Wirischastsplanung/ Volksentscheid. Eine Zeitschristen-Schau. Den sozialistischen Zeitschriften obliegt es in diesen Monaten schwerster sozialer, wirtschaftlicher und politischer Kämpfe im be- sonderen Maße zur Klärung unserer sozialistischen Zielsetzung im Heute und ans dem Heute heraus beizutragen. So sind sowohl das wissenschaftliche Zentralorgan der Partei„D, e Gesellschaft" wie auch die„Neuen Blätter für den Sozialismus" auf die Klärung der Gesamtsituotion unter dem Gesichtspunkt des Ausganges des preußischen Volksentscheids, der hieraus zu ziehenden politischen Konsequenzen, sowie der furchtbaren Weltwirtschaftskrise abgestimmt. Georg Decker schreibt in der„Gesellschaft": „Am 9. August hat man die kommunistischen Arbeiter gesehen, die bis zur letzten Minute an das Märchen vom„roten" Volks- entscheid glaubten und erst dann von den Wahllokalen zurückkehrten, als sie dort die Hakenkreuzler und Stahlhclmer und damit das wahre Gesicht des Volksentscheids gesehen haben. Hier liegt der wichtigste Ausgongspunkt für unsere Aufklärungsarbeit an der Wiederherstellung der Einheit der sozialistischen Arbeiterbewegung." Aber man darf die realen Möglichkeiten politischer Aufklärung nicht überschätzen. Aufklärung, Diskussion ist in einer Zeit unerhörter Verelendung breiter Volks- schichten kein allein ausreichendes Mittel, für politische Vernunft zu werben. Die Masse der Arbeits- losen, aus denen zum großen Teil die stark fluktuierende Anhänger- schaft der KPD. besteht, wollen Brot, wollen Arbeit. Deshalb muß das sozialdemokratische Wirtschaftsprogramm, das die Reichstags- fraktion unlängst beschlossen hat, überall zur Forderung des Tages erhoben werden. Die Forderung der Wirtschaftskontrolle wird zur sozialistischen Forderung der Stunde. Die heutigen Wirtschastsmöglichkeiten liegen nicht auf dem Wege der vielberedeten nationalen Autarkie, der nationalen Selbst- genügsamkeit. Wir haben H i l f e r d i n g s Aussatz„Probleme der Kreditkris e", den er im Septemberheft der„Gesellschaft" veröffentlicht, schon auszugsweise unseren Lesern mitgeteilt: aber einige Sätze sind hier festzuhalten: „Solange die Befürworter der nationalen Autarkie nicht an- geben, wie innerhalb des nächsten halben Jahres sieben Milliarden Devisen zur Begleichung auswärtiger Schulden zu beschaffen sind, wie die deutsche Wirtschast dann ohne ausländische Kredite weiter- geführt werden soll, ist ernsthafte Beschäftigung mit Empfehlungen, die die ganze Welt wirtschaftlich und politisch gegen Deutschland vereinigen würden, denn doch nicht nötig... Die Politik hat keine Atempause, sie erfordert die höchste Akti- vität und ihr Grundproblem bleibt die direkte Verständigung zwischen Deutschland und Frankreich , die sehr schwierige, aber unerläßliche Vorbedingung zu der„freundschaftlichen Zusammen- arbeit mit den europäischen Staaten". Auch die beste politische Führung wird gegenstandslos, wenn die Massen, die hinter ihr stehen, nicht ausreichen, ihr zur Macht zu verhelfen. Dies ist für die sozialistische Bewegung schlechthin das Hauptproblem, das durch die Spaltung der Arbeiterschaft in SPD. und KPD. gegeben ist.