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ERLIND

BERLIN Freitag 2. Oktober

1931

utonutio

Der Abend

Erfcheint täglich außer Sonntags. Bugleich Abendausgabe des Vorwärts". Bezugspreis beide Ausgaben 85 Pf. pro Woche, 3,60 M. pro Monat. Redaktion und Expedition: Berlin   SW68, Lindenstr. 3 Fernsprecher: Donhoff( A 7) 292-297

Spätausgabe des Vorwärts

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Nr. 462

B 231 48. Jahrgang

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DerStoß gegenden Mieterschut

Die Regierung streift/ Sie lehnt Auskunft im Ausschuß ab

Der Wohnungsausschuß des Reichstages hatte zur heutigen Situng das Reichsarbeitsministerium und das Finanzministerium zur Aussprache über die Absichten der Regierung zur Aenderung des Wohn- und

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Die fapitalistische Weltkrise

Mietrechts eingeladen. Die Regierungsver: Düftere Prophezeiung Montagu Normans- Auch Frankreich   muß daran glauben

treter waren nicht erschienen. Der Reichs­kanzler hat in einem Briefe an den Ausschuß gebeten, die Regierung von der Entsendung der Vertretung zu entbinden, weil die Materie Gegenstand der Beratung des Kabinetts sei und die Beratung noch andauere.

Die Vertreter des Zentrums erklärten hierauf, der von der Sozialdemokratie gestern eingebachten Ent­schließung, die die Regierung auffordert, von der Aenderung der Mieterschutzgesetze Abstand zu nehmen, bis ein soziales Wohnrecht gesichert ist, nicht zustimmen zu können, obwohl sie sachlich mit dem Inhalt sympathiserten.

Durch den Brief des Reichsfanzlers wurde be stätigt, daß die Regierung die Mieterschuhgeseke durch Notverordnung verändern will.

Der Ausschuß nahm die Entschließung der Sozial­demokraten mit 10 Stimmen der Sozialdemokraten und Kommunisten an, während die bürgerlichen Vertreter dagegen stimmten.

Forderung der Mieter.

Dringende Mahnungen an die Reichsregierung.

Dresden  , 2. Oktober.

Der Vorstand der Reichsorganisation der Mieter, der Bund Deutscher   Mietervereine e. V., Siz Dresden, hat vor dem Erscheinen der zu erwartenden neuen Notverordnung nochmals an den Reichskanzler und an die zuständigen Reichsministerieine

ausführlich begründete dringende Eingabe eingereicht, in der mit

aller Entschiedenheit gefordert wird:

Senkung der Altbaumieten durch Herabsetzung der gesetzlichen Miete; besondere gesetzliche Maßnahmen zur Herab­fegung vereinbarter Mieten für Räume, die nicht mehr dem Reichs­mietengesetz unterstehen; besondere gesetzliche Maßnahmen zur Senkung der Neubaumieten.

Gerüchte um die Polizei.

Aus einer Müce wird ein Elefant.

Wie alle preußischen Minister, so empfängt auch Innenminister Severing die Vorfizenden der Beamtenverbände, wenn fie glauben, über allgemeine Angelegenheiten dieser Beamten mit dem Minister sprechen zu sollen.

Das Zentralorgan der belgischen Sozialdemokratie,| Entsprechend der Entwicklung der Wirtschaftslage im Jahre 1930 sind der Brüsseler ,, Peuple  " erfährt von einem Schreiben des obersten Leiters der Bank von England  , Montagu Nor­ man  , an den führenden belgischen Finanzmann Francqui. In diesem Brief ist die Befürchtung ausgesprochen, daß, wenn nicht ganz Durchgreifendes geschehe, der Kapitalis: mus binnen verhältnismäßig kurzer Zeit- Norman fagt sogar in einem Jahr erledigt sein werde. do

Französische   Banken verfrachen.

Paris  , 2. Oktober.  ( Eigenbericht.)

Eine große Pariser   Privatbank, das Comptoir Lyon- Allemand, die mehrere Filialen in Paris   unterhält, ist in 3 ahlungs jdmierigteiten geraten. Die Lage der Bank ist so ge fährdet, daß eine Schließung nicht mehr vermieden werden fann, wenn nicht noch in letzter Stunde eine Stützungsattion zustande kommit.

Die große Pariser Aktienbank Banque de l'Union Parisienne, die mit dem Schneider- Konzern in Verbindung steht und deren Aufsichtsratsvorsitzender der frühere Finanzminister François Marsal ist, fonnte nur mit Hilfe der übrigen Groß­banken vor dem Zusammenbruch gerettet werden.

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Holz verfault in den Wäldern. Und im Winter sollen die Arbeitslosen frieren? Die preußische Regierung hat die drakonischen Maß nahmen ihrer Notverordnung u. a. damit begründet, daß der Forst­etat, der immer Ueberschüsse gebracht hat, starfe Einnahmeausfälle aufweist. Das hängt vor allem mit der schlechten Marktlage für Holz zusammen. Die Wirtschaftskrise hat natürlich auch den Holz­bedarf zurückgeschraubt, während andererseits die Holzpreise durch russische Schleuderverkäufe start gedrückt sind..

Noch im Jahre 1929 betrug der Ueberschuß aus dem Holz­verkauf der preußischen Staatsforsten mehr als 50 Millionen Mart.

