Kammermusik und Lnstrumentalisten. Beginnen wir mit den Spitzenleistungen: Bachs O-Dur-Sonate für Violine und Klavier, gespielt von Adolf Busch und Rudolf Serkin : Beethovens /�-Dur-Sonate für Cello und Klavier, gespielt von Pablo Casal'S und Otto Schulhof (dazu das schope Menuett in O-Dur— nicht C-Dur, wie auf dem Etikett zu lesen ist): und Schuberts herrliches /�-Dur-Duo für Klavier und Violine, gespielt von Sergei Rachmaninoff und Fritz Kreisler . All diese bei C.*), auch in klangtechnisch ausgezeichneter Wiedergabe. Im Adagio aus Schuberts L-Dur-Trio ist die Trio- Vereinigung des Kon- zert-Gebouw- Orchesters zu hören(O.), im berühmten Varia- tionensatz aus dem v-Moll-Streichquartett„Der Tod und das Mäd- chen* das vom Konzertsaal her bestbekannte B r u i n i e r- Quartett (U.). Als wertvolle Spezialität besonders hervorzuheben ist die außerordentlich gelungene Aufnahme von zwei Sätzen(warum nur zwei Sätzen?) aus einer Händel-Sonate für alte Instrumente, Viola da(Samba und Cembalo, die in Rudolf Hindemith und Alice Ehlers meisterliche Vertreter finden(Ho.). Als Solist überragt der Geiger Bronislav Huberman durch großen edlen Ton in Bachs„Air" auf der(Z-Seite(P.) und zeigt, ohne viel Aufhebens zu machen, die verblüffende Künste seines Virtuosen- tums in Sarafates Andalusischer Romanze(O.), Fritz K r e i s l e r spielt in seiner bezaubernden Art und in seiner Bearbeitung kleine Stücke von Dvorak (E.). Stefan Frenke! setzt sein geigerisches Können für Heinz T i e ß e n s charaktervolle Totentanzmelodie und für ein Capriccio von Karol Rathaus ein(Hp.). In Sarafates Zigeunerweisen bewährt sich Henry H o l st, Konzertmeister des Phil- harmonischen Orchesters, als Geiger von hohem Rang(U.). In der Zweiten Ungarischen Rhapsodie von Lrszt, der unzähligemal reprodu- zierten, vermag Alexander Brailowsky bei aller pianistischen Ueberleeenheit nur technisch zu interessieren, fmdet ober in Mendels- sohns ll-Moll-Scherzo ganz den Ton zugleich des eleganten Virtuo. sen und poesie-ersüllten Romantikers(DG.). Dem feinfühligen Pia- nisten Jgnaz Friedmann sind wir dankbar, daß er uns an Mendelssohns einst in aller Welt beliebte, dann jahrzehntelang allzu gering geschätzte„Lieder ohne Worte"— wie da« in seiner Weise klassische„Venezianische Gondellied"— erinnert. Hier war einmal der gute Ursprung schlechter Salonmusik(C.). Oper. Mit„Bajazzo"(Rosette Pampanni in der Rolle der Nedda),„R i g o l e t t o" und„Troubadour" setzt C„ mit„Ca- valleria Rusticana"(Mailänder S c a la- Ensemble) E. die Reihe der Aufnahmen ganzer italienischer Opern in italienisch-vorbildlicher Ausführung fort. In den Höhen italienischer Gesangs- kunft sind wir bei dem immer rvieder unvergleichlichen Aurelians Pertile, ob er das Ständchen aus„Bajazzo" oder eine Arie aus Puccinis„Manon " singt(E.). Wir sind es auch bei Lauri V o l p i und seinem Baritonpartner Giuseppe de Luca in der Schlußszene des dritten Akts„Aida", aber nicht minder bei seiner Partnerin Elisabeth R e t h b« r g, die wie kaum eine andere Künstlerin d-ut- schen Ursprungs«m Milieu und Gesangsstil der italienischen Bel- canto-Oper zu Hause ist(E.). 5zmlich singt sie die beiden Arien der Amelia aus„Maskenball"(E.). Als italienischer Operntenor ist Tino Pattiera im TrmNied aus„Cavalleria" in bester Form (P.). Alfred P i c c a v e r ist nun auch, mit blendendem Stimm- klang, in den bekannten Arien des Calaf aus„Turandot " zu hören (DG.). Michael Bohnen gestaltet Lied und Arie des Iägerburfchen Caspar(„Freischütz ") mit mehr Dämonie als musikalischer Genauig- keit(U.). Paul St ö Her bringt Siegmunds Liebeslieo und Schlußgesang aus dem ersten Akt„Walküre " mit heldisch glänzender Stimme zu eindrucksvoller Wirkung(U.). Rudolf Bockelmann ,
