Zweierlei i Schallplatienschau Zwischen Mozart und Strauß. Die fortschreitende Senkung des kulturellen Niveaus, die wir allgemein auf dem Schallplattenmarkt feit längerer Zeit beobachten, zeigt sich nicht zuletzt in dem steigenden Prozentsatz, der innerhalb der gesamten Produktion auf Tanz- und Schlagerplatten entfällt. Nicht zu reden von der Unzahl minderwertiger„Charakterstücke", geschmackloser Opernphantasien und Operettenpotpourris, kitschiger Rhein - und Weinlioder, vom Gemüt spießiger Männergesangs- quartette und Humor sogenannter Stimmungssängcr. Immerhin, Tanzmusik muß nicht allemal künstlerisch wertlose Unterhaltung sein. Halten wir uns daran, daß das Tänzerische— im Volkstanz, im Kunsttanz, im Gesellschaftstanz — ein Grundelement aller Musik bildet: halten wir uns an das künstlerisch Wertvolle, das auch aus diesem Gebiet auf den Markt gebracht wird. Auch Mozart hat Musik zum Tanzen geschrieben: aber diese„Deutschen Tänze", dar- unter die„Schlittenfahrt" mit dem lustigen Schellengeklingel, die wir von den Philharmonikern lDirigent: Meyrowitz) in bester Wiedergabe hören(U.*), sind eben Musik von Mozart , die in all ihrer Anspruchslosigkeit ihren Wert und Reiz nach ISO Jahren bewährt. Norwegische Volkstanzweisen hat Edvard G r i e g zu einer Reihe von„Sinfonischen Tänzen" gestaltet, reinlich empfundene, sauber gearbeitete Orchestermustk, die Issai D o b r o w e n mit der Staatskapelle zu sympathischer Wirkung bringt(P.). Auch in Moritz Moszkowskis„Spanischen Tänzen"<U.) und in G l a- z o u n o w s„Spanischer Serenade"(Ho.) sind Elemente nationaler Musik mit Geschmack und Geschick verarbeitet. Bedeutender freilich und stärker sind die Altböhmischen Tänze, in denen Leos I a n a c e k sich als urtümlicher Musiker seines Volkes ausspricht(U.). Tänze- risches herrscht auch in einer Suite über russische Volkslieder für Kammerorchester vor, dem Hanns E i s l e r als Bearbeiter einen proletarisch-aufrührerischen Grundton gibt: es klingt freilich mehr nach Kurt Weill als nach Wolga und Steppe(Ho.). Bei Br. er- scheinen, vom C l e v e l a n d- Orchester unter S o k o l o f f mit Elan und Präzision gespielt, die prachtvollen„Polowetzer Tänze " aus B o r o d i n s„Prinz Igor": astatisch-barbarischer Volkstanz, sinfonisch gebändigt, als Opernballett. Vom Ballett der Pariser großen Oper gibt D. G. ein klassisches Beispiel in der vollständigen Ballettmusik aus G o u n o d s„Mar- garethe"(Orchester der Städtischen Oper unter Oskar Fried ). Das Bacchanal aus Saint-Saens '„Samson und Dalila "— dazu den ungarischen Marsch aus„Fausts Berdam- mung"— hören wir in schlechthin vollendeter Wiedergabe vom Philadelphia - Sinfonieorchester unter Leopold S t o k o w s k i, dem wir auch eine meisterhafte, nicht nur im Orchesterklang außer- ordentlich schöne Darstellung von Bizets„Arlesienn e"-Suite verdanken(E.). Aus dem Ballett„Coppelia" von Delibes bringt das Adler-Salonorchester eine Suite in guter Aufführung(A.): das Mailänder Sinfonieorchester, schon öfters bewährt unter dem Dirigenten Gino Neri, spielt die Ballettmusik„Tanz der Stunden" aus Ponchiellis in Deutschland wenig bekannter Oper„La Gioconda "(Ho.). „Der Tanz der sieben Schleier", Glanz- und Effektstück aus „Salome", erscheint nun auch bei O., von der Staatskapelle unter Leitung des Münchener Generalmusikdirektors Knappertsbusch mit aller Klangentfaltung des Richard Straußfchen Orchesters ein bißchen zu schnell gespielt. Und der beliebte, berühmte Walzer aus dem„Rofenkaoalier" erhält von Erich Kleiber allen klang- lichen und rhythmischen Charme, doch auch ein Uebermaß an Nüancen der Phrasierung(U.). Aber das klassische Urbild dieses und aller Wiener Walzer , L a n n e r s„Hofballtänze", wünschte man
