der Stadtverordneten nicht zustimmen könne. Er würde seine Zu- ständigkeit überschreiten, denn er dürfe nur die vorläufige Stundung aus«inen entsprechenden Antrag der Vereine hinzulassen. Im übrigen entscheide stets die Aussichtsbehörde.— Für die Wiederherstellung der Wiener Brücke wurden die Mittel in Höhe von 51000 Mark bewilligt. Gewissenlose Gauner. polnische Rückwanderer um i 200 Dollar betrogen. Ein polnischer Rückwanderer, der gestern nachmittag nach wochenlanger Reise mit 1200 ersparten Dollars aus Amerika in Berlin eintraf, ist von eigenen Landsleuten um sein ganzes Geld begaunert worden. Der Betrogen« fiel am Bahnhof Zoo einer dreiköpfigen Bande in die Hände, die es lediglich darauf abgesehen hat, unter der Maske von hilfsbereiten Landsleuten Bertrauensselige um ihre Barschaft zu bringen. Die gewissenlosen Burschen erzählten ihrem Opfer, daß der Dollarkurs in Polen viel niedriger sei als in Deutschland und es darum ratsam wäre, schon hier das Geld um- zuwechseln. Der Mann ging auf den Leim und übergab dem Trio die 1200 Dollar, um sie an der Kaste eines Warenhauses wechseln zu lassen. Zu spät bemerkte er, daß er Betrügern in die Hände gefallen war. Die Polizei hat bereits eine bestimmte Spur aufgenommen. •- Das Wrack des„philibert" gefunden. Feierliche Bestattung der Opfer in Nantes . Paris , 18. Juni. (Eigenbericht.) Das Wrack des untergegangenen Dampfers„Philibert" ist heute vormittag mit Hilfe einer zwischen zwei Dampfern gespannten Kette gefunden worden. Zugleich stiegen Taucher hinab, um dos Schiff zu untersuchen. Sie stellten fest, daß der Dampfer nicht, wie man befürchtet hatte, mit Meeresschlamm bedeckt ist. Durch die Kabinenfenster konnten die Taucher zahlreiche Leichen in dem Schiffsraum sehen, aber sie konnten in die Räume selbst nicht ein- dringen, da die Türen unter dem Einfluß des Wassers stark ge- quollen waren. In Nantes fand heute vormittag unter Anwesenheit des Außenministers Briand und des Ministers der Handelsmarine und unter großer Beteiligung der Bevölkerung die feierliche Bestattung der bisher geborgenen Opfer der Katastrophe statt.
Blih schlägi in einen Gchafstatt. Vierhundert Tiere umgekommen. Parchim , 18. Juni. In der Nacht zum Donnerstag schlug ein Blitz in einen Schaf- stall in Krumbeck(Mecklenburg ) ein. Das Stallgebäude wurde bis auf die Grundmauern eingeäschert. �00 Schafe kamen in den Flammen um. Nur 150 Tiere konnten gerettet wetden.
In Bahia gelandei!
B a h i a, 18. Juni. Das deutsche Großflugzeug„Do X " ist hier um l'ZJi5 Uhr gelandet. Wieder Ladenüberfälle. In der W r a n g e l st r a ß e drangen gestern abend wieder eine größere Zahl junger Burschen in drei Lebensmittelgeschäfte ein und rafften zusammen, was ihnen gerade erreichbar war. Nach den poli- zeilichen Ermittlungen handelt es sich um einen vorbereiteten Ueber- fall. Im Hause Wrangelstraße 82 befinden sich die Butterhandlung „Zu den drei Sternen", eine Filiale von Goldacker und eine Fisch- Handlung von Schmidt. Diese Geschäfte hatten sich die Leute für ihr Plünderungswerk ausersehen. Nicht genug, daß sie größere Mengen Lebensmittel stahlen, schlugen sie mit Steinen die sämtlichen Fenster- scheiden der drei Läden ein. Weinort eingeäschert. Dernkostl, 18. Juni. In dem Weinort U e r z i g an der Mosel brach heute nach- mistag gegen 17 Uhr Großfeuer aus. Bisher find etwa ein Dutzend Wohnhäuser eingeäschert, alte Fachwerkhäuser, die zum Teil unter Denkmalsschutz stehen. Der Schaden ist beträchtlich, die Bewohner waren zum Teil nur ganz gering oersichert.
