Eine ,, Bomben". Reflame.
Das Börsenblatt der Buchhändler wirbt für Hochverräter.
Drei Theater eröffnen
Saison der Lustspiele
Karl Rößler: ,, Das versl... Geld."
Theater in der Behrenstraße.
Der Börsenverein der deutschen Buchhändler zu Leipzig gibt eine täglich erscheinende Zeitschrift, das„ Börsenblatt für den deutschen Buchhandel" heraus, die in der Hauptsache mit Inseraten verschiedener Verlagsfirmen gefüllt ist. In Nr. 225 dieser Zeitschrift( vom 28. September) findet sich auf dem Titelblatt ein ganzseitiges Inserat des Brunnen- Verlags, in dem für das Buch des zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilten Bombenwerfers Herbert Karl Rößler, der berühmte Autor der Fünf Frankfurter " und des ,, Feldherrnhügels", hat einen Tag vor der Uraufführung feines neuesten Wertes einen fleinen Auffaz veröffentlicht, in dem der Sag vorkommt:„ Es ist ein Lustspiel, also werden es viele mit dem Wort Kitsch abtun."
Bold ,,, Rebellen um Ehre", Reflame gemacht werd. Dieses Inferat sieht so aus:
Ein flammendes, glühendes, vulkanisches NachkriegsAbenteurerbuch, in dessen heißen Atem der Leser immer mieder voll Begeisterung hineinjauchzen möchte. 20 in dem Jahrzehnt nach dem Umfturz in Deutschland gekämpft wird, oberirdisch oder unterirdisch, da ist Her= bert Bold dabei, zuletzt unter der schwarzen Fahne des Bauernaufstandes mit Bomben gegen die Bollstreckungsbeamten der Republik in Schleswig Holstein . Da zwischen ist er, immer rastlos, immer Aktivist, immer für Deutschland tätig, immer im Kampf mit Cumpen und Verrätern, in Italien und in Amerika . Sein Buch bringt die erste große Aufklärung über das ganze Aufbäumen der Starken wider den November und ist in einem so hinreißenden, fünstlerisch impressionistischen Fluß geschrieben, daß einst nach der kommenden Wende, vielleicht bald, einzelne Kapitel daraus als vorbildliche Stilproben wohl in unsere Schullesebücher fommen fönnten."
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Das ,, Börsenblatt", das offizielle Fachorgan der deutschen Buchhandels, ist angeblich neutral. Diese ,, Neutralität" hat allerdings richt verhindert, daß häufig Inserate linksstehender Berlage von der Redaktion zensiert oder zurückgewiesen wurden. Gegenüber den rechtsstehenden Berlagen ist jedoch die Redaktion un geheuer tolerant. Beweis: das Inserat des Brunnen- Verlages, das einen megen verbrecherischer Untaten zu Recht verurteilten Feind der Republik mit der Märtyrergloriole umgibt. Wo blieb hier die Zensur des Börsenblattes"? Wo die politische Neutralität"? Oder gehört es nun zu den neuesten Trics der offenen Feinde der Republif, auf angeblich neutralem Papier in bezahlten Inseraten ihr Gift zu verfprizen? Gibt es in Leipzig nicht Staatsanwälte, Die es als ihre Amtspflicht betrachten, die Republit vor diesen lite= rarischen Erzessen zu schützen? Und amtiert in Leipzig nicht auch die Reichsanwaltschaft, die sonst mit Antlagen wegen ,, literarischen Hochverrats" nicht gerade sparsam umgeht?
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Justiz und Hakenkreuz.
Empörung in Hamburg über das Pohl- ürteil.
Hamburg , 2. Oftober.( Eigenbericht.)
