der Unkosten, d. h. Unwirt­schaftlichte it. Es fann festgestellt werden, daß z. B. im Bädereigewerbe der Großbetrieb meit billiger arbeitet als der Klein­betrieb. Dagegen sind im Kleinbetrieb die Verteilungskosten geringer. Die Unwirtschaftlichkeit ließe sich also dadurch beseitigen, daß der Großbetrieb produziert, der Kleinbetrieb dagegen die Ber­teilung übernimmt und sich im übrigen auf die Herstellung von Gebäd usw. beschränkt. Eine solche Arbeitsteilung ist im Auslande, 3. B. in Dänemark  , durchgeführt. In Deutschland   befinden wir uns aber erst in den Anfängen.

In den einzelnen Städten und Landesteilen sind die Ab­weichungen selbstverständlich verschieden. Während der Klein­und Zwergbetrieb in Oberschlesien  , in der Grenzmark  , in Süddeutsch­

Die Deutsche   Bergwerts- Zeitung" brachte aus Berlin   ,, Don besonderer Seite" die Mitteilung, daß der belgische Sofina- Konzern, der 50 Millionen neue Bewag- Aftien( nach Gesfürel) übernimmt, als Borbedingung für seine Beteiligung die Betriebsführung und technische Oberleitung der neuen Berliner   Kraft und Licht- 2-8." verlangt und zugestanden erhalten habe. Bon ,, unterrichteter Seite" wird dazu erklärt, daß diese Mitteilung jeder Grundlage entbehrt. Man muß bis auf weiteres annehmen, daß das Dementi stimmt. Daß die Mitteilung aber zustande kam, gibt uns Anlaß zu der Feststellung, daß die Betriebsführung durch die Sofina dem ganzen Sinn und Inhalt des Angebots strift widersprechen würde. Bon der Stadt Berlin   müssen Sicherungen getroffen werden, daß eine solche Möglichkeit bis zum Lehten ausgeräumt wird. Das gleiche gilt für Preußen und das Reich, die beiden anderen öffentlichen Partner des Geschäfts.

land und Anhalt vorherrscht, weisen die Hanſaſtädte sowie einige Ziffern der Lack und Lackfarbenindustrie.

andere Großstädte eine stärkere Betriebskonzentration auf. Der durchschnittliche Betriebsumsat in Hamburg   beträgt z. B. faſt 89 000 Mart, in Thüringen   aber eben 19 690 Mart. Von den Großstädten steht Altona   mit über 100 000 Mart Durchschnitts umsag an erster Stelle. Den niedrigsten Umfaz hat in den in Oberschlesien   mit 18 800 Mart. Im Reichsdurch schnitt entfallen auf je 10 000 Einwohner 16 Betriebe. In Anhalt sind es 24 Betriebe, in Hamburg   dagegen nur sechs.

burg  

Berlin   ist Großabnehmer.

Durch die offizielle Produktionsstatistit des Reiches murden im

Jahre 1928 in der Lad-, Lackfarben- und Delfarbenindustrie 478 Betriebe mit 6479 beschäftigten Personen festgestellt. Es wurden Rohstoffe im Werte von 77,5 Millionen Mark verbraucht; Lösungsmittel( Benzin, Terpentin, Sprit) machten davon 37 Proz. aus. Der Wert der gesamten Produktion belief sich auf 165,8 millionen Mart.

Der jährliche Umjak pro Kopf der Bevölkerung wird im Reichs­durchschnitt mit 42 Mart berechnet. Bremen   übertrifft diesen Satz mit 61 Mart, Lübeck   mit 54 und Sachsen   mit 52 Mart, wäh-| die Farbenbetriebe, die die verarbeiteten Dele und Lacke nicht selbst rend Oberschlesien   mit 26 und Ostpreußen   mit 19 weit unter dem Durchschnitt bleiben. Dagegen weist Hindenburg   in Oberschlesien   einen durchschnittlichen Jahresumsatz in Höhe von 25 Mart nach.

Die Produktion der Ladindustrie allein( d. h. ohne herstellen) hatte einen Wert von 159,4 Millionen Mark. Davon entfielen auf Kleinbetriebe( bis 10 Personen) 17 Proz., auf Mittel­betriebe( 11 bis 50 Personen) 35 Proz., und auf größere Betriebe 48 Proz.

Der Gesamtumfah in der Brotindustrie Deutschlands   be­trägt nach der letzten vorliegenden Aufstellung des Reichsstatistischen Amts rund 2616 Millionen Mart. Das ist eine Riesensumme, die den Produktionswert mancher Industrie übersteigt, über die in der Deffentlichkeit weit mehr de­battiert wird als über unsere Bäckereien. In den Umsatz von über 2,5 milliarden Mark teilen sich 100 005 Bäckereibetriebe. Damit ist die Berzwergung dieses Wirtschaftszweiges wohl klassisch gefennzeichnet. Die Großbetriebe sind am Gesamtumfaß nur mit 196 Millionen Mart beteiligt. Im Durchschnitt entfällt auf einen Betrieb ein Umfag von 26 150 Mart. Man muß aber be- Im Durchschnitt ergibt sich für jede Fleischerei ein Jahresumsatz industriellen Verbraucher und in der vorteilhaften Exportlage. Ein

Im Fleischergewerbe ist die wirtschaftliche Kapazität der Einzelbetriebe erheblich größer als in dem Bäderei­gewerbe.

Ein ununterbrochener Siegeszug

Mit einer beispiellosen Einmütigkeit hat sich die deutsche Raucherwelt für Villiger- Stumpen ent­schieden. In einem ununterbrochenen Siegeszug hat Villiger Süd- und Westdeutschland erobert. Diese Entwicklung ist eine Folge der ausgesprochen milden Qualität der Villiger- Stumpen. Herrliche Milde ist für den Villiger- Stumpen charakteristisch. Den wunderbaren Villiger- Stumpen muß man geraucht haben. Schon der Villiger- Junior zu 10 Pfg. ist eine ganz außergewöhnliche Leistung.

Die Hauptproduktionsgebiete dieser Industrie sind die Rhein­ provinz   und das Nordseegebiet, auf die je ein Fünftel der Gesamtproduktion entfällt. Die Wahl gerade dieser Standorte ist begründet in der Nähe der Rohstofflieferanten, in der Nähe der

Villiger wird Berlin   erobern!

VILLIGER SÖHNE, DEUTSCHLANDS GRÖSSTE STUMPENFABRIKEN Generalvertretung und Fabriklager: Brüder Blau  , Berlin   SW 61 Telephon: Donhoff 1202

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