Sine gemütliche Feuerwehr. In der unmittelbaren Nachbarschaft der Stadt Köln , in der Gemeinde Langenfeld , leistete sich die Freiwillige Feuerwehr «inen unglaublichen Schildbürgerstreich. In einem an der Gemeinde- grenze zwischen Langenfeld und Leichlingen gelegenen Gebäude brach mitten in der Nacht Feuer aus. Sogleich wurde die Freiwillige Feuerwehr Leichlingen alarmiert. Aber sie kam und kam nicht. Nach einigen Stunden ließ sie vielmehr mitteilen, daß nicht sie, sondern die Langenfelder Feuerwehr„zuständig" sei. Als schließlich die„zuständige" Feuerwehr eintraf, war das Gebäude bereits bis auf die Grundmauern niedergebrannt.
Vorträge auf der Deutsche « Bauausftellung. Auch das Bortragsprogramm der Deutschen Bauaus- stellung Berlin hat bei den Ausstellungsbesuchern ein hohes Interesse erfahren. Soeben ist der nach dem Stand vom 11. Juni d. I. be- richtigte Vortragskalender erschienen, der erkennen läßt, daß es ge- lnngen ist, zu den mannigfaltigen Themen prominente Redner aus alle» Teilen des Deutschen Reichs zu gewinnen. Außerdem werden in dem offiziellen Ausstellungskino täglich von 11 bis 13 Uhr und 16 bis 19 Uhr stumme und tönende Filme— für letztere ist eine ganz moderne Klangfilmapparatur eingebaut worden— bei wechselndem Programm vorgeführt. Ausstellungsbesucher haben zu den Vorträgen und Filmvorführungen aus der Bauaus- stellung freien Eintritt. Weitere Auskünfte über das Vor- tragsprpgramm erteilt bereitwilligst die Geschäftsstelle des Aus- stellungs-, Messe- und Fremdenverkehrsamts der Stadt Berlin , Charlottenburg 9, Königin-Elisabeth-Straße 22.
Internationale Studentenvereinigung. Der für heute im Humboldt-Haus vorgesehen« Empfang des neuen spanischen Botschafter» Americo Castro durch die Internationale Studentenvereinigung ist auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, da der Botschafter verreisen mutz. Da» Märkische Museum wird künftig auch an den Sonn- oben den(von 10 bis 13 Uhr) geöffnet sein, dafür jedoch an den Montagen geschlossen bleibe».
Drei Tote im Elsetal! Die Sturmkatastrophe von Plettenburg.
Plettenberg , 18. Juni. Einer der bei dem Wirbelsturm im(K l s e- T a l schwerverlebten Arbeiter ist heute vormittag im llranken- Haus gestorben, während sich der andere Schwerver- letzte auf dem Wege der Besserung befindet. Ein dritter Arbeiter wurde durch einstürzende Mauerteile auf der Stelle getötet. Der Weg, den der Wirbelsturm genommen hat, bietet ein Bild der größten Zerstörungen. Bereits am Bahnhof Pletten- berg-Oberftadt erblickt man umgestürzte Bäume, abgebrochene Tele- graphen- und Lichtleitungsmasten. Die Gartenanlagen sind völlig z e r st ö r t. Auf den Feldern liegen überall Dachteile, Balken, Bretter und Dachziegel herum, die der Sturm hierher getragen hat. Der Ort Holthausen gleicht einem einzigen Trümmerfeld. Ueberall ist man mit den Aufräumungsarbeiten beschäftigt. Frei- willige Helfer der Sanitätskolonnen und der Feuerwehren der Um- gebung sind seit gestern abend tätig, um den aus ihren Häusern vertriebenen Bewohnern ein notdürftiges Obdach zu schaffen. Die Höhe des Schadens ist noch nicht zu übersehen. Der Landrat des Kreises Altena. hat beschlossen, die preußisch« Staatsregierung um Hilfe zu bitten.