Das Urteil in dem Prozeß gegen den nationalsozialisti fchen ehemaligen Polizeimachtmeister Pohl, ber sich vor dem Hamburger Schwurgericht wegen des Revolveranschlags auf den Regierungsrat Lafsally zu verantworten hatte und auf zwei Jahre Gefängnis lautete, erregt in Hamburger republikanischen Kreisen megen seiner demonstrativen Milde große Empörung. Es ist geradezu ein Schulbeispiel dafür, in welchem Maße sich die Justiz immer mehr zu einem Faftor entwickelt, von dem schwere politische und soziale Störungen ausgehen. Besonders die Urteile der Hamburger Gerichte in legter Zeit lassen diese Tendenz immer deutlicher erkennen. In dem Prozeß Pohl ließ schon die ganze Art der Prozeßführung erhebliche Zweifel an der Unparteilichkeit des Gerichts aufkommen. Alle Zeugen, die als Belastungszeugen aufs traten, wurden nach ihrer politischen Gesinnung und Parteizugehörigteit befragt, mas allerlei Rüdschlüffe auf die Einstellung des Gerichtsvorsitzenden zuließ. Auch der Umstand, daß zum Offizialverteidiger, also zu dem vom Gericht bestellten Verteidiger des Angeklagten, ausgerechnet ein Rechtsanwalt bestellt wurde, der auf der nationalsozialistischen Bürgerschaftsliste fandidierte und jetzt auch in die Bürger schaft gewählt ist, mußte natürlich befremdlich wirken. Der Urteils fällung sah man nach dem Verlauf der Prozeßführung also schon mit einiger Stepfis entgegen. Aber das Urteil und seine Begründung übertreffen noch diese Befürchtungen. Während der Staatsanwalt 5 Jahre Zuchthaus beantragt hatte, erkannte das Gericht nur auf 2 Jahre Gefängnis, obwohl es ausdrücklich den Tatbestand des Totschlagverfuchs anerkannte. Geradezu ungeheuerlich aber ist die Feststellung in der Urteilsbegründung, daß der Beamte sich berechtigterweise dem Gefühl hingeben fonnte, einem unzulässigen Drud" ausgefegt gewesen zu sein, denn die Polizei habe ihre Beamten tatsächlich bespizelt.
Welches Bertrauen fann man noch zu einem Gericht haben, das die berechtigte Sorge und Pflicht der Staatsbehörden, fich um die Zuverlässigkeit der zum Schutz der Republik eingerichteten Organe zu fümmern. als„ Spizelei" bezeichnet und dem Beamten, der entgegen der ausdrücklichen Dienstvorschrift mit Feinden der Republik Berbindung hält, das Recht zubilligt, fich einem unzulässigen behörd lichen Druck ausgesetzt zu fühlen? Das Urteil des Hamburger Gerichts ist ein weiteres Beispiel für die geradezu gefährliche Entwick lung der deutschen Juftiz!
In dem Rigaer Dailes Theater, das neben dem Nationaltheater das bedeutendste Schauspielhaus Lettlands ist, brach gestern nacht, zwei Stunden nach Schluß der Vorstellung, ein Brand aus, der den Dachstuhl zerstörte. Die Decke des Zuschauersaals stürzte ein. Bühne und Dekorationsräume konnten mit Hilfe der Feuerwehren vor Schaden bewahrt bleiben.
Der Komponist Carl Nielsen gestorben. Carl Nielsen , der bes deutendste dänische Komponist der Gegenwart, ist in der Nacht zum Freitag im Alter von 60 Jahren einem Herzleiden erlegen. Nielsen hat eine Reihe von Opern und Sinjonien sowie sehr viele Lieder und andere Musilwerte geschaffen. Er war Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und ordentliches Mitglied der Genossenschaft Deutscher Tonfeger.
Mit„ Flucht vor Michael" von E. Gregory- Haag eröffnet bas ntertationale Theater" am Dienstag, den 6. Ottober, seine Saison.
Wiedereröffnung der Wespen". Nachdem das Verbot gegen das flie gende Kabarett Die Wespen" beschränkt aufgehoben wdr, wurde das Sabarett am Freitag im Schubert- Saal wieder eröffnet.
Im Staatlichen Schauspielhaus am Gendarmenmarkt geht Mittwoch Peer Gynt" mit Heinrich George in der Titelrolle neueinstudiert in
Szere.
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Seine Ahnung hat ihn nicht betrogen. Man höre, was für eine Geschichte er sich für sein Lustspiel ausgedacht hat. Ein 21jähriges Mädchen ist zu einem Riefenvermögen gefommen und zur Alleinherrscherin eines großen Konzerns geworden. Aber der Reichtum schmeckt ihr nicht. lleberall reißt man sich um sie, und fie merkt, daß man es nur auf ihr Geld abgesehen hat. In ihrer Berzweiflung faßt sie den Entschluß, ein Mädchen wie alle anderen zu sein, zu arbeiten und etwas zu leisten. Mit falschen Papieren tritt fie als Stenotypistin in ihren eigenen Konzern ein und lernt dort den Mann kennen, der sie wirklich um ihrer selbst willen liebt.
Da hat sie großes Glück gehabt. Wir lieben jedenfalls diesen Typ von jungen Mädchen nicht. Er ist unwahr und verlogen, mit billigsten Mitteln ausgestattet, ein konstruiertes Etwas, ein Herzblättchen. Armut mit dem Scheckbuch in der Hand muß etwas Köstliches sein.