„Die Neuen Blätter" ver- öffentlichen einen Aussatz von Walter Rist„Die KPD. in der Krise"(der Verfasser schreibt aus naheliegenden Gründen unter einem Pseudomim, da er langjähriger führender Funktimkär der KPD . war), der es uns ermöglicht etwas tiefer als sonst in die organisatorischen und politischen Funktionen der KPD. hineinzu- sehen. Rist deckt vor allem den inneren Wider- spruch auf, der darin besteht, daß die KPD. als antiparlamentarischc Partei in ihren parlamen- tarischen Wahlziffern das Maß ihrer organisa- torischen Stärke erblickt. Ganz anders jedoch wird das Bild, wenn Rist die„revolutionären" Aktionen der KPD. prüft: „Die beiden einzigen größeren politischen„Massenaktionen" der KPD. , die seit Mitte 1928 nennenswert in der breiteren Oeffent- lichkcit in Erscheinung getreten sind, und die sich wiederum als Mittel des demokratisch-parlamentarischcn Stimmzettels bedienten, waren das Panzerkreuzervolksbcgehren und der Stahlhelmvolksentscheid. Was die Partei bei diesen An- lössen selbständig auf die Beine brachte, bewegt sich zwischen 1,2 und allcrhöchstens 2 Millionen Menschen, ein Bruchteil ihrer eigenen Stimmen bei Parlamentswahlcn, und in beiden Fällen eine glatte politische Niederlage. Siebenmal seit Ende 1928 proklamierte die KPV. selbständig den politischen Massenstreik und ebenso ost ließen sie ihre Wähler und— wie aus ihrem prozentualen Anteil in den Betriebs- Vertretungen schlagend hervorgeht— selbst die Mehrzahl der eigenen Mitglieder in Stich. Anläßlich der Polizeischießerei am 1. Mai 1929 z. B. streikten am folgenden Tage trotz größter Streikanstrengungen der KPD. in Berlin ein halbes Dutzend Baustellen und eine Konfitürensabrik. Eine Tatsache, die auch den Charakter der vermeintlichen„Barrikadenkämpfe" der Berliner Bevölkerung höchstens als eine idividuelle Akte isolierter KPD. -Anhänger kennzeichnet." D i e Fluktuationder Mitglieder schätzt Rist auf 4 0 P r o z. in G r o ß- B e r l i n. Was den Funktionärkörper anlangt, so kommt der Verfasser auf Grund statistischer Erhebungen zu folgendem Resullat:„8 9 Proz. der Funktionäre übten demnachihreFunttionenerstseitdreiundweniger Monaten aus, fast 99 Proz. aber waren erst 1 bis 4 Jahre in der KPD. organisiert." Das sind wichtige Angaben, die für die politische und gewerkschaftliche Agitation fruchtbar gemacht werden können. Wenn Rist jedoch„das politisch mündige deutsche Pro- letariat" auf etwa 39 Millionen beziffert, so ist das«in« typisch kommunistische Schlagwortdenjweise, die an den sozialen Disferen- zierungen völlig oorbeisieht. Die Zahl der gewerblichen Arbeiter (nicht nur der Industriearbeiter) betrug nach der Berusszählung von 1925 nicht einmal 19 Millionen! Davon abgesehen, ist der Beitrag von Rist wertvoll. Es darf bei dieser Gelegenheit auch ausgesprochen werden, daß die„Neuen Blätter" durch ihre, die Ding« an der Wurzel packende Haltung dazu beitragen, die sozia- listische Idee in der schwer ringenden Gegenwart zu klären und zu vertiefen._ J- P- Die Razikaserne. Mit Posten im Schilderhaus. Brauuschweig. 29. September.(Eigenbericht.) In Wolfenbüttel bei Braunschweig haben die Nazis mit Duldung der Polizei des Herrn Klagges eine regelrechte Ka- ferne eingerichtet, an deren Vorderfront zu lesen steht:„Sturm- bann 92". Vor dem Hause steht«in Schilderhaus, vor dem ein Posten auf- undobgeht. Die sozialdemokratische Stadtoerordnetenfraktion verlangt Beseitigung der Kaserne. Der Naziminister stellte sich jedoch schützend davor und lehnte jedes Ver- Hot ab.
Goethe wartet auf die Nation Vorbemerkung zum Goeihejahr./ Von I,co Friedmann.