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/ Von Klaus pringsheim freilich in etwas feinerer Näancicrung, als Wilhelm Grofz sie mit den Philharmonikern gibt(U.). In den„G'schichten aus dem Wiener- wald" macht Johann Strauß , der Enkel, mit seiner Wiener Tanzkapelle die Walzertradition seiner Familie lebendig(P.). Den Abstieg von Strauß zu L e h a r spüren wir im Walzer aus der „Luftigen Witwe": das G r a m m o p h o n- Tanzorchester führt sich damit in der neuen Serie„Braun-Etikett" ein, die ihre Bestimmung, bei verhältnismäßig billigem Preis hohes Niveau zu halten, bisher nur zur ersten Hälfte ersüllt. Tanz von Heute. Noch immer— unseren Lesern, die vielleicht als Käufer beraten sein wollen, sind wir diese Feststellung schuldig— vermag die deutsche Tanzmusik von heute mit den besten Erzeugnissen des Aus-. lands, vor allem Amerikas , nicht zu konkurrieren. Die Gründe sind an dieser Stelle oft erörtert worden. Und die Auswahl an guten amerikanischen Tanzplatten, die bei uns zu gleichem Preis wie die inländischen zu haben sind, ist so groß, daß wir uns auch hier darauf beschränken müssen, aus dem Querschnitt des Jahres nur das beste zu erwähnen., Noch immer hält in der Produktion der Foxtrott den Rekord. Die besten des Jahres? Nennen wir an erster Stelle„Happx Feet" und„A Bench in the Park", von Paul W h i te m a n mit höchstem Raffinement des Klangs herausgebracht(C.):„Babys erst« Uhr". «in musikalisch hübscher Einfall, von Harry Jackson reizvoll und exakt verarbeitet(Tr):„Tva for two", schon vor Jahren in Berlin viel gespielt, beschwingter Rhythmus, eine einfache, aparte Melodie, einprägsam ohne schlagerhaste Aufdringlichkeit, von Fred B y r d in hübscher Instrumentierung geboten(Ho.)..Als Tanzkapelle der besten Klasse präsentiert sich von neuem das Billy- B a r t o n- Orchester bei U. mit einer Reihe sehr guter Ausnahmen, unter denen „I tost nry g-al from Memphis" und„How am I to know" trotz der Umständlichkeit der englischen Namen— liehen sie sich für das deutsche Publikum nicht ins Deutsche übersetzen?— besonders hervorzuheben sind. E. bringt wie immer ausgezeichnete Leistungen von Jack H y lt o n: darunter„Great<la>" und„Swingin' in a hammock". Von ebenso hoher Qualität sind Platten von Rat Lewis, wie„Sing>ou sinners"(Orch.): von Carl B u r t n e tt, wie„Puttin' on the Uite"(Br.): oder von Roy Miller, wie „In a kitdienettc"(Br.). Daneben bei Br. Jesse Stafsord. Tom C l i n e s, Ben Bernte, Abe L y m a n, Roger Wolfe Kahn , Jaques R e n a r d, Red N i ch o l s und nicht zuletzt die Lumping Jacks mit ihrer suggestiven Lustigkeit. Bei C. Ray Starita, Jack Payne. Bei E. Rat Shilkret und Ted W e e m s. Bei D. G. die Jan und Patrick H o s f m a n n Band. Bei U. die New A orkers, Julian F u h s. Bei Orch. die M e e r y m a k e r s. Bei Ho. Lud G l u s k i n und Harry Sculthorpe. Neue Tangos, sehr typisch in ihrem stockenden, steifen Rhythmus, spielen die Kapellen Ralando di Perron(Ho. und ll.) und Juan Llossas (U.). Beim Waltz, der amerikanischen Spielart des Walzers, ist Vorsicht geboten: hier herrscht das Sentimentale, Kitschige vor. Als angenehme Ausnahmen sind„Märchen von Tahiti " und„Monterey " zu bemerken, jenes von den S c a r p o s Radio Rhythmicans(Ho.), dieses von Sllfred B e r e s(II.) und dem„Orchestrola-Iazzorchester" gespielt.