der Bayreucher Hans Sachs , singt bei E. das Schusterlied und die Schlußansprache aus den„Meistersingern"(die leider durch eine ungeschickte Kürzung entstellt wird). Nicht sehr glücklich stellt O. ein kurzes Bruchstück aus der„Walküre "—„Du bist der Lenz"— mit Isoldes Liebestod auf einer Plattenseite zusammen: aber man er- sreut sich an der vollendeten gesanglichen Leistung Lotte L e h- manns und am schönen Klang des von Dr. W e i ß m a n n ge- leiteten Orchesters. Im Monolog der Marschallin(„Rosenkavalier ") bestätigt sich Elisabeth Ohms als Künstlerin von Rang und For» mat(DG.). Gitta A ! p a r läßt in der Szene und Legende aus der halb vergessenen Oper„Lakme " von Delibes Kopftöne und Kalo- raturen von beträchtlichem Reiz hören(P.). Und Richard Tau» der beglückt sein Publikum als Operettenprinz aus der„Nacht in Venedig"(O.) Lieder und Konzerigefang. Verhältnismäßig selten erscheint das deutsche Lied auf der Schallplatte: unverhältnismäßig selten in Betracht des unerfchöpf- lichen Reichtums der Literatur. Wir hören nun zrvei Meister des Liedvortrags: Heinrich Rehkemper in Hugo Wolfs„Feuer- reiter" und„Storchenbotschajt" mit dem ausgezeichneten Michael Raucheisen am Flügel(DG.): und Paul Bender als Loewe - Interpreten in„Odins Meeresritt" und„Kleiner Haushalt"(U.). Aber just„Die Uhr" und„Tom der Reimer"— für den begabten Liedersänger Paul Wiesendanger hätte sich bei Loewe wohl Wertvolleres, weniger Abgesungenes finden lassen(Ho.). Lotte Lehmann entzückt uns in Schumann-Liedern(O.), Moria O l s z e w s k a enttäuscht ein wenig mit Brahms (E.). In üppiger Fülle entfaltet sich der dunkle Mezzosopran Eva Lieben bergs in Arien von Händel , dessen Largo dem ameri. konischen Tenorbariton Louis Graveure Gelegenheit zu einer technisch phänomenalen Sängerleistung gibt(U.). Prachtvoll, mit dem reich strömenden Klang seines kultivierten Bariton-, singt Heinrich Schlusnus Händels Arioso„Dank sei dir Herr" und Beethovens„Adelaide "(DG.). Für die Hymne von den Himmeln, die des Ewigen Ehre rühmen, sehlt es ihm, ebenso wie dem immer schön singenden Richard Tauber (O.), ein wenig an elementarer Größe. Endlich italiensche Volkslieder— darunter die alte„Santa Lucia"— erscheinen bei A., von Ernesto T o r i n o mit Orchester gesungen. Chöre. Neue Aufnahmen vom Donkosaken - Chor— Dirigent Serge I a r o f f— bringt C.: Volkslieder und Kosakenlieder. Immer wieder ist man gefessell durch diesen Reichtum an Klang- färben und Klangnüoncen, freilich auch an Klangesfekten: und durch die Weite und den jähen Wechsel der dynamischen Kontrast« nicht weniger als durch den bei einem Männerchor unwahrscheinlichsten Stimmumfang, der aus Kontrabaßtiefe bis in Sopranhöhe reicht. Rufsifch-volkstümliche Lieder singt mit dem vortrefflichen Chor der Pariser Russischen Oper der Schaljapin ähnliche M. Gitowsky(Ho.). Und wieder erfreut uns der tschechische Batule-Chor in alten Liedern und Balladen durch den frischen, reinen, gepflegten Klang seiner Kinderstimm«(U.). Auch die Niederdeutsche Sing- und Spiellchar mit ihren Liederspielen, altertümelnd« Bauern« musjt, ländlich, fröhlich, einfältig, wird gewiß Freunde finden(Ho.). Zum Schluß sei noch auf ein paar wertvolle Ausnahmen aus den Bezirken der geistlichen Chormusik hingewiesen: Choräle und Schlußchor aus Bachs Matthäuspasfion(Bruno-Kittel-Chor, DG.): alte Kirchenlieder(Staats- und Domchor, U.) und Stücke aus Händels Messias(E.). *) Abkürzungen: 21.— Adler: C.= Columbia: DG.— Deutsche Grammophon : E.-- Electrola; Ho.— Homocord: O.= Odeon; P.— Parlophon: U.— Ultraphon.