Deutschland steht am Vorabend eines Gocthe-Jahrcs. Der hundertjährige Todestag des Dichters findet ein feierwilliges, aber uneiniges Geschlecht. Noch weiß niemand, wer das Protektorat der Feierlichkeit übernehmen soll. Aber schon bemühen sich Städte, Ver- leger, Klubs und Persönlichkeiten um die finanzielle und moralische Auswertung. Nicht aus einer inneren Verbundenheit mit dem Dichter, nicht aus einer kollektiven Verpflichtung ihm gegenüber greift Deutschland zu der feierlichen Gelegenheit. Noch hängen die Weiden ücbr den deutschen Wassern, an denen Deutschlands Dichter über ihr verlorenes Vaterland trauerten. Aber mit Geschäftigkeit greifen die Trauergästc nach dem fröhlichen Leichnam, um seine er- habenen Gebeine ihrem Vereinstum dienstbar zu machen. Städte prägen Fcstmarken, literarische Zettschristen machen in Goethe-Kon- junktur am laufenden Band, Goethe-Seminare an den Universitäten erhöhen ihre Teilnchmerzahl von 5 auf 59, die akademisch« Literatur in den Bibliotheken wird um noch einige Goethe-Bände bereichert. Jeder interpretiert Goethe auf seine Art. Nur das, was man in der Weltsprache eine„Nation" nennt, bleibt hinter der Betriebsamkeit viele Meilen zurück. Es fehlt die deutsche Nation, um Goethe zu feiern. Dabei ist Goethe jene aggressive Stellung gegen Deutschland keineswegs eigen gewesen, die viele andere Dichter gekennzeichnet hat. Schopenhauers und Nietzsches Deutschenhaß, Heines resignierende Ablehnung und enttäuschtes Liebeswerben, Hölderlins Flucht— oll dies hat den Weimarer Weltbürger aus Frankfurt kaum berührt. Seine schöpferischen Impulse tragen wohl deutschen Charakter. Aber klingt nicht schon im„Werther" der Wille zur geistig-kämpferischen Durchdringung des deutschen Chaos ab? Und hat es sich für diesen Geistesriesen gelohnt, bis zum„Faust" durch soviel Etappen sich durchzuringen, um ein Stückchen deutschen Bodens mühsam zu quäl- voller Beackerung erwerben zu können? Nein, Goethe hat vergeblich auf die Welle nationaler Mit- Leidenschaft, nationalen Mit-Fühlcns und Mit-Denkens gewartet, die ihn zu der Höhe einer einmal gültigen nationalen Ausprägung erhoben hätte, die damals in der Zeit nationaler Entdeckung durch das junge Bürgertum noch möglich gewesen wäre. Das deutsche Bürgertum konnte sich selbst auf dem Gipfel seiner sozialen Mission nur in der philosophischen Konstruktion mit der Nation indentifizieren. Zur Erschaffung der deutschen Nation, zur Erweckung und Auslösung der nationalen Energien war es unfähig, wie es heute selbst zu gemeinschaftlicher Rückerinnerung unfähig ist. Goethe, der Sohn eines umwälzenden Zeitalters, in dem aus Revolutionen Nationen erzeugt wurden, war immer auf der Suche nach einer nationalen Schicht, in der die Dichtung ihre natürliche An- lehnung und soziale Bestätigung findet. Er bewunderte in Napoleon die kühne Expansionskrast der französischen, aus der Revolution ge- borene Nationalidee, in Shakespeare die Vitalität des britischen Geistes. In seinen Reisen nach dem Süden suchte er die nationale Tradition. Sein geistiger Lehrmeister war Spinoza , der Jude, der aus der Ghettogcmcinschaft hcrausgestoßen war und aus der Po-