Abkürzungen: A.— Adler: Br. Brunswick: C. Columbia: D. G.'— Deutsche Grammophon : E.— Elecdrola: Ho.= Homocord: O.— Odeoir: Orch. Orchestrola: P.— Parlophon: Tr.— Triergon: u.= Ultraphon.
Henriette Fürth . Zum?t>. Geburtstage der pionierin des Sozialismus und der Frauenbewegung am TS. August. Henriette Fürth in Frankfurt a. M., die unermüdliche Vor- kämpferin für die Sache der Arbeiterschaft, die vorzügliche Sozial- Politikerin, deren Name innerhalb wie außerhalb der Partei besten Klang hat, vollendet am 1ö. August das siebenzigfte Jahr eines Lebens, reich an Mühe und Ringen, aber auch an Erfolg und an persönlichem menschlichen Glück. Es war das Leben einer Voll- natur, die sich nach allen Richtungen verausgaben konnte, ohne da- durch ärmer zu werden:«incr Natur, die durch Geben wuchs. Henriette Fürths Persönlichkeit verdient, vielen als Vorbild nahe- gebracht zu werden. In Gießen geboren, Tochter eines liberalen Kaufmannes, der als bürgerlicher Demokrat auch i» Arbeiterkreisen geachtet wurde, wollte Henriette Fürth nach dem Besuch der üblichen höheren Mädchenschule den einzigen Beruf ergreifen, der damals geistig strebenden Mädchen osfenstand, den Lehreriimenbcruf. Sie hoffte, hier im Sinne ihrer pädagogischen, sozialen und künstlerischen Neigungen wirken zu können. Aver sie ließ den Plan fallen, als sie sehr jung einen Frankfurter Kaufmann heiratete. Das Leben außerhalb der Familie— Henriette Fürth wurde Muttsr von acht Kindern— gehörte der sozialen Arbeit. Ihr temperamentvolles, warmherziges Wesen, ihre Klugheit, die sich trotz aller Geistesschärfe mit großer Liebenswürdigkeit verbindet, ihre angeborene Rednergabe, gewannen ihr Sympathien, wo immer sie auftrat: bei ihren zahlreichen Vorträgen für die Sozialdemokro- tische Partei, ihren Lehrgängen für die Volkshochschule , ihrer Mit- arbeit in der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechts- krankheiten, ihrer Tätigkeit als Stadtverordnete in Frankfurt a. M. Henriette Fürth war auch Kandidatin zur Nationalversammlung in Hesien, und zwar ach einer Stelle, die fast noch Erfolg hatte: Zweifel- los wäre ihre große Erfahrung z. B. auf dem Gebiete der Woh- nungs-, Bevölkerungs-, Hauswirtschasts- und Erziehungsfragen in jedem Parlament besonders wertvoll gewesen. In Frankfurt a. M. wirkte sie im Institut für Gemeinwohl und on verschiedenen anderen Stellen, auch in der Arbeiterwohlfahrt, viel für die Stadt, die ihr Heimat geworden. Henriette Fürth gab ihrer praktischen sozialpolitischen Arbeit einen wissenschaftlichen Niederschlag in zahlreichen Beiträgen zu Zeitungen und Zeitschriften und auch in einer Reih« bedeutsamer Bücher. Als eine der ersten machte sie den Versuch Volkswirtschaft- l icher Erfassung der einzelnen Hauswirtschaft in ihren Schristen über „Ein mittelbürgerliches Budget vor und nach dem Kriege". Sie ist eine der Vorkämpferinnen der„M u t t e r s ch a f t s- Versicherung", schrieb über„Das Pflegekinderwesen" und„Die Fabritarbeit der verheirateten Frau" über„Das Beoölterungsproblem in Deutschland " und„Die Regelung der Nachkommenschaft".