Eine derartige Unterredung hatte auch Polizeioberst a. D. Dillenburger als Vorsitzender der Vereinigung preußischer d Bolizeioffiziere" nachgesucht, und zwar zu einer Rücksprache über d technische Angelegenheiten der Polizei. Die Besprechung von Personalfragen oder irgendwelchen Einzelheiten mit den Beamten­verbänden ist ausgeschlossen. Dillenburger hat am 14. September dem Minister geschrieben, daß diejenigen Polizeioffiziere, die sich am Bolksentscheid beteiligt haben, dadurch in keiner Weise gegen den Minister haben Stellung nehmen wollen; die Polizeioffiziere brächten dem Minister nach wie vor die größte Hoch= achtung entgegen. Ein weiterer Brief Dillenburgers übermittelte in höflichster Weise eine Entschließung der Vereinigung der Polizer­offiziere in der es heißt, daß die Beteiligung von Polizeioffizieren am Volksentscheid keinerlei Stellungnahme gegen den republika­nischen Staat oder die demokratische Staatsform bedeute, die viel= mehr von allen Polizeioffizieren nach wie vor mit Einsatz von Leib und Leben verteidigt werde. Von irgendeinem Pronunzia= mento" der Polizeioffiziere gegen die preußische Regie­rung, wie das ein Mittagsblatt behauptet, ist also keine Rede.

Plötzliche Abneigung.

Die nationale Dreffe beschimpft die Justiz, weil national fozialistische Totschläger Zuchthausstrafen erhielten.

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3m Breslauer Kommuniffenprozeß wegen der Tötung des Stahlhelmmannes Müller wurden von den insgesamt 25 Ange­flagten 16 verurteilt, darunter der Maler Hebner zu einer 3ucht­hausstrafe von zwei Jahren, während die übrigen 15 Ber­urteilten Gefängnisstrafen von drei Monaten bis zu zwei Jahren erhielten. Der Staatsanwalt hatte gegen fünf Angeflagte Zuchthaus- Zut mir leid, 3hnen aeb ich nicht mehr die Hand. strafen beantragt.

haben Nationalsozialisten verurteilt!"

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für 1931 die Einnahmen aus der Forstverwaltung schon erheblich niedriger angesetzt worden. Immerhin rechnete man aber noch mit einem Ueberschuß von 33 Millionen Mart. Diese Hoffnungen Go haben sich nicht erfüllt. So waren die Holzverkäufe mit 150 Millio= Mark erreichen. Statt des erwarteten Ueberschusses von 33 Millionen nen Mark veranschlagt. Sie dürften aber kaum 100 Millionen Mark rechnet die Forstverwaltung mit einem Fehlbetrag von 20 Millionen Mart. minolta

Die Dinge liegen heute so, daß das Holz im Wald liegt und verfault. Es werden Preise für Holz geboten, die nicht einmal die Gestehungskosten decken. Sollte nicht, so fragt man, fich eine andere Verwendung für dieses Holz ergeben, als daß es verfault? Könnte man dieses Holz nicht als Bau- und Brenn­holz den Arbeitslosen zur Verfügung stellen? Diese Anregung ist von der Sozialdemokratie gegeben worden. Es müssen sich Mittel und Wege finden lassen, sie zu verwirklichen.

Maffensterben im Altersheim.

Fünfzig Personen mit verdorbenem Fleisch vergiftet. Paris  , 2. Oktober.  ( Eigenbericht.) Wie das Journal" aus Madrid   meldet, sind am Donnerstag 50 Insassen eines Altersheims in Alicante   nach dem Genuß von verdorbenem Fleisch an Vergiftungserscheinungen erkrankt. Bis Mitternacht  seien bereits 14 der Erkrankten gestorben. Man habe wenig Hoffnung, die übrigen zu retten. Der Gouverneur

von Alicante   habe sofort eine Untersuchung angeordnet. udes

Bankräuber erhängt sich.

Selbstmord in der Gefängniszelle.

Meißen  , 2. Oftober.

Der Versorgungsanwärter Erich Wagner, der gestern einen Raubüberfall in der Meißener   Stadtbank verübt hatte, jedoch sofort nach der Tat festgenommen werden konnte, hat in der Nacht zum Donnerstag in der Gefängniszelle Selbstmord begangen. Er riß sein Hemd in Streifen, die er zu einer Leine zusammenknüpfte, an der er sich erhängte. Wagner hat sich nicht in wirtschaftlicher Notlage befunden. Er ist im September vorigen Jahres nach zwölf­jähriger Dienstzeit vom Artillerie- Regiment Nr. 4 in Dresden   ent­lassen worden.

Nazi fingiert Überfall.

Damit er renommieren fann.- Gelbstverstümmlung. Bor etwa 3 Wochen erschien der 18jährige Kurt Witte   aus der Hohenstaufenstraße 58 noch spät abends auf einem Polizei­revier und gab ar, in der Schwerinstraße von sechs Männern, die zweifellos der Kommunistischen Partei angehört hätten, über= fallen worden zu sein.

Witte ist Mitglied der Hitlerjugend und zunächst schien die Anzeige des angeblich Ueberfallenen durchaus glaubwürdig, da es in dieser Gegend wiederholt zu politischen Ueberfällen und Schläge­reien kommt. Auf dem Revier streifte der Hitlerjüngling dann seinen Rocärmel hoch und zeigte den Beamten am rechten Arm eine blutende Verlegung, die sich bei näherer Betrachtung als ein eingerigtes Hafenkreuz herausstellte. Witte behauptete. daß ihn seine Gegner zu Boden geworfen und ihm das Hakenkreuz mit einem Meffer beigebracht hätten. Der Polizei famen jetzt Bedenken, denn es war wenig wahrscheinlich, daß sich die mußmaß lichen fommunistischen Täter zu dieser Aktion die Zeit und Mühe genommen haben sollten. Der Hakenkreuzler wurde daraufhin von der Polizei ins Gebet genommen und nach längerem Leugnen gab er zu, den ganzen Ueberfall erdichtet und sich das eingerigte Hafen­freuz am Unterarm selbst beigebracht zu haben. Mitte hat die Tat