sition seiner nationalen Einsamkeit eine weltbürgerliche Philosophie entwickelte. Wo Goethe auf die Resultate deutscher llnausgeglichcn- hcit, auf die genialen Manifeste des Chaos stieß, neigte er immer zur Ablehnnug, ja zur Feindseligkeit. So in seinem Zusammenproll mit Beethoven , vor allem mit dem deutlichsten Vollender des mystisch- dramatischen deutschen Verfalls, Heinrich von Kleist . Selbst Schiller mußte lange um das ersehnte Verständnis werben, aus dem eine sentimentale Legende Scelenfreunbschaft konstruieren möchte. Goethe entwand sich der Aufgabe, ein politischer Dichter zu sein, weil es eine nationale Politik nicht gab. Und doch formte sich das nationale Schicksal nach politischen Gesetzen. Der Gesellschasts- kritikcr Lessing hatte die politische Mission empfunden, wenn ihm auch der Raum zur politischen Slktivität verschlossen war. Indem er Literatur und Theater von einer nationalrevolutionären Idee aus zu politisieren trachtete hatte er aber noch ein starkes, stock- reaktionäres Preußen im Rücken. Goethe erlebte den aussichtslosen Verfall. Kaum begann sich der Schleier etwas zu heben, da wurden die Keime des nationalen Erwachens wieder vernichtet von den französischen Bajonetten, gegen die ein grenzenlos seiger Absolutis- mus sich nicht zu wehren wagte. Und als endlich unter Führung der rebellischen Gneisenau, Scharnhorst und Blücher die deutschen Heere sich gegen Napoleon wälzten, da fühlte sich der Dichter nicht mit ihnen solidarisch. Hatte doch die Nation seinen Geist von sich gewiesen. Die Tragödie Goethes, der die Nation nicht fand, spiegelt sich im heutigen Bürgertum, das seinen größten Dichter nicht zu finden vermag. Im Spätkapitalismus kann von der nationalen Aufgabe des Bürgertums nur noch im reaktionären Sinne gesprochen werden. Die revolutionäre Mission des Bürgertums ist längst überholt. Aber wie das deutsche Bürgertum einstmals seine nationale Funktion nicht erfüllen konnte, so ist es heute unfähig, den internationalen Weg zu beschreiten. Selbst die feudalen Hemmungen, die heute noch seine Entwicklung einengen, vermag es nicht zu überwinden. Es ist wohl geschichtliches Gesetz, daß heute wie damals Feigheit und reaktionäre Gesinnung verhindern, daß das Bürgertum— sozial zerklüftet, kulturell desorientiert, politisch in allen Fronten schwer bedrängt — zu sich selbst und zu seinen eigenen Konsequenzen finden kann. Gerade vom sozialistischen Standpunkt muß diese tragische Zwic- spältigkeit doppelt empfunden werden. Das Proletariat steht dem Weltbürgertum Goethes innerlich nahe. Aber es sucht im heutigen Bürgertum vergeblich nach diesen weltbürgerlichen Tendenzen. In- dem das deutsche Proletariat an der internationalen Verbreiterung seiner Kampffront innerlich wächst, fehlt ihm im nationalen Rahmen ein bürgerlicher Gegner, der durch seine geistige Ebenbürtigkeit den Machtkamps der Klassen geistig befruchten und antreiben würde Wer mit der einen Hand mit Hitler und Hugenberg droht, kann mit der anderen Goethe nicht auf sein Schild heben wollen. Dieser Tatbestand ist das entscheidende Signum des Goethe Jahres. Goethe wartet immer noch auf die Nation.
