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Polar U- Boot in Gefahr!

Wilkins meldet schweren Maschinenschaden. New York  , 15. Juni.

Sir Hubert Wilkins  , der Kapitän des Untersee­beotes ,, Nautilus", meldet in einem Funkspruch, daß das Schiff inmitten des Ozeans einen Maschinen­schaden erlitten habe. Der Dampfer Indepen dence Hall" ist zu Hilfe geeilt, und auch die amerika­ nischen   Kriegsschiffe ,, Arkansas  " und Wyoming  " haben Kurs nach dem Standort des Unterseebootes ge=

nommen.

Der Dampfer President Roosevelt  " hat gestern nach­mittag eine weitere drahtlase Meldung erhalten, nach der das U- Boot mit dem Backbordmotor nur noch so lange weiterfahren könne, bis die elektrische Batterie aufgebraucht sei. Die drahtlose Verbindung ist inzwischen wegen Mangel an Strom an Bord der ,, Nautilus" unterbunden worden.

Einer letzten Meldung zufolge sind die Maschinen der Nautilus" inzwischen vollständig zum Stillstand gekommen, so daß sie ge­schleppt werden muß.

Ein Versuch der amerikanischen Kreuzer Wyoming  " und ,, Arkansas  ", das Unterfeeboot Nautilus" zu schleppen, ist an dem hohen Seegang und an der Manöverierunfähigkeit des Untersee­bootes gescheitert. Heute früh bei Tageslicht soll versucht werden, das Unterseeboot durch einen Schleppdampfer möglicher­meise bis Queenstown   zu bringen. An Bord des ,, Nautilus" befindet sich alles wohl.

Die Unterseeboote werden in letzter Zeit von auffallendem Un­glüd verfolgt. Seit zwei Wochen liegt ein sowjetrussisches U- Boot in der Ostsee   mit 28 Mann Besagung auf dem Meeresgrund, bald darauf versant im chinesischen Meer ein britisches U- Boot, und nur 8 Mann fonnten sich retten. Und nun hat es den ,, Nautilus" gepackt, das nach Jules Bernes Phantasieroman 20 000 Meilen unterm Meer" genannte U- Boot, mit dem Wilkins den Nordpol  erreichen und dort mit dem Graf Zeppelin" zusammentreffen will. Zum Glück ist nur die Maschine außer Betrieb, und nach steuer­losem Treiben auf dem Atlantik zwischen Nordamerika   und Groß­ britannien   ist ,, Nautilus" im Schlepptau eines Tantdampfers. Wie aber, wenn solcher Maschinenschaden unter Wasser, ja unter dickem Bolareis geschähe...

Amerifa wartet... Kriegsschuldenminderung vielleicht nach den Berichten Mellons und Stimsons.

Washington  , 15. Juni. Unterstaatssekretär Castle erklärte in einer Pressekonferenz, ihm sei von einem deutschen   Plan der Herabsetzung des Zinsendienstes der internationalen Schulden auf Kosten Amerikas  , der Macdonald in Chequers   von Brüning unterbreitet worden sein soll, nichts bekannt; er glaube, daß die Meldung als Bersuchsballon gewiffer französischer Publizisten zu betrachten und nicht auf irgendwelche maßgebenden Stellen zurückzuführen sei. Seiner Kenntnis nach seien in Chequers   feine konkreten Pläne erörtert worden. Neue Anfragen nach der amerikanischen   Politik in der Schuldenfrage beantwortete Unterstaatssekretär Castle dahin, die amerikanische   Auffassung von der Trennung der Reparationen und Kriegsschulden sei bekannt. Dies bedeute jedoch ein starres Festhalten an einer These. Die Regierung behalte sich vielmehr ftets ihre Entschlußfreiheit vor und studiere diesen Fragen tomplex sehr sorgfältig, um,

falls eine ernste Krise einfriff, in Erwägung darüber einzu­treten, ob eine vorübergehende Alenderung der hiesigen Politik erforderlich ist".

Gegenwärtig gebe es eine solche Krise noch nicht, und die, Politik der Vereinigten Staaten   habe sich nicht geändert. Castle gab zu, daß zwischen dem Staatsdepartement und dem Schazamt Kon­ferenzen über die Schuldenfrage stattfinden, damit im Falle einer Krisis dem Präsidenten ein einheitliches Gutachten über die Lage vorgelegt werden fann.