Auch in Gummersbach tobte das Unwetter. Der nördliche Teil der Stadt Gumniersbach sowie die Umgebung wurden von einem schweren Wirbelsturm mit Gewitter und Hagel heimgesucht, wobei große Verheerungen angerichtet wurden. Mannsdicke Bäume wurden entwurzelt und auf die Straße geworfen, zahlreich« Dächer abgedeckt und Fabrikschornsteine umgeworfen. Personen sind dabei, soweit bis jetzt bekannt geworden ist, nicht zu Schaden gekommen._ Sturm über Wien . Feuerwehr 350 mal alarmiert.— Zirkus eingestürzt. Wien . 18. Juni.. Ein heftiger Sturm, der stellenweise die Stärke eines Orkans erreichte, verursachte heute nachmittag hier großen Schaden. Schornsteine und Gerüste stürzten ein und zahlreiche Dächer wurden ab- gedeckt. Ueber Z50mal wurde die Feuerwehr in Anspruch genommen. und die Rettungsgesellschaft hatte zahlreichen verletzten Hilfe zu leisten. Besonders arg wurde der Zirkus hagenbeck mitgenommen. Das Zirkusdach wurde vom Swrm auseinandergerissen: einer der großen eisernen Masten stürzte zusammen.
Befiederte Rohköstler im Zoo
In einem der Glaskäfige des neuen Vogelhauses des Berliner 7,oologischen Gartens befinden sich seit einiger Zeit zwei aus A bessinien direkt eingeführte Blaunackcn-Maus- dö gel. Es sind kleine Kletteroögel mit sehr beweglicher erster und vierter Zehe, die nach vorne und hinten gerichtet werden können, langem Schwanz, einer kleinen Haube und hakenförmigem Schnabel. In ihrer Heimat durchstreifen sie auf der Suche nach Früchten und Beeren in Schwärmen didite Baumkronen und Gestrüpp. Sie können unglaublich große Fruchtstücke auf einmal verschlingen.
Warnung vor spanischem Feuerwerk. Wie der Amlliche Preußische Pressedienst einem Runderlah des Ministers für Volkswohlfahrt entnimmt, erinnert der Minister an eine frühere Warnung vor gesundheitsgefährlichem spanischen Feuerwerk. Es ist nämlich wiederholt beobachtet worden, daß spanisches Feuerwek(Radauplätzchen, Teufelskracher und dergleichen) in der Zündmasse gelben Phosphor enthielt. Bei einem zehnjährigen Knaben, der zwei Radauplätzchen zum Lutschen in den Mund ge- nommen und dann verzehrt hatte, traten Uebelkeit, Erbrechen und schließlich der Tod ein. Gelber Phosphor ist ein starkes Gift. Es wird daher dringend davor gewarnt, derartiges Feuerwert Kindern zugänglich zu machen.
Mörder Zoll. Wegen 3000 Zigarillos erschossen. Bei Aachen wurde aus der Lülticher Straße ein Schmuggle r. der 3000 Zigarillos bei sich hatte, erschossen. Der Schmuggler war auf seinem Fahrrad an einem Zollbeamten vorbeigefahren. ohne dessen Aufforderung zum halten zu befolgen. Sur; daraus wurde er von einem zweiten Beamten zum hallen aufgefordert. Da er weiterfuhr, gab der Beamte einen warnungsschuh und dann einen scharfen Schuß ab. der den Radfahrer in den Rücken traf und so schwer verwundete, daß er nach wenigen Minuten starb._ Im 3kis erstickt. In der R e i s I ch ä l e r e i in Edingen (Polen ) stieg ein jugendlicher Arbeiter in den großen Reisbehälter, um sich über die vorhandene Reismenge zu orientieren. Plötzlich ertönten laute Hilferufe. Der Knabe war in einen Trichter, den die Körner bildeten, gestürzt. Erst nach großen Bemühungen gelang es den anderen Arbiftern, den Verschütteten zu bergen, er war aber in der Zwischenzeit bereits erstickt. Wieder Erdbeben in Japan . Bei«inem Erdbeben in Japan wurden in Tokio sieben Per« sonen verletzt. Die Erschütterung der Häuser verursachte eine Pa- n i k, vor allem in den Theatern und Filmhäusern. Kurz vor Mftter- nacht erfolgte ein weiterer schwächerer Erdstoß. Die Stadt P o k o- ha nt a wurde durch Bruch elektrischer Kabel sür einige Stunden in vollkommene Dunkelheit versetzt. Ab L.Lnli höherer Wasserpreis. In der nächsten Ausgabe des Amtsblattes der Stadt Berlin erscheint folgende Bekanntmachung der Berliner Städtische Wasser- werke Akt.