„Berge in Flammen." Llfa-palast am Zoo. Die Hochgebirgsfilme mit Luis T r e n k c r haben sich eine ständig wachsende Schar von Anhängern und Freunden erober». Jetzt stellt sich Trenker in einem neuen Gebirgsfilm als Regisseur und Hauptdarsteller zugleich vor. Die Leitung der Filmaufnahmen untersteht Sepp A l l g e i c r, der wie bisher all« Hoffnungest erfüllt. Ein Kriegsfilm aus der Hochgebirgswelt der Dolomiten. Der italienische Graf Fronchini und der �iroler Bergführer Florian Dimai sind seit langem auf gemeinsamen Klettertouren gute Freunde geworden. Hoch in den Bergen überrascht sie die Mobilmachung: Südtirol wird Kampfgebiet. Beide Freunde liegen sich in dem gleichen Kampfabschnitt gegenüber. In Eis und Schnee, in ständi- gem Kampf mit der gewalttätigen Natur, nimmt der Kiieg für die Menschen im Hochgebirge einen furchtbaren Charakter an. Unsäg- lich die Mühen. Fast hoffnungslos, die Verstümmelten und Kran- ken durch die ungeheuren Schmemassen zu Tal zu bringen. Posten erfrieren im Schneesturm, Lawinen reißen Trägertruppen in die Tief«. Doppelt und dreifach furchtbar zeigt der Film den Krieg inmitten diefer grandiosen Natur, die sich hier mit dem Krieg zur Vernichtung des Menschen verbindet. Dimai und seine Kameraden sind seit zwei Jahren von der Heimat gänzlich abgeschnitten: ihr Dorf ist von den Italienern be- setzt. Die Italiener bereiten eine Sprengung der von den Oester- reichern besetzten Bergkuppe vor. Ein verlorener Posten. Es ge- lingt Dimai, auf Schleichwegen in sein Heimatdorf zu gelangen und die Stunde der Sprengung festzustellen. Kurz vor der Stunde der Sprengung erreicht er, von den eigenen Leuten angeschossen, die Stellung. In atemraubcnder Host, den Tod im Genick, wird die Tavern« von den Oesterreichern geräumt. Wenige Sekunden später ist die Kuppe des Berges ein flammcnspeiender Krater. Franchini und Dimai haben den Krieg überstanden. Ihre aus Liebe zu den Bergen geborene Freundschaft hat die Jahre des Krieges überdauert. Auf besonnten Höhen finden wir die beiden wieder, versunken in die Schönheiten der Dolomitenwelt. Trenker mit der Bergführergrupp« hervorragend in ihren alpinen Leistungen. Atemraubend dies« sausenden Sturzfahrten der Skipatrouillen über gefährliche StcillMnge. Die Bildausnahmen ent- hüllen die Schönheiten und die Schrecken der Bergwelt hervorragend. Lissi A r n a als Tiroler Bäuerin, schlicht und echt, Claus C l a u- sen als Stellungskommandant und Serventi als Graf Fran- chini sehr stark in ihren Rollen. Der Film ist ein großer Erfolg. Trenker wurde mehrfach her- vorgerufen. L. „Wer nimmt die Liebe ernst.. Atrium. Ein Filmluftspiel jenseits demimondäncn Glanzes. Es geht also auch ohne die Requisiten der großen Welt. Koste rlitz schreibt eine Romanze aus dem Alltagsleben der kleinen Ganoven. Der Regisseur Erich Engel inszeniert sie mit einem künstlerischen Können, das man selten im deutschen Tonfilm antrifft. Schlager werden organisch mit einer Reihe ausgelassen witziger Situationen verbunden. Selbst abgebrauchten Vorwürfen gibt Engel neuen Hoch- glänz, und hinter allem Humor verbirgt sich ein« Melancholie über ein Leben, das kein Leben ist. Der Film endet glücklich, aber es ist nur ein vorläufiger Schluß. Max, der mit seinem Freund kleine Hunde vor den Postämtern stiehlt, um sie nachher gegen cm« Belohnung den Besitzern zurückzuerstatten. gelobt, einen bürgerlich anständigen Beruf zu ergreifen, wenn Us « wiederkommt, und sie kommt wieder. Sie, die Schön--
heitskönigin des Luya parks, reißt voii dem Bankett aus, das ihr zu Ehren gegeben wind. Die Liebenden liegen sich in den Armen. Kein« Sentimentalität wird dabei verbraucht, wie Engel überhaupt jeder Rührseligkeit ausweicht. Max hat gute Vorsätze, doch wird er sie kaum verwirklichen können. Eine Romanze aus dem Alltagsleben ist der Film, und er ist mehr. In«in paar flüchtigen Szenen skizziert Engel die wahren Schweinepriester, die Herren mit dem vornehmen Auto und den trüben Geschäften, zeigt er den Mief der kleinbürgerlichen Welt in einer Mietskaserne, das Elend der Wohnkellcr. Auf dieser rcalisti- scheu Basis errichtet er das Spiel, dos neben der Komik ganz zarte, fast romantische Züge aufweist. Wirklichkeit und Spiel gehen in- einander über. Und dann noch eins. Engel arbeitet an den Dar- stellern, zwingt sie zu natürlicher Einfachheit, gibt in jeder Chargen- rolle einen charakteristischen Typ ohne Uebertriebenheilen. Selten waren Mar Hansen und Jenny I u g o so gelöst, so frei von Schwonkroutine. Hansen wird plötzlich zu einen, Gestalter und ebenfalls Otto W a l l b u r g, der sich hier von seinem Film- schema löst. Eine Kabinettsleistung bietet Willy Schur. F. Seh.