(Fast alle die genannten Schriften erschienen bei Gustav Fischer, Jena .) Und wenn gerade diese Mutter von acht Kindern Geburtenregelung, Be- seitigung der Zwangsmutterschaft sowie des unhellvollen Para- graphen 218 befürwortet, kann sicher niemand mangelndes mütter- liches Gefühl gegen sie geltend machen. Die Arbeiter fast aller Länder, die wirtschaftlich und durch Gesetze bedrückten Frauen insbesondere, haben Anlaß, Henriette Fürth zu ihrem siebzigsten Geburtstag warmen Dank abzustatten und sich zu freuen, daß diese unentwegte Kämpserin ihn voll Frische in unverminderter Regsamkeit begehen kann. .......i �Aäeia Schreiben. Agrarischer Gelbsthilfewahnsinn. Neue unsinnige Forderungen des Veichsiondbundcs. Der Reichs-Landbuch richtete am 13. August ein Schreiben an die Reichsregierung, in dem es u. a. heißt: „Der Herr Reichskanzler hat letzthin mehrfach die Notwendigkeit der nationalen Selb st Hilfe betont. In das Gebiet der nationalen Selbsthilfe gehören auch alle diejenigen Maßnahmen, die es verhindern, daß Deutschland unnötig ausländische Waren kauft und deutsches Geld für diese Waren ins Ausland fließt. Die aus oen Vorgängen der letzten Wochen heraus entstandene Devisenbewirtschaftung hätte ein geeignete Mittel der nationalen Selbsthilfe werden können. Nun hören wir, daß Devisen ohne nähere Nachprüfung des tatsächlichen deutschen Bedarfs den Importeuren im Rahmen ihres früheren normalen Importes gege- den werden sollen. Dadurch entfallen alle die Erwartungen, oie die Landwirtschaft an dieses Mittel der nationalen Selbsthilfe ge- knüpft hatte. Es. dürste wohl kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß«in ganz erheblicher Teil des bisherigen Agrnrimportes über- flüssig und schädlich gewesen ist und sehr wohl durch heimische Pro- dukte ersetzt werden kann. Es ist daher nicht zu verstehen, daß von dem in der Devisenordnung gegebenen Mittel, die Erzeugnisse der bäuerlichen Vcredelungswirtschast zu schützen, nicht Gebrauch gemacht werden solle. Insbesondere verweisen wir auf die Notwendigkeit und Möglichkeit der Abdrosselung von Fetten aller Art, insbesondere auch von Tranen, von Obst» Südfrüchten, Gemüse, Wein, sowie der Molkereiprodukte u. a. An die Reichsregierung richten wir daher den dringenden Appell, von den ihr jetzt zur Verfügung stehenden Möglichkeiten des Schutzes der bäuerlichen Deredelungsproduktion nicht nur im Interesse der Landwirtschaft, sondern der gesamten Volkswirtschaft nachdrücklichst Gebrauch zu machen." Wenn der Reichslandbund von„nationaler Selbsthilfe" redet. dann meint er eine Sonderaktion zur Begünstigung der Landwirt- schast, damit sie in ihrem alten Schlendrian weiter wirtschaften kann.
Dr. Simons Regierungspräsident von Liegnih. In der am Donnerstag stattgefundenen Sitzung des Provinzialausschusses stimmte dieser mit den Stimmen der Sozialdemokraten und des Zentrums der vom preußischen Staatsministerium vorgesehenen Ernenming des Ministerialrates Dr. Simons zum Regierungspräsidenten in Liegnitz zu. Dr. Simons ist Sozialdemokrat. Versammlungsocrbotc in kioburg. In der vergangenen und in dieser Woche waren in Neustadt(bei Koburgl, in Rod ach und in K o b u r g selbst sowie in mehreren Dörfern össentliche nationalsoziali st ische Versammlungen anberaumt. Sie wurden sämtlich im Hinblick auf die politische Lage o c r- boten. Zeitungsverbot-. Wegen eines Aufsatzes, der sich gegen die Oschilfepolitik der preußischen Staatsregicrung wendet, ist das Organ des Pommerschen Landbundes vom Ober- Präsidenten der Provinz Pommern bis zum 28. August verboten worden. Wegen eines das Verbot einer nationalsozialistischen Ver- sammlung kritisierenden Artikels wurde die„K o b u r g e r Nationalzeitung", das Organ der NSDAP. , mit sofortiger Wirkung auf die Dauer von zwei' Monaten verboten. Das Verbot erstreckt sich auch auf neu« Druckfchriktsn. dl« fachlich eine Fore feyung der„Natianalzeitung" darstellen. In dem ftaglichcn Artikel erblickt die Aufsichtsbehörde eine Verächtlichmachung des Stadt- lammisiär».