-Ges. Der tarifmäßige Preis für das aus dem städtischen Wasserrohrnetz vom 1. Juli 1931 ab geliesertc Masse/ wird auf 25 Pf. je Kubikmeter, der Preis für das für öffenUich« Zwecke ge- lieferte Wasser vom gleichen Zeitpunkt ab auf 22 Pf. je Kubikmeter festgesetzt._ Erneuerung zweier Brücken. Di« im Zuge der Wiener Straße liegende, über den Land- w e h r k a n o l führende Wiener Brücke, einer der wichtigsten Verkehrswege des Berliner Südostens, soll jetzt endgültig instand- gesetzt werden. Vor einem halben Jahr haben sich an dieser massiven Brücke große Risse gezeigt, die zunächst sofort provisorisch repa- riert wurden, da Einsturzgesahr bestand. Außerdem wurden die schweren T«ile des Brückengeländers entfernt. Jetzt sollen die provisorisch vorgenommenen Verankerungen verstärkt und die Brücke endgültig repariert werden. * Auch die im Zug« der Jnvalidenstraße liegende Sandkrug- brücke, die seit einiger Zeit gesperrt ist, da sie nicht mehr trag- fähig war, wird jetzt verstärkt werden. Für die Erneuerung der ebenfalls gesperrten Kronprinzenbrücke konnten dagegen noch keine Mittel zur Verfügung gestellt werden. Auch ein Pressejubiläum. Die rechtsopposftionellc„Gazeta Warszawska" ist seit dem Maiunisturz zum 12 0. Male be- schlagnahmt worden! diesmal wegen des Leitaufsatzes„Dir- tatur und Armee". Die zweite Auflage erschien mit einem weißen Fleck.
Oer Kampf um den Bali. Wenn Neuköllner Jungen„Fufjballmatch" haben.
was ein Ball alles anrichten kann! Da dreht sich wahr- hastig um einen kleinen Gummidall, mit dem einige Jungen in Ermangelung eine» freien Platzes im April vorigen Jahres aus dem Straßendamm in Reukölln einen Fuhdallkamps ausgetragen hatten, ein Prozeh wegen gefährlicher körperver- lehung vor dem Amtsgericht Reukölln. Die'Knaben hatten den„Fußballmatch" direkt in der Nähe des Wagens eines Straßenhändlers Sauer veranstaltet, und bei jedem Tor rollte der kleine Gummiboll vor die Bein« des Pferdes, das etwas scheut«. Der Händler nahm einem der Jungen den Ball weg und weigerte sich auch, ihn dem Vater des kleinen Fußballers wieder herauszugeben. Als dieser ihn selbst von dem Wagen herunter- nehmen wollte, wohin ihn der Händler gelegt hat!«, stürzte si.tz dieser auf ihn, würgte ihn an der K e h l*e, warf ihn mit dem Kops gegen die Deichsel, um ihm schließlich noch einige derbe Faust. hieb« zu versetzen. Der Geschlagene ergriff die Peitsche des Händ- lers und setzt« sich damit zur Wehr, soweit er überhaupt gegen den bärenstarken Mann etwas ausrichten konnte. Schließlich f l ü ch l e t« er und nahm dt« Peitsch« mit. Der Straßenhändler«rgriff nun ein«
schwere Eisenstange und lief ihm nach. Da der Verfolg!« aber der Schnellere war, warf Sauer mit der Stange in einem wohlxezie'len Wurf nach seinem Widersacher, der zur Erde stürzte und erneut die Fäuste des Händlers zu spüren bekam, und zwar so heftig, daß er längere Zeit ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte. Erst das Ueberfallkommando trennte die beiden und stellte das corpus äclicti und Streitobjekt, den G u m m i b a l l, sicher. Der Amtsanwalt beiin Amtsgericht Neukölln hielt Sauer, der sich als Angetlagter zu verantworten hatte, der gefährlichen Körperverletzung für überführt. Der Angeklagt« könne, so führte er aus, von Glück reden, daß der Wurf mit der schweren Eisenstange nicht ernstere Folgen gehabt habe und der Kinderball zu einer Prozeßlawine geworden sei. Das Gericht verurteil!« Sauer schließlich zu 5 0 M. G e I d st r a j e und zur Zahlung einer Luhe in der gleichen Höhe an den Lerletzten. Miiderungegründ« waren die bisherige Unbestraftheit und die zioilrechtlichen Umstände des Streites. In der Wahrung seiner Rechte, den Ball vorläufig ein» zubehalten und dem Verlegten die Peitsche wieder abzunehmen. wäre Sauer unbedingtzu weit gegangen.