Ellen Schwannete spielt dieses junge Mädchen mit viel vertrampften Bewegungen, unfertig, unheutig und altmodisch. Es fehlt ihr nur noch ein Kleid aus den achtziger Jahren. In wohl tuendem Gegensatz zu ihr stehen sämtliche anderen Darsteller. An erster Stelle Maria Karsten, eine ewig telephonierende, bewegliche, charmante Salondame, die mit unendlicher Grazie die größten Dummheiten redet, der treuherzige Hans 3efch Ballot und Robby Sante, eine erfrischende Berliner Großschnauze. Der Beifall ist sehr stark, Darsteller und Autor werden oft vor die Rampe gerufen. Dgr.
,, Liebling, Adieu!"
Komödienhaus.
Es stimmt nicht alles in der Ehe des Generaldirektors Webster. Die Filmproduktion läßt wohl das Bankkonto in die Höhe schnellen, aber Gladys, die teure Gattin, liebt nun einmal Tobby Brown, den Filmhelden, der sich auf Naturburschen gelegt hat. Deshalb fnüpft der sonst sittenstrenge Generaldirektor eine Liaison mit Mary Bell, der Freundin Browns, an. Die Diagonalen überschneiden sich. Es soll geschieden und über Kreuz geheiratet werden. Im letzten Augenblid tommt man aber zu der Einsicht, daß die alten Berhältnisse die besten waren.
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Sie
Mar Bertuch und Lothar Sachs entwickeln diese Ehegeschichte zu einer heiteren, unbeschwerten Angelegenheit. schreiben einen pointierten Dialog und nehmen die Sache nicht wichtig und ernst. Sie umkleiden fie mit unaufdringlicher Ironie
Welt- Tierschutztag.
Ein Jubiläum der Zierschutzbewegung.
Am Sonntag, dem 4. Oktober, findet in ganz Deutschland und in allen zivilifierten Ländern, in denen sich der Tierschutzgedante durchgefeht hat, ein Welt- Tierschustag statt. Die Anregung dazu ist auf dem letzten der alle zwei Jahre stattfindenden Welt- Tierschuß tage in Florenz gegeben worden. Sie fommt also aus einem Land, in dem jener den Tieren predigende Heilige, Franz von Assisi , gelebt hat, dessen man ja auch am 4. Oktober zu gebenten pflegt, freilich auch aus dem Land, dessen Bogelfänger traurige Berühmt heit erlangt haben. Immerhin das ist ein gutes Omen für den Tierschußtag und eine frohe Botschaft für alle Bogelfreunde- gehen jetzt gerade von Italien Bestrebungen zur Schaffung eines internationalen Bogelgefeges aus; ein entsprechender Antrag, der dahin geht, zum Schutz besonders der für die Landwirtschaft wich tigen Vogelarten Gesegesvorschläge einzureichen, die dann in Rom auf einer internationalen Konferenz durchberaten werden sollen, ist an alle Kulturstaaten gerichtet und von den meisten auch zusagend aufgenommen worden.
Am Welt- Tierschutztag werden die der Tierschutzbewegung angehörenden deutschen Vereine allenthalben Feiern veranstalten, in denen der Tiere gedacht und der Gedanke der Tierliebe weiteren Kreisen nahegebracht werden soll. In Berlin , dem Hauptsitz des Deutschen Tierschutzvereins, wird u. a. eine größere Feier im 300 logischen Garten stattfinden, dessen Leiter Prof. Heck Ehrenmitglied ift. Gleichzeitig foll des Gründungstages dieses größten deutschen jähriges Jubiläum feiern fann.