Kommunisten kämpfen. Für die Vombenleger- gegen die Volksbühne. Der preußische Iustizminister Dr. Schmidt hat dem k o m- M u n i st i s ch e n Landtagsabgeordneten K e r f f auf dessen Gnaden- gesuch für den faschistischen Bombenleger Claus Heim mitgeteilt, daß er sich zu einer Begnadigung des Heim nicht in der Lage sehe. Darob folgender Wuterguß der„Roten Fahne": Das ist die R a ch e d e r B o u r g e o s i e an denen, die zuch Kolk stehen in seinen Röten,(!!) denen die Befreiung des werktätigen Volkes(!!> höher steht als die„Ruhe und Ordnung" des Systems der Ausbeuter. Aber wir schweigen nicht. In Stadt und Land sind es heute bereits Millionen, die in der Front der Roten Hilfe für die Befreiung aller politischen Gefangenen des Proletariat-, auch sür die Befreiung vonClausHeim stehen. Der Brief des preußischen Justizministers wird von ihnen allen als ein F a u st s ch l a g ins Gesicht empfunden werden. Ihre gerechte Empörung wird sich neuen Massen mitteilen. Die Front wird breiter und tiefer werden. Nun erst recht alles für die Freiheit der eingekerkerten Söhne des Volkes. Das schreibt die gleiche„Rote Fahne", die nach den Bomben- attentaten Genossen Grzesinski und die Sozialdemokratie der g e- Heimen Begünstigung der Bombenleger bezichtigte und z. B. am 6. August 1929 sich in folgenden Verleumdungen erging: Von all den Bombenattentaten hat die Polizei des Sozial- dcmokraten Grzesinski bisher keinen einzigen verhastet, weil in den Behörden immer noch die von der SPD. geschützten und beförderten Vertrauensmänner der weißen Reaktion sitzen. Die sozialdemokratischen Chefs wollen auch gar nicht ernsthaft gegen den Faschismus vorgehen... Die Faschisten sollen nach dem Willen der reformistischen Stützen schon bald wieder eine wichtige Rolle als Bluthunde gegen die Arbeiter- bewegung spielen. Jetzt nennt die„Rote Fahne" Claus Heim und Genossen die Leute,„die zum Volke stehn in seinen Nöten"(s. o.). Reformisten und Faschisten gehören zusammen und darum gebührt beiden gemeinsam der vernichtende Schlag, den die revolutionäre Arbeiterschaft ihnen versetzen muß. Der vernichtende Schlag? Soll etwa das Gnadengesuch des Kommunisten Kerfs der vernichtende Schlag gegen Claus Heim und Genossen sein?— Ach nein, der„vernichtende Schlag" ist nach ganz anderer Richtung gezielt. Wonnetrunken meldet die rechtsradikale„Deutsche Zeitung": Die Annohme des kommu- nistifchen Antrages durch die Stadtverordnetenversammlung, wonach der Freien Volksbühne mit sofortiger Wirkung das städtische Darlehn von 600 000 Mark gekündigt werden soll. Triumphierend schreibt das Hakenkreuzlerorgan zu diesem Sieg der