Cröffnungsprogramm der Berliner Bühnen. Für den Beginn der kommenden Theatersaison der Berliner Bühnen liegt jetzt ein vollständiges Programm vor. Dag Große Schauspielhaus, das unter der künstlerischen Leitung von Max Reinhardt stehen wird, cröfsnet am 1. September mit dem von Charell inszenierten„Weißen Rößl ". Mit Max Adalbert schweben zur Zeit noch Verhandlungen wegen Uedernahm« der Rolle des Gicscke. Unter der Leitung von Viktor Barnowsky wiro das Deutsche K ü n st l c r t h e a t e r mit Pelzers„Rosenbraut" eröffnet werden. Unter der Direktion von Meinhard und Bernauer wird das Komödienhaus am lö. September mit der Komöbie „Zu Hilfe" von Achard beginnen. Das Theater in der St r e s em a n n st r a ß e soll mit einem neuen Lustspiel von Bcr- nauer und Oesterrcicher eröffnet werden. Gogols„Revisor" wird das Eröffnungsstück sein, mit dem Dr. Robert Klein am 1. Sep- tember seine Spielzeit im Lcssing-Theater beginnt. Als Eröffnungsvorstellung im Metropoltheater ist„Die Blume von Hawai " vorgesehen. Das Lustspielhaus hat sich zur Er- öffnung„Tempo über hundert" von Cammerwhr gesichert und der Admiralspalast eröffnet mit dem Ausstattungsstück„Die Dubarry ". In der„T r i b ü n e" wird der Verleger Paul Gordon mit dem Lustspiel„Mein Friseur" von Karl Mannheim die Saison eröffnen. Die Kammerspiele bleiben vorläufig noch geschlossen. Für das Theater am Schiffbauerdamm werden Verhandlungen mit der Gruppe junger Schauspieler unter Leitung Gerhard Bienerts ge- führt, die als Erösfnungsprograimn„Avantgarde" von Äatajew vorgesehen haben. Auch über das Renaissonce-Theater. das Berliner Theater und das Kleine Theater sind zur Zeit Verhandlungen noch im Gange.
phoiozelle entlarvt Medium. Im„Institute Metapsvdntjua" des Dr. Noftys zu Poris wurde das berühmte spiritistische Medium Stanislaw», das durch seine unerklärlichen Leistungen Aufsehen erregte, durch einen ganz modernen Apparat entlarvt, gegen dessen Beobochtungsschärfe auch die schlauesten und genialsten Tricks nicht helfen. Es wurde nämlich die Photozelle als Waffe gegen den Betrug des Mediums verwendet. Man hat bekanntlich diese Photozelle im inodernen Leben schon mchrsach verwendet, da sie auf einfachste Weise funktio- niert, wie zum Beispiel zum Zahlen von Passanten, zum Schutz gegen Einbruch usw. Unsichtbare ultrarot« Strahlen werden als „Zaun" vor die Häuser gelegt. Wenn ein Mensch vorübergeht, wird der Strahl für einen Augenblick unterbrochen, untr dadurch wird eine Alarmoorrichtung ausgelöst. Da die Einbrecher die ultraroten Strahlen nicht sehen, so können sie auch diesen Schutz nicht außer Betrieb setzei- Dieses Prinzip wurde nun zur Prüfung der Leistun- gen des Mediums Stanislawa verwendet. Sie leistete Hervor- ragendes auf dem Gebiete der �Telekinefe", das heißt, ia. ihrer