Wie aus London   gemeldet wird, berichtet hierzu ,, Times", die amerikanische   Regierung sei sich voll bewußt, daß in Deutschland  cine Lage entstehen könne, die eine Neueröffnung der Schuldenfrage er 3 mingen würde. Aber noch sei eine derartige Lage nicht entstanden; mit anderen Worten: nur die endgültige Ueberzeugung, daß das finanzielle und soziale Gefüge Deutschlands  fich in Gefahr eines völligen Zusammenbruchs be­finde, würde die amerikanische   Regierung zwingen, die Aenderung in ihrer Politit, von der Castle sprach, zu erwägen. Der Korres spondent der Morning Post" schreibt aus Washington  :

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Sollten Mellon und Stimson   von ihren Europareisen mit der Ueberzeugung zurückkehren, daß der Zusammenbruch des deut­ichen Kredits unvermeidlich sei, so würde eine Aenderung in der amerikanischen   Politik eintreten. ,, Times" berichtet weiter aus New York  : Augenblicklich erregen die finanziellen und wirtschaftlichen Verhältnisse Deutschlands   in Amerika   mehr Aufmertsamteit als die eigene innere Lage. Die Ereignisse merden vielleicht eine Alenderung der ameri fanischen Politik sogar ohne Verminderung der Landrüstungen in Europa   erzwingen. Es besteht jedoch wenig Grund zu der An nahme, daß eine Aenderung schon jetzt in Aussicht genommen fei.

Briands Friedenswert.

Er weiht ihm sein Leben.

Paris  , 15. Juni.  ( Eigenbericht.) Auf einem Treffen von Kriegsteilnehmern in Gourdon sprach Außenminister Briand   unter anderem von der Außenpolitik: Man habe versucht, den Frieden zu organisieren, und er hoffe, daß bald die letzten Mißverständnisse, die zwischen einem Bolke, dem er sich zugewandt habe( gemeint ist Deutschland  ) und Frankreich   be= ständen, fallen. Das werde nicht leicht sein. Aber es liege auch fein Grund vor, sich entmutigen zu lassen. Der Organisation des Friedens müsse ganz Europa   dienen. Deutschland   und Frankreich  feien zwei Elemente davon, aber es gebe noch andere. Er hoffe, daß andere Nationen in diese Organisation eintreten würden, dann würde es wirklich unmöglich sein, den Frieden zu stören. Die europäische Union sei inzwischen etwas machtvolles geworden. Er verspreche, solange er tätig sei und solange er atme, auf ihrem Wege fortzufahren.

Landbundführer Höfer gestorben. Der Parteiführer des ,, Deutschen Landvolks" und thüringische Abgeordnete Ernst Höfer. St. Bernhard  , der zur Erholung nach einer schweren Kopfgrippe in Konstanz   am Bodensee   weilte, ist dort plöglich gestorben.

plus ni mato

,, Nautilus" funki SOS

Das Unterseeboot des Kapitäns Wilkins  ,, Nautilus", das vor zehn Tagen von Princetown zu seiner Nordpolfahrt ge startet ist, hat SOS- Rufe ausgefandt, in denen mitgeteilt wird, daß einer der Motoren defekt sei. Später konnte das Schiff nicht mehr selbsttätig seine Fahrt fortseßen und mußte ins Schlepptau genommen werden. Oben: Kapitän Wilkins.

Zollunion und Großdeutschland  

Tagung des Desterreichisch- deutschen Volksbundes

Gleiwiß, 15. Juni.

Unter dem Borfiz des Reichstagspräsidenten be hielt der Desterreichisch- Deutsche Volksbund hier seine Bundestagung ab; aus Deutsch  - Desterreich waren unter anderem Landeshauptmann Leser aus dem Burgenlande und Ministerialrat Dr. 3ud- Wien gekommen.

Reichstagspräsident Löbe führte einleitend aus, daß, wenn auch der staatspolitische Anschluß Desterreichs an Deutschland   noch in der Ferne liege, der Bund um so mehr die Aufgabe habe, die Angleichung der Verhältnisse in den beiden Ländern zu fördern, um den schließlichen Anschluß nach Kräften zu erleichtern. Der Widerstand gegen die Zollunion zeigt, wie weit wir heute noch von der vollkommenen Anerkennung der Gleichberechtigung Deutschlands   und Desterreichs entfernt find. Der Deutsche Reichstag würde sich niemals getrauen, gegen eine Zollunion zwischen Frankreich   und Belgien   Stellung zu nehmen.

Wir werden uns aber nicht abschrecken lassen. Die Zollunion mar auch ein Schritt zur endgültigen Einigung der beiden Staaten; aber zum Beispiel der Zollvertrag zwischen Schweden   und Norwegen   hat nicht zur staatspolitischen Einigung geführt. Bolitisch stehen wir auf dem Standpunkt, daß niemand in der Welt uns das Recht abstreiten tamm, unsere mirtschaftlichen An gelegenheiten gemeinsam mit dem Staat zu regeln, der mit uns durch Blut, Kultur, Sprache und Geschichte verbunden ist. Aber wir verschweigen auch feinen Augenblic, daß unser Ziel durch eine 3ollunion nicht erledigt ist. Nicht nur auf wirtschaftlichem, sondern auch auf nationalem Gebiet erstreben wir die Vereinigung.