kommunistischen Bundesbrüder mit nationalsozialistischer Hilfe: „Dieser Beschluß bedeutet einen schweren Schlag für die Volksbühne". So— nun hat die Sache ihre Richtigkeit: Gnadengesuche für Fememörder und Bombenleger, schwere Schläge gegen die selbst- geschaffenen Institute der ArbeiterNasse, das ist das rvahre Gesicht des „antisaschistffchen" Kampfes, wie die Kommunisten ihn führen. Törichte Anträge. Unter starkem Stimmauswand beschimpft heute morgen die„Rote Fahne" die bürgerlichen und vor allem die sozialdemokratischen Stadtverordneten. während die sozialdemokratischen Stadtverordneten„blöde grinsten", „kämpfte drinnen im Saal die kommunistische Fraktion für die Forderungen der werktätigen Blassen". Wie haben die Kommunisten gekämpft? Wahllos stellten sie beim Kapitel Wohlfahrt Anträge, ohne auch nur den leisesten Der- such zu machen, die Notwendigkeit gerade ihrer Ausgabensestsetzung zu beweisen. In einer Zeit, wo mit jedem Pfennig gerechnet werden muß, forderten sie für die Einrichtung von Werkställen in den städtischen Erziehungsanstalten«inen Betrag, nach dem Werkzeuge im Werte von tausend Mark pro Kops zu beschaffen wären. Für die Fürsorgezöglinge wollten sie die Weihnachtsfeier abgeschafft wissen, für die Insassen des Obdachs ober sollen nach ihrem Wunsche die Ausgaben für die Weihnachtsfeiern noch er h ö h t werden. Törichte Anträge stellen um jeden Preis, immer fordern, fordern, fordern, auch wenn man genau weiß, daß man entweder Wider- sinniges verlangt oder bei der wirtschaftlichen Lage der Stadt eine Erfüllung der Forderungen unmöglich ist, das nennt man bei den Kommunisten„kämpfen". Die„Rote Fahne" sagt es ja auch ganz deutlich:„Ein kommu- nistischer Stadtverordneter nach dem anderen nahm dos Wort. Eine scharfe Anklage folgte der anderen." Als dann nachher der Der- togungsanllag zur Abstimmung kam, waren von den Kommunisten freilich nur acht zur Stelle. Die anderen kämpfen— woanders, und die Reaktionäre von links bedurften der Hilfe der Reaktionäre von rechts, um mit ihrem schädlichen Der- schleppungsantrag durchzukommen. Wann man„kämpfen" steilich mit reden gleichstellt, dann ist in der Tat kämpfen lejcht, dann „kämpfen" die Kommunisten leidenschaftlich. Man braucht eben nur aus den Fenstern herauszutrompeten, in der Hoffnung, daß die Leute, die nicht alle werden, zuhören. Für die Sozialdemo- traten freilich häßt Kämpfen im Rahmen der leider allzu eng gezogenen Möglichkeiten, so rasch wie es geht, da» herauszuholen, was im Interesse der Arbeiterklasie irgend herauszuholen ist. In diesem Kampfe lassen wir uns auch durch Geschrei der „Roten Fahne' nicht beirren.