Gegenwart flogen Gegenstände durch die Lust, ohne daß sie von Menschenhand berührt wurden. Dr. Noftys kam auf den guten Gedanken, ultrarote Strahlen zu verwenden, die mit einem photographischen Apparat verbunden waren. Sobald sie unterbrochen wurden, wurde ein Viitzlichtouf- nahm« ausgelöst. Der Raum zwischen dem Medium und den Gegenständen, die mit Hilfe der Telekinesc durch das Zimmer fliegen sollten, wurde mit ultraroten Strahlen„belegt", die unsichtbar sind. Wenn das Medium durch Taschenspielcrstücke die Fcsieln abstreifen konnte, um nach den Gegenständen zu greifen, mußte eine Blitzlicht- aufnähme erfolgen. Und siehe da! Kaum war dos Experiment im Gange, als der Apparat funktionicrle. Auf der photograschi- schcn Platte was das Bild der Stanislawa zu sehen, wie sie den Arm vorstreckte, um die Gegenstände zu werfen. Wie sie den Arm frei gemocht hat, weiß man nicht. Sicher ist aber, daß sie es ver» steht, nach der Telekinese den Ann wieder so in die Fesieln zm stecken, daß man keine Veränderung merkt. Der scherzhafte Vorgong erinnert an eine Berliner Szene, wo der bekannte Arzt Dr. Albert Moll ein Medium cnt- larvte. Ein gewisser Pinkort genoß den Ruf, Geister bc- schwören zu können. Totsächlich ließ er bei einer Sitzung in Berlin zwei Geister auftreten oder erscheinen, von denen einer erklärte, daß er«in« Frau sei und Alida heiße. Diesen „Geist" begoß nun Dr. Moll in dem finsteren Raum, ohne daß jemand etwas merkte, mit einer roten Flüssigkeit. Als die Sitzung zu Ende war, wurde Pinkert auf Wunsch Molls genau untersucht, und in seiner Hosentasche fand man einen großen Gaze- schleier, der mit der roten Flüssigkeit Molls getränkt war. Es zeigt sich also, daß die Geister in Wirklichkeit Gazeschleier waren. Kleider mache»— Bolschewisten. Es scheint, daß der so leiden- schastlich bekämpfte.chourgeoise" Geist im Sowjetstaat mehr und mehr an Geltung gewinnt. Wurde erst kürzlich die Welt durch die Ankündigung überrascht, daß zwischen gelernten und ungelernten Arbeitern künftig in bczug auf Löhne ein Unterschied gemacht wer- den soll, so kommt nun aus Moskau ein Ausruf, der den Mitgliedern der Kommunistischen Partei ans Herz legt, mehr Sorgfalt auf che Kleidung zu verwenden.„Die Zeit ist gekommen", so erklärte Iaroslawsli vor der Kontrollkommission der 5Zommunlstischen Partei, „da die Mitglieder sich besser anziehen müssen. Es ist nicht not- wendig, ja sogar dem Ansehen unserer Organisation schädlich, wenn die Arbeiter so aussehen, als wären sie Angehörige irgendeines Bettelordens. Man muß ihnen gestatten, sich so zu kleiden, wie es ihrer materiellen Lage und ihrer kulturellen Mission entspricht." Die vor einiger Zeit in die Wege geleitete neue„Reinigung der Partei" hat zu der Ausstoßung von über 130 000 Mitgliedern ge- führt, aber während der ersten drei Monate dieses Jahres sind ein« Viertelmillion neuer Mitglieder aufgenommen worden, und di« bolschewistische Partei zählt jetzt mehr als 234 Millionen Mitglieder, etwa zwei Drittel aller Industrieorbeiter. „Da» Mädchen au» der Fürsarge" mußte aus der Klcsterslraße au»- rieben, da da» Konsistorium der franjnüscbcn gemeinde au» sittlichen Gründen am Inhalt de» Stücke»?li>stoß genommen hatte. Es wird nunmehr allabendlich 8% Uhr im Wallner-Theatcr in der Besetzung der UrauMhrung gespielt,