Tierschutzvereins gedacht werden, der am 6. Ofteber fein neunzig
Ein lleberblick über seine Tätigkeit gibt eine kleine Vorstellung von dem, was für unsere vierbeinigen und gefiederten Freunde getan wird. Der Verein, der 1841 von dem Schulmann Dr. Gerlach gegründet wurde und heute rund 10 000 Mitglieder zählt, entfaltet eine sehr vielseitige Tätigkeit. Er erteilt Rat und Beistand in allen Tierschuhfragen, verfolgt Tierquälereier jeder Art, läßt durch eigene Tierschußinspektoren Markthallen, Schlachthöje, Biehmärkte und Biehtransporte, Tierhandlungen usw. fontrollieren, beaufsichtigt den amtlichen Hundefang, läßt fleine, verunglückte Tiere durch Motor fahrzeuge abholen, fauft bei den Versteigerungen des amtlichen Tierfanges Hunde an, damit sie nicht der Bivisektion verfallen, fucht bei den Behörden eine Revision unserer veralteten und ungenügenden Tierschußgesetzgebung zu erreichen und wirbt in Wort, Schrift und Bild für feinen schönen Gedanken. Arbeit gibt es genug, allein in den legten zehn Jahren waren z. B. rund 20 000 Anzeigen wegen Tierquälerei an den Verein zu verfolgen; ein recht undankbares Geschäft übrigens, da sehr viele Leute weniger den Tieren helfen, als ihren Mitmenschen eins auswischen wollen. In Berlin- Lankwitz verfügt der Verein über ein großes, mit den modernsten sanitären Einrichtungen versehenes Heim, in dem gegen mäßige Berechnung gesunde und frante Tiere von geschultem Personal gepflegt und be handelt werden. Ein zweites, auf das modernste eingerichtetes, Tag und Nacht geöffnetes Tierheim, verbunden mit dem amtlichen Tierfang, befindet sich im Norden der Stadt Berlin . Dort werden Liere zur Weitergabe an Tierfreunde abgeliefert, andere zur tierärztlichen Behandlung gebracht, altersschwache und schwertrante zur schmerz fofen Tötung eingeliefert, auf den Straßen verunglückte versorgt. Ein Inspektor, drei Tierärzte und einige geschulte Bärter sind hier tätig. 1929 durchliefen rund 33 000 Tiere die beiden Anstalten.
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Die Liebe zu den Tieren, frei von sentimentaler Uebertreibung,
mehr nügt; es liegt auch ein tiefer Sinn in der Beziehung des natur entwachsenen Menschen zum Tier, das noch ganz Natur ist, und Schließlich: beweisen mir nicht erst durch das Verständms für die Kreatur, daß wir wahrhaft Menschen sind?
und machen sich über sich selbst lustig. Willy Rosen bietet dazu eine Musterkarte schmissiger Musik, die sogar beim Inrischen Tango Wirkungen, und diese Rhythmik unterstreicht noch die Kapelle Hans oder English Balse nicht ins Gefühlsduseliche abgleitet. Rosen be wahrt immer seinen untrüglichen Instinkt für starte, rhythmische Sommer, die sich delikat dem Gesang anschmiegt.
Das amüsante Luftspiel erlebt in der Regie von Felix Basch eine ausgezeichnete Aufführung. Friß Schulz glänzt als miziger, einfallsreicher Spieler, der Jungenhaftigkeit und Ironie gleichzeitig meistert. Sein Lobby Brown ist das Kind mit dem Schmollippchen und der verwöhnte Star, der sich aber nicht allzu wichtig nimmt. Seine Partnerin Lizzi Nazler, eine schöne, temperamentvolle Frau, ist eine starke Begabung. Sie beherrscht die Klaviatur der Sicherheit. Adolf Wohlbrück und Carla Carlsen stilisieren Naivität und Koketterie, und sie tanzt grotest und mit rhythmischer sich mehr auf seriöse Haltung. Paulig und Morgan holen sich in fleinen Rollen ihren Erfolg.
aus.
„ Schwindelmeyer& Co."
Wallner Theater.
-t.
Verkleidungskomödien üben stets großen Reiz auf das Publikum Brandes Charleys Tante" ist heute noch unvermellt, aber bei Franz Effners Schwant ,, Schwindelmeyer u. Co." merft man in einen Cancan holden Blödsinns verweben. zu start die flappernde Technit. Effner tann nicht vier Personen Abgänge erscheinen manchmal gezwungen. Einer verläßt die Bühne, Die Auftritte und meil ein anderer fein Sprüchlein auffagen will. Sonst liegt tein lauer und in das Deutsch der" Romanperlen". Die Situationen Grund vor. Und was man aussagt, gehört in das Gebiet der KaMöglichkeit der Komik getrieben. Die Beteranen des deutschen selbst erfahren feine Steigerung und sind nicht einmal bis zur letzten Schwants wie Moser, Schönthan oder Kadelburg verstanden das Brauen der Rezepte besser.
Es sind die üblichen Typen vertreten: der weibliche Haustyrann, der Pantoffelheld in seinem heroischen Kampf um den Hausschlüsselt, die hübsche Nichte und der smarte Liebhaber, der in diesem Fall Schauspieler und Verwandlungstünstler ist und die Handlung in Fluß bringt und sie aufpulvert. Der Schauspieler tritt als außer eheliche Tochter auf, als längst verschollener Geliebter und schiebt alles in die richtigen Gleise. Am Schluß darf er die hold erglühende Jungfrau als Braut umarmen.