Gefängnisstrafe für Ltralzeff. �uch sämtliche Mitangeklagte verurteilt. Dresden . 7. Juli. Heute mittag wurde im Uralzeff-Prozeß das Urteil verkündet. Es wurden verurteilt: Uralzeff wegen gemeinschaftlichen Be- truges, vollendeten und versuchten Betruges und schwerer Urkunden- sälschung zu einer Gesamtstrafe von drei Jahren Gefängnis unter Anrechnung von vier Monaten drei Wochen Untersuchungshaft, Dr. Steinmetz wegen gemeinschaftlichen Betruges zu sechs Monaten Gefängnis unter Anrechnung von zwei Monaten drei Wochen Untersuchungshaft, S ch r a d e wegen Beihilfe zur schweren Urkundenfälschung, sowie vollendeten und versuchten Betruges zu einem Jahr drei Monaten Gefängnis unter Anrechnung von acht Monaten Untersuchungshaft. Bedenk wegen Rückfallbetruges, Untreue und Beihilfe zur schweren Urkundenfälschung zu einem Jahr drei Monaten Gefängnis unter Anrechnung von einem Monat Unter- suchungshaft, Rifczes wegen einfacher und schwerer Urkunden- sälschung zu sieben Monaten Gefängnis, die durch die Untersuchungs- Haft verbüßt sind. Dr. Türk wegen Bellugsversuches, Untreue und Unterschlagung zu zehn Monaten Gefängnis, wovon ein Monat drei Wochen durch die Untersuchungshaft oerbüßt sind. 100 lote in Korea . Die Zahl der bei den Kämpfen zwischen Chinesen und Koreanern getöteten Personen soll nahezu 100 betragen. Unter den Toten befinden sich etwa S0 Chinesen. Die übrigen Tode»- opser sind Koreaner. Verletzt wurden insgesamt SSV Personen.
Minkowski und das Insulin. Wenn heute viele Tausende von Zuckerkranken ihr Leben und ihre Arbeitskraft dem helfenden Insulin verdanken, dann ist es in erster Linie das Verdienst des verstorbenen Oskar Minkowski , der als verhältnismäßig junger Arzt im Jahre 1889 entdeckte, daß die Zuckerkrankheit nach Entfernung der Bauchspeicheldrüse auftritt. Er hatte damals einem Hund diese wichtige Drüse wegoperiert und gefunden, daß das Tier bereits innerhalb von 24 Stunden an Diabetes erkrankte. Dadurch kam Minkowski auf den Gedanken, daß auch die menschliche Zuckerkrankheit von der Tätigkeit der Bauchspeicheldrüse abhängig sei, und seine langjährigen Beobachtun- gen gaben ihm Recht. Bereits damals hat Prof. Minkowski darauf hingewiesen, daß die unter dem Namen Diabetes mellitus(Zuckerkrankheit) auftretende Stoffwechsel- und Ernährungsstörung auch dann zunimmt, wenn nur in kleinen Mengen kohlenhydrathaltige Speisen, also in erster Linie Zucker, gegesien werden. Nicht weniger als 34 Jahre hat es gedauert, bis die durch Minkowski eingeleiteten Untersuchungen der Bauchspeicheldrüse und ihrer Funktionen zu Ende geführt werden konnten, und zwar waren es die beiden amerikanischen Aerzte Banking und B e st, welche im Jahre 1923 in den Bauchspeicheldrüsen der Rinder jene Substanz entdeckten, die sie Insulin nannten und die als Heilmittel gegen die Zuckerkrankheit unendlich wertvolle Dienste geleistet hat und immer weiter leistet. Zweifellos wäre auch Prof. Minkowfkki in der Lage gewesen, das Insulin zu finden, wenn man ihm die nötigen Mittel für ein Laboratorium und seine Untersuchungen zur Ver- fügung gestellt hätte. Das Insulin ist kein Heilmittel gegen die Zuckerkrankheit, sondern nur ein Hilfsmittel, denn nur solange Insulin gespritzt wird, bleibt der Körper von den Folgen der Diabetes befreit. Die Heilung dagegen geschieht auch weiterhin durch eine genau festgelegte Diät- behandlung. Prof. Minkowski hat auch mit einem alten Irrglauben als erster aufgeräumt: er war es, der darauf hinwies, daß ein großer Teil der Zuckerkranken diese Krankheit oder wenigstens die Anlage hierzu geerbt hat, daß die Diabetes eine Konstitutionskrank- heit