Ministerialrat Dr. Zuck- Wien berichtete, daß der Volksbund in Desterreich mit 530 Mitgliedstörperschaften rund zwei Millionen Einwohner erfaßt, daß also, abgesehen von den Kindern und Greisen,

90 Proz. der gesamten Bevölkerung von Desterreich im Bolfs­bund organisiert

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Calderon  - Feier.

Schiller Theater.

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Zur Erinnerung an den 250. Todestag des spanischen   Dichters Calderon  ( 25. Mai 1681) wurde eine drei Stunden dauernde Gedächtnisfeier veranstaltet. Schon zu seinen Lebzeiten waren seine Ideale- die spanische Weltmachtstellung, sein abfolutistisches König. tum, der allein seligmachende und Kezer verbrennende Glaube erschüttert. Und heute ist das letzte Stück des alten Spaniens   dahin­gesunken. Trotzdem bleibt Calderon   ein großer Dichter und ein feltsamer Mensch. Die heutige Wissenschaft würde diesen Hofdichter und Aristokraten, der einige hundert geistliche und weltliche Dramen verfaßt hat, diesen Soldaten, der als Geistlicher starb, diesen Jefuiten schüler, der fühl und klar und weltlich war bei aller Glaubens brunst, mohl zu den großen Monomanen rechnen. Der größte Dichter der Gegenreformation ist heute tot wie das ganze alte Spanien  . Der Richter von Zalamea", eines und das andere der Lustspiele das ist alles, was von ihm lebendig geblieben ist.

Die vom Dramaturgen der Staatstheater Adam Kudhoff geleitete Matinee gibt in einem stimmungsvollen Rahmen von alt spanischer Musik dramatische Proben, einen ausgedehnten Vortrag und Rezitationen in Spanisch und Deutsch. Das Fronleichnamspiel Balthasars( Belsazars) Nachtmahl" ist ein gutes Beispiel dieser ganzen Art, allegorisch, naiv- wundersüchtig, im Grunde ganz mittelalterlich. Man stelle sich vor, wie etwa Shakespeare   solchen Stoff angepackt hätte! Ferdinand Hart  ( Balthasar), Hans Otto ( der Gedanke im Narrengewande), Maria Koppenhöfer   und Mathilde Kussin suchten in den streng nüchtern stilisierten Rahmen Birchans Farbe und Leben zu bringen.-

Die, leichtere Art Calderons zu repräsentieren war ein von

Wilhelm v. Scholz frei und modern bearbeitetes mythologisches Stück Die Zauberin, der Riese und der Affe"- ein Ausschnittberufen. Mit vielerlei Clownspäßen und Lustigkeiten fährt es spielerisch daher und machte in der wizigen Aufmachung

Eindruck.

Den Festvortrag hielt Prof. Karl Boßler München, gediegen, gründlich, nur zu breit an dieser Stelle. Er suchte uns auch den Menschen Calderon, der bei aller Weltüberwindung ein ganzer Mann war, näher zu bringen. Eine Gegenüberstellung mit Shakespeare  hätte noch deutlicher gezeigt, welch ein Abgrund uns von Calderon trennt.

D.

Frant- Clond- Wright- Nussellung. Die Preußische Akademie der Künite veranstaltet in ihren Räumen am Bariser Plaz eine Ausstellung von Werfen des amerikanischen   Architekten Frank Lloyd Wright  , die Mitt woch, 12 lhr, vor geladenem Bublifum eröffnet wird. Bon Mittwoch 2 Uhr ab ist die Ausstellung allgemein zugänglich.

Bühnenchronit. Der Heldentenor Sarl Hartmann wurde für I die nächste Spielzeit an die Städtische Oper verpflichtet.

find. Den Berichten des geschäftsführenden Direktors Dr. Mischler und des Gauleiters Langer Frankfurt a. M. und Oberstudien direktor Dr. Müller Potsdam folgte eine gründliche Aussprache. Telegraphische Glückwünsche hatten übersandt: Bizekanzler Dr. Schober, Bürgermeister Seiz- Wien, sowie die Landes hauptleute aller österreichischen Länder.

Den Höhepunkt der Tagung bildete die öffentliche An­schlußfundgebung auf dem Ring, die auch auf den Deutsch­landsender übertragen wurde. Mit Tausenden Männern und Frauen der Bevölkerung hatten sich auch zahlreiche offizielle Vera treter eingefunden.