Eine neue Welihilfssprache. Ein schwedischer Sprachgelehrter Professor Z a ch r i s s o n in Upsala hat sich die Frage überlegt, warum die künstlichen Welt- sprachen(Esperanto, Ido usw.) in den englisch sprechenden Ländern keine erhebliche Verbreitung gefunden haben. Er kam zu der Ueber- zeugung, daß das von 299 Millionen Menschen gesprochene Englisch heute eigentlich schon eine natürliche Welthilfssprache ist und daß es nur nötig sei, die sehr veraltete und komplizierte Schreibung zu vereinfachen. Er Hot ein System entworfen, das er Anglic nenn', und führte es uns gestern in den Klubräumen des Berliner Anglic- Vereins vor. Angjlic hat— und darauf kommt es natürlich in erster Linie an— bereits bei zahlreichen englischen und amerikanischen Fach- männern für die Rechtschreibungsresorm Beifall gesunden. Und in der Tat wird dem Lernenden die englische Sprache, die ja wegen der Einfachheit ihrer Grammatik sich empfiehlt, erheblich erleichtert. Es werden vor allem die Vokale, die ja im Englischen besonders reich entwickelt sind, in einer eindeutigen Form geschrieben, so daß der Schüler von vornherein weiß, wie er sie auszusprechen hat. Es ist vorderhand nicht abzusehen, wohin die Anglicbewegung einmal führen kann. Jedenfalls hat sie schon jetzt für die vielen Menschen in der ganzen Welt, die das Englische für praktische Zwecke erlernen, erhebliche Bedeutung. Es bestehen bereits Lehrbücher, und Kurse für Anglic werden in Deutschland demnächst eröffnet. Man b.>- dient sich dabei besonderer Lautplatten, die dem Schüler die Aus- spräche vorführen. Prof. Wilhelm D o e g e n, der Leiter der staat - lichen Lautsammlung, hat seine großen Erfahrungen in den Dienst der Sache gestellt. 69 Zahre„Gesellschaft für Volksbildung". Die Gesellschaft für Volksbildung veranstaltet vom 2. bis 5. Oktober in Dahlem im Harnack-Haus ihre 61. Hauptversammlung. Damit wird die Feier des 69jährigen Bestehens der Gesellschaft verbunden. Eine Festschrift stellt die bisherige Tätigkeit der Gesellschaft dar. Den Festvortrag über„Politik und Volksbildung" hält am 4. Oktober Prof. Theodor Litt . In Fachoersammlungen finden Vorträge und Beratungen über die mechanischen Hilfsmittel im Dienste der Volks- und Jugendpflege- arbeit statt. Festliche Veranstallungen umrahmen die Tagung. Di« Tchauspieler-Rachtvoritellullg von„DerbeschleuniatePer- s o n e n z u g" mit Max Adalbert , die im Theater an, Nollcndorfplatz an- gesetzt war, findet nicht statt. Dl» Urania eröffnet Frcilag, 8.1,5 Ubr. im Longenbeck Birchow Ha»?, Luisenstr. 58—59, ihr Winterprooramm mit einem Vortrag von Richard Katz :„Hinter der Cordillerc". I« der Ttaatioper geht Freitag Weber? Oper Oberon neucinstudiert m Szene.