und nicht auf äußere Einwirkung(Esten und Trinken) zurück- zuführen ist._ Ewmmerfest im I�ose- Theater. Man spielt aus der Gartenbühn« nicht bloß ein herztrauriges Stück mit Gesang„Unter der blühenden Linde", der ganze Garten spielt mit. Es säuseln die Bäume im Windchen uno es lauschten die Blumen(und wären es auch nur Papierrosen) aus dem Grün, es knattert das Feuerwerk. Feuerfontänen und goldiges Geriesel strahlen phantastisch aus dem Dunkel. Es ist ein richtiges Volksfest, das schon nachmittags mit Variete(Lotte Werk- meffter ist auch dabei) und Musik beginnt und mit dem Theater bis in die Nacht sich hinzieht. Dazwischen wird gegessen und getrunken und vor allem getanzt. Ja, warum nicht? Die befeuernden Hold-
seligkeiten, die au- Handlung und Musik dieser Operette mit vielen Volksliedereinlagen über Wein, Weib und Rhein ins Publikum sich ergießen, werden aktiv umgesetzt in Bewegung und Nachahmung. Mitwirkung de« Publikums und Gemeinschaftsstimmung ergeben sich hier naturgemäß. Die lustigen, ulkigen, die wein- und liebe- erfüllten Personen auf der Bühne finden hier verständnisvolles Echo: die Edgar Kanisch, Karl Gült ich, Han- Rose, die Edith Byron und Loni Pyrmont können sich über mangelnden Beifall nicht beklagen. Die Kapelle unter Max Schmidt ist wacker am Werke, die Tänze wirbeln Tanzlust unter die Zuschauer. Kurzum Volksfest mit Theater und Tanz. r. Oer 5000. Band der Tauchnitz-Cdition. Die handlichen Bände der Sammlung Tauchnitz, die die englische Literatur seit 90 Jahren über den ganzen europäischen Kontinent verbreiten, sind überall zu finden, und der Europäer außerhalb des Jnselreichs verdankt ihnen seine Kenntnis des britischen Schrift- tums bis in die Gegenwart. Die Sammlung, die 1841 von Christian Bernhard Tauchnitz begründet pnd bald von den englischen auch auf die amerikanischen Autoren ausgedehnt rvurde, begeht Mitte Juli ein Jubiläum, indem sie den S000. Bond herausbringt. Der erste Band, der am 1. September 1841 erschien, brachte den Roman „Pelham" von Bulwcr und bald folgten die Werke aller großen Schriftsteller der oictorianischen Zeit, von Dickens und Thackeray , Disraeli , Macaulay, Carlyle u. a., zu denen der Verleger die herzlichsten Beziehungen unterhielt. 1860 war die Tauchnitz-Edition beim S00., 1869 beim 1000., 1881 beim 2000., 1894 beim 3000., 1909 beim 4000. Band angelangt. Der 5000. Band, von Prof. Levin Schücking herausgegeben, bietet einen fein ausgewählten Ueberblick über die englische LyriOer Gegenwart. Altona eröffnet ein Zugendtheater. Die Altonaer Stadttheater- gemeinde hatte vor kurzem zu einer Gründungsversammlung einer Iugendbühne aufgerufen, die nunmehr eine für alle deutschen Städte wahrhaft vorbildliche Zustimmung erfahren hat. Die neue Bühne steht unter Selbstverwaltung ihrer jungen Mitglieder und beginnt in Kürze mit der Arbeit. Herabsetzung der Stargagen. Im österreichischen Ministerrat wurde beschlossen, im Nationalrat eine Regierungsvorlage einzu- bringen, die den Zweck hat, die Stargagen bei den Staatstheatern herabzusetzen. Es wird dies in der Form geschehen, daß sämtliche Verträge zum 30 September gekündigt werden. Der Erfinder des Carborundum(Siliciumcarbid), das als diamantenhartes Schleifmittel Bedeutung gewann, Edward A ch e f o n, ist gestern abend im Alter von 77 Jahren in New Park gestorben. Er war seinerzeit Mitarbeiter Edisons. Der Ufa-Palast am Zoo wird von heute an wegen Renovierung geschloffen. Wiedereröffnung erfolgt in der ersten Hälfte des August. Han« Alber« wird in der nächsten Spielzeit der Volksbühne den „Peer G Y n t" in einer Neueinstudierung von Karl Heinz Martin spielen.