Nach

der Begrüßungsansprache des Oberbürgermeisters Dr. Geisler ergriff, lebhaft begrüßt und des öfteren von startem Beifall unterbrochen, Landeshauptmann Leser Burgenland   das Wort, um zunächst die Aehnlichkeit der Geschichte des Burgenlandes mit derjenigen Oberschlesiens   zu schildern.

Landtagsabg. Grzimet sprach im Namen Ostpreußens  , lebhaft begrüßt

worauf

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Reichstagspräsident Löbe

ausführte: Die Anhänger der Anschlußbewegung find feineswegs Gegner des Planes, alle Zollschranfen in Europa   fallen zu laffen. 2ber nachdem sich alle Staatsmänner fünf Jahre lang vergeblich darum bemüht haben, fann es niemand dem deutschen   Bolte ver­denken, wenn es von unten her diesen Abbau versucht. Ins und Ausland mögen nochmals erfahren, daß die Forderung, nach der österreichischen   und der deutschen   Republit nicht vergeffen wird. Löbe richtete an die Welt den Appell, die österreichischen Bundesländer über ihre Staatszugehörigkeit abstimmen zu lassen. Es wird sich dann herausstellen, daß 98 Proz., vielleicht jogar 100 Broz., der österreichischen Bevölkerung für den An schluß sind. Löbes Rede flang aus: Vorwärts für den Gedanken der großdeutschen Republik  .

19,, Dame und Hund".

Matinee im Deutschen   Künstlertheater.

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Die Ehefrau sticht das Dienstmädchen bei ihrem Mann aus. Das gelingt ihr durch einen Kleidertausch und durch eine unter­schlagene Brille. Ida Mainfa- Weber hat in der Idee des Stüds feinen originellen Einfall. Dagegen find einzelne Szenen gut erfunden.

Die Komödie schwankt zwischen einer Parodie und einem Gesell­schaftsspiel. Die Barodie richtet sich gegen die Sentimentalitäten und Verschrobenheiten einer guten alten Zeit in der Art von Kaisers

Kolportage", ohne jedoch eine prägnante Formulierung zu finden. lleberspigungen stehen neben Szenen, die auch mit realistischer Breite gespielt werden können. Dein Stück fehlt der Ausgleich, und es endet mit faustdicem Kitsch, der ernst gemeint ist.

Der Regisseur Hans Brahm   macht sich das Leben leicht. Er läßt von der ersten bis zur letzten Szene parodieren, und zwar so aufdringlich parodieren, daß sich schmere Langeweile über das Theater lagert. Statt zu dämpfen, übersteigert er. Die Menschen werden auf eine einzige Note festgelegt, gleichen Marionetten und finden keine Entfaltungsmöglichkeiten. Nur Ludwig Stössel   als Schwiegervater mit dem Johannistrieb durchbricht diesen Stil, während Erwin Faber  , der Ehemann, der seine Figur am Anfang gut umreißt, mit ihr später zu jonglieren beginnt. Harriet Adams, Anita Redlich und Otto Matthies   beschränken sich auf Karikatur.

Künstliche Riesenkristalle.

F. Sch.

In den letzten Jahren ist es der Wissenschaft gelungen, Kristalle in Stunden zu züchten, zu deren Schaffung die Natur unabsehbare Zeiten brauchte. Man hat in dem physikalischen Laboratorium der Universität Göttingen  , wie Dr. H. Schröter in der Frankfurter  nannte Eiskristalle hergestellt, die die Größe einer Faust erreichen. Wochenschrift ,, Die Umschau" mitteilt, aus verschiedenen Salzen soge­nannte Eiskristalle hergestellt, die die Größe einer Faust erreichen. Diese Kristalle dienen als Material für die Erforschung des Atom­baues, da in ihnen eine regelmäßige Anordnung der Atome besteht. Das Verfahren besteht darin, daß das Salz vollständig geschmolzen und dann in die Schmelze ein Kühlrohr ein Platin eingeführt wird. Die vielen fleinen Kriställchen, die sich dann bilden. merden aus der Schmelze durch Heben des Kühlrohrs immer mehr herausgehoben, bis sie schließlich nur noch in einem Punkt die Oberfläche der Schmelze berühren; von diesem Berührungspunkt aus wächst nun der Einkristall. Um große Kristalle von 10 Zentimeter Kantenlänge zu züchten, bedarf es freilich der genauesten Regulierung der geeigneten Temperaturen und großer Geschicklichkeit. Bisher be= schränkt sich der praktische Nugen dieser Kristallerzeugung noch auf die Herstellung von Platten, Prismen und Linsen, die für optische Untersuchungen dienen, aber jedenfalls ist es geglückt, der Natur eins ihrer größten Kunststüde abzulauschen und fünftlich nachzuahmen.