Unter Erwin Biegels Regie wird treu und brav gespielt. Biegel ist der Pantoffelheld, der plötzlich zum Schrecken seiner Familie zu schlafwandeln beginnt. Er gibt ihn mit behaglichem Humor und schläfriger Breite. Jeanette Bethge spielt den feuerspeienden Hausdrachen in vollem Glanz handwerkskundiger Schwant. routine. Albert Probed zeigt sich als dezenter Verwandlungsfünstler und Editha Nadolph ficht hübsch aus und miemt recht gefchidt Munterfeit.
„ Oberon."
F. Sch.
Reueinstudierung in der Lindenoper. 390
Webers Oberon"-Mufit, die Mufit einer frühen und herben Romantit, ist an lebensunfähiges Speftafelstück gebunden, das ganz auf äußerliche Effefte ausgeht, auf Verwandlungen und Ballettszenen, Ausstattungsprunt und Maschinenzauber. Sie iſt, man weiß es, von dem totkranten Meister für das Covent Garden Theater in London auf Bestellung geschrieben. Er hatte keine Wahl. mit übermenschlicher Energie fämpfte er gegen Schwäche und Verfall; unter Qualen entrang er fich Stüd für Stück diefer mühelos schwebenden unnachahmlich beschwingten Mufit.
An Bersuchen, die Schwächen des Singspiels zugunsten der meisterlichen Partitur auszumerzen, hat es nicht gefehlt. Die gefchmadvollite Lösung gelang feinem geringeren als Gustav Mahler , der den Dialog auf ein Mindestmaß beschränkte und alle fremden Zutaten vermied. Seine Bearbeitung lag der Neueinstudierung in der Staatsoper zugrunde, die fein größter Jünger leitete: Bruno
noch im Ensemble waren die Gesangsleistungen denen des Dirigenten
alter, seit einem Menschenalter zum ersten Mate wieder in der Lindenoper am Pult. Er war der Star, die große Sensation der Aufführung. Gleich die Ouvertüre, diese abgespielte, durch alle Kaffeehäuser gehegte und troß allem herrliche Ouvertüre war eine Meisterleistung an flanglicher Tönung und rhythmischer Prägnanz. Die dynamischen Schattierungen, die kammermusikalischen Feinheiten, das subtile Kolorit des Orchesterklangs waren den ganzen Abend über die stärksten Aktivposten, die über manche Schwächen des Gesamteindruds hinwegtrösten mußten. Weder im einzelnen und Orchesters ebenbürtig. Am besten Helge Roswaenge als Hüon und Domgraf- Fasbaender als Scherasmin. Rose Pauly( Rezia) war schauspielerisch vollendet, hatte aber ihre Stimme nicht ganz in der Gewalt. Lotte Schöne sang den Oberon, Elfriede Marherr die Fatime.
Regie( Hörth), Bühnenbilder( Strnad) und Tänze ( a ban) waren gleicherweise uneinheitlich. Gelungene Dekora tionen standen neben mißlungenen, sparsame neben überladenen; in der Bewegung reizvolle Tanzizenen neben langweiligen und schon tonventionell gewordenem Arm- und Beingerudere. Es gab manchen gefährlich toten Punkt. Die Chöre( Rüdel) flangen ganz ausgezeichnet. Walter wurde stürmisch gefeiert. A. W.
Birseforn greift ein."
Titania- Palaft.
Felig Bressart ist dieser Hirsekorn, der erst als SchmierenSchauspieler tätig ist und nachher Chauffeur bei einer mondänen Schriftstellerin wird. Es ist viel Kitsch um Breffart. Rudolf Ber nauer und Rudolf Desterreicher, von denen der eine Regisseur und der andere Produktionsleiter ist, schrieben nämlich ein unmög liches Manuskript. Mit einer Blöglichkeit, die sie selbst erschreckt, und einer Tiefgründigkeit, vor der sie offenbar selbst erschauern, entdecken sie, daß es hier auf Enden zwei Welten gibt. Damit die sich miteinander versöhnen, schreibt ein Werkstudent einer mondänen Schriftstellerin einen Brief. Sie geht vors Fabriktor, und es bandelt fich sofort ein Liebesverhältnis an, das über mehrere. Stationen des Mißverstehens zur Ehe führt.
Die weibliche Hauptrolle spielt Charlotte Susa Schauspielerisch bietet sie gar nichts, sie verläßt sich nur auf ihre gute eleganten van 21te n genau albern, wie ihre Rolle es ihr vorschreibt. Als wahre Menschen wirten nur Rosa Baletti und Rolf van Goth.
Doch ist auch etwas Erfreuliches zu melden, die Orgel